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Die Moiren oder Moirai altgriechisch Moῖrai Moirai lateinisch Moerae Sg Moira Moῖra Moira deutsch Anteil Los Schicksal lateinisch Moera sind in der griechischen Mythologie eine Gruppe von Schicksalsgottinnen Ihre Entsprechung in der romischen Mythologie sind die Parzen Bei den Etruskern stehen die Moiren uber den Gottern Die drei Moiren erschlagen mit Bronzekeulen wahrend der Gigantomachie die beiden Giganten Agrios und Thoas Pergamonaltar Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Mythos 3 Attribute 4 Etruskische Religion 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenAls Appellativum bedeutet das Wort moira einen Teil des Ganzen wie den Anteil an einer Kriegsbeute Seit Homer steht es daruber hinaus fur das allen Lebewesen von Geburt an zugeteilte Schicksal das als zwangslaufige Folge der gottlichen Rollenverteilung entsteht 1 Der Begriff moira ist inhaltlich ambivalent da er zwar in der Regel mit Unheil verbunden wird und euphemistisch fur den Tod gebraucht wird aber auch fur das Gluck des vom Schicksal Begunstigten stehen kann Die negative Hauptbedeutung uberwiegt nicht nur in der Literatur sie wird auch aus zahlreichen Grabinschriften vom sechsten vorchristlichen Jahrhundert bis in die Spatantike deutlich 2 Mythos Bearbeiten nbsp Moiren bei der Geburt des Achilles Haus des Theseus Paphos Zypern 5 Jh n Chr In der altesten Literatur den Epen Homers kommt die Moira fast ausschliesslich in der Einzahl vor jedoch nicht im Sinne einer einzelnen Gottin sondern als personifiziertes Schicksal jedes einzelnen Menschen Die Unterscheidung zwischen dem appellativen Gebrauch von moira und des Gebrauchs als Personifikation ist dabei oft nicht moglich Deutlich als Gottin erkennbar wird sie etwa wenn sie im Kampf gemeinsam mit Thanatos oder den Keren erscheint In der Ilias erscheint sie als diejenige die jeden nach Ablauf seiner Lebenszeit dem Ende zufuhrt etwa wenn Lykaon sagt dass sie ihn zum zweiten Mal den Peliden ausgeliefert habe 3 oder wenn Hektor ihretwegen allein vor den Mauern Trojas bleiben muss 4 und sie ihn heimsucht als sein Leben beendet wird 5 Im Kampf fuhrt sie Amphios dem Aias 6 und Tlepolemos dem Sarpedon zu 7 da ihre Zeit zu sterben gekommen ist Die Vorstellung dass sie fur die Sterblichen bei der Geburt einen Faden spinnt in den das Schicksal bereits hineingesponnen wurde erscheint bei Hektor als er nach seinem Tod von Hunden angefressen wird 8 oder bei Achilleus der wenn seine Zeit gekommen ist alles ertragen muss was ihm das Schicksal zugesponnen hat 9 jedoch nicht vorher als seine Zeit nicht gekommen war und Hera ihn noch beschutzen kann 10 In dieser Bedeutung erscheint sie auch wenn Agamemnon sagt dass Zeus Moira und Erinys ihm Verblendung ins Herz gegeben haben 11 In der Mehrzahl erscheinen die Moiren bei Homer nur ein einziges Mal und das auch ohne Namensnennung 12 In der Odyssee erscheinen die spinnenden Schwestern an einer Stelle als die Kataklothes Kataklῶ8es Kataklṓthes deutsch Zuspinnerinnen 13 Das Verhaltnis der Gotter zu den Moiren scheint darauf hinzudeuten dass die Gotter das von ihnen bestimmte Schicksal nicht abandern konnen Zeus will Sarpedon retten dessen Zeit abgelaufen ist kann es aber nicht ohne die sonstige Ordnung zu zerstoren 14 Besonders er als oberster Gott kann die bestehende Ordnung nicht storen und wird deshalb auch als Zeus Moiragetes verehrt In der nachhomerischen Literatur treten die Moiren meist als Trias auf ihre Namen sind Klotho Klw8w Klōthṓ deutsch die Spinnerin Lachesis Laxesis Lachesis deutsch die Zuteilerin und Atropos Ἄtropos Atropos deutsch die Unabwendbare Uber ihre Abstammung gibt es verschiedene Varianten In Hesiods Theogonie werden die drei Moiren an einer Stelle als Tochter der Nyx 15 an anderer Stelle als Tochter des Zeus und der Themis und als Schwestern der Horen genannt 16 Bei den Orphikern sind sie Tochter der Nyx 17 oder der Gaia und des Uranos 18 Epimenides nennt sie die Tochter von Kronos und Euonyme 19 Die Literatur bezeugt die anhaltende Vorstellung der grossen Macht der Moiren die jedoch nie verbindlich ausgestaltet wurde Da die Moiren als uberall anwesend gedacht werden konnten erscheinen sie auf dem Olymp ebenso wie im Hades dem Tartaros oder unter den Menschen Ihre Zuschreibungen variieren zwischen den Extremen als Chthonioi bis zu Olympioi an der Seite des Zeus und sie werden sowohl in die Nahe der Horen als auch der Erinyen und Keren geruckt In Hesiods Schild des Herakles stehen sie auf dem Kampfplatz bereit wenn die Keren sich auf ihre Opfer sturzen die Keren erscheinen hier lediglich als Vollstrecker des von den Moiren besiegelten Schicksals 20 Zur Betonung ihrer Nahe zueinander werden die Erinyen bei den Orphikern als Moiren bezeichnet 21 und in einem Hymnus bei Stobaios werden Klotho und Lachesis angerufen damit diese die Horen schicken 22 Bei Pindar erscheinen sie als Gottinnen des Rechts die bosem Ansinnen fern stehen 23 Sie fuhren Zeus die Themis als Gattin zu 24 unterstutzen Herakles dabei die Olympischen Spiele zu stiften 25 sind die Gottinnen die mit Eileithyia bei einer Geburt erscheinen 26 und werden ganz allgemein als hilfreiche Gottinnen angerufen 27 Pausanias erwahnt bei einer Bildbeschreibung der Tyche diese sei bei Pindar eine der Moiren gewesen 28 Aischylos betont die Verwandtschaft zu den Erinyen die bei ihm gemeinsam fur die Manneskraft und das Gluck der Braute und als Ordnerinnen des Rechts gepriesen werden 29 auch wenn das Recht von Apollon durchbrochen wird 30 In Der gefesselte Prometheus wird die Macht der Moiren und Erinyen als gleichermassen fur Menschen und Gotter bindend dargestellt Sie fuhren das Steuerruder der Notwendigkeit selbst Zeus als derjenige der das Gesetz des Schicksals regelt kann dem bereits bestimmten Schicksal nicht entkommen 31 Bei Euripides werden die Moiren von Apollon uberlistet 32 werden aber auch als die Zeus Thron am nachsten Sitzenden angerufen und in der Bibliotheke des Apollodor erwirkt Apollon durch Bitten die Verlangerung des Lebens von Admetos 33 Bei Aristophanes erscheinen sie in der Unterwelt 34 singen aber auch auf der Hochzeit von Zeus und Hera 35 Attribute Bearbeiten nbsp Gotterszene auf einem romischen Sarkophag ca 240 n Chr In der Mitte die Moiren Lachesis mit Globus und Klotho mit SpindelIn alteren Kunstwerken finden sich noch keine Attribute der Moiren spater dann das Skeptron In romischer Zeit tragt Klotho eine Spindel Lachesis ein Losstabchen oder einen Globus und Atropos Schriftrolle oder tafel oder eine Sonnenuhr Die Bibliotheke des Apollodor schildert sie in ihrem Kampf gegen die Giganten Agrios und Thoon als mit Eisenkeulen bewaffnet 36 Etruskische Religion BearbeitenZur etruskischen Religion gehorte die Vorstellung von der Verganglichkeit des Menschen und der Volker So waren den Etruskern acht oder nach anderen Quellen zehn saecula der Existenz gegeben Ein Saeculum reichte dabei bis der letzte starb der im vorangehenden Saeculum geboren worden war Der Tod des Einzelnen konnte durch religiose Rituale um bis zu zehn Jahre das Ende des etruskischen Volkes um bis 30 Jahre hinausgezogert werden Einen ersten Aufschub gewahrte der oberste Gott Tinia fur einen zweiten aber waren die noch uber den Gottern waltenden Moiren zustandig deren Namen auszusprechen den Etruskern nicht erlaubt war 37 Literatur BearbeitenPaul Weizsacker Wilhelm Drexler Moira In Wilhelm Heinrich Roscher Hrsg Ausfuhrliches Lexikon der griechischen und romischen Mythologie Band 2 2 Leipzig 1897 Sp 3084 3103 Digitalisat Thomas Blisniewski Kinder der dunkelen Nacht Die Ikonographie der Parzen vom spaten Mittelalter bis zum spaten XVIII Jahrhundert Dissertation Koln 1992 mit ausfuhrlicher Bibliographie zu Moiren und Parzen sowie deren Nachleben in der Kunst Luise Seemann Marsyas und Moira Die Schichten eines griechischen Mythos freigelegt Mit Hilfe der archaologischen und literarischen Quellen ausgehend von zwei antiken Sarkophagen Religionswissenschaftliche Reihe Band 23 Diagonal Verlag Marburg 2006 ISBN 3 927165 95 6 Gernot Michael Muller Moiren In Maria Moog Grunewald Hrsg Mythenrezeption Die antike Mythologie in Literatur Musik und Kunst von den Anfangen bis zur Gegenwart Der Neue Pauly Supplemente Band 5 Metzler Stuttgart Weimar 2008 ISBN 978 3 476 02032 1 S 436 440 Markos Giannoulis Die Moiren Tradition und Wandel des Motivs der Schicksalsgottinnen in der antiken und byzantinischen Kunst Jahrbuch fur Antike und Christentum Erganzungsband Kleine Reihe Band 6 Aschendorff Munster 2010 ISBN 978 3 402 10913 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moiren Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Moiren im Theoi Project englisch Einzelnachweise Bearbeiten Homer Odyssee 19 592 f Fur jedwedes Ding haben die Unsterblichen jedem Sterblichen seinen Anteil bestimmt August Mayer Moira in griechischen Inschriften 1927 Homer Ilias 21 83 Homer Ilias 22 5 Homer Ilias 22 303 Homer Ilias 5 613 Homer Ilias 5 629 Homer Ilias 20 128 Homer Ilias 21 209 Homer Ilias 20 196 Homer Ilias 19 87 Homer Ilias 24 49 Homer Odyssee 7 197 Homer Ilias 16 433 ff Hesiod Theogonie 217 f Hesiod Theogonie 901 ff Orphischer Hymnus 58 Orphisches Fragment 39 Epimenides 961 Hesiod Schild des Herakles 258 Orphischer Hymnus 69 12 Stobaios Eclogae 1 5 12 Pindar Pythien 4 145 Pindar Fragment 6 Pindar Olympien 10 52 Pindar Olympien 6 42 Pindar Isthmien 5 18 Pausanias 7 26 8 Aischylos Eumeniden 956 ff Aischylos Eumeniden 170 723 ff Aischylos Die Schutzflehenden 673 Euripides Alkestis 12 32 Bibliotheke des Apollodor 1 9 15 Aristophanes Die Frosche 453 Aristophanes Die Vogel 1734 ff Bibliotheke des Apollodor 1 6 2 Friedhelm Prayon Die Etrusker Geschichte Religion Kunst 4 Aufl C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 41040 5 S 79 Normdaten Person GND 118932098 lobid OGND AKS VIAF 64806680 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moiren amp oldid 222892168