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Die Nomoi griechisch Nomoi Nomoi nɔmɔɪ lateinisch Leges deutsch Gesetze sind ein in Dialogform verfasstes Spatwerk des griechischen Philosophen Platon Das fiktive literarisch gestaltete Gesprach uber Staatstheorie ist Platons umfangreichste Schrift An der Diskussion sind drei alte Manner beteiligt der Kreter Kleinias der Spartaner Megillos und ein Athener dessen Name nicht genannt wird Platon romische Kopie des griechischen Platonportrats des Silanion Glyptothek Munchen Das Thema des Dialogs ist die Suche nach der bestmoglichen Staatsverfassung und deren Ausgestaltung im Detail Zunachst werden Zielsetzung und Prinzipien einer umsichtigen Gesetzgebung besprochen und historische Beispiele herangezogen dann wendet sich das Gesprach konkreten Einzelheiten der Beschaffenheit eines optimal eingerichteten Staates zu Es wird erortert unter welchen Voraussetzungen ein solcher Staat entstehen konnte und wie das Zusammenleben seiner Burger zu regeln ware Angestrebt wird diejenige Verfassung die den Burgern dauerhaft die gunstigsten Lebensverhaltnisse gewahrleistet Die aretḗ Tuchtigkeit Tugend der Burger ist das Staatsziel dem alles untergeordnet wird Kleinias gehort einem Gremium seiner Heimatstadt Knossos an das die Grundung einer neuen Siedlung auf Kreta vorbereitet Dieses Projekt nehmen die drei Staatstheoretiker zum Anlass auf einer Wanderung gemeinsam das Modell eines idealen Stadtstaats auszuarbeiten wobei der Athener alle wesentlichen Ideen beisteuert In ihrem Entwurf legen sie neben allgemeinen Grundsatzen auch eine Fulle von Einzelheiten fest Sie konzipieren detaillierte Vorschriften um dem neuen Gemeinwesen eine stabile Basis zu verschaffen Eine Hauptaufgabe der Gesetzgebung sehen sie darin sozialen Verfallserscheinungen und einem Niedergang der staatlichen Gemeinschaft vorzubeugen Besondere Aufmerksamkeit widmen sie der Organisation einer sorgfaltigen Erziehung der Jugend Grundlegend ist das Prinzip der Massigung das verhangnisvollen Exzessen vorbeugen soll Die Nachteile der einseitigen Regierungsformen Alleinherrschaft und Demokratie sind zu vermeiden Daher empfiehlt sich eine ausgewogene Mischverfassung Regieren soll eine durch Charakterstarke und Sachkompetenz qualifizierte Elite Gerechtigkeit soll fur Eintracht sorgen Dem Staat kommt eine fursorgliche erzieherische Rolle zu er schafft die optimalen Rahmenbedingungen fur eine gelungene Lebensfuhrung der Burger Das Streben nach Tugendhaftigkeit bleibt nicht dem Ermessen des Einzelnen uberlassen sondern wird als kollektive Aufgabe aufgefasst Daher greift der Staat tief ins Privatleben ein Ein wichtiger Aspekt ist der Einklang zwischen den Menschen und den Gottern denn der harmonisch geordnete soziale Organismus soll in die umfassende Harmonie des Kosmos eingebettet sein In diesem konservativen ganz auf Stabilitat ausgerichteten Modell kommt die hochste Autoritat im Staat den Gesetzen zu Fur die strikte Einhaltung der Bestimmungen hat ein aufwandiges System von Kontrollen und Strafen zu sorgen In der Neuzeit hat der Dialog wie schon in der Antike ein zwiespaltiges Echo gefunden Moderne Kritik richtet sich vor allem gegen autoritare Zuge des Gesetzeswerks das Mandat des Staates zur moralischen Erziehung der Burger auch mit Zwangsmitteln erregt Befremden Inhaltsverzeichnis 1 Ortliche Gegebenheiten 2 Teilnehmer und Umstande 3 Inhalt 3 1 Das Ziel der Gesetzgebung Bucher I und II 3 2 Lehren aus der Geschichte Buch III 3 3 Die Staatsgrundung Bucher IV und V 3 4 Die staatliche und soziale Ordnung Bucher V XII 4 Politischer und philosophischer Gehalt 5 Entstehungszeit und Authentizitatsfrage 6 Rezeption 6 1 Antike 6 2 Mittelalter 6 3 Fruhe Neuzeit 6 4 Moderne 7 Ausgaben und Ubersetzungen 8 Literatur 9 Weblinks 10 AnmerkungenOrtliche Gegebenheiten Bearbeiten nbsp Das Ida Gebirge Psiloritis Massiv von Norden Die fiktive Diskussion findet auf der Insel Kreta statt um die Zeit der Sommersonnenwende die maximale Lange des Tageslichts passt zum gewaltigen Umfang des Themas 1 Die drei Beteiligten Kleinias Megillos und der Athener unternehmen eine Wanderung Sie steigen von Knossos zu einer Grotte auf wo sich ein Heiligtum des Gottes Zeus befindet Sehr wahrscheinlich ist nicht die als Geburtsstatte des Zeus verehrte diktaische Grotte gemeint sondern die idaische Grotte im Ida Gebirge sudwestlich von Knossos etwa 100 Meter oberhalb der Hochebene von Nida Dort soll der Gott nach seiner Geburt aufgezogen worden sein Der archaologische Befund vermittelt einen Eindruck von der Bedeutung der Grotte als Kultstatte 2 nbsp Das Ziel der Wanderung Eingang der idaischen GrotteDer Eingang der idaischen Grotte liegt auf 1538 Metern Hohe Fur den Aufstieg sind unter antiken Verhaltnissen etwa zwolf bis dreizehn Stunden zu veranschlagen 3 Da die drei Wanderer betagt sind legen sie ofters Ruhepausen ein wozu auch die druckende Hitze Anlass gibt 4 Unterwegs erortern sie das grosse Thema der optimalen Gesetzgebung und konzipieren ihren Verfassungsentwurf Am Ende der Diskussion ist die Grotte noch nicht erreicht In der Forschung ist erwogen worden dass das Projekt der Koloniegrundung einen historischen Hintergrund haben konnte 5 Die Kolonie wird bei Platon Stadt der Magneten genannt 6 Sie soll also den Namen Magnesia erhalten den laut Angaben im Dialog schon eine fruhere Siedlung am selben Ort trug die vor langer Zeit von ihren Bewohnern verlassen wurde 7 Eine im spaten 3 Jahrhundert v Chr angefertigte Inschrift aus der kleinasiatischen Stadt Magnesia am Maander die deren Grundungssage uberliefert nimmt auf ein alteres kretisches Magnesia Bezug das sich zwischen Gortyn und Phaistos in der Ebene von Mesara befunden habe Von dort seien die Vorfahren der kleinasiatischen Stadtburger eingewandert wobei sie ihre bisherige Siedlung aufgegeben hatten Umstritten ist ob diese Sage einen historischen Kern hat und wie sich die inschriftliche Uberlieferung zu Platons Nomoi verhalt Ein archaologischer Hinweis auf die Existenz einer Siedlung dieses Namens auf Kreta fehlt 8 Teilnehmer und Umstande BearbeitenDas Gesprach findet in freundschaftlicher von gegenseitigem Respekt gepragter Atmosphare statt Es verlauft konstruktiv und fuhrt zu Ergebnissen die von allen Beteiligten gebilligt werden Dadurch unterscheiden sich die Nomoi von vielen Dialogen Platons in denen gegensatzliche Charaktere und Auffassungen aufeinanderprallen Die Beteiligung eines kretischen eines spartanischen und eines athenischen Gesprachspartners hangt mit dem Thema zusammen Die drei Manner reprasentieren drei Verfassungstraditionen die in Griechenland in hohem Ansehen standen Die Gesetze der kretischen Stadte wurden auf den mythischen Gesetzgeber Minos zuruckgefuhrt der sein Wissen nach der Legende in der idaischen Grotte von seinem Vater Zeus empfangen hatte Die Wanderung zur Grotte ist somit auch als Huldigung an den gottlichen Urheber der kretischen Institutionen aufzufassen 9 Die Verfassung Spartas galt als Werk des legendaren Weisen Lykurg die dortigen Gesetze und Sitten waren stark auf die Forderung asketischer Disziplin zwecks Erhaltung der militarischen Kampfkraft ausgerichtet und die Spartaner waren fur ihr unbeirrtes Festhalten an den ererbten Einrichtungen und Normen bekannt Die oft bewunderten spartanischen Tugenden wurden mit der Treue zum lykurgischen Staatsmodell in Verbindung gebracht Die athenische Verfassung stammte in ihren Grundzugen von Solon der als einer der Sieben Weisen in hochstem Ansehen stand Somit brachte jeder der drei Teilnehmer des Dialogs eine besondere Erfahrung mit Kleinias ist vielleicht eine von Platon frei erfundene Gestalt einen Beleg fur seine historische Existenz gibt es nicht Im Dialog ist er ein angesehener Burger von Knossos Seine Heimatstadt hat ihn beauftragt zusammen mit neun weiteren Sachverstandigen die Grundung einer Kolonie vorzubereiten und lasst dem Zehnergremium bei der Einfuhrung der Gesetze fur die neue Siedlung freie Hand 10 Daher ist Kleinias an verwertbaren Anregungen sehr interessiert Fur ungewohnliche Gedanken ist er empfanglich Unklar ist ob Megillos eine historische Person oder eine fiktive Figur ist Einer Forschungsmeinung zufolge handelt es sich um einen Diplomaten der 408 407 v Chr als Mitglied einer dreikopfigen spartanischen Gesandtschaft nach Athen gekommen sein soll Damals befand sich der Peloponnesische Krieg in dem Athen und Sparta die Fuhrungsmachte der beiden feindlichen Bundnisse waren in seiner Endphase Die Gesandtschaft hatte den Zweck uber den Loskauf von Kriegsgefangenen zu verhandeln Ausserdem erwahnt der Geschichtsschreiber Xenophon einen spartanischen Gesandten namens Megillos der im Jahr 396 v Chr mit dem persischen Satrapen Tissaphernes verhandelte 11 Dieser Unterhandler ist vermutlich mit dem Spartaner der an der diplomatischen Mission in Athen teilnahm identisch 12 Jedenfalls hat Platon seinem Megillos die Zuge verliehen die man von einem typischen Spartaner erwartete In den Nomoi agiert Megillos zuruckhaltend er tragt wenig zur Diskussion bei Generell vertritt er die in seiner Heimat herrschende konservative Grundhaltung die durch die Betonung militarischer Belange und Befurwortung einer asketischen Lebensweise charakterisiert ist Als Angehoriger einer Familie die traditionell Gastfreundschaft mit Athenern pflegt 13 hat er einen weiteren Horizont als manche seiner Mitburger die weniger an Kontakt mit Fremden gewohnt sind Der anonyme Athener ist die Zentralfigur des Dialogs Er lenkt das Gesprach verfugt dank seiner hervorragenden Bildung uber die grundlichste Kenntnis der komplexen Problematik bringt die wesentlichen Ideen ein und arbeitet sie auch aus Seine monologischen Ausfuhrungen machen den Grossteil des Textes aus Damit fallt ihm die gestaltende Rolle zu die in den weitaus meisten Dialogen Platons dessen Lehrer Sokrates spielt Die vollige Abwesenheit des Sokrates ist ein sehr auffalliges Merkmal der Nomoi das sie von allen anderen Dialogen Platons unterscheidet Sie ist wegen des Schauplatzes auf Kreta unvermeidlich denn es war allgemein bekannt dass der historische Sokrates keine Reisen zu unternehmen pflegte Im Gegensatz dazu hat der Athener auf Reisen vielerorts Erfahrungen gesammelt 14 Man hat vermutet dass sich hinter dem Athener Platon selbst verbirgt Jedenfalls wurde der anonyme Gesprachsteilnehmer aus Athen schon in der Antike als der Sprecher des Autors betrachtet der dessen eigene Uberzeugungen ausdruckt Diese Interpretation ist die traditionell vorherrschende 15 Dennoch kann die Staatstheorie des Atheners nicht in allen Einzelheiten ohne Weiteres mit Platons Position gleichgesetzt werden denn es ist nicht sicher dass der gesamte Dialog in der vorliegenden Fassung ein vollig authentisches Werk des Philosophen ist 16 Fur eine zeitliche Einordnung der fiktiven Handlung fehlt es an Anhaltspunkten Falls der Megillos der im Dialog ein alter Mann ist mit dem historischen Gesandten gleichzusetzen ist ist an eine Zeit nach dem Ende des 5 Jahrhunderts v Chr zu denken Inhalt BearbeitenDas Ziel der Gesetzgebung Bucher I und II Bearbeiten Die Tugend in ihrer Gesamtheit Das Gesprach setzt ohne Rahmenhandlung unvermittelt ein Der Athener fragt Kleinias und Megillos ob sie der kretischen und der spartanischen Gesetzgebung einen gottlichen Ursprung zuschreiben Beide bejahen das und Kleinias erlautert den Zweck einzelner Bestimmungen der militarischer Natur sei Fast alles sei auf den Krieg hin ausgerichtet Frieden sei ein leeres Wort denn in Wirklichkeit herrsche zwischen allen Stadten auch ohne Kriegserklarung standiger Krieg der ein Existenzkampf sei Der Folgerung eine gute Verfassung musse auf militarische Uberlegenheit abzielen stimmt Megillos aus spartanischer Sicht sogleich zu Kleinias erganzt auch innerhalb der Stadte und Dorfer seien gewaltsame innere Konflikte ein normaler Zustand Aus dieser Perspektive erscheint die Kampfkraft als die Fahigkeit die der Gesetzgeber in erster Linie fordern muss 17 Der Athener greift den Gedanken auf dass der Zweck der Gesetzgebung in der Forderung der Tuchtigkeit bestehe wendet sich aber gegen die einseitige Betonung der Tapferkeit diese gehore zwar zur Tuchtigkeit oder Tugend sei aber deren unbedeutendster Teil Der Gesetzgeber habe nicht das Schlechteste den Burgerkrieg als Normalzustand ins Auge zu fassen sondern das Beste den inneren und ausseren Frieden Alle kriegerischen Anordnungen seien um des Friedens willen zu treffen Das Ziel sei die Gesamttugend und deren wichtigster Teil sei die Einsicht phronesis An zweiter Stelle unter den Tugenden nennt der Athener die mit Vernunft verbundene Besonnenheit den dritten Rang weist er der Gerechtigkeit dikaiosyne zu und den vierten und letzten der Tapferkeit Diesen geistigen Gutern hatten samtliche gesetzlichen Bestimmungen zu dienen und bei allen Bestrebungen musse die Vernunft die Leitung haben Daher sei es sinnvoll eine Untersuchung der Gesetzgebung mit der Analyse der Einrichtungen die auf die Tapferkeit abzielen zu beginnen und dann aufsteigend die ubrigen Tugenden ins Auge zu fassen So konne man zum Verstandnis der Gesamttugend und der ihr dienenden Gesetzgebung gelangen Dieser Vorschlag findet Anklang 18 Die Tapferkeit und die Besonnenheit In Sparta wird viel zur Steigerung der Tapferkeit unternommen Megillos zahlt einige der anspruchsvollen Abhartungsubungen auf die dazu befahigen auch heftige Schmerzen zu ertragen Die damit errungene Tapferkeit ist aber wie der Athener darlegt einseitig sie hinkt Man lernt nur dem Schmerz tapfer zu widerstehen nicht aber das Luststreben unter Kontrolle zu bringen Spartaner haben wenig Gelegenheit Selbstbeherrschung im Umgang mit der Lust zu erlernen denn ihre Gesetze gebieten ihnen sich von den grossten Vergnugungen fernzuhalten Ahnlich sind die Bestimmungen in den kretischen Stadten Die Meisterung der Begierde ist aber die andere Seite der Tapferkeit Sie ist sogar wichtiger als die Abhartung denn in der Kraftlosigkeit gegenuber den Verlockungen der Lust liegt mehr Feigheit als in der Weichheit angesichts von Schmerz Wer keine Erfahrungen mit den grossten Lusten hat wird vom Drang zu ihnen uberwaltigt werden sobald eine Gelegenheit auftaucht Hier liegt ein Mangel der Gesetzgebung von Lykurg und Minos Noch ungunstiger sieht es in Sparta und in Knossos hinsichtlich der Besonnenheit aus Kleinias und Megillos konnen nichts anfuhren was wirklich ihrer gezielten Forderung dient 19 Der Weingenuss als Tugendubung nbsp Symposion Szene auf einem attischen rotfigurigen Krater Nikias Maler spates 5 Jahrhundert v Chr Ungeachtet der Argumentation des Atheners halt Megillos an seiner Uberzeugung fest dass man mit verhangnisvollen Lusten am besten gar nicht erst Bekanntschaft machen sollte Er lobt den in Sparta gesetzlich festgelegten restriktiven Umgang mit dem Weingenuss 20 der bewirke dass man dort nicht wie anderswo Betrunkene in der Offentlichkeit sehe Davon lasst sich der Athener aber nicht beeindrucken Fur ihn handelt es sich um eine ausserlich erzwungene Zuruckhaltung die zusammenbricht sobald die Standhaftigkeit erschlafft Er wendet sich gegen pauschale undifferenzierte Bewertungen des Weintrinkens Das in Sparta verbotene Symposion Trinkgelage sei nicht etwas an sich Schlechtes es bedurfe nur einer kompetenten Leitung Wenn es richtig durchgefuhrt werde habe es sogar einen bedeutenden padagogischen Wert 21 Der Gedankengang mit dem der Athener seine Auffassung begrundet lautet Jede Ausbildung zielt auf den Erwerb einer Fahigkeit ab Von klein auf werden Fahigkeiten eingeubt Der Ubende soll tuchtig werden Erziehung zur Tugend von der Kindheit an soll ihn zu einem vollendeten Staatsburger machen Tuchtigkeit beruht auf Selbstbeherrschung Untuchtigkeit ist das Resultat von Zugellosigkeit Zur Veranschaulichung erzahlt der Athener das Marionettengleichnis Jedes irdische Lebewesen verhalt sich wie eine Marionette die von einer hoheren gottlichen Instanz gefuhrt wird Zwei Drahte an denen die menschlichen Marionetten hangen sind die Gefuhle die mit ihren Erwartungen verbunden sind Diese sind von zweierlei Art Furcht bei Schmerzerwartung und Zuversicht oder Keckheit bei Lusterwartung Beide wirken zugleich auf den Menschen ein und zerren ihn zu entgegengesetzten Handlungen hin Hinzu kommt aber noch ein weiterer Faktor ein dritter Draht die vernunftige Uberlegung mit der man erwagt was besser und was schlechter ist und sich dann fur das Bessere entscheidet auch wenn die Furcht oder die Zuversicht in eine andere Richtung drangen Der Draht der Vernunft ist aus Gold und daher biegsam die anderen sind aus unedlem Metall und starr Der goldene Draht ist zwar schon aber sanft er ubt keine Gewalt aus Der Zugkraft des goldenen Drahtes soll man in allem folgen doch kann sie sich wegen seiner nachgiebigen Beschaffenheit nicht von allein gegen die anderen durchsetzen Daher muss ihr der Gesetzgeber zu Hilfe kommen 22 Erziehung im Rahmen der gangigen Regelungen zielt darauf ab dass man lernt der Abneigung gegen Unlustgefuhle zu widerstehen Man gewohnt sich daran die Furcht vor Schmerzen zu uberwinden und Leidvolles zu ertragen wenn die Vernunft es fordert Anders verhalt es sich jedoch mit der Lusterwartung von der die Marionette ebenfalls gelenkt wird Mit ihr hangen Gemutszustande wie Zorn Ubermut und Habgier zusammen Wie man mit solchen Anwandlungen vernunftig umgeht wird der Jugend nicht beigebracht Daher sind die Menschen als Erwachsene derartigen Herausforderungen gewohnlich hilflos ausgeliefert was zu Unverschamtheit und Ungerechtigkeit fuhrt Leider fehlt es an geeigneten Anlassen zu gefahrloser Erprobung dieses Aspekts der Selbstbeherrschung in der Praxis Dennoch gibt es eine Losung Einen guten sogar wunderbar leichten Weg bietet der Wein Er beseitigt Hemmungen und ruft die Wirkungen ubertriebener Zuversicht hervor Da die Furcht verschwindet wird man zugellos und verwegen rucksichtslos und schamlos Daher ermoglicht es der uberwachte Weingenuss beim Symposion unter kontrollierten Bedingungen auf gefahrlose Weise Erfahrungen mit derartigen Regungen zu sammeln und ihre Beherrschung einzuuben So erweist sich das Weintrinken als Weg zur Besonnenheit 23 Die Aufgabe von Musik und Tanz An die bisherigen Ausfuhrungen anknupfend legt nun der Athener sein Verstandnis der musischen Erziehung dar Lust und Schmerz sind die ersten Eindrucke die kleine Kinder empfangen und unter dem Gesichtspunkt dieser beiden Faktoren begegnen ihnen dann erstmals moralische Qualitaten das Gutsein die Tugend und die Schlechtigkeit Spater kommt die Vernunft hinzu Entscheidend fur den Erfolg der Erziehung ist dass Lust und Schmerz schon vor der Ausbildung der Vernunft auf richtige Weise mit den ethischen Gegebenheiten verknupft werden sodass die Neigungen sich so ausbilden wie sie sollen Das Gute soll immer geliebt das Schlechte verabscheut werden Wenn die Gefuhle von Anfang an richtig ausgerichtet werden wird die Neigung spater wenn die Vernunft hinzutritt von der Einsicht nicht korrigiert sondern bestatigt Die Erfullung dieser padagogischen Aufgabe macht die Erziehung aus 24 Allerdings lasst die Wirkung einer guten Erziehung im Lauf des Lebens oft nach Daher muss sie erneuert werden Diesem Zweck dienen die Feste mit Musik und Tanz Fast jedes junge Lebewesen ist von Natur aus aktiv es will sich mit Tonen und Bewegungen wie Hupfen und Springen aussern Bei den Tieren verlauft das chaotisch nur dem Menschen ist der Sinn fur Rhythmus und Harmonie gegeben Musik kann den jugendlichen Bewegungsdrang in eine zutragliche Bahn lenken Wenn jemand gut erzogen ist ist die Tugend und damit die Schonheit in seiner Seele und er erfreut sich am Schonen Das zeigt sich korperlich indem er schon singt und tanzt An der schonen Korperhaltung und Melodie am schonen Gesang und Tanz kann man erkennen wie jemand erzogen ist Bei den Chorreigen anlasslich der Feste wird das vorgefuhrt Wer tugendhaft ist und daher am Schonen Freude hat der singt und tanzt anders als jemand der charakterlich missraten ist ebenso wie die Korperhaltung und Stimme eines Tapferen in der Bedrangnis anders ist als die eines Feiglings 25 Wegen des Zusammenhangs von seelischer Beschaffenheit und korperlicher Erscheinung darf die Auswahl der Lieder und Tanze nicht dem Zufall uberlassen bleiben Die Kompetenz auf diesem Gebiet Entscheidungen zu treffen kommt weder den Kunstlern noch dem Publikum zu sondern nur dem Gesetzgeber der dank seiner Weisheit die seelischen Wirkungen einzuschatzen weiss Daher sind Musik und Tanz gesetzlich zu reglementieren Oberflachliches Vergnugen darf nicht das Auswahlkriterium sein auf das Urteil der Menge kommt es nicht an Im Tanz und Gesang werden menschliche Gesinnungen nachgeahmt Schlechtes ist aber unter keinen Umstanden nachahmenswert Die Harmonie von Seele und Korper erfordert dass der Tugendhafte und seelisch Schone nur mit angemessenen Melodien und Rhythmen im Chorreigen auftritt also mit solchen die eine tugendhafte Haltung ausdrucken Damit werden die noch weichen Seelen der Kinder bezaubert und fur die Tugend gewonnen Die musische Betatigung soll aber nicht mit der Jugend enden sondern bis ins hohe Alter fortdauern wenngleich sich das Verhaltnis zu Musik und Tanz mit zunehmendem Lebensalter andert Daher ist neben den beiden Choren der Kinder und der Junglinge ein dritter Chor fur die reifen Manner im Alter von dreissig bis sechzig Jahren einzurichten 26 Lehren aus der Geschichte Buch III Bearbeiten Historische Erfahrungen und ihre Auswertung Nimmt man uberall die Tugendhaftigkeit zum Massstab so ist ebenso wie die musische Betatigung auch die politische unter dem Gesichtspunkt zu beurteilen ob sie die Tugend oder die Schlechtigkeit gefordert hat Historisch lasst sich dies am Fortschreiten der Staaten in die eine oder die andere Richtung erkennen Die Betrachtung der Geschichte zeigt wie Staaten grosser und kleiner besser und schlechter geworden sind und wie dies mit ihren jeweiligen Verfassungen zusammenhangt 27 Der Athener geht von einem mythischen Geschichtsbild aus das seine beiden Gesprachspartner teilen Demnach verlauft die Geschichte zyklisch Zivilisationen entstehen entwickeln sich entfalten ihre Macht sind Verfallserscheinungen ausgesetzt und werden schliesslich durch Katastrophen vernichtet Die Vernichtung vollzieht sich jeweils so grundlich dass die Uberlebenden nicht an die glanzvolle Vergangenheit der untergegangenen Stadtkulturen anknupfen konnen sondern zu einem Neuanfang unter den primitiven Bedingungen der Bergwildnis gezwungen sind Viele Generationen lang leben sie verstreut ohne Zivilisation Kunste und Techniken wie etwa Metallgewinnung sind unbekannt Bei ihrer karglichen Lebensweise kennen sie keinen Reichtum daher auch keinen Neid und Zwist Sie sind unwissende Analphabeten naiv gutmutig und aus Unkenntnis der Laster tugendhaft Massgeblich sind die Sitten der Vorfahren und die Autoritat der Altesten Gesetzgeber werden nicht benotigt 28 In einer spateren Phase entstehen die ersten ummauerten Bergsiedlungen schrittweise wird der Ackerbau eingefuhrt schliesslich werden auch Stadte im Tiefland gegrundet Dabei schliessen sich unterschiedliche Gruppen zusammen die verschiedenartige Traditionen mitbringen Sie benotigen nun gemeinsame Regeln des Zusammenlebens Damit schlagt die Stunde der Gesetzgeber Sie schaffen Verfassungen die teils monarchisch teils aristokratisch gepragt sind In einer weiteren Phase kommt die Seefahrt auf und die Kriegfuhrung setzt ein Unrecht und Gewalttatigkeit greifen um sich Wahrend des Trojanischen Krieges kommt es in den Heimatstaaten der Kampfer zu Aufstanden und nach der Heimkehr der Helden zu Mord Totschlag und vielen Vertreibungen 29 Lehrreich ist die Entwicklung auf der Halbinsel Peloponnes die der Athener nun genauer ins Auge fasst Dort sind drei Staaten entstanden Argos Messene und Sparta Ursprunglich waren die drei Machte durch einen Eid verbundet mit dem sie sich verpflichteten ihre verfassungsmassige Ordnung und das bestehende Staatensystem beizubehalten und einander gegen jede Storung der wohlgeordneten Verhaltnisse beizustehen Hatten sie diese anfangliche Eintracht beibehalten so hatte keine Macht der Welt ihnen gefahrlich werden konnen Die historische Entwicklung verlief aber vollig anders Standig lagen die Spartaner im Krieg gegen Argiver und Messener Nur Sparta war stabil und erfolgreich die beiden anderen Staaten wurden durch die Masslosigkeit ihrer Konige zugrunde gerichtet Den Erfolg der Spartaner fuhrt der Athener auf die Uberlegenheit ihrer Verfassung zuruck die eine kluge ausgewogene Mischung monarchischer und aristokratischer Elemente sei Nicht einem Mangel an Tapferkeit seien die Argiver und Messener zum Opfer gefallen sondern der fehlenden Voraussicht ihrer Gesetzgeber die es versaumt hatten die Herrschergewalt durch Gegengewichte zu massigen Dieses Beispiel zeige wie wenig Tapferkeit allein ohne die ubrigen Teile der Gesamttugend auszurichten vermoge 30 Die Lehren aus den peloponnesischen Entwicklungen werden von der Geschichte Athens und des Perserreichs der sich der Athener nun zuwendet bestatigt Es handelt sich um zwei Staaten die durch die Einseitigkeit ihrer Verfassungen eindruckliches Anschauungsmaterial bieten In Athen herrscht radikale Demokratie im Perserreich hat das monarchische Prinzip seine extremste Auspragung erhalten Dies war anfanglich nicht so in beiden Staaten waren zunachst massigende Faktoren wirksam Im Lauf der Zeit nahm aber die Einseitigkeit zu was verheerende Auswirkungen hatte Bei den Persern wurden die Konigssohne schlecht erzogen Da sie verwohnt waren konnten sie nach dem Regierungsantritt der Verantwortung die mit ihrer gewaltigen Macht verbunden war nicht gerecht werden Aus Mangel an Selbstbeherrschung gaben sie ihren tyrannischen Neigungen nach der Konsens von Herrschern und Beherrschten zerbrach Den Athenern hingegen wurde das Ubermass an Freiheit das ihnen die Demokratie bescherte zum Verhangnis Ein kultureller Niedergang der von der Musik ausging fuhrte zu einem Sittenverfall Dreistigkeit und Gesetzesverachtung nahmen uberhand 31 Die Umsetzung der gewonnenen Einsichten Aus den bisher dargelegten Beobachtungen und Einsichten zieht der Athener die Bilanz Drei Ziele hat der Gesetzgeber im Auge zu behalten Die Stadt der er eine Verfassung gibt soll erstens frei sein zweitens mit sich selbst befreundet sein also von innerem Zwist und Burgerkrieg verschont bleiben und drittens einer vernunftigen Lenkung unterstellt sein Fur das worauf es dabei ankommt haben sich schon eine Reihe von Anhaltspunkten ergeben Nun fragt sich wie aus diesen Bausteinen eine stimmige Staatstheorie konstruiert werden kann und wie man deren Tauglichkeit erproben konnte 32 An diesem Punkt berichtet Kleinias von einer glucklichen Schicksalsfugung Er gehort einem zehnkopfigen Gremium an das von den Behorden seiner Heimatstadt Knossos den Auftrag erhalten hat eine bedeutende Koloniegrundung an der auch andere kretische Stadte beteiligt sind vorzubereiten Fur das Vorgehen bei der Einrichtung des neuen Staatswesens hat die Kommission freie Hand erhalten Daher kann Kleinias die Ergebnisse der Diskussion in das Projekt einbringen Die drei Manner beschliessen gemeinsam einen Verfassungsentwurf zu erarbeiten der nicht Theorie bleiben muss sondern Aussicht auf Verwirklichung hat 33 Die Staatsgrundung Bucher IV und V Bearbeiten Aussere Rahmenbedingungen und Staatsform Zunachst sind die ausseren Rahmenbedingungen zu klaren Fernhandel ist der Tugend abtraglich da er zu einer Vielzahl von Geldgeschaften fuhrt die den Charakter verderben Daher sollte die Stadt mit ihrem Umland moglichst wirtschaftlich autark sein Sie sollte weder auf Importe angewiesen sein noch uber eine Fulle von exportierbaren Gutern verfugen Eine betrachtliche Entfernung vom Meer ist wunschenswert Hafen sollten moglichst nicht in der Nahe sein da sonst korrumpierende Einflusse einstromen Ein Problem stellt die Herkunft der Siedler dar Wenn sie aus vielen verschiedenen Gebieten stammen und daher eine formlose Masse bilden wird es schwer sein ein Einheitsbewusstsein zu schaffen Ist jedoch die Burgerschaft nach Herkunft und Tradition einheitlich so wird sie an ihren Sitten festhalten wollen und sich dem Willen des Gesetzgebers nicht leicht fugen Uberhaupt stellt sich die Frage wie sich der Gesetzgeber die erforderliche Autoritat verschaffen kann Dafur benotigt er nicht nur Kompetenz sondern auch gunstige Umstande Am einfachsten ist seine Aufgabe wenn ein gut veranlagter reformwilliger Herrscher bereits unangefochten an der Macht ist Dann kann dieser den Gesetzgeber beauftragen eine neue Verfassung auszuarbeiten und die Umsetzung einfach anordnen 34 Der erste Schritt ist die Wahl der Staatsform Tyrannische Willkurherrschaft scheidet von vornherein aus In Betracht kommen Demokratie Oligarchie Aristokratie und Monarchie Sie alle sind aber einseitig und daher mangelhaft denn sie dienen nicht dem Ganzen sondern dem Nutzen einzelner Personen oder Bevolkerungsteile Gesetze werden so beschlossen wie es dem Vorteil der hinter ihnen stehenden Interessengruppen entspricht nicht wie es das Gemeinwohl erfordert Das Gemeinwesen wird von einem seiner Teile unterjocht Dem kann nur vorgebeugt werden wenn die Gesetze nicht der Willkur von Individuen oder Gruppen unterliegen sondern umgekehrt die Regierenden den Gesetzen willig gehorchen Gute Gesetzgeber kombinieren Elemente der einzelnen einseitigen Herrschaftsformen und fugen sie zu einem sinnvoll strukturierten Ganzen einer ausgewogenen Mischverfassung zusammen 35 Leitgrundsatze eines vernunftigen sozialen Lebens Der Athener stellt sich nun vor dass die Siedler bereits eingetroffen sind und entwirft eine programmatische Rede die der Gesetzgeber an die versammelten Neuburger zu halten hatte Darin erlautert er die Prinzipien eines sinnvoll geregelten sozialen Lebens In den Mittelpunkt stellt er die Ausgewogenheit das Einhalten des rechten Masses 36 Masslosigkeit verfuhrt die vom Gluck Begunstigten zum Irrglauben sie wussten schon als junge Menschen Bescheid bedurften keiner Fuhrung und konnten andere fuhren Solche Fehleinschatzungen rachen sich Der Besonnene ist bescheiden nimmt willig seinen Platz ein und erfullt seine Pflichten Die Gottheit ist das Vorbild das Mass aller Dinge daher soll man danach streben ihr so ahnlich zu werden wie moglich 37 Die Pflichten gegenuber Angehorigen Freunden Mitburgern und Fremden sind in den Gesetzen nicht nur darzulegen sondern auch einsichtig zu machen Jedem Gesetz ist eine erlauternde Vorrede beizufugen 38 Die rechte Ordnung besteht darin dass uberall das Bessere herrscht und geehrt wird und das Schlechtere dem Besseren dient Das Kostbarste und Gottlichste am Menschen ist seine Seele Ihr gebuhrt daher besondere Fursorge und Ehrung Aus Unwissenheit werden dabei aber schwere Irrtumer begangen Nicht Nachgiebigkeit und Verwohnung hilft der Seele sondern nur das was sie bessert und dazu beitragt dass sie das Beste ergreift und das Schlechte meidet Vor ubermassiger Selbstliebe hat man sich zu huten denn der Liebende wird blind gegenuber dem was er liebt Jeder soll bestrebt sein anderen und besonders der Jugend Vorbild zu sein denn Vorbildhaftigkeit ist die beste Erziehung Daher hat der Gesetzgeber nicht die Jungen zu mahnen und zurechtzuweisen sondern die Alteren denn an deren gutem oder schlechtem Vorbild orientiert sich die Jugend Hinsichtlich der leiblichen Guter zeigt sich der Wert des Masshaltens besonders beim Vererben Man soll den Kindern keine Reichtumer hinterlassen denn grosser Besitz verdirbt den Charakter und lockt Schmeichler an doch soll man die Nachkommen auch nicht in Armut zurucklassen denn sonst droht ihnen das Abgleiten in Knechtschaft Besonders verdienstlich ist aktiver Widerstand gegen Unrecht Heilig sind die Verpflichtungen gegenuber den Fremden und besonders das Asylrecht das wenn es einmal gewahrt ist unter keinen Umstanden verletzt werden darf 39 Ausfuhrlich geht der fiktive Redner in seiner Ansprache an die Siedler auf das Verhaltnis von Lust Schmerz und Begierden ein Er versucht ihnen begreiflich zu machen dass das Leben des Einsichtigen Besonnenen und Tapferen lustvoller sei als das des Unverstandigen Zugellosen und Feigen Der Unverstandige konne zwar heftigere Lust erleben als der Besonnene doch uberwiege in seinem Leben insgesamt das Schmerzvolle 40 Die staatliche und soziale Ordnung Bucher V XII Bearbeiten Weichenstellungen bei der Staatsgrundung Anschliessend wendet sich das Gesprach den Einzelheiten der Staatsgrundung und Gesetzgebung zu Besondere Aufmerksamkeit gebuhrt dem Problem der Landverteilung denn die Aufteilung des Grundbesitzes ist eine Hauptquelle der Zwietracht Da Stabilitat der gesamten Verhaltnisse angestrebt wird darf die Stadt nicht wachsen sondern die Zahl der Haushalte ist konstant zu halten Die Burgerschaft soll so gross sein dass sie einerseits die Verteidigung des Staates gegen aussere Feinde gewahrleisten kann und andererseits das vorhandene fruchtbare Land zu ihrer Ernahrung ausreicht Unter diesen Gesichtspunkten findet der Athener eine Anzahl von 5040 Haushalten optimal Unter ihnen wird die nutzbare Flache aufgeteilt 41 Hinsichtlich der Frage was Gemeinschafts und was Privatbesitz sein soll kommen verschiedene Modelle in Betracht Bei dieser Entscheidung hat der Gesetzgeber zu beachten dass das theoretisch Bessere nicht immer umsetzbar ist Aus pragmatischen Erwagungen kann er sich gezwungen sehen auf die beste Option zu verzichten Je nach den Umstanden muss er sich notigenfalls fur die zweit oder drittbeste Losung entscheiden Da die Burgerschaft eine Einheit bilden soll gleichsam einen Organismus ware das Beste die radikale Abschaffung des Privateigentums Sie ware so konsequent durchzufuhren dass nicht nur samtliche materiellen Guter verstaatlicht werden sondern auch die Familie als Privatsphare und Besitz des Familienvaters aufgelost wird In diesem Modell wird sogar die Exklusivitat der ehelichen Bindung aufgehoben und die Kinder sind nicht von ihren Eltern aufzuziehen sondern die Erziehung obliegt der Burgergemeinschaft Das halt der Athener fur vollkommene Lebensverhaltnisse doch sieht er ein dass ein solches Modell utopisch ist 42 Die zweitbeste Losung nimmt den Privatbesitz an Grund und Boden mit erheblichen Einschrankungen in Kauf Immerhin soll bei den Grundbesitzern das Bewusstsein einer starken Sozialbindung des Eigentums kultiviert werden Das Los entscheidet welche Familie welchen Landbesitz erhalt Jede Familie hat das ihr zugewiesene Land zu behalten der Verkauf von Immobilien ist verboten Damit die Zahl der Haushalte konstant bleibt darf eine Wohnstatte nur an einen der Sohne des Besitzers den er auswahlen kann vererbt werden Die Tochter treten durch Heirat in andere Familien ein uberzahlige Sohne werden von Burgern ohne mannliche Nachkommen als Erben eingesetzt oder als Kolonisten in die Ferne entsandt Ausserdem kommen Mittel der Familienplanung zum Einsatz wenn die Bevolkerung zu wachsen droht oder wegen Seuchen oder Kriegen schrumpft Die Stadt hat keine konvertible Wahrung Devisenbesitz ist untersagt ebenso Besitz von Gold und Silber sowie Kreditgeschafte Fur Reisen bekommt man die benotigten Devisen vom Staat zugewiesen Bei der Verheiratung von Tochtern ist jede Mitgift verboten 43 Als zentrales Anliegen des Gesetzgebers hebt der Athener das Ziel hervor dass die Burger miteinander so befreundet wie moglich sein sollen Daher muss Rechtsstreitigkeiten die sich meist an Eigentumsfragen entzunden moglichst vorgebeugt werden 44 Damit es zu keinen inneren Konflikten kommt ist soziale Ungleichheit nur innerhalb eines festgelegten engen Rahmens tolerierbar Die reichsten Burger durfen neben ihrem Landlos bewegliche Guter bis zum vierfachen Wert eines Landloses besitzen also insgesamt maximal das Funffache des vom Staat garantierten Existenzminimums ihrer armsten Mitburger die ausser dem Landlos nichts haben 45 Das gesamte Staatsgebiet wird in zwolf Bezirke Phylen aufgeteilt Jedem Haushalt werden zwei Parzellen zugeteilt eine in der Stadt und eine auf dem Land Auch den Einfluss des Klimas auf das menschliche Gemut hat der Gesetzgeber zu berucksichtigen 46 Das Amterwesen Ein Gesetzeswerk wie gut es auch sein mag kann in der Praxis nicht besser sein als die Menschen denen die Umsetzung der Bestimmungen obliegt Daher ist das Vorgehen bei der Besetzung der Amter von ausschlaggebender Bedeutung Sowohl die die in ein Regierungsamt gelangen sollen als auch die fur die Auswahl der Beamten Zustandigen bedurfen einer Qualifikation Den Nachweis der Befahigung fur ein Amt erbringt ein Burger durch sein Verhalten wahrend seines gesamten bisherigen Lebens das er unter den Augen seiner Mitburger verbracht hat Da dies zum Zeitpunkt der Koloniegrundung noch nicht moglich ist muss die Stadt von der die Neugrundung ausgeht zunachst ein Gremium einsetzen das paritatisch aus bewahrten Burgern der Mutterstadt und Vertretern der Neusiedler zusammengesetzt ist Diesem Gremium werden die ersten Personalentscheidungen ubertragen 47 Fur die Einzelheiten macht der Athener konkrete detaillierte Vorschlage Er nennt folgende Staatsorgane Der 37 kopfige Rat der Gesetzeswachter der die Einhaltung der Gesetze uberwacht Die Gesetzeswachter mussen wahrend ihrer Amtstatigkeit mindestens 50 hochstens 70 Jahre alt sein durfen also maximal 20 Jahre amtieren Anfangs werden sie von einem 200 kopfigen Wahlausschuss den die Mutterstadt eingesetzt hat ernannt spater von den Burgern gewahlt 48 Das Kollegium der drei Strategen Heerfuhrer Fur die Wahl der Strategen sind zunachst die Gesetzeswachter vorschlagsberechtigt Wahlberechtigt sind alle Burger die Militardienst geleistet haben Sie wahlen die Strategen aus dem Kreis der Vorgeschlagenen durfen aber auch vor der Wahl Anderungen an der Vorauswahl vornehmen Wenn sie einen der vorgeschlagenen Kandidaten durch eine nicht vorgeschlagene Person ersetzen mochten konnen sie einen entsprechenden Gegenvorschlag machen uber dessen Annahme mit einfachem Mehr entschieden wird 49 Offiziere darunter die zwolf Taxiarchen sowie Kommandeure der verschiedenen Waffengattungen Fur ihre Einsetzung gelten besondere Bestimmungen sie werden teils gewahlt teils von den Strategen ernannt 50 Die 360 kopfige Bule Staatsrat Nach einem komplizierten Verfahren haben die Burger Kandidaten vorzuschlagen von denen dann 720 von der Burgerschaft zu wahlen sind Von diesen wird die Halfte durch Losverfahren ausgeschieden die ubrigen werden Rate Der Rat ist wahrend seiner einjahrigen Wahlperiode nicht in seiner Gesamtheit tatig sondern er gliedert sich in zwolf Ausschusse zu je 30 Mitgliedern von denen jeder einen Monat lang die Amtsgeschafte fuhrt Der jeweils geschaftsfuhrende Ausschuss des Rats ist fur die Aussenpolitik und die innere Sicherheit zustandig er beruft Versammlungen ein und lost sie auf 51 Weitere Gremien darunter diejenigen denen die Verwaltung der landlichen Gebiete der Strassen Tempel und offentlichen Gebaude obliegt Dazu zahlen Priesterkollegien Markt Stadt und Landaufseher sowie Richter Fur ihre Wahl oder Einsetzung gelten spezielle Bestimmungen die der Athener detailliert darlegt 52 Das wichtigste aller Amter hat der Aufseher uber das gesamte Erziehungswesen inne Er wird von einem Teil der Beamtenschaft in geheimer Wahl aus dem Kreis der Gesetzeswachter gewahlt Seine Amtsperiode betragt funf Jahre Wiederwahl ist nicht zulassig 53 Schliesslich weist der Athener darauf hin dass die anfanglichen Gesetze des neuen Staates notwendigerweise unvollstandig sein mussen Sie bilden einen stabilen Rahmen sind aber spater durch zusatzliche Regelungen und Ausfuhrungsbestimmungen zu erganzen 54 Diese Aufgabe wird den Gesetzeswachtern zufallen Auch dabei soll ausschliesslich der Gesichtspunkt massgeblich sein wie man als Burger ein guter Mensch wird Diesem Ziel wird alles untergeordnet Der Staat und der Besitz der Staatsburgerschaft sind keine Selbstzwecke sondern Mittel zur Erlangung der Tugend Sollte der Staat trotz aller Bemuhungen des Gesetzgebers und der Gesetzeswachter eines Tages korrumpiert werden und seine Burger schlechter statt besser machen so ist notfalls Auswanderung geboten 55 Leitlinien fur die Familiengrundung und das Leben der Frauen Auch das Familienleben wird nicht dem Zufall und der Willkur uberlassen sondern im Sinne des Staatsziels reglementiert Die Familiengrundung ist Burgerpflicht wer sich ihr entzieht muss eine gesetzlich festgelegte Busse in Kauf nehmen Spatestens im Alter von 35 Jahren soll jeder Mann verheiratet sein In die Partnerwahl kann der Staat zwar nicht direkt eingreifen doch soll den jungen Mannern nachdrucklich nahegelegt werden dass sie bei der Wahl ihrer Gattinnen nicht impulsiv nach subjektiven Gesichtspunkten entscheiden sondern das Gemeinwohl mitbedenken sollen Dazu gehort dass soziale Schichtungen etwa indem Angehorige einer Oberschicht nur untereinander Ehen schliessen unerwunscht sind Ratsam ist es sich nicht mit einer Familie zu verschwagern die der eigenen Art entspricht sondern eher mit einer die eine komplementare Erganzung zu dem bietet was man selbst ist und hat Dies fordert die wunschenswerte Homogenitat der Stadtbevolkerung 56 Die Frauen darf der Gesetzgeber nicht wie in den griechischen Staaten ublich vernachlassigen sondern er muss auch ihnen die bestmogliche Erziehung zur Tugend verschaffen Sie sollen nicht in der Verborgenheit der Hauser bleiben sondern sich am offentlichen Leben beteiligen Wenn sie mindestens 40 Jahre alt sind konnen sie in Amter gewahlt werden Auch ihre Heranziehung zum Militardienst ist bei Bedarf bis zum 50 Lebensjahr moglich 57 Die Erziehung Schwierig ist es fur den Gesetzgeber in die Erziehung kleiner Kinder einzugreifen da diese sich in der Verborgenheit der Wohnstatten vollzieht und aus vielen teils unscheinbaren Vorgangen besteht Aber schon in fruhester Kindheit vollziehen sich wichtige Weichenstellungen fur die Charakterbildung Daher sind Empfehlungen notig Die Erziehung hat schon im Mutterleib in Form von Gymnastik zu beginnen Kleinkinder benotigen standige Bewegung dies sieht man daran dass sie in den Schlaf gewiegt werden Da das schon fur Embryonen gilt sollten Schwangere moglichst viel in Bewegung sein Wichtig ist auch eine ausgeglichene Stimmung der Schwangeren Solange kleine Kinder noch nicht stehen konnen sollen sie moglichst ununterbrochen getragen werden dann sind sie spater weniger furchtsam Noch besser ist es sie bis zum Ende des dritten Lebensjahrs oft zu tragen In der Erziehung ist der Mittelweg zwischen den schadlichen Extremen der Verzartelung und der Unterdruckung einzuschlagen Beim Strafen darf man das Ehrgefuhl des Kindes nicht kranken Ab dem siebten Lebensjahr werden Knaben und Madchen getrennt unterrichtet doch sind die Unterrichtsgegenstande dieselben Die Vernachlassigung der ungeschickteren linken Hand ist verkehrt anzustreben ist beidhandige Geschicklichkeit Auch dies gehort zur Ausgewogenheit 58 Sodann werden Gymnastik und die Spiele der Jugend besprochen Fur die Erziehung sind die Spiele keineswegs unwichtig sie wirken sich stark auf den Charakter aus und gehoren daher zu dem Bereich den der Gesetzgeber zu studieren und zu regeln hat Die Ziele und Mittel der Erziehung sind fur beide Geschlechter dieselben Dem Schlaf soll man nicht mehr Zeit widmen als notig 59 In diesem Zusammenhang aussert der Athener seine Meinung die Angelegenheiten der Menschen seien nicht grossen Ernstes wert Es sei zwar unvermeidlich sie ernst zu nehmen doch sei dies keine gluckliche Lage Der Mensch sei als Spielzeug Gottes geschaffen daher solle er sein Leben damit verbringen moglichst schone Spiele zu spielen 60 Anschliessend geht der Athener auf die Schule und die einzelnen Unterrichtsgegenstande ein Es besteht allgemeine Schulpflicht Zu den Fachern gehoren neben Lesen und Schreiben Musik Sozialkunde Behandlung der Gesetzgebung im Unterricht 61 Tanz Gymnastik Arithmetik Geometrie und Astronomie auch die auf militarische Tuchtigkeit abzielenden Ubungen Die gangigen Tanze sind teils schon teils hasslich vulgar und lacherlich Auch das Abstossende und Lacherliche soll man anschauen um sich damit vertraut zu machen und so das Gegenteil davon richtig zu erfassen Es ware falsch das Unwurdige naiv zu ignorieren doch kein Burger darf sich dazu hergeben es selbst zu erlernen und darzustellen Bei derartigen Darbietungen sollen nur Sklaven und bezahlte Fremde auftreten Ein weiteres Thema ist die Rolle der Jagd in der moralischen Erziehung Verachtlich ist die Jagd mit Fallen nur eine als Kampf mit dem Tier praktizierte Jagd ist eines freien Mannes wurdig 62 Fremden Tragodiendichtern soll die Auffuhrung ihrer Werke nur erlaubt werden wenn diese den Staatszielen nicht entgegenwirken In diesem Zusammenhang behauptet der Athener die Gesetzgeber seien selbst Tragodiendichter denn die Staatsverfassung sei eine Darstellung des schonsten und besten Lebens und daher eigentlich die wahrste Tragodie 63 Feste Wettkampfe und Ubungen Das Leben der Burger ist ein unablassiges tagliches Uben mit dem Ziel immer tuchtiger zu werden Dafur mangelt es nicht an freier Zeit Auch die zahlreichen Feste an denen sportliche Wettkampfe und musische Wettbewerbe stattfinden sind Anlasse zum Uben Zu den zwolf monatlichen Hauptfesten kommen viele kleinere kein Tag vergeht ohne dass irgendwo in der Stadt ein Fest gefeiert wird Den Frauen ist die Teilnahme am sportlichen Wettkampf freigestellt 64 Vorschriften fur das sexuelle Verhalten Der Athener weist darauf hin dass durch hemmungsloses Ausleben sexueller Begierden grosses Unheil entstehe Dabei denkt er vor allem an die in Griechenland sehr verbreitete Paderastie aber auch an Ehebruch Auch hier hat nach seiner Meinung der Gesetzgeber Vorsorge zu treffen Allerdings ist sich der Athener daruber im Klaren dass es wegen der Heftigkeit der Begierden schwierig ist auf diesem Gebiet restriktiven Vorschriften Geltung zu verschaffen Was nach seiner Ansicht wirksam helfen konnte ware eine allgemeine Verponung unerwunschten Sexualverhaltens nach dem Muster des Inzestverbots das auch ohne gesetzliche Strafbestimmungen allgemein befolgt wird 65 Die Wirtschaft Es folgen die Bestimmungen die das Wirtschaftsleben regeln Dieses ist einfach strukturiert da Fernhandel Zolle und Finanzgeschafte wegfallen geht es hauptsachlich um die Belange von Ackerbauern Hirten und Imkern Jeder Burger ist Landwirt und bewirtschaftet sein Landlos mit Hilfe von Sklaven 66 Besondere Verbote betreffen das Verrucken der Steine die Grundstucksgrenzen markieren Ubergriffe auf Felder und Weiden der Nachbarn und leichtsinniges Verursachen von Brandschaden Weitere Vorschriften regeln mogliche Streitfalle bei der Bewasserung und Trinkwasserversorgung und beim Verzehr von fremdem Obst Kein Burger soll ein Handwerk ausuben oder von seinen Sklaven ausuben lassen solche geschaftlichen Betatigungen bleiben den Auslandern vorbehalten Soweit Einfuhren notig sind werden sie vom Staat durchgefuhrt damit das Gewinnstreben keine Nahrung findet Die Burger sollen nicht selbst auf dem Markt als Verkaufer auftreten sondern nur Beauftragte hinschicken da sie sonst vom Tugendstreben abgelenkt wurden Auslandische Gewerbetreibende durfen sich in der Stadt ansiedeln und sind nicht steuerpflichtig doch ist die Aufenthaltsgenehmigung in der Regel auf maximal zwanzig Jahre begrenzt nur in Ausnahmefallen kann bei besonderen Verdiensten eine Sondergenehmigung zu langerem Bleiben erteilt werden 67 Das Strafrecht und seine Problematik Bevor der Athener auf das Strafrecht zu sprechen kommt weist er darauf hin dass das in diesem Zusammenhang ein paradoxes Thema ist In einer Stadt in der samtliche Einrichtungen so gezielt der Forderung der Tugend dienen durften schwerere Straftaten der Burger eigentlich gar nicht vorkommen Allerdings konnen solche Falle nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden und den Fremden und den Sklaven die nicht an der Einubung der Tugend teilnehmen sind kriminelle Handlungen zuzutrauen Daher sind entsprechende Strafbestimmungen erforderlich 68 Anschliessend werden die Strafen im Einzelnen beschrieben Auf Kapitalverbrechen wie Tempelraub und Umsturzversuch steht die Todesstrafe Ein Burger wird schwerer bestraft als ein Sklave oder ein Fremder denn jede Strafe zielt soweit moglich auf Besserung des Ubeltaters oder zumindest Verhinderung von Verschlechterung ab der Sklave oder Fremde ist vielleicht noch besserungsfahig und erhalt daher eine Chance der Burger hingegen der trotz aller Tugenderziehung ein Schwerverbrechen verubt muss als hoffnungsloser Fall eingestuft werden und wird daher hingerichtet Bei Verhangung von Geldstrafen darf das Existenzminimum nicht angetastet werden Alle Gerichtsverfahren sind offentlich und das Richterkollegium stimmt offen uber das Urteil ab Die Kinder eines Verbrechers durfen durch die Bestrafung und Schande ihres Vaters nicht in Mitleidenschaft gezogen werden ausser wenn Vater Grossvater und Urgrossvater zum Tode verurteilt wurden in diesem Fall soll die Neigung zur Kriminalitat als erblich gelten dann verlieren die Kinder ihr Burgerrecht und mussen das Staatsgebiet verlassen 69 An diese Ausfuhrungen schliessen sich grundsatzliche Erwagungen zum Sinn des Strafrechts an Einigkeit besteht daruber dass die Gerechtigkeit schon ist und daher auch alle gerechten Handlungen schon sein mussen Strafen fugen aber dem Bestraften Leid zu Wenn solches Leid zwar gerecht aber hasslich ist entsteht ein Widerspruch zur anfanglichen Grundannahme dann erscheint die Todesstrafe als das gerechteste und zugleich hasslichste Leid das Gerechte und das Schone konnen in kontrarem Gegensatz stehen Dagegen ist jedoch einzuwenden dass sich die Todesstrafe bei genauer Betrachtung nicht als Schaden sondern als Nutzen fur alle erweist wenn sie nur bei Unheilbarkeit des Charakters verhangt wird In diesen Fallen ist es fur den Ubeltater besser zu sterben als am Leben zu bleiben und durch weiteres Fehlverhalten noch schlechter zu werden denn Schlechtigkeit ist ein grosseres Ubel als der Tod Zugleich wird die Stadt von seiner Schlechtigkeit befreit und die abschreckende Wirkung der Strafe kann andere von Verbrechen abhalten So haben alle von der Hinrichtung einen Vorteil Nicht das Leben schlechthin sondern nur ein gutes Leben stellt einen Wert dar Keinesfalls durfen Heilbare zum Tode verurteilt werden 70 Ein Problem stellt die Unterscheidung zwischen freiwillig und unfreiwillig begangenen Taten dar Wer wegen Wahnsinn Krankheit oder Minderjahrigkeit nicht als schuldfahig gilt kann nur zivilrechtlich nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden Aus philosophischer Sicht ist aber nicht nur das Verhalten in solchen Fallen unfreiwillig sondern uberhaupt jede schlechte Tat Dies ergibt sich aus der Einsicht dass jeder Mensch eigentlich das Gute will und nur durch Unwissenheit auf Abwege gerat Niemand strebt das Schlechte als solches an sondern Ubeltaten werden nur begangen weil der Tater davon irrtumlich etwas fur ihn Gutes erhofft oder von einem Affekt ubermannt worden ist So gesehen durfte es keine Strafen geben wenn nur absichtliches Anstreben von Schlechtem in Kenntnis von dessen Schlechtigkeit als freiwillig gelten und deswegen strafbar sein soll Aus juristischer Sicht ist das Strafrecht aber unentbehrlich Daher sind Straftaten juristisch aus einer anderen Perspektive zu beurteilen es geht nicht um das philosophische Verstandnis von Freiwilligkeit sondern um Schadigungen bei denen es sinnvoll ist zwischen vorsatzlich und ohne Vorsatz bewirkten Schaden zu unterscheiden sowie zwischen verschiedenen Affekthandlungen und falschem Handeln aus Unkenntnis des Richtigen Strafrechtlich kommt es stets auf die Gesinnung des Taters an 71 Anschliessend werden die einzelnen Totungsdelikte und Falle von Korperverletzung mit ihren jeweiligen Strafmassen eingehend behandelt 72 Die Bedeutung der Frommigkeit Ein weiteres bedeutendes Thema ist das Verhaltnis der Stadt zu den Gottern Religion ist nicht Privatsache sondern wird von der Burgergemeinschaft gemeinsam praktiziert Die Bewahrung der Frommigkeit ist eine wichtige Aufgabe des Gesetzgebers Die enge Anbindung der Stadt an die Gotter erfordert dass die Burger im Kult einmutig handeln und dass keiner das Verhaltnis der Gemeinschaft zu den Gottern durch Religionsfrevel stort 73 Der Athener unterscheidet drei Arten von Unfrommigkeit erstens die Meinung dass es keine Gotter gebe zweitens die Ansicht dass die Gotter nicht an den Schicksalen der Menschen interessiert seien drittens den Glauben dass man die Haltung der Gotter beeinflussen konne etwa indem man sie nach einer Freveltat durch Opfer und Gebete beschwichtige Alle drei Einstellungen betrachtet der Athener als krankhaft Er halt es aber nicht fur ausreichend gesetzliche Bestimmungen gegen die Unfrommigkeit einzufuhren sondern wahlt einen rationalen Ansatz Die Unfrommen sollen mit Argumenten von der Irrigkeit ihrer Meinungen uberzeugt werden Damit wendet sich das Gesprach den Gottesbeweisen zu 74 Die Auseinandersetzung mit dem naturalistischen Weltbild Kleinias meint die kosmische Ordnung die an den Himmelskorpern und am Wechsel der Jahreszeiten erkennbar sei sei ein ausreichender Beweis fur gottliche Lenkung Hinzu komme dass der Gotterglaube bei allen Volkern verbreitet sei Damit gibt sich der Athener aber nicht zufrieden Er weist auf eine tiefer liegende Problematik hin Nach seiner Darlegung wird die Unfrommigkeit durch den Umstand genahrt dass die herrschenden Ansichten uber die Gotter auf uralten Mythen basieren deren Aussagen in mancher Hinsicht moralisch fragwurdig sind und kein Vertrauen verdienen Atheisten halten die Himmelskorper fur blosse Gesteine an denen nichts gottlich sei Diese Auffassung muss widerlegt werden 75 Zunachst fasst der Athener die Grundzuge der naturalistischen Weltdeutung zusammen Ihr zufolge sind die Elemente und alle aus ihnen zusammengesetzten Dinge der gesamte Kosmos aus dem Zusammenwirken von Naturgegebenheiten und Zufall hervorgegangen soweit sie nicht vom Menschen erschaffen sind Dahinter steht keine Vernunft kein Gott keine Intelligenz und Absicht Die Gestirne sind nicht beseelt sondern werden nur von physikalischen Notwendigkeiten umhergetrieben Die jeweilige Beschaffenheit der einzelnen physikalischen Objekte einschliesslich der Lebewesen ist durch unterschiedliche Mischung von Warmem und Kaltem Trockenem und Feuchtem Weichem und Hartem und weiterer entgegengesetzter Qualitaten erklarbar diese Faktoren haben durch ihre chaotische Interaktion alles hervorgebracht Die Technik mit der Dinge absichtsvoll kunstlich erzeugt werden ist nicht ein Mittel das einer schopferischen Gottheit zu Gebote steht sondern nur eine spate Erfindung von Menschen Alles Ausgedachte jedes kunstliche Erzeugnis ist entweder willkurlich und wahrheitsfern oder beruht auf den Naturgegebenheiten Religion Ethik und Gesetzgebung sind reine Produkte des menschlichen Geistes die in der Wirklichkeit keine Korrelate haben Gerechtigkeit ist kein objektiver Sachverhalt sie hat keinen Bezug zur Wahrheit denn sie steht in keinem Zusammenhang mit den Naturgegebenheiten Vielmehr ist sie etwas was Menschen willkurlich immer wieder neu festsetzen und woruber sie standig streiten 76 In seiner Gegenargumentation nimmt der Athener die Seele den belebenden Faktor in den Lebewesen als Ausgangspunkt Aus naturalistischer Sicht ist sie ein relativ spat entstandenes Erzeugnis physikalischer Prozesse Dem stellt er seine Sichtweise entgegen die von einem umgekehrten Kausalzusammenhang ausgeht Nicht die Elemente haben die Seele hervorgebracht sondern alles Materielle hat eine seelische Ursache Gegebenheiten Aktivitaten und Erzeugnisse der Seele wie Meinung Fursorge Vernunft Kunst und Gesetz existieren bevor materielle Eigenschaften wie Harte und Weichheit Schwere und Leichtigkeit in Erscheinung treten Werke der Vernunft gehen der Natur und deren Werken voraus 77 Die Prioritat der Seele leitet der Athener aus ihrem Verhaltnis zur Bewegung ab Er unterscheidet zwei Hauptarten von Bewegung Manche Dinge konnen nur dann in Bewegung geraten und ihrerseits anderes bewegen wenn sie dazu einen Impuls von aussen erhalten andere sind in der Lage sich selbst und anderes von sich aus zu bewegen sie bedurfen dazu keines Anstosses Die zweite Bewegungsart ist gemeint wenn der Begriff Seele verwendet wird Wenn man sich den Kosmos als anfanglich ruhendes System vorstellt und dann fragt wie die erste Bewegung zustande gekommen sein kann so zeigt sich dass sie nicht von einem Ding ausgegangen sein kann das von Natur aus trag ist und ohne Anstoss in Ruhe verharrt sondern nur von einem das aus eigener Kraft bewegungsfahig ist Den ersten Impuls zu den Bewegungen der materiellen Dinge muss eine Seele gegeben haben Diese Seele ist die Weltseele die den Kosmos belebt Somit kann Seelisches nicht auf Materielles zuruckgefuhrt werden vielmehr muss die Beweglichkeit der Materie eine seelische Ursache haben 78 Des Weiteren kann aus der Art der Wirkungen auf die Beschaffenheit der Ursache geschlossen werden Chaotische Bewegungen mussen eine vernunftlose und damit schlechte Ursache haben geordnete eine vernunftige und gute Die Bewegung des Himmelsgewolbes das sich um die Erde dreht erfolgt auf gesetzmassige geordnete immer gleiche Weise sie ist eine gleichformige Kreisbewegung Aus dieser Art der Bewegung kann gefolgert werden dass die Seele die das Himmelsgewolbe lenkt vernunftig und tugendhaft sein muss Ihre Wirkungen lassen erkennen dass sie die beste Seele und von gottlicher Natur ist Analoges gilt fur die Kreisbewegungen der einzelnen Himmelskorper etwa der Sonne auch sie sind vernunftig geordnet und mussen daher von gottlichen Seelen den Gestirngottheiten verursacht sein Der Kosmos existiert dank der Machte die ihn ordnen nicht umgekehrt 79 Die Beziehung zwischen Menschen und Gottern Die zweite Art der Unfrommigkeit ist die Hypothese der zufolge die Gotter zwar existieren aber sich nur um Bedeutendes kummern und an Kleinigkeiten wie den menschlichen Taten und Schicksalen nicht interessiert sind Diese Vorstellung resultiert aus einem zwiespaltigen Befund Einerseits erscheint die Existenz einer gottlichen Weltordnung als evident andererseits deutet der Mangel an Gerechtigkeit in den menschlichen Angelegenheiten darauf dass hier keine gottliche Fursorge waltet Wenn man davon ausgeht dass die Gotter gut sind also nichts Schlechtes wollen und bewirken dann scheinen Ungerechtigkeiten wie beispielsweise der Erfolg von Tyrannen nur mit einem Desinteresse der Gotter an den menschlichen Verhaltnissen erklarbar zu sein 80 Dem halt der Athener entgegen dass eine solche Gleichgultigkeit mit der guten Natur der Gotter unvereinbar sei Nach seiner Argumentation kann es drei Grunde dafur geben dass jemand sich nur um das Grosse und Ganze kummert und das Kleine missachtet Entweder fehlt aus Unwissenheit oder Schwache die Fahigkeit fur alles zugleich zu sorgen oder das Kleine wird aus Leichtsinn und Bequemlichkeit vernachlassigt oder man meint das Kleine sei belanglos Die beiden ersten Moglichkeiten kommen nur fur Menschen nicht fur gute Gotter in Betracht Die dritte Moglichkeit wurde bedeuten dass die Menschen aus gottlicher Sicht keiner Aufmerksamkeit wert sind Diese Hypothese zerreisst die Einheit der Natur Das Kleine ist aber ein Teil des Ganzen und wenn die kleinen Teile vernachlassigt werden kann es auch um das aus ihnen zusammengesetzte Ganze nicht gut stehen Daher muss Fursorge fur das Ganze eine Betreuung samtlicher Teile einschliessen Das Walten der Gotter zielt auf das Beste fur das Ganze wie dieses sich zum Wohl eines bestimmten Teils verhalt ist jedoch aus der Perspektive eines einzelnen menschlichen Individuums das die Zusammenhange nicht durchschaut nicht zu erkennen Dadurch entsteht der falsche Eindruck von Ungerechtigkeit in der Weltordnung 81 Dem Weltbild in dem die menschlichen Taten und Schicksale aus gottlicher Sicht belanglos sind stellt der Athener ein Modell entgegen in dem der Mensch in eine umfassende kosmische Ordnung eingebettet ist Das Individuum kann die Weltordnung erkennen und sich als Teil von ihr verstehen da seine seelische Konstitution ihr entspricht Es spielt im Kosmos eine Rolle fur die es selbst verantwortlich ist 82 Abschliessend wendet sich der Athener gegen die dritte Art von Unfrommigkeit die Meinung man konne die Gotter umstimmen das heisst sie mit Gebeten oder Opfergaben dazu bewegen ein Unrecht milder zu beurteilen als sie es sonst taten Darin sehen er und Kleinias eine abscheuliche Gotteslasterung Die Gotter wurden damit fur bestechlich erklart damit stunden sie moralisch noch unter einem unbestechlichen Hirtenhund der eine Herde bewacht 83 Mit diesen Argumenten meint der Athener die Richtigkeit seines religiosen Weltbilds bewiesen zu haben Wenn die gegenteiligen Auffassungen widerlegt sind kann kein Zweifel mehr daran bestehen dass zwischen dem Staat und den Gottern eine reale Beziehung besteht Dann lasst sich gegen das Recht und die Pflicht des Staates Religionsfrevel zu bestrafen kein Einwand mehr erheben Anschliessend legt der Athener die Einzelheiten der Strafbestimmungen dar die er bei solchen Vergehen fur notig halt 84 Bei der Frommigkeit die er den Burgern zur Pflicht machen will handelt es sich nicht um einen Glauben an die Gotter im Sinne einer subjektiven Meinung die man alternativen Meinungen vorzuziehen hatte Gemeint ist vielmehr ein Anerkennen und Respektieren des gottlichen Waltens das der Athener fur eine offenkundige Tatsache halt die nur von Verblendeten ignoriert werden konne 85 Eigentumsrecht Handels und Gewerberecht Familienrecht Es folgen zahlreiche Einzelbestimmungen uber das Eigentum und uber Kauf und Verkauf Dazu gehort dass man sich Fundsachen auch vergrabene Wertsachen keinesfalls aneignen darf Alles was man kauft soll sofort bezahlt werden Geschafte mit Zahlungsaufschub und Kreditgeschafte geniessen keinen Rechtsschutz Verkaufern ist es untersagt ihre Waren anzupreisen oder ihre Behauptungen uber deren Qualitat eidlich zu bekraftigen Der Handel ist nichts an sich Schlechtes sondern sinnvoll wird aber in der Praxis gewohnlich nicht von den besten Burgern sondern von charakterlich minderwertigen geldgierigen Menschen betrieben Daher ist es angebracht den Kleinhandel in engen Grenzen zu halten und sorgfaltig zu uberwachen damit er nicht zur Quelle von Schlechtigkeit wird Kein Burger soll sich den moralischen Risiken aussetzen die sich im Geschaftsleben bei gewerbsmassiger Betatigung auch im Dienstleistungsgewerbe ergeben Daher bleiben diese Bereiche auslandischen Geschaftsleuten vorbehalten Gegen Tauschung Betrug und Ubervorteilung im Kleinhandel und bei Dienstleistungen mussen die zustandigen Behorden vorgehen 86 Weitere detaillierte Bestimmungen des Gesetzgebers regeln das Erbrecht den Schutz der Waisen die den Kindern obliegende Versorgung der Eltern im Alter Konflikte zwischen Eltern und Kindern sowie die Ehescheidung 87 Sonstige Einzelbestimmungen Beendet wird die Erorterung einzelner Sonderfragen mit der Behandlung einer Vielzahl von Vergehen und unerwunschten Verhaltensweisen und der Festlegung verschiedener Verwaltungsvorschriften Zu den Vergehen gehoren beispielsweise Giftmischerei Schadenzauber Beleidigung Verweigerung des Heeresdienstes Feigheit im Krieg ubermassiger Aufwand bei Bestattungen und Vorteilsannahme durch Personen die im Staatsdienst tatig sind Da der Staat dafur sorgt dass kein anstandiger Mensch in ausserste Armut gerat ist Bettelei verboten Gegen mutwilliges Prozessieren aus Streitsucht oder Geldgier muss der Gesetzgeber einschreiten ebenso gegen Gerichtsredner die versuchen Prozessbeteiligten mit rhetorischen Tricks Vorteile zu verschaffen die ihnen nicht zustehen Bei Diebstahl von Gemeineigentum kommt es nicht auf die Deliktsumme an sondern nur auf die Frage ob der Dieb als heilbar oder unheilbar einzustufen ist Vereidigung ist fur Burger die vor Gericht als Klager oder Beklagte auftreten nicht vorgesehen denn das Risiko dass sie der Versuchung zum Meineid erliegen darf nicht in Kauf genommen werden Steuern konnen als Einkommens oder als Vermogenssteuer erhoben werden jahrlich sind Einkommensteuererklarungen abzugeben 88 In diesem Zusammenhang stellt der Athener noch ein besonders wichtiges Staatsorgan vor die Euthynen Diese Kontrollbeamten deren Amtszeit 25 Jahre betragt werden in einem aufwandigen Verfahren von der gesamten Burgerschaft gewahlt und geniessen hochstes Ansehen Sie nehmen die Klagen von Burgern gegen Beamte entgegen ihre Aufgabe ist das Einschreiten gegen Amtsmissbrauch wobei sie zugleich als Untersuchungsinstanz und als Richter fungieren Gegen ihre Urteile kann bei einem Revisionsgericht Berufung eingelegt werden und sie konnen auch wegen Amtsmissbrauch bei einem besonderen Gerichtshof verklagt werden 89 Die Nachtliche Versammlung Am Ende des Dialogs tritt nochmals die Frage in den Vordergrund wie dem Verfall des Staates durch Schwinden der Gesetzestreue vorzubeugen ist Zu diesem Zweck soll ein besonderes Verfassungsorgan geschaffen werden die Nachtliche Versammlung Sie tragt ihren Namen weil sie jeweils in der Morgendammerung tagt Mitglieder sind die zehn altesten Gesetzeswachter und eine Reihe weiterer hervorragend qualifizierter Burger Unter ihnen sollen auch jungere Manner sein Auf ihre grundliche philosophische Ausbildung muss besonderes Gewicht gelegt werden Die Nachtliche Versammlung ubt keine Regierungsfunktion aus sie ist nur Aufsichtsbehorde und legt die verbindliche Interpretation der Gesetze fest 90 Kleinias und Megillos sind nun von dem Gesamtkonzept uberzeugt Sie wollen den Athener zu weiterem Mitwirken an dem Staatsgrundungsprojekt bewegen da es ohne ihn nicht gelingen konne Damit endet der Dialog die Antwort des Atheners wird nicht mitgeteilt 91 Politischer und philosophischer Gehalt BearbeitenFur die Geschichte der politischen Philosophie und speziell der Verfassungsgesetzgebung sind vor allem funf Hauptgedanken der Nomoi bedeutsam die Mischverfassung als Mittelweg der die Nachteile einseitiger Modelle vermeiden soll das Prinzip der unbedingten Gesetzesherrschaft das einen ubergesetzlichen Status einzelner Individuen oder Institutionen grundsatzlich ausschliesst Dies zeigt sich auch darin dass die Burger gegen jede Entscheidung der Verwaltung klagen konnen die Forderung dass Gesetzen eine Praambel voranzustellen ist welche das Anliegen des Gesetzgebers erlautern und damit seine Uberlegungen und Entscheidungen einsichtig machen soll die Forderung dass die Vergabe von Amtern ausschliesslich auf der Basis nachgewiesener Kompetenz erfolgen darf wobei die charakterliche Eignung eine massgebliche Rolle spielt die Verknupfung von Staatstheorie und Metaphysik durch ein naturrechtliches Verstandnis der Gesetzgebung Ein zentraler Aspekt ist die im Dialog vielfach hervorgehobene Bedeutung der Uberredung Einerseits sind viele Strafbestimmungen streng und manche sogar drakonisch vor allem die Anwendung der Todesstrafe in Fallen von mutmasslicher Unheilbarkeit der Verbrecher andererseits legt Platon grosses Gewicht auf eine nachvollziehbare Begrundung der einzelnen Vorschriften Die Burger sollen die Gesetze willig respektieren weil ihnen deren Vernunftigkeit einleuchtend erklart wird 92 Allerdings versteht Platon unter Uberredung nicht nur rationale Argumentation sondern auch Ermahnung und Beeinflussung auf emotionalem Weg Die Interpretation seines Verstandnisses von Uberredung ist in der Forschung umstritten 93 Einerseits erwartet Platon dass dank der unablassigen moralischen Erziehung die gesamte Bevolkerung tugendhaft wird und in diesem Zustand verbleibt andererseits sieht sein Gesetzeswerk ein ausgeklugeltes System von Kontrollen zur Aufdeckung von Verfehlungen vor 94 Grossen Wert legt er darauf dass die Burger Gesetzesubertretungen zur Anzeige bringen sollen 95 Ein zentrales Element der platonischen Philosophie die Ideenlehre wird in den Nomoi nicht ausdrucklich thematisiert In der Forschung bestehen unterschiedliche Auffassungen daruber ob der Philosoph dieses Konzept in seinen letzten Werken noch vertreten hat Eine deutliche Mehrheit der Philosophiehistoriker nimmt an dass die Ideenlehre in den Nomoi implizit prasent ist 96 Seit langem wird in der Forschung das Verhaltnis der Nomoi zu Platons Dialog Politeia Der Staat intensiv diskutiert Aristoteles berichtet die Politeia sei vor den Nomoi geschrieben worden 97 Einer verbreiteten Interpretation zufolge hat Platon erkennen mussen dass die in der Politeia empfohlene Staatsform ohne Privatbesitz und Familie die er fur die beste hielt keine Akzeptanz fand und unrealistisch war Daraufhin hat er die Nomoi als Darstellung des zweitbesten Staates verfasst Demnach ist dieses Spatwerk als Ausdruck seiner Resignation im Alter zu deuten Die Resignations Hypothese ist aber auch auf Widerspruch gestossen Nach einer gegenteiligen Deutung hat der alte Platon die Bereitschaft der Burger sich dauerhaft vernunftigen Regeln zu unterstellen zuversichtlich eingeschatzt sein Gesetzgebungsentwurf basiert auf einer optimistischen Haltung 98 Umstritten ist ob die Nomoi eher einen Verzicht auf das Konzept der Politeia markieren oder dessen Weiterentwicklung darstellen 99 Verschiedentlich ist die Rolle der Nachtlichen Versammlung missverstanden worden indem ihre Befugnisse mit denen der Philosophenherrscher in der Politeia verglichen wurden deren Macht uneingeschrankt ist In der neueren Forschung wird betont dass die Nachtliche Versammlung der Gesetzesherrschaft unterworfen ist 100 Herwig Gorgemanns versuchte die Sonderstellung der Nomoi in Platons Gesamtwerk mit der Hypothese zu erklaren sie seien nicht als streng philosophisches Werk zu betrachten Das Zielpublikum sei eine breitere Offentlichkeit und besonders die Jugend 101 Entstehungszeit und Authentizitatsfrage BearbeitenDer aussergewohnliche Umfang des Dialogs spricht fur eine langere Entstehungszeit Es gibt Anzeichen fur Abfassung in verschiedenen Phasen 102 Eine Forschungsrichtung nimmt an Platon habe schon in den 360er Jahren einen Entwurf oder eine fruhe Fassung Proto Laws geschrieben den Anstoss dazu hatten seine damaligen Bemuhungen um die Einfuhrung einer von philosophischem Gedankengut gepragten Verfassung in Syrakus gegeben 103 Dass die Nomoi in ihrer uberlieferten Gestalt in Platons letzte Schaffensperiode gehoren gilt in der Forschung allgemein als sicher Fur die Spatdatierung werden auch sprachstatistische Untersuchungsergebnisse geltend gemacht 104 Verbreitet ist die Ansicht dass es sich um das letzte Werk des Philosophen handelt Einen Anhaltspunkt fur die Datierung bietet die Erwahnung der Unterwerfung von Lokroi durch Syrakus die wohl 352 v Chr stattfand wenige Jahre vor Platons Tod 105 Gewichtige Hinweise darunter inhaltliche Unstimmigkeiten deuten darauf dass Platon die Nomoi nicht vollendet hat 106 Moglicherweise ist die uberlieferte Fassung eine von fremder Hand uberarbeitete Version Der Philosophiegeschichtsschreiber Diogenes Laertios erwahnt eine Uberlieferung nach der Platons Schuler Philippos von Opus die auf Wachstafeln aufgezeichneten Nomoi umgeschrieben hat Was genau damit gemeint ist ist unklar doch durfte es sich jedenfalls um einen Hinweis auf Unfertigkeit des Werks bei Platons Tod handeln 107 Wahrscheinlich hat Philippos nach dem Tod des Autors die fur die Folgezeit massgebliche Abschrift angefertigt und diesen Text veroffentlicht Ob er dabei inhaltliche Eingriffe vornahm ist unbekannt diese Frage wird in der Forschung unterschiedlich beurteilt 108 Die Vermutung dass Philippos auch inhaltlich einen erheblichen Beitrag zur uberlieferten Fassung geleistet hat wurde schon im 19 Jahrhundert vorgetragen und hat in neuerer Zeit wieder Befurworter gefunden Nach dieser Hypothese sind die Nomoi halbauthentisch 109 Die gangige Einteilung der Nomoi in zwolf Bucher stammt nicht von Platon Sie wird von einer erst im Mittelalter bezeugten Uberlieferung Philippos von Opus zugeschrieben ist aber wohl nicht auf ihn zuruckzufuhren sondern erst nach dem 4 Jahrhundert v Chr eingefuhrt worden 110 Rezeption BearbeitenAntike Bearbeiten Die Nachwirkung der Nomoi in der Antike war betrachtlich Vielleicht schenkte schon Platons Zeitgenosse Isokrates dem Werk Beachtung 111 Aristoteles der den Dialog kritisch beurteilte legte eine Sammlung von Auszugen aus dem umfangreichen Text an 112 Er zahlte in seiner Politik die Nomoi falschlich zu den Dialogen an denen Sokrates beteiligt ist vielleicht kannte er eine Fassung in der Sokrates auftritt doch wahrscheinlich hat er sich nur ungenau ausgedruckt 113 Aristoteles ruckte die Nomoi in die Nahe der Politeia er hielt die beiden Werke fur weitgehend ubereinstimmend Die vom Athener vorgeschlagene Zahl von rund 5000 waffenfahigen Burgern fand er zu hoch denn da die Burger nicht produktiv tatig seien sei fur deren Lebensunterhalt zusatzlich eine vielfache Menge von Frauen und Bediensteten erforderlich was ein grosses Territorium voraussetze Problematisch sei ferner die Unveranderlichkeit der Anzahl der Haushalte auch bei wachsender Kinderzahl Platon habe zwar eine Mischverfassung gefordert doch sei das monarchische Element nicht vertreten ausserdem sei der demokratische Anteil unvorteilhaft und der oligarchische dominiere 114 Uber weite Strecken sind die Bucher 7 und 8 der Politik des Aristoteles von seiner Auseinandersetzung mit den Nomoi gepragt 115 Der Verfasser des Dialogs Epinomis nach heutigem Forschungsstand wahrscheinlich Philippos von Opus konzipierte sein Werk als Fortsetzung der Nomoi Daher liess er dieselben drei Personen auftreten wie Platon den Athener Kleinias und Megillos Ebenso wie Platon wies er dem Athener die Hauptrolle zu In manchen Einzelheiten wich er aber von der Auffassung ab die Platons Athener in den Nomoi vertritt 116 Im 3 Jahrhundert v Chr schrieb der Stoiker Persaios eine kritische Abhandlung uber die Nomoi in sieben Buchern 117 Der Stoiker Poseidonios missbilligte Platons Forderung der Gesetzgeber solle den Gesetzen erlauternde und begrundende Vorreden mit grundsatzlichen Erwagungen beifugen Poseidonios meinte ein Gesetz solle vielmehr kurz sein und nicht erortern sondern nur befehlen 118 Cicero ahmte in seiner Schrift De legibus Uber die Gesetze Platons Nomoi in formaler Hinsicht nach er folgte ihrer Anlage in der Szenerie und Dramaturgie und entnahm ihnen auch einige Einzelheiten Er teilte Platons Uberzeugung der Gesetzgeber habe seine Entscheidungen nicht nur anordnend zu verkunden sondern auch in Vorreden zu den einzelnen Gesetzen verstandlich zu machen Inhaltlich schloss sich Cicero aber dem Konzept der Nomoi nicht an 119 In der Tetralogienordnung der Werke Platons die anscheinend im 1 Jahrhundert v Chr eingefuhrt wurde gehoren die Nomoi zur neunten Tetralogie Der Philosophiegeschichtsschreiber Diogenes Laertios zahlte sie zu den politischen Schriften und gab als Alternativtitel Uber die Gesetzgebung an Dabei berief er sich auf eine heute verlorene Schrift des Mittelplatonikers Thrasyllos 120 Der judische Geschichtsschreiber Flavius Josephus lobte in seiner Schrift Contra Apionem einzelne Bestimmungen der Nomoi 121 Lukian liess in seiner Luftfahrtsatire Ikaromenippos den Gottervater Iuppiter sagen ihm wurden keine Opfer mehr dargebracht seine Altare seien kalter als Platons Nomoi 122 Der antiphilosophisch gesinnte Gelehrte Athenaios griff im Rahmen seiner Polemik gegen Platon auch das Konzept der Nomoi an Es sei realitatsfremd und daher nutzlos Eine solche Gesetzgebung sei nicht fur wirkliche Menschen geeignet sondern nur fur die die sich der Autor in seiner Phantasie vorgestellt habe Daher hatten die Athener das Verfassungsprojekt verlacht und niemand denke daran es umzusetzen 123 Bei den spatantiken Neuplatonikern gehorten die Nomoi nicht zum Kanon der Werke die im Philosophieunterricht behandelt wurden Ihr Interesse an dem Dialog richtete sich in erster Linie auf die im zehnten Buch behandelte metaphysische Thematik 124 Der Neuplatoniker Syrianos schrieb einen Kommentar zum zehnten Buch der nicht erhalten geblieben ist 125 Der Verfasser der anonym uberlieferten spatantiken Prolegomena zur Philosophie Platons der sich auf den Neuplatoniker Proklos berief berichtete von einer Uberlieferung der zufolge Platon die Nomoi sein letztes Werk bei seinem Tod unkorrigiert und in Unordnung hinterliess Aus diesem Grund habe nach der Uberlieferung Philippos von Opus das Manuskript uberarbeiten mussen 126 Auch bei Kirchenschriftstellern wie Eusebius von Caesarea und Theodoret fanden die Nomoi Beachtung Christliche Apologeten verwerteten die theologischen Ausfuhrungen im zehnten Buch des Dialogs fur ihre Zwecke 127 Die antike Textuberlieferung beschrankt sich auf einige Papyrus Fragmente aus der romischen Kaiserzeit 128 Mittelalter Bearbeiten nbsp Der Anfang der Nomoi in der altesten erhaltenen mittelalterlichen Handschrift Paris Bibliotheque Nationale Gr 1807 9 Jahrhundert Die alteste erhaltene mittelalterliche Nomoi Handschrift entstand im 9 Jahrhundert im Byzantinischen Reich 129 Im 11 Jahrhundert fertigte Gregorios Magistros eine armenische Ubersetzung an 130 Bei den lateinischsprachigen Gelehrten des Westens waren die Nomoi im Mittelalter unbekannt Ob der gesamte Text des Dialogs im arabischsprachigen Raum vorhanden war ist unklar Im 10 Jahrhundert berichtete der Gelehrte ibn an Nadim in seinem Kitab al Fihrist es gebe zwei Ubersetzungen der Nomoi eine von Ḥunain ibn Isḥaq 9 Jahrhundert und eine von Yaḥya ibn ʿAdi 10 Jahrhundert Yaḥya hat sicher ins Arabische ubersetzt Ḥunain moglicherweise ins Syrische 131 In der Forschung wird bezweifelt dass es sich tatsachlich um Ubersetzungen des ganzen Dialogs handelte vielleicht stand den Ubersetzern nur eine antike Inhaltszusammenfassung zur Verfugung 132 Der einflussreiche Philosoph al Farabi schrieb eine Zusammenfassung der Nomoi Platons Talkhis nawamis Aflatun wobei er sich auf die ersten neun Bucher beschrankte da ihm der Rest nicht vorlag 133 Der byzantinische Platoniker Georgios Gemistos Plethon 1452 setzte sich mit den Nomoi auseinander Eine Abschrift aus seinem Besitz in der er willkurliche Eingriffe in den Text vornahm zeugt von seinem eigenwilligen Umgang mit dem Erbe des antiken Philosophen das er fur die Gegenwart fruchtbar machen wollte 134 Seine eigene Verfassungstheorie beschrieb Gemistos in seinem nur teilweise erhaltenen Hauptwerk Nomōn syngraphḗ Darlegung der Gesetze kurz Nomoi Die Gesetze Dabei knupfte er schon mit dem Titel an den platonischen Dialog an von dessen Gedankengut er sich anregen liess 135 Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Der Anfang der Nomoi in der Erstausgabe Venedig 1513Im Westen wurden die Nomoi im Zeitalter des Renaissance Humanismus wiederentdeckt Die erste lateinische Ubersetzung erstellte der scharf antiplatonisch eingestellte Humanist Georgios Trapezuntios 1450 1451 auf Wunsch von Papst Nikolaus V sie ist sehr frei und fehlerhaft 1458 verfasste Georgios die Schrift Comparatio philosophorum Platonis et Aristotelis Vergleich der Philosophen Platon und Aristoteles in der er fundamentale Kritik am Konzept der Nomoi ubte Es sei unflexibel unnaturlich und schon im Ansatz verfehlt die Missbilligung des Strebens nach Reichtum verkenne die menschliche Natur ausserdem sei ein so armer und kleiner Staat militarisch nicht uberlebensfahig 136 Der Platoniker Bessarion veroffentlichte 1469 eine Entgegnung die Schrift In calumniatorem Platonis Gegen den Verleumder Platons In deren funftem Buch ging er ausfuhrlich auf Georgios Kritik an den Nomoi ein und warf ihm Hunderte von Irrtumern vor 137 Die zweite Ubersetzung ins Lateinische stammt von Marsilio Ficino Er veroffentlichte sie 1484 in Florenz in der Gesamtausgabe seiner Platon Ubersetzungen Die Erstausgabe des griechischen Textes erschien im September 1513 in Venedig bei Aldo Manuzio im Rahmen der von Markos Musuros herausgegebenen Gesamtausgabe der Werke Platons Der Reformator Johannes Calvin 1509 1564 nahm in seiner einflussreichen Schrift Institutio Christianae religionis auf das Marionettengleichnis Bezug 138 Seine Vorstellungen uber die Verfassung von Staat und Kirche zeigen Ubereinstimmungen mit dem Gedankengut der Nomoi 139 Der Staatstheoretiker Jean Bodin hielt das Modell der Nomoi nicht fur eine Mischverfassung sondern fur eine echte Demokratie Diese Einschatzung begrundete er in seiner 1576 veroffentlichten Schrift Les six livres de la Republique damit dass Platon die Souveranitat der Volksversammlung zugewiesen und ihr auch das Recht der Ernennung und Absetzung von Beamten eingeraumt habe 140 Moderne Bearbeiten Literarische Aspekte Die Urteile uber die literarische Qualitat sind teils sehr kritisch ausgefallen Friedrich Nietzsche vermerkte hochst schlotterige Composition langweiliger stotternder Dialog 141 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff befand der Stil sei uberall kunstlerisch oder besser kunstlich geformt uberall unfrisch oft manieriert durchaus Altersstil mit Recht oft mit dem des alten Goethe verglichen Der Leser werde die Schale hart finden und darin nicht immer einen geniessbaren Kern 142 Auch Gerhard Muller meinte die Kunstlichkeit sei ein wesentlicher Zug der Nomoi es gebe in dem Werk eine Fulle von schlecht gebauten Satzen und Satzsystemen 143 Egil A Wyller charakterisierte die Darstellung als weitschweifig und oft pedantisch umstandlich 144 Olof Gigon beanstandete eine unwahrscheinliche Kompliziertheit in allen Formulierungen eine zeremoniose Betulichkeit die allerdings wohl damit zu erklaren sei dass der Autor die Redeweise alter Manner habe nachbilden wollen 145 Franz von Kutschera fand den Stil storend er sei manieriert und das gehe oft auf Kosten der Klarheit 146 Andere Gelehrte beurteilten die literarische Qualitat positiver Georg Picht griff den Vergleich mit Stil und Sprache des spaten Goethe in lobendem Sinne auf 147 Klaus Schopsdau meinte der Dialog notige zur Bewunderung fur seine innere Stimmigkeit und sinnfallige Systematik 148 Politische und philosophische Aspekte Der politische und philosophische Gehalt des Werks ist in der Moderne zwiespaltig beurteilt worden Eduard Zeller betonte es sei Platon um Vermittlung zwischen seinem philosophischen Ideal und dem Realisierbaren gegangen unter diesem Gesichtspunkt sei der Wert der Schrift nicht gering Sie zeuge von Reife des Urteils und sei in allen ihren Grundzugen mit folgerichtiger Verstandigkeit ausgefuhrt 149 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff fand viel zu bemangeln Er stellte fest der Verfassungsentwurf sei recht luckenhaft und unfertig es gebe eine Reihe von Widerspruchen die Ausfuhrungen uber das Weintrinken seien wunderlich und gehaltlos Einen Hauptmangel sah er im statischen Charakter der Gesellschaft insbesondere im Fehlen einer wissenschaftlichen Forschung die Fortschritt ermoglichen wurde Den Burgern die ihr Leben auf die empfohlene Weise zu verbringen hatten drohe Langeweile 150 Karl Praechter hob die Lehre von der Verfassungsmischung hervor mit der Platon einen weltgeschichtlich bedeutsamen Weg eroffnet habe Die im Vergleich mit der Politeia starkere Beachtung des Empirischen zumal in den historischen Abschnitten des Dialogs weise in die Richtung die spater Aristoteles eingeschlagen habe 151 Ahnlich urteilte Werner Jaeger der ebenfalls die Rucksicht auf die Erfahrung betonte und eine methodische Nahe zu Aristoteles konstatierte Er meinte das ganze Werk sei dem Aufbau eines gewaltigen Systems der Erziehung gewidmet deren Ziel sei die menschliche Gesamttugend die volle Entfaltung der Personlichkeit 152 Alfred Edward Taylor hielt die Nomoi fur Platons reifste Schrift uber die Themen die ihm schon immer die wichtigsten gewesen seien 153 Dieser Meinung war auch Heinrich Dorrie er schrieb man habe in den Nomoi nicht den matten Ausklang eines ohnehin erfullten Lebens zu erblicken sondern dessen unbestreitbare Kronung 154 Franz von Kutschera lobte die Einsicht die Definition eines Staatsziels musse Ausgangspunkt jedes politischen Ordnungssystems sein Er bemerkte dazu dass davon auch heutige Gesetzgeber viel profitieren konnten In den meisten Verfassungen fehle die Angabe des Ziels oder sie sei unvollstandig 155 Wie schon Wilamowitz weist auch Klaus Schopsdau auf die Problematik des Verbots von Neuerungen hin das zu einer volligen Erstarrung des geistigen Lebens fuhren musse 156 Anlass zu heftiger Kritik boten schon im 19 Jahrhundert ausgepragt autoritare Zuge des Gesetzeswerks die seither immer wieder angeprangert worden sind Als anstossig empfunden wird vor allem das umfassende Mandat des Staates zur moralischen Erziehung der Burger auch mit Zwangsmitteln Dazu gehoren die tiefen Eingriffe der Behorden in den personlichen Lebensbereich der Burger die Strenge der Strafbestimmungen vor allem die Todesstrafe fur eine Reihe von Delikten sowie das Kontroll und Uberwachungssystem samt Ermunterung zur Denunziation Kritiker beurteilen all dies als repressiv oder sogar totalitar sie vergleichen Platons Staat der Gesetze mit der Inquisition und mit modernen totalitaren Systemen 157 John Stuart Mill befand in einem 1866 publizierten Essay die strenge Unterdruckung unerwunschter Meinungen in Magnesia erinnere an die spanische Inquisition unter dem beruchtigten Grossinquisitor Tomas de Torquemada 158 Der Religionsphilosoph Wladimir Sergejewitsch Solowjow nannte 1898 die Nomoi eine direkte prinzipielle Absage an Sokrates und die Philosophie in Platons Leben sei das eine tiefe tragische Katastrophe gewesen 159 Francis M Cornford griff 1935 den Vergleich mit der Inquisition auf und stellte sich vor dass Sokrates im Staat der Nomoi ebenso wie in Athen vor Gericht gestellt worden ware 160 Ausfuhrlich und mit besonderem Nachdruck hat Karl Popper den Totalitarismusvorwurf vorgetragen Er sieht in den Nomoi den Hohepunkt von Platons Verrat an den Uberzeugungen des Sokrates In diesem Dialog habe Platon die Theorie der Inquisition entwickelt er stehe dort dem Geist der Demokratie noch feindseliger gegenuber als in der Politeia 161 Poppers Interpretation ist verschiedentlich als einseitig und nur teilweise zutreffend kritisiert worden 162 Er beurteilt den Verfassungsentwurf der Nomoi nach modernen Massstaben und vor dem Hintergrund moderner Verhaltnisse Ein Vergleich des platonischen Modells mit der konkreten Realitat der damaligen griechischen Staatenwelt zeigt jedoch dass manche Zuge die heute befremdlich oder totalitar erscheinen in der griechischen Gesellschaft verankert waren und nicht als anstossig empfunden wurden In einer eingehenden Analyse ist Paul Veyne zum Ergebnis gekommen Platon habe nur die damalige soziale und politische Wirklichkeit systematisiert und perfektioniert Daher seien die Nomoi nicht als Utopie zu betrachten sondern als extremes aber in seinem Gedankengut realitatsnahes politisches Programm Dieses habe sich nur durch seine Konsequenz von der Denkweise und Praxis der Zeitgenossen abgehoben 163 Kai Trampedach der sich mit Veynes Arbeit kritisch auseinandersetzt raumt die Nahe zur Realitat ein halt aber daran fest dass die geplante Siedlung trotz unleugbarer Realisierbarkeit mancher Details eine literarische Fiktion sei In den Nomoi sei kein anwendungsfahiges politisches Programm enthalten Zu den nicht realisierbaren Aspekten gehore die vorgesehene Autarkie und weitgehende Abgeschlossenheit Utopisch sei auch die Einfuhrung einer philosophischen Anspruchen genugenden Vernunftreligion als Fundament des Staates denn dies sei mit dem mythisch fundierten griechischen Volksglauben faktisch unvereinbar Religion sei nicht planbar 164 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenGunther Eigler Hrsg Platon Werke in acht Banden Band 8 Teile 1 und 2 4 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 ISBN 3 534 19095 5 Abdruck der kritischen Ausgabe von Edouard des Places und Auguste Dies Ubersetzung von Klaus Schopsdau Klaus Schopsdau Ubersetzer Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Ernst Heitsch u a Hrsg Platon Werke Ubersetzung und Kommentar Band IX 2 3 Teilbande Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1994 2011 ISBN 3 525 30433 1 Teilband 1 ISBN 3 525 30434 X Teilband 2 ISBN 3 525 30435 8 Teilband 3 Klaus Schopsdau Ubersetzer Platon Nomoi Aus dem Griechischen ubersetzt von Klaus Schopsdau Mit Anmerkungen Literaturhinweisen und Nachwort versehen von Michael Erler Reclam Ditzingen 2019 Otto Apelt Ubersetzer Platon Gesetze In Otto Apelt Hrsg Platon Samtliche Dialoge Bd 7 Meiner Hamburg 2004 ISBN 3 7873 1156 4 Ubersetzung mit Einleitung und Erlauterungen Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1916 Eduard Eyth Ubersetzer Die Gesetze In Erich Loewenthal Hrsg Platon Samtliche Werke in drei Banden Bd 3 unveranderter Nachdruck der 8 durchgesehenen Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 17918 8 S 215 663 Rudolf Rufener Ubersetzer Platon Die Gesetze Jubilaumsausgabe samtlicher Werke Bd 7 Artemis Zurich Munchen 1974 ISBN 3 7608 3640 2 mit Einleitung von Olof Gigon Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Luc Brisson Lois In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 5 Teil 1 CNRS Editions Paris 2012 ISBN 978 2 271 07335 8 S 821 828 Michael Erler Platon Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike hrsg von Hellmut Flashar Band 2 2 Schwabe Basel 2007 ISBN 978 3 7965 2237 6 S 277 290 659 662 Andre Laks The Laws In Christopher J Rowe Malcolm Schofield Hrsg The Cambridge History of Greek and Roman Political Thought Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 48136 8 S 258 292 165 Monographien und Kommentare Seth Benardete Plato s Laws The Discovery of Being The University of Chicago Press Chicago 2000 ISBN 0 226 04271 5 Helmut Mai Platons Nachlass Zur philosophischen Dimension der Nomoi Alber Freiburg Munchen 2014 ISBN 978 3 495 48682 5 Glenn R Morrow Plato s Cretan City A Historical Interpretation of the Laws 2 Auflage Princeton University Press Princeton 1993 ISBN 0 691 02484 7 Julia Pfefferkorn Platons tanzende Stadt Moralpsychologie und Chortanz in den Nomoi Brill s Plato studies series 11 Brill Leiden Boston 2023 Marcel Pierart Platon et la cite grecque Theorie et realite dans la Constitution des Lois 2 erweiterte Auflage Les Belles Lettres Paris 2008 ISBN 978 2 251 18107 3 behandelt insbesondere die historischen Vorbilder von Platons Konzept Anton Sadovskyy Manuscript transmission of Plato s Laws books 1 and 5 Serta Graeca 35 Reichert Verlag Wiesbaden 2022 Rezension von Ciro Giacomelli Bryn Mawr Classical Review 2023 01 21 Ernst Sandvoss Soteria Philosophische Grundlagen der platonischen Gesetzgebung Musterschmidt Gottingen 1971 Richard F Stalley An Introduction to Plato s Laws Basil Blackwell Oxford 1983 ISBN 0 631 13399 2 Peter M Steiner Platon Nomoi X Akademie Verlag Berlin 1992 ISBN 3 05 002356 2 griechischer Text nach der Ausgabe von Auguste Dies Ubersetzung und Kommentar Aufsatzsammlungen Christopher Bobonich Hrsg Plato s Laws A Critical Guide Cambridge University Press Cambridge 2010 ISBN 978 0 521 88463 1 Christoph Horn Hrsg Platon Gesetze Nomoi Akademie Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 05 006022 4 Francisco L Lisi Hrsg Plato s Laws and its historical Significance Selected Papers of the I International Congress on Ancient thought Salamanca 1998 Academia Verlag Sankt Augustin 2001 ISBN 3 89665 115 3 Samuel Scolnicov Luc Brisson Hrsg Plato s Laws From Theory into Practice Proceedings of the VI Symposium Platonicum Selected Papers Academia Verlag Sankt Augustin 2003 ISBN 3 89665 261 3 Barbara Zehnpfennig Hrsg Die Herrschaft der Gesetze und die Herrschaft des Menschen Platons Nomoi Politisches Denken Jahrbuch 2008 Duncker amp Humblot Berlin 2008 ISBN 978 3 428 12913 3 Bibliographie Trevor J Saunders Luc Brisson Bibliography on Plato s Laws Academia Verlag Sankt Augustin 2000 ISBN 3 89665 172 2 Weblinks BearbeitenNomoi griechischer Text nach der Ausgabe von John Burnet 1907 Nomoi deutsche Ubersetzung nach Franz Susemihl bearbeitet Giovanni Panno Gesetz und Andersheit in Platons Nomoi Memento vom 3 Juli 2007 im Internet Archive Dissertation Tubingen 2005 PDF 2 0 MB Anmerkungen Bearbeiten Platon Nomoi 625a b 683c Glenn R Morrow Plato s Cretan City 2 Auflage Princeton 1993 S 27 f Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 155 Vgl Katja Sporn Heiligtumer und Kulte Kretas in klassischer und hellenistischer Zeit Heidelberg 2002 S 218 223 Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 103 155 f Platon Nomoi 625b c Olof Gigon Einleitung In Platon Die Gesetze Jubilaumsausgabe samtlicher Werke Bd 7 Zurich Munchen 1974 S XI f Platon Nomoi 860e Platon Nomoi 848d 919d vgl 704c Glenn R Morrow Plato s Cretan City 2 Auflage Princeton 1993 S 30 f 95 Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 2 Gottingen 2003 S 140 142 Marcel Pierart Platon et la cite grecque 2 erweiterte Auflage Paris 2008 S 9 12 Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 102 f Platon Nomoi 702c Xenophon Hellenika 3 4 6 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 197 f Platon Nomoi 642b c Platon Nomoi 639d Aristoteles Politik 1264b 1265a Cicero De legibus 1 15 wo der Athener mit Platon gleichgesetzt wird Diogenes Laertios 3 52 Papyrus Oxyrhynchos 3219 Fragment 2 hrsg und ubersetzt bei Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 1 Stuttgart Bad Cannstatt 1987 S 140 f Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 106 f Glenn R Morrow Plato s Cretan City 2 Auflage Princeton 1993 S 74 f 573 Georg Picht Platons Dialoge Nomoi und Symposion Stuttgart 1990 S 76 f Eine academic accumulation Entstehung der uberlieferten Fassung in mehreren Phasen mit Beteiligung mehrerer Bearbeiter vermuten Debra Nails und Holger Thesleff Early academic editing Plato s Laws In Samuel Scolnicov Luc Brisson Hrsg Plato s Laws From Theory into Practice Sankt Augustin 2003 S 14 29 Platon Nomoi 624a 627b Vgl Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 153 163 Platon Nomoi 627c 633a Vgl Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 163 192 Platon Nomoi 633a 636e Siehe dazu Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 206 Platon Nomoi 636e 643a Platon Nomoi 643b 645c Vgl Jorn Muller Der Mensch als Marionette Psychologie und Handlungstheorie In Christoph Horn Hrsg Platon Gesetze Nomoi Berlin 2013 S 45 66 Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 222 239 Platon Nomoi 645c 650b Platon Nomoi 652a c Platon Nomoi 652c 656b Vgl Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 253 276 Platon Nomoi 656b 674c Platon Nomoi 676a c Platon Nomoi 677a 680e Vgl Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 354 369 Platon Nomoi 680e 682e Vgl Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 369 379 Platon Nomoi 682e 692c Vgl Klaus Schopsdau Ursprung und Verfall von Staaten III 676a1 702e2 In Christoph Horn Hrsg Platon Gesetze Nomoi Berlin 2013 S 67 86 hier 73 80 Platon Nomoi 692d 701c Vgl Klaus Schopsdau Ursprung und Verfall von Staaten III 676a1 702e2 In Christoph Horn Hrsg Platon Gesetze Nomoi Berlin 2013 S 67 86 hier 80 83 Platon Nomoi 701c 702b Platon Nomoi 702b e Platon Nomoi 704a 712a Vgl Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 2 Gottingen 2003 S 137 178 Platon Nomoi 712b 715d Zur Mischverfassung siehe Henning Ottmann Platons Mischverfassungslehre In Barbara Zehnpfennig Hrsg Die Herrschaft der Gesetze und die Herrschaft des Menschen Platons Nomoi Politisches Denken Jahrbuch 2008 Berlin 2008 S 33 42 Zum Mass siehe Shahriar Sharafat Elemente von Platons Anthropologie in den Nomoi Frankfurt 1998 S 75 78 Platon Nomoi 715e 718a Siehe zur Angleichung an die Gottheit Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 2 Gottingen 2003 S 204 212 Vgl Ernst Sandvoss Soteria Philosophische Grundlagen der platonischen Gesetzgebung Gottingen 1971 S 19 49 Platon Nomoi 718a 724b Siehe dazu Herwig Gorgemanns Beitrage zur Interpretation von Platons Nomoi Munchen 1960 S 30 71 Platon Nomoi 726a 732d Platon Nomoi 732d 734e Platon Nomoi 734e 738d 740b Platon Nomoi 739a 740a Siehe dazu Kenneth Royce Moore Sex and the Second Best City Sex and Society in the Laws of Plato New York 2005 S 128 131 Siehe dazu Malcolm Schofield Friendship and justice in the Laws In George Boys Stones u a Hrsg The Platonic Art of philosophy Cambridge 2013 S 283 297 Platon Nomoi 739e 745b Platon Nomoi 745b 747e Platon Nomoi 751a 754d Platon Nomoi 752e 755b Zum Wahlverfahren siehe Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 2 Gottingen 2003 S 367 377 Platon Nomoi 755b d Platon Nomoi 755d 756b Platon Nomoi 756b 758d Platon Nomoi 758e 768e Platon Nomoi 765d 766c Vgl zum Rahmen in dem spatere Anderungen der Gesetzgebung in Betracht kommen Jean Marie Bertrand De l ecriture a l oralite Lectures des Lois de Platon Paris 1999 S 239 247 Christopher Bobonich Plato s Utopia Recast Oxford 2002 S 395 408 Susan B Levin Politics and Medicine Plato s Final Word Part I In Polis The Journal of the Society for the Study of Greek Political Thought 27 2010 S 1 24 hier 12 f Platon Nomoi 769a 771a Platon Nomoi 771a 780c Platon Nomoi 780d 785b Vgl Manuel Knoll Der Status der Burger der Frauen der Fremden und der Sklaven in Magnesia In Christoph Horn Hrsg Platon Gesetze Nomoi Berlin 2013 S 143 164 hier 150 153 Platon Nomoi 788a 795d Platon Nomoi 795d 808d Platon Nomoi 803b c Die Bedeutung des Spielens im Rahmen des Lebensentwurfs der Nomoi untersucht Emmanuelle Jouet Pastre Le jeu et le serieux dans les Lois de Platon Sankt Augustin 2006 Siehe dazu Georg Picht Platons Dialoge Nomoi und Symposion Stuttgart 1990 S 33 38 Karsten Kenklies Die Padagogik des Sozialen und das Ethos der Vernunft Jena 2007 S 281 285 Platon Nomoi 808d 824a Platon Nomoi 817a d Platon Nomoi 828a 835b Platon Nomoi 835c 842a Siehe dazu Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 112 Platon Nomoi 842b 850d Platon Nomoi 853a 854a Platon Nomoi 854a 857b Platon Nomoi 857b 863a vgl 854c 854e 855a Vgl Trevor J Saunders Plato s Penal Code Oxford 1991 S 181 183 Platon Nomoi 860c 864c Vgl Wolfgang M Zeitler Entscheidungsfreiheit bei Platon Munchen 1983 S 146 161 Christoph Horn Niemand handelt freiwillig schlecht Moralischer Intellektualismus in Platons Nomoi In Marcel van Ackeren Hrsg Platon verstehen Darmstadt 2004 S 168 182 Lewis Trelawny Cassity Ten Tou Aristou Doxan On the Theory and Practice of Punishment in Plato s Laws In Polis The Journal of the Society for the Study of Greek Political Thought 27 2010 S 222 239 Francisco L Lisi Nemo sua sponte peccat In Barbara Zehnpfennig Hrsg Die Herrschaft der Gesetze und die Herrschaft des Menschen Platons Nomoi Politisches Denken Jahrbuch 2008 Berlin 2008 S 87 107 Eckart Schutrumpf Gesetze und Strafrecht In Christoph Horn Hrsg Platon Gesetze Nomoi Berlin 2013 S 189 207 hier 197 207 Platon Nomoi 864c 882c Siehe dazu Trevor J Saunders Plato s Penal Code Oxford 1991 S 217 267 Platon Nomoi 909d 910d Platon Nomoi 885b e vgl 890b 891b Siehe zur Argumentation Luc Brisson Vernunft Natur und Gesetz im zehnten Buch von Platons Gesetzen In Ales Havlicek Filip Karfik Hrsg The Republic and the Laws of Plato Prag 1998 S 182 200 Michael Bordt Platons Theologie Freiburg Munchen 2006 S 187 237 Platon Nomoi 885e 888d Platon Nomoi 888e 890a Platon Nomoi 891b 893a Platon Nomoi 893b 896e Platon Nomoi 896e 899d Platon Nomoi 899d 900b Platon Nomoi 900b 905d Michael Hoffmann Die Entstehung von Ordnung Stuttgart 1996 S 211 215 299 312 Shahriar Sharafat Elemente von Platons Anthropologie in den Nomoi Frankfurt 1998 S 78 82 Platon Nomoi 905d 907b Platon Nomoi 907b 910d vgl 885c e Damir Barbaric Der Ursprung der Gottlosigkeit In Dietmar Koch u a Hrsg Platon und das Gottliche Tubingen 2010 S 30 41 hier 32 f Platon Nomoi 910d 922a Zum Verzicht auf gewerbsmassige Tatigkeit der Burger siehe Susan Sauve Meyer The moral dangers of labour and commerce in Plato s Laws In Samuel Scolnicov Luc Brisson Hrsg Plato s Laws From Theory into Practice Sankt Augustin 2003 S 207 214 Platon Nomoi 922a 932d Platon Nomoi 932d 960b Platon Nomoi 945a 948b Siehe dazu Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 3 Gottingen 2011 S 534 544 Platon Nomoi 960b 969c Platon Nomoi 969c d Siehe dazu Christopher Bobonich Persuasion Compulsion and Freedom in Plato s Laws In The Classical Quarterly 41 1991 S 365 388 Thanassis Samaras Plato on Democracy New York 2002 S 310 318 Eine Ubersicht uber die Forschungsmeinungen gibt Eva Buccioni Revisiting the Controversial Nature of Persuasion in Plato s Laws In Polis The Journal of the Society for the Study of Greek Political Thought 24 2007 S 262 283 Buccioni meint dass die Uberredung bei Platon den Einsatz unterschiedlicher Mittel einschliesst Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 120 Siehe dazu Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 2 Gottingen 2003 S 264 f William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 5 Cambridge 1978 S 378 381 Thanassis Samaras Plato on Democracy New York 2002 S 271 284 Ada Babette Hentschke Politik und Philosophie bei Plato und Aristoteles 2 Auflage Frankfurt 2004 S 166 f Shahriar Sharafat Elemente von Platons Anthropologie in den Nomoi Frankfurt 1998 S 70 74 Aristoteles Politik 1264b Michael Erler Platon Basel 2007 S 278 281 Luc Brisson Lois In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 5 Teil 1 Paris 2012 S 821 828 hier 821 Mark J Lutz Divine Law and Political Philosophy in Plato s Laws DeKalb Illinois 2012 S 33 35 Ada Babette Hentschke Politik und Philosophie bei Plato und Aristoteles 2 Auflage Frankfurt 2004 S 163 166 284 288 Michael Erler Platon Basel 2007 S 279 281 Vgl Andre Laks Platons legislative Utopie In Enno Rudolph Hrsg Polis und Kosmos Darmstadt 1996 S 43 54 Christoph Horn Politische Philosophie in Platons Nomoi Das Problem von Kontinuitat und Diskontinuitat In Christoph Horn Hrsg Platon Gesetze Nomoi Berlin 2013 S 1 21 Thanassis Samaras Plato on Democracy New York 2002 S 285 301 Herwig Gorgemanns Beitrage zur Interpretation von Platons Nomoi Munchen 1960 S 70 f 80 f 105 109 Debra Nails Holger Thesleff Early academic editing Plato s Laws In Samuel Scolnicov Luc Brisson Hrsg Plato s Laws From Theory into Practice Sankt Augustin 2003 S 14 29 Paul Friedlander Platon Bd 3 3 uberarbeitete Auflage Berlin 1975 S 360 f Gilbert Ryle Plato s Progress Cambridge 1966 S 65 82 88 f 99 101 256 259 Holger Thesleff Platonic Patterns Las Vegas 2009 S 333 f 348 f Georg Picht Platons Dialoge Nomoi und Symposion Stuttgart 1990 S 21 Vgl George Klosko The Development of Plato s Political Theory New York 1986 S 198 Gerard R Ledger Re counting Plato Oxford 1989 S 204 f 225 Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 136 f Platon Nomoi 638a b siehe dazu Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 135 209 Michael Erler Platon Basel 2007 S 278 280 Diogenes Laertios 3 37 Siehe dazu Tiziano Dorandi Den Autoren uber die Schulter geschaut In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik 87 1991 S 11 33 hier 31 f Leonardo Taran Academica Plato Philip of Opus and the Pseudo Platonic Epinomis Philadelphia 1975 S 130 Michael Erler Platon Basel 2007 S 278 Leonardo Taran Academica Plato Philip of Opus and the Pseudo Platonic Epinomis Philadelphia 1975 S 128 133 Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 140 142 William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 5 Cambridge 1978 S 321 f John Dillon The Heirs of Plato Oxford 2003 S 182 Debra Nails Holger Thesleff Early academic editing Plato s Laws In Samuel Scolnicov Luc Brisson Hrsg Plato s Laws From Theory into Practice Sankt Augustin 2003 S 14 29 hier 14 16 f und Anm 17 29 Leonardo Taran Academica Plato Philip of Opus and the Pseudo Platonic Epinomis Philadelphia 1975 S 129 f Leonardo Taran Academica Plato Philip of Opus and the Pseudo Platonic Epinomis Philadelphia 1975 S 131 Anm 550 Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 142 f Diogenes Laertios 5 22 Aristoteles Politik 1265a siehe dazu den Kommentar von Eckart Schutrumpf Aristoteles Politik Teil II Aristoteles Werke in deutscher Ubersetzung Bd 9 2 Darmstadt 1991 S 221 f William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 5 Cambridge 1978 S 323 Anm 2 Vgl Debra Nails Holger Thesleff Early academic editing Plato s Laws In Samuel Scolnicov Luc Brisson Hrsg Plato s Laws From Theory into Practice Sankt Augustin 2003 S 14 29 hier S 17 und Anm 20 Aristoteles Politik 1265a 1266b Siehe dazu den Kommentar von Eckart Schutrumpf Aristoteles Politik Teil II Aristoteles Werke in deutscher Ubersetzung Bd 9 2 Darmstadt 1991 S 216 237 sowie Glenn W Morrow Aristotle s comments on Plato s Laws In Ingemar During Gwilym Ellis Lane Owen Hrsg Aristotle and Plato in the Mid Fourth Century Goteborg 1960 S 145 162 Malcolm Schofield The Laws two projects In Christopher Bobonich Hrsg Plato s Laws Cambridge 2010 S 12 28 hier 12 15 Leonardo Taran Academica Plato Philip of Opus and the Pseudo Platonic Epinomis Philadelphia 1975 S 72 79 131 f Diogenes Laertios 7 36 Poseidonios Fragment 451 hrsg Willy Theiler Poseidonios Die Fragmente Bd 1 Texte Berlin 1982 S 372 Siehe dazu Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 1 Stuttgart Bad Cannstatt 1987 S 212 217 490 495 Diogenes Laertios 3 57 60 Flavius Josephus Contra Apionem 2 36 257 siehe dazu Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 2 Stuttgart Bad Cannstatt 1990 S 196 f 486 f Lukian Ikaromenippos 24 Athenaios 11 507f 508b John Dillon The Neoplatonic Reception of Plato s Laws In Francisco L Lisi Hrsg Plato s Laws and its historical Significance Sankt Augustin 2001 S 243 254 hier 243 254 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 208 Prolegomena zur Philosophie Platons 10 24 13 19 und 10 25 4 8 hrsg von Leendert Gerrit Westerink Prolegomenes a la philosophie de Platon Paris 1990 S 37 Vgl Leonardo Taran Academica Plato Philip of Opus and the Pseudo Platonic Epinomis Philadelphia 1975 S 128 f Edouard des Places Le Platon de Theodoret In Revue des Etudes grecques 68 1955 S 171 184 Corpus dei Papiri Filosofici Greci e Latini CPF Teil 1 Bd 1 Firenze 1999 S 118 135 Paris Bibliotheque Nationale Gr 1807 Zur Textuberlieferung siehe Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 143 145 Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 144 Joshua Parens Metaphysics as Rhetoric Alfarabi s Summary of Plato s Laws Albany 1995 S XXIX f George Tamer Bemerkungen zu al Farabis Zusammenfassung der platonischen Nomoi In Andreas Eckl Clemens Kauffmann Hrsg Politischer Platonismus Wurzburg 2008 S 53 62 hier 54 f Vgl Dimitri Gutas Platon Tradition arabe In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 5 1 Paris 2012 S 845 863 hier 852 f Francesco Gabrieli Hrsg Alfarabius Compendium legum Platonis Plato Arabus Bd 3 London 1952 Nachdruck Nendeln 1973 kritische Edition des arabischen Textes mit lateinischer Ubersetzung Siehe dazu Steven Harvey Can a tenth century Islamic Aristotelian help us understand Plato s Laws In Samuel Scolnicov Luc Brisson Hrsg Plato s Laws From Theory into Practice Sankt Augustin 2003 S 320 330 Joshua Parens Metaphysics as Rhetoric Alfarabi s Summary of Plato s Laws Albany 1995 S XIX XXXIV Venedig Biblioteca Nazionale Marciana Codex gr 188 als Platon Handschrift Codex K Siehe dazu Fabio Pagani Damnata verba censure di Pletone in alcuni codici platonici In Byzantinische Zeitschrift 102 2009 S 167 202 hier 169 180 f Ruth Webb The Nomoi of Gemistos Plethon in the Light of Plato s Laws In Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 52 1989 S 214 219 James Hankins Plato in the Italian Renaissance 3 Auflage Leiden 1994 S 174 184 190 f 429 431 James Hankins Plato in the Italian Renaissance 3 Auflage Leiden 1994 S 191 f Johannes Calvin Institutio Christianae religionis 2 2 3 Jean Boisset La Geneve de Calvin et l Etat des Lois In Revue philosophique de la France et de l Etranger Jg 82 Bd 147 1957 S 365 369 Siehe zu Bodins Verstandnis des Dialogs Ada Neschke Hentschke Platos Politische Theorie in den Nomoi Geltung und Genese In Barbara Zehnpfennig Hrsg Die Herrschaft der Gesetze und die Herrschaft des Menschen Platons Nomoi Politisches Denken Jahrbuch 2008 Berlin 2008 S 43 64 hier 48 51 Vorlesungsaufzeichnung in Friedrich Nietzsche Werke Kritische Gesamtausgabe Abteilung 2 Bd 4 Berlin 1995 S 78 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff Platon Sein Leben und seine Werke 5 Auflage Berlin 1959 1 Auflage Berlin 1919 S 519 Gerhard Muller Studien zu den platonischen Nomoi 2 durchgesehene Auflage Munchen 1968 S 11 117 Egil A Wyller Der spate Platon Hamburg 1970 S 146 Olof Gigon Einleitung In Platon Die Gesetze Jubilaumsausgabe samtlicher Werke Bd 7 Zurich Munchen 1974 S V XLII hier XIV XVI Franz von Kutschera Platons Philosophie Bd 3 Paderborn 2002 S 122 Georg Picht Platons Dialoge Nomoi und Symposion Stuttgart 1990 S 53 62 Klaus Schopsdau Platon Nomoi Gesetze Ubersetzung und Kommentar Teilband 1 Gottingen 1994 S 98 Eduard Zeller Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung dargestellt Teil 2 Abteilung 1 4 Auflage Leipzig 1889 S 975 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff Platon Sein Leben und seine Werke 5 Auflage Berlin 1959 1 Auflage Berlin 1919 S 519 524 532 536 542 551 Karl Praechter Die Philosophie des Altertums 12 umgearbeitete Auflage Berlin 1926 S 324 Werner Jaeger Paideia Berlin 1989 Nachdruck der Auflage von 1973 in einem Band Erstveroffentlichung des 3 Bandes 1947 S 1166 f 1185 Alfred E Taylor Plato The Man and his Work 5 Auflage London 1948 S 463 Heinrich Dorrie Die Gesetze Platons im Rahmen seines Gesamtwerkes In Boreas 6 1983 S 81 94 hier 94 Franz von Kutschera Platons Philosophie Bd 3 Paderborn 2002 S 124 Klaus Schopsdau Ethik und Poetik In Gymnasium 109 2002 S 391 408 hier 407 Andre Laks The Laws In Christopher Rowe Malcolm Schofield Hrsg The Cambridge History of Greek and Roman Political Thought Cambridge 2000 S 258 292 hier 259 John Stuart Mill Grote s Plato In John Stuart Mill Collected Works Bd 11 Essays on Philosophy and the Classics Toronto 1978 S 375 440 hier 415 Wladimir Solowjew Das Lebensdrama Platons Mainz 1926 S 90 f Erstveroffentlichung des russischen Originals 1898 Francis M Cornford Plato s Commonwealth In Francis M Cornford The Unwritten Philosophy and Other Essays Cambridge 1967 S 66 f Erstveroffentlichung 1935 Karl Popper Die offene Gesellschaft und ihre Feinde Bd 1 7 Auflage Tubingen 1992 S 231 267 Siehe beispielsweise Richard F Stalley An Introduction to Plato s Laws Oxford 1983 S 179 185 Vgl Kai Trampedach Platon die Akademie und die zeitgenossische Politik Stuttgart 1994 S 236 Anm 37 Paul Veyne Critique d une systematisation Les Lois de Platon et la realite In Annales Jg 37 1982 S 883 908 Kai Trampedach Platon die Akademie und die zeitgenossische Politik Stuttgart 1994 S 246 254 Eine uberarbeitete franzosische Fassung veroffentlichte Laks in seiner Monographie Mediation et coercition Pour une lecture des Lois de Platon Villeneuve d Ascq 2005 S 15 92 nbsp Dieser Artikel wurde am 16 Dezember 2013 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Werk GND 4125202 0 lobid OGND AKS LCCN n86748615 VIAF 193727076 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nomoi amp oldid 234419596