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Ghatam Sanskrit घट IAST ghaṭa Tamil கடம ghaḍam Kannada ಘಟ ghaṭa Telugu ఘట ghaṭaṁ auch kudam ist ein aus rotem Ton gebrannter Tontopf der in der sudindischen Musik als Perkussionsinstrument verwendet wird und zu den Aufschlagidiophonen gehort Meistens wird der ghatam auf dem Schoss oder auf einem Standring vattam mit den Fingern angeschlagen wobei man beim Schlagen auf verschiedene Teile des Korpus unterschiedliche Tonhohen und Klangvariationen erzielen kann Ghatam Inhaltsverzeichnis 1 Bauform und Spielweise 2 Herkunft und Verbreitung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBauform und Spielweise BearbeitenDer dickwandige Wasserkrug aus Ton besitzt einen halbrunden Boden und verjungt sich an der Oberseite zu einer Offnung mit einem kurzen Hals der in einem Wulstrand endet Wenn die gerade Flache unterhalb des Halses mit dem Handballen angeschlagen wird entsteht ein warmer Basston der gumki genannt wird Mit den Fingerkuppen werden in der Mitte des Topfes hell klingende Tone produziert Der Topf lagert beim Spielen mit der Offnung leicht schrag zum Oberkorper des auf dem Boden sitzenden Spielers Bringt er die Offnung nahe an den nackten Oberbauch so kann er den Klang durch Offnen und Schliessen des Schalllochs variieren Niemals wird von oben auf den Rand geschlagen Der Hals heisst kaguthu der dicke Korpus uddambu Der ghatam wird in der klassischen Musik Sudindiens gespielt haufig zusammen mit anderen Perkussionsinstrumenten wie der Doppelkonustrommel mridangam und der Rahmentrommel kanjira Typisch ist das sawal jawab Frage und Antwort genannte Zusammenspiel bei dem sich die Perkussionsinstrumente improvisierte rhythmische Phrasen zuspielen und sie weiterentwickeln Zu den bekanntesten Ghatam Spielern zahlt Bangalore K Venkataraman In der westlichen Sphare wurde der ghatam unter anderem einem grosseren Horerkreis nahegebracht durch Vikku Vinayakram in der von dem Jazzgitarristen John McLaughlin gegrundeten Formation Shakti Ein anderer ghatam Spieler im Jazz ist Ramesh Shotham Herkunft und Verbreitung BearbeitenTontopf Perkussionsinstrumente werden in alten Sanskrit Texten wie dem Natyashastra einem um die Zeitenwende entstandenen Werk fur Musik und Tanz bhanda vadyam Gefass Musikinstrument genannt Am Osttor des grossen Stupas von Sanchi aus dem 1 Jahrhundert v Chr ist an der Aussenseite am untersten Architrav ein langes Relief zu sehen das zu den bedeutendsten Abbildungen der altindischen Musikkultur gehort Es zeigt an der linken Seite einen Zug von 17 Musikern die Trompeten Schneckenhorner Querfloten sanduhrformige und zylindrische Trommeln spielen An der Spitze der Prozession gehen vier Musiker die Tontopfe in der Form heutiger ghatam in den Handen halten Da es sich um eine Opferprozession handelte durften die Tontopfe in diesem Fall nicht als Musikinstrumente sondern als Behaltnisse fur flussige Opfergaben gedient haben 1 Nach der indischen Klassifizierung der Musikinstrumente gehort der ghatam zu den ghana vadya den Idiophonen die nicht gestimmt werden konnen Das ursprunglichste ghana vadya ist der menschliche Korper dessen Bewegungen etwa Handeklatschen rhythmische Muster nach seit Alters her streng festgelegten Prinzipien hervorbringen In weiten Teilen Indiens werden ahnliche Tontopfe in der Volksmusik eingesetzt Das nordindische Gegenstuck zum ghatam heisst auf Hindi matka oder matki In Goa besitzt die Tontrommel ghumat zwei Offnungen von denen eine mit einer Tierhaut bespannt ist Sie wird immer zusammen mit der Rohrentrommel samel gespielt Mit der ghumat verwandt ist die mizhavu aus Kerala deren Korpus aus Kupfer besteht Die enge Offnung des vasenformigen Instruments ist ebenfalls mit Haut bespannt Weitere indische Perkussionsinstrumente mit einem Ton oder Metalltopf als Resonator sind gagri gagra und pabuji ki mate in Rajasthan gespielt von Glaubensanhangern des epischen Helden Pabuji gummati in Andhra Pradesh kudamuzha in Tamil Nadu und noot in Kaschmir und in Sindh 2 Im Unterschied zum ghatam schlagt der sich auf dem noot begleitende Sanger auf die Offnung und an die Seiten 3 Derselbe Tontopf dient auch als Resonator fur den in Kerala und Tamil Nadu bei einer eigenen Volksliedtradition gespielten Musikbogen villadi vadyam Eine besondere Art von Tontrommel die uber eine Saite angeregt wird heisst pulluvan kudam Dieses Instrument gehort zu den ektara genannten Zupftrommeln und wird in Kerala von der Gemeinschaft der Pulluvan zusammen mit der einsaitigen Fiedel pulluvan vina in der Ritualmusik verwendet In Westafrika werden Tontopfe ebenfalls als Rhythmusinstrumente verwendet In Togo begleitet sich der traditionelle Sanger auf einem atukpen der nigerianische udu bietet durch ein zusatzliches seitliches Schallloch vielfaltige Klangvariationen In den arabischen Golflandern begleiten Perlentaucher ihre Arbeiterlieder mit aufrecht stehenden Wassertopfen aus Ton arabisch jaḥla Pl jaḥlat Kesseltrommeln ṭabl und kleinen Zylindertrommeln mirwas Literatur BearbeitenAlastair Dick Ghaṭa In Grove Music Online 2001Einzelnachweise Bearbeiten Walter Kaufmann Altindien Musikgeschichte in Bildern Band II Musik des Altertums Lieferung 8 Hrsg Werner Bachmann VEB Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1981 S 66 Pot drum In Late Pandit Nikhil Ghosh Hrsg The Oxford Encyclopaedia of the Music of India Saṅgit Mahabharati Band 3 P Z Oxford University Press Neu Delhi 2011 S 820 Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments National Book Trust Neu Delhi 1977 S 15 25 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ghatam amp oldid 223154085