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Banam auch banam banom bezeichnet eine Gruppe von Lauteninstrumenten die mit dem Bogen gestrichen werden und die mannliche Mitglieder von Adivasi Gruppen im zentralen Nordindien zur Begleitung des eigenen Gesangs spielen Eine Klassifizierung der meist einsaitigen in seltenen Fallen bis zu viersaitigen banams nach strukturellen Prinzipien ist schwierig unterschiedliche Beinamen erhalten sie eher aufgrund ihrer ornamentalen oder figuralen Gestaltung Nach ihrer Form lassen sich zwei Gruppen unterscheiden Die zu den ektara gehorenden Spiessgeigen besitzen einen langen dunnen Saitentrager an dem ein kleiner runder Korpus befestigt ist Banam heissen daneben einsaitige Fiedeln die einen anderen Typ der indischen Streichinstrumente verkorpern und wie die sarinda durch einen taillierten im oberen Bereich offenen Korpus charakterisiert sind Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform und Spielweise 2 1 Spiessgeige 2 2 Sarinda Typ 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenEin allgemeiner Begriff fur altindische Saiteninstrumente war vina Als altestes indisches Streichinstrument gilt die ravanahattha deren Namen seit dem 7 Jahrhundert uberliefert ist 1 und ursprunglich fur einen Musikbogen und eine Bogenharfe stand Heute wird eine Langhals Spiesslaute mit zwei Melodie und mehreren Resonanzsaiten in Rajasthan und Gujarat so bezeichnet Ab dem 3 Jahrhundert tauchen an Reliefs buddhistischer Stupas in Gandhara und ab dem 5 Jahrhundert auf Malereien in Ajanta Stabzithern mit angehangtem Resonator aus einer Kalebasse und dem zentralasiatischen barbat ahnliche birnenformige Kurzhalslauten auf 2 Die einfachsten indischen Stabzithern mit einem kleinen halbschaligen Resonator sind bis zum Ende des 1 Jahrtausends auf Reliefs an Hindutempeln abgebildet und heute nur noch in Gestalt der seltenen tuila in einer landlichen Region in Odisha erhalten An ihre Stelle traten Stabzithern mit breitem Griffbrett und zwei grosseren Kalebassenresonatoren Die heute in der regionalen indischen Volksmusik gespielten Spiesslauten sind ebenfalls ganzlich andere Instrumente als die Langhalslauten mit dickbauchigen Korpus und breitem Griffbrett der klassischen Musik etwa die Sarasvati vina In mehreren Abhandlungen im 12 Jahrhundert und in der im 13 Jahrhundert von Sarngadeva verfassten Musiktheorie Sangita Ratnakara wird die mit dem Bogen karmuka gestrichene einsaitige pinaki vina erwahnt Bei ihrer letzten Beschreibung im Jahr 1810 war sie praktisch schon ausgestorben Die moglicherweise im 17 Jahrhundert entstandene und an ihrem Pfauenkopf erkennbare Mayuri vina lebt dagegen bis heute fort Im 11 Jahrhundert muss die saranga vina ein beliebtes Streichinstrument gewesen sein mit dem Jains ihre religiosen Gesange begleiteten Hiermit namensverwandt ist die ab dem 16 Jahrhundert in der Strassenmusik gespielte sarangi ein Vorlaufer des bekanntesten indischen Streichinstruments das heute in der nordindischen klassischen Musik eingesetzt wird Die sarangi und die verwandte sarinda konnten in Indien entstanden sein oder von ahnlichen Streichlauten im persisch zentralasiatisch islamischen Raum abstammen 3 Dieser zweite Typ der indischen Streichinstrumente mit einem seitlich stark taillierten Korpus kommt ebenfalls in einfacher Ausfuhrung mit einer Saite unter dem Namen banam vor Der Sarinda Typ ist formverwandt mit der ghichak in Zentralasien und namens sowie formverwandt mit einer Reihe weiterer Streichlauten des islamisch indischen Raums von Afghanistan sarang Sindh surando Rajasthan surinda bis nach Nordostindien Dort sind in Assam die sarega und in Manipur die sananta bekannt Banam heissen Spiessgeigen bei den Munda deren Siedlungsschwerpunkt im Bundesstaat Jharkhand liegt und bei den Santal in Jharkhand Westbengalen und Bihar Die Santal und andere Adivasi Gruppen in Bihar verstehen unter banam eine der sarinda entsprechende Fiedel Die banams werden obwohl von unterschiedlicher Bauart wegen ihrer ahnlichen Verwendung und Verbreitung zusammen beschrieben jedoch von der dreisaitigen Fiedel bana mit einem kastenformigen Korpus unterschieden mit der Musiker der Pardhan Kaste in Madhya Pradesh ihre epischen Lieder begleiten 4 In anderen Teilen Indiens bekannte ein bis dreisaitige Spiessgeigen sind ferner die einsaitige pena in Nordostindien die von den Pardhans in Andhra Pradesh gespielte dreisaitige kingri auch kikir vom Sarinda Typ die Spiessgeigen koka in Maharashtra und kinnari in Sudindien Im sudindischen Kerala spielt die Kaste der Pulluvan die einsaitige pulluvan vina bei Besessenheitsritualen in denen Schlangengottheiten in Liedern pulluvan pattu angerufen werden Kendra bezeichnet mehrere regionale Saiteninstrumente zu denen Bambusstabzithern und Spiesslauten gehoren in Jharkhand und Odisha auch einsaitige Fiedeln 5 Manche Adivasis dieser Region nennen jedes gestrichene Saiteninstrument banam Bauform und Spielweise BearbeitenSpiessgeige Bearbeiten Die meisten der genannten Spiessgeigen besitzen keine Wirbel ihre Saiten werden direkt am Halsstab mit einer Schnurwicklung festgebunden Der Korpus der banams wird aus einem Holzstuck herausgeschnitzt oder aus einem Schildkrotenpanzer gefertigt und mit einer Decke aus Tierhaut uberzogen Die Saite verlauft von ihrem verschiebbaren Befestigungspunkt am oberen Bereich des Halses uber einen auf der Hautdecke aufgestellten Steg bis zu dem unten am Korpus herausragenden Ende des Saitentragers oder bis zu einer Baumwollschnur die von der Decke V formig bis zum unteren Ende weiterfuhrt Bei den Munda von Jharkhand hat der Schildkrotenpanzer der banam einen Durchmesser von 10 bis 15 Zentimetern und ist mit Eidechsen oder Ziegenhaut bespannt die am Rand mit Holz oder Bambusstiften festgenagelt wurde Gelegentlich finden sich zwei kleine Schalllocher im unteren Teil der Membran beidseits der Saite Die Lange des aus Bambus bestehenden Saitentragers betragt 48 Zentimeter die Draht oder Pferdehaarsaite wird direkt an seinem oberen Ende mit einer Baumwollschnur festgebunden Der in Membranmitte aufgestellte Steg ist mit 1 5 Zentimetern Lange und einem Zentimeter Hohe klein Die Tonhohe lasst sich durch ein Baumwollband einstellen das am Hals verschoben wird Als Streichbogen dient ein Holz oder Bambusstab der am ausseren Ende stark gekrummt ist sodass sich ein Abstand der Pferdehaarbespannung von etwa acht Zentimetern zum Bogenstab ergibt Die Bogenhaare werden mit Harz und die Saite mit Wachs eingerieben Gelegentlich sind am Ende des Bogenstabs einige Glockchen angebracht die bei schneller Bewegung ein rhythmisches Rasselgerausch hinzufugen Die meisten indischen Spiessgeigen halten die Musiker wie die ravanahattha mit dem Korpus gegen ihren Bauch wobei der Hals schrag nach oben und vorn ragt Die Saiten sind zum Musiker gerichtet der sie mit den Fingern der linken Hand durch seitliches Beruhren verkurzt ohne sie niederzudrucken und mit dem Bogen in der rechten Hand streicht Die Santal und Munda halten ihre banam umgekehrt mit dem Korpus gegen die linke Schulter den Hals nach unten und die Saiten nach aussen weg vom Korper etwa wie eine indische Violine gespielt wird Die Finger der linken Hand drucken die Saite gleich hinter der Baumwollschnur auf das Griffbrett Sie verbleiben stets in der ersten Lage Die aus einem Holzstuck gefertigten Langhalslauten kommen bei den Munda in zwei Grossen vor die grossere banam heiss haram banam von haram gross schwer Die holzernen banams der Munda und Santal besitzen einen langrechteckigen Korpus mit gerundeten Kanten der bei kleinen Instrumenten 6 15 Zentimeter misst und mit aufgenagelter Ziegenhaut bespannt ist Der Korpus geht allmahlich in den Hals uber der sich falls vorhanden bis zu einem blockigen Wirbelkasten verjungt Ansonsten wird die Pferdehaar oder Messingsaite mit funf Zentimetern Abstand vom Halsende mit einer Baumwollschnur festgebunden Die Gesamtlange betragt 48 bis 61 Zentimeter An einer Seite des Korpus kann sich ein drei bis vier Zentimeter grosses Schallloch befinden In der Mitte der Membran sitzt ein zwei Zentimeter hoher Steg Der Bogen aus Holz oder Bambus bringt durch seine Krummung am ausseren Ende die Bespannung auf etwa funf Zentimeter Entfernung vom Tragerstab Die Spielposition ist ahnlich nach unten gerichtet wie bei der Spiessgeige Bei den Munda gehort die banam zur sozialen Tradition des Jugendhauses giti ova entsprechend dem ghotul der Muria In alten Liedern wird sie oft zusammen mit der Bambusquerflote rutu besungen Manner begleiten mit der banam ihren Gesang Das Repertoire der Banam Lieder beinhaltet zwar auch Lieder fur Tanze jedoch spielt die Fiedel nur selten mit einer Trommel bei Tanzen auf Auch wenn die banam heute selten geworden ist wird sie wegen ihrer Bedeutung fur die traditionelle Kultur geachtet 6 Sarinda Typ Bearbeiten nbsp Dreisaitige sarinda mit ankerformigem Korpus aus OstindienBeim Sarinda Typ ist der aus einem Holzstuck bestehende Korpus durch tiefe seitliche Einschnitte zweigeteilt Die untere Halfte kann birnenformig oder rechteckig sein und ist mit einer am Rand geklebten oder genagelten Membran bespannt Der daran anschliessende schalenformige Teil ist an seiner Oberseite offen Ein bis drei Spielsaiten aus Baumwolle oder Darm fuhren uber einen beweglichen Steg entlang des schmalen Fingerbretts zu einem Wirbelkasten Diesen Typ halt der sitzende Musiker senkrecht mit den Saiten nach aussen und dem Korpus auf dem Fuss oder dem Boden gestutzt Bei den Santal heisst die vom Sarinda Typ durch aufwendige Schmuckmotive abweichende Form dhodro banam hohles Saiteninstrument Das einsaitige etwa 70 bis knapp 100 Zentimeter lange Instrument setzt sich aus einem annahernd langrechteckigen Korpus einen relativ kurzen Hals und einem ausladenden durch Figuren verzierten Kopfbrett zusammen Die uppigen Verzierungen bis zu Einkerbungen an den Wirbeln der sehr verehrten aus dunklem Hartholz gefertigten Instrumente waren teilweise von kultischer Bedeutung Das zum Bau verwendete Holz guloic ist der Legende nach aus einem Menschen entstanden Wie bei ahnlichen Streichinstrumenten der Gaine einer nepalischen Musikerkaste werden Korperteile mit dem Instrument assoziiert Der untere geschlossene Schallkorper symbolisiert den Magen der offene Teil die Brust der Hals entspricht dem menschlichen Hals und der Wirbelkasten wird mit dem Kopf gleichgesetzt Wo die Saite hineinfuhrt ist der Mund und seitlich ragt aus ihm der Wirbel als Ohr heraus Die musealen Kunstwerke kommen durch ihren Figurenschmuck in einer grossen Formenvielfalt vor Die Figuren stellen meist Menschen dar Tiere tauchen nur in Verbindung mit Menschen etwa als Reittiere auf Dagegen gibt es zahlreiche Beispiele von mit Tierfiguren verzierten Musikinstrumenten aus Nordostindien und dem Himalaya Die Kopfteile der dhodro banams zeigen haufig tanzende Frauengruppen Bei einigen Tanzszenen sind auch die ublicherweise begleitenden Musikinstrumente abgebildet die zweifellige Rohrentrommel dhol die Kesseltrommel nagara das Doppelrohrblattinstrument shehnai und die dhodro banam selbst Den Abschluss der in mehreren Reihen versammelten Tanzerinnen und Musiker bilden oft zwei stilisierte meist weibliche Figuren die von christianisierten Adivasis als Adam und Eva uminterpretiert werden Bei den Muria von Bastar stellt eine Frau die einen nackten Mann tragt Braut und Brautigam dar 7 Eine magische Bedeutung kommt dem Sonnensymbol zu Es verkorpert den Sonnengott Bongo der zusammen mit Kettchen Metallringen Munzen und sonstigen Anhangseln das Bose abwehren soll Die Saite der dhodro banam wird durch seitliche Beruhrung mit gestreckten Fingern verkurzt Falls weitere Saiten neben oder unter der Melodiesaite verlaufen so dienen diese als Resonanzsaiten 8 Literatur BearbeitenCarol M Babiracki Banam In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Musical Instruments Band 1 Macmillan Press London 1984 S 119f Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments National Book Trust Neu Delhi 1977 S 101 105 Bengt Fosshag Die Sarinda und ihre Verwandten Formen und Verbreitung einer Familie von Streichinstrumenten in den Landern des Islam und benachbarten Regionen PDF 5 9 MB Institut fur Geschichte der Arabisch Islamischen Wissenschaften Frankfurt Main 1997 S 281 306Weblinks BearbeitenDavid Courtney Banam chandrakantha com The Banam Santali Musical instrument Maestros Youtube VideoEinzelnachweise Bearbeiten Bigamudre Chaitanya Deva S 103 Monika Zin Die altindischen viṇas PDF 3 1 MB In Ellen Hickmann Ricardo Eichmann Hrsg Studien zur Musikarchaologie IV Musikarchaologische Quellengruppen Bodenurkunden mundliche Uberlieferung Aufzeichnung Vortrage des 3 Symposiums der Internationalen Studiengruppe Musikarchaologie im Kloster Michaelstein 9 16 Juni 2002 S 321 362 hier S 322 Joep Bor The Voice of the Sarangi An illustrated history of bowing in India In National Centre for the Performing Arts Quarterly Journal Bd 15 amp 16 Nr 3 4 amp 1 September Dezember 1986 Marz 1987 S 40f Genevieve Dournon Bana In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Musical Instruments Band 1 Macmillan Press London 1984 S 119 Genevieve Dournon Carol M Babiracki Kendra In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Musical Instruments Band 2 Macmillan Press London 1984 S 375 Carol M Babiracki S 119 Bengt Fosshag The Lutes of the Santal bengtfosshag de Bengt Fosshag 1997 S 293f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Banam amp oldid 233697577