www.wikidata.de-de.nina.az
Naga ist eine Sammelbezeichnung fur uber 30 Volksgruppen 1 der Adivasi im Nordosten des indischen Subkontinents Sie verteilen sich auf die heutigen Bundesstaaten Nagaland seit 1963 Assam Manipur und Arunachal Pradesh Ein kleiner Teil lebt auch in der Sagaing Region im Nordosten Myanmars Ihre Gesamtzahl wurde im Jahr 2008 auf 3 5 bis 4 Millionen geschatzt verteilt uber 120 000 km 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Herkunft 1 2 Kolonialherrschaft 1 3 Indische Herrschaft 2 Etymologie 3 Religion 3 1 Haraka Kult 4 Ethnische Gliederung und Verteilung 5 Sprachen 6 Literatur 7 Ausstellungen 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Zu zeremoniellen Zwecken genutzter Tragekorb der Konyak mit Affenschadel Herkunft Bearbeiten Die Naga sollen aus dem Osten vor dem 12 Jahrhundert zugewandert sein Die mundliche Uberlieferung behauptet dass sie seit 52 Generationen ansassig seien Sie werden bereits in den Chroniken des Konigreichs Manipur und den Buranjees offizielle Geschichtsschreibung der Ahom genannt Trotz kultureller Gemeinsamkeiten hat jede Ethnie eine eigene Sprache eigene Institutionen und Traditionen Aussagen uber die Naga mussen daher immer Verallgemeinerungen enthalten Die Naga an sich verfugten nie uber ein gemeinsames eigenes Reich Innerhalb der verschiedenen Gruppen die sich in Clans khel unterteilen war die Gesellschaft von aristokratisch bis demokratisch organisiert Bei den Konyak ist das Wort des ang Gesetz Vor der Ankunft der Briten nach 1826 32 lebten die Gemeinschaften in dauerhaften Dorfern meist auf Bergrucken oder gipfeln als Jager und Sammler die auch Brandrodung betrieben Die Kopfjagd die die Naga fur Initiationsriten und zur Steigerung des Prestiges der Krieger ausubten wurde von den Briten verboten Die Junggesellen eines khel lebten in Gemeinschaftsunterkunften genannt morungs Geheiratet wurde exogam Landwirtschaftlich fortgeschrittenere Stamme wie die Angami Sema und Tangkhul betrieben Nassreisbau und kannten Privateigentum Anders als bei anderen Volkern der Region herrscht ein patrilineares Clan System Frauen waren aber gleichberechtigt und sprachen im Rat mit Kriegerische Auseinandersetzungen mit den Assamesen kamen haufig vor Kolonialherrschaft Bearbeiten nbsp Traditionelle Angami Hutte im Museumsdorf bei Kohima Die Kolonialherren zeigten wenig Interesse an der gebirgigen Region bis Plantagen fur den Teeanbau angelegt wurden Wegen des Verlusts grosser Teile ihres Siedlungsgebiets und der Zuwanderung von Arbeitern kam es zu Auseinandersetzungen Die Briten forderten die Ansiedlung von Angehorigen der Kuki 3 und suchten die Unterstutzung der Meitei Konige von Manipur zum Schutz der wirtschaftlichen Interessen weisser Siedler 1835 1851 fuhrten mehrere militarische Expeditionen zur Unterwerfung Endgultig besiegt waren die Naga nach dem Feldzug von Kohima 1879 gegen die rebellischen Kacha Nagas Der ungehinderte Zuzug Aussenstehender wurde durch die Einfuhrung der inner line 1873 stark beschrankt Es war nun notig dass jeder Fremde eine Sondergenehmigung zur Einreise und Ansiedlung benotigte Diese Genehmigungen wurden restriktiv meist nur Missionaren und Beamten erteilt Spater wurde fur die Naga Hills eine eigene Distriktverwaltung und ein Naga Hills District Tribal Council eingerichtet das fur kommunale Selbstverwaltung in den Dorfern ausgeubt durch den Hauptling chief nach Naga Traditionen zustandig war Die abgelegene Tuensang Division und der Grenzbezirk Tirap blieben praktisch ohne jede Verwaltung 4 Mit der Aussenwelt in Kontakt kam eine grossere Anzahl Naga im Ersten Weltkrieg als 4000 von ihnen fur britischen Arbeitstruppen labour corps in verschiedenen Landern ausgehoben und eingesetzt wurden 1918 kam es zu Grundung des Naga Club als erster gemeinsamer politischer Organisation Im Government of India Act 1935 wurden die Naga Hills als excluded area definiert wo die indischen Gesetze nicht galten sondern weiter nach einheimischen Traditionen verwaltet wurde Eine der fruhen ethnologischen Feldforschungen in Nagaland betrieb 1936 Christoph von Furer Haimendorf Indische Herrschaft Bearbeiten Politisch organisierten sich die Naga seit 1946 im Naga National Council Zunachst erreichten Imti Aliba Ao und Theyieu Sakhrie ermordet im Januar 1956 unmittelbar vor der Unabhangigkeit ein Abkommen mit dem Gouverneur von Assam Sir Akbar Hydari das in neun Punkten eine Autonomie der Nagas sicherte 5 Als dieses gebrochen wurde erklarte man noch am 14 August 1947 ein unabhangiges Nagaland Zunachst kam es zu einer Phase passiven Widerstands Ab 1956 begann der bewaffnete Kampf gegen die Zentralregierung Indische Sicherheitskrafte fackelten in den Jahren 1955 56 645 der damals 851 Naga Dorfer ab 6 1963 schuf man durch Ausgliederung des assamesischen Distrikts Naga Hills und Tuensang aus der North East Frontier Agency einen eigenen Bundesstaat Nagaland Mit dem Shillong Accord 1975 wurde die Autonomie weiter gefestigt Dies erschien den radikaleren Kraften nicht genug die bis heute fur ein Gross Nagaland Nagalim kampfen 7 Menschenrechtsorganisationen schatzen dass seit 1956 fast 100 000 Naga durch indische Sicherheitskrafte oder in interfraktionellen Kampfen getotet wurden Unzahlige Vergewaltigungen Brandschatzungen und Folterungen sind belegt 8 Seit etwa 1990 werden die Naga durch den Einfluss moderner Massenmedien und verbesserter Transportwege in den indischen Mainstream immer starker eingebunden Sie organisierten ihre Interessen in verschiedenen Organisationen wie Naga Hoho Naga Mothers Association Naga Students Federation NSF Naga People s Movement for Human Rights NPMHR United Committee of Manipur UCM All Naga Students Association of Manipur ANSAM usw Siehe auch Nagaland KonfliktEtymologie BearbeitenWoher der Begriff Naga stammt war lange Zeit strittig Eine altere Theorie besagt dass er nackt bedeutet nach einer anderen wird eine Verbindung zum Sanskrit Wort naga Schlange vermutet Heute geht man davon aus dass der Begriff Naga aus dem birmanischen na ka durchlochertes Ohr entstanden ist Tatsachlich hatten viele Nagastamme ihre Ohren durchlochert um sie bei rituellen Tanzen mit Baumwollbuscheln zu schmucken Religion BearbeitenIn der animistischen Naga Religion gab es das Konzept eines ubermachtigen Schopfers und zahlreicher kleinerer Gottheiten Sonne und Mond hatten eine religiose Bedeutung und die Natur galt als von unsichtbaren Kraften belebt Die Naga wurden ab dem spaten 19 Jahrhundert hauptsachlich von amerikanischen Baptisten Missionaren christianisiert Die Baptisten sind im Nagaland Baptist Church Council organisiert Die lokalen Brauche Kleidung usw wurden teils hart unterdruckt Andere christliche Religionsgemeinschaften bilden kleine Minderheiten In ihrer Kernregion Nagaland haben die Nagas an der Gesamtbevolkerungszahl von uber 2 Millionen den weit uberwiegenden Anteil Nach den Volkszahlungen von 1991 und 2001 leben in Nagaland knapp 90 Prozent Christen etwa 10 Prozent Hindus und knapp 2 Prozent Muslime 9 10 Heute kommt es zu einem gewissen Revival des kulturellen Erbes das jedoch folkloristische Zuge tragt So werden heute auf dem jahrlichen Hornbill Festival wieder Kopfjagdtanze fur Touristen aufgefuhrt Haraka Kult Bearbeiten Der Haraka Kult war 1929 33 eine kurzlebige politisch religiose Bewegung die auf einer Mischung aus animistischen und hinduistischen Glaubenssatzen fusste Er fand besonders unter den Zemi Liangmei und Rongmei Anhanger Die Glaubigen wurden als Khampai bezeichnet Zu dieser Zeit fuhrte der rapide Verfall von Preisen fur landwirtschaftlichen Guter durch die von Spekulanten an der Wall Street ausgeloste Weltwirtschaftskrise zu grossen Schwierigkeiten Der Weltkriegsveteran Jadunang aus dem Dorf Puilon predigte uber ein Gottesreich des Tingwang auf Erden in dem es Freiheit mit gleichen Rechten und Pflichten fur alle geben sollte Er predigte zudem die Befreiung vom britischen Joch Die Lehre drang auch nach Birma vor wo sie zur Inspiration fur den Aufstand des Saya San wurde Nachdem einige Einwohner in den Ebenen getotet worden waren ruckten die Briten mit Truppen gegen die Sekte vor Jadunang wurde verhaftet und am 29 August 1931 in Imphal hingerichtet Die Bewegung die sich nun in eine Revolte wandelte wurde von Rani Gaidinliu 27 Januar 1915 weitergefuhrt bis auch sie Anfang 1933 verhaftet wurde und wegen Grundung eines abscheulichen Kultes und Aufstandes in Assam ins Gefangnis kam S 18 f 8 Sie verbrachte fast 20 Jahre im Gefangnis und trat noch 1991 als Freiheitskampferin an der Spitze der Zeliang People s Convention auf 11 Ethnische Gliederung und Verteilung Bearbeiten nbsp Frau der Yimchuger Naga aus dem Dorf KuturVerschiedene Ethnien dominieren in den folgenden Distrikten 12 Kohima Angami Phek Chakhesang Jaluka Zeliang Dimapur gemischter Distrikt mit grossem Anteil von Assamesen Wokha Lotha Kyong Zunheboto Sema 10 Anteil an der Gesamt Nagazahl Mokokchung Ao mit 11 die grosste Gruppe auch Lothas und Sema Tuensang Chang Yimchungru Khiamniungan Northern Sangtam Mon Konyak 9 Kiphire sudliche Sangtam YimchungruEs handelt sich teils um Selbst teils um Fremdbezeichnungen Einige Gruppen haben sich seit Beginn der britischen Kolonialherrschaft neue Verbundete gesucht so sind die Chakhesang ein Zusammenschluss von Chakru Kheza Sangtam und einigen Rengma Ebenso liegt die Herkunft der Zeliangs im Zusammenschluss von Zemi Liangmai u a Die bedeutende Ethnie der Konyak ist in zwei Gruppen geteilt eine wird autokratisch regiert die andere regiert sich demokratisch Der Lebensraum der Naga ist landlich gepragt jedoch konnen ihre Dorfer bis zu 5000 Einwohner umfassen In fruherer Zeit waren sie umzaunt und hatten Eingangstore Die Hauser oft auf Stelzen sind bei den Ao und Lothas entlang der Strassen angelegt Sprachen BearbeitenDie gut 30 Naga Sprachen 13 mit ihren wohl 60 Dialekten gehoren zur tibetobirmanischen Sprachfamilie Als Handelssprache verwenden die Naga meist eine Pidgin Sprache die auf dem Assamesischen Bengali und Nepali basiert und im Englischen als Nagamese bezeichnet wird Vielfach wird in den Schulen aber Hindi und Englisch gelehrt Literatur BearbeitenJ J Roy Burman Contours of the Naga Upsurge In Asian Economic Journal Band 6 2008 S 145 56 englisch L Atola Changkiri The Angami Nagas and the British 1832 1947 Guwahati 1998 englisch Verrier Elwin The Nagas in the Nineteenth Century Oxford 1969 englisch Milada Ganguli Reise zu den Naga VEB F A Brockhaus Leipzig 1976 C L Imchen Naga myths of origin and historical reconstruction In M Momin C A Mawlong Hrsg Society and Economy in North East India Band 1 Regency Publication Neu Delhi 2004 S 118 164 englisch International Work Group for Indigenous Affairs Hrsg The Naga Nation and its Struggle against Genocide Kopenhagen 1986 englisch Julian Jacobs Sarah Harrison Anita Herle The Nagas Hill Peoples of Northeast India Society Culture and the Colonial Encounters Thames and Hudson London 1990 englisch Neuauflage Hansjorg Mayer 2012 ISBN 978 0 500 97029 4 Braj Bihari Kumar Naga Identity Concept Neu Delhi 2005 ISBN 81 8069 192 6 englisch Leseprobe in der Google Buchsuche Michael Oppitz Thomas Kaiser u a Naga Identitaten Zeitenwende einer Lokalkultur im Nordosten Indiens Snoeck Publishers Gent 2009 ISBN 978 90 5349 680 0 Piketo Sema British Policy and Administration in Nagaland 1881 1947 New Delhi 1991 englisch Chandrika Singh Naga Politics A Critical Account Mittal Publication Neu Delhi 2004 ISBN 81 7099 920 0 englisch Leseprobe in der Google Buchsuche Tezenlo Thong Progress and its impact on the Nagas Farnham 2014 englisch Leseprobe in der Google Buchsuche Ausstellungen BearbeitenNaga Land Stimmen aus Nordost Indien Ausstellung im Humboldt Forum Berlin bis 15 September 2024 Die alteste ethnologische Sammlung zur Nagakultur befindet sich im Berliner Ethnologischen Museum heute Teil des Humboldt Forums Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Naga Volk Naga people Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nagaland Offizielle Website englisch Peter van Ham Aglaja Stirn Klange von den Nebeln jenseits der Zeit Aus dem Liederbuch der Naga Memento vom 29 Januar 2015 im Internet Archive In Journal Ethnologie 2008 Einzelnachweise Bearbeiten Je nach Quelle 12 50 IWGIA 1986 S 7 und 11 Burman 2008 S 146 zum Konflikt dieser Volker vgl Vibha J Patel Naga and Kuki Who Is to Blame Economic and Political Weekly Vol 29 No 22 May 28 1994 S 1331f H Srikanth C J Thomas Naga Resistance Movement and the Peace Process in Northeast India In Peace and Democracy in South Asia Volume 1 Issue 2 2005 abgedruckt in IWGIA 1986 S 198 200 Burman 2008 S 150 vgl Naga National Council und National Socialist Council of Nagaland Isak Muviah a b International Work Group for Indigenous Affairs Hrsg The Naga nation and its struggle against genocide Kopenhagen 1986 A N M Irshad Ali Indranoshee Das Tribal Situation in North East India PDF 44 kB S 142 Population by religious communities Census 2001 Archivierte Kopie Memento vom 30 Dezember 2008 im Internet Archive Gordon P Means Cease Fire Politics in Nagaland In Asian Survey Vol 11 1971 No 10 S 1026 Gliederung der Sprachfamilie M Paul Lewis Hrsg Ethnologue Languages of the World Dallas Tex 2009 Online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Naga Volk amp oldid 237935244