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Dieser Artikel befasst sich mit dem Musikinstrument Damaru Fur den surinamischen Sanger mit dem Namen siehe Damaru Sanger Damaru Sanskrit डमर ḍamaru auch damru tibetisch gcod dar ist eine Klappertrommel in Indien und Tibet die nach der Form zu den Sanduhrtrommeln gehort Die damaru ist ein Attribut mehrerer Gottheiten im Hinduismus und Buddhismus Weitere Namen in der regionalen Volksmusik sind dambru oggu und in Sudindien kudukuduppai budbudke und budbudukalu Religiose Schriften enthalten umfangreiche symbolische Bezuge von der damaru zu Vorstellungen uber das Universum Die tibetische damaru aus Holz heisst gcod dar Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Bauform 3 Mythologische Bedeutung und Verwendung 3 1 Indien 3 2 Tibet 3 3 Sudrand des Himalaya 4 Weitere indische Sanduhrtrommeln 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEtymologie Bearbeiten nbsp Indische damaruEntsprechend dem Sanskritwort heisst Bengali ḍamaru Hindi ḍamru und Marathi ḍamru Trommel und auch kurbisartig Ahnliche Namen in indischen Sprachen finden sich bei einem zur Familie der Kurbisgewachse gehorenden Baum Ficus racemosa und seinen Fruchten der auf Sanskrit udumbara genannt wird Es gibt den Versuch das Marathiwort tambura fur eine Langhalslaute in Indien vina wegen der beiden Resonatoren aus Kalebassen an diesem Instrument ebenfalls auf die udumbara Frucht zu beziehen also fur ḍamaru und tambura denselben Ursprung anzunehmen Ublicherweise werden die Saiteninstrumente des Wortumfeldes tambura tanpura auf Persisch ṭanbur und tunbur auf den arabischen Plural tanabur und osmanisch tunbur zuruckgefuhrt wo sie fruher auch Trommeln bedeuteten vgl Tamburin Erst ab den mittelindischen Sprachen sind aus dem Persischen stammende Ableitungen von Instrumentenbezeichnungen in Indien zu finden Sanduhrtrommeln und ihr Sanskritname sind jedoch alter Eine Herleitung von ḍamaru nicht aus dem Persischen sondern aus einem indischen Ursprung im Zusammenhang mit der Kurbisfrucht ist daher wahrscheinlicher 1 Bauform Bearbeiten nbsp Tibetische Ritualtrommel aus zwei Schadeldecken 18 JahrhundertDie Lange der damaru variiert zwischen 10 und 25 Zentimetern sie hat einen Durchmesser von etwa 7 bis 20 Zentimetern Der Resonanzkorper der damaru besteht aus Holz Ton oder Bronze Die alte tibetische Sanduhrtrommel chang teu besteht aus zwei Schadeldecken die mit einem Holzstuck verbunden sind Die beiden Trommelfelle werden aus Tierhaut gefertigt und sind bei grosseren Instrumenten durch eine Zickzackschnurung miteinander verbunden Bei kleinen tibetischen Sanduhrtrommeln sind die Membranen angeklebt Die damaru hat zwei Schlagsteinchen Tonkugeln die jeweils an das Ende einer Baumwollschnur die von der Trommel herabhangt gebunden sind Die Schnur ist in der Mitte um den Korpus gewickelt Bei einer entsprechenden Drehung des Handgelenkes treffen die Steinchen auf die Trommelfelle und erzeugen ein rasselndes Gerausch Die Rasseltrommel scheint das altere Instrument zu sein grossere Sanduhrtrommeln haben keine Rasseln und werden mit der Hand geschlagen Mythologische Bedeutung und Verwendung BearbeitenIndien Bearbeiten nbsp Tanzender Shiva als Nataraja mit dem damaru in der rechten oberen Hand nbsp Vaghya ein dem Familiengott Khandoba in Maharashtra geweihter Tempeldiener mit damaru und Glocke gante Seine weibliche Entsprechung ist das Tanzmadchen Murali eine Art Devadasi In der hinduistischen Mythologie ist die damaru ein Attribut zahlreicher Gottheiten Als Symbol des Lebens und zugleich des Todes wird die Sanduhrtrommel in der Hand gehalten von der Gottin der Weisheit Sarasvati neben den Attributen Schadelgirlande mala und Dreizack in der Hand von Bhadrakali einer heroischen Form der Todesgottin Kali von Aghora dem 14 armigen Zornesaspekt von Shiva von Shiva selbst den Ganas das sind kleine Begleiter von Shiva und von den Dakinis skelettformigen Hexen Am bekanntesten ist die Sanduhrtrommel in einer rechten Hand von Shiva in seiner Erscheinungsform als Nataraja wenn er den kosmischen Tanz Tandava auffuhrt mit dem er aus dem Feuer in einer linken Hand die neue Welt entstehen lasst Das Rasseln der damaru steht fur den Klang des Universums unmittelbar nach seiner Entstehung Einer Legende zufolge entstand die Sprache Sanskrit aus Shivas Trommelschlagen Im Asthadhayi von Panini um das 4 Jahrhundert v Chr im Amarakosha einem Sanskrit Thesaurus vom Anfang des 5 Jahrhunderts n Chr im Mahasutasoma Jataka und in weiteren klassischen Texten werden die damaru auch dhakka dimdima erwahnt In der alten tamilischen Literatur taucht der Name damarukam auf gelegentlich wurden auch andere Sanduhrtrommeln oder Klappern entsprechend bezeichnet 2 In der indischen Mythologie hat die Sanduhrtrommel Bedeutung als Musikinstrument ist sie in Indien nur noch gelegentlich in der Volksmusik anzutreffen Um 1900 war sie zu einem Instrument von Ausrufern Bettlern und Schlangenbandigern hinabgesunken 3 Dieser Personenkreis zu welchem auch Wahrsager gehoren verwendet sie noch heute Ein Beispiel hierfur ist die Kaste der Kurubas in Andhra Pradesh Tamil Nadu und Karnataka deren Mitglieder fruher Schafhirten waren und fur deren Schutzgottheit in Karnataka das Jahresfest Mailara Jaatre veranstaltet wird Bei diesem und anderen Festen fuhren die Goravayyalu Anhanger der zu den Kurubas gehorenden religiosen Sekte Rundtanze auf ansonsten ziehen sie herum singen Balladen zum Lobe Shivas betteln und segnen Glaubige Die Kleidung der Goravayyalu ist auffallig bunt auf dem Kopf tragen sie schwarze dreieckige Barenfellmutzen an den Fussgelenken Glockenkettchen Sie halten eine damaru in der rechten Hand und eine Flote in der linken Zu ihrem ritualisierten Benehmen gehort dass sie wie Hunde bellen und sich fur selbige halten 4 Tibet Bearbeiten nbsp Volkstumlicher Gesang von drei tibetischen Monchen in Lhasa die zwei Sanduhrtrommeln mit Schlagsteinchen und eine Gebetsmuhle bewegen In Tibet gelangte die Sanduhrtrommel zusammen mit einer Rohrenknochentrompete des menschlichen Oberschenkels rkang dung aus der vorbuddhistischen Geisterreligion des Bon in die buddhistische Mythologie Die als Korpus verwendeten Schadel stammen haufig von bedeutenden religiosen Lehrern Das Spiel dieser damaru ist hochrangigen Monchen vorbehalten Nur im tibetisch buddhistischen Kulturraum werden Sanduhrtrommeln regional rnga chung noch in der Ritualmusik zu Ehren der Dharmapalas Schutzgottheiten eingesetzt Zu den Ritualen gehoren die Umschreitung des Stupas und Tanze bei denen der Tanzer mit der damaru in der Hand die Dakinis herbeirufen mochte Die Dakinis tibetisch Khadoma Himmelswandlerinnen werden tanzend und nackt dargestellt Ihre Attribute sind unter anderem blutgefullte Schadelschalen Hackmesser kartrika Dreizack trishula Donnerkeil oder Zepter rod rje Sanskrit vajra und damaru 5 Shiva in seiner zornvollen Manifestation als Mahakala tritt in der tibetischen Gotterwelt mit denselben Attributen und mit dem Schlagbalken gandi in Erscheinung Der legendare Grunder des tibetischen Buddhismus im 8 Jahrhundert Padmasambhava wird in seiner Manifestation als Guru Pema Gyalpo Lotos Konig mit Spiegel und der Schadeltrommel thod rnga dargestellt Im Anfang des 12 Jahrhunderts von Macig Labdron eingefuhrten Gcod Ritual heisst die Schadeltrommel gcod rnga Sanduhrtrommeln markieren auch die Pausen zwischen den Zeremonien Neben der damaru haben in Tibet als Ritualgerate noch die Handglocke dril bu Sanskrit ghanta und der Donnerkeil als das symbolische Paar weiblich mannlich Bedeutung Sudrand des Himalaya Bearbeiten In den Regionen Garhwal und Kumaon im nordindischen Bundesstaat Uttarakhand ist eine etwas grossere Sanduhrtrommel unter dem Namen hurka bekannt die mit ihr begleiteten Lieder werden hurkiya bol Worte der Hurkiya genannt Sie sind Teil einer alten epischen Tradition bei deren Auffuhrung sich kurze Prosarezitationen mit langen Abschnitten in Versform abwechseln Hurkiya heissen die vortragenden Berufssanger sie stammen uberwiegend aber nicht notwendigerweise aus der gleichnamigen sozialen Gruppe die zur untersten Kaste der Doms gehort Der Sanger spielt selbst die Trommel gelegentlich unterstutzen ihn zwei hewar genannte Manner die einen gesungenen Bordunton hinzufugen und so die Pausen zwischen zwei musikalischen Einheiten ausfullen Steuert die Erzahlung auf einen dramatischen Hohepunkt zu so improvisieren Zuschauer zuweilen Tanze mit sparsamen Bewegungen 6 Eine weitere Sanduhrtrommel in Garhwal ist die daunr die wie die hurka fur die Musik in geschlossenen Raumen reserviert ist Beide Trommeln werden mit einer Hand und einem Stockchen geschlagen und ublicherweise jeweils zusammen mit einer Blechplatte thali gespielt Weitere indische Sanduhrtrommeln BearbeitenEine etwas grossere Sanduhrtrommel mit durchschnittlich 25 Zentimetern Lange heisst hurukka auch huruka hudukka udukkai deru Ihr Korpus besteht ebenfalls aus Holz sie wird mit Stockchen oder den Fingern geschlagen Im Punjab steht die kleine dhadd in der Tradition der epischen Volksdichtung und gehort zur religiosen Musik der Sikhs In der landlichen Volksmusik von Karnataka und Kerala wird die kleine Sanduhrtrommel tudi gespielt In den Dorfern Keralas war es fruher Brauch einen Dieb mit Hilfe eines tudi Spielers zu enttarnen Der Spieler versammelte die gesamte Dorfbevolkerung auf dem Platz schlug seine Trommel und belegte den Dieb dermassen lautstark mit Schimpfwortern bis dieser sich mit einer Antwort zu erkennen gab Die idakka auch eddakka von Kerala und anderswo in Sudindien besteht aus einem 25 Zentimeter langen Holzkorpus Die Trommelfelle werden uber verschiebbare Metallringe gezogen und miteinander verspannt Der Spieler schlagt mit einem gebogenen Holzstab in der einen Hand wahrend er mit der anderen Hand an einer um die Mitte gewickelten Schnur zieht und so in engen Grenzen die Fellspannung und damit die Tonhohe verandern kann Die schwierig zu spielende Trommel kommt bei Tanzen Volkstheatern und wie die timila bei religiosen Zeremonien zum Einsatz 7 Die uber die Ausbreitung des Buddhismus nach Ostasien gelangten Sanduhrtrommeln sind langst ausser Gebrauch Zum tibetischen Kulturkreis gehort die zweifellige Stieltrommel ji wu der nationalen chinesischen Minderheit Qiang Sie besitzt ebenfalls zwei an Schnuren befestigte Schlagsteine und wird als Schamanentrommel verwendet Eine ahnliche Stieltrommel der Naxi in China leitet ihren Namen dta bber ler gesprochen damberlor von damaru ab 8 Auf einen alten indischen Kultureinfluss geht die bandaw in Thailand zuruck Die kleine sanduhrformige Rasseltrommel ist etwa 16 Zentimeter lang beide Felle haben 14 Zentimeter Durchmesser Die bandaw wird nicht mit den Handen gespielt Stattdessen schlagt eine einzelne Kugel die an einer Schnur am Ende eines mittig aufgesetzten Haltegriffs befestigt ist beim schnellen ruckartigen Drehen abwechselnd gegen beide Membrane 9 Der Haltegriff ist 13 Zentimeter lang und hat die Form eines Chedi Der Spieler bewegt mit beiden Handen zwei bandaw simultan Das Instrument kommt nur bei seltenen koniglichen Zeremonien vor 10 Literatur BearbeitenRinjing Dorje Ter Ellingson Explanation of the Secret Gcod Ḍa ma ru an Exploration of Musical Instrument Symbolism In Asian Music Band 10 Nr 2 Tibet Issue 1979 S 63 91 Mireille Helffer Wolfgang Hauptfleisch Tibet Bhutan Ladakh II Musiktraditionen der Kloster 3 Instrumente und instrumentale Zwischenspiele In Die Musik in Geschichte und Gegenwart 1998 MGG Online November 2016 Mireille Helffer Rnga In Grove Music Online 22 September 2015 Andreas Meyer Trommeln B Aussereuropaischer Bereich VI Sudasien In MGG Online November 2016 Curt Sachs Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens Georg Reimer Verlag Berlin 1915 S 74 76Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Damaru Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien David Courtney Damaru Hour glass shaped drum of India chandrakantha com Damaru Percussion Instruments Indianetzone Skull Drum Damaru eastern Tibet mid 19th Century Beede Gallery National Music Museum University of South DakotaEinzelnachweise Bearbeiten Michael Knuppel Noch einmal zur moglichen Herkunft von osm tambur a dambur a damur a etc In Marek Stachowski Hrsg Studia Etymologica Cracoviensia Band 14 PDF 1 6 MB Krakau 2003 S 219 226 Bigamudre Chaitanya Deva Josef Kuckertz Bharud Vaghya murali and the Daff gan of the Deccan Studies in the regional folk music of South India Ngoma Studien zur Volksmusik und aussereuropaischen Kunstmusik Band 6 Musikverlag Emil Katzbichler Munchen Salzburg 1981 S 128f Curt Sachs 1915 S 75 Sneha Nanda Gopal Folk Forms of Karnataka Govara Kunitha Memento des Originals vom 15 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www businessonlineindia net PDF 2 2 MB Drishti Magazine Nr 9 S 10 13 Anneliese und Peter Keilhauer Ladakh und Zanskar Lamaistische Klosterkultur im Land zwischen Tibet und Indien 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