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Timila auch thimila thimala Malayalam ത മ ല ist eine holzerne Sanduhrtrommel die in der hinduistischen zeremoniellen Musik im sudindischen Bundesstaat Kerala gespielt wird Neben anderen Tempelorchestern gehort die timila vor allem zum Panchavadyam einem Ensemble aus vier verschiedenen Perkussionsinstrumenten und einer Naturtrompete Timila Inhaltsverzeichnis 1 Bauform 2 Herkunft und Verbreitung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBauform BearbeitenDer Korpus der timila besteht aus einem Holzstuck des Jackfruchtbaums Malayalam Varikka plavu das bis zu einer Wandstarke von etwa einem Zentimeter innen ausgehohlt und aussen glatt geschliffen wird Die Form ist schlank und in einem eleganten Schwung zur Mitte tailliert Die Lange betragt etwa 60 Zentimeter 1 knapp 90 2 oder etwas uber 100 Zentimeter bei einem Durchmesser an beiden Enden von 27 Zentimetern und einem Mittendurchmesser von 11 Zentimetern 3 Die beiden Membranen werden aus Kalbshaut gefertigt uber separate kreisrunde Ringe valayal aus Bambus gezogen und verklebt Die Durchmesser der Ringe sind etwas grosser als die Korpusoffnungen Die so gefertigten Membranteller werden symmetrisch an sechs Stellen am Rand durchstochen Die Membranen behalten ihre Position auf beiden Seiten des Korpus nur dank der durch die Locher gefuhrten W formigen Verschnurung die aus gedrehten Hautstreifen besteht und sie miteinander verspannt Mittels einer quer um die Taille verlaufenden Schnur lassen sich die Trommelfelle auf die gewunschte Tonhohe einstimmen Die insgesamt benotigte Schnur sollte 25 Meter lang sein Der Spieler hangt die timila an einem Stoffband um die linke Schulter und halt das Instrument annahernd waagrecht mit der linken Hand seitlich in Hufthohe Mit den Fingern beider Hande schlagt er ausschliesslich das vordere Trommelfell Es werden nur zwei Schlagtypen unterschieden die tha und thom heissen Spielposition und Schlagtechnik ahneln afrikanischen Sanduhrtrommeln Herkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Vier Finger beider Hande sind durch weisse Fingerhute viral chuttu geschutzt um einen harteren Ton zu produzieren Die timila gehort zu einer Reihe von indischen Sanduhrtrommeln deren Ursprung in vorchristlicher Zeit in der Region vom ostlichen iranischen Hochland uber Nordindien bis Tibet liegt 4 Die religiose und mythologische Bedeutung der Sanduhrtrommeln geht auf die kleine damaru zuruck die als Attribut Shivas und anderer Gotter geschatzt wird Die timila reprasentiert ebenso die kosmische Trommel Shivas Zwei etwas grossere zeremoniell verwendete Sanduhrtrommeln sind in der Provinz Uttarakhand am Sudrand des Himalaya als hurka und daunr bekannt Entgegen der Bedeutung die der Musik bei Tempelritualen in Kerala zukommt finden sich in alten religiosen Texten nur sparliche Hinweise zur Rolle der Tempelmusik In der im 13 Jahrhundert von Isanasivagurudeva verfassten Sanskrit Abhandlung Tantrapaddhati paddhati Abhandlung daher eigentlich Isanasivagurudevapaddhati wird die timila als wichtiges Begleitinstrument bei Ritualen erwahnt In Kerala beim Tempeldienst gespielte Musikinstrumente werden nach ihrer Funktion klassifiziert Die timila gehort zu den devavadyam den fur die hoheren Gotter devas eingesetzten Instrumenten im Unterschied zu den asuravadyam den Musikinstrumenten die zu Ehren niedriger Gottheiten asuras gespielt werden 5 Im rituellen Trommelorchester Panchavadyam Funf Musikinstrumente das auf dem Hof eines grossen Tempels kshetram aufgefuhrt wird ubernimmt die timila die Fuhrungsrolle Die weiteren Schlaginstrumente sind die Sanduhrtrommel idakka deren Tonumfang uber zwei Oktaven sie als Melodieinstrument ausweist die grossere zweifellige Fasstrommel madhalam in Karnataka maddale beide mit einem Holzkorpus und die kleinen Bronzepaarbecken elathalam Hinzu kommt als einziges Blasinstrument die gebogene Naturtrompete kombu Die ansonsten in religiosen Zeremonien verwendete Zylindertrommel chenda fehlt in diesem Ensemble Grosse Panchavadyam Orchester verfugen meist uber ein bis zwei idakka Spieler etwas mehr madhalam Spieler und doppelt soviele von den ubrigen Instrumenten als madhalams vorhanden sind Eine bei Tempelfesten am Vormittag beginnende Panchavadyam Auffuhrung dauert acht Stunden weitere Stunden folgen abends und spater in der Nacht In der heutigen Spielweise existiert das Panchavadyam Orchester seit 1930 als es vom Maddalam Spieler Venkateswara Iyer in eine standardisierte Form gebracht wurde 6 Nachdem das Panchavadyam beendet ist folgt die Auffuhrung von timila etachil Dabei treten timila Spieler in eine Art Wettbewerb untereinander Sie stellen sich zusammen mit elathalam Spielern in einem Kreis auf und schlagen die Trommeln im chempata Rhythmus talam der acht oder vier Zahlzeiten hat in zunehmendem Tempo Ein weiteres zeremonielles Orchester ist das Vilakkacharam Kriyangom das bei verschiedenen Verehrungsritualen pujas zum Einsatz kommt Die genannten Trommeln begleiten die Anrufungslieder von Tempelsangern gelegentlich erganzt durch das Doppelrohrblattinstrument kuzhal auch kurum kuzhal Zur Begleitmusik im Tanztheater Kutiyattam kann die timila mit der idakka der aus einem grossen runden Kupferkessel bestehenden Trommel mizhavu dem Schneckenhorn shanku und Zimbeln kulitalam gespielt werden Zu den bedeutendsten Timila Spielern gehoren Kuzhoor Narayana Marar 7 und Kongad Vijayan 2006 8 Die Tempeltrommler in Kerala sind Mitglieder der Kaste der Maaran Marar 9 Literatur BearbeitenDavid B Reck Musical Instruments Southern Area In Alison Arnold Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Volume 5 South Asia The Indian Subcontinent Routledge New York London 2000 S 360 Timila thimala In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Musical Instruments Vol 3 P Z Macmillan Press London 1984 S 586 Timila In Late Pandit Nikhil Ghosh Hrsg The Oxford Encyclopaedia of the Music of India Saṅgit Mahabharati Vol 3 P Z Oxford University Press Neu Delhi 2011 S 1083Weblinks BearbeitenPanchavadyam Thimila pattu Youtube Video auf timilas gespielte Eroffnungssequenz des Panchavadyam Panchavadyam Iranikulam Ulsavam 2008 2009 Deepu s Collections Youtube Video linke Reihen kombus und madhalams Mitte vorn und hinten ein idakka Spieler rechte Reihen timilas dahinter elathalams Einzelnachweise Bearbeiten Oxford Encyclopedia S 1083 New Grove Dictionary S 586 David B Reck Garland S 360 Thimila Memento vom 11 Mai 2012 im Internet Archive Enchanting Kerala org Francis W Galpin The Music of the Sumerians and their Immediate Successors the Babylonians and Assyrians Cambridge University Press Cambridge 1937 2 unveranderte Auflage Strasbourg University Press 1955 S 76 ISBN 978 0 521 18063 4 Rolf Killius Ritual Music and Hindu Rituals of Kerala B R Rhythms Delhi 2006 S 46 87 Suganthy Krishnamachari Leading an unrehearsed symphony The Hindu 8 Oktober 2010 V Kaladharan Patriarch of Panchavadyam In The Hindu 5 Februar 2010 Vinu Vasudevan In memory of a maestro In The Hindu 19 Mai 2006 New Grove S 586 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Timila amp oldid 204585697