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Talharpa auch tagelharpa schwedisch Pferdeschwanzhaar Harfe oder strakharpa Streichharfe estnisch hiiu kannel rootsi kannel schwedische Kannel ist eine drei bis viersaitige mit dem Bogen gestrichene Leier die bis Anfang des 20 Jahrhunderts in der Volksmusik der schwedischsprachigen Bevolkerung in Estland besonders auf der Insel Vormsi gespielt wurde Die eng mit der jouhikko die in der historischen Region Karelien im Osten von Finnland vorkommt und mutmasslich mit der crwth in Wales verwandte talharpa wird seit den 1970er Jahren in unterschiedlichen Formen wieder hergestellt Die skandinavischen Streichleiern gelten als Weiterentwicklung alterer gezupfter Leiern und gehen nach unterschiedlichen Hypothesen auf Vorbilder in Westeuropa crwth in Wales oder im Osten flugelformiger husle Typ im Siedlungsgebiet der Ostslawen zuruck Talharpa 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 1 1 Korpus 1 2 Spieltechnik 1 3 Streichbogen 1 4 Baltische Streichleiern 2 Forschungsgeschichte 3 Etymologie 4 Bauform 5 Spielweise 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenMittelalterliche nord und nordosteuropaische Leiern sind wahrscheinliche Vorbilder fur gezupfte baltische Psalterien wie die finnische kantele die instrumentenkundlich zu den griffbrettlosen Kastenzithern gehoren und in den skandinavischen Landern und im Baltikum eine kulturell zusammengehorige Instrumentengruppe bilden 1 Bei einigen fruhen Typen mit einem schlanken Korpus ist ein fliessender Ubergang zwischen einer Leier zu erkennen deren Saiten uber die Korpusdecke hinweg bis zu einem an zwei Stangen befestigten Joch fuhren und einer Kastenzither in deren Korpus sich eine ahnlich grosse Offnung befindet wie der von der Jochkonstruktion umschlossene Zwischenraum Die Unterscheidung erfolgt nicht nach der Offnungsgrosse oder Korpusform sondern anhand der Jochkonstruktion Fur die hypothetische Herkunft der talharpa sind die langgezogene Korpusform die Spieltechnik beim Verkurzen der Saiten und die Einfuhrung des Streichbogens bestimmende Kriterien Korpus Bearbeiten Die baltischen Psalterien gelten sowohl als nationale Instrumente als auch nach Bauform Spielweise und Verwendung als kulturelles Erbe einer Region zwischen Skandinavien Osteuropa und Russland mit bis in vorchristliche Zeit zuruckreichenden Wurzeln Zur Diskussion stehen drei Verbreitungstheorien der baltischen Psalterien Gemass der ersten Theorie an der Wende zum 20 Jahrhundert gelangten die Kastenzithern von den Byzantinern durch Vermittlung der Slawen zu den baltischen Volkern Einer zweiten Theorie aus jener Zeit zufolge die vor allem von finnischen Forschern geaussert wurde sind die Kastenzithern ein sehr altes nationales Erbe Finnlands Beiden Theorien fugte Curt Sachs 1916 seine orientalische Herkunftshypothese hinzu nach welcher die Zithern ins Baltikum und nach Russland im Mittelalter auf einer nicht naher angegebenen Route aus dem arabisch persischen Raum gekommen seien 2 Von den drei unabhangig voneinander entwickelten Theorien bildete im Besonderen die von Sachs aufgestellte These einer weiten Verbreitung die Grundlage fur spatere Uberlegungen 3 In diesen Zusammenhang gehort auch die Annahme die skandinavisch baltische Kultur sei wahrend der Vorherrschaft der Chasaren von der ukrainischen Kulturregion weiter sudlich gepragt worden 4 Fur die alte Verwandtschaft der Psalterien und Leiern im Baltikum und in Russland sprechen archaologische Funde aus Nowgorod am Ilmensee wo in das 11 Jahrhundert datierte schlanke Leiern und ahnlich geformte Zithern vom Ende des 14 Jahrhunderts ausgegraben wurden 5 Die in ostslawischen Sprachen als husle russisch gusli 6 bezeichneten schlanken Kastenzithern besassen schriftlichen Quellen zufolge im 12 Jahrhundert vermutlich zehn Saiten 7 Spieltechnik Bearbeiten nbsp Krylovidnye gusli schlanke flugelformige Kastenzither mit einer Offnung vom Typ der Nowgorod Leiern Die Jochkonstruktion der Nowgorod Leiern des 11 und 12 Jahrhunderts mit einem Loch am oberen Korpusende erlaubte es dem Spieler das auf seinem Oberschenkel aufgestutzte und schrag nach oben ragende Instrument mit der linken Hand zu halten und zugleich mit den Fingern dieser Hand die Saiten von unten zu dampfen wahrend er sie mit der rechten Hand zupfte Durch die begrenzte Spannweite der Hand waren diese Leiern mit maximal acht Saiten ausgestattet Ilya Temkin 2004 zeichnet eine hypothetische Entwicklungslinie der slawischen Zithern die er bei einer in das 6 Jahrhundert datierten rotta in Westeuropa rote in England einer der crwth ahnlichen Streichleier beginnen lasst 8 Eine formale Beziehung besteht zwischen den Nowgorod Leiern und den harpa genannten Leiern der germanischen Stamme im nordlichen Europa die in englischen und deutschen Manuskripten vom 7 bis zum 10 Jahrhundert abgebildet sind 9 Eine Darstellung um 600 zeigt eine schmale sechssaitige Leier mit einer grossen Offnung Eine etwas kleinere Offnung besass eine in Nerewski bei Nowgorod ausgegrabene 85 Zentimeter lange gusli die neun Saiten besass und in die Mitte des 13 Jahrhunderts datiert wird Ein reliefierter Wasservogelkopf in der Nahe der Stimmwirbel wird als finnisches Motiv gedeutet mit Verweis auf einen kosmogonischen Mythos der Finno Ugrier wonach ein Wasservogel die Erde mit Schlamm vom Meeresgrund aufbaute Da die ausseren Saiten nicht durch die Offnung von hinten abgegriffen werden konnten mussen diese als Bordunsaiten leer gezupft worden sein 10 Neben den archaologischen Leierfunden in Russland gibt es ostlich des Ural eine nars yukh nares jux Musik Holz genannte Leier mit einem langrechteckigen Korpus bei den Ugrisch sprechenden Chanten und Mansen Diese vielleicht einzige noch existierende asiatische Leier erwahnt Curt Sachs 1930 im Zusammenhang mit den skandinavischen Streichleiern ist sich aber im Unklaren uber die Verbindung 11 Die senkrechte oder leicht schrag zur linken Seite geneigte Spielhaltung der talharpa bei der die Saiten mit der linken Hand durch die Offnung von hinten verkurzt werden wird auch im angelsachsischen Vespasian Psalter einer Bilderhandschrift aus dem 8 Jahrhundert dargestellt Das Instrument hat wie die germanischen Leiern einen langrechteckigen Korpus mit gerundeten Ecken und ist mit sechs Saiten bespannt Dieselbe Spielweise ist von den auf antiken griechischen Vasen gemalten Leiern uberliefert 12 Zu einer gewissen Zeit ging die senkrechte Spielposition und Grifftechnik von unten durch die Offnung bei den baltischen Leiern wohl mit Zwischenstufen wie einige Abbildungen in Manuskripten vermuten lassen in die liegende Spielhaltung der Psalterien uber bei deren Zupftechnik von oben auf die Offnung verzichtet werden kann Den Ubergang illustrieren angelsachsische Manuskripte aus dem 11 12 Jahrhundert die einen Spieler zeigen der laut Ain Haas 2001 offenbar mit den Fingern uber das Joch hinweg die Saiten von oben dampft wahrend sich der Handballen an der Unterseite befindet Im Winchcombe Psalter datiert 1025 1050 sind eine dreisaitige gezupfte Leier und eine viersaitige gestrichene Leier in derselben Spielposition abgebildet Es ist jedoch nicht auszuschliessen wie Miles Evans 2001 einschranken dass beide Instrumente mit der linken Hand nur am Joch gehalten wurden ohne in die Saiten zu greifen Die vier in der Mitte verlaufenden Saiten der Streichleier konnten auf ein darunter angebrachtes Griffbrett hindeuten Ein mittiger Hals ist auch bei einer viersaitigen Leier im Durham Manuskript vom Anfang des 12 Jahrhunderts zu vermuten bei der jedoch nicht erkennbar ist ob sie gezupft oder gestrichen wurde 13 Die erwahnte neunsaitige Nowgorod Leier aus dem 13 Jahrhundert deren Saiten durch die kleine Offnung nur noch teilweise von unten zu erreichen waren stellt ebenfalls eine solche Ubergangsphase dar als deren Resultat in Estland die kannel entstand 14 Als sich um die Mitte des 19 Jahrhunderts unter russischer Herrschaft ein estnisches Nationalbewusstsein zu entwickeln begann mussten passende Nationalsymbole gefunden werden Eines dieser eingefuhrten Symbole ist der legendare Weise Vanemuine der eine kannel spielend dargestellt wird wahrend er den Menschen von den Wohlklangen der Musik kundet Die Erzahlung zeigt eine gewisse Ahnlichkeit mit der Rolle des Orpheus in der griechischen Mythologie Zeitgenossische Abbildungen zeigen Vanemuine nach antikem Vorbild in eine lange wallende Robe gekleidet wie er eine Leier senkrecht in den Handen halt Offenbar storte nicht dass diese Spielhaltung eher den alten russischen Leiern und der bis heute verwendeten schwedischen talharpa entspricht wahrend das estnische Psalterium kannel waagrecht auf dem Tisch oder auf den Knien liegend mit beiden Handen von oben gezupft wird 15 Streichbogen Bearbeiten nbsp Rotta eine Griffbrettleier Alteste Abbildung einer europaischen Leier mit Griffbrett in der 845 846 angefertigten Vivian Bibel 16 Im 9 Jahrhundert wurde dieser Leiertyp noch gezupft ab dem 11 Jahrhundert gestrichen Das Streichinstrumentenspiel entstand arabischen und chinesischen Quellen zufolge in Zentralasien Vermutlich wurden erstmals um das 6 Jahrhundert in Sogdien Saiten an Lauteninstrumenten mit Reibestaben gestrichen Aus dem 8 Jahrhundert stammt die wohl alteste chinesische Quelle uber die mit einem Stab gestrichene Rohrenzither yazheng 17 Einen mit Pferdehaar bespannten Streichbogen zum Spiel einer Langhalslaute mit dem arabischen Namen rabab beschrieben im 10 11 Jahrhundert die islamischen Gelehrten al Farabi um 872 950 und Ibn Sina um 980 1037 die in den Regionen Choresmien und Sogdien wirkten Die ein bis zweisaitige rabab war damals in Zentralasien als tunbur und qobuz bekannt 18 Im Palast von Hulbuk im sudlichen Tadschikistan fand sich eine spatestens im 10 Jahrhundert entstandene Wandmalerei die zwei Frauen zeigt eine davon streicht eine Langhalslaute mit einem Bogen 19 Von ihrem wahrscheinlichen Ausgangspunkt Zentralasien gelangten die Streichlauten im Verlauf des 10 Jahrhunderts mit der islamischen Expansion bis nach Spanien wo sie auf Miniaturen in zwei mozarabischen Handschriften aus den 970er Jahren erscheinen Um die Wende zum 2 Jahrtausend wurden Streichlauten besonders haufig in byzantinischen Handschriften abgebildet Al Andalus und Byzanz waren die Ausgangspunkte fur die rasche Verbreitung des Streichbogens im 11 Jahrhundert uber ganz Westeuropa 20 Baltische Streichleiern Bearbeiten Die mittelalterlichen Rundbodenleiern Schalenleiern galten als deutsche Instrumente und wurden cythara teutonica genannt wie es in einem vom Musikhistoriker Martin Gerbert 1774 uberlieferten Manuskript aus dem 12 Jahrhundert heisst 21 Verwandt mit den cythara teutonica und den ab dem 7 Jahrhundert nachweisbaren angelsachsischen Leiern ist ein norwegischer Leiertyp von dem ein Exemplar fruhestens aus dem 14 Jahrhundert mit einem gerundeten Korpus annahernd parallelen Seitenarmen und einem geraden Joch gefunden wurde Ein anderer spatmittelalterlicher Leiertyp mit einem kreisrunden Korpus und schragen Armen ist auf drei norwegischen Holzreliefs und einem Taufstein zu sehen die von der Gunnarsage Thidrekssaga handeln Bei diesem Leiertyp fuhrten die Arme in der Mitte zu einer Art Krone zusammen die den Instrumenten einen ehrwurdigen Charakter verliehen 22 Aus diesen in senkrechter Position gezupften Leiern entwickelten sich die Streichleiern Die walisische crwth ist im Wesentlichen eine Rundbodenleier an der in der Mitte ein Griffbrett erganzt wurde um die Saiten wie bei einer Halslaute mit den Fingern zu verkurzen Im 9 Jahrhundert wurden Leiern vom Typ der crwth noch gezupft und hatten mit ihrem flachen Steg kaum gestrichen werden konnen Mit der Verbreitung des Streichbogens im 11 Jahrhundert begann man nun solche Althochdeutsch als rotta bekannte Leiern 23 und versuchsweise zahlreiche weitere Saiteninstrumente mit dem Bogen zu streichen 24 Unklar ist ob das mittige Griffbrett der crwth zusammen mit der Einfuhrung des Streichbogens neu hinzukam oder von gezupften Leiern ubernommen wurde die aus zwei Bibelillustrationen aus dem 9 Jahrhundert bekannt sind 25 Streichleiern ohne Griffbrett verbreiteten sich nach dem 11 Jahrhundert vor allem nach Skandinavien und nach Estland bis zur finnisch russischen Grenze in der Region nordlich des Ladogasees Neben anderen Formen kommt im Norden hauptsachlich der talharpa Typus mit einem rechteckigen Korpuskasten vor 26 Im walisischen Havod Manuskript von 1605 1610 findet sich die ungewohnliche Zeichnung einer dreisaitigen crwth ohne Griffbrett die abgesehen von einem breiteren Korpus der talharpa Form am nachsten kommt Otto Andersson 1923 stellte die crwth in eine Verbindung mit der talharpa 27 Er propagierte eine Ausbreitungsroute der Streichleier die von den Kelten auf den Britischen Inseln mit den Wikingern nordwarts bis zu den Shetland Inseln nach Skandinavien und bis zu den Finnen im Baltikum fuhrt Dass die Streichleiern in Skandinavien unterschiedliche Formen angenommen haben belegen die Namen rootsi kannel 28 harpa und talharpa in Estland sowie harppu in Karelien Finnland Andersson erwahnte als zweite weniger wahrscheinliche Moglichkeit auch die umgekehrte Richtung ausgehend von einem skandinavischen Ursprung wobei fur ihn die historisch kulturellen Beziehungen Skandinaviens im Mittelpunkt des Interesses standen Der finnische Musikwissenschaftler Armas Vaisanen 1923 bezweifelte die westliche Herkunft der talharpa und auch ihre Verbindung mit der kannel nbsp Die estnische Kastenzither kannel wird mit beiden Handen gezupft Foto von 1897 In seiner postum 1970 veroffentlichten Schrift relativierte Andersson seine fruheren Positionen etwas und schloss andere Ansichten zugunsten eines ostlichen oder sudlichen Ursprungs der skandinavischen Streichleiern nicht mehr vollig aus 29 Der schwedische Musikhistoriker Tobias Norlind der sich in den 1920er und 1930er Jahren wie Vaisanen mit der Verbreitung der kantele beschaftigte hob die im Vergleich zum Westen zahlreicheren Anknupfungspunkte der skandinavischen Psalterien nach Osten zur russischen gusli hervor und hielt die Streichleiern fur originar skandinavisch 30 In seiner Besprechung von Anderssons The Bowed Harp 1930 kritisierte Francis Galpin die konstruierte Verbindung von den fruhmittelalterlichen Britischen Inseln nach Skandinavien weil bis zur Skulptur in der Trondheimer Kathedrale keinerlei verwertbare skandinavische Quellen vorhanden seien Die in den mittelalterlichen Sagen etwa der in der Sammlung Flateyjarbok enthaltenen olafs saga Tryggvasonar uber den norwegischen Konig Olav I Tryggvason des 10 Jahrhunderts erwahnten Saiteninstrumente lassen sich nicht einer bestimmten Form und Spielweise zuordnen 31 Fur Galpin war ein sudlicher Einfluss auf Skandinavien durch deutsche und franzosische Monchsorden die mit italienischen Orden in Verbindung standen zwischen dem 9 und 11 Jahrhundert naheliegender 32 Da die Skulptur in der Kathedrale von Trondheim ein Instrument der Kirchenmusik darstellt verweist Andersson auf den walisischen Adligen Giraldus Cambrensis der um 1190 von Bischofen und Abten erzahlt die umherzogen und auf einer Harfe spielend missionierten 33 Eine fragmentarisch erhaltene und interpretationsbedurftige Wandmalerei in der Mitte des 13 Jahrhunderts erbauten norwegischen Stabkirche Roldal zeigt mehrere stehende Figuren die offenbar zu einer Musikszene gehoren Ein Spieler halt eine funfsaitige Rundleier von der nur die obere Halfte mit den durch Punkte angedeuteten Wirbeln zu sehen ist Ein Querstrich uber dem Instrument stellt moglicherweise einen Bogen dar 34 Bei der gegenuber anderen mittelalterlichen Darstellungen ungewohnlich schlichten Form konnte es sich um eine in der Volksmusik der einfachen Leute gespielte Leier mit birnenformigem Korpus handeln wie sie auch in Zentraleuropa vorkam 35 In Estland wo es bereits eine alte Tradition des gezupften Psalteriums kannel gab beschrankte sich die Verbreitung der talharpa auf das von den Schweden im 13 Jahrhundert eroberte Gebiet im Westen und die der dortigen Kuste vorgelagerten Inseln besonders auf die Insel Vormsi Zur Verwendung als Streichinstrument mussten die Psalterien nur unwesentlich verandert werden Bei der talharpa blieben die Offnung und die Grifftechnik der linken Hand von der Unterseite erhalten und die geringe Zahl von vier Saiten bei manchen baltischen Leiern eignete sich ebenfalls gut fur den Streichbogen Lediglich der Steg musste gerundet werden falls mit dem Bogen die Saiten einzeln gestrichen werden sollten 36 Als Reaktion auf die Missionstatigkeit der Russisch Orthodoxen Kirche sandte ab 1873 die Evangeliska Fosterlands Stiftelsen Evangelikale Heimatland Gesellschaft schwedische Missionare zu den Estlandschweden die eine charismatische Bewegung ins Leben riefen 37 Die religiose Erweckungsbewegung nahm in den 1870er Jahren derart extreme Zuge an dass die Dorfgaststatten der Insel durch Gebetshauser ersetzt die traditionelle Kultur weitgehend verdrangt und die Streichleiern als ein Werk des Teufels eingesammelt nach Hullo gebracht und dort in einem grossen Feuer verbrannt wurden Die wenigen verbliebenen Leierspieler retteten die Tradition bis ins 20 Jahrhundert hinein sodass Otto Andersson bei seiner ersten Forschungsreise auf die Insel Vormsi 1903 1904 immerhin 30 Melodien fur talharpa transkribieren konnte 38 Anfang des 20 Jahrhunderts gab es auf Vormsi so gut wie keine kulturellen Aktivitaten abseits von den Angeboten der christlichen Sekten Diese verboten Frauen Tanzveranstaltungen und alle sonstigen Vergnugungen des Alltags Getanzt werden durfte nur noch bei Hochzeiten 39 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Estnische Tanzszene mit Streichleier des Genremalers Ernst Hermann Schlichting 1854 Eine fur die Diskussion um die Herkunft der talharpa bedeutende Steinskulptur im Oktogon des Chors der Kathedrale von Trondheim dem Nidarosdom wurde von Otto Andersson 1923 und anderen Musikwissenschaftlern zunachst in das 12 Jahrhundert datiert Genauere Untersuchungen bei Restaurierungsarbeiten in den 1960erJahren ergaben fur die Skulptur die einen Musiker mit einer viersaitigen Streichleier darstellt eine Entstehungszeit im zweiten Viertel des 14 Jahrhunderts Der Chor wurde bei einem Brand 1328 schwer beschadigt und danach in einem englischen Stil wiederaufgebaut Damit ist die Skulptur immer noch der fruheste eindeutige Nachweis fur Streichleiern in Skandinavien wahrend gezupfte Leiern durch zwei Funde von flachen Stegen des 8 und 9 Jahrhunderts aus Bernstein Fundort Broa bei Halla auf der Insel Gotland aus Geweih Fundort Birka Schweden 40 schon seit einem halben Jahrhundert zuvor als belegt gelten 41 Lediglich ein weiterer Steg aus Kiefernholz der 1988 in der mittelalterlichen Ausgrabungsstatte Oslogate 6 in Oslo gefunden wurde und in das zweite Viertel des 13 Jahrhunderts datiert wird scheint wegen seiner gerundeten Oberseite an der funf Kerben erkennbar sind zu einem funfsaitigen Streichinstrument gehort zu haben 42 Der erste Forscher der die Skulptur 1904 beschrieb und abbildete war der norwegische Archaologe Harry Fett Er war sich uber die Klassifizierung des ungewohnlichen Instruments noch vollig im Unklaren wahrend die danische Musikhistorikerin Hortense Panum 1905 angesichts des verdeckten oberen Korpusendes annahm dass die Saiten nur leer und wegen der Bogenhaltung nur alle zugleich gestrichen worden sein konnten Der norwegische Komponist Erik Eggen erkannte 1923 den Instrumententyp den er mit der islandischen Kastenzither fidla in Beziehung setzte deren zwei Saiten mit einem Bogen gestrichen wurden Die schliesslich akzeptierte Einschatzung dass es sich bei der Skulptur typologisch um eine der in Estland Schweden und Finnland gespielten Streichleiern handelt bei der die linke Hand durch eine an der Skulptur nicht erkennbare Offnung von unten in die Saiten greift gelang Otto Andersson in seiner Dissertation von 1923 Die Abbildung einer estnischen Streichleier erschien 1854 in einem Bilderbuch des Malers Ernst Hermann Schlichting Trachten der Schweden an den Kusten Ehstlands und auf Runo 43 Den Namen tallharpa erwahnte erstmals der estnische Historiker Karl Friedrich Wilhelm Russwurm in seiner ethnographischen Untersuchung uber die Schweden in Estland Eibofolke oder die Schweden an der Kuste Esthlands und auf Runo von 1855 Otto Andersson gab dem Instrument das er zuerst 1904 in einem in Stockholm gehaltenen Vortrag uber eine Reise zu den schwedischen Siedlungsgebieten in Estland erwahnte den Namen strakharpa schwedisch Streichharfe Um diese Zeit war die talharpa schon beinahe in Vergessenheit geraten International brachte Andersson das von seiner Form und Spielweise praktisch unbekannte Instrument 1909 mit dem Vortrag Altnordische Streichinstrumente beim II Kongress der Internationalen Musikgesellschaft Haydn Zentenarfeier in Wien der Fachwelt nahe Anderssons Dissertation zur talharpa wurde 1923 auf Schwedisch Strakharpan en studie i nordisk instrumenthistoria und 1930 auf Englisch The Bowed Harp A Study in the History of Early Musical Instruments veroffentlicht 44 Weitere Forscher diskutierten im Verlauf des 20 Jahrhunderts teils kontrovers die Herkunft und Verbindung slawischer baltischer und skandinavischer Kastenzithern und Leiern 45 Etymologie Bearbeiten nbsp Nachbau der verschwundenen zweisaitigen Kastenleier gue der Shetland Inseln Russwurm erlautert 1855 die Wortzusammensetzung 46 Die Tannenharfe tall harpa von tall Tanne oder Pferdehaar Harfe von tal tagel Pferdehaar welches in Zusammensetzungen verkurzt werden kann Die Saiten waren namlich zuweilen aus gedrehten Pferdehaarschnuren wie sie noch jetzt die Kinder zu diesem Zwecke gebrauchen gemacht Andersson vermeidet die Ableitung tall schwedisch Kiefernholz bezuglich der fur den Korpus verwendeten Holzart und halt nur tal von tagel Pferdehaar aus dem die Saiten hergestellt werden fur uberzeugend Der Wortbestandteil tal bezieht sich demnach allein auf das Saitenmaterial nicht auf den verwendeten Streichbogen der ebenfalls aus Pferdehaar besteht Der von Andersson eingefuhrte Name strakharpa Streichharfe zielt auf die besondere Spielweise ab und ist eine parallele Wortbildung zu Finnisch jouhikantele Streich Psalter von jouhi Pferdehaar und der Wortgruppe kantele entsprechend in Estland kannel in Karelien kandele in Lettland kokle und in Litauen kankles Harpa Althochdeutsch harpha das auf das gemeingermanische harpō zuruckgeht ist mit der heutigen Schreibweise Harfe englisch harp ein bestimmter Instrumententyp Ob Venantius Fortunatus der im 6 Jahrhundert mit dem lateinischen barbarus harpa das Wort erstmals in einem musikalischen Zusammenhang erwahnte eine Harfe eine Leier oder ein anderes Instrument meinte ist unklar Die Harfe erschien in Europa zunachst im 8 Jahrhundert auf den Britischen Inseln aber erst im spaten Mittelalter wurde harpa dort zu einer eindeutigen Bezeichnung fur eine bestimmte Harfenform Ab Anfang des 12 Jahrhunderts galt die Harfe als Nationalinstrument von Irland Das germanische harpō wird auf die indogermanische Wurzel s kerb h fur sich drehen krummen zuruckgefuhrt Damit ist entweder die runde Form des Instruments oder die Spielweise gemeint da verbunden mit latein carpere zupfen die Saiten mit gekrummten Fingern gezupft werden 47 Auch weitere Herleitungen verweisen auf die gezupfte Spielweise der Harfe und anderer Saiteninstrumente Im Mittelalter wurde harper als jemand der ein Saiteninstrument spielt verstanden Andersson 1970 sucht nun Hinweise dass harp auch fur Streichinstrumente verwendet worden sein konnte und zitiert den danischen Sprachforscher und Volkskundler Peder Syv 1631 1702 mit dem Sprichwort En ond harper skraber altid paa den gamle streng Ein schlechter harper kratzt schabt immer auf der alten Saite 48 Daruber hinaus ist die nyckelharpa schwedisch Tasten Harfe im Deutschen Schlusselfiedel ein spatestens seit dem 15 Jahrhundert von Abbildungen bekanntes Streichinstrument dessen Saiten uber Tasten verkurzt werden Eine fruhe Form dieser besonderen Fiedel mit einer Melodiesaite und wenigen Bordunsaiten war als enkelharpa Einzel Harfe bekannt 49 Der finnische Name jouhikantele kommt vermutlich zum ersten Mal in Daniel Juslenius finnisch lateinisch schwedischem Worterbuch von 1745 in diesen zwei Zeilen vor Candele instrumentum musicum harpa Candelen jousi plectrum straka Beim zweimaligen kantele muss sich Andersson zufolge die untere Zeile auf das gestrichene Psalterium beziehen wobei noch das lateinische plectrum erklarungsbedurftig ist Darunter wird heute ein Plattchen als Hilfsmittel zum Zupfen der Saiten verstanden Andersson findet jedoch einzelne Belegstellen fur die mehrheitlich nicht akzeptierte Ansicht dass plectrum auch einen Streichbogen bezeichnet haben konnte Ebenfalls halt er es fur eine offene Frage ob das in der altenglischen Dichtung Beowulf 8 Jahrhundert erwahnte Saiteninstrument gezupft oder gestrichen wurde Immerhin bedeutet im alten Dialekt der Schweden in Estland das Verb sla schlagen also steht sla harpa fur die Harfe spielen obwohl die gestrichene Leier gemeint ist Im Schwedischen bedeutet stryka mit einem Bogen schlagen Dies konnte erklaren weshalb Juslenius in seinem Worterbuch den Bogen der jouhikantele auf Latein mit plectrum ubersetzt Jedenfalls war dies Anderssons Uberlegung zur Einfuhrung des Namens strakharpa 50 Ausser bei talharpa strakharpa und jouhikantele findet sich die Wortkombination nach dem Muster Streichleier englisch bowed lyre in skandinavischen Sprachen im norwegischen Wort haar gie oder hargie fur ein Streichinstrument wie es in der Kathedrale von Trondheim an der namenlosen Skulptur dargestellt ist Die haar gie haarige giga mit giga zu Geige in der Bedeutung den Bogen vor und zuruckbewegen 51 das auch in nyckelgiga eine Variante von nyckelharpa vorkommt wurde im 17 Jahrhundert erwahnt und verschwand in Norwegen vor dem 19 Jahrhundert Das Wort giga ist mit gue verwandt wie eine bis ins 19 Jahrhundert auf den Shetland Inseln gespielte zweisaitige Kastenleier hiess von der ein Abkommling als tautirut bis zu den Inuit nach Kanada gelangte 52 In Estland wurde die talharpa auch rootsi kannel Schweden kannel gemeint fremdlandische kannel genannt 53 Bauform Bearbeiten nbsp Jouhikko mit kleiner OffnungDie finnische jouhikko und die schwedisch estnische talharpa unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch die Form der Offnung Die dreisaitige jouhikko besitzt einen langrechteckigen Korpus mit gerundeten Ecken und leicht ausgebauchten oder taillierten Langsseiten Die schmale Offnung befindet sich am oberen Ende an der rechten Langsseite sodass nur eine oder zwei der Saiten von unten mit den Fingern der linken Hand zu greifen sind Die talharpa hat eine wesentlich grossere ungefahr quadratische Offnung mit schmalen symmetrischen Jocharmen an den Seiten sodass alle vier Saiten mit den Fingern von unten erreichbar sind Der Korpus der talharpa ist entweder ein langrechteckiger Kasten mit einem integrierten Joch oder mit einem seitlich etwas uberstehenden und nach aussen gekrummten Joch Eine talharpa Variante hat einen violinenformigen Korpus einschliesslich der f Locher in der gewolbten Decke der um eine schrag nach aussen fuhrende Jochkonstruktion verlangert wird Otto Andersson 1923 fuhrt zwar noch einen dritten Typ mit zwei langlichen Offnungen nebeneinander an dabei handelt es sich jedoch lediglich um Instrumente die der finnische Musiker Juho Villanen 1846 1927 aus Savonranta anfertigte um durch die zusatzliche Offnung Gewicht zu sparen Die talharpa ist mit ublicherweise vier Saiten aus Pferdehaar Darm oder Draht bespannt die von einem Saitenhalter bis zu hinterstandigen Holzwirbeln am Joch fuhren Der sichelformige Steg mit Einschnitten zur Saitenfuhrung steht ungefahr in der Mitte auf der Decke in die ein bis zwei kleine Schalllocher eingeschnitten sind Der runde aus einem dunnen Zweig gefertigte Streichbogen ist nur lose mit Pferdehaar bezogen das wahrend des Spiels mit drei Fingern gestrafft wird 54 Tiefer und voluminoser klingende Neukonstruktionen sind talharpa mit drei Saiten im Format eines Cellos bass tagelharpa oder tagelharpa cello 55 und mit zwei Saiten im Format eines Kontrabasses tagelharpa gran bassa 56 Spielweise Bearbeiten nbsp Talharpa Spieler in Estland 1920er Jahre An der Skulptur der Trondheim Leier ist ein flacher Steg erkennbar woraus folgt dass mit dem Bogen uber alle Saiten zugleich gestrichen wurde Der Spieler erzeugte auf der ersten Saite die Melodie und auf den ubrigen Borduntone 57 Bei dieser traditionellen Spielweise der jouhikko und talharpa greift der Spieler von unten durch die Offnung und beruhrt mit der Fingerkuppe oder dem Fingernagel seitlich die Melodiesaite wie um einen Flageolettton zu erzeugen Diese Methode ist auf einer derart alten und stabilen Tradition gegrundet dass sie auch auf die Streichleiern mit dem Korpus einer modernen Violine ubertragen wurde Schultz Bertram 1860 berichtet uber die Spielweise im 19 Jahrhundert der zur Liedbegleitung verwendeten finnischen jouhikko Bei dem zweisaitigen Instrument wurde mit vier Fingern nur die F Saite gegriffen nicht die eine Quarte tiefere C Saite Die Beruhrung mit dem kleinen Finger ergab den Oktavton c mit dem Ringfinger b mit dem Mittelfinger a und mit dem Zeigefinger g Die Tone d und e dieser Oktave fehlten Er fugt hinzu Solche Harfenspieler haben auf den Fingerrucken der linken Hand warzenformige Schwielen 58 Die Schwielen an den Fingern fand Otto Andersson auch bei den talharpa Spielern der Insel Vormsi Anfang des 20 Jahrhunderts 59 Die talharpa wurde damals nur von Mannern gespielt von denen die meisten zur See fuhren und von daher kraftige raue Hande hatten 60 Laut Andersson waren die vier Saiten in Quintabstanden gestimmt beispielsweise e2 a1 d1 G Anderen Autoren zufolge ist das Intervall zwischen der dritten und der vierten Saite unklar Bei der talharpa wurden die oberen beiden Saiten zur Melodiebildung verwendet und die anderen ergaben tiefe Borduntone Die talharpa des Musikers Georg Bruus auf der Insel Hiiumaa von dem Otto Andersson 1908 die ersten Tonaufzeichnungen mit estnischer Musik machte 61 besass drei Violinensaiten und als vierte vermutlich eine Saite aus gedrehtem Pferdehaar Letztere ist auf den Tonaufzeichnungen nicht zu horen die anderen Saiten waren auf a1 d1 G gestimmt Heute ist die ubliche Stimmung in Estland e2 a1 d1 d1 das heisst die beiden Bordunsaiten sind unisono gestimmt Die Volksliedmelodien fur talharpa werden uberwiegend in D Dur notiert 62 Der Musiker sitzt beim Spielen idealerweise aufrecht auf einem Stuhl mit rechtwinkligen Knien und parallelen Beinen Die talharpa positioniert er parallel zum Oberkorper zur linken Seite geneigt auf den Oberschenkeln und fixiert sie mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand am oberen Jocharm Der Daumen bleibt immer aussen wahrend sich die vier Finger zwischen dem Jocharm und der ersten Saite oder zwischen der ersten und zweiten Saite bewegen Mit den Fingern ist es moglich die erste die zweite oder beide Saiten zugleich zu verkurzen Bei der Anfang des 20 Jahrhunderts bevorzugten Spieltechnik lag der Zeigefinger durchgangig an der ersten Saite falls er nicht fur die zweite Saite benotigt wurde wahrend die ubrigen Finger die zweite Saite griffen 63 Der Bogen wird wie ein Kugelschreiber in der rechten Hand gefuhrt Mittelfinger und Ringfinger greifen zwischen Bogenstange und Bespannung Eine stark gebogene Stange und eine variable Spannung der Haare erleichtern das Streichen aller vier Saiten bei einem runden Steg und begunstigen federnde schnelle Bogenbewegungen Diese sind erforderlich weil die talharpa ein relativ leises Instrument ist das aber hauptsachlich in der Tanzmusik eingesetzt wird Der Musiker spielt daher jeden Ton mit einem neu angesetzten Bogenstrich 64 Einer Beschreibung von 1922 zufolge begleitete die talharpa Lieder und Tanze sie war das beliebteste Instrument bei Hochzeiten und gehorte zum zeremoniellen ersten Auftritt der Braut vor den Hochzeitsgasten Bei den Festen mussten keine professionellen Musiker engagiert werden weil sich immer genug Leierspieler unter den Gasten fanden die nacheinander musizierten Wahrend der gesamten Weihnachtszeit wurde die talharpa haufig daheim im Familienkreis gespielt und im Sommer trafen sich junge Leute zum gemeinsamen Leierspiel in den Waldern oder Weidegebieten 65 nbsp Duo Puulup mit zwei talharpa beim Rudolstadt Festival 2018Zu den bekanntesten talharpa Spielern aus dem 19 Jahrhundert und fruhen 20 Jahrhundert gehoren Hans Renqvist 1849 1906 66 und Anders Ahlstrom 1873 1959 Renqvist war ein Bauer und Fischer im Dorf Borrby auf Vormsi In den 1870er Jahren verweigerte er sich der religiosen Kulturzerstorung und spielte weiterhin die alten Melodien Otto Andersson 1923 hebt seine ungewohnliche aber leichtgangige Grifftechnik der linken Hand hervor weil er die Saiten mit der Innenseite der Finger verkurzte Ahlstrom war ein Schmied aus Borrby Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde er wie die meisten Estlandschweden nach Schweden ausgesiedelt wo er in Stockholm lebte Der in Stockholm geborene Stybjorn Bergelt 1939 2006 studierte an der Koniglich Schwedischen Musikakademie und wirkte in mehreren Orchestern fur klassische Musik mit Ab den 1960er Jahren interessierte er sich fur Volksmusik und spielte in den 1970er Jahren in schwedischen Volksmusikgruppen die Kerbflote spilapipa und talharpa Im Jahr 1974 traf er den talharpa Hersteller und Musiker Johannes Osterberg aus Vormsi der ihm die alten Melodien und Spieltechniken beibrachte Marie Selander Styrbjorn Bergelt und Susanne Broms veroffentlichten 1976 die Langspielplatte A an ar det gladje a an ar det grat Sie enthalt die ersten Aufnahmen moderner schwedischer Volksmusik mit traditionellen Instrumenten wie talharpa nyckelharpa und salgflojt Obertonflote in Norwegen seljefloyte Besonders bekannt wurde Bergelts LP Tagelharpa och videflojt von 1979 die den Preis fur die beste schwedische Volksmusikproduktion des Jahres 1980 erhielt 1982 wurde Bergelt der erste riksspelman Staatsinstrumentalist fur talharpa ein jahrlich vergebener Titel fur Musiker Bergelt war ein Vorbild fur viele skandinavische Musiker und Forscher die durch ihn angeregt wurden sich mit der talharpa zu beschaftigen 67 Auf der Insel Vormsi werden regelmassig Workshops und Festivals fur talharpa und andere Instrumente der estnischen Volksmusik veranstaltet Hier trat auch das estnische Duo Puuluup auf das mit elektrisch verstarkten talharpa Gesang und mit dem Einsatz von Loops eine Mischung aus moderner estnischer Volksmusik und Popmusik erzeugt 68 Die estnischen Songtexte sind haufig satirisch und erzahlen kleine skurrile Alltagsgeschichten Damit gastierte Puuluup auch beim Rudolstadt Festival 2018 bei dem der Landerschwerpunkt Estland war 69 Literatur BearbeitenOtto Andersson The Bowed Harp A Study in the History of Early Musical Instruments Mary Stenbuck Ubersetzerin Kathleen Schlesinger Herausgeberin W Reeves London 1930 schwedisches Original Dissertation Strakharpan en studie i nordisk instrumenthistoria H Schildts Helsingfors 1923 Otto Andersson The Bowed Harp of Trondheim Cathedral and Related Instruments in East and West In The Galpin Society Journal Bd 23 August 1970 S 4 34 Elizabeth Gaver The Re construction of music for bowed stringed instruments in Norway in the Middle Ages Masterarbeit University of Oslo 2007 Ain Haas Intercultural Contact and the Evolution of the Baltic Psaltery In Journal of Baltic Studies Bd 32 Nr 3 Herbst 2001 S 209 250 Birgit Kjellstrom Styrbjorn Bergelt Strakharpa In Grove Music Online 2001 Hortense Panum The Stringed Instruments of the Middle Ages Their Evolution and Development herausgegeben und aus dem Danischen ubersetzt von Jeffrey Pulver William Reeves London 1939 S 232 239 Hortense Panum Harfe und Lyra im alten Nordeuropa In Sammelbande der Internationalen Musikgesellschaft 7 Jahrgang Heft 1 1905 S 1 40 in der englischen Ausgabe von 1939 enthalten Janne Suits The Reconstruction of Talharpa playing technique and tradition Masterarbeit Telemark University College Rauland 2010Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Talharpa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Einar Selvik MythicWorlds 2015 Horsehair Bowed Lyre Youtube Video Michael J King Talharpa 4 String Bowed Lyre with C tuning CgCG Youtube Video Archival recordings Georg Bruus Mart Kaasen Styrbjoen Bergelt zusammengestellt von Janne Suits Georg Jurri Bruus lebte in Finnland besass schwedische Wurzeln Spielt jouhikko Aufgenommen von Otto Andersson 1908 in Helsinki veroffentlicht auf zwei Sampler CDs 70 Mart Kaasen 1869 1955 war Landwirt und Instrumentenbauer im Dorf Kirima Kreis Laane Estland Aufnahme des staatlichen estnischen Rundfunks von 1936 71 Stybjorn Bergelt im Kapitel Spielweise erwahnt Puuluup Horproben auf SoundCloud Gnaal the bowed lyre taglharpe Funeral march Youtube Video dreisaitiger Eigenbau der von der traditionellen tagelharpa Form abweicht Einzelnachweise Bearbeiten Ain Haas 2001 S 209f Curt Sachs Die litauischen Musikinstrumente in der Kgl Sammlung fur Deutsche Volkskunde zu Berlin In Internationales Archiv fur Ethnographie Band 23 E J Brill Leiden 1916 S 1 8 hier S 4 archive org Carl Rahkonen The Kantele Traditions of Finland Memento des Originals vom 23 September 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www people iup edu Dissertation Folklore Institute Indiana University Bloomington Dezember 1989 Kapitel 2 The Kantele Traditions of Finland M Khay Enclosed Instrumentarium of Kobzar and Lyre Tradition In Music Art and Culture Nr 19 2014 Abschnitt Psalnery gusli Dorota Poplawska Dorota Poplavska String Instruments in Medieval Russia In RIdIM RCMI Newsletter Bd 21 Nr 2 Herbst 1996 S 63 70 hier S 66 Gusli Where And When gusli by verschiedene historische gusli Typen Irene Iryna Zinkiv To the Origins and Semantics of the Term husly In Music Art and Culture Nr 19 2014 S 33 42 hier S 39 Ilya Temkin Evolution of the Baltic psaltery a case for phyloorganology In The Galpin Society Journal Januar 2004 S 219 230 hier S 225 Hortense Panum 1939 S 93 95 Ain Haas 2001 S 219 Curt Sachs Handbuch der Musikinstrumentenkunde 1930 Georg Olms Hildesheim 1967 S 165 Ain Haas 2001 S 218 Bethan Miles Robert Evans Crwth 1 History and structure In Grove Music Online 2001 Ain Haas 2001 S 223 Ain Haas 2001 S 211f Heinrich Beck Dieter Geuenich Heiko Steuer Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 26 De Gruyter Berlin 2004 S 162 Harvey Turnbull A Sogdian friction chordophone In D R Widdess R F Wolpert Hrsg Music and Tradition Essays on Asian and other musics presented to Laurence Picken Cambridge University Press Cambridge 1981 S 197 206 Rainer Ullreich Fidel II Zur Vorgeschichte europaischer Streichinstrumente In MGG Online November 2016 Die Musik in Geschichte und Gegenwart 1995 Werner Bachmann Bow I History of the bow 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Bowed Harp by Otto Andersson In Music amp Letters Bd 12 Nr 2 April 1931 S 206f Otto Andersson 1970 S 31 Gjermund Kolltveit The Early Lyre in Scandinavia A Survey In V Vaitekunas Hrsg Tiltai Bd 3 University of Oslo Oslo 2000 S 19 25 hier S 23 Elizabeth Gaver 2007 S 26 Ain Haas 2001 S 224 Ringo Ringvee Charismatic Christianity and Pentecostal churches in Estonia from a historical perspective In Approaching Religion Bd 5 Nr 1 2015 S 57 66 hier S 58 Janne Suits 2010 S 6 14 22 Janne Suits 2010 S 16f Gjermund Kolltveit 2000 S 19f Birgit Kjellstrom Styrbjorn Bergelt 2001 Elizabeth Gaver 2007 S 21 Ernst Hermann Schlichting Trachten der Schweden an den Kusten Ehstlands und auf Runo Zehn Blatter Leipzig 1854 Tafel VI Otto Andersson 1970 S 8 10 Vgl Carl Rahkonen The Kantele Traditions of Finland Dissertation Indiana University Bloomington 1989 Chapter II A Brief History of the Kantele Karl Friedrich Wilhelm Russwurm Eibofolke oder die Schweden an den Kusten Ehstlands und auf Runo Zweiter Theil Fleischer Reval 1855 VII Belustigungen 5 Musikalische Instrumente 305 2 Die Tannenharfe S 118 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche siehe auch Otto Andersson 1970 S 11 Sylvya Sowa Winter Harfen I Das Instrument 1 Bezeichnungen In MGG Online November 2016 Otto Andersson 1970 S 12 Gunnar Fredelius Nyckelharpa In Grove Music Online 2001 Otto Andersson 1970 S 13f Elizabeth Gaver 2007 S 5 Otto Andersson 1970 S 21f Otto Andersson 1970 S 25 estnisch rootsi Schweden Andersson schreibt routsi Janne Suits 2010 S 19 Bass Tagelharpa Jouhikko Youtube Video Tagelharpa Gran Bassa A throat singing voice tagelharpa Youtube Video Elizabeth Gaver 2007 S 123 G Schultz Bertram Zur Geschichte und zum Verstandnis der estnischen Volkspoesie In Baltische Monatsschrift 2 Band 1 Heft Riga 1860 S 431 477 hier S 445 online bei BSB Otto Andersson 1970 S 26 Janne Suits 2010 S 52 Helen Kommus Taive Sarg Star Bride Marries a Cook The Changing Processes in the Oral Singing Tradition and in Folk Song Collecting on the Western Estonian Island of Hiiuma I In Folklore Estonia Bd 67 April 2017 S 93 114 hier S 104 Janne Suits 2010 S 44f Janne Suits 2010 S 47 Janne Suits 2010 S 51 Janne Suits 2010 S 21 Talharpospelaren Hans Renqvist fran Wormso Borrby 1903 finna fi Foto von 1903 Janne Suits Vormsi talharpa researcher Styrbjorn Bergelt 2010 Puuluup Seto Folk Filigrane Klangwelten aus Estland Deutschlandfunk 4 Januar 2019 Jurri Bruus Discogs Mart Kaasen Anthology of Estonian Traditional Music Estonian Literary Museum Scholarly Press 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Talharpa amp oldid 237200278