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Die Sesquialtera auch Sesquialter ist der Name eines Orgelregisters Sie wird meistens zweireihig aus Quinte und Terz gebaut 2 2 3 1 3 5 Es handelt sich um ein gemischtes Aliquotregister Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 3 Bauweise 4 Literatur 5 EinzelnachweiseName BearbeitenDer Name ruhrt nicht wie manchmal irrtumlich behauptet von dem Sextintervall zwischen den beiden Choren her auch die Bezeichnung Sexquialtera war gebrauchlich sondern von dem lateinischen Wort fur anderthalb sesquialter altera alterum und bezeichnet demnach ursprunglich nur die Quinte das Saitenlangenverhaltnis 3 2 auf dem Monochord und nicht die Terz 5 4 die Sesquiquarta hiesse eine allerdings ungebrauchliche Bezeichnung So heisst es in der fur das Mittelalter massgeblichen Musiktheorie von Boethius in Buch 1 Kapitel 4 Secundum vero inaequalitatis genus est quod appellatur superparticulare id est cum major numerus minorem numerum habet in se totum et unam ejus aliquam partem eamque vel dimidiam ut tres duorum et vocatur sesquialtera proportio vel tertiam ut quatuor ad tres et vocatur sesquitertia Die zweite Art der Ungleichheit ist die die als uberteilig bezeichnet wird das heisst wenn die grossere Zahl die kleinere voll in sich begreift und einen gewissen Teil von ihr und zwar entweder die Halfte wie drei zu zwei und dieses Verhaltnis wird Sesquialtera genannt oder ein Drittel wie vier zu drei und dieses wird Sesquitertia genannt 1 Da die Pfeifenproportion von Quinte und Terz 5 3 entspricht ist die Bezeichnung Sesquialtera unklar 2 Bei Balthasar Konig wird die Sesquialtera alternativ als Solcena bezeichnet 3 Geschichte BearbeitenDie Sesquialtera wird erstmals 1590 in einem Vertrag mit Floris Hocque t uber eine Orgel des Trierer Doms erwahnt In den ersten Jahrzehnten des 17 Jahrhunderts breitete sich das Register in Westfalen den Niederlanden Nord und Mitteldeutschland sowie Frankreich aus Die von Michael Praetorius 1619 in seiner Organographia vorgeschlagene Sesquialtera wurde 1624 von Gottfried Frietzsch in der Marienkirche Wolfenbuttel disponiert Frietzsch fuhrte sie auch in Hamburg und Umgebung ein 4 Die altesten erhaltenen Sesquialteras befinden sich in der Orgel der Ludgerikirche Norden Edo Evers 1618 und in der Orgel der Hauptkirche Sankt Jacobi Hamburg Frietzsch 1635 1636 Ab 1649 fand die Sesquialtera in Italien und ab 1660 in England Eingang 2 Im 17 Jahrhundert wurde sie in Frankreich einreihig als Terz gebaut die um die Quinte erganzt werden konnte Hingegen war in Westfalen die dreireihige Bauweise kennzeichnend in England und Suddeutschland wurden sogar drei bis funf Reihen zusammengestellt Im Barock stand die Sesquialtera nur selten im Pedalwerk ab Ende des 19 Jahrhunderts hingegen als 5 1 3 und 3 1 5 Im Gefolge von Johann Gottlob Topfer fand eine weite Mensur Verwendung Ab 1950 kam in Deutschland eine dreifache Sesquialtera auf mit einem dritten Chor als Septime oder None 5 Bauweise BearbeitenMeist sind sie prinzipalartig gebaut also aus zylindrisch offenen Labialpfeifen mittlerer Mensur Aber sie werden auch in weiterer Mensur gefertigt Ab dem 18 Jahrhundert ist die Zusammensetzung 2 2 3 und 1 3 5 die Regel 6 Die Sesquialtera in der Zusammensetzung 1 1 3 und 4 5 repetiert in der Regel Vor allem in kleinen Orgeln ist das Register oft nur als halbes Register fur die Diskanthalfte des Manuals vorhanden Sie ist je nach Bauform entweder als reines Soloregister oder auch zur Bildung eines Terzplenums verwendbar Zusammen mit 8 4 und 2 Prinzipalen oder Floten lasst sich ein Kornett bilden weshalb die Sesquialtera im 17 Jahrhundert mit dem labialen Cornet gleichgesetzt wird 6 nbsp Beispiele einer dreireihigen Sesquialteralinks 2 2 3 2 1 3 5 rechts 2 2 3 1 3 5 1 1 7 Septimensesquialtera Literatur BearbeitenRoland Eberlein Orgelregister Ihre Namen und ihre Geschichte 3 Auflage Siebenquart Koln 2016 ISBN 978 3 941224 00 1 S 595 600 Einzelnachweise Bearbeiten Oscar Paul Des Ancius Manlius Severinus Boetius funf Bucher uber die Musik Leuckart Leipzig 1872 S 11 online a b Eberlein Orgelregister 2016 S 596 Hermann Fischer Theodor Wohnhaas Die Orgelbauerfamilien Konig in Ingolstadt Munstereifel und Koln In Roland Behrens und Christoph Grohmann Hrsg Dulce melos Organorum Festschrift Alfred Reichling zum 70 Geburtstag Gesellschaft der Orgelfreunde Mettlach 2005 S 111 168 hier S 141 143 146 150 151 Gustav Fock Hamburgs Anteil am Orgelbau im niederdeutschen Kulturgebiet In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte Nr 38 1939 S 346 online Eberlein Orgelregister 2016 S 600 a b Eberlein Orgelregister 2016 S 597 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sesquialtera amp oldid 234538035