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Die Hauptkirche Beatae Mariae Virginis kurz Hauptkirche BMV BMV oder Hauptkirche zu Wolfenbuttel ist der erste bedeutende protestantische Grosskirchenbau der Welt 1 Die Kirche wird manchmal auch als Marienkirche bezeichnet was allerdings der Name der Vorgangerkirche war Beatae Mariae Virginis bedeutet der seligen Jungfrau Maria Der Bau wurde von Herzog Heinrich Julius in Auftrag gegeben und 1608 1624 ausgefuhrt Die Marienkirche ist bis heute eine der grossen Kirchen des Braunschweiger Landes Hauptkirche BMV zu WolfenbuttelInhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Bau 1 2 Nach dem Zweiten Weltkrieg 2 Ausstattung 2 1 Hauptaltar 2 2 Orgel 3 Glocken 4 Graber 5 Veranstaltungen 6 Bildergalerie 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenBau Bearbeiten Die Kirche hat sowohl Stilelemente der Gotik Fenster der Renaissance als auch des Barocks Giebel Diese stilistische Vielfalt ist charakteristisch fur die Nachgotik bei der die Elemente der Gotik bewusst als Bedeutungstrager fur Altehrwurdigkeit eingesetzt wurden Die Geschichte der Hauptkirche BMV steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung Wolfenbuttels zur herzoglichen Residenzstadt Ostlich des Schlosses stand zuvor eine kleine Marienkapelle die 1301 erstmals urkundlich erwahnt ist Von Herzog Heinrich dem Jungeren 1533 zur herzoglichen Grablege ausgebaut entstand an dieser Steile etwa ein halbes Jahrhundert spater unter Beibehaltung des Namens die erste grosse protestantische Kirche Auslosend war ein Gesuch der Prediger und Kirchenvater mit dem sie im Januar 1604 an den regierenden Herzog Heinrich Julius herantraten Dieser war zudem bestrebt gleichzeitig eine neue Grablege fur die furstliche Familie zu errichten Mit dem Bau wurde 1608 unter der Leitung des herzoglichen Baumeisters Paul Francke begonnen Im Jahr 1613 waren die Arbeiten so weit fortgeschritten dass der uberraschend in Prag verstorbene Herzog Heinrich Julius in der neuen Furstengruft beigesetzt werden konnte Trotz des Dreissigjahrigen Krieges wurden die Bauarbeiten bis zum Jahre 1624 weitgehend abgeschlossen Das Notdach auf dem Turm wurde erst 1751 durch den heute vorhandenen barocken Turmhelm ersetzt Dem Bildhauer Jacob Meyerheine werden die Portale an der Nord und Sudseite zugeschrieben 2 Die Marienkirche sollte eine Predigt und Abendmahlskirche zur Verkundigung des reformatorischen Glaubens fur die Gemeinde werden zugleich aber auch den Wunsch nach furstlicher Reprasentation erfullen Paul Francke griff auf die gotische Konzeption der niederdeutschen Hallenkirchen zuruck Gleichzeitig zeigen sich an der Marienkirche auch Ideen humanistischer Architektur aus Italien und der Niederlandischen Renaissance Das nach eigener Manier kombinierte Gesamtkunstwerk ist somit ein Beispiel des deutschen Manierismus Allerdings wurde das Westportal 1645 fertiggestellt eindeutig im barocken Stil geschaffen 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Im Zuge der 68er Bewegung schloss sich der Theologiestudent Dietrich Dullmann am Abend vor Totensonntag 1968 in die Marienkirche ein Bis gegen 23 Uhr zerstorte er mit einer Axt die Gedenktafeln der Gefallenen des Ersten Weltkrieges Als Begrundung gab er an Das ist das Christentum das Auschwitz ermoglicht hat und zitierte Matthaus 3 10 LUT Schon ist die Axt an die Wurzel der Baume gelegt 4 Hinzu kamen Storaktionen Dullmanns und seiner befreundeten Kommilitonen wahrend des Gottesdienstes der St Trinitatis Gemeinde Dort verzichteten Kirchenvorstand und Propst auf eine Strafanzeige wahrend der Kirchenvorstand der Marienkirche laut einer Darstellung von Dietrich Kuessner Strafanzeige gegen Dullmann stellte und damit seine Verurteilung erwirkte 5 Eine umfassende Sicherung und Restaurierung der Marienkirche geschah von 1969 bis 1985 Es gelang aufgrund von intensiven Farbuntersuchungen die historisch gesicherte Farbgebung des 17 Jhs wiederherzustellen Ausstattung BearbeitenVierungsaltar von 1830 Kanzel Holz mit geschnitzten Reliefs von G Steyger Quedlinburg Auftrag 1619 aufgestellt 1623 Taufbecken Messing gegossen 1571 von Cord Mente Braunschweig Reliefs der Taufe Christi und Szenen aus der Apostelgeschichte Hauptaltar Bearbeiten Das ursprunglich fur die evangelische Trinitatiskirche in Prag 1612 von Bernhard Ditterich gefertigte barocke Retabel wurde 1623 nach Wolfenbuttel gebracht erweitert und aufgestellt Dreigeschossiger Aufbau in der Predella Relief des Abendmahls im Hauptfeld Skulpturengruppe der Kreuzigung flankiert von einer Olberggruppe und einem Ecce Homo daruber Kreuzabnahme und Grablegung in der Bekronung der auferstandene Christus Eine Restaurierung von 1985 hat die farbige Fassung wieder freigelegt 6 Orgel Bearbeiten nbsp OrgelDie Orgel wurde im Jahre 1959 von der Orgelbaufirma Karl Schuke Berlin erbaut Das Instrument befindet sich in dem sehenswerten historischen Prospekt der Vorgangerorgel die in den Jahren 1620 1624 von dem Orgelbauer Gottfried Fritzsche Dresden nach Anweisung des damaligen Hofkapellmeisters Michael Praetorius geschaffen wurde Von diesem Instrument sind heute noch sechs Register erhalten Im Jahr 1693 begann der Braunschweiger Orgelbauer Johann Friedrich Besser eine Reparatur die jedoch aufgrund seines Todes am 25 Juni 1693 nicht vollendet werden konnte Johann Josua Mosengel vollendete diese Reparatur im Jahr 1695 zusammen mit seinem Bruder Johann Elias Dabei nahm er auch eine Dispositionsanderung vor 7 Die heutige Orgel hat insgesamt 53 Register 4501 Pfeifen mit vier Manualen und Pedal Sie hat Schleifladen die Spieltrakturen sind mechanisch die Registertrakturen elektrisch 8 I Ruckpositiv C Quintadena 16 FPrincipal 8 Gedackt 8 FOktave 4 FSpitzgedackt 4 FFeldpfeife 2 Quinte 1 1 3 Sesquialtera II 2 2 3 Oberton IIScharff V VIIDulcian 16 Schalmei 8 Tremulant II Hauptwerk C Principal 16 Oktave 8 Spitzflote 8 FOktave 4 Koppelflote 4 Nassat 2 2 3 Oktave 2 Cornett III VMixtur VI VIIIScharff IVTrompete 16 Trompete 8 III Brustwerk C Gedackt 8 Rohrflote 4 Principal 2 Oktave 1 Terzian IIScharff IVVox humana 8 Holzregal 4 Tremulant IV Kronwerk C Quintadena 8 Nachthorn 4 Blockflote 2 Nassat 1 1 3 Rauschwerk IVCymbel IIIBarpfeife 16 Trichterregal 8 Tremulant Pedal C Principal 16 Untersatz 16 Oktave 8 Gedacktbass 8 FOktave 4 Pommer 4 Bauernflote 2 Bassaliquot IVMixtur VI VIIIPosaune 16 Trompete 8 Trompete 4 Sing Cornett 2 Nebenregister zwei Zimbelsterne Ruckpositiv Spielhilfen 6400 freie KombinationenGlocken BearbeitenIm Kirchturm hangen drei historische Glocken Die alteste stammt noch aus der Vorgangerkirche Glocke Gussjahr Giesser Gewicht displaystyle approx nbsp Durchmesser Schlagton1 1659 Heiso Meyer Wolfenbuttel ca 3200 kg 1755 mm h 2 1683 Heiso Meyer Wolfenbuttel ca 1200 kg 1295 mm dis 3 1571 Cordt Menten d A ca 0 650 kg 1003 mm gis In der Turmlaterne hangen ausserdem noch zwei Uhrschlagglocken 9 Graber BearbeitenDer Hofkapellmeister und Komponist Michael Praetorius 1571 1621 wurde in der Kirche bestattet Der genaue Standort des Grabes ist heute nicht mehr bekannt Auch der Baumeister Paul Francke wurde in der Marienkirche beigesetzt In der ersten heute unzuganglichen Furstengruft wurden zwischen 1553 und 1606 12 Mitglieder des Herzogshauses bestattet in der zweiten heute zuganglichen Gruft zwischen 1613 und 1767 29 Mitglieder Nahe dieser zweiten Gruft wurde 1624 auf Anordnung des Herzogs der Theologe Basilius Sattler beigesetzt ein Epitaph erinnert noch heute an ihn nbsp Eingangstur zur Gruft mit lateinischen Bibelzitaten aus den Psalmen nbsp Wandmalerei im Vorraum der Gruft mit einer Darstellung des Leichenzuges des Herzogs Heinrich Julius nbsp Vegetabile Dekorationselemente im Vorraum nbsp Geometrische serielle ElementeVeranstaltungen BearbeitenNeben Gottesdiensten finden in der Kirche auch Veranstaltungen wie beispielsweise Konzerte statt Uberregionale Aufmerksamkeit erhielt das Gotteshaus mit der vom NDR live im Ersten ubertragenen Christvesper am Heiligen Abend 2011 es predigte Landesbischof Friedrich Weber 10 11 Bildergalerie BearbeitenAllgemeine Ansichten nbsp Marienkirche und Busbahnhof nbsp Sudostansicht nbsp Aussenansicht Nordostseite nbsp Aussenansicht Sudostseite nbsp Fensterdekoration nbsp Fensterdekoration Detail nbsp Portal nbsp Portal von innen nbsp Kirchenschiff nbsp Altar und KanzelDetails nbsp Kanzel nbsp Empore nbsp Kanzel nbsp Grabstein nbsp Deckengemalde nbsp Turmspitze nbsp Typische Renaissance Dekoration an den Saulenkapitellen nbsp Dekorationselemente am Saulenschaft nbsp An der Wand nbsp Am Bossenwerk von EcksteinenLiteratur BearbeitenChristoph Helm Hrsg PIETAS ET MAIESTAS Die herzogliche Grablege in der Hauptkirche in Wolfenbuttel ROCO Druck 2015 ISBN 978 3 9815710 2 8 Hans Herbert Muller Hg Die Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbuttel Reihe Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen Band 4 1 Auflage Verlag CW Niemeyer Hameln 1987Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde Fotos von der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in WolfenbuttelEinzelnachweise Bearbeiten Homepage der Kirchengemeinde Paul Jonas Meier Das Kunsthandwerk des Bildhauers in der Stadt Braunschweig seit der Reformation In Werkstucke aus Museum Archiv und Bibliothek der Stadt Braunschweig VIII S 37 39 Appelhans Braunschweig 1936 Geschichte der Kirche Homepage des Quartiers Wolfenbuttel Der Spiegel 49 1968 S 62 65 Axt im Haus Kirche von Unten Nr 124 Dezember 2008 Kuessner Dietrich Ein 68er Skandal in der Bischofsstadt Wolfenbuttel Hilda Lietzmann Der Altar der Marienkirche zu Wolfenbuttel in Niederdeutsche Beitrage zur Kunstgeschichte Band 13 1974 S 199 222 Wolfram Kummer Der Altar der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbuttel in Hans Herbert Moller Hrsg Restaurierung von Kulturdenkmalen Beispiele aus der niedersachsischen Denkmalpflege Berichte zur Denkmalpflege Beiheft 2 Niedersachsisches Landesverwaltungsamt Institut fur Denkmalpflege Hameln Niemeyer 1989 ISBN 3 87585 152 8 S 297 307 Werner Renkewitz Jan Janca Hermann Fischer Geschichte der Orgelbaukunst in Ost und Westpreussen Band II 1 Mosengel Caspari Casparini Pape Verlag Berlin 2008 S 22 und S 106 und S 240 Nahere Informationen zur Orgel der Marienkirche Memento des Originals vom 15 Dezember 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www musikbmv de Wolfenbuttel Die Glocken der ev luth Hauptkirche Beatae Mariae Virginis auf youtube com Christvesper aus der Marienkirche in Wolfenbuttel Webseite des Norddeutschen Rundfunks Abgerufen am 31 Dezember 2011 Friedrich Weber Predigt zu Ich steh an deiner Krippen hier Webseite des Norddeutschen Rundfunks Abgerufen am 31 Dezember 2011 52 161918888889 10 53746 Koordinaten 52 9 42 9 N 10 32 14 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Wolfenbuttel amp oldid 233235492