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Die Grablegung Christi ist ein Bildtypus der westlichen christlichen Ikonografie Die Szene der Passion Jesu ist chronologisch und ikonographisch einzuordnen zwischen die Bildtypen der Kreuzabnahme und der Beweinung Christi bzw Pieta einerseits und der Auferstehung bzw Himmelfahrt Christi andererseits Die orthodoxe Tradition entwickelte den eigenstandigen Typus der Grablegungsikone Grunewald Grablegung Detail aus der Predella des Isenheimer Altars um 1510 Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Geschichte des Bildtypus 3 Andachtsbild 4 Historischer Hintergrund 5 Beruhmte Gemalde 6 Galerie 7 Siehe auch 8 Literatur 9 WeblinksUberlieferung Bearbeiten nbsp Codex Egberti Kreuzabnahme und Grablegung um 980 Drei der vier Evangelisten Mt 27 57 61 EU Mk 15 42 47 EU Lk 52 56 EU berichten im Wesentlichen ubereinstimmend davon dass Josef von Arimathaa nach dem Kreuzestod Jesu zu Pilatus ging und um die Herausgabe des Leichnams bat Diesen nahm er vom Kreuz ab hullte ihn in ein Leinentuch und bestattete ihn in einem unbenutzten Felsengrab Maria Magdalena und eine andere Frau namens Maria beobachteten wohin der Leichnam gelegt wurde anschliessend bereiteten sie Salbole vor Das Johannesevangelium Joh 19 38 42 EU erwahnt daruber hinaus einen Mann namens Nikodemus der eine Mischung von Aloe und Myrrhe mitbrachte und Josef von Arimathaa half Jesus zu bestatten Geschichte des Bildtypus BearbeitenDie Bibel Uberlieferung erwahnt also maximal 2 mannliche Personen die bei der Beisetzung Jesu zugegen waren wahrend die Frauen das Geschehen lediglich von ferne beobachteten Wahrend die fruhen Darstellungen der Grablegung sich mit Ausnahme des Felsengrabes an dessen Stelle in der Regel ein steinerner Sarkophag tritt streng an den Bibeltext halten und nur wenige Personen zeigen wird die Anzahl der Begleitfiguren wie bei der Kreuzabnahme mit zunehmender Popularitat des Themas immer grosser ab dem 15 Jahrhundert sind es meist 6 bis 8 Seit dieser Zeit wird das Thema der Beweinung Christi oft mit in die Darstellungen der Grablegung integriert Andachtsbild Bearbeiten nbsp Grablegungsgruppe mit 7 Personen aus der Kirche Maria Himmelfahrt in Andernach 1525 Die Tatsache der zunehmenden Anzahl der Begleitfiguren ist sehr wahrscheinlich darauf zuruckzufuhren dass viele Glaubige nach einer direkteren Teilnahme am Heils und Passionsgeschehen strebte Dies fuhrte vermutlich dazu dass seit der Mitte des 14 Jahrhunderts und vor allem im 15 Jahrhundert eine Vielzahl von privaten oder offentlichen Andachtsbildern entstanden Das Konzil von Trient 1545 1563 erkannte die schon seit langem bestehende religionspadagogische Bedeutung der religiosen Darstellungen an Besonderes Merkmal der skulpturalen Grablegungsgruppen mit ihren oft nahezu lebensgrossen Figuren ist dass sie in den meisten Fallen ebenerdig und meist in einer Seitenkapelle einer Kirche aufgestellt waren und sich somit von den distanzierten ublicherweise erhoht hinter dem Altar stehenden oder an einer Wand hangenden Bildern abgrenzen Die Menschen konnten und sollten nahe an die Figurengruppen herantreten und sich als Teil des Geschehens fuhlen Leid Tod und Trauer im Schicksal des gottlichen Erlosers und der ihn umgebenden Personen werden dadurch vergegenwartigt und auf die individuelle Erfahrungsebene heruntergeholt Historischer Hintergrund Bearbeiten nbsp Grablegungsgruppe mit 8 nahezu lebensgrossen Begleitfiguren aus der Pfarrkirche von Lampaul Guimiliau in der Bretagne 1676 Die Entstehung und Ausbreitung des Vielfigurentypus der Grablegungen deckt sich zeitlich ziemlich genau mit den grossen Pestepidemien in Europa Krankheit und Tod Schmerz und Trauer wurden zu beinahe alltaglichen Lebenserfahrungen Fragen nach dem Sinn des Leidens und des Sterbens wurden haufiger gestellt und durch den Verweis auf Christi Leiden und Tod schien eine Verarbeitung der unbegreiflichen und schmerzvollen Erfahrungen wahrend der nicht enden wollenden Pest und anschliessenden Hungerjahre leichter moglich Dies ist eine mogliche Erklarung dafur dass Darstellungen der Grablegung aber auch andere Szenen aus der Leidensgeschichte Christi in weiten Teilen Europas so popular waren Das zentrale Motiv der christlichen Heilslehre die Auferstehung tritt jedenfalls gegenuber den Passionsdarstellungen der Zeit quantitativ in den Hintergrund Die Grablegung ist ublicherweise auch die 14 und letzte Station der etwa zur gleichen Zeit aufkommenden geschnitzten oder gemalten Kreuzwegdarstellungen bei denen die Menschen den Leidensweg Christi physisch und psychisch selbst nachvollziehen konnen Beruhmte Gemalde BearbeitenNahezu alle beruhmten Maler von der Spatgotik bis zum Barock haben sich manchmal mehrfach mit dem Thema Grablegung in ihrem Werk auseinandergesetzt Die Grablegung Christi Tafelbild von Michelangelo Buonarroti um 1500 01 Grablegung Christi Gemalde von Raffael 1507 Galleria Borghese Predella des Isenheimer Altars Matthias Grunewald 1506 15 Grablegung Glasfenster des Klosters Steinfeld 1539 40 im Victoria and Albert Museum London Grablegung Jesu Chevaigne Bretagne 1550 Glasfenster Die Grablegung Christi Gemalde von Michelangelo Merisi da Caravaggio 1602 1604 Galerie Bearbeiten nbsp St Louis Psalter Kreuzabnahme und Grablegung um 1200 Univ Bibliothek Leiden nbsp Fra Angelico Grablegung um 1450 National Gallery of Art Washington nbsp Johann Koerbecke Grablegung um 1457 Marienfelder Altar Munster nbsp Perugino Grablegung um 1495 Clark Art Institute Williamstown Mass nbsp Raffael Grablegung datiert 1507 Villa Borghese Rom nbsp Michelangelo Grablegung um 1510 National Gallery London nbsp Albrecht Altdorfer Grablegung u Beweinung um 1516 KHM Wien nbsp Tizian Grablegung um 1560 Museo del Prado Madrid nbsp Maarten van Heemskerck Grablegung um 1560 Museum der Schonen Kunste Brussel nbsp Caravaggio Grablegung um 1603 Vatikanische Pinakothek Rom nbsp Rembrandt Grablegung um 1645 Alte Pinakothek MunchenSiehe auch BearbeitenEine andere Form der Bewaltigung von Leid und Tod in den Jahren der Pest und anderer Seuchen war der Totentanz bei dem der Sensenmann oft eine wichtige Rolle einnimmt Literatur BearbeitenWilliam H Forsyth The Entombment of Christ French Sculpture of the 15th and 16th Centuries Cambridge Mass 1970 ISBN 0 674 25775 8 Engelbert Kirschbaum u a Hrsg Lexikon der christlichen Ikonographie Bd 2 Herder Verlag Freiburg Br 1974 ISBN 3 451 21806 2 S 193ff Agathe Schmiddunser Korper der Passionen Die lebensgrosse Liegefigur des toten Christus vom Mittelalter bis zum spanischen Yacente des Fruhbarock Schnell amp Steiner Verlag Regensburg 2008 ISBN 978 3 7954 2033 8 S 36ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grablegung Christi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grablegung Christi Bildtypus amp oldid 228480547