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39 308333333333 36 909722222222 Koordinaten 39 18 30 N 36 54 35 OKusakli Siedlungshugel von KusakliTempel 1 auf der NordterrasseFunde aus Kusakli im Museum von SivasKusakli turkisch fur das Umgurtete hethitischer Lokalname wahrscheinlich Sarissa auch Kusakli Sarissa war eine hethitische Stadt am Rand des ostanatolischen Hochlandes im Osten der Turkei Die Fundstelle liegt im Suden der heutigen Provinz Sivas in einer Beckenlandschaft mit Steppenvegetation wie sie typisch fur Ost Kappadokien ist Der Siedlungshugel wurde von 1993 bis 2004 in jahrlichen Kampagnen ausgegraben Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Stadt und Bauten 3 Ausgrabungen und Funde 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDendrochronologische Daten belegen eine Grundung Sarissas im letzten Drittel des 16 Jahrhunderts v Chr Da keine alteren Siedlungsschichten ausgegraben werden konnten ist Sarissa bislang die einzige archaologisch erfasste Stadtneugrundung der Hethiter die sonst nur aus Keilschrifttexten uberliefert sind Bei der Errichtung der Gebaude musste daher nicht auf bereits bestehende Bausubstanz Rucksicht genommen werden Es bot sich die Moglichkeit einer planmassigen Neubebauung die sich zumindest auf der Akropolis dem alten Stadt Zentrum an einem axialen Strassensystem orientierte Aus Texten die vor Ort gefunden wurde geht hervor dass Sarissa vom hethitischen Grosskonig regelmassig besucht wurde um hier dem Wettergott in Ritualen zu huldigen Hauptziel der rituellen Reise war der sogenannte Huwasi Stein der nach den Texten ausserhalb der Stadt verehrt wurde 1 In der Tat gibt es etwa 2 km sudlich der Stadt Reste eines Teiches und eines Heiligtums aus hethitischer Zeit bei denen es sich wahrscheinlich um den Ort dieses Steines handelt Der Wettergott von Sarissa wird gemeinsam mit dem Wettergott von Sapinuwa unter anderem in dem Suppiluliuma Sattiwazza Vertrag KoB 1 1 und im Vertrag zwischen Ḫattusili III und Ramses II erwahnt Seine Partnerin war die Gottin Anzili 2 In hethitischen Texten werden diverse Kultorte des Wettergottes genannt der eine besondere Rolle in der hethitischen Religion spielte Sarissas gehorte zu den wenigen Kultorten des Gottes die lokalisiert werden konnen Auf einem Keilschrifttext aus der Stadt wird der hohe Wurdentrager Arma Tarḫunta um 1280 v Chr der auch aus anderen Quellen bekannt ist genannt Demnach scheint er ein Haus in der Stadt gehabt zu haben das ihm aber weggenommen wurde da er in Ungnade fiel Das Haus ging an das Haus des Labarna uber bei dem es sich um eine sonst auch in der Stadt belegte Institution handelt von der aber nichts weiter bekannt ist 3 Im 14 und dann wieder im 13 Jahrhundert v Chr wurde die Stadt von Erdbeben heimgesucht Sarissa ging in diesen Katastrophen jedoch nicht unter Ihr Ende fand die hethitische Stadt um 1200 v Chr in einer weiteren Brandkatastrophe die wahrscheinlich auf Feinde zuruckging Der Ort blieb in einem bescheidenen Umfang weiter besiedelt Die Reste der Architektur und materiellen Kultur bezeugen eine Kontinuitat jedoch in viel bescheideneren Umfang Die Keramik dieser fruheisenzeitlichen Phase knupft an hethitische Keramik der Grossreichszeit an und ist weiterhin scheibengedreht Anders als auf dem Buyukkaya in Ḫattusa wo ebenfalls fruheisenzeitliche Keramik ans Licht kam die Traditionen der Spatbronzeziet fortfuhrt fehlt in Kusakli handgemachte Keramik 4 Nach einem Hiatus von mehreren Jahrhunderten wurde das Ruinenfeld in der mittleren Eisenzeit wahrend des 8 6 Jahrhundert v Chr wieder besiedelt Siedlungsreste fanden sich vor allem auf dem Hugel aber auch in der Unterstadt Es ist unbekannt ob dieser Ort einem damaligen Staat angehorte Die Keramik zeigt prygische Formen Es ist aber nicht sicher ob das Gebiet der Stadt zum Reich der Phryger gehorte Der Ort blieb nur eine kurze Zeit besiedelt Im 6 Jahrhundert v Chr wurde auf der hochsten Stelle der Oberstadt eine runde Festung errichtet die auch nur fur eine kurze Zeit stand und in einem Kampf unterging Welche Parteien hier kampften ist unbekannt Um Christi Geburt wurde auf der hochsten Stelle der Stadt ein Grabhugel mit einer aus Stein ausgemauerten Grabkammer errichtet Die Kammer wurde schon in der Antike beraubt Es fanden sich Reste von sechs Skeletten Stadt und Bauten BearbeitenDie Stadt bestand aus einer Ober und einer Unterstadt die zusammen etwa 53 Hektar einnahmen Die Oberstadt lag auf einen Hugel wahrend sich die Unterstadt nordlich davon aufs flache Land ausbreitete Die Ausgrabungen konzentrierten sich vor allem auf die Oberstadt da die Unterstadt durch landwirtschaftliche Aktivitaten stark zerstort war Die Unterstadt ist Teil einer Stadterweiterung aus dem 14 Jahrhundert v Chr Die Oberstadt hatte eine Stadtmauer mit vier Toren und Turmen Sie bestand aus zwei Schalen die im inneren im Abstand von etwa 5 bis 6 m von Quermauern gestutzt wurden Die Stadtmauer war einst etwa 1 5 km lang und hatte 48 Turme Die Tore von denen zwei ausgegraben wurden waren von machtigen Turmen flankiert Brandspuren zeigen dass sie bei der Eroberung der Stadt in Brand gesetzt wurden Die Mauer der Unterstadt war etwa 2 8 km lang wurde bisher aber nicht ausgegraben Das bedeutendste Bauwerk der Stadt durfte das sogenannte Gebaude C gewesen sein Mit einer Lange von 76 m und einer Grundflache von 4660 m erstreckte es sich in wohl beeindruckendem Masse uber den gesamten Sudwesten der Akropolis Wahrend seiner Nutzung die allgemein als Tempel umschrieben werden kann erfuhr es einen erheblichen Schaden durch ein Erdbeben wurde aber erneuert und musste erst im fruhen 14 Jh v Chr endgultig aufgegeben werden als die Stadt erobert geplundert und zumindest teilweise niedergebrannt wurde Es durfte sich um den Tempel des Wettergottes handeln Ein weiterer Tempel Tempel 1 stand im Norden der Stadt Er war etwa 54 36 m gross mit einer Grundflache von 1825 m Er bestand aus einem grossen Mittelhof mit diversen Raumen darum angeordnet Es kann vermutet werden dass hier Anzili verehrt wurde die in den Texten der Stadt am haufigsten nach dem Wettergott genannt wird 5 In diesem Tempel fanden sich zahlreiche Siegel darunter auch solche eines bisher nicht bekannten Konigs Die Siegel von Privatleuten uberliefern Namen und zum Teil Berufe der Stadtbewohner Lazzi und Armizzi Luwa der Schreiber Hatzi der Wagenlenker Suppiluliuma Tarhuntaija und Samili 6 In der Nahe von Tempel 1 und nahe beim Nordosttor stand die sogenannte Karawanserei Es handelt sich um Stalle fur Pferde Hier fanden sich auch mehrere Skelette von Pferden die bei einem Erdbeben erschlagen wurden Offensichtlich machten hier konigliche Streitwagen mit Pferden halt um gefuttert und versorgt zu werden 7 Im Zentrum der Stadt wurden einige grossere Wohnbauten ausgegraben Typisch fur sie ist eine Mittelhalle Gebaude A hatte auch einen Baderaum und in diesem Haus fand sich ein Keilschriftarchiv Die Texte sind alle religios so dass vermutet werden kann dass in dem Haus ein Priester wohnte Im Westteil der Stadt wurde ein weiterer Teil mit Wohnbebauung ausgegraben Die Hauser standen hier dicht an dicht beieinander an einer Hanglage dadurch lagen die Fussboden auf unterschiedlicher Hohe Auch bei diesen Wohnbauten war der Zentralraum eine kleine Halle Ausgrabungen und Funde BearbeitenDie archaologischen Untersuchungen werden unter Leitung von Andreas Muller Karpe durchgefuhrt Der Siedlungshugel wurde stratigraphisch untersucht und in mehrere Schichten eingeteilt Die Stadtanlage besass eine Befestigung und mehrere Tore Zahlreiche hethitische Keramikfunde wurden sichergestellt Eine Besonderheit stellen die im Jahre 2004 gemachten Funde mykenischer Keramik dar die sich neben einheimischer Ware bei der Freilegung des nordwestlichen Stadttores fanden Das Importgefass gehort zur Zeitstufe SH II und datiert in die zweite Halfte des 15 Jahrhunderts v Chr Im Brandschutt des nordlichen Turmes fanden sich Scherben die die Rekonstruktion eines Gefasses ermoglichte Charakteristisch sind kleine Querhenkel auf der Schulter und horizontale Streifenmuster 8 Der Fundplatz liegt ca 800 km von der Agaiskuste entfernt und stellt damit den ostlichsten Fundort mykenischer Ware dar Die Funde bilden ein wichtiges Indiz fur Handelsaktivitaten der mykenischen Kultur mit dem Hethiterreich Auf Siegelabdrucken fand sich der sonst nicht bezeugte Konig Mizima Lesung des Namens unsicher Der Herrscher bezeichnet sich nur als Konig und nicht als Grosskonig wie es sonst die Herrscher des Hethiterreiches tun Seine genaue Position ist deshalb unsicher 9 In der ganzen Stadt verteilt fanden sich auch Siegelabdrucke mit der Aufschrift Konig der Stadt Sarissa Solche Siegel sind von keinem anderen Ort bekannt und machen die Identifizierung des Ortes sicher 10 Die Funde sind zum grossten Teil im Archaologischen Museum Sivas ausgestellt Literatur BearbeitenAndreas Muller Karpe Hrsg Kusakli Sarissa VML Verlag Marie Leidorf Rahden Westf 1997 ISBN 3 89646 601 1 Andreas Muller Karpe Sarissa Die Wiederentdeckung einer hethitischen Konigsstadt Philipp von Zabern Verlag 2017 ISBN 978 3 8053 5057 0 Michael Zick Sarissa die Heimat des Wettergottes in Bild der Wissenschaft 2000 6 S 34 38 ISSN 0006 2375 Antike Welt Zeitschrift fur Archaologie und Kulturgeschichte Philipp von Zabern Mainz 1969 4 2004 5 5 ISSN 0003 570XEinzelnachweise Bearbeiten Muller Karpe Sarissa Die Wiederentdeckung einer hethitischen Konigsstadt S 121 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 56 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 60 61 Hermann Genz Die Eisenzeit in Zentralanatolien im Lichte der keramischen Funde vom Buyukkaya in Bogazkoy Hattusa TUBA AR 3 2000 S 35 54 bes S 39 Muller Karpe Sarissa Die Wiederentdeckung einer hethitischen Konigsstadt S 180 120 Muller Karpe Sarissa Die Wiederentdeckung einer hethitischen Konigsstadt S 118 Muller Karpe Sarissa Die Wiederentdeckung einer hethitischen Konigsstadt S 130 134 Muller Karpe Sarissa Die Wiederentdeckung einer hethitischen Konigsstadt S 70 71 Muller Karpe Sarissa Die Wiederentdeckung einer hethitischen Konigsstadt p 117 Muller Karpe Sarissa Die Wiederentdeckung einer hethitischen Konigsstadt S 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kusakli Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kusakli Sarissa auf den Webseiten der Deutschen Orientgesellschaft Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kusakli amp oldid 229653047