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Die Geschichte der Hethiter umfasst die Entwicklungen des hethitischen Grossreiches von 1600 bis 1200 v Chr und der ihm nachfolgenden hethitischen Kleinstaaten Ferner umfasst sie die Ursprunge des hethitischen Volkes und seine Entwicklung bis zum Grossreich Inhaltsverzeichnis 1 Datierung 2 Indogermanische Ursprunge 3 Hethitische Furstentumer bis 1700 v Chr 4 Altes Reich ca 1600 1500 v Chr 5 Mittleres Reich ca 1500 1350 v Chr 6 Die Zeit des hethitischen Grossreichs ca 1350 1200 v Chr 6 1 Grosskonig Suppiluliuma I 6 2 Die Hethiter und Agypten 6 3 Die letzte Blute des Grossreiches 6 4 Die Hethiter und Mykene 7 Das Ende des Grossreiches um 1200 v Chr 8 Spathethitische Furstentumer 1200 700 v Chr 9 Siehe auch 10 Anmerkungen 11 Literatur 12 WeblinksDatierung BearbeitenDie Regierungslangen hethitischer Herrscher lassen sich mangels hethitischer Quellen nicht genau datieren Briefe mit anderen Konigen und Inschriften erlauben nur punktuelle Datierungen die sich zusatzlich an die kurze oder mittlere Chronologie anlehnen Eine von Mursili II in seinem zehnten Regierungsjahr erwahnte Sonnenfinsternis kann mit verschiedenen Sonnenfinsternissen verbunden werden wobei die Sonnenfinsternis im Jahre 1312 v Chr derzeit bevorzugt wird Siehe dazu Sonnenfinsternis des MursilisIndogermanische Ursprunge BearbeitenDie Herkunft der Hethiter ist bis heute unsicher Nach Renfrews Anatolien Hypothese gehorten sie zu den Ureinwohnern Kleinasiens Nach stark uberwiegender Forschungsmeinung sind Sprecher des anatolischen Zweigs der indogermanischen Sprachen jedoch aus Gebieten nordlich des Kaukasus oder vom Balkan aus nach Anatolien eingewandert Archaologisch lasst sich eine Einwanderung indogermanischer Volker nicht belegen zumal eine Verbindung von kulturellen Einschnitten etwa im spaten 3 Jahrtausend v Chr mit der Ankunft von Indogermanen kaum beweisbar ist Vielleicht wanderten Indogermanen nach und nach in Anatolien ein und vermischten sich mit der einheimischen u a hattischen Bevolkerung Neben dem Hethitischen bildeten sich in Kleinasien noch andere anatolische Sprachen heraus darunter das Luwische im Suden und Westen und das Palaische im Norden und Nordwesten Anatoliens Die Einwanderung der Indogermanen wird oft auf in die zweite Halfte des dritten Jahrtausends v Chr datiert Einige Forscher sehen einen Zusammenhang mit der Demircihuyuk Kultur ca 3500 2500 v Chr nbsp Lage von PalaNach Belegen assyrischer Handler ist jedoch sicher dass Hethiter im 19 und 18 Jhd v Chr in Kanis turk Kultepe Aschenhugel beim heutigen Kayseri gelegen lebten Dort wird gelegentlich von einem Fursten Anitta geredet Dies ist der erste Nachweis von Hethitern Die Assyrer fuhrten wahrenddessen die mesopotamische Keilschrift in Anatolien ein Der erste aus dieser Zeit bekannte Konig eher ein Furst der dortigen Kleinkonigreiche war Uḫna aus Zalpa der die Stadt Kanis zerstorte und die Hauptgottheit dieser Stadt verschleppte Vermutlich war er verantwortlich fur die vollige Zerstorung von Kanis die unsicher auf ca 1835 v Chr datiert wird Ein sehr fruher Text aus dieser Zeit der nur in Abschriften erhalten ist uberliefert Anittas Bericht uber die Eroberungen seines Vaters Pitḫana Dieser stamme aus der noch nicht wiederentdeckten Stadt Kussara und habe durch einen nachtlichen Uberfall eine der bedeutendsten anatolischen Stadte Kanis in seine Gewalt gebracht Dahin verlegte er seine Residenz Um 1730 v Chr zog Konig Anitta von Kanis Nesa gegen Zalpa nahm Konig Ḫuzziya von Zalpa gefangen und fuhrte die von Uḫna geraubte Statue zuruck nach Kanis Nesa Anitta zerstorte die Stadt Ḫattusa die von Konig Piyusti regiert wurde und belegte die Ruine mit einem Fluch Erst 150 Jahre spater richtete Labarna I hier seine Residenz ein Anschliessend eroberte Anitta Salatuwara der Konig des Furstentums Purusḫanda beehrte ihn daraufhin mit einem eisernen Szepter und einem eisernen Thron der zum Thron aller Herrscher wurde Purusḫandas Bevolkerung soll sich sehr von der in Kanis unterschieden haben und wird teilweise als luwisch betrachtet Damit definierte Anitta das Kernland des hethitischen Reiches wahrend die Furstentumer Pala und Luwiya noch unabhangig waren Fur die Zeit nach Anitta fehlt jegliche Information denn der assyrische Handel kam fur rund 100 Jahre zum Erliegen und Kanis versank in die Bedeutungslosigkeit Offenbar fallen die Hethiter in einen Zustand zahlreicher Kleinstaaten zuruck Erst der Aufstieg eines neuen Konigs namens Ḫuzziya der ebenfalls aus Kussara stammte leitet die Zeit des hethitischen Reiches ein Der Name Ḫuzziya ist als Gegner Anittas von einem Ort namens Zalpa bekannt Dieses Zalpa eventuell die Ruinen von Ikiztepe nahe dem heutigen Bafra spielt bei einer hethitischen Legende eine bedeutende Rolle Demnach habe eine Konigin aus Kanis 30 Sohne geboren und auf einem Fluss ausgesetzt die nun im Lande Zalpuwa aufwuchsen Spater seien sie nach Kanis gezogen und hatten ihre Schwestern geheiratet Diese Legende wird als Einwanderungslegende gedeutet Zalpa liegt am Schwarzen Meer an der Mundung des Kizilirmak griechisch Halys hethitisch Marassanta im Lande Pala Palaisch ist nach Forschungslage etwas alter als Hethitisch Jahrliche Opferungen in Zalpa gehorten zur koniglichen Pflicht Spater nutzten die Kaskaer offenbar denselben Einwanderungsweg 1 Hethitische Furstentumer bis 1700 v Chr BearbeitenIn der hethitischen Fruhzeit wurde der hattische Kulturraum von hattischen Furstentumern beherrscht Uber einen regen Handel mit dem Zweistromland Assyrien bildete sich Kanis als bedeutendste Handelsmetropole heraus Die Handler von Assur am mittleren Tigris im nordlichen Irak kamen nach Anatolien um vor allem Rohstoffe wie Kupfer Silber Gold und wertvolle Steine zu kaufen Mit Eselskarawanen wurden die Guter nach Mesopotamien geschafft Von dort kamen im Gegenzug unter anderem Zinn Stoffe und Kleider Ausserdem beteiligten sich die assyrischen Kaufleute am inneranatolischen Handel Das ostliche Anatolien war mit einem Routennetz uberzogen dessen Knotenpunkte die Handelsstationen bildeten Sie lagen in Zentralanatolien jeweils bei den Hauptorten hattischer Furstentumer wo die assyrischen Handler mit ihren Familien in separaten Vierteln lebten Sie genossen den Schutz der hattischen Herren und waren steuerpflichtig Mit den assyrischen Handlern kam die Keilschrift nach Anatolien Kauf und Verkauf Termingeschafte Kredite und Tauschaktionen wurden auf Tontafeln mit akkadischer Keilschrift festgehalten Auf diesen Tafeln findet sich auch die erste Erwahnung der spateren Hauptstadt Ḫattusa In diesen ersten Jahrhunderten des zweiten Jahrtausends v Chr gab es in Zentralanatolien haufig Konflikte zwischen den einheimischen hattischen Fursten und den hethitischen Gruppen die ihre Macht auszudehnen versuchten Die Grabungen in Ḫattusa zeigen dass die Stadt um ca 1700 v Chr in einem grossen Brand zugrunde gegangen ist In einem Keilschrifttext berichtet ein Konig Anitta von Kussara dass er den Konig Piyusti von Ḫattus geschlagen und seine Stadt zerstort hat In diesem Zeitraum gingen auch die Handelsbeziehungen nach Assyrien abrupt zu Ende wohl durch Blockade der Reisewege durch die in Syrien eingewanderten Hurriter Altes Reich ca 1600 1500 v Chr BearbeitenDer erste hethitische Grosskonig der in Ḫattusa seine Residenz nahm stammte aus Kussara der Heimat des einstigen Zerstorers der Stadt Anitta Er nahm aber den Namen Ḫattusili der von Ḫattusa an Unter seiner Herrschaft kam es zur Einfuhrung der mesopotamischen Keilschrift in einer nordsyrischen Variante die mit dem Zusammenbruch des assyrischen Handelsnetzes aus Anatolien wieder verschwunden war Daraus entwickelte sich eine anatolische Schreibtradition die zur Uberlieferung zahlreicher Daten auf Tontafeln gefuhrt hat Hethitische Staatskorrespondenz und Vertrage sind ebenso erhalten geblieben wie Gesetzessammlungen Kultvorschriften Orakel und altorientalische Literatur Die seit 1906 ausgegrabenen Archive von Ḫattusa mit rund 30 000 Tontafeln und fragmenten bilden den Hauptfundus Grosskonig Ḫattusili I 1565 bis 1540 v Chr betrieb den Ausbau des Reiches durch gezielte Eroberungen in Inneranatolien und eine Expansion nach Suden uber das Taurusgebirge nach Nordsyrien Ḫattusili I eroberte Aleppo heth Ḫalpa und nahm als Symbol der Uberlegenheit die Statue des dortigen Wettergottes mit nach Ḫattusa Jetzt nannte er sich grosser Konig Als schwierig erwiesen sich die Kampfe gegen die Hurriter in Sudostanatolien Nordsyrien gegen die Ḫattusili kein endgultiger Sieg gelang Er konzentrierte sich nun auf die Absicherung des neuen Reiches Er bestimmte seinen Enkel Mursili I 1540 bis 1530 v Chr zu seinem Nachfolger Mursili setzte die Eroberungen im Suden fort deren Ziel die Ausschaltung der syrischen Stadtstaaten und die Kontrolle uber die Handelsrouten nach Mesopotamien war Aleppo wurde erneut erobert Eine Intervention in Babylon 1200 km von Ḫattusa entfernt beendete die Dynastie von Hammurapi Bald darauf wurde Mursili verraten von einem Verwandten ermordet Es folgte eine Zeit der Unruhe und vieler Konigsmorde Der hethitische Machtbereich war am Ende dieser Zeit auf die zentralanatolischen Gebiete geschrumpft und der Staat befand sich in einer tiefen Krise Babylon ging verloren und der kassitische Konig Agum II Kakrime konnte sogar die erbeuteten Gotterstatuen nach Kardunias zuruckholen Mittleres Reich ca 1500 1350 v Chr BearbeitenEs folgten auf den Thron vier Konige ohne bisher bekannte grossere Bedeutung Ḫantili I Zidanta I Ammuna Ḫuzziya I bis etwa 1500 v Chr Telipinu die Macht ubernahm und diese durch verschiedene Erlasse absicherte Er versuchte die Thronfolge durch einen grosseren Einfluss der Versammlung der hochsten Adligen als unabhangige Gerichtsinstanz zu regeln Es gab jetzt zum ersten Mal ein Kontrollinstrument ausserhalb der koniglichen Familie Diese Periode wird auch als das Mittlere Reich bezeichnet Sie ist weiterhin stark von innerpolitischen Machtkampfen und dem Verlust der aussenpolitischen Vormachtstellung in Nordsyrien an das Reich der Mittani gepragt Auch im Norden des Reiches gab es einen dauerhaften Feind die Kaskaer die in den Bergen im Norden und Nordosten am Schwarzen Meer siedelten Sie fielen zur Erntezeit regelmassig plundernd in das Hethiterreich ein Sie versuchten nie dauerhaft das Reich zu erobern sondern zogen sich mit der Beute in die Berge des Nordens zuruck und waren eine immerwahrende Bedrohung fur alle Grosskonige des Hethiterreiches Konig Tudḫaliya I etwa 1420 v Chr versuchte das Einflussgebiet des alten Reiches wiederherzustellen Inschriften belegen Feldzuge an die Westkuste in das Gebiet von Arzawa und in das nordliche Mesopotamien Mit dem Reich von Kizzuwatna im Sudosten der heutigen Turkei schloss er einen Vertrag Das Kerngebiet des Hethiterreiches blieb aber auch unter seinen Nachfolgern bis zum Grosskonig Suppiluliuma I auf Zentralanatolien beschrankt Neben den standigen Angriffen durch die Kaskaer kam es immer wieder zu Aufstanden gegen die Hauptstadt Ḫattusa bei denen lokale Fursten nach Unabhangigkeit strebten Die Zeit des hethitischen Grossreichs ca 1350 1200 v Chr BearbeitenGrosskonig Suppiluliuma I Bearbeiten nbsp Das Hethiterreich im 13 Jahrhundert v Chr Grosskonig Suppiluliuma I reformierte das Reich und konnte seine machtigen Gegenspieler den hurritischen Staat von Mittani im Bereich von Euphrat und Tigris heute Sudostturkei Nordsyrien und Nordirak zuruckdrangen Auch das im Westen gelegene zwischenzeitlich zur Grossmacht aufgestiegene Reich Arzawa wurde zerschlagen Das hethitische Reich beherrschte nun fast ganz Kleinasien und Syrien Das hethitische Gebiet in Syrien grenzte direkt an die nordlichste Provinz des agyptischen Reiches und so kam es auch zwischen diesen beiden Machten bald zu Kampfen Die Hethiter und Agypten Bearbeiten Als eines der bedeutendsten Ereignisse der hethitischen Geschichte gilt die Schlacht bei Kades 1274 v Chr in der die Armeen des Grosskonigs Muwatalli II und des Pharaos Ramses II aufeinandertrafen zusammen mit dem nachfolgenden Vertrag zwischen Ramses und Ḫattusili III 1259 v Chr Hierbei handelt es sich um den altesten schriftlich uberlieferten Friedensvertrag Agyptisch Hethitischer Friedensvertrag der Welt von dem unter anderem eine Kopie als ein Symbol fur den Frieden im UNO Gebaude in New York zu sehen ist Die letzte Blute des Grossreiches Bearbeiten Muwatalli II verlegte seine Residenz nach Suden nach Tarḫuntassa das bisher noch nicht lokalisiert werden konnte Aber schon sein Nachfolger Mursili III kehrte nach Ḫattusa zuruck Er wurde jedoch bald von seinem Onkel Ḫattusili III abgesetzt Unter diesem Grosskonig und seinem Sohn Tudḫaliya IV erlebte die Stadt noch einmal eine Blute Ḫattusa war nicht nur politische Hauptstadt sondern auch das Kultzentrum die Residenz der Tausend Gotter des Ḫatti Landes Die Hethiter und Mykene Bearbeiten Schon fruh stellte man sich die Frage ob und wie intensiv das hethitische Reich kulturellen oder diplomatischen Kontakt mit den zeitgleichen mykenischen Staaten hatte Vor allem fur Westkleinasien war das naheliegend und zu erwarten Die Keilschriftquellen erwahnen ein weit im Westen gelegenes Land Aḫḫiyawa mit dem es Auseinandersetzungen gab Eine lange diskutierte und immer noch umstrittene Frage ist ob damit ein mykenisches Reich gemeint sein konnte Einige Forscher u a Forrer sind der Ansicht dass es sich bei Aḫḫiyawa um die Achaer Homers eine von drei verschiedenen Bezeichnung der Griechen die gegen Troja gezogen sind handelt Quellen belegen eine diplomatische Auseinandersetzung zwischen dem hethitischen Grosskonig und der bedeutenden Stadt Milawanda die offenbar zum Machtbereich Ahhijawas gehorte Von vielen Althistorikern und Archaologen wird Millawanda mit dem karisch mykenischen Milet im sudlichen Westanatolien identifiziert Milet gehorte im 14 Jahrhundert v Chr zur mykenischen Kultur Archaologisch konnte eine Zerstorung der Stadt gegen Ende des Jahrhunderts nachgewiesen werden Einige Forscher gehen davon aus dass sie der Zerstorung von Milawanda durch Mursili II zugeordnet werden kann In den folgenden zwei Jahrhunderten stammen aus Milet weiterhin mykenische Funde jedoch finden sich auch anatolische Elemente So steht die Stadtmauer typologisch hethitischen Stadtmauern naher als denen der mykenischen Zentren auf dem griechischen Festland Tiryns Mykene etc Fritz Schachermeyer nahm daher eine Art mykenisch hethitische Doppelherrschaft fur Milet an was intensiven diplomatischen Kontakt zwischen Hethitern und zumindest einem mykenischen Staat Aḫḫiyawa voraussetzt Diese Hypothese ist in der Forschung bislang weder allgemein akzeptiert noch verworfen worden Archaologische Belege fur intensive direkte Handels Kontakte zwischen Griechen und Hethitern gibt es ausserhalb Milets kaum von mykenischen Fundplatzen ist bislang nichts eindeutig Hethitisches zu Tage getreten Viel schwerer wiegt dass in Ḫattusa und anderen zentralanatolischen hethitischen Stadten bisher nur sehr wenige als mykenisch angesehene Artefakte gefunden wurden Und das obwohl mykenische Keramik in weiten Teilen des Mittelmeergebiets verbreitet war Lediglich in Beycesultan in Westanatolien in der Nahe von Civril wurden mykenische und hethitische Artefakte in etwas grosserem Umfang vergesellschaftet gefunden Das Ende des Grossreiches um 1200 v Chr BearbeitenTudḫaliya IV musste Kurunta einem Nachkommen Muwatallis II gegen den Ḫattusili III Tudḫaliyas Vater usurpiert hatte die Region Tarḫuntassa ubertragen Tarḫuntassa lag im sudlichen Kleinasien zwischen Lykien und Kilikien Kurunta blieb zwar dem Grosskonig unterstellt und Tarḫuntassa Bestandteil des Hethiterreichs doch zeigt dieses Ereignis das durch eine jungst gefundene Bronzetafel bekannt ist dass es Machtkampfe schon zur Zeit Tudḫaliyas IV gab Kurunta gab sich offensichtlich mit dieser Regelung nicht zufrieden Zu einem bisher nicht naher bestimmbaren Zeitpunkt riss er fur kurze Zeit die Macht in Ḫattusa an sich verlor sie aber bald wieder Moglicherweise steht der fruhe Tod Arnuwandas III des Sohnes und Nachfolgers von Tudḫaliya IV mit diesen Ereignissen in Zusammenhang Auf Arnuwanda III folgte dessen Bruder Suppiluliuma II der letzte zweifelsfrei bezeugte Herrscher des Grossreichs Legitimierungsschwierigkeiten sind evident denn es existieren Dokumente in denen er betont niemanden in der Erbfolge ubergangen zu haben Zudem schwort er Beamten und Vasallen darauf ein ihn zu unterstutzen Aus hethitischen Quellen sind nur Ereignisse aus den ersten Jahren seiner Regierungszeit erhalten In diesen ist das Grossreich noch voll handlungsfahig und nichts deutet auf den raschen Zusammenbruch hin Suppiluliuma gelingt es moglicherweise sogar die Region Isuwa in Ostkleinasien zu erobern Allerdings hat er auch gegen Feinde Alasijas Zypern zu kampfen sowohl zur See als auch an der Kuste Offenbar blieben die Hethiter dabei erfolgreich Legitimierungsschwierigkeiten des letzten Herrschers evtl erneute Thronfolgestreitigkeiten Missernten und feindliche Angriffe schwachten den Staat gegen Ende des 13 Jahrhunderts v Chr Es war eine Zeit der Unruhe im gesamten Ostmittelmeerraum bei der besonders die kustennahen Lander unter dem Ansturm der sogenannten Seevolker zu leiden hatten Der letzte bekannte Grosskonig Suppiluliuma II berichtet von Kampfen vor und auf Alasija Zypern und in Arzawa Westanatolien Ausserhethitische Quellen reichen naher an das Ende des Grossreichs heran So erfahren wir von Getreidehilfslieferungen des agyptischen Pharaos Merenptah Dem untergebenen Herrscher in Ugarit befahl Suppiluliuma auf Schiffen unverzuglich Getreide nach Hatti zu senden es gehe um Leben und Tod Offenbar war im Hethiterreich kurz vor 1200 v Chr eine Hungersnot ausgebrochen Sie konnte die Widerstandsfahigkeit des Hethiterreichs geschwacht haben Einem Schreiben in Ugarit das unmittelbar vor der Zerstorung der Stadt sehr wahrscheinlich zwischen 1194 und 1188 v Chr verfasst wurde ist zu entnehmen dass Zypern von einer fremden Flotte angegriffen worden war und auch die syrische Kuste massiv bedroht wurde Gleichzeitig wurde die Flotte Ugarits vom hethitischen Konig bei dem es sich nur um Suppiluliuma handeln kann an der Sudwestkuste Kleinasiens eingesetzt Zudem war der Konig in verlustreiche Kampfe in den Lukka Landern vermutlich Lykien verwickelt Dass sich die militarische Lage zugespitzt hatte verdeutlicht die Tatsache dass die Fusstruppen von Ugarit nach Zentralanatolien ins hethitische Kernland abberufen wurden Ugarit war in fruheren Zeiten selbst bei einem drohenden grossen Krieg gegen die Assyrer von der Bereitstellung von Truppen ausgenommen worden Einige Forscher schliessen daher auf einen Mehrfrontenkrieg im Lukka Bereich zur See sowie Bedrohung des Kernlandes durch einen anderen unbekannten Feind Das wichtige syrische Handelszentrum Ugarit war demnach schutzlos wurde vielleicht sogar geopfert und fiel kurz darauf Auch Zypern war durch Unbekannte bei denen es sich vielleicht um die aus agyptischen Quellen bekannten sog Seevolker handelt angegriffen worden Was danach geschah und wie viele Jahre es dauerte bis das Grossreich endgultig zusammenbrach ist noch nicht geklart Jedoch muss das Ende bald gekommen sein denn nach Suppiluliuma ist kein Herrscher von Ḫattusa mehr belegt Der Verlust wichtiger Gebiete die Hungersnot und die anhaltenden Kampfe gegen verschiedene Feinde durften das Hethiterreich arg geschwacht haben so dass ein mittelschwerer Schlag von wem auch immer genugt haben durfte es zusammenbrechen zu lassen Einige Forscher nehmen neuerdings auch innere Wirren Aufstande der Bevolkerung oder Machtkampfe an die zum Untergang beitrugen Dass es die Kaskaer waren die dem Hethiterreich den Todesstoss gaben wie von einigen Forschern angenommen ist Spekulation Es kommen auch viele andere Moglichkeiten in Betracht Der Untergang des Hethiterreichs basiert nach herrschender Meinung jedenfalls auf vielen Faktoren und wurde nicht nur wie man teilweise fruher annahm durch eine massive vom Balkan oder Thrakien ausgehende Volkerwanderung Urnenfeldersturm herbeigefuhrt Da sich durch neuere Ausgrabungsbefunde immer klarer abzeichnet dass in Sudanatolien ein hethitischer Staat Tarḫuntassa den Zusammenbruch des Grossreichs uberdauerte wird von einigen Forschern angenommen dass das Hethiterreich infolge innerer Kriege zusammenbrach Es wird erwogen dass es zu weiteren Kampfen zwischen Tarḫuntassa und der hethitischen Zentralmacht kam die Ersteres fur sich entschied Tarḫuntassa hatte demnach wie auch die ostlichen Nachfolgestaaten die hethitische Tradition im Suden noch einige Zeit lang gewahrt In Ḫattusa wurden die Palast und einige Verwaltungsgebaude und Heiligtumer gebrandschatzt wie Brandhorizonte beweisen Es wurden jedoch keine Skelette in den Gebauden gefunden so dass von einer vorherigen Evakuierung ausgegangen werden kann Der Rest der Stadt blieb offenbar weitgehend von Zerstorungen verschont Schliesslich wurde Ḫattusa nach neueren Befunden der Ausgraber von der Bevolkerung verlassen Auch andere hethitische Stadte in Zentral Anatolien wurden entweder durch Feuer zerstort oder verlassen Am Anfang des 12 Jahrhunderts fanden uberall Bevolkerungsverschiebungen statt und in Zentralanatolien entstand keine neue Zentralgewalt Die Bewohner kehrten zu bauerlicher teilweise nomadischer Lebensweise zuruck Das Ende der Bronzezeit fallt mit dem Zusammenbruch des Hethiterreiches und auch mit der Zerstorung von Troja hethitisch vermutlich Wilusa zusammen Spathethitische Furstentumer 1200 700 v Chr BearbeitenEtwa um 1200 v Chr zerfallt der Suden des ehemaligen Grossreiches in Sudost und Sudanatolien sowie Syrien in Kleinstaaten in denen luwische Bevolkerung und oder Oberschichten in den so genannten spathethitischen Furstentumern noch einige Jahrhunderte die Kultur des Grossreichs weiterpflegen Zu den wichtigsten dieser Kleinkonigreiche zahlen Tabal und Karkemis deren Herrscher sich zeitweise als Grosskonige bezeichneten Zincirli Samʼal Ain Dara in Syrien Sakcagozu Sakcegozu Tell Tayinat und Karatepe Azatiwataya bei Adana Auch die Herrscher von Malatija nannten sich Grosskonige und fuhrten diesen Titel auf Kuzi Tessub von Karkemis den angeblichen Grossvater des ersten Tragers zuruck 2 Die meisten dieser Konigreiche wurden sehr schnell aramaisiert und fielen schliesslich unter assyrische Herrschaft Bei den in der Bibel erwahnten Hethitern durfte es sich uberwiegend um die Bewohner dieser spathethitischen Furstentumer handeln Siehe auch BearbeitenListe der hethitischen Grosskonige Liste der Tawanannas Liste der neo hethitischen KonigeAnmerkungen Bearbeiten Hethitologieportal Mainz Uni Wurzburg Jorg Klinger Die Hethiter C H Beck Munchen 2007 S 121 Literatur BearbeitenKurt Bittel Die Hethiter Die Kunst Anatoliens vom Ende des 3 bis zum Anfang des 1 Jahrtausends vor Christus Beck Munchen 1976 ISBN 3 406 03024 6 Trevor Bryce The Kingdom of the Hittites Clarendon Press Oxford 1998 ISBN 0 19 814095 9 Horst Klengel Geschichte des hethitischen Reiches HdO I XXXIV Brill Leiden Boston Koln 1999 ISBN 90 04 10201 9 Peter Neve Hattusa Stadt der Gotter und Tempel Philipp von Zabern Mainz 1993 ISBN 3 8053 1478 7 Felipe Rojas Valeria Sergueenkova Traces of Tarḫuntas Greek Roman and Byzantine Interaction with Hittite Monuments in Journal of Mediterranean Archaeology 27 2 2014 S 135 160 Weblinks BearbeitenGernot Wilhelm Abriss der hethitischen Geschichte HPM Hethitologie Portal Mainz 2013Sonnenfinsternisse Verlauf und Uhrzeiten fur 1400 1301 v Chr fur Hatti Ort Ankara Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Hethiter amp oldid 232873947