www.wikidata.de-de.nina.az
Tiryns altgriechisch Tiryns neugriechisch Tiryn8a Tiryntha f sg ist eine antike Stadt auf der Peloponnes etwa 7 km sudostlich von Argos am Argolischen Golf Die Stadt erstreckte sich auf einem bis zu 30 Meter hohen Kalkfelsen der rund 300 Meter lang und 40 100 Meter breit ist Ursprunglich verlief die Kuste naher an der Siedlung und war wahrend der Fruhbronzezeit zeitweise nur etwa 300 Meter vom Siedlungshugel entfernt 1 Der Ort war ab dem Neolithikum Jungsteinzeit besiedelt Vom 3 Jahrtausend v Chr an gehorte Tiryns zu den wichtigsten Zentren des bronzezeitlichen Europas Archaologische Statten vonMykene und TirynsUNESCO WelterbePlan der Burg von TirynsVertragsstaat en Griechenland GriechenlandTyp KulturKriterien i ii iii iv viReferenz Nr 941UNESCO Region Europa und NordamerikaGeschichte der EinschreibungEinschreibung 1999 Sitzung 23 Inhaltsverzeichnis 1 Mythologie 2 Forschungsgeschichte 3 Siedlungsgeschichte 4 Glasverarbeitung 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMythologie BearbeitenTiryns wurde der Sage nach von Proitos gegrundet Dieser liess von Kyklopen aus Lykien die Befestigungsmauer von Tiryns bauen 2 Proitos war der Bruder des Akrisios dessen Enkel Perseus wahrend seiner Herrschaft in Tiryns Mykene gegrundet haben soll Zwei Generationen spater diente Herakles zwolf Jahre lang dem Konig Eurystheus Enkel des Perseus um sich von der Totung seiner eigenen Kinder zu entsuhnen In dieser Zeit vollbrachte er seine beruhmten zwolf Arbeiten Auch ein Teil der Sage um den Helden Bellerophon ist in Tiryns angesiedelt Siehe auch Liste der Konige von TirynsForschungsgeschichte BearbeitenDie machtige mykenische Befestigungsmauer war in der Antike und auch bis zu den ersten Grabungen im 19 Jahrhundert immer sichtbar Daher war eine Identifizierung des Orts mit Tiryns nie strittig weshalb viele Reisende und Archaologen dem Ort Beachtung schenkten So wurde Tiryns im 2 Jahrhundert n Chr von Pausanias besucht den die Wehrmauern so beeindruckten dass er sie in seinem Werk Beschreibung Griechenlands mit den Pyramiden des Alten Agyptens verglich Nachdem der griechische Literaturwissenschaftler Alexandros Rhizos Rhankaves und der deutsche Philologe Friedrich Thiersch 1831 eine nur einen Tag dauernde Grabung an der Oberburg unternommen hatten fuhrte der deutschen Archaologe Heinrich Schliemann zwischen 1876 und 1885 die ersten systematischen Ausgrabungen durch Dabei konnte er auf dem hochsten Teil des Felsens die sogenannte Oberburg einen mykenischen Palast freilegen Die spateren Grabungen unter der Leitung von Wilhelm Dorpfeld Kurt Muller und Georg Karo die in den Jahren zwischen 1905 und 1929 durchgefuhrt wurden gaben weitere Ruckschlusse auf die einstmals hervorragende Bedeutung der Stadt in prahistorischer Zeit Seit 1976 wird Tiryns wieder systematisch von deutschen Archaologen erforscht bis 1986 unter der Leitung von Klaus Kilian spater unter der Leitung anderer Forscher der Universitat Heidelberg und des Deutschen Archaologischen Instituts Seit 1994 leitet Joseph Maran die weiter andauernden Stand 2020 Forschungsprojekte in Tiryns Siedlungsgeschichte Bearbeiten37 599444444444 22 8 Koordinaten 37 36 N 22 48 O nbsp nbsp Tiryns Der langgestreckte Siedlungshugel ist durch Gefalle und naturliche Gegebenheiten in drei Abschnitte unterteilt die sogenannte Oberburg Mittelburg und Unterburg Die fruhesten menschlichen Spuren stammen aus dem mittleren Neolithikum ca 5900 5400 v Chr Dass sich dort bereits in der Fruhen Bronzezeit Fruhhelladikum eine bedeutende Siedlung befunden hat beweisen die Reste eines imposanten Rundbaus auf der Oberburg um den herum weitere Bebauung aus jener Zeit festgestellt wurde Die Funde datieren in das Fruhhelladikum II ca 2500 2200 v Chr Auch im Fruhhelladikum III FH III und dem folgenden Mittelhelladikum scheint Tiryns besiedelt gewesen zu sein nbsp Zyklopenmauer bei Tiryns nbsp Galerie der Burg von Tiryns nbsp Wandmalerei im Palast von TirynsIn der spathelladischen mykenischen Periode ca 1600 1050 v Chr zahlte Tiryns wie Mykene Theben Pylos und Knossos zu den wichtigsten Zentren der kretisch mykenischen Kultur Damals gab es auch eine ausgedehnte Unterstadt die den Siedlungshugel umgab Vom ehemaligen Glanz der Stadt zeugen die sehr gut erhaltene Ruine einer koniglichen Residenz auf der Oberburg deren Wande mit kostbaren Fresken verziert waren und die Uberbleibsel der in zyklopischer Bauweise Zyklopenmauerwerk errichteten Befestigungsmauern Die Steine der Mauer waren bis zu drei Meter lang und einen Meter dick und ohne Mortel aneinandergefugt Die Mauer besitzt mehrere Bauphasen Zunachst spatestens ab dem 14 Jahrhundert v Chr war nur die Oberburg geschutzt Gegen Mitte des 13 Jahrhunderts v Chr wurde die gesamte Mittel und Unterburg mit einbezogen Schliesslich gegen 1200 v Chr wurden auch Zisternen integriert Trotz dieser unuberwindlich scheinenden Befestigungsanlagen wurde die Oberstadt von Tiryns Anfang des 12 Jahrhunderts v Chr am Ubergang von SH III B zu SH III C ca 1190 80 v Chr zerstort Statt Feindeinwirkung als Ursache nahm vor allem der Ausgraber Klaus Kilian aufgrund der Lage von Trummern eingesturzter Mauern und Einzelfunden ein schweres Erdbeben an 3 das wahrscheinlich auch die ungefahr gleichzeitige Zerstorung von Midea verursacht habe Kilians Interpretation fand breite wenn auch nicht ungeteilte Unterstutzung Ab 2012 wurde die Theorie durch geophysikalische und archaoseismische Untersuchungen uberpruft die im Rahmen des HERAKLES Projekts 4 von der Erdbebenstation Bensberg in Zusammenarbeit mit dem Ausgrabungsteam der Universitat Heidelberg durchgefuhrt wurden Die Ergebnisse machen ein Erdbeben als Ursache fur die Zerstorungen wenig wahrscheinlich 5 ein grosses Erdbeben das Tiryns und Midea zerstort hat kommt demnach kaum in Frage und auch fur lokal begrenzte Erdbeben als Ursache fur die Zerstorungen in Tiryns gibt es bisher keine Nachweise 6 Die Schaden Brandspuren fanden sich fast nur in der Oberburg wurden bald beseitigt und die Oberstadt teilweise wieder aufgebaut Sogar der Palast auf der Oberburg wurde teilweise weitergenutzt Ein neues Gebaude wurde in die Ruinen des alten Palastes hineingebaut und von fuhrenden Adligen bewohnt Die Unterstadt scheint nach der Katastrophe sogar noch systematisch ausgebaut worden zu sein Dieser Befund steht in Widerspruch zu dem der teilweisen Entvolkerung in anderen mykenischen Palastzentren im 12 Jahrhundert v Chr Die Stadt ausserhalb der Mauern wurde auf der Schlammschicht wieder errichtet Um weitere Katastrophen zu verhindern errichtete man 4 km ostlich der Burg den Damm von Tiryns und leitete den Bach nach Suden um 7 Unter anderem wurde nach Errichtung des Damms nach Planen die offenbar schon wahrend der Palastzeit entstanden waren ein neues Stadtviertel nordwestlich der Oberstadt errichtet das 2013 2015 durch Maran und Papadimitriou entdeckt und erforscht wurde Ans Licht kamen in den altesten beiden Schichten u a auch viele Artefakte die ihre engsten Parallelen in Italien haben 8 Fur die submykenische und protogeometrische Periode ca 1050 900 v Chr ist nur noch vereinzelte Besiedlung auf der Unterburg und in der Unterstadt nachweisbar Dieses Bild setzt sich auch in der geometrischen Periode fort Anhand fruharchaischer Inschriften und aufgefundener Weihgaben kann fur die archaische und klassische Zeit die Verehrung der Gotter Zeus und Athena nachgewiesen werden Vereinzelte Besiedlung von Tiryns lasst sich auch noch weiter im Hellenismus zur romischen Zeit bis hin zur byzantinischen Zeit 10 14 Jahrhundert n Chr nachweisen Etwa 1 km ostlich am westlichen Fuss des Profitis Ilias Hugels hat man ein Tholosgrab ausgegraben Am ostlichen Abhang des Hugels lag eine Nekropole mit mykenischen Schachtgrabern Glasverarbeitung BearbeitenBereits Schliemann berichtete vom Fund einer kobaltblauen Glasperle und anderer kleiner Fundstucke aus Glas in Tiryns In neueren Ausgrabungen wurde durch Funde von Gussformen und Abfallprodukten der Glasverarbeitung die Existenz einer Glaswerkstatte nachgewiesen Diese wird auf etwa 1300 1200 v Chr datiert und ist somit eine der altesten nachgewiesenen Werkstatten fur Glasverarbeitung in Europa Das verarbeitete Rohglas wurde vermutlich importiert die gefundenen dunkelblauen und turkisen Glaser gleichen in Farbe und Zusammensetzung den im Schiff von Uluburun gefundenen Rohglaszylindern 9 Quellen BearbeitenPausanias Reisen in Griechenland II 25 8 25 9 Literatur BearbeitenHeinrich Schliemann Tiryns F A Brockhaus Leipzig 1886 Kaiserlich Deutsches Archaeologisches Institut in Athen Tiryns Die Ergebnisse der Ausgrabungen des Instituts 2 Bande Athen 1912 Joseph Maran Tiryns Mauern und Palaste fur namenlose Herrscher In Archaologische Entdeckungen Die Forschungen des deutschen Archaologischen Instituts im 20 Jahrhundert 2000 S 118 ff Joseph Maran Das Megaron im Megaron In Archaologischer Anzeiger 2000 Heft 1 S 1 ff Alkestis Papadimitriou Tiryns Historischer und archaologischer Fuhrer Esperos Athen 2001 ISBN 960 8103 01 0 Joseph Maran Tiryns In Eric H Cline Hrsg The Oxford Handbook of the Bronze Age Aegean ca 3000 1000 BC Oxford University Press 2010 S 722 734 Joseph Maran Alkestis Papadimitriou Gegen den Strom der Geschichte Die nordliche Unterstadt von Tiryns ein gescheitertes Urbanisierungsprojekt der mykenischen Nachpalastzeit AA 2 Halbband 2016 S 19 118 Online als PDF bei Academia edu Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tiryns Sammlung von Bildern 1 2 Vorlage Toter Link www zaw uni heidelberg de Institut fur Ur und Fruhgeschichte der Universitat Heidelberg Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Bilder von den aktuellen Ausgrabungen in Tiryns Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO englisch und franzosisch Video des DAI zu Tiryns mit Aussagen von Joseph Maran bei YouTube Einzelnachweise Bearbeiten Eberhard Zangger Landscape Changes around Tiryns during the Bronze Age AJA 98 1994 S 189 212 besonders S 194 196 online bei Academia edu Strabon Geographie 8 6 11 Klaus Kilian Ausgrabungen in Tiryns 1977 AA 1979 S 404 Spater ausserte Kilian die Vermutung dass das Erdbeben auch Mykene in Mitleidenschaft zog Klaus Kilian Ausgrabungen in Tiryns 1978 1979 AA 1981 S 192 Informationen zum Herakles Projekt auf der Internetseite der Universitat zu Koln Klaus Gunter Hinzen Archaoseismologie In e Forschungsberichte des DAI 2015 Faszikel 3 Memento des Originals vom 1 Dezember 2020 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot publications dainst org Auszug zu Tiryns als PDF S 49 f Mykenische Palaste Kein Untergang durch Erdbeben Memento des Originals vom 14 Juli 2018 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www portal uni koeln de Pressemitteilung der Universitat zu Koln Eberhard Zangger Landscape Changes around Tiryns during the Bronze Age AJA 98 1994 S 204 207 210 Joseph Maran Alkestis Papadimitriou Gegen den Strom Die nordliche Unterstadt von Tiryns Ein gescheitertes Urbanisierungsprojekt der mykenischen Nachpalastzeit AA 2016 2 2017 S 19 118 M Panagiotaki L Papazoglou Manioudaki G Chatzi Spiliopoulou E Andreopoulou Mangou Y Maniatis M S Tite A Shortland A glass workshop at the Mycenaean citadel of Tiryns in Greece In Association Internationale pour l Histoire du Verre Hrsg Annales du 16e Congres 2004 S 14 16 englisch online auf aihv org PDF 1 5 MB Welterbestatten in Griechenland Kulturerbe Apollontempel bei Bassae 1986 Delphi 1987 Akropolis von Athen 1987 Fruhchristliche und byzantinische Bauten in Thessaloniki 1988 Antike Stadt Epidauros 1988 Mittelalterliche Stadt von Rhodos 1988 Ruinenstadt Mystras 1989 Olympia 1989 Insel Delos 1990 Kloster Daphni Hosios Lukas und Nea Moni 1990 Pythagoreion und Heraion von Samos 1992 Archaologische Statte Vergina 1996 Archaologische Statten von Mykene und Tiryns 1999 Altstadt von Patmos mit Johanneskloster und Hohle der Apokalypse 1999 Altstadt von Korfu 2007 Archaologische Statte von Philippi 2016 Zagori Kulturlandschaft 2023 Kultur Naturerbe Berg Athos 1988 Meteora Kloster 1988 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tiryns amp oldid 234376433