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Als Mittelhelladikum bezeichnet man die mittlere Phase der helladischen Periode wie die Bronzezeit auf dem griechischen Festland genannt wird Das Mittelhelladikum umfasst ungefahr den Zeitraum von etwa 2050 bis etwa 1700 1600 v Chr Uber die Entwicklungen jener Epoche ist bisher vergleichsweise wenig bekannt Die fur die Epoche charakteristischen Keramikstile waren die mattbemalte und die minysche Keramik Inhaltsverzeichnis 1 Chronologie 2 Debatte uber indogermanische Einwanderung 3 Siedlungsstruktur 4 Kunst und Keramik 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenChronologie BearbeitenSiehe auch Minoische Eruption Siehe auch Minoische Kultur Fur die Agaische Bronzezeit gibt es seitdem ab Ende der 1980er durch naturwissenschaftliche Methoden Daten fur den bronzezeitlichen Vulkanausbruch auf Thera gewonnen wurden die stark von den durch Synchronismen mit der Agyptischen Chronologie ermittelten Daten abweichen prinzipiell zwei unterschiedliche absolute Chronologiesysteme zwischen denen ein Abstand von bis zu rund 100 Jahren liegt Die Debatte zwischen den Anhangern der beiden verschiedenen Datierungen konnte bisher nicht zum Abschluss gebracht werden Obwohl beide Seiten in den letzten Jahren aufeinander zugehen und die Argumente der jeweils anderen Seite respektieren konnte noch keine befriedigende Erklarung fur die starken Abweichung der Daten oder eine Uberbruckung derselben gefunden werden Die altere Datierung niedrige kurze oder traditionelle Chronologie geht im Prinzip auf Arthur Evans zuruck der wahrend seiner Ausgrabungen in Knossos die erste Chronologie der minoischen Kultur konstruierte Er orientierte sich dabei hauptsachlich an der Stratigraphie den aufeinanderfolgenden Siedlungsschichten die die Reihenfolge fur die Keramikstile angeben sollten Evans der dachte die minoische Kultur hatte sich ahnlich wie die agyptische entwickelt was in der heutigen Forschung als widerlegt gilt teilte deshalb in Analogie zum Alten Mittleren und Neuen Reich die minoische Kultur in drei Phasen ein Fruhminoikum Mittelminoikum und Spatminoikum Diese relative Chronologie hat bis heute in vielen Phasen verfeinert grundsatzlich Bestand und wurde auch auf das Festland und die Kykladen s Kykladenkultur ubertragen obgleich sich dies als nicht ganz unproblematisch erwies Evans war schliesslich auch der erste der durch historiographisch archaologische Analyse von Fundstucken eine absolute Chronologie aufstellte welche im Lauf der Zeit immer weiter verfeinert wurde u a 1986 durch Peter Warren und Vronwy Hankey welche diese in ihrer grundlegenden Publikation Aegean Bronze Age Chronology schlussig mit der recht gesicherten Chronologie Agyptens verknupften Die absoluten Daten basieren dabei vor allem auf Vergesellschaftungen von minoischen und wegen der als relativ sicher geltenden agyptischen Chronologie recht gut absolut datierbaren agyptischen Artefakten diese Methode wird auch als cross dating bezeichnet Neuere naturwissenschaftliche Untersuchungen die vor allem auf der Radiokarbonmethode und Dendrochronologie beruhen ergaben jedoch eine um rund 100 Jahre von der klassischen Datierung abweichende Datierung des Vulkanausbruchs von Thera was zu Publikationen neuer darauf abgestimmter absoluter Chronologien hohe lange oder neue Chronologie gefuhrt hat die falls richtig grosse Probleme fur die uber die archaologisch historiografische Methode meist uber cross dating gewonnenen Datierungen bedeuten Wahrend Warren und Hankey den Ausbruch auf ca 1520 v Chr datierten sprechen die naturwissenschaftlichen Ergebnisse fur Anfang bis Mitte des 17 Jahrhunderts v Chr Neben den Verfechtern der einen oder anderen Chronologie gibt es auch Befurworter fur eine Kompromisslosung die noch gerade mit den naturwissenschaftlichen Ergebnissen vereinbar ist und nicht allzu sehr mit den traditionellen Synchronismen kollidiert 1 Jedenfalls umfasst die mittelhelladische Epoche nach traditioneller Chronologie den Zeitraum von 2000 bis 1600 v Chr nach der auf den naturwissenschaftlichen Daten basierenden Chronologie den Zeitraum von 2000 bis 1700 v Chr 2 oder 2100 bis 1700 v Chr 3 Debatte uber indogermanische Einwanderung BearbeitenCarl Blegen warf in seiner 1928 erschienenen Arbeit The Coming of the Greeks als erster die These auf in der Ubergangsphase zwischen Fruh und Mittelhelladikum seien Indoeuropaer nach Griechenland eingewandert Fur diese Annahme sprach zum damaligen Zeitpunkt u a die Tatsache dass erst fur die mykenische Zeit Neuerungen wie das Pferd und Wagen nachgewiesen waren 4 Bereits 1896 hatte der Linguist Paul Kretschmer in seiner Einleitung in die Geschichte der griechischen Sprache darauf hingewiesen einige Ortsnamen in Griechenland mit den Endungen nthos und ssos konnten nicht als indogermanisch und damit nicht als ursprunglich griechisch aufgefasst werden sondern wiesen vielmehr eine Gemeinsamkeit mit anatolischen und damit nicht indogermanischen Sprachendungen auf daher so Kretschmer sei bewiesen dass ein prohellenisches Sprachsubstrat im Griechischen enthalten sei was auf die Anwesenheit einer nichtindogermanischen Bevolkerung im fruhgeschichtlichen Griechenland hinweise 5 Bis zu den britischen Ausgrabungen von Lerna in den 1950er Jahren unter Leitung von John Langdon Caskey galten diese Thesen in der Fachwelt als allgemein anerkannt Caskey hingegen datierte eine erste Einwanderungswelle auf die Zeit zwischen FH II und FH III wahrend er eine weitere Zasur in Zentralgriechenland fur das Ende von FH III ansetzte 6 Diese Meinung war lange Zeit unter Archaologen vorherrschend wird neuerdings jedoch auch in Zweifel gezogen Manche Forscher halten eine indogermanische Einwanderung bereits im Neolithikum oder FH I fur wahrscheinlich Neueren Forschungen zufolge trat das gezahmte Pferd zum ersten Mal bereits im Fruhhelladikum III in Lerna in Erscheinung was diese Annahme stutzt 7 Siedlungsstruktur BearbeitenDie bisher bekannt gewordenen Siedlungen waren grosstenteils befestigt und meist auf Anhohen gelegen Im Zentrum der Siedlung lag der Wohnsitz des Anfuhrers Gewohnlich wurden Gebaude in rechteckiger Hausform 8 teilweise in Megaron Form 8 errichtet Auch sind Apsiden und Ovalbauten bekannt 8 Im Laufe der Zeit wurden viele der Platze besetzt die in den folgenden Jahrhunderten zum Teil grosse Bedeutung hatten z B Mykene Tiryns und die Insel Agina Unter den gut ausgegrabenen und deshalb bekannten Orten sind Malthi in Messenien das antike Dorion und Lerna Schicht V hervorzuheben Andere Orte des Fruhhelladikums wurden vorerst verodet liegen gelassen und gegebenenfalls erst im Spathelladikum wieder besiedelt 8 Die Siedlungsweise des Mittelhelladikums zeigt keine grundlegenden Unterschiede zu der des Fruhhelladikums 9 Weitere Fundorte waren Orchomenos in Bootien 8 Eutresis Thermon 8 Kirrha 8 Eleusis 8 Brauron in Attika 8 Asine 8 Pylos 8 Olympia 8 Kunst und Keramik Bearbeiten Hauptartikel minysche Keramik Hauptartikel mattbemalte Keramik In dieser Epoche ist die Kunst noch wenig entwickelt aber es setzt sich in vielen Regionen ein Typ feiner auf der Drehscheibe gearbeiteter polierter Keramik durch die monochrom meist grau oft aber auch schwarz vor allem in der Argolis selten rot oder gelb gefarbt ist Sie wurde bereits von Heinrich Schliemann als minysche Keramik bezeichnet nach den sagenhaften Minyern welche nach Homer die Bewohner von Orchomenos in Bootien waren Entgegen fruheren Meinungen ist die minysche Keramik offenbar nicht von Einwanderern zu Beginn des Mittelhelladikums in Griechenland eingefuhrt worden denn es sind fruhe Formen dieses Keramiktyps neuerdings in Fundzusammenhangen zu Tage getreten die aus der spaten Phase des Fruhhelladikums FH III stammen z B in Tiryns Neben der minyschen Keramik gibt es noch die sogenannte mattbemalte Keramik matt painted die nach heutigem Forschungsstand keinen Vorlaufer im Fruhhelladikum hat Mit Ausnahme der Keramik fiel das Kunsthandwerk im Mittelhelladikum verglichen mit der Kunst des Fruhhelladikums qualitativ ab 10 Literatur BearbeitenHans Gunter Buchholz Hrsg Agaische Bronzezeit Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1987 ISBN 3 534 07028 3 Aufsatzsammlung R J Buck The Middle Helladic Period In Phoenix Band 20 N 3 S 193 209 Classical Association of Canada 1966 online aufgerufen am 16 April 2016 John L Caskey Greece and the Aegean Islands in the Middle Bronze Age Cambridge Ancient History 45 Band 2 Kapitel iv a uberarbeitete Auflage Cambridge University Press 1966 Sofia Voutsaki Mainland Greece In Eric H Cline Hrsg The Oxford Handbook of the Bronze age Aegean ca 3000 1000 BC Oxford University Press Oxford 2010 ISBN 978 0 19 536550 4 S 99 112 Oliver Dickinson The Origins of Mycenaean Civilisation Goteborg 1977 ISBN 91 85058 74 2 Oliver Dickinson The Aegean Bronze Age Cambridge University Press Cambridge 1996 ISBN 0 521 45664 9 Wolfgang Schiering Griechenland II Vorgeschichtliche Kulturen 4 Mittlere Bronzezeit In Lexikon der alten Welt Artemis Verlag Zurich Munchen 1990 ISBN 3 7608 1034 9 S 1142 1143 Unveranderter Nachdruck der einbandigen Originalausgabe von 1965 Helene Whittaker Religion and Society in Middle Bronze Age Greece Cambridge University Press New York 2014 ISBN 978 1 107 04987 1 James Clinton Wright Early Mycenaean Greece In Cynthia W Shelmerdine Hrsg The Cambridge Companion to the Aegean Bronze Age Cambridge University Press Cambridge New York 2008 ISBN 978 0 521 81444 7 S 19 46 online aufgerufen am 16 April 2016 Nicholas I Xirotiris The Indo Europeans in Greece An Anthropological Approach to the Population of Bronze Age Greece In Journal of Indo European Studies 8 1 2 1980 S 201 210 Peter Warren Vronwy Hankey Aegean bronze age chronology Bristol 1989 ISBN 0 906 51567 X C W Zerner The Beginning of the Middle Helladic Period at Lerna 1978 University Microfilms 79 04772 Weblinks BearbeitenThe Prehistoric Archaeology of the Aegean Dartmouth College Lesson 9 Middle Helladic Greece Memento vom 17 Mai 2011 im Internet Archive Middle Bronze Age on the Greek MainlandAnmerkungen Bearbeiten J Lesley Fitton Die Minoer Theiss Stuttgart 2004 S 22 32 Siehe Tabelle in Eric H Cline Hrsg The Oxford Handbook of the Bronze Age Aegean Oxford University Press 2012 S XXX Nach Sofia Voutsaki Mainland Greece In Eric H Cline Hrsg The Oxford Handbook of the Bronze Age Aegean Oxford University Press Oxford 2012 S 100 beginnt das Mittelhelladikum around 2100 B C or somewhat earlier John Evander Coleman An Archaeological Scenario for the Coming of the Greeks ca 3200 B C In The Journal of Indo European Studies Band 28 Nr 1 amp 2 Fruhling Sommer 2000 S 101 153 als PDF Datei online aufgerufen am 17 April 2016 hier S 104 Paul Kretschmer Einleitung in die Geschichte der griechischen Sprache Vandenhoeck Gottingen 1896 S 401 als PDF Datei online aufgerufen am 17 April 2016 John L Caskey The Early Helladic Period in the Argolid In Hesperia Band 29 Heft 3 1960 S 285 303 als PDF Datei online aufgerufen am 13 April 2016 hier S 301 f Vergleiche Jeremy B Rutter Review of Agean Prehistory II The Prepalatial Bronze Age of the Southern and Central Greek Mainland In American Journal of Archaeology Bd 97 Nr 4 1993 S 745 797 hier S 766 online aufgerufen am 17 April 2016 Malcolm H Wiener Minding the Gap Gaps Destructions and Migrations in the Early Bronze Age Aegean Causes and Consequences In American Journal of Archaeology Bd 117 Nr 4 2013 S 581 592 online aufgerufen am 16 April 2016 Daniel Pullen Ox and Plow in the Early Bronze Age Agean In American Journal of Archaeology Bd 96 Nr 1 1992 S 45 54 hier S 48 online aufgerufen am 22 April 2016 a b c d e f g h i j k l Wolfgang Schiering Griechenland II Vorgeschichtliche Kulturen 4 Mittlere Bronzezeit In Lexikon der alten Welt Artemis Verlag Zurich Munchen 1990 ISBN 3 7608 1034 9 S 1142 Wolfgang Schiering Griechenland II Vorgeschichtliche Kulturen 4 Mittlere Bronzezeit In Lexikon der alten Welt Artemis Verlag Zurich Munchen 1990 ISBN 3 7608 1034 9 S 1142 Siedlungs und Bauweise sowie Hausformen unterschieden sich unwesentlich von FH Wolfgang Schiering Griechenland II Vorgeschichtliche Kulturen 4 Mittlere Bronzezeit In Lexikon der alten Welt Artemis Verlag Zurich Munchen 1990 ISBN 3 7608 1034 9 S 1143 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mittelhelladikum amp oldid 237190186