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Die minysche Keramik auch minische Keramik oder minysche Ware ist ein Keramikstil des mittelbronzezeitlichen Griechenlands ca 2000 1600 1550 v Chr der zu dieser Zeit in kunstlerischer Hinsicht erst wenig entwickelt war Fur Lerna in der Argolis sind jedoch seit den Grabungen John Langdon Caskeys auch Funde aus der letzten Phase des Fruhhelladikums FH III nachgewiesen 1 2 3 Minysche Amphore aus Mykene aus MH III ca 1700 1600 v Chr Eine weitere bedeutende Keramikgattung des Mittelhelladikums war die mattbemalte Keramik 4 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Etymologie 3 Herstellung Beschaffenheit und Untergruppen 3 1 Grauminysche Keramik 3 2 Schwarzminysche Keramik 3 3 Gelbminysche Keramik 3 4 Rot und braunminysche Keramik 4 Gefassformen 5 Fundorte und Verbreitung 6 Pseudo minysche Keramik 7 Literatur 8 Weblinks 9 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte BearbeitenBis ca 1960 war angenommen worden dass die Produktion minyscher Ware mit dem Beginn des Mittelhelladikums zusammenfalle Mit dem Eindringen indogermanischer Stamme die zuerst wahrscheinlich Ionier vielleicht auch Thraker waren erst in einer zweiten Einwanderungswelle um 1580 v Chr Aioler und Achaier habe sich demzufolge der neue Keramikstil herausgebildet und sei an die Stelle der Urfirniskeramik getreten die in der Bauernkultur des Fruhhelladikums vorkam 5 Allerdings bezweifeln heutige Forscher dass das Aufkommen der Keramik mit dem Eindringen der indogermanischen Volker verbunden war denn es sind fruhe Formen dieses Keramiktyps neuerdings in Fundzusammenhangen zutage getreten die aus der spaten Phase des Fruhhelladikums FH III stammen 3 Zeitgleich mit der minyschen Keramik gab es die nach ihrem matten Glanz benannte mattbemalte Keramik die nach heutigem Forschungsstand keine Vorlaufer im Fruhhelladikum hat Im Spathelladikum wurde die minysche Keramik langsam von der mykenischen abgelost die hellgrundig mit dunklem Firnis ist Die grauminysche Keramik kam noch im Spathelladikum vor die etwas seltenere gelbminysche Keramik lebte in der aufstrebenden neuen mykenischen Keramik weiter Etymologie BearbeitenDie Bezeichnung minysch geht ursprunglich auf den deutschen Archaologen Heinrich Schliemann 6 zuruck der die Keramikart in Orchomenos fand und sie daher nach den Minyern benannte einem mythischen Volksstamm der unter Fuhrung des Konigs Minyas laut Homer ebendiesen Ort Orchomenos in Bootien bewohnt habe 7 8 Obwohl die Keramik mit Ausnahme des Fundortes nichts mit den Minyern zu tun hat und auch nicht in Orchomenos entwickelt wurde 9 wurde der Terminus Minysche Keramik von Adolf Furtwangler Heinrich Bulle und Walter Riezler Anfang des 20 Jahrhunderts als Arbeitsbegriff gewahlt und fortan in der Forschung als Bezeichnung dieser Keramik beibehalten 10 Herstellung Beschaffenheit und Untergruppen BearbeitenDie Keramik zeichnet sich durch einen verfeinerten meist aber nicht immer 9 11 auf der Topferscheibe gedrehten polierten Typ aus Nach lokal bezogenem Vorkommen lasst die Gattung sich in weitere Untergruppen unterteilen die sich in Farbigkeit Oberflachenstruktur und Drehtechnik unterscheiden Alle weisen jedoch einen minoischen und anatolischen Einfluss auf Grauminysche Keramik Bearbeiten Die haufigste vorkommende minysche Keramik ist grau und besitzt einen leicht seifig 4 12 speckig 9 wirkenden Glanz auf der Oberflache Dies hat Anlass zur Vermutung gegeben dass die Keramik metallische Objekte nachahmen sollte im Fall der grauminyschen Ware Silber 9 13 Die hartgebrannte 9 Gattung hatte ihr Zentrum in Mittelgriechenland 4 Die grauminyschen Gefasse sind meist dunnwandig und zeichnen sich durch scharfe Profile aus 9 Die speckig aussehende Gefasswand und die Tonker sind bei grauminyscher Ware immer gleichfarbig 9 Schwarzminysche Keramik Bearbeiten Neben der graumynischen Keramik war auch vor allem auf dem Peloponnes besonders in der Argolis eine schwarze Gattung in Gebrauch Stucke dieser Keramikuntergruppe sind in Orchomenos wo es die grossten Vorkommen minyscher Keramik gibt bis jetzt sehr selten zutage getreten Gelbminysche Keramik Bearbeiten Ferner gab es eine gelbe Keramik die im Spathelladikum I 4 in der neuen mykenischen Keramik weitergelebt haben soll Die Produktion gelbmynischer Ware setzte verhaltnismassig spat ein Mittelhelladikum II und III 14 Die helle Oberflache gelbmynischer Ware die oft mit einem matten glanz versehen ist hat Anlass dazu gegeben gelbmynische Ware eher als eine Sorte mattbemalter Keramik aufzufassen 15 16 Gelbminysche Keramik wurde beispielsweise in Eutresis gefunden 17 Rot und braunminysche Keramik Bearbeiten Es soll auch noch eine vierte und funfte rote 4 und braune Untergruppe gegeben haben die oft auch Bemalungen aufweisen Gefassformen BearbeitenDie Gefasse minyscher Keramik insbesondere grauminyscher Ware waren laut Fritz Schachermeyr oft symmetrisch und wiesen zwei oder vier Henkel auf 9 Uberwiegend lagen offene Formen vor darunter hauptsachlich Becher 18 und Kantharoi 19 Weitere geschlossene Gefassformen waren der Amphoriskos 20 der Krug 20 die Amphore 21 die Hydria 21 sowie der Stamnos 21 Fundorte und Verbreitung BearbeitenMinysche Ware wurde hauptsachlich in Zentralgriechenland gefunden 22 Agina Attika Orchomenos in Bootien 4 Eutresis 4 17 Kirrha Prosymna 4 Asea Malthi 4 Importprodukte und Nachahmungen auf den nordlichen Kykladen 4 Pseudo minysche Keramik BearbeitenSehr wahrscheinlich nicht mit der minyschen Keramik zu verbinden ist die von Klaus Kilian so benannte pseudo minysche Keramik in der Literatur wird auch die Schreibweise pseudominysch verwendet 23 in englischsprachigen Publikationen auch als Gray Ware bezeichnet die er bei Ausgrabungen in der Unterstadt von Tiryns in grosseren Mengen zu Tage forderte Diese monochrome Drehscheibenware mit polierter grauer Oberflache ahnelt zwar ausserlich der minyschen Keramik kommt aber fast nur in Schichten der fortgeschrittenen spatmykenischen Zeit SH III B und SH III C ca 13 und 12 Jahrhundert v Chr vor Zeitlich lasst sie sich auch an anderen Fundorten u a in Westkleinasien und vorgelagerten Inseln wo die Gefassformen spatmykenischen ahneln aber auch in Unteritalien nicht an die minysche Keramik anbinden eindeutige Belege aus mittelmykenischer Zeit fehlen bis heute Die Gefassformen der pseudo minyschen Keramik von Tiryns entsprechen im 13 Jahrhundert v Chr im Wesentlichen denen der bemalten mykenischen Keramik Im 12 Jahrhundert kommen dort auch Formen auf die Parallelen in Unteritalien haben konnten In Chania Westkreta dagegen Im thessalischen Dimini wurden pseudo minysche Gefasse aus dem 12 Jahrhundert v Chr entdeckt deren Formen sich teilweise aus dem der mykenischen bemalten Keramik teilweise aber auch aus dem unteritalien Formenspektrum herleiten lassen 24 Literatur BearbeitenFlorens Felten Walter Gauss Rudolfine Smetana Hrsg Middle helladic pottery and synchronisms Agina Kolonna Band 1 Osterreichische Akademie der Wissenschaften Denkschriften der Gesamtakademie Band 42 Contributions to the chronology of the Eastern Mediterranean Vol 14 Proceedings of the International Workshop held at Salzburg October 31st November 2nd 2004 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2007 ISBN 978 3 7001 3783 2 Riccardo Guglielmino Minyan Minyanizing and Pseudominyan Wares from Southern and Insular Italy In Giampaolo Graziadio u a Hrsg Filikh Synaylia Miscellaneous Studies in Mediterranean Archaeology offered to Mario Benzi BAR International Series 2012 Oxford 2013 S 177 192 online Version Andreas Schachner Untersuchungen zur chronologischen Stellung der grau minyischen Keramik in Westanatolien unter Berucksichtigung der Schliemann Sammlung im Berliner Museum fur Vor und Fruhgeschichte In Acta Praehistorica et Archaeologica 26 27 1994 1995 S 90 115 Andreas Schachner Minysche Ware In Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archaologie Band 8 Meek Mythologie de Gruyter Berlin 1997 ISBN 3 11 014809 9 S 216 218 A J B Wace C W Blegen The Pre Mycenaean Pottery of the Mainland In The Annual of the British School at Athens Vol 22 1916 1917 1917 1918 ISSN 0068 2454 S 175 189 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Minysche Keramik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Keramik aus Orchomenos Fruhgeschichte Boiotiens PDF 214 kB englische Seite mit zahlreichen Bildern minyscher Keramik The Aegeo Balkan Prehistory Project Grey Ware englisch academia eu Kalliope Sarri Minyan and Minyanizing Pottery Myth and Reality about a Middle Helladic Type Fossil mehrsprachig Middle Bronze Age on the greek mainland Minyan pottery englisch 4 4 1 1 grauminysche Ware In Michael Rechta Die Mittelbronzezeit in Thessalien und Makedonien Mit dem Fallbeispiel der Pevkakia Magula Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Vgl Jeanette Forsen The Twilight of the Early Helladics A Study of the Disturbances in East Central and Southern Greece Towards the End of the Early Bronze Age Paul Astroms Universitat Kalifornia 1992 Studies in Mediterranean archaeology and literature Band 116 ISBN 978 91 7081 031 2 S 16 Vgl Middle Bronze Age on the greek mainland Minyan pottery ts first examples appeared already from the Early Helladic III period 2300 2000 BC a b Vgl The Prehistoric Archaeology of the Aegean Dartmouth College Lesson 9 Middle Helladic Greece Memento vom 17 Mai 2011 im Internet Archive Until about 1960 Gray Minyan was often identified as the pottery of northern invaders who destroyed EH civilization ca 1900 B C and introduced MH material culture into the Greek peninsula However Caskey s excavations at Lerna as well as more recently excavated sequences at several other sites have made it abundantly clear that Gray Minyan rather than being new in the MH period is the direct descendant of the fine gray burnished pottery of the EH III Tiryns culture a b c d e f g h i j Vgl W Schiering Minysche Keramik In Lexikon der alten Welt Artemis Verlag Zurich Munchen 1990 unveranderter Nachdruck der einbandigen Originalausgabe von 1965 ISBN 3 7608 1034 9 Band 2 S 1968 f Mit Achaiern ist in diesem Fall nicht die Gesamtheit aller Griechen wie sie bei Homer verwendet werden gemeint sondern der einzelne Stamm Siehe dazu auch Achaier Vgl 4 4 1 1 grauminysche Ware In Michael Rechta Die Mittelbronzezeit in Thessalien und Makedonien Mit dem Fallbeispiel der Pevkakia Magula Mit der grauminyschen Ware bezeichnet man die Leitgattung der Mittelbronzezeit auf dem griechischen Festland Bereits Schliemann hatte diese Keramikgattung so bezeichnet Vgl The Prehistoric Archaeology of the Aegean Dartmouth College Lesson 9 Middle Helladic Greece Memento vom 17 Mai 2011 im Internet Archive Vgl Middle Bronze Age on the greek mainland Minyan pottery This pottery was named after Minyas the mythical king of Orchomenos since Minyan ceramics were first unearthed in the Middle Helladic strata of this settlement a b c d e f g h Vgl Keramik aus Orchomenos Kalliope Sarri Minyan and Minyanizing Pottery Myth and Reality about a Middle Helladic Type Fossil In Anna Philippa Touchais Gilles Touchais Sofia Voutsaki James Wright Hrsg Mesohelladica Bulletin de correspondance hellenique Supplement Band 52 Athen 2010 S 605 Vgl Middle Bronze Age on the greek mainland Minyan pottery Minyan ceramics were either handmade or wheelmade Vgl 4 4 1 1 grauminysche Ware In Michael Rechta Die Mittelbronzezeit in Thessalien und Makedonien Mit dem Fallbeispiel der Pevkakia Magula seifige Oberflachentextur Encyclopaedia Britannica Minyan ware Vgl The Prehistoric Archaeology of the Aegean Dartmouth College Lesson 9 Middle Helladic Greece Memento vom 17 Mai 2011 im Internet Archive Yellow Minyan first appears in later MH II or in MH III Vgl The Prehistoric Archaeology of the Aegean Dartmouth College Lesson 9 Middle Helladic Greece Memento vom 17 Mai 2011 im Internet Archive Because of its light surface color this last variety is often decorated with dark matt paint in which case it is treated by archaeologists as Matt painted rather than as Minyan Vgl Middle Bronze Age on the Greek Mainland Matt painted pottery Another type of Matt Painted pottery resembles the Minyan ceramic technique In this case the potters followed the production procedure of the Yellow Minyan pottery but the surface of the vases was decorated according to the Matt painted style a b Vgl Goldman Hetty Excavations at Eutresis in Boeotia Harvard University Press Cambridge Massachusetts 1931 S 144 englisch Online abgerufen am 23 Dezember 2011 Vgl bezogen auf Orchomenos Keramik aus Orchomenos Bei den Formen uberwiegen Becher mit hohem Fuss Napfe und Schusseln Vgl The Prehistoric Archaeology of the Aegean Dartmouth College Lesson 9 Middle Helladic Greece Memento vom 17 Mai 2011 im Internet Archive The most common shapes in all varieties of Minyan are open forms for the most part goblets and kantharoi a b Vgl Middle Bronze Age on the greek mainland Minyan pottery The most common closed shapes of the Gray Minyan pottery are the amphoriskos usually a miniature vase found mostly in grave complexes of the Middle Helladic III period 1650 1550 BC and the jug a b c Vgl Middle Bronze Age on the greek mainland Minyan pottery The most common types of closed shapes were the amphoras the hydrias and the stamnoi Vgl Middle Bronze Age on the greek mainland Minyan pottery Central Greece is considered to have been the main production centre of Minyan pottery since it is the region where the largest quantities many Minyan varieties and the most authentic examples occur z B Reinhard Jung XRONOLOGIA COMPARATA Vergleichende Chronologie von Sudgriechenland und Suditalien von ca 1700 1600 bis 1000 v u Z Wien 2006 S 47ff u a ISBN 978 3 7001 3729 0 Ausfuhrlichere Aufarbeitung der sog pseudo minyschen Keramik und Verbindung einiger jungerer Formen mit Italien bei Reinhard Jung XRONOLOGIA COMPARATA Vergleichende Chronologie von Sudgriechenland und Suditalien von ca 1700 1600 bis 1000 v u Z Wien 2006 S 47 51 mit umfangreichen Literaturangaben sowie zusammenfassend S 212 Stile und Techniken der Griechischen Vasenmalerei Hauptstile Minysche Keramik Mattbemalte Keramik Kreto Minoische Keramik Mykenische Keramik Submykenische Keramik Protogeometrische Keramik Geometrische Keramik Orientalisierender Stil Schwarzfigurige Vasenmalerei Rotfigurige VasenmalereiNebenstile und Spezialtechniken Bilingue Vasen Fikellura Kabiren Gruppe Korallenroter Stil Schwarzfirnis Keramik Six Technik Ubergangsstil Weissgrundige VasenmalereiKreto minoische Unterstile Agios Onouphrios Stil Flora Stil Kamares Stil Koumassa Stil Meeresstil Orientalisierender Stil Palaststil Pyrgos Stil Vassiliki Stil Weisser StilEtruskische Stile Bucchero Faliskische Keramik ImpastoGraeco Etruskische Unterstile Caeretaner Hydrien Chalkidische Vasenmalerei Pontische Vasen Pseudo Chalkidische Vasenmalerei Northampton GruppeUnteritalische Unterstile Canosiner Keramik Centuriper Vasen Gnathiakeramik Italisch geometrische Keramik Kemai Red Swan Gruppe Teano Gattung Xenon GattungGriechisch beeinflusste Stile Daunische Keramik Messapische Keramik Peuketische KeramikHellenistische Stile Hadra Vasen Reliefkeramik WestabhangkeramikRegionale Stile Argivische Vasenmalerei Attische Vasenmalerei Bootische Vasenmalerei Etruskische Vasenmalerei Euboische Vasenmalerei Korinthische Vasenmalerei Kretische Vasenmalerei Kykladische Vasenmalerei Lakonische Vasenmalerei Ostgriechische Vasenmalerei Thessalische Vasenmalerei Unteritalische VasenmalereiOstgriechische Regionalstile Chiotische Vasenmalerei Ionische Vasenmalerei Klazomenische Vasenmalerei Milesische Vasenmalerei Rhodische Vasenmalerei Samische VasenmalereiUnteritalische Regionalstile Apulische Vasenmalerei Kampanische Vasenmalerei Lukanische Vasenmalerei Paestanische Vasenmalerei Sizilische Vasenmalerei Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minysche Keramik amp oldid 236165715