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Matthias Jacob Schleiden 5 April 1804 in Hamburg 23 Juni 1881 in Frankfurt am Main war ein deutscher Botaniker und Mitbegrunder der Zelltheorie Sein offizielles botanisches Autorenkurzel lautet Schleid Matthias Jacob Schleiden Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenMatthias Jacob Schleiden Sohn eines Arztes studierte zunachst Rechtswissenschaften an der Universitat Heidelberg und wurde 1826 zum Doktor der Rechte promoviert Anschliessend ging er zuruck in seine Heimatstadt Hamburg Schleiden wurde dort am 26 Oktober 1827 als Advokat zugelassen und war bis 1831 als solcher eingeschrieben 1 Nach einem 1832 erfolgten Suizidversuch im Rahmen einer seiner depressiven Phasen 2 nahm er 1832 oder 1833 an der Universitat Gottingen ein Medizin Studium auf in dessen Verlauf sein Interesse fur die Naturwissenschaften speziell zur Botanik immer mehr zunahm Hier war er meistenteils Schuler von Friedrich Gottlieb Bartling Er ging 1835 nach Berlin studierte bei Johann Horkel und beschaftigte sich hauptsachlich mit Botanik Pflanzenphysiologie und vor allem Pflanzenembryologie 3 1838 hatte er die Zelle als Formelement der Pflanze und die Entwicklung der Pflanze aus der Zelle erkannt 4 Im Jahr 1839 wurde er zum Dr phil promoviert und bekam einen Ruf als ausserordentlicher Professor an der Universitat Jena 1850 avancierte er zum Ordinarius und man betraute ihn mit der Leitung des Botanischen Gartens der Universitat In Jena hielt Schleiden nicht nur Vorlesungen naturwissenschaftlich botanischen Inhalts er sprach auch uber anthropologische philosophische und kulturhistorische Themen Genau wie Alexander von Humboldt wollte Schleiden beim gebildeten Burger das Interesse an Naturwissenschaften wecken und fordern Er schrieb Beitrage zur Phytogenese und wies als erster Botaniker nach dass die verschiedenen Teile der Pflanzen aus Zellen bestehen Er erkannte auch die Bedeutung des Zellkerns der 1831 von dem schottischen Botaniker Robert Brown entdeckt worden war Schleiden war einer der ersten deutschen Botaniker die Charles Darwins Evolutionstheorie akzeptierten 1863 nahm Schleiden einen Ruf an die Universitat Dorpat Livland an wo man ihm dort einen Lehrstuhl fur Pflanzenchemie anbot Auch hier hielt er Vortrage fur das Bildungsburgertum Missverstandnisse und Streitereien mit der Kirche liessen ihn 1864 resigniert nach Dresden zuruckkehren Als Privatgelehrter wirkte er bis an sein Lebensende nacheinander in Darmstadt Wiesbaden und Frankfurt am Main nbsp Professor der Naturgeschichte in JenaIn seinem wissenschaftlichen Werk stand Schleiden dem Philosophen Jakob Friedrich Fries nahe in seinem Kampf gegen jedwede Art von Spekulationen welche Medizin und Naturwissenschaften der Romantik beeinflussten Zusammen mit Theodor Schwann der 1839 die tierische Zellenlehre 5 begrundete schuf Schleiden mit der Zelltheorie die Grundlagen der Zellularpathologie von Rudolf Virchow Schleiden erwarb sich Verdienste durch sein Eintreten gegen den erstarkenden Antisemitismus der 1870er Jahre nbsp Grab auf dem Frankfurter HauptfriedhofIm Alter von 77 Jahren starb Matthias Jacob Schleiden am 23 Juni 1881 in Frankfurt am Main Ehrungen BearbeitenAm 1 Januar 1838 wurde Matthias Jacob Schleiden unter der Prasidentschaft von Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck mit dem akademischen Beinamen Malpighi 6 unter der Matrikel Nr 1450 als Mitglied in die Kaiserliche Leopoldino Carolinische Akademie der Naturforscher aufgenommen 7 8 Seit 1849 war er Mitglied der Koniglich Sachsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig 1854 wurde er zum auswartigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt Die Russische Akademie der Wissenschaften nahm ihn 1850 als korrespondierendes Mitglied auf 9 Am 1 Mai 1860 wurde er auch als Mitglied der Akademie gemeinnutziger Wissenschaften zu Erfurt aufgenommen Ihm zu Ehren wurde die Gattung Schleidenia Endl der Pflanzenfamilie der Raublattgewachse Boraginaceae benannt 10 Nach Matthias Jacob Schleiden sind folgende Orte und Einrichtungen benannt Schleidenplatz in Berlin Friedrichshain Schleidenstrasse in Frankfurt am Main Nordend Schleidenstrasse Schleidenbrucke und Schleidenpark in Hamburg Barmbek Sud mit dem angrenzenden historischen Gebaudekomplex des Schleidenhofes Schleidenstrasse in Jena Matthias Schleiden Weg in Erfurt Mathias Schleiden Strasse in Koln Riehl Schleidengasse in Wien Floridsdorf Schwann Schleiden Forschungszentrum der Georg August Universitat Gottingen 11 Der Asteroid 37584 Schleiden wurde am 26 Mai 2002 nach ihm benannt Ihm zu Ehren vergibt die Leopoldina die Schleiden Medaille Schriften BearbeitenBeitrage zur Phytogenesis In Archiv fur Anatomie Physiologie und wissenschaftliche Medicin 1838 S 137 176 Grundzuge der wissenschaftlichen Botanik nebst einer methodologischen Einleitung als Anleitung zum Studium der Pflanze 2 Teile Leipzig 1842 1843 1850 spatere Auflagen unter dem Titel Die Botanik als inductive Wissenschaft bearbeitet Nachdruck Olms Hildesheim Zurich New York 1998 ISBN 3 487 10530 6 Schellings und Hegels Verhaltnis zur Naturwissenschaft Zum Verhaltnis der physikalistischen Naturwissenschaft zur spekulativen Naturphilosophie 1844 Nachdrucke u a Severus Verlag 2012 ISBN 978 3 86347 298 6 Uber die fossilen Pflanzenreste des Jenaischen Muschelkalks In E E Schmid amp M J Schleiden Die geognostischen Verhaltnisse des Saalthales bei Jena Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1846 S 66 72 74 Taf V Die Pflanze und ihr Leben Engelmann Leipzig 1848 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Das Alter des Menschengeschlechts die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur Engelmann Leipzig 1863 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Das Meer Verlag und Druck A Sacco Nachf Berlin 1867 DNB 1001148282 Nachdruck Severus Hamburg 2012 ISBN 978 3 86347 291 7 Die Rose Geschichte und Symbolik in ethnographischer und kulturhistorischer Beziehung Verlag und Druck Wilhelm Engelmann Leipzig 1873 Nachdruck Sandig Wiesbaden 1973 ISBN 3 500 26940 0 Die Bedeutung der Juden fur Erhaltung und Wiederbelebung der Wissenschaften im Mittelalter Commissionsverlag von Baumgaertner s Buchhandlung Leipzig 1877 Nachdruck Nabu Press 2010 ISBN 978 1 149 67731 5 Digitalisat der Universitatsbibliothek Frankfurt am Main 2007 Die Romantik des Martyriums bei den Juden im Mittelalter Verlag und Druck W Engelmann Leipzig 1878 Nachdruck Kessinger Pub Co 2010 ISBN 978 1 162 51552 6 Digitalisat der Universitatsbibliothek Frankfurt am Main 2007 Studien Populare Vortrage Wilhelm Engelmann Leipzig 1857 Digitalisat der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar 2008Literatur BearbeitenOlaf Breidbach Uwe Hossfeld Ilse Jahn Andrea Schmidt Hrsg Matthias Jacob Schleiden 1804 1881 Schriften und Vorlesungen zur Anthropologie Steiner Stuttgart 2004 ISBN 3 515 08542 4 Ulrich Charpa Methodologie der Verzeitlichung Schleiden Whewell und das entwicklungsgeschichtliche Projekt In Philosophia naturalis Band 25 1988 S 75 109 Ulrich Charpa Matthias Jakob Schleiden 1804 1881 The History of Jewish Interest in Science and the Methodology of Microscopic Botany In Aleph Historical Studies in Science and Judaism Band 3 2003 S 213 245 Ulrich Charpa Matthias Jakob Schleiden In Thomas Bach Olaf Breidbach Hrsg Naturphilosophie nach Schelling Frommann Holzboog Stuttgart 2005 S 627 653 Ulrich Charpa Darwin Schleiden Whewell and the London Doctors Evolutionism and Microscopical Research in the Nineteenth Century In Journal for General Philosophy of Science Band 41 2010 S 61 84 Ilse Jahn Schleiden Matthias Jacob In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 52 54 Digitalisat Ilse Jahn Isolde Schmidt Matthias Jacob Schleiden 1804 1881 Sein Leben in Selbstzeugnissen Acta Historica Leopoldina Bd 44 Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Halle Saale 2005 ISBN 3 8047 2258 X Wolfgang Meyer 116 Schleiden Mathias Jacob In Aus der Abiturienten Matrikel des Johanneum 1804 27 Lutcke amp Wulff Hamburg 1906 S 34 36 Digitalisat Martin Mobius Matthias Jacob Schleiden zu seinem 100 Geburtstage Mit einem Bildnis Schleidens Engelmann Leipzig 1904 A P Matthias Jacob Schleiden In Der Israelit Nr 34 20 August 1931 S 11 1 2 Vorlage Toter Link edocs ub uni frankfurt de PDF Datei 4 80 MB Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2018 Suche in Webarchiven Marianne Scholz Mathias Jacob Schleiden in Tartu Dorpat 1863 1864 Streitigkeiten Intrigen Hintergrunde Verlag Die Blaue Eule Essen 2003 Ernst Wunschmann Schleiden Matthias Jacob In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 31 Duncker amp Humblot Leipzig 1890 S 417 421 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Matthias Jacob Schleiden Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Matthias Jacob Schleiden Quellen und Volltexte Werke von und uber Matthias Jacob Schleiden in der Deutschen Digitalen Bibliothek Kurzbiografie englisch im Virtual Laboratory des Max Planck Instituts fur Wissenschaftsgeschichte digitale Quellen im Volltext im Virtual Laboratory des Max Planck Instituts fur Wissenschaftsgeschichte Brusch Bjorn The emerging field of plant physiology Heinrich Friedrich Link Mathias Jacob Schleiden and the Jahresberichte fur physiologische Botanik Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen fur Matthias Jacob Schleiden beim IPNI Matthias Jacob Schleiden im Internet ArchiveAnmerkungen Bearbeiten Gerrit Schmidt Die Geschichte der Hamburgischen Anwaltschaft von 1815 bis 1879 Hamburg 1989 ISBN 3923725175 S 328 Barbara I Tshisuaka Schleiden Matthias Jacob In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1300 M J Schleiden Memento vom 27 Dezember 2009 im Internet Archive Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 35 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 35 Die Wahl seines akademischen Beinamens war vermutlich eine Reverenz an den italienischen Mediziner und Begrunder der Pflanzenanatomie und vergleichenden Physiologie Marcello Malpighi Johann Daniel Ferdinand Neigebaur Geschichte der kaiserlichen Leopoldino Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher wahrend des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens Friedrich Frommann Jena 1860 S 266 archive org Mitgliedseintrag von Matthias Jakob Schleiden bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Korrespondierende Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Shlejden Mattias Yakob Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 25 Februar 2022 russisch Lotte Burkhardt Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen Erweiterte Edition Teil I und II Botanic Garden and Botanical Museum Berlin Freie Universitat Berlin Berlin 2018 ISBN 978 3 946292 26 5 doi 10 3372 epolist2018 Georg August Universitat Gottingen Schwann Schleiden Forschungszentrum Georg August Universitat Gottingen Abgerufen am 16 September 2021 Normdaten Person GND 118852116 lobid OGND AKS LCCN n86839448 VIAF 51730093 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schleiden Matthias JacobALTERNATIVNAMEN Schleiden Matthias JakobKURZBESCHREIBUNG deutscher Botaniker und Mitbegrunder der ZelltheorieGEBURTSDATUM 5 April 1804GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 23 Juni 1881STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matthias Jacob Schleiden amp oldid 238294977