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Coniin ist ein Pseudoalkaloid das sich vom Piperidin ableitet Es kommt in Pflanzen wie dem Gefleckten Schierling Conium maculatum vor und wirkt neurotoxisch Bekanntestes Opfer des Coniins ist der griechische Philosoph Sokrates der durch Gabe eines Schierlingsbechers im Jahre 399 v Chr hingerichtet wurde StrukturformelAllgemeinesName ConiinAndere Namen S 2 PropylpiperidinSummenformel C8H17N S Coniin C8H17N HBr S Coniin Hydrobromid C8H17N HCl S Coniin Hydrochlorid Kurzbeschreibung farblose bis gelb grunliche Flussigkeit 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 458 88 8 S Coniin 3238 60 6 RS Coniin 637 49 0 S Coniin Hydrobromid 555 92 0 S Coniin Hydrochlorid EG Nummer 207 282 6ECHA InfoCard 100 006 621PubChem 441072ChemSpider 389878Wikidata Q421994EigenschaftenMolare Masse 127 23 g mol 1Aggregatzustand flussigDichte 0 84 0 85 g cm 3 2 Schmelzpunkt 2 C 2 211 C S Coniin Hydrobromid 3 221 C S Coniin Hydrochlorid 3 Siedepunkt 166 166 5 C S Coniin 3 Dampfdruck 23 hPa 61 C 2 Loslichkeit massig in Wasser 1 ml in 100 ml Wasser 4 gut loslich in Ethanol Diethylether 4 Brechungsindex 1 4512 22 C 5 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 1 GefahrH und P Satze H 226 301 311 331 351P 261 280 301 310 311 1 Toxikologische Daten 100 mg kg 1 LD50 Maus oral 6 5 mg kg 1 LD50 Ratte oral 7 6 7 mg kg 1 LD50 Mensch oral 8 19 mg kg 1 LD50 Maus i v 6 3 mg kg 1 LD50 Katze i v 9 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Brechungsindex Na D Linie 20 C Inhaltsverzeichnis 1 Naturliches Vorkommen 2 Eigenschaften 3 Synthese 4 Biosynthese der Conium Alkaloide 5 Verwendung 6 Sicherheitshinweise und Toxikologie 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseNaturliches Vorkommen Bearbeiten nbsp Der Gefleckte Schierling Conium maculatum L riecht penetrant nach Mauseharn dies wird durch Coniin verursacht das in allen Pflanzenteilen enthalten ist 10 Coniin kommt ausser im Gefleckten Schierling auch in anderen Pflanzen wie der Hundspetersilie Aethusa cynapium und der Gelben Schlauchpflanze vor Alle Teile der Pflanzen enthalten den Giftstoff besonders reichhaltig jedoch die Samen Der Gefleckte Schierling enthalt zwischen 1 5 und 2 0 Piperidinalkaloide Als Entdecker des Coniins gilt der Heidelberger Pharmazeut Philipp Lorenz Geiger 11 Eigenschaften BearbeitenConiin ist eine klare olige Flussigkeit mit brennend scharfem Geschmack und Geruch nach Mauseharn An der Luft farbt sich die Substanz schnell braun Coniin lost sich wenig in Wasser 1 ml in 100 ml Wasser aber sehr gut in Ethanol und Ether Die spezifische Drehung a D betragt 15 7 Synthese Bearbeiten1886 gelang Albert Ladenburg die Synthese des Coniins uber eine Knoevenagel Kondensation als erste Synthese eines Alkaloids 12 13 Dabei reagiert 2 Picolin mit Acetaldehyd in Anwesenheit einer Base unter Wasserabspaltung zu 2 Propenylpyridin das an einem Katalysator zu racemischem Coniin hydriert wird 12 nbsp Coniinsynthese aus Picolin und AcetaldehydConiin wird heute technisch nicht mehr auf diese Weise hergestellt Biosynthese der Conium Alkaloide BearbeitenConiin gehort wie N Methylconiin Conhydrin und Pseudoconhydrin zur Gruppe der Conium Alkaloide die alle im Gefleckten Schierling vorkommen Die Piperidin Derivate werden in der Pflanze synthetisiert indem zunachst vier C2 Einheiten zu einer 3 5 7 Trioxo octansaure tetramerisiert diese reduziert und nach einer Transaminierung zum g Conicein cyclisiert werden Aus diesem Ausgangsstoff kann die Pflanze alle Conium Alkaloide herstellen 14 Ein fruher diskutierter Biosyntheseweg uber Lysin wurde inzwischen widerlegt Verwendung BearbeitenFruher wurde Coniin als Hydrobromid oder Hydrochlorid als ausserliches Schmerzmittel in Einreibungen verwendet Aktuell sind aufgrund der hohen Toxizitat der Substanz keine medizinischen Verwendungen mehr bekannt 4 15 Sicherheitshinweise und Toxikologie BearbeitenConiin wird von Schleimhauten und der intakten Haut gut resorbiert und entfaltet eine Nicotin und Curare ahnliche Giftwirkung wobei die motorischen Nerven zunachst erregt spater jedoch gelahmt werden Bei Beruhrung mit dem Saft der Pflanze kann eine Hautreizung einhergehend mit Brennen auftreten Coniin ist bei der Einnahme durch einen besonders charakteristischen brennenden Geschmack erkennbar Im Hals und Rachenbereich ruft es nach der Einnahme Mundschleimhautreizungen sowie vermehrten Speichelfluss hervor Schwindel Atemnot Bronchialspasmen Bewusstseinstrubung Sehstorungen und Lahmungserscheinungen sind weitere Symptome Die todliche Dosis des Stoffes betragt bei erwachsenen Menschen etwa 500 mg was sechs bis sieben Milligramm pro Kilogramm Korpergewicht entspricht 8 Der Tod tritt nach 0 5 bis 5 Stunden bei vollem Bewusstsein durch Lahmung der Brustkorbmuskulatur ein nbsp Gelbe Schlauchpflanze Sarracenia flava Coniin besitzt im Gegensatz zum Nicotin des Tabaks Anatoxin A einiger Cyanobakterien Cytisin des Goldregens Epibatidin der Baumsteigerfrosche und Arecolin der Betelnusse eine antagonistische Wirkung auf die Acetylcholinrezeptoren ahnlich wie das Scopolamin welches in Nachtschattengewachsen wie der Alraune oder dem Stechapfel vorkommt Coniin wirkt auch auf Insekten betaubend im Sekret der Nektarien der fleischfressenden Gelben Schlauchpflanze unterstutzt es den Beutefang der Pflanze Weblinks BearbeitenBernhard Peter Todestrank der Antike Der Schierlingsbecher und das ConiinEinzelnachweise Bearbeiten a b c Datenblatt Coniine bei Sigma Aldrich abgerufen am 12 August 2012 PDF a b c Eintrag zu Coniin in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 9 Oktober 2007 JavaScript erforderlich a b c The Merck Index An Encyclopedia of Chemicals Drugs and Biologicals 14 Auflage Merck amp Co Inc Whitehouse Station NJ USA 2006 S 421 ISBN 978 0 911910 00 1 a b c H P T Ammon Hunnius pharmazeutisches Worterbuch de Gruyter 2004 ISBN 3 11 017487 1 David R Lide Hrsg CRC Handbook of Chemistry and Physics 90 Auflage Internet Version 2010 CRC Press Taylor and Francis Boca Raton FL Physical Constants of Organic Compounds S 3 446 a b Eintrag zu Coniine in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 441072 W R Carlile Pesticide Selectivity Health and the Environment S 259 Cambridge University Press 2006 ISBN 978 0 521 81194 1 a b K Aktories U Forstermann F B Hofmann Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie 9 Auflage S 1076 Elsevier Urban amp Fischer 2006 ISBN 978 3 437 44490 6 Proceedings of the Society for Experimental Biology and Medicine Vol 35 S 316 1936 Albert Gossauer Struktur und Reaktivitat der Biomolekule Verlag Helvetica Chimica Acta Zurich 2006 S 424 ISBN 978 3 906390 29 1 Geiger Philipp Lorenz In Edward Kremers George Urdang Glenn Sonnedecker Kremers and Urdang s History of Pharmacy American Institute of the History of Pharmacy Madison WI 1986 ISBN 0 931292 17 4 S 459 a b M Hesse Alkaloide Helvetica Chimica Acta 2000 ISBN 3 906390 19 5 Albert Ladenburg Synthese der activen Coniine Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 19 1886 S 2578 2583 doi 10 1002 cber 188601902215 E Glotter L Zechmeister Fortschritte Der Chemie Organischer Naturstoffe Springer 1971 ISBN 3 211 81024 2 Gerhard Madaus Lehrbuch der biologischen Heilmittel Band II Olms Hildesheim New York 1979 ISBN 3 487 05891 X S 1082 Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Coniin amp oldid 230998923