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Unter Hydrierung versteht man in der Chemie die Addition von Wasserstoff an andere chemische Elemente oder Verbindungen Eine in der organischen Chemie sehr haufig durchgefuhrte chemische Reaktion ist die addierende Hydrierung von Kohlenstoff Kohlenstoff Doppelbindungen Hydrierungen haben eine grosse industrielle Bedeutung wie z B bei der katalytischen Hydrierung von Fettsauren Fetthartung bei der Herstellung von Margarine Die umgekehrte Reaktion heisst Dehydrierung Die katalytische Hydrierung wurde in den 1890er Jahren von Paul Sabatier in Zusammenarbeit mit Jean Baptiste Senderens in Frankreich entwickelt Sabatier erhielt dafur 1912 den Nobelpreis Inhaltsverzeichnis 1 Heterogenkatalytische Hydrierung 2 Homogenkatalytische Hydrierung 3 Anwendungen der Hydrierung 3 1 Anwendung in der organischen Chemie 3 1 1 Hydrierkatalysatoren 3 1 2 Katalysatorgifte 3 1 3 Hydrierung von Kohlenstoff Kohlenstoff Mehrfachbindungen 3 1 4 Hydrierung anderer Mehrfachbindungen 3 1 5 Hydrierungen als Verfahren zum Entfernen von Schutzgruppen 3 1 6 Margarineherstellung durch Fetthartung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHeterogenkatalytische Hydrierung Bearbeiten nbsp Hydrierung einer DoppelbindungAufgrund der hohen Stabilitat des Wasserstoffmolekuls die Dissoziations Enthalpie DH0 fur die Reaktion H2 2H betragt 434 kJ mol 1 benotigt man fur die Hydrierung in der Regel einen Katalysator Das Wasserstoffmolekul bindet intermediar an das Katalysatormetall Atom Dabei wird die Bindung zwischen den beiden Wasserstoffatomen geschwacht d h sie erfahrt einen Elektronenmangel und kann nun mit einer elektronenreichen Mehrfachbindung wechselwirken Die eigentliche Hydrierung findet statt wenn formal jeweils zwei Wasserstoffatome auf die entsprechende Mehrfachbindung vom Katalysator Wasserstoff Komplex ubertragen werden Die Oxidationszahlen der betroffenen Elemente werden dabei um jeweils eins reduziert Homogenkatalytische Hydrierung BearbeitenDie homogenkatalytische Hydrierung etwa mit dem Wilkinson Katalysator wird uberwiegend zur Hydrierung von Alkenen mit Wasserstoff genutzt Durch Abspaltung eines labilen Liganden wird in einem nachfolgenden Schritt Wasserstoff unter oxidativer Addition angelagert Das Alken bzw Olefin koordiniert dann zunachst am Metall und reagiert dann unter Insertion in die Metall Wasserstoff Bindung Durch Reaktion mit dem zweiten gebundenen Wasserstoff wird unter reduktiver Eliminierung das Alkan freigesetzt und der ursprungliche katalytisch aktive Komplex zuruckgewonnen 1 nbsp Katalysezyklus der Wilkinson HydrierungMit dem Wilkinson Katalysator konnen selektiv endstandige Doppelbindungen hydriert werden Anwendungen der Hydrierung BearbeitenAnwendung in der organischen Chemie Bearbeiten Die Hydrierung in der organischen Chemie dient dazu Wasserstoff an Mehrfachbindungen anzulagern Meist kommt dabei die heterogene katalytische Hydrierung und in Ausnahmefallen auch die homogene katalytische Hydrierung zum Einsatz Als Katalysatoren dienen vor allem Ubergangsmetalle meist auf Tragermaterialien wie Aktivkohle aufgebracht gegebenenfalls auch in Kombination mit Katalysatorgiften welche die Selektivitat verbessern Fur die Hydrierung wird meist elementarer Wasserstoff eingesetzt wobei die erforderlichen Drucke und Temperatur in weiten Bereichen variieren Besonders im Labormassstab haben auch katalytische Hydrierungen mit Hydrazin Cyclohexadienen oder Ameisensaure als Wasserstoffquelle eine praktische Bedeutung Bei diesen Methoden entstehen mit Stickstoff fur Hydrazin Benzol fur die Cyclohexadiene und Kohlendioxid fur die Ameisensaure thermodynamisch sehr stabile Verbindungen Alkene und Alkine konnen in Alkane und im Falle der Alkine auch selektiv in E bzw Z Alkene umgewandelt werden Katalytisch hydriert werden konnen aber auch funktionelle Gruppen die Heteroatome enthalten so z B Nitroverbindungen oder Imine zu Aminen Hydrierkatalysatoren Bearbeiten Hauptartikel Hydrierkatalysatoren Als Hydrierkatalysatoren kommen vor allem Elemente der 8 Nebengruppe des Periodensystems zum Einsatz Hier haben Palladium und Nickel besondere Bedeutung erlangt Auch Platin Rhodium Ruthenium Kobalt Eisen Kupferchromit und Zinkchromit werden als Hydrierkatalysatoren eingesetzt Katalysatorgifte Bearbeiten Zahlreiche Stoffe reagieren mit den aktiven Zentren auf der Katalysatoroberflache und blockieren diese teilweise oder vollig Solche Katalysatorgifte sind haufig fur das Misslingen katalytischer Hydrierungen verantwortlich Andererseits kann die gezielte Vergiftung eines Katalysators genutzt werden um seine Selektivitat zu erhohen z B Lindlar Katalysator Klassische Katalysatorgifte sind schwefelhaltige Verbindungen Thiole bei denen die Giftwirkung mit der Lange der Alkylketten steigt Grundsatzlich lassen sich die Katalysatorgifte in drei Gruppen einteilen Gruppe dazu gehoren Elemente wie Stickstoff Phosphor Arsen Antimon Schwefel Selen Tellur Brom Iod und zum Teil auch Chlor Gruppe Metalle und Metallionen fur Platin als Katalysator sind das zum Beispiel Cu2 Cu Ag Au Zn2 Cd2 Hg22 Hg2 Mn2 Fe2 Co2 und Ni2 Gruppe Komplexbildner fur Ubergangsmetalle wie z B Cyanidionen Kohlenmonoxid oder Benzol Hydrierung von Kohlenstoff Kohlenstoff Mehrfachbindungen Bearbeiten Eine wichtige Anwendung der katalytischen Hydrierung ist die Hydrierung von Kohlenstoff Kohlenstoff Mehrfachbindungen sie wird technisch in grossem Umfang angewandt beispielsweise in der Fetthartung Die Hydrierung erfolgt hier in der Regel mit Wasserstoff und einem nicht loslichen Katalysator wie Palladium Platin Iridium oder Nickel Raney Nickel nbsp E und Z Produkte der Hydrierung von AlkinenBei der Hydrierung von Alkinen wird aus der Dreifachbindung zunachst eine Doppelbindung gebildet die in der E oder der Z Form vorliegen kann Mit geeigneten Katalysatoren kann das eine oder andere Stereoisomer bevorzugt erhalten werden Gewohnlich werden die Alkene schnell zu den Alkanen weiterhydriert mit speziellen Katalysatoren Lindlar Katalysator kann die Hydrierung aber auf der Stufe des Alkens angehalten werden nbsp Eine besonders grosstechnisch viel grossere Bedeutung als die Hydrierung von Alkinen hat die katalytische Hydrierung von Alkenen zu Alkanen so zum Beispiel die in grossem Umfang betriebene Fetthartung Hierbei werden olige ungesattigte Fettsaureester in die gesattigten Fettsaureester umgewandelt welche einen wesentlich hoheren Schmelzpunkt haben Dies ist ein wichtiger Schritt in der Margarine Herstellung siehe unterer Abschnitt Die Hydrierwarme Hydrierenthalpie kann als Mass fur die Stabilitat verschiedener ungesattigter Verbindungen herangezogen werden So kann durch Vergleich der Hydrierwarmen von Cyclohexen und 1 3 Cyclohexadien die theoretische Hydrierwarme des nicht existenten Cylohexatriens berechnet werden und daraus mit dem Vergleich zur Hydrierwarme von Benzol auf die Resonanzstabilisierung durch das aromatische System im Benzol geschlossen werden Je nach sterischer Hinderung ist die katalytische Hydrierung leicht bei Normaldruck und Raumtemperatur moglich oder erfordert drastischere Bedingungen Leicht sind monosubstituierte Olefine zu hydrieren der Aufwand steigt mit der Anzahl an Kohlenstoffsubstituenten Im Labor wird fur die katalytische Hydrierung in der Regel Palladium aufgezogen auf Aktivkohle und Wasserstoff aus einer Druckgasflasche verwendet In der technischen Chemie bedient man sich hier eher optimierter Verfahren Der Katalysator Palladium aufgezogen auf Aktivkohle ist kommerziell erhaltlich enthalt je nach Qualitat und damit auch Preis 1 10 Palladium in einer Oxidationsstufe von Pd II und muss im Falle von Komplexliganden wie Nitrogruppen fur Palladium vor der eigentlichen Hydrierung vorher selber hydriert reduziert zu Palladium 0 werden Hydrierung anderer Mehrfachbindungen Bearbeiten Durch katalytische Hydrierung konnen auch Heteroatom Kohlenstoff und Heteroatom Heteroatom Mehrfachbindungen reduziert werden Besonders von Bedeutung sind hier die Hydrierung von Nitrogruppen Iminen und Oximen zu den entsprechenden Aminen und von heterocylischen aromatischen Verbindungen zu den entsprechenden gesattigten Ringsystemen nbsp Hydrierungen als Verfahren zum Entfernen von Schutzgruppen Bearbeiten Aufgrund der haufig milden Bedingungen eignet sich die katalytische Hydrierung auch zum Entfernen von Schutzgruppen Besonders sind hier zu nennen die Benzylgruppe die im Falle von Benzylethern Benzylestern Alkohole bzw Carbonsauren schutzen oder aber in der Peptidchemie die Benzyloxycarbonyl Gruppe oder auch Z Gruppe Cbz genannt nbsp Margarineherstellung durch Fetthartung Bearbeiten Die Hydrierung wird auch bei der Fetthartung von Pflanzenolen zur Herstellung von Margarine verwendet Wilhelm Normann 1901 Dabei werden Doppelbindungen in den Fettsaure Ketten der Fettmolekule mit Wasserstoff abgesattigt Da die Verbindungen ohne Doppelbindungen einen hoheren Schmelzpunkt haben erhalt man aus den flussigen Olen ein festes Fett Die Hydrierung erfolgt an Nickel als Katalysator bei 120 bis 180 C und einem Wasserstoff Druck von 6 bis 7 bar Unvollstandige Hydrierung tragt dazu bei dass als unerwunschte Nebenprodukte trans Fettsauren entstehen 2 Diese stehen im Verdacht das Risiko fur Herz Kreislauferkrankungen zu erhohen Durch optimierte Hydrierverfahren kann heute die Bildung dieser unerwunschten Nebenprodukte auf wenige Prozente reduziert werden Siehe auch BearbeitenKohleverflussigung Stereoselektive Hydrierung Platinschwamm Raney Nickel Urushibara KatalysatorenLiteratur BearbeitenFelix Zymalkowski Katalytische Hydrierung im organisch chemischen Laboratorium Sammlung chemischer und chemisch technischer Beitrage N F Bd 61 Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1965 Weblinks BearbeitenHydrierwarme von AromatenEinzelnachweise Bearbeiten Hans Beyer Wolfgang Walter Lehrbuch der organischen Chemie 23 Aufl Hirzel Verlag Stuttgart 1998 S 406f ISBN 3 7776 0808 4 An Philippaerts Pierre A Jacobs Bert F Sels Hat die Hydrierung von Pflanzenolen noch eine Zukunft Angew Chem 125 2013 5328 5334 doi 10 1002 ange 201209731 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hydrierung amp oldid 237330082