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Pyrrol systematischer Name nach IUPAC Azol ist eine organisch chemische Verbindung aus der Stoffgruppe der Heteroaromaten und zugleich die Stammverbindung der Pyrrole Azole Pyrrole sind bedeutende Bestandteile vieler Naturstoffe wie beispielsweise die Porphyrine darunter Porphin Ham und Chlorophyll das Vitamin B12 und deren Abbauprodukte die Gallenfarbstoffe Bilirubin Urobilin StrukturformelAllgemeinesName PyrrolAndere Namen 1H Pyrrol IUPAC Azol ImidolSummenformel C4H5NKurzbeschreibung farblose brennend schmeckende Flussigkeit mit chloroformahnlichem Geruch 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 109 97 7EG Nummer 203 724 7ECHA InfoCard 100 003 387PubChem 8027Wikidata Q242627EigenschaftenMolare Masse 67 09 g mol 1Aggregatzustand flussigDichte 0 97 g cm 3 20 C 2 Schmelzpunkt 24 C 2 Siedepunkt 131 C 2 Dampfdruck 8 7 hPa 20 C 2 pKS Wert 0 4 konjugierte Saure 3 23 0 DMSO N H Proton 4 Loslichkeit massig in Wasser 60 g l 1 bei 20 C 2 loslich in den meisten organischen Losungsmitteln 1 Brechungsindex 1 5085 5 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 2 GefahrH und P Satze H 226 301 332 318P 210 280 301 310 304 340 305 351 338 310 2 Toxikologische Daten 137 mg kg 1 LD50 Ratte oral 1 Thermodynamische EigenschaftenDHf0 63 1 kJ mol 6 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Brechungsindex Na D Linie 20 C Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gewinnung und Darstellung 3 Eigenschaften 3 1 Physikalische Eigenschaften 3 2 Chemische Eigenschaften 4 Verwendung 5 Sicherheitshinweise 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPyrrol wurde erstmals 1834 von Friedlieb Ferdinand Runge im Steinkohlenteer in dem es in einer Konzentration von unter 0 01 vorkommt gefunden und isoliert 7 8 1858 wurde es von Thomas Anderson im Knochenol bei der trockenen Destillation tierischer Materialien erhalten 9 1880 wurde es von Hugo Weidel und Giacomo Luigi Ciamician schliesslich auch im Knochenteer nachgewiesen 10 Der Ursprung des Namens kommt aus dem Griechischen pyrros feuerrot welcher auf die sehr unspezifische Nachweisreaktion die Rotfarbung einer mit Salzsaure befeuchteten Fichtenholz zuruckzufuhren ist 5 Gewinnung und Darstellung BearbeitenDie industrielle Herstellung von Pyrrol erfolgt vorwiegend aus Furan durch Umsetzung mit Ammoniak bei Temperaturen zwischen 300 und 400 C an Zeolithen Alumosilikate als Katalysatoren 5 11 nbsp Industrielle Synthese von Pyrrol aus Furan mit Zeolithkatalysatoren Ebenfalls technisch angewandt wird die katalytische Dehydrierung von Pyrrolidin bei Temperaturen zwischen 200 und 300 C an getragerten Palladiumkatalysatoren 5 12 nbsp Industrielle Synthese von Pyrrol aus Pyrrolidin Die Umsetzung kann drucklos oder unter Druck sowie diskontinuierlich oder bevorzugt kontinuierlich durchgefuhrt werden Als Reaktoren werden Festbett oder Wirbelschichtreaktoren eingesetzt 12 Weiterhin kann es aus einer 50 igen wassrigen Losung 2 Butin 1 4 diol durch Umsetzung mit Ammoniak an einem Thoriumoxid Aluminiumoxid Katalysator gewonnen werden 5 13 nbsp Industrielle Synthese von Pyrrol aus 2 Butin 1 4 diol Substituierte Pyrrole gewinnt man uber die Knorrsche Pyrrolsynthese oder uber die Paal Knorr Synthese aus substituierten 1 4 Diketonen die z B durch oxidative Dimerisierung von b Ketoestern mit Iod erzeugt werden Eigenschaften BearbeitenPhysikalische Eigenschaften Bearbeiten Pyrrol hat eine relative Gasdichte von 2 31 Dichteverhaltnis zu trockener Luft bei gleicher Temperatur und gleichem Druck und eine relative Dichte des Dampf Luft Gemisches von 1 01 Dichteverhaltnis zu trockener Luft bei 20 C und Normaldruck Der Dampfdruck bei 20 C betragt 8 7 hPa 2 Die dynamische Viskositat betragt 1 31 mPa s bei 20 C 5 Chemische Eigenschaften Bearbeiten nbsp Nummerierung im Pyrrol Gerust nbsp Kugel Stab Modell von PyrrolIn reinem frisch destilliertem Zustand ist Pyrrol eine farblose Flussigkeit von chloroformahnlichem Geruch die sich an der Luft mit der Zeit braun verfarbt und zur Harzbildung neigt 5 Pyrrol ist eine hygroskopische Verbindung die loslich in Wasser 60 g l bei 20 C ist und sich mit den meisten organischen Losungsmitteln mischt 5 2 Die Flussigkeit ist luft und lichtempflindlich jedoch nur mittel bis schwer fluchtig 2 Pyrrol reagiert heftig mit Sauren starken Oxidationsmitteln sowie 2 Nitrobenzaldehyd 2 Eine wassrige Losung der Konzentration 10 g l weist bei einer Temperatur von 20 C einen pH Wert von gt 6 auf 2 Pyrrol ist nach der Huckel Regel mit sechs p Elektronen ein Aromat da sich das freie Elektronenpaar des Stickstoffs an der Ausbildung des aromatischen p Elektronensextetts beteiligt Die Aromatizitat kann durch mesomere Grenzstrukturen verdeutlicht werden 14 nbsp Mesomere Grenzstrukturen des Pyrrol Molekuls Aufgrund der Delokalisierung des freien Elektronenpaares des Stickstoff ist Pyrrol im Vergleich zu den ubrigen Aminen nur sehr schwach basisch weil das freie Elektronenpaar weniger gut fur die Aufnahme eines Protons zur Verfugung steht Zudem wird durch die Protonierung die Aromatizitat aufgehoben was thermodynamisch sehr ungunstig ist 14 Eine Protonierung findet nicht wie falschlicherweise oft angenommen am Stickstoff Atom statt da das entstehende Pyrrolium Kation nicht durch Mesomerie stabilisiert werden kann 15 nbsp Nicht stattfindende Protonierung des Pyrrol Molekuls am Stickstoff Dagegen findet die Protonierung des Pyrrols am C2 Atom statt wodurch sich ein mesomeriestabilisiertes Pyrrolium Kation ergibt in dem die positive Ladung uber den Stickstoff und zwei Kohlenstoffatome verteilt 15 nbsp Protonierung des Pyrrol Molekuls am C2 Das Pyrrolium Kation welches die konjugierte Saure des Pyrrols darstellt ist mit einem pKS Wert von 0 4 eine starke Saure 3 Die NH Gruppe kann hingegen ohne Verlust der Aromatizitat deprotoniert werden Beispielsweise reagiert Pyrrol mit metallischem Kalium unter Wasserstoffentwicklung zu Pyrrolkalium Kaliumpyrrolid 8 nbsp Deprotonierung von Pyrrol zum Pyrrolkalium Hierbei bildet sich dann das mesomeriestabilisierte Pyrrolid Anion nbsp Mesomere Grenzstrukturen des Pyrrolid AnionsVerwendung BearbeitenPyrrol wird vor allem zur Herstellung von Pharmazeutika und Farbstoffen verwendet 1 Ein Beispiel ist die Herstellung des antirheumatisch wirkenden Tolmetin 8 Die elektrochemische Polymerisation von Pyrrol ergibt das elektrisch leitfahige Polypyrrol In der organischen Chemie ist Pyrrol eine sehr vielseitig einsetzbare Verbindung Elektrophile aromatische Substitutionen wie Friedel Crafts Reaktion Formylierung Sulfonierung oder Nitrierung ergeben in 2 bzw 5 Position substituierte Pyrrole Schliesslich eignet sich Pyrrol als Ligand in Metallkomplexen und Organometallverbindungen 1 Sicherheitshinweise BearbeitenDie Dampfe von Pyrrol konnen mit Luft beim Erhitzen des Stoffes uber den Flammpunkt explosive Gemische bilden Die entzundbare Flussigkeit ist feuchtigkeits luft und lichtempfindlich Pyrrol weist eine untere Explosionsgrenze UEG von ca 3 10 Vol und eine obere Explosionsgrenze OEG von ca 14 8 Vol auf Die Zundtemperatur betragt 550 C Der Stoff fallt somit in die Temperaturklasse T1 Mit einem Flammpunkt von 39 C gilt Pyrrol als entflammbar 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pyrrol Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Eintrag zu Pyrrol In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 9 Juni 2023 a b c d e f g h i j k l m Eintrag zu Pyrrol in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 8 Januar 2018 JavaScript erforderlich a b Tim Soderberg Acid base properties of nitrogen containing functional groups In LibreTexts Chemistry Abgerufen am 8 Juni 2023 Frederick G Bordwell George E Drucker Herbert E Fried Acidities of carbon and nitrogen acids the aromaticity of the cyclopentadienyl anion In Journal of Organic Chemistry Band 46 1981 S 632 635 doi 10 1021 jo00316a032 a b c d e f g h Albrecht Ludwig Harreus Pyrrole In Ullmann s Encyclopedia of Industrial Chemistry Wiley VCH 15 Juni 2000 doi 10 1002 14356007 a22 453 David R Lide Hrsg CRC Handbook of Chemistry and Physics 90 Auflage Internet Version 2010 CRC Press Taylor and Francis Boca Raton FL Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances S 5 25 F F Runge Ueber einige merkwurdige Producte der Steinkohlendestillation Kyanol Pyrrol Leukol Karbolsaure Rosolsaure und Brunolsaure In Chemisches Zentralblatt Band 5 1834 S 129 136 Link a b c Heinz Gerhard Franck Jurgen Walter Stadelhofer Industrielle Aromatenchemie Rohstoffe Verfahren Produkte Springer Verlag Berlin Heidelberg 1987 ISBN 978 3 662 07876 1 S 403 404 Thomas Anderson Ueber die Producte der trockenen Destillation thierischer Materien In Justus Liebigs Annalen der Chemie Band 105 1858 S 335 359 doi 10 1002 jlac 18581050311 Hugo Weidel Giacomo Luigi Ciamician Studien uber Verbindungen aus dem animalischen Theer In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft Band 13 1880 S 65 85 doi 10 1002 cber 18800130120 Hatada Kou Shimada Masatoshi Fujita Katsuhiro Ono Yoshio Keii Tominaga RING TRANSFORMATIONS OF OXYGEN CONTAINING HETEROCYCLES INTO NITROGEN CONTAINING HETEROCYCLES OVER SYNTHETIC ZEOLITES In Chemistry Letters Band 3 1974 S 439 442 doi 10 1246 cl 1974 439 a b Patent EP0067360A2 Verfahren zur Herstellung von Pyrrolen Veroffentlicht am 1 Juni 1982 Anmelder BASF AG Erfinder Norbert Goetz Leopold Hupfer Wolfgang Franzischka Walter Reppe und Mitarbeiter Athinylierung V In Justus Liebigs Annalen der Chemie Band 596 1955 S 80 158 doi 10 1002 jlac 19555960108 a b Michael B Smith Jerry March March s Advanced Organic Chemistry Reactions Mechanisms and Structure 6 Auflage John Wiley amp Sons Hoboken New Jersey 2007 ISBN 978 0 471 72091 1 S 62 a b Kuo Zeng Ze Xing Cao Protonation of Pyrrole and Furan by H3O and NH4 in the Gas Phase A Density Functional Theory Study In Chinese Journal of Chemistry Band 24 2006 S 293 298 doi 10 1002 cjoc 200690056 Normdaten Sachbegriff GND 4176520 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pyrrol amp oldid 234541970