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Eine elektrophile aromatische Substitution abgekurzt als SEAr ist eine elektrophile Substitutionsreaktion an einer aromatischen Verbindung Wahrend bei Aliphaten Substitutionen haufig nukleophiler Art sind werden Aromaten bedingt durch ihr elektronenreiches p System bevorzugt von Elektrophilen angegriffen Dabei wird in der Regel ein an den reagierenden Aromaten gebundenes Wasserstoffatom durch das Elektrophil ersetzt Die elektrophile aromatische Substitution ist eine mehrstufige Reaktion Inhaltsverzeichnis 1 Reaktionsmechanismus 1 1 Elektrophil 2 Die Austrittsgruppe 3 Kinetik der Reaktion 4 Substituenteneffekte 4 1 Dirigierende Wirkung 4 2 Zweitsubstitution 4 3 Polysubstitution 5 Elektrophile Substitutionsreaktionen an Aromaten Auswahl 6 EinzelnachweiseReaktionsmechanismus Bearbeiten nbsp Abb 1 Reaktionsmechanismus einer elektrophilen aromatischen Substitution vergleiche auch Text nbsp Abb 2 Reaktionskoordinate einer elektrophilen aromatischen Substitutionsreaktion der s Komplex 2b ist kein Ubergangszustand sondern Zwischenprodukt Der Reaktionsmechanismus in Abbildung 1 beschreibt den allgemeinen Ablauf einer elektrophilen aromatischen Substitution Der Aromat 1 steht in Wechselwirkung mit dem Elektrophil E Man spricht von der Bildung des p Komplexes 2a Aus diesem oder direkt aus den Ausgangsstoffen bildet sich unter Aufhebung der Aromatizitat von 1 der mesomeriestabilisierte s Komplex 2b der auch Arenium Ion oder Wheland Komplex genannt wird Unter Deprotonierung dieses Komplexes findet eine Rearomatisierung des Systems statt und das Endprodukt 3 wird freigesetzt Die Bildung eines p Komplexes ist nicht zwingend fur die Erklarung der Reaktion notwendig Elektrophil Bearbeiten Als Elektrophil E kommt ein weites Spektrum von Verbindungen in Frage die haufig reaktive Produkte einer der elektrophilen aromatischen Substitution vorgelagerten Reaktion sind Im Kontext der elektrophilen Substitution sind folgende Elektrophile von Bedeutung das Proton polarisierte Halogene z B Bromierung oder Iodierung Br2 Br Br unter Einwirkung einer Lewissaure als Katalysator Hypobromige Saure HBrO Struktur H O Br Iodchlorid I Cl Carbokationen Carbonylverbindungen C O Cd Od unter Einwirkung einer Lewissaure als Katalysator bildet sich ein Acylkation Schwefeltrioxid in Schwefelsaure bildet HSO3 das Nitrosylkation das Nitryl bzw Nitronium Kation Nitrierung aus NO2 BF4 oder durch Protolyse von SalpetersaureEinige der Elektrophile sind positiv geladen und konnen direkt die Austrittsgruppe ersetzen Bei anderen muss die positive Ladung durch Bindungsspaltung erzeugt werden Die Koordination einer Lewissaure an das negative Ende des Elektrophils verstarkt die Polarisierung der Bindung und beschleunigt die elektrophile Substitution Dies geschieht z B bei der Bromierung mit Brom Br2 in Gegenwart von Eisen III bromid FeBr3 Die Austrittsgruppe BearbeitenIm Regelfall ist die Austrittsgruppe ein Proton Weiterhin sind auch Beispiele fur Carbokationen Sulfonyle und Silylgruppen bekannt Kinetik der Reaktion Bearbeiten nbsp Abb 3 Reaktionsgleichung zur Darstellung eines isolierbaren Wheland Komplexes Abb 2 zeigt die Reaktionskoordinate der Reaktion Fur die Zweistufigkeit gibt es viele Belege Einerseits ist es moglich die als Zwischenprodukt auftretenden Arenium Ionen 2b in Reinsubstanz zu isolieren und zu charakterisieren So gelingt die Darstellung des s Komplex 4 aus Mesitylen und Ethylfluorid in Gegenwart von Bortrifluorid in Ether bei 80 C Andererseits kann man uber die Untersuchung von Isotopeneffekten eine Kinetik der Reaktion ermitteln die fur einen Zweistufenmechanismus spricht Danach ist die Bildung des s Komplex der geschwindigkeitsbestimmende Schritt Substituenteneffekte BearbeitenBereits am Aromaten vorhandene Substituenten uben einen grossen Einfluss sowohl auf die Reaktivitat des Aromaten und somit auf die Geschwindigkeit der elektrophilen Substitution als auch auf die Position einer Zweitsubstitution aus dirigierende Effekte Wird die Elektronendichte des aromatischen Ringes erhoht so nimmt auch seine Reaktivitat gegenuber Elektrophilen zu Diese Erhohung kann durch mesomere und oder induktive Effekte bewirkt werden man spricht vom M bzw I Effekt Ein beigefugtes Vorzeichen zeigt an ob der Substituent die Elektronendichte des Ringes erhoht M I Effekt oder verringert M I Effekt Der induktive Effekt beruht darauf dass elektronenziehende Substituenten den protonierten Ring destabilisieren Der mesomere Effekt beruht darauf dass der Substituent freie Elektronenpaare besitzt uber die er die Elektronendichte durch Mesomerie im Ring erhohen oder vermindern kann Dirigierende Wirkung Bearbeiten Neben der Beeinflussung der Reaktivitat des Aromaten wirkt der Erstsubstituent dirigierend auf die Eintrittsposition des Zweitsubstituenten Elektrophile aromatische Substitutionsreaktionen mit I M Substituenten liefern bezuglich dessen Stellung uberwiegend ortho und para substituierte I M Substituenten hingegen meta substituierte Produkte Fur eine Begrundung dieses Effekts betrachtet man die mesomeren Grenzstrukturen entweder des aromatischen Reaktanten oder des s Komplexes Tatsachlich entscheidend ist fur die bevorzugte Zweitsubstitution die Hohe des ersten Ubergangszustandes zwischen Edukt und dem s Komplex Bei Betrachtung der mesomeren Grenzstrukturen des Eduktes argumentiert man mit einem erleichterten Angriff des Elektrophils an elektronenreichen Atomen des Rings und einem dadurch bedingten niedrigeren Ubergangszustand Bei der Betrachtung am s Komplex geht man davon aus dass ein stabilerer d h energiearmerer s Komplex auch uber einen niedrigeren Ubergangszustand erreicht wurde Allgemein formuliert kann man sagen dass elektronenspendende Gruppen also Elektronendonatorgruppen wie CH3 oder OCH3 ortho para dirigierend wirken wahrend elektronenanziehende Gruppen sogenannte Elektronenakzeptoren wie NO2 oder CO2H meta dirigierend fungieren Erstsubstituent M Effekt I Effekt Dirigierender Effekt Aktivierender Effekt O ortho para aktivierend stark OH NH2 NR2 ortho para aktivierend stark OCH3 OR NHCOR ortho para aktivierend mittelAlkylrest n a ortho para aktivierend schwach F Cl Br I ortho para desaktivierend schwach CN COOH COOR COH COR meta desaktivierend mittel NO2 NR3 CF3 CCl3 nur NO2 meta desaktivierend starkZweitsubstitution Bearbeiten Folgende Beispiele zeigen verschiedene Moglichkeiten der Zweitsubstitution Nitrotoluol nbsp Nitrierung von ToluolBei der Nitrierung von Toluol mit Salpetersaure ist der I Effekt der Methylgruppe ausschlaggebend fur die Steuerung des Zweitsubstituenten so dass als Hauptprodukte o Nitrotoluol mit 65 und p Nitrotoluol mit 30 entstehen m Nitrotoluol dagegen nur zu 5 1 Dinitrobenzol nbsp Nitrierung von NitrobenzolHier bewirken der I Effekt und der M Effekt der Nitrogruppe des Nitrobenzols zu 93 eine Steuerung in die meta Stellung Die ortho und para Stellungen treten nur zu 6 bzw 1 auf 2 Siehe auch Disubstituierte Benzole Polysubstitution Bearbeiten Bei einer elektrophilen aromatischen Substitution mit zwei oder mehr bereits vorhandenen Substituenten lasst sich die Reaktivitat und der Ort der Substitution meist aus den kombinierten Effekten der Substituenten herleiten Oft ist dies sehr einfach wenn sich die Effekte der Substituenten miteinander verstarken oder alle freien Positionen aquivalent sind Wenn dirigierende Wirkungen verschiedener Substituenten zu einer Substitution an verschiedenen Stellen fuhren wurden bestimmt normalerweise der am starksten aktivierend wirkende Substituent wo die Substitution stattfindet Wenn zwei Positionen durch I Effekte von Alkylsubstituenten ahnlich bevorzugt werden gewinnen sterische Effekte an Bedeutung und die Substitution findet an der leichter zuganglichen Position statt 3 nbsp DrittsubstitutionDie Abbildung zeigt die Nitrierung von Nitrotoluol zu Dinitrotoluol Zuerst bildet sich ein p Komplex zwischen dem Nitroniumion NO2 und dem Aromaten dann reagieren diese zu einem auch als s Komplex bezeichneten Carbeniumion dessen mesomere Grenzstrukturen in eckigen Klammern gezeigt werden Dieses Zwischenprodukt ist im unteren Reaktionsweg weniger stabil als im unsubstituierten Aromaten da die positive Ladung nahe der elektronenziehenden Nitro Gruppe ist Das obige Zwischenprodukt ist stabilisiert da die positive Ladung nahe der elektronenschiebenden Methylgruppe ist Das obere Produkt wird bevorzugt gebildet Siehe auch Trisubstituierte BenzoleElektrophile Substitutionsreaktionen an Aromaten Auswahl BearbeitenAminomethylierung Azokupplung Blanc Reaktion Chlormethylierung Friedel Crafts Acylierung Friedel Crafts Alkylierung Halogenierung Houben Hoesch Synthese Hydroxymethylierung Gattermann Synthese Gattermann Koch Synthese Kolbe Schmitt Reaktion Nitrierung Sulfonierung Vilsmeier Haack Reaktion DiazotierungEinzelnachweise Bearbeiten Hans Beyer und Wolfgang Walter Lehrbuch der Organischen Chemie 19 Auflage S Hirzel Verlag Stuttgart 1981 ISBN 3 7776 0356 2 S 456 Joachim Buddrus Grundlagen der organischen Chemie 3 Auflage Walter de Gruyter 2003 ISBN 3 11 014683 5 S 360 F A Carey Organic Chemistry 4 Auflage McGraw Hill 2000 ISBN 0 07 117499 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektrophile aromatische Substitution amp oldid 237270710