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Unter Konjugation versteht man in der Chemie die abwechselnde Uberlappung einer p Bindung p Pi mit verschiedenen s Bindungen zwischen jeweils zwei sp2 hybridisierten Kohlenstoff Atomen oder mit weiteren p Bindungen Im ersten Fall dies entspricht konjugierten Radikalen Carbokationen und Carbanionen besteht die Atomkette aus einer ungeraden Anzahl an Atomen bzw p Orbitalen bei konjugierten Doppelbindungen hingegen aus einer geraden Anzahl an Atomen bzw p Orbitalen Die aus der Uberlappung resultierenden Molekulorbitale ergeben sich aus dem Konzept der MO Theorie Konjugation fuhrt zu p Systemen mit delokalisierten Elektronen Eng verwandt ist der Begriff der Mesomerie Bei cyclischen planaren konjugierten Systemen kann Aromatizitat auftreten Vergleich zweier strukturisomerer Ketone mit der Summenformel C6H8O Das blau markierte Doppelbindungssystem ist kreuzkonjugiert das grun markierte Doppelbindungssystem ist konjugiert aber nicht kreuzkonjugiert Inhaltsverzeichnis 1 Auswirkungen auf Reaktivitat und Struktur 1 1 Radikale Carbokationen und Carbanionen 1 2 Polyene 1 3 Allyl und Benzylhalogenide 2 Betrachtungen mit der VB Theorie 3 Betrachtungen mit der MO Theorie 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseAuswirkungen auf Reaktivitat und Struktur BearbeitenRadikale Carbokationen und Carbanionen Bearbeiten Alle drei Spezies werden durch Konjugation stabilisiert Der Grund ist dass durch die Delokalisation der Elektronen uber mehrere Atome hinweg sich der Bereich ihres moglichen Aufenthalts vergrossert Da gemass dem Modell Teilchen im Kasten die Energie eines Teilchens umgekehrt proportional zum Quadrat der Kastenausdehnung ist ist auch hier die Energie der Teilchen geringer Konjugierte Radikale Carbokationen und Carbanionen sind durch diesen Effekt thermodynamisch stabiler als nicht konjugierte Diese Stabilisierung bezeichnet man als Konjugationsenergie Gemass dem Bell Evans Polanyi Prinzip entstehen konjugierte Zwischenstufen in Reaktionen im Vergleich somit schneller Da fur eine Uberlappung die p Orbitale parallel ausgerichtet sein mussen befinden sich alle Substituenten an den sp2 hybridisierten Atomen in einer Ebene Polyene Bearbeiten Konjugierte Polyene d h Polyene in denen die einzelnen Doppelbindungen nur durch eine C C Einfachbindung getrennt sind profitieren auch von der Konjugationsenergie Da sie dementsprechend thermodynamisch stabiler als ihre nicht konjugierte Analoga sind verlaufen analoge Reaktionen wie die Hydrierung die Addition von H Hal Hal2 H2O o a oder die Reaktion mit Hydroperoxiden zu Epoxiden wiederum gemass Bell Evans Polanyi langsamer Die Bindung zwischen zwei durch eine Einfachbindung getrennten Kohlenstoffatomen in einem konjugierten System ist mit 148 pm kurzer als eine normale C C Einfachbindung 154 pm Dies liegt an zwei Effekten Als sp2 hybridisierte Kohlenstoffatome sind die Bindungspartner elektronegativer als sp3 hybridisierte Kohlenstoffatome Sie ziehen das bindende Elektronenpaar starker an was eine Verkurzung bewirkt Der zweite ist die Konjugation die p Orbitale konnen uberlappen Dies ist der sog partielle Doppelbindungscharakter Er aussert sich auch in einer erhohten Rotationsbarriere um diese Einfachbindung dieser Effekt tritt auch in z B der C N Einfachbindung in Amiden auf Bei konjugierten Dienen ist es im Zusammenhang mit den Woodward Fieser Regeln zur Berechnung des UV Absorptionsmaximums wichtig zu unterscheiden ob die beiden Doppelbindungen Teil eines Ringes sind homoannular oder sich auf zwei Ringe verteilen heteroannular 1 Allyl und Benzylhalogenide Bearbeiten Allyl oder benzylderivatsubstituierte Abgangsgruppen reagieren mit Nukleophilen nach dem SN2 Mechanismus schneller da es im Ubergangszustand zu Orbitalwechselwirkungen kommt die die Ladung durch Delokalisation stabilisieren Betrachtungen mit der VB Theorie Bearbeiten nbsp Abb 1 Heterolyse zweier substituierter Propenderivate zum identischen CarbokationGemass den Regeln der Mesomerielehre lasst sich die Ladung bzw das einzelne Elektron auf mehrere Atome verteilen delokalisieren Die formulierbaren Strukturen sind Grenzformeln ein und derselben Verbindung So ergibt die Heterolyse der C Cl Bindung der Verbindungen A und B in Abb 1 identische Kationen Da allgemein die Verteilung von Ladung oder Elektronenmangelzentren energetisch begunstigt ist lasst sich so die erhohte Stabilitat der konjugierten Spezies erklaren Im Rahmen der Valenzstrukturtheorie Valence Bond oder VB Theorie wird die Wellenfunktion als Linearkombination von chemisch interpretierbaren Strukturen geschrieben und bildet somit eine quantenmechanische Beschreibung des Mesomeriekonzeptes 2 3 Mittels moderner quantenchemischer VB Programme lassen sich auch die Gewichte der verschiedenen Resonanzstrukturen berechnen d h welchen Anteil eine Resonanzstruktur an der Gesamtwellenfunktion hat oder die Eigenenergien der hypothetischen einzelnen Mesomeristrukturen 4 5 Durch das Konzept der Resonanz lassen sich auch die Reaktivitat und Struktureigenschaften von konjugierten Doppelbindungen mit der VB Theorie erklaren und verstehen 6 Fur eine vollstandige Beschreibung der Wellenfunktion konnen je nach elektronischer Struktur der Molekule auch zwitterionische oder biradikalische 7 Strukturen eine wichtige Rolle spielen 3 Zur Beschreibung der chemischen Reaktivitat konnen ferner sogenannte Valence Bond Diagramme herangezogen werden 8 Betrachtungen mit der MO Theorie Bearbeiten nbsp Abb 2 MO Diagramm fur das Propenylkation 1 nbsp Abb 3 MO Diagramm fur das Propenylkation 2 In der MO Theorie werden n Atomorbitale zu n Molekulorbitalen kombiniert LCAO Methode Bei einer ungeraden Anzahl an zu kombinierenden p AOs ergeben sich n 1 2 bindende n 1 2 antibindende und ein nichtbindendes MO Dies wird hier am Beispiel des Propenylkations demonstriert Abb 2 Alle drei p AOs besitzen hier dieselbe Energie Diese durfen auf drei unterschiedliche Arten kombiniert werden so dass drei Molekulorbitale resultieren Die Elektronen populieren nach dem Besetzungsprinzip das MO mit der niedrigsten Energie Eine im Ergebnis gleiche Alternative ist zwei Atomorbitale zu einem p und einem p Orbital zu kombinieren und diese beiden mit dem verbliebenen p Atomorbital zu den drei Molekulorbitalen zu kombinieren Abb 3 In dieser Vorgehensweise lasst sich die Konjugationsenergie erkennen die das Molekul im Vergleich zu einer isolierten Doppelbindung und einem isolierten Elektronensextett am Kohlenstoff stabilisiert sie betragt den doppelten da zwei Elektronen energetischen Abstand des pC C Orbitals zum p MO des Molekuls Siehe auch BearbeitenDoppelbindung Dreifachbindung Vierfachbindung Funffachbindung Doppelbindungsregel PolyeneEinzelnachweise Bearbeiten Joseph B Lambert Scott Gronert Herbert F Shurvell David A Lightner Spektroskopie Strukturaufklarung in der Organischen Chemie 2 Auflage Pearson Deutschland Munchen 2012 ISBN 978 3 86894 146 3 S 646 653 S Shaik P C Hiberty Valence Bond theory its History Fundamentals and Applications A Primer In Reviews of Computational Chemistry Band 20 2004 Kapitel 1 a b Sason S Shaik Philippe C Hiberty A Chemist s Guide to Valence Bond Theory John Wiley amp Sons 2007 ISBN 978 0 470 19258 0 L Song Y Mo Q Zhang W Wu XMVB A program for ab initio nonorthogonal valence bond computations In Journal of Computational Chemistry Band 26 Nr 5 2005 S 514 J Li R McWeeny VB2000 Pushing Valence Bond Theory to new limits In International Journal of Quantum Chemistry Band 89 Nr 4 2002 S 208 In alteren Quellen findet sich noch manchmal die Aussage dass die VB Theorie diese und andere Konzepte nicht erklaren kann Jedoch basiert diese Aussage auf einem falschen Verstandnis der Theorie Das Kapitel 5 Are the Failures of Valence Bond Theorie Real des Buches A Chemist s Guide to Valence Bond Theory von Shaik ud Hiberty setzt sich mit diesem Sachverhalt auseinander Benoit Braida Christof Walter Bernd Engels Philippe C Hiberty A Clear Correlation between the Diradical Character of 1 3 Dipoles and Their Reactivity toward Ethylene or Acetylene In Journal of the American Chemical Society Band 132 Nr 22 9 Juni 2010 S 7631 7637 doi 10 1021 ja100512d Sason Shaik David Danovich Hui Chen Chunsen Li Wenzhen Lai A tutorial for understanding chemical reactivity through the valence bond approach In Chemical Society Reviews Band 43 Nr 14 23 Juni 2014 S 4968 4988 doi 10 1039 C4CS00043A Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konjugation Chemie amp oldid 231461754