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Ein Hybridorbital ist ein Orbital das rechnerisch aus einer Linearkombination der Wellenfunktionen der grundlegenden Atomorbitale entsteht Diesen Modellierungsvorgang nennt man Hybridisierung fruher vereinzelt auch Bastardisierung der Orbitale Das Konzept wurde von Linus Pauling um 1931 entwickelt und ist Teil der Valenzbindungstheorie Vier sp3 Orbitale richten sich tetraedrisch aus Die vom Mittelpunkt aus gemessenen Winkel sind gleich Inhaltsverzeichnis 1 Mechanismus 2 Physikalische Interpretation 3 Mathematische Betrachtung 4 Beispiele 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseMechanismus Bearbeiten nbsp Drei sp2 Orbitale richten sich in einer Ebene symmetrisch trigonal zueinander aus Die vom Mittelpunkt aus gemessenen Winkel sind gleich Die in der Quantenmechanik berechenbaren Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der von den Elektronen besetzten Orbitale in einem freien Atom sind zum Teil anders geformt als aus den chemischen Eigenschaften des Atoms zu schliessen ist Das einzelne Kohlenstoffatom zum Beispiel ist in der ausseren Elektronenschale mit zwei s und zwei p Elektronen besetzt Dementsprechend mussten diese Orbitale bei den vier C H Bindungen im Methan CH4 zu unterschiedlich starken Bindungen fuhren Tatsachlich jedoch sind die vier Bindungen gleichartig und nicht unterscheidbar Dies kann man durch sp3 Hybridisierung erklaren Das doppelt besetzte kugelformige 2s Orbital wird mit den hantelformigen 2p Orbitalen 2 einfach besetzt eins unbesetzt zu vier gleichen keulenformigen sp3 Hybridorbitalen kombiniert die tetraedrisch im Raum ausgerichtet und mit je einem Elektron besetzt sind Das bedeutet zwar im Atom zunachst etwas hohere Energie ermoglicht aber gleichartige Atombindungen mit den 1s Elektronen der vier umgebenden Wasserstoffatome wodurch am Ende die Gesamtenergie des Molekuls doch abgesenkt wird Das so entstandene Modell entspricht den beobachteten Eigenschaften des Methans Carbokationen Carbeniumionen sind grundsatzlich sp2 hybridisiert damit das leere Orbital 100 p Charakter hat und somit kein s Anteil verschwendet wird Bentsche Regel Die erste chemische Bindung zwischen zwei Atomen wird als s Bindung Sigma Bindung bezeichnet Doppel und Dreifachbindungen als p Bindung Pi Bindung Wahrend bei der s Bindung die Elektronendichte rotationssymmetrisch entlang der Bindungsachse z Achse verteilt ist kommt es bei der p Bindung zu einer Verteilung der Elektronendichte ober und unterhalb der Bindungsachse 1 Bei der p Bindung interagieren die auf der y Achse liegenden Orbitale 2 Physikalische Interpretation Bearbeiten nbsp sp3 Hybridisierung bei Methan nbsp sp3 hybridisiertes Kohlenstoffatom z B im Methan mit eingezeichnetem Tetraederwinkel Orbitale die sich in der Quantenmechanik als Eigenfunktionen des Einelektronenproblems Wasserstoffatom ergeben haben jeweils einen bestimmten Drehimpuls und sind daher nicht in einer bestimmten raumlichen Richtung konzentriert Dabei sind die Orbitale aus der gleichen Hauptschale bezuglich des Drehimpulses entartet Das bedeutet jede Uberlagerung von Wellenfunktionen der gleichen Schale ist wieder eine Eigenfunktion und beschreibt somit ein mogliches Orbital zur selben Energie Ein raumlich gerichtetes Orbital kann sich ergeben wenn Orbitale mit unterschiedlichen Drehimpulsen uberlagert werden Solche Orbitale bilden im Sinne der Storungsrechnung die angepasste Nullte Naherung in Gegenwart von elektrischen Feldern In Molekulen hebt der Einfluss der elektrischen Felder der Nachbaratome die Entartung dieser ausgerichteten Orbitale auf Als energetisch gunstigste Eigenfunktionen ergeben sich solche Uberlagerungen von Orbitalen in denen die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons in einer raumlichen Richtung konzentriert ist Dies sind die Hybridorbitale die stets aus Komponenten mit unterschiedlichem Bahndrehimpuls aufgebaut sind Wie alle an Atombindungen beteiligten Orbitale bilden auch die Hybridorbitale eines Atoms durch Mischung mit den Orbitalen der Nachbaratome Molekulorbitale Mathematische Betrachtung BearbeitenZur Losung der Einelektronen Schrodingergleichung wird ublicherweise ein Produktansatz gemacht ein Verfahren das sich haufig zur Losung von Differentialgleichungen 2 Ordnung eignet Die Wellenfunktion PS displaystyle Psi nbsp die sich zuerst beliebig aus Kugelkoordinaten r 8 ϕ displaystyle r theta phi nbsp zusammensetzt wird als Produkt angeschrieben PS r 8 ϕ R r 8 8 F ϕ displaystyle Psi r theta phi R r cdot Theta theta cdot Phi phi nbsp Dadurch gehen alle Losungen verloren die sich nicht als derartiges Produkt schreiben lassen Losungen die beim Produktansatz verloren gehen konnen durch Linearkombination der erhaltenen Losung ruckgewonnen werden Beliebige Linearkombinationen zur gleichen Energie und damit gleichen Hauptquantenzahl sind wegen der Linearitat des Hamiltonoperators auch exakte Losungen der Einelektronen Schrodingergleichung Sie werden als Hybridorbitale bezeichnet Seien s r displaystyle s vec r nbsp p r displaystyle p vec r nbsp und d r displaystyle d vec r nbsp die Wellenfunktionen eines s p bzw d Orbitals gleicher Quantenzahl Die Wellenfunktion eines Hybridorbitals s x p y d z r displaystyle s x p y d z vec r nbsp wird dann folgendermassen gebildet s x p y d z r x s r y p r z d r x y z displaystyle s x p y d z vec r frac sqrt x cdot s vec r sqrt y cdot p vec r sqrt z cdot d vec r sqrt x y z nbsp Die hochgestellten Zahlen geben den quadrierten Anteil des Atomorbitals am Hybridorbital wieder Die Wellenfunktionen in komplexeren Systemen verhalten sich ahnlich Dort werden jedoch auch Wellenfunktionen unterschiedlicher Hauptquantenzahl kombiniert Ahnliche Energie ist entscheidend Soll ein ganzer Satz von Hybridorbitalen gebildet werden ist zu beachten dass die Transformationsmatrix eine unitare Matrix reeller Spezialfall Orthogonalmatrix sein muss Das bedeutet dass die Hybridorbitale wieder eine Orthonormalbasis bilden mussen Das zugehorige Skalarprodukt ist PS F V PS F d V displaystyle langle Psi Phi rangle int V overline Psi cdot Phi mathrm d V nbsp Beispiele BearbeitenHybridisierungen sp linear sp2 trigonal planar sp3 tetraedrisch Beispiele von Kohlenwasserstoffen Ethin C2H2 Ethen C2H4 Methan CH4 Darstellung der o g Kohlenwasserstoffe in Keilstrichform nbsp nbsp nbsp Darstellung des jeweiligen hybridisierten C Atoms der o g Kohlenwasserstoffe nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp Klassifikation spx Hybridisierung sdx Hybridisierung spxdy HybridisierungHauptgruppe Ubergangsmetalle nur UbergangsmetalleAX2 linear sp Hybridisierung 180 z B CO2AX3 trigonal planar sp2 Hybridisierung 120 z B BF3 Graphit trigonal pyramidal sd2 Hybridisierung 90 z B CrO3AX4 tetraedrisch sp3 Hybridisierung 109 5 z B Diamant tetraedrisch sd3 Hybridisierung 70 5 109 5 z B MnO4 tetragonal planar sp2d Hybridisierung z B PtCl42 AX6 C3v trigonal prismatisch sd5 Hybridisierung 63 4 116 6 z B W CH3 6 oktaedrisch sp3d2 Hybridisierung z B Mo CO 6Interorbitalwinkel 8 arccos 1 x displaystyle theta arccos frac 1 x nbsp 8 arccos 1 3 1 2 x displaystyle theta arccos left pm sqrt frac 1 3 1 frac 2 x right nbsp hypervalente Molekule Mesomerie Klassifikation HauptgruppeAX5 trigonal bipyramidal nbsp AX6 oktaedrisch nbsp AX7 pentagonal bipyramidal nbsp Siehe auch BearbeitenMolekulorbital Chemische Bindung KomplexchemieLiteratur BearbeitenWolfgang Demtroder Experimentalphysik 3 Atome Molekule und Festkorper 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2000 ISBN 3 540 66790 3 Erwin Riedel Anorganische Chemie 4 Auflage Walter de Gruyter New York 2002 ISBN 3 11 016602 X Henry A Bent An Appraisal of Valence bond Structures and Hybridization in Compounds of the First row elements In Chemical Reviews Band 61 Nr 3 1961 S 275 311 doi 10 1021 cr60211a005 Weinhold Frank Landis Clark R Valency and bonding A Natural Bond Orbital Donor Acceptor Perspective Cambridge University Press Cambridge 2005 ISBN 0 521 83128 8 Craig Bayse Michael Hall Prediction of the Geometries of Simple Transition Metal Polyhydride Complexes by Symmetry Analysis In J Am Chem Soc Band 121 Nr 6 1999 S 1348 1358 doi 10 1021 ja981965 David L Cooper Terry P Cunningham Joseph Gerratt Peter B Karadakov Mario Raimondi Chemical Bonding to Hypercoordinate Second Row Atoms d Orbital Participation versus Democracy In J Am Chem Soc Band 116 Nr 10 1994 S 4414 4426 doi 10 1021 ja00089a033 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Binnewies Maik Finze Manfred Jackel Peer Schmidt Helge Willner Geoff Rayner Canham Allgemeine und Anorganische Chemie Springer Verlag 2016 ISBN 978 3 662 45067 3 S 116 Rodney Cotterill Biophysik John Wiley amp Sons 2008 ISBN 978 3 527 40686 9 S 22 Normdaten Sachbegriff GND 4160838 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hybridorbital amp oldid 238974497