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Als Halogenierung wird in der Chemie die Uberfuhrung eines Elementes oder einer Verbindung in ein Halogenid eine salzartige oder kovalent aufgebaute Verbindung mit einem Halogen bezeichnet Dies ist sowohl fur anorganische als auch organische Verbindungen moglich Je nach Halogen wird zwischen Fluorierung Chlorierung Bromierung oder Iodierung unterschieden Inhaltsverzeichnis 1 Additionsreaktionen 1 1 Addition von Halogenen an Alkene oder Alkine 1 2 Addition von Halogenwasserstoff an Alkene oder Alkine 1 3 Addition von hypohalogeniger Saure an Alkene 1 4 Addition von Halogenen an freie Radikale 2 Substitutionsreaktionen 2 1 Halogenierung von Aromaten 2 2 Halogenierung von Alkanen 2 3 Halogenierung in der Allyl Stellung oder Benzyl Stellung 2 4 Halogenierung von Ketonen und Aldehyden 2 4 1 Mechanismus der Halogenierung von Aldehyden und Ketonen 2 5 Halogenierung von Carbonsauren 2 6 Halogenierung von Ethern 2 7 Substitution von Hydroxygruppen 2 8 Substitution des Sauerstoffs von Carbonylgruppen 2 9 Substitution von stickstoffhaltigen Gruppen durch Halogen 2 10 Halogenierung am Stickstoffatom von Carbonsaureamiden 3 Halogenierung in der anorganischen Chemie 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksAdditionsreaktionen BearbeitenHalogen Halogenwasserstoff oder hypohalogenige Saure reagieren mit ungesattigten Verbindungen Addition von Halogenen an Alkene oder Alkine Bearbeiten Hauptartikel Additionsreaktion Aus Alkenen entstehen durch die Umsetzung mit Halogenmolekulen vicinale Dihalogenalkane Alkine addieren Halogen schrittweise Es entstehen Tetrahalogenalkane 1 Hier am Beispiel der Reaktion von Br2 mit Ethin dargestellt nbsp Der erste Schritt ist die Bildung des vicinalen Dihalogenalkens hier 1 2 Dibromethen nbsp Im zweiten Schritt entsteht das Tetrahalogenalkan hier 1 1 2 2 Tetrabromethan Addition von Halogenwasserstoff an Alkene oder Alkine Bearbeiten Hauptartikel Additionsreaktion Die Addition von Halogenwasserstoff an ein Alken liefert ein Monohalogenalkan Alkine reagieren mit Halogenwasserstoff zu einem Monohalogenalken wobei das Halogenatom an eines der zwei sp2 hybridisierten Kohlenstoffatomorbitale der Kohlenstoff Kohlenstoff Doppelbindung addiert wird 2 Ein Beispiel fur die Addition von Halogenwasserstoffen an Alkene ist die Chlorwasserstoffaddition an 2 Buten nbsp Addition von hypohalogeniger Saure an Alkene Bearbeiten Die Addition von hypohalogeniger Saure an Alkene liefert Halogenhydrine d h beide sp2 hybridisierten Kohlenstoffatome im Edukt wandeln sich in sp3 hybridisierte Kohlenstoffatome im Produkt um in dem an eines dieser Kohlenstoffatome ein Hydroxy Rest und an das andere ein Halogenatom gebunden wird 3 Addition von Halogenen an freie Radikale Bearbeiten Wegen der leichten homolytischen Spaltung von Halogenmolekulen reagieren diese spontan mit freien organischen Radikalen Substitutionsreaktionen BearbeitenHalogenierung von Aromaten Bearbeiten Hauptartikel Elektrophile aromatische Substitution Eine Variante um Aromaten zu halogenieren ist die elektrophile aromatische Substitution Hierbei greifen aktivierte Halogenide das aromatische System elektrophil an Ein Beispiel hierfur ist die Chlorierung von Benzol nbsp Lasst man Chlor in Gegenwart einer Lewis Saure mit Benzol reagieren entstehen Chlorbenzol und Chlorwasserstoff Eisen III chlorid oder auch Aluminiumtrichlorid fungiert dabei meist als Lewis Saure und dient der Aktivierung von Chlor das andernfalls nicht mit Benzol reagieren wurde Die Reaktion mit Brom wurde analog verlaufen 4 5 Halogenierung von Alkanen Bearbeiten Hauptartikel Radikalische Substitution Die Halogenierung von Alkanen lauft radikalisch ab und fuhrt zu Halogenalkanen 6 C H 3 C H 2 H C l C l D o d e r h n C H 3 C H 2 C l H C l displaystyle mathrm CH 3 CH 2 H Cl Cl xrightarrow Delta oder h nu CH 3 CH 2 Cl H Cl nbsp Radikalische Substitution von Ethan mit Cl2Halogenierung in der Allyl Stellung oder Benzyl Stellung Bearbeiten Hauptartikel Wohl Ziegler Reaktion Die Halogenierung von Alkenen in Allyl Stellung 7 oder von Alkylaromaten in der Benzyl Stellung 8 lauft radikalisch ab und fuhrt unter Substitution zu halogenierten Alkenen bzw in der Seitenkette halogenierten Alkylaromaten nbsp Bruttoreaktion am Beispiel des Cyclohexen Halogenierung von Ketonen und Aldehyden Bearbeiten Die Halogenierung von Ketonen ist formal eine elektrophile Substitutionsreaktion mit einem Proton als Abgangsgruppe Sie verlauft jedoch nicht nach einem derartigen Mechanismus sondern uber das Enol des betreffenden Ketons und es entstehen a halogenierte Ketone 9 Die Halogenierung von Aldehyden verlauft analog 10 11 nbsp R bezeichnet ein Wasserstoffatom fur ein Aldehyd und einen organischen Rest fur ein Keton Mechanismus der Halogenierung von Aldehyden und Ketonen Bearbeiten Die Halogenierung von Carbonylgruppen wie sie an Aldehyden und Ketonen vorhanden sind kann entweder saure oder basenkatalysiert ablaufen Im Folgenden wird der Mechanismus exemplarisch anhand einer saurekatalytischen Bromierung von Aceton demonstriert nbsp Mechanismus der Halogenierung von Carbonylverbindungen R bezeichnet ein Wasserstoffatom fur ein Aldehyd und einen organischen Rest fur ein Keton 10 Das eingesetzte Aceton 1 steht mit seiner Enolform uber die Keto Enol Tautomerie im Gleichgewicht Setzt man nun Brom hinzu so lagert sich dieses wie beschrieben an die Enolform an und es bildet sich das Oxoniumion 2 welches eine weitere mesomere Grenzstruktur besitzt Ausserdem bildet sich ein Bromion welches im folgenden Schritt das Oxoniumion 2 deprotoniert Dadurch erhalt man einfach bromiertes Aceton 3 Wiederholt man diese Schritte zweimal fur dieses bromierte Aceton 3 so kann man ein dreifach bromiertes Aceton 4 erhalten Man spricht dann von einem a a a trihalogeniertem Aceton Der geschwindigkeitsbestimmende Schritt bei dieser Reaktion ist die Bildung des Enols Die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt mit jedem dem Molekul zugefugten Halogen ab da die Halogene elektronenziehend sind Dadurch erschweren sie die Umlagerung von Elektronen im Molekul zur Enolform Man sagt auch dass die Enolisierbarkeit der Verbindung gesenkt wurde 10 Halogenierung von Carbonsauren Bearbeiten Hauptartikel Hell Volhard Zelinsky Reaktion Carbonsauren lassen sich durch Umsetzung mit Thionylchlorid in Carbonsaurechloride umwandeln Andere Chlorierungsmittel wie z B Phosphortrichlorid oder Phosphorpentachlorid konnen ebenfalls eingesetzt werden 12 nbsp Beispiel einer Bromierung nach Hell Volhard ZelinskyHalogenierung von Ethern Bearbeiten Ether sind bei tiefen Temperaturen zu a Chlor und a a Dichlorethern chlorierbar 13 Substitution von Hydroxygruppen Bearbeiten Hydroxygruppen in Alkoholen konnen mittels Chlorwasserstoff durch Chlor bzw mittels Bromwasserstoff durch Brom substituiert werden 13 Insbesondere fur primare und sekundare Alkohole wird haufig Thionylchlorid SOCl2 zur Chlorierung oder Phosphortribromid PBr3 zur Bromierung verwendet Um Hydroxygruppen durch Iod zu substituieren wird neben Iodwasserstoff im Labor auch Phosphortriiodid verwendet welches in situ aus Phosphor und Iod hergestellt werden muss Primare und sekundare Alkohole konnen auch mittels der Appel Reaktion chloriert oder bromiert werden Die Reaktion ist stereoselektiv fuhrt aber zu einer Inversion der Konfiguration 14 Substitution des Sauerstoffs von Carbonylgruppen Bearbeiten Beim Erhitzen von Aldehyden oder Ketonen mit Phosphortrichlorid oder Phosphortribromid entstehen geminale Dichloride bzw Dibromide 15 Substitution von stickstoffhaltigen Gruppen durch Halogen Bearbeiten Hauptartikel Sandmeyer Reaktion Reaktion von Diazoniumsalzen unter Bildung von organischen Halogenverbindungen Neben der Sandmeyer Reaktion ist hier die Balz Schiemann Reaktion von Bedeutung 15 Halogenierung am Stickstoffatom von Carbonsaureamiden Bearbeiten Carbonsaureamide die am Amidstickstoffatom mindestens ein Wasserstoffatom tragen reagieren mit Hypohalogeniten Es entstehen N Halogencarbonsaureamide Ein Beispiel ist N Bromsuccinimid NBS das man in wasseriger Losung aus Succinimid und je einem Aquivalent einer Base und Brom erhalt 16 Halogenierung in der anorganischen Chemie BearbeitenIn der anorganischen Chemie spielt die Halogenierung unter anderem zur Bildung von Salzen Halogenwasserstoffen und Halogensauerstoffsauren eine Rolle Literatur BearbeitenMarye Anne Fox James K Whitesell Organische Chemie Grundlagen Mechanismen bioorganische Anwendungen Spektrum Akad Verl 1995 ISBN 3 86025 249 6 Einzelnachweise Bearbeiten Brockhaus ABC Chemie VEB F A Brockhaus Verlag Leipzig 1965 S 517 Hans Beyer und Wolfgang Walter Organische Chemie S Hirzel Verlag Stuttgart 1984 S 73 ISBN 3 7776 0406 2 Siegfried Hauptmann Reaktion und Mechanismus in der organischen Chemie B G Teubner Stuttgart 1991 S 113 ISBN 3 519 03515 4 K Peter C Vollhardt Neil E Schore Organische Chemie Wiley VCH Verlag GmbH amp Co KGaA Weinheim 2005 4 Auflage H Butenschon ISBN 3 527 31380 X S 779 783 Paula Yurkanis Bruice Organic Chemistry 4 Auflage Prentice Hall 2003 ISBN 0 13 141010 5 S 607 609 Ivan Ernest Bindung Struktur und Reaktionsmechanismen in der organischen Chemie Springer Verlag 1972 S 297 306 ISBN 3 211 81060 9 Siegfried Hauptmann Organische Chemie 2 Auflage VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1985 S 240 ISBN 3 342 00280 8 Siegfried Hauptmann Organische Chemie 2 Auflage VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1985 S 297 ISBN 3 342 00280 8 Siegfried Hauptmann Reaktion und Mechanismus in der organischen Chemie B G Teubner Stuttgart 1991 S 95 96 und S 136 ISBN 3 519 03515 4 a b c K Peter C Vollhardt Neil E Schore Organische Chemie Wiley VCH Verlag GmbH amp Co KGaA Weinheim 2005 4 Auflage H Butenschon ISBN 3 527 31380 X S 921 922 Paula Yurkanis Bruice Organic Chemistry 4 Auflage Prentice Hall 2003 ISBN 0 13 141010 5 S 797 Hans Beyer und Wolfgang Walter Organische Chemie S Hirzel Verlag Stuttgart 1984 Seite 238 239 ISBN 3 7776 0406 2 a b Brockhaus ABC Chemie VEB F A Brockhaus Verlag Leipzig 1965 S 518 Substitutionsreaktionen an Aliphaten Memento des Originals vom 13 September 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot lmom epfl ch EPF Lausanne abgerufen am 2 November 2011 a b Brockhaus ABC Chemie VEB F A Brockhaus Verlag Leipzig 1965 S 519 Allinger Cava de Jongh Johnson Lebel Stevens Organische Chemie Walter de Gruyter amp Co 1980 S 898 ISBN 3 11 004594 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Halogenierungsreaktionen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Sachbegriff GND 4292867 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Halogenierung amp oldid 235329444