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CarbonsaurechlorideAllgemeine Struktur der Carbonsaurechloride mit der blau markierten Chlorcarbonyl Gruppe Der Rest R stellt dabei einen aliphatischen cyclischen oder aromatischen Rest oder auch ein Wasserstoff Atom dar Carbonsaurechloride sind in der Chemie die wichtigsten Verbindungen aus der Stoffgruppe der Carbonsaurehalogenide die sich von den Carbonsauren ableiten Bei ihnen ist die Hydroxygruppe der Carbonsaure durch ein Chlor Atom ersetzt so dass eine Chlorcarbonylgruppe resultiert 1 Je nach der Natur des organischen Restes unterscheidet man beispielsweise zwischen Alkanoylchloriden R Alkylrest und Aryloylchloriden R Arylrest z B Phenylrest Inhaltsverzeichnis 1 Nomenklatur 2 Darstellung 3 Eigenschaften 4 Reaktionen 4 1 Hydrolyse 4 2 Amidbildung 4 3 Esterbildung 4 4 Friedel Crafts Acylierung 4 5 Bildung von Carbonsaureanhydriden 4 6 Bildung von Ketonen 4 7 Bildung von Ketenen 5 Sicherheitshinweise 6 EinzelnachweiseNomenklatur BearbeitenBisweilen werden die Begriffe Carbonsaurechlorid und Saurechlorid auch synonym verwendet 2 Dies ist nicht ganz korrekt weil zwar alle Carbonsaurechloride zugleich Saurechloride sind Andererseits sind nicht alle Saurechloride auch Carbonsaurechloride beispielsweise ist das p Toluolsulfonsaurechlorid zwar ein Saurechlorid aber kein Carbonsaurechlorid Die Benennung kann entweder als Carbonsaurechlorid ausgehend vom Namen der Carbonsaure oder vom Acylrest erfolgen Beispiele Essigsaurechlorid oder Acetylchlorid nicht zu verwechseln mit Chloressigsaure ClCH2COOH Benzoesaurechlorid oder Benzoylchlorid nicht zu verwechseln mit ortho meta oder para Chlorbenzoesaure Ameisensaurechlorid oder Formylchlorid ist eine nur hypothetisch bzw unter hohem Druck und sehr tiefen Temperaturen existierende Substanz Bei Normalbedingungen zerfallt es in Chlorwasserstoff und Kohlenmonoxid Darstellung BearbeitenCarbonsaurechloride werden durch Reaktion der entsprechenden Carbonsauren mit Thionylchlorid SOCl2 Phosgen COCl2 Phosphor III chlorid oder Phosphor V chlorid synthetisiert 3 Umsetzung mit Thionylchlorid SOCl2 unter Abspaltung von Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff nbsp Acyl chloride synthesis1Die Umsetzung mit Thionylchlorid hat den Vorteil dass alle entstehenden Stoffe ausser dem gewunschten Carbonsaurechlorid gasformig sind Umsetzung mit Phosgen COCl2 unter Abspaltung von Kohlenstoffdioxid und Chlorwasserstoff nbsp Acyl chloride synthesis2Umsetzung mit Phosphor III chlorid unter Abspaltung von Phosphonsaure nbsp Acyl chloride synthesis3Umsetzung mit Phosphor V chlorid unter Abspaltung von Phosphoroxychlorid und Chlorwasserstoff nbsp Acyl chloride synthesis4Die Fluor und Bromanaloga reagieren identisch Eigenschaften BearbeitenDie meisten niedermolekularen Carbonsaurechloride sind farblose stechend riechende Flussigkeiten die an feuchter Luft wegen der Hydrolyse zu Carbonsauren und Chlorwasserstoffsaure rauchen Im Vergleich zur jeweiligen Carbonsaure liegen Schmelz und Siedepunkte niedriger da die Carbonsaurechloride keine Wasserstoffbruckenbindungen ausbilden konnen Alle Carbonsaurechloride sind brennbar Durch den I Effekt des Chloratoms ist das Kohlenstoffatom der Carbonylgruppe starker positiv geladen und dadurch deutlich reaktiver als das der entsprechenden Carbonsaure Reaktionen BearbeitenDie Carbonsaurechloride sind Carbonylverbindungen mit hoher Reaktivitat Deshalb laufen viele Reaktionen die ausgehend von der reinen Carbonsaure nur unter besonderen Bedingungen moglich sind wesentlich leichter mit dem entsprechenden Carbonsaurechlorid ab Hydrolyse Bearbeiten Mit Wasser reagieren niedermolekulare Carbonylchloride unter sturmischer stark exothermer Reaktion zur jeweiligen Carbonsaure und Chlorwasserstoff Je geringer die Wasserloslichkeit ist desto langsamer verlauft die Hydrolyse nbsp Acyl chloride reaction1Zum genauen Mechanismus siehe auch Additions Eliminierungs Mechanismus Amidbildung Bearbeiten Durch Reaktion mit Ammoniak lassen sich die entsprechenden Carbonsaureamide herstellen nbsp Acyl chloride reaction2Dabei wird ebenfalls Chlorwasserstoff abgespalten Esterbildung Bearbeiten Durch Reaktion mit Alkoholen lassen sich die entsprechenden Carbonsaureester darstellen 4 5 nbsp Acyl chloride reaction3Diese Reaktion ist im Gegensatz zu derjenigen von Carbonsauren und Alkoholen irreversibel Friedel Crafts Acylierung Bearbeiten Durch Reaktion mit Aromaten hier Benzol bilden sich durch eine Friedel Crafts Acylierung aromatische Ketone 6 nbsp Acyl chloride reaction4Das Carbonsaurechlorid muss zuvor mit einer Lewis Saure hier Aluminiumtrichlorid aktiviert werden wobei sich ein hochreaktives Acyl Kation bildet das dann den Aromaten elektrophil angreift Bildung von Carbonsaureanhydriden Bearbeiten Im Labor stellt man Carbonsaureanhydride durch Einwirkung von Carbonsaurechloriden auf Alkalisalze von Carbonsauren hier ein Natriumsalz her 2 nbsp Acyl chloride reaction5Als Nebenprodukt entsteht ein Alkalichlorid hier Natriumchlorid Bildung von Ketonen Bearbeiten Ein Carbonsaurechlorid reagiert mit einem organischen Cuprat hier Lithiumdimethylcuprat zu einem Keton 7 nbsp Acyl chloride reaction6Als Nebenprodukte entstehen Lithiumchlorid und Kupfer I chlorid Bildung von Ketenen Bearbeiten Ketene konnen durch Umsetzung eines Carbonsaurechlorids mit einem tertiaren Amin z B Triethylamin dargestellt werden wenn an dem a Kohlenstoffatom des Saurechlorids mindestens ein Wasserstoffatom gebunden ist nbsp Acyl chloride reaction7Sicherheitshinweise BearbeitenDa die Carbonsaurechloride sehr leicht und unter Hitzeentwicklung hydrolysieren mussen diese moglichst trocken gelagert werden Entweichender Chlorwasserstoff reizt Schleimhaute Augen und Haut Die Reaktion mit niedrigen Alkoholen verlauft meist ahnlich sturmisch unter Bildung des Esters und der Chlorwasserstoffsaure Einzelnachweise Bearbeiten Hans Beyer und Wolfgang Walter Organische Chemie S Hirzel Verlag Stuttgart 1984 S 238 240 ISBN 3 7776 0406 2 a b Hans Beyer und Wolfgang Walter Organische Chemie S Hirzel Verlag Stuttgart 1984 S 241 ISBN 3 7776 0406 2 Brockhaus ABC Chemie VEB F A Brockhaus Verlag Leipzig 1965 S 1236 Siegfried Hauptmann Organische Chemie 2 Auflage VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1985 S 319 ISBN 3 342 00280 8 Hans Beyer und Wolfgang Walter Organische Chemie S Hirzel Verlag Stuttgart 1984 S 245 ISBN 3 7776 0406 2 Hans Beyer und Wolfgang Walter Organische Chemie S Hirzel Verlag Stuttgart 1984 S 505 ISBN 3 7776 0406 2 Joachim Buddrus Grundlagen der Organischen Chemie Walter de Gruyter Verlag Berlin 4 Auflage 2011 S 553 ISBN 978 3 11 024894 4 Normdaten Sachbegriff GND 4430792 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carbonsaurechloride amp oldid 220724052