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Der Induktive Effekt oder I Effekt ist in der organischen Chemie ein ladungsverandernder Effekt der sowohl als I Effekt elektronenschiebend als auch als I Effekt elektronenziehend auftritt Er wird durch elektrostatische Induktion durch funktionelle Gruppen entlang einer oder mehrerer chemischer Bindungen ausgelost 1 Das Konzept wurde von den Chemikern Gilbert Newton Lewis und Christopher Kelk Ingold entwickelt Inhaltsverzeichnis 1 Grundlage 2 Allgemeines 3 I Effekt 4 I Effekt 5 Auswirkungen des Induktionseffektes 6 Induktiv wirkende Gruppen 6 1 I positiver induktiver Effekt 6 2 I 0 kein induktiver Effekt 6 3 I negativer induktiver Effekt 7 Siehe auch 8 EinzelnachweiseGrundlage BearbeitenDie Ursache dieser Effekte ist eine Asymmetrie in der Verteilung der Elektronen in einer Elektronenpaarbindung zwischen zwei gleichen aber unterschiedlich substituierten Atomen oder zwischen zwei unterschiedlichen Atomen Zwei Atome die durch eine Elektronenpaarbindung gebunden sind teilen sich zwei Elektronen Diesen Elektronen ist kein fester Platz zugewiesen sondern sie sind innerhalb dieser Bindung frei beweglich Die Elektronen werden im Fall einer Asymmetrie der Elektronenverteilung zu dem Atom hingezogen dessen Elektronegativitat grosser ist Man unterscheidet zwei Arten von I Effekten den I Effekt sprich positiver induktiver Effekt und den I Effekt sprich negativer induktiver Effekt Ein elektronegativeres Atom ubt einen I Effekt aus sodass sich die Elektronendichte bei dem anderen Atom verringert Bei einem I Effekt werden die Elektronen von dem einen Atom weggeschoben und somit die Elektronendichte an dem anderen Atom erhoht Die Bindung weist nun einen Dipolcharakter auf der durch d am Atom mit der geringeren Ladungsdichte und d am Atom mit der hohen Ladungsdichte gekennzeichnet wird Um die Starke des induktiven Effektes von Atomen oder Atomgruppen zu vergleichen wird die Elektronegativitat des Substituenten mit der Elektronegativitat des Wasserstoffs verglichen Je grosser die Differenz der Elektronegativitaten desto starker ist der induktive Effekt Allgemeines BearbeitenKovalente Bindungen konnen je nach Elektronegativitat der Bindungspartner polarisiert sein also als polare Atombindungen vorliegen Ist eines der Elemente elektronegativer als sein Bindungspartner so halten sich die Elektronen haufiger in seiner Nahe auf Dadurch verschiebt sich die Ladungsverteilung sodass das elektronegativere Element mehr oder weniger stark negativ polarisiert ist Entlang der Bindung liegt ein Bindungsdipolmoment vor Als Beispiel ist hier Wasser H2O anzufuhren Durch die hohere Elektronegativitat halten sich die Elektronen haufiger beim Sauerstoff Atom auf Im Wassermolekul wird dies durch d in der Nahe des O Atoms sowie durch jeweils ein d neben jedem der beiden H Atome ausgedruckt Oft wird das d beim Sauerstoff etwas grosser geschrieben Dies ist ublich da die d Ladung des Sauerstoff Atoms doppelt so hoch ist wie die jedes einzelnen Wasserstoff Atoms Durch Vektoraddition der einzelnen Bindungsdipolmomente ergibt sich das elektrische Dipolmoment des Molekuls Bindungsdipolmomente und elektrisches Dipolmoment sollten nicht miteinander verwechselt werden So haben symmetrisch gebaute Molekule wie z B Kohlenstoffdioxid O C O polare Bindungen aber kein elektrisches Dipolmoment nbsp nbsp Bindungsdipolmomente des Wassermolekuls Bindungsdipolmomente und elektrisches Dipolmoment eines H2O Molekuls Grun elektrisches Dipolmoment p displaystyle vec p nbsp Der induktive Effekt kann sich uber mehrere Bindungen hinweg auf andere Atome oder Atomgruppen auswirken Die Starke nimmt jedoch mit dem Quadrat der Entfernung ab Man geht davon aus dass sich induktive Effekte nicht weiter als drei benachbarte Bindungen auswirken Tritt ein induktiver Effekt in einem Molekul wie beispielsweise 1 Fluorpropan auf so wirkt die induktive Kraft auch auf die in einer Kette folgenden Atome nbsp Das Fluor Atom lost einen Induktionseffekt aus der sich auf die drei folgenden Kohlenstoffatome auswirkt Am starksten ist der Induktionseffekt auf das erste Kohlenstoffatom das direkt an das Fluoratom gebunden ist dies wird durch das Symbol d indiziert Die Starke nimmt allerdings ab je weiter das betroffene Kohlenstoffatom vom Fluoratom entfernt ist Auf das zweite Kohlenstoffatom in der Alkyl Kette ist der Induktionseffekt geringer was durch die Markierung dd ausgedruckt wird Wiederum sehr viel geringer wirkt sich der induktive Effekt des Fluoratoms auf das noch weiter vom Fluoratom entfernte dritte Kohlenstoffatom aus was durch die Markierung ddd ausgedruckt wird In der Regel betrachtet man I Effekte bei komplexeren Verbindungen Dadurch ist es moglich das Verhalten der Verbindungen zu analysieren Beispielsweise hat der I Effekt bei Trichloressigsaure weitergehende Auswirkungen In dieser Verbindung uben drei Cl Atome am C Atom einen I Effekt aus Dadurch zieht das C Atom die Elektronen des ihm benachbarten C Atoms zu sich wodurch dieses C Atom Elektronen vom benachbarten und einfach gebundenen Sauerstoff zu sich zieht Die Bindung zwischen dem O Atom und dem mit ihm verbundenen H Atom ist dadurch geschwacht und das H Ion Proton sehr leicht abspaltbar I Effekt Bearbeiten nbsp I Effekt des Lithiumatoms in MethyllithiumEinen I Effekt haben Teilchen die elektronenschiebend wirken Dies geschieht z B wenn das Teilchen negativ geladen ist oder eine niedrige Elektronegativitat besitzt Ebenso ist der I Effekt bei der Ausbildung von Hybridorbitalen zu beobachten so wirkt z B die Methylgruppe CH3 elektronenschiebend auch wenn das aufgrund der C C Einfachbindung nicht einzusehen ist I Effekt Bearbeiten nbsp I Effekt des Bromatoms in BrommethanDen I Effekt haben Atome die elektronenziehend wirken Dies kommt in der Regel durch hohe Elektronegativitat oder eine positive Ladung zustande Stark elektronegative Teilchen ziehen besonders stark Elektronen an Auswirkungen des Induktionseffektes BearbeitenDie Auswirkungen des Induktionseffektes sind dass andere polare Molekule sich nun am besagten Molekul ausrichten und es angreifen konnen Zudem hat der Induktionseffekt Einfluss auf die Lage der Zweitsubstituenten an aromatischen Systemen Radikale oder Carbeniumionen Carbokationen also Teilchen mit Elektronenmangel werden durch Substituenten mit I Effekt stabilisiert und durch solche mit I Effekt destabilisiert Abgesehen davon hat der induktive Effekt entscheidenden Einfluss auf die Saurestarke eines Molekuls Verfugt ein Molekul beispielsweise uber einen stark elektronegativen elektronenanziehenden Substituenten wird die Abspaltung eines Protons erleichtert I Effekt die Saurestarke ist entsprechend gross Umgekehrt fuhrt ein elektronenschiebender Substituent zu einer geringen Saurestarke I Effekt Der I Effekt hat auch Einfluss auf die Stellung des Zweitsubstituenten bei der elektrophilen aromatischen Substitution Ein Erstsubstituent mit I Effekt schiebt Elektronen in das System hinein Der induktive Effekt nimmt jedoch in der Entfernung schnell ab Wenn Substituenten in ortho oder para Stellung gebunden werden dann entsteht als Ubergangszustand ein Kation das in mesomeren Grenzstrukturen dargestellt werden kann Dabei gibt es immer eine Grenzstruktur bei der sich die positive Ladung des Kations bei dem C Atom befindet das den Erstsubstituenten gebunden hat Dadurch dass sich bei dieser Grenzstruktur die hineingeschobenen Elektronen direkt neben der positiven Ladung befinden wird das Kation stabilisiert Die stabileren Ubergangszustande bei der ortho oder para Stellung haben eine relativ geringe Energie und sind deshalb auch relativ schnell erreicht siehe Hammond Postulat Man sagt auch dass Erstsubstituenten mit I Effekt in ortho oder para Stellung dirigieren Die para Stellung wird aufgrund geringerer sterischer Hinderung vor der ortho Stellung bevorzugt 2 Induktiv wirkende Gruppen BearbeitenHier sind einige induktiv wirkende Gruppen gelistet 3 I positiver induktiver Effekt Bearbeiten t Butylgruppe C CH3 3 i Propylgruppe CH CH3 2 Alkylrest RI 0 kein induktiver Effekt Bearbeiten Wasserstoffatom H I negativer induktiver Effekt Bearbeiten Sauerstoff in der Carbonylgruppe C O Hydroxygruppe OH Iodatom I Bromatom Br Chloratom Cl Nitrogruppe NO2 Aminogruppe NH2 Carboxygruppe COOH Fluoratom F Cyanogruppe CNSiehe auch BearbeitenMesomerer EffektEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu inductive effect In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook I03021 K Peter C Vollhart Neil E Shore Organische Chemie Wiley VCH Verlag 5 Auflage 2011 ISBN 978 3 527 32754 6 S 787 ff Manfred Liersch Chemie 2 Kurz und Klar Auer 1996 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Induktiver Effekt amp oldid 236946377