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Eklogite sind gemass der Definition der IUGS metamorphe Gesteine die frei von Plagioklas sind und aus 75 Omphacit und Granat zusammengesetzt sind 1 Sie entstanden aus Ausgangsgesteinen Protolithen mit basaltischem Chemismus Metabasite die durch eine Metamorphose unter hohen HP oder sogar ultrahohen UHP Druckbedingungen bei relativ geringen Temperaturen uber ca 14 kbar und ab ca 500 C 2 gebildet wurden sog Eklogit Fazies Eklogite entlang der Nahtlinie Geosutur zwischen zwei ehemals getrennten Kontinenten sind Zeugnis des fruheren Vorhandenseins eines Ozeans oder Meeresbeckens mit ozeanischer Kruste zwischen zwei Kontinentalplatten Eklogit hat eine Dichte von 3 2 3 6 g cm Er ist damit das dichteste aller Silikatgesteine das an der Erdoberflache aufgeschlossen ist und gilt als ein Hauptantrieb der Plattentektonik seit dem Mesoarchaikum Anschliff eines EklogitsAls Naturstein wird er trotz seiner festen und witterungsbestandigen Eigenschaften kaum genutzt da er sehr selten aufgeschlossen an der Oberflache vorliegt und die Vorkommen zum Teil auch unter Geotopschutz stehen 3 4 Inhaltsverzeichnis 1 Mineralogische Zusammensetzung 2 Entstehung 3 Vorkommen 4 Retrograde Metamorphose 5 Bedeutung fur die Geologie 6 Literatur 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMineralogische Zusammensetzung BearbeitenEklogite bestehen aus grunem Klinopyroxen omphacitreich Ca Na Mg Al Si2O6 und rotem Granat pyropreich Daneben sind oft Quarz Disthen Rutil Titanit Phengit und Pyrit enthalten Kennzeichnend fur alle Arten von Eklogiten ist per Definition das Fehlen von Plagioklas Feldspat der bei Druckerhohung wird Albit zu Jadeit und Quarz Bei extrem hohen Drucken ab ca 27 kbar Ultrahochdruck Metamorphose ist auch Coesit die Hochdruckmodifikation von Quarz enthalten Ab 27 kbar 500 C ansteigend auf 35 kbar 700 C 5 kann bei entsprechender chemischer Komposition auch Diamant im Eklogit enthalten sein Coesit oder auch Diamant sind meistens in den stabilen Mineralphasen wie Granat Disthen oder auch Omphacit zu finden und sind nach der Exhumierung an der Erdoberflache oft nur noch indirekt nachweisbar Entstehung BearbeitenEklogite entstehen bei hohen Drucken ab ca 10 kbar entspricht ca 35 km Tiefe und mittleren bis hohen Temperaturen 500 bis 1000 Grad Celsius was jedoch nur in Regionen mit niedrigen geothermischen Gradienten der Fall ist Somit werden Eklogite haufig als Indikator fur Palaosubduktionszonen angesehen Eklogitfazielle Gesteine konnen auch an der Basis einer stark verdickten kontinentalen Kruste entstehen derartige Funde sind allerdings ziemlich selten Bei der Heraushebung an die Erdoberflache konnen die Eklogite durch retrograde Metamorphose uberpragt werden wobei sich Minerale wie z B Plagioklas Amphibol Epidot und Biotit bilden die aber nicht der eigentlichen eklogitfaziellen Mineralparagenese zugerechnet werden durfen Aufgrund ihrer hohen Dichte gelten die altesten erhaltenen Eklogitfunde im Fennoskandischen Schild Halbinsel Kola auch als Beweis fur die Existenz von Subduktion und Plattentektonik im heutigen Sinne vor 2 87 Mrd Jahren 6 Altere Eklogite gelten aufgrund des hoheren geothermischen Gradienten im fruheren Archaikum bzw Hadaikum als unwahrscheinlich 7 Die altesten bisher gefundenen Eklogitfragmente haben ein Alter von maximal 3 2 Milliarden Jahren Dass Eklogite davor selten oder uberhaupt nicht entstanden liegt wahrscheinlich an dem damals viel heisseren Erdmantel 8 Vorkommen BearbeitenDie Typlokalitat des Gesteins befindet sich bei Kupplerbrunn Gemeinde Eberstein auf der Karntner Saualpe 9 Die grossten Eklogitvorkommen in Mitteleuropa befinden sich im Bereich der Munchberger Gneismasse Das grosste Einzelvorkommen ist der Weissenstein bei Stammbach Die Ausgangsgesteine der Eklogite der Munchberger Gneismasse waren unterseeische Vulkanite die sich im Prakambrium vor ca 570 Ma Millionen Jahre bildeten Die alpinen Eklogite im zentralen Teil der Alpen werden mit ca 100 Ma als relativ jung dargestellt Fur einige Teile wird ein hoheres Alter vertreten Eklogite des zentralen Otztalkristallins und auch der Bohmischen Masse sollen aus einem Subduktionsvorgang vor ca 360 Ma jungstes Devon und damit vom Beginn der variszischen Gebirgsbildung stammen 10 Letzteres wird mit mehrfachen Metamorphosestadien auch fur die Eklogite der Koralpe im steirischen Randgebirge vertreten Mittelostalpines Deckenstockwerk Koralmkristallin 11 Im Himalaya Gebirge wurden sehr junge Eklogite im nordlichen Teil des Kaghan Tals Pakistan und am Tso Morari in Ladakh Indien gefunden Die Datierungen ergaben ein eozanes Alter um 47 Mio Jahre vor heute Da angenommen werden kann dass die Versenkung von indischem Krustenmaterial unter Eurasien und die Bildung der Eklogite mit der Kontinent Kontinent Kollision stattgefunden hat sind die ca 47 Mio Jahre auch als das Alter des nordwestlichen Himalaya Gebirges anzusehen Vorgenommene Mineraldatierungen erlauben des Weiteren die Aussage dass die Exhumation der Eklogite aus ca 140 km Tiefe nach ihrer Entstehung zwischen 47 und 46 Mio Jahren vor heute sehr schnell bis auf krustale Tiefen ca 40 km stattfand und danach deutlich langsamer verlief 12 Die jungsten Eklogite mit einem Alter von nur ca 4 3 Ma Unsicherheit 0 4 wurden 2004 im ostlichen Papua Neuguinea entdeckt 13 Die allermeisten bekannten Eklogite sind terrestrischen Ursprungs Da bei Meteoriteneinschlagen zwar die richtigen Drucke aber zu grosse Hitze vorherrschen entstehen wenn uberhaupt hier nur sehr geringe Mengen an Eklogit Erst seit 2013 sind Proben eines extraterrestrischen Eklogit bekannt welche von einem zerschellten Meteoriten stammen der in etwa so gross wie der Mond oder noch grosser gewesen sein muss 14 Retrograde Metamorphose BearbeitenEklogit im Mikroskop nbsp Eklogit Fundort Autengrun Munchberger Gneismasse Ubersichtsaufnahme im Dunnschliff im linear polarisierten Licht Omphacit und Granat sind kaum voneinander zu unterscheiden nbsp Eklogit Fundort Autengrun Munchberger Gneismasse Ubersichtsaufnahme im Dunnschliff unter gekreuzten Polarisatoren Der isotrope Granat bleibt dunkel Omphacit leuchtet in bunten Interferenzfarben nbsp Partiell retrograd uberpragter Eklogit von Forstenreuth Dunnschliff LPL In der Mitte reliktisch erhaltener Omphacit umgeben von symplektitischen Verwachsungen aus Diopsid und Plagioklas Rechts am Bildrand Granat mit hohem Relief nbsp Partiell retrograd uberpragter Eklogit Dunnschliff XPL Die Relikte von Omphacit fallen durch ihre bunten Interferenzfarben auf Daneben Quarz grau Zoisit blau Granat schwarz Da die Druck und Temperaturbedingungen der Eklogit Fazies nur in grosseren Tiefen erreicht werden bedarf es ggf langerer Zeitraume um das entsprechend metamorphosierte Gestein wieder an die Erdoberflache zu befordern Werden dabei die Bedingungen niedriggradiger metamorpher Faziesbereiche langere Zeit aufrechterhalten kann sich die Mineralparagenese tw an diese Bedingungen anpassen Haufig zerfallt dabei der ursprunglich vorhandere Omphacit des Eklogits in ein Gemisch aus Pyroxen und Plagioklas mit fortschreitender retrograder Metamorphose kann der Pyroxen auch durch Amphibol ersetzt werden Die entsprechenden Gemische bilden dabei haufig symplektitische Verwachsungen 15 Makroskopisch sind diese Veranderungen nicht unbedingt besonders auffallig im mikroskopischen Bild fallen die Umwandlungsprodukte allerdings sofort ins Auge Bedeutung fur die Geologie BearbeitenDie Untersuchung von Eklogiten ist hilfreich bei palaogeographischen Rekonstruktionen Eklogite die aus einem Mittelozeanischen Rucken Basalt MORB hervorgegangen sind reprasentieren ein Stuck ehemalige ozeanische Kruste das in einer Palaosubduktionszone verschluckt und in grosse Tiefen transportiert wurde bevor es durch Exhumation wieder an die Erdoberflache gelangte hierbei liegen meist nur Eklogitlinsen in Material z B Blauschiefer mit einer geringeren Dichte vor Literatur BearbeitenWerner Geigner Brigitta Hella Keil Geologisch mineralogischer Wander und Exkursionsfuhrer Eklogit Conventus Musicus Verlag Dettelbach 2002 OCLC 163309536 Siehe auch BearbeitenListe der GesteineWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Eklogit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Simon Wellings Eclogite mysterious visitor from the deep Blogeintrag des Geologen im Blog Metageologist 15 August 2012 englisch Simon Wellings Oceanic crust that sinking feeling All Geo Blogs Metageologist 9 September 2012 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Douglas Fettes Jacqueline Desmons Hrsg Metamorphic Rocks A Classification and Glossary of Terms Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 33618 5 S 147 Gregor Markl Minerale und Gesteine 2 Auflage Spektrum Heidelberg 2008 ISBN 978 3 8274 1804 3 S 104 Walter Schumann Der neue BLV Steine und Mineralienfuhrer Munchen 1997 S 320 lfu bayern de C S Kennedy G C Kennedy The equlibrium boundary between graphite and diamond In Journal of Geophysical Research vol 81 1976 S 2467 2470 geology gsapubs org Harald Furnes Minik Rosing u a Isua supracrustal belt Greenland A vestige of a 3 8 Ga suprasubduction zone ophiolite and the implications for Archean geology In Lithos 113 2009 S 115 132 doi 10 1016 j lithos 2009 03 043 Steven B Shirey Stephen H Richardson Start of the Wilson Cycle at 3 Ga Shown by Diamonds from Subcontinental Mantle In Science 333 6041 22 Juli 2011 S 434 436 doi 10 1126 science 1206275 Friedhelm Thiedig Eklogit Ein interessantes Karntner Gestein Geschichte seiner Entdeckung Verbreitung und Entstehung In Carinthia II Band 200 2010 S 7 48 zobodat at PDF abgerufen am 18 Dezember 2019 Hans Georg Krenmayr Albert Daurer Redaktion Rocky Austria Eine bunte Erdgeschichte von Osterreich Geologische Bundesanstalt Wien 1999 ISBN 3 85316 006 9 S 36 Helmut W Flugel F Neubauer Geologie der osterreichischen Bundeslander in kurzgefassten Einzeldarstellungen Steiermark Erlauterungen zur Geologischen Karte der Steiermark 1 200 000 Geologische Bundesanstalt Bundeslanderserie Wien 1984 S 70 Franziska D H Wilke Patrick J O Brien Axel Gerdes Martin J Timmerman Masafumi Sudo The multistage exhumation history of the Kaghan Valley UHP series NW Himalaya Pakistan from U Pb and 40Ar 39Ar ages In European Journal of Mineralogy Band 22 Nr 5 1 Oktober 2010 ISSN 0935 1221 S 703 719 doi 10 1127 0935 1221 2010 0022 2051 ingentaconnect com abgerufen am 3 September 2018 S L Baldwin B D Monteleone L E Webb P G Fitzgerald M Grove E June Hill Pliocene eclogite exhumation at plate tectonic rates in eastern Papua New Guinea In Nature 431 2004 S 263 267 M Kimura N Sugiura T Mikouchi T Hirajima H Hiyagon Y Takehana Eclogitic clasts with omphacite and pyrope rich garnet in the NWA 801 CR2 chondrite In American Mineralogist 98 2 3 2013 S 387 393 doi 10 2138 am 2013 4192 Roland Vinx Gesteinsbiestimmung im Gelande 3 Auflage Spektrum Heidelberg 2011 ISBN 978 3 8274 2748 9 S 412 415 Normdaten Sachbegriff GND 4278264 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eklogit amp oldid 227831179