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Epidot ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der allgemeinen chemischen Zusammensetzung Ca2 Fe3 Al Al2 O OH SiO4 Si2O7 2 Die Klammern in der chemischen Formel bedeuten dass Eisen und Aluminium sich zwar in begrenztem Umfang vertreten konnen Substitution jedoch immer im selben Verhaltnis zu den ubrigen Bestandteilen stehen Epidot ist zudem der namensgebende Vertreter der Epidotgruppe einer Gruppe chemisch ahnlicher Minerale EpidotEpidotkristallstufe mit wenig Manganaxinit aus Canta Lima Peru Grosse 6 0 cm 3 5 cm 3 0 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Ep 1 Chemische Formel Ca2 Fe3 Al Al2 O OH SiO4 Si2O7 2 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate GruppensilikateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII C 23 VIII C 23 020 9 BG 05 58 02 01a 02Ahnliche Minerale Allanit Diopsid Dravit Klinozoisit Piemontit Vesuvianit ZoisitKristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe P21 m Nr 11 Vorlage Raumgruppe 11 2 Gitterparameter a 8 89 A b 5 63 A c 10 15 Ab 115 4 2 Formeleinheiten Z 2 2 Haufige Kristallflachen 100 001 101 111 Zwillingsbildung lamellar nach 100 Physikalische EigenschaftenMohsharte 6 bis 7 3 Dichte g cm3 gemessen 3 38 bis 3 49 berechnet 3 391 bis 3 464 3 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 unvollkommen nach 100 Bruch Tenazitat muschelig unebenFarbe variabel oft dunkelgrun gelbbraunStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis undurchsichtigGlanz GlasglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 715 bis 1 751nb 1 725 bis 1 784ng 1 734 bis 1 797 4 Doppelbrechung d 0 019 bis 0 046 4 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V gemessen 90 bis 116 berechnet 62 bis 84 4 Pleochroismus stark gruner E fast farblos gelbgrun gelbbraungrunbrauner E grun braun gelbEinige Tawmawite kraftiggrun kraftigrot im Idealwinkel mit scharfem Ubergang weiter abweichend von diesem gelbgrun rotbraunEpidot bildet meist prismatische Kristalle von bis zu 35 cm Lange 3 die parallel 010 gestreckt und gestreift sein konnen und je nach Reinheit durchsichtig bis undurchsichtig sind Daneben kommt das Mineral aber auch in Form faseriger korniger bis massiger und radialstrahliger Aggregate vor Die Farbe von Epidot ist variabel oft jedoch dunkelgrun manchmal gelbbraun wahrend die Strichfarbe weiss ist Mit einer Mohsharte die je nach Reinheit des Minerals zwischen 6 und 7 liegt gehort Epidot zu den mittelharten bis harten Mineralen Um ihn zu ritzen braucht es mindestens eine Stahlfeile er selbst ist aber in der Lage einfaches Fensterglas zu ritzen Epidot bildet mit Klinozoisit Ca2AlAl2 O OH SiO4 Si2O7 eine luckenlose Mischkristallreihe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Modifikationen und Varietaten 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung als Schmuckstein 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Epidotkristall mit Sicht auf die namensgebende Kristallbasis mit den verschieden langen SeitenErstmals entdeckt wurde Epidot 1782 bei Le Bourg d Oisans im franzosischen Departement Isere Allerdings wurden die dort gefundenen Proben zunachst falschlich als Turmalin bezeichnet Erst der franzosische Mineraloge Rene Just Hauy erkannte im Jahre 1801 dass es sich bei diesem Material um ein eigenstandiges Mineral handelte das er nach dem griechischen Wort epidosis fur Zugabe Steigerung oder Ausdehnung bezeichnete als Anspielung auf die fur Epidote charakteristische Kristallform bei der eine der Seiten an der Unterseite des Prismas langer ist als die andere Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Epidot zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Gruppensilikate Sorosilikate wo er zusammen mit Allanit Ce Allanit La Allanit Y Dissakisit Ce Dissakisit La Dollaseit Ce Epidot Pb Ferriallanit Ce Gatelit Ce Khristovit Ce Klinozoisit Klinozoisit Sr Manganiandrosit Ce Manganiandrosit La Tweddillit Mukhinit Piemontit Piemontit Sr Uedait Ce Vanadoandrosit Ce Vastmanlandit Ce und Zoisit die nach ihm benannte Epidotgruppe bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Epidot ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Gruppensilikate Sorosilikate ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Gruppenbildung der Silikatkomplexe und der Koordination der Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seines Aufbaus in der Unterabteilung der Gruppensilikate mit gemischten SiO4 und Si2O7 Gruppen Kationen in oktaedrischer 6 er und grosserer Koordination zu finden ist wo es ebenfalls namensgebend die Epidotgruppe mit der System Nr 9 BG 05 und den weiteren Mitgliedern Allanit Ce Allanit La Allanit Y Dissakisit Ce Dissakisit La Dollaseit Ce Epidot Pb Epidot Sr Ferriallanit Ce Khristovit Ce Klinozoisit Sr Klinozoisit Manganiandrosit Ce Manganiandrosit La Tweddillit Mukhinit Piemontit Sr Piemontit Uedait Ce Vanadoandrosit Ce und Vanadoepidot bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Epidot in die Klasse der Silikate und Germanate dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der Gruppensilikate Insulare gemischte einzelne und grossere Tetraedergruppen Hier ist er ebenfalls Namensgeber der Epidotgruppe Klinozoisit Untergruppe mit der System Nr 58 02 01a und den weiteren Mitgliedern Klinozoisit Epidot Pb Mukhinit Piemontit Piemontit Sr Tweddillit Gatelit Ce Klinozoisit Sr Uedait Ce und Epidot Sr innerhalb der Unterabteilung der Gruppensilikate Insulare gemischte einzelne und grossere Tetraedergruppen mit Kationen in 6 und hoherer Koordination Einzel und Doppelgruppen n 1 2 zu finden Kristallstruktur BearbeitenEpidot im Mikroskop nbsp Epidot Dunnschliff linear polarisiertes Licht Erkennbar sind die hohe Lichtbrechung Relief sowie die ungleichmassige Farbung nbsp Epidot Dunnschliff gekreuzte Polarisatoren Auffallig intensive anomale Interferenzfarben Epidot kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 m Raumgruppen Nr 11 Vorlage Raumgruppe 11 mit den Gitterparametern a 8 89 A b 5 63 A c 10 15 A und b 115 4 sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Im Dunnschliff unter dem Mikroskop erscheint Epidot in Abhangigkeit vom Eisengehalt sowie der Orientierung der Kristalle in blassgelben bis deutlich gelbgrunen Farben wobei die Farbung oftmals unregelmassig fleckig verteilt ist oder Zonarbau mit unterschiedlich intensiver Farbung erkennbar wird Aufgrund der hohen Lichtbrechung zeigt das Mineral gegen die meisten Begleitminerale ein deutlich positives Relief Bei gekreuzten Polarisatoren erscheinen leuchtend bunte anomale Interferenzfarben 5 Modifikationen und Varietaten BearbeitenBisher sind folgende Varietaten des Epidots bekannt Allanit Epidot auch Epidot Orthit Mischkristall aus Allaniten und Epidot 6 Beryllium Epidot und Chrom Epidot enthalten als Beimengungen das jeweils genannte Metall Pistazit bzw Pistacit mikrokristallin durch Beimengungen an Eisen grun Pistazie bis schwarzgrun gefarbt 6 Puschkinit grun rot und gelb Varietat aus dem Ural 6 Tawmawit kraftiggrun hellgrun bis hellgelb braun bis rot durch Beimengungen von Chrom besondere Farbtone benannt nach seiner Typlokalitat Tawmaw 6 Die Farben konnen durch starken Pleochroismus richtungsabhangig untereinander wechseln und somit alle an einem Stuck zu sehen sein Withamit undurchsichtig manganhaltig und daher rosa bis rot gefarbt 6 Allanit mit den Anhangen Ce La und Y und Klinozoisit werden von einigen Quellen ebenfalls als Varietat von Epidot gekennzeichnet Sie sind jedoch von der International Mineralogical Association IMA als eigenstandige Minerale anerkannt Allanit allerdings nur in Verbindung mit den jeweils angehangten Elementen zur Unterscheidung der Endglieder dieser Mischreihe 7 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Sauliger Epidot auf Aktinolith Byssolith und Dolomit von der Knappenwand in Osterreich Grosse 9 6 5 5 9 cm nbsp Epidot und Quarz aus ItalienEpidot bildet sich als haufiger Bestandteil metamorpher Gesteine insbesondere solchen die sich von magmatischen Gesteinen wie Basalt also z B Amphibolit ableiten Auch in Marmor metamorpher Kalkstein ist er haufiger anzutreffen Daneben tritt er in Hydrothermaladern als Zersetzungsprodukt anderer Silikatminerale auf Begleitminerale sind unter anderem verschiedene Amphibole Granate Plagioklase Pyroxene und Zeolithe sowie Aktinolith Albit Calcit Glaukophan Lawsonit Omphacit Prehnit Pumpellyit Quarz Riebeckit Skapolith Talk Vesuvianit und Wollastonit Epidot wird bei steigender Temperatur instabil und zerfallt bei ca 650 bis 700 C In den Gesteinen der Amphibolit Fazies resultiert das nach einer komplexen Reihe von Reaktionen in eine Anderung in der Gesteinszusammensetzung von Hornblende Albit Epidot und Quarz zu Hornblende Plagioklas und Quarz Der Anorthit Anteil nimmt also bei steigender Temperatur zu Insgesamt konnte Epidot bisher Stand 2011 an rund 5600 Fundorten nachgewiesen werden 4 Erwahnenswert aufgrund hervorragender Mineralfunde ist unter anderem Sobotin in Tschechien wo bis zu 14 cm lange grune Kristalle zutage traten An der Knappenwand im osterreichischen Untersulzbachtal wurden Kristalle mit etwa 10 cm Lange gefunden 8 Alteren Berichte aus dem 19 Jahrhundert zufolge sollen an der Knappenwand zwar noch weit grossere 50 bis 70 cm Kristalle gefunden worden sein allerdings lassen sich diese Angaben nicht durch entsprechende Belegstucke beweisen 6 In Osterreich wurde das Mineral ausser an der Knappenwand noch an vielen weiteren Orten in Salzburg Karnten der Steiermark und Tirol bei Badersdorf und Sieggraben im Burgenland sowie bei Trattenbach Aggsbach und im Waldviertel in Niederosterreich Liebenau in Oberosterreich und Montafon in Vorarlberg In Deutschland findet sich Epidot unter anderem im Schwarzwald in Baden Wurttemberg im Fichtelgebirge Schwabisch Frankischen Wald Bayerischen Wald und im Spessart in Bayern im Odenwald und Taunus in Hessen bei Egestorf in Niedersachsen bei Silbach in Nordrhein Westfalen an mehreren Orten der rheinland pfalzischen Eifel bei Nonnweiler im Saarland an mehreren Orten im Harz von Niedersachsen bis Sachsen Anhalt im Erzgebirge der Oberlausitz und im Vogtland in Sachsen sowie an mehreren Orten in Schleswig Holstein und Thuringen Besonders reiche Vorkommen sind im Raum der oberen Mulde bekannt welche insbesondere durch Auswaschungen angereichert wurden 9 In der Schweiz konnte das Mineral bisher in der berner Gemeinde Guttannen Entlebuch LU in Luzern sowie an mehreren Orten der Kantone Graubunden Tessin Uri und Wallis gefunden werden Weitere Fundorte sind Afghanistan Agypten Algerien die Antarktis Argentinien Armenien Aserbaidschan Athiopien Australien Bangladesch Belgien Bolivien Botswana Brasilien Bulgarien Burkina Faso Chile China Costa Rica die Dominikanische Republik die Demokratische Republik Kongo Ecuador die Elfenbeinkuste Fidschi Finnland Frankreich Ghana Griechenland Gronland Guatemala Guyana Haiti Island Indien Indonesien Iran Irland Italien Jamaika Japan Kambodscha Kanada die Kanalinsel Jersey Kasachstan Kenia Kirgisistan Kolumbien Nordkorea Sudkorea Kuba Litauen Madagaskar Malawi Malaysia Mali Marokko Mazedonien Mexiko die Mongolei Myanmar Namibia Nepal Neukaledonien Neuseeland Nicaragua Norwegen Oman Pakistan Panama Papua Neuguinea Paraguay Peru die Philippinen Polen Portugal Puerto Rico Ruanda Rumanien Russland Sambia Saudi Arabien Schweden Senegal Serbien Simbabwe Slowakei Slowenien die Solomoneninsel Guadalcanal Spanien Sri Lanka Sudan Sudafrika Eswatini Taiwan Tadschikistan Thailand weitere Fundorte im tschechischen Bohmen und Mahren die Turkei Uganda Ukraine Ungarn Usbekistan die U S Virgin Islands das Vereinigte Konigreich Grossbritannien die Vereinigten Staaten von Amerika USA und Venezuela 10 Auch in Gesteinsproben des Mittelatlantischen Ruckens und des Zentralindischen Ruckens konnte Epidot nachgewiesen werden 10 Verwendung als Schmuckstein Bearbeiten nbsp Gruner Epidot im TreppenschliffEpidot ist aufgrund seiner vollkommenen Spaltbarkeit nur schwierig zu verarbeiten und wird daher eher selten zu Schmuckstein verarbeitet Klare Varietaten und einem glanzverstarkenden Facettenschliff konnen jedoch bei gelbbrauner Farbe durchaus einem dunklen Citrin oder Topas und bei dunkelgruner Farbe verschiedenen grunen Edelsteinen wie dem Smaragd grunem Turmalin Verdelith oder Diopsid zum Verwechseln ahnlich sehen Heinrich Harrer berichtet bei der Durchquerung Westpapuas 1962 dass die Dani in der Gegend um Mulia den grunen Epidot als besten Stein fur die Herstellung von Steinaxten bevorzugen An ausgesuchten Stellen im Steinbruch wurden Feuer entzundet und Stunden spater mit Gerollsteinen Keilen und Stangen Gestein abgebrochen und mit Holzzangen in Sicherheit gebracht Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenHeinrich Harrer Ich komme aus der Steinzeit Ullstein Frankfurt Main 1963 ISBN 3 524 00331 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Epidot Sammlung von Bildern Mineralienatlas Epidot und Mineralienatlas Mineralienportrait Epidot Wiki Webmineral Epidote englisch realgems org Epidot mit Beispielen geschliffener Epidote Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 585 a b c Epidote In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 79 kB a b c d Mindat Epidote englisch H Pichler C Schmitt Riegraf Gesteinsbildende Minerale im Dunnschliff 2 Auflage Enke Stuttgart 1993 ISBN 3 8274 1260 9 S 161 162 a b c d e f Mineralienatlas Mineralienportrait Epidot Wiki IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF englisch 1 8 MB Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 214 Lothar Eissmann Das quartare Eiszeitalter in Sachsen und Nordostthuringen Landschaftswandel am Sudrand des skandinavischen Vereisungsgebietes Altenburg Mauritianum Frankfurt Leipzig 1997 S 98 a b Fundortliste fur Epidot beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Epidot amp oldid 239000219