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Wollastonit selten auch Tafelspat oder Tafelspath ist ein haufig vorkommendes Mineral mit der chemischen Zusammensetzung CaSiO3 genauer Ca3 Si3O9 Chemisch gesehen handelt sich dabei um ein naturlich auftretendes Calciumsilicat bzw das Calcium Salz der Metakieselsaure Wollastonit zahlt daher zur Mineralklasse der Silicate und Germanate Seine Kristallstruktur besteht aus SiO3 2 Ketten die uber die Calcium Kationen untereinander verknupft werden Als ein Einfach Kettensilicat ist Wollastonit Teil der Inosilicate gehort aber hierbei nicht zur Mineralgruppe der Pyroxene die oft falschlicherweise als Synonym fur Einfach Kettensilicate verwendet wird sondern zu den Pyroxenoiden Pyroxenahnliche da die SiO3 2 Ketten in seiner Kristallstruktur einem anderen Verknupfungsmuster folgen Wollastonit ist farblos und kristallisiert im triklinen Kristallsystem Er entsteht durch Kontaktmetamorphose aus Kalkstein und ist ein gesteinsbildender Bestandteil des metamorphen Gesteins Skarn WollastonitWollastonit mit Blick auf SpaltflachenAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1962 s p 1 IMA Symbol Wo 2 Andere Namen Tafelspat Tafelspath nach Andreas Stutz WOLLASTONITE INCI 3 Chemische Formel CaSiO3 genauer Ca3 Si3O9 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und GermanateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII F 18 VIII F 18 010 9 DG 05 65 02 01 01aAhnliche Minerale Bustamit Pektolith Serandit TremolitKristallographische DatenKristallsystem triklinKristallklasse Symbol triklin pinakoidal 1Raumgruppe siehe KristallstrukturGitterparameter siehe KristallstrukturFormeleinheiten siehe KristallstrukturHaufige Kristallflachen 001 540 100 101 102 Zwillingsbildung haufig Zwillingsachse 010 Verwachsungsebene 100 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 5 bis 5Dichte g cm3 2 8 bis 2 9Spaltbarkeit 100 vollkommen 001 und 102 gutWinkel in der 010 Ebene 100 001 84 5 100 102 70 Bruch Tenazitat unebenFarbe farblos weiss z T grau gelb rot braunStrichfarbe weissTransparenz durchscheinend bis undurchsichtigGlanz Glasglanz Perlmuttglanz auf SpaltflachenKristalloptikBrechungsindizes na 1 616 bis 1 640nb 1 628 bis 1 650ng 1 631 bis 1 653Doppelbrechung d 0 013 bis 0 014Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 36 bis 60 Pleochroismus nicht bekanntWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten unloslich in Wassergut loslich in SalzsaureBesondere Merkmale manchmal fluoreszierend Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 3 1 Koordinationsumgebung der Ca2 und Si4 Kationen 3 2 Verknupfungsmuster der Silicatketten 3 3 Gesamtstruktur 3 4 Einfluss der Struktur auf die makroskopischen Eigenschaften 4 Modifikationen 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp William Hyde WollastonDer Name Wollastonit geht auf J Leman zuruck der den Namen erstmals 1818 im Nouveau dictionnaire d histoire naturelle appliquee aux arts a l agriculture bei der Beschreibung von Gesteinen genauer eines Skarn aus Dognecea im rumanischen Teil des Banat erwahnt Die Erstbeschreibung des Minerals erfolgte jedoch bereits 1793 durch den osterreichischen Mineralogen Andreas Stutz in Neue Einrichtung der k k Naturalien Sammlung zu Wien der das Mineral Tafelspath nannte Stutz hatte hierfur Handstucke von Gesteinsproben aus dem Banat zur Verfugung ob diese jedoch ebenfalls aus Dognecea stammten ist nicht gesichert Dognecea gilt trotzdem heute als Typlokalitat des Tafelspath beziehungsweise Wollastonit Die Umbenennung des Tafelspath in Wollastonit durch Leman war als Anerkennung fur die wissenschaftlichen Verdienste des beruhmten englischen Naturforschers William Hyde Wollaston 1766 1828 gedacht Seit der Grundung der International Mineralogical Association IMA 1958 ist Wollastonit der international anerkannte Mineralname fur das naturlich auftretende CaSiO3 Klassifikation BearbeitenBereits in der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Wollastonit genauer seine beiden Modifikationen Wollastonit 1A und Wollastonit 2M zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Kettensilikate und Bandsilikate Inosilikate wo er zusammen mit Bustamit Cascandit Denisovit Ferrobustamit Foshagit Jennit Pektolith Serandit und Vistepit die eigenstandige Gruppe VIII F 18 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet Wollastonit 1A und Wollastonit 2M ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Ketten und Bandsilikate Inosilikate ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Kettenbildung so dass die Wollastonite entsprechend ihrem Aufbau in der Unterabteilung Ketten und Bandsilikate mit 3 periodischen Einfach und Mehrfachketten zu finden ist wo sie namensgebend die Wollastonitgruppe mit der System Nr 9 DG 05 und den weiteren Mitgliedern Bustamit Cascandit Ferrobustamit Pektolith Serandit und Tanohatait bilden Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet Wollastonit 1A Wollastonit 2M und Wollastonit 3A 4A 5A 7A in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Kettensilikatminerale ein Hier sind sie ebenfalls in der nach ihnen benannten Wollastonitgruppe mit der System Nr 65 02 01 sowie den weiteren Mitgliedern Bustamit Ferrobustamit Pektolith Serandit Cascandit Denisovit und Tanohatait innerhalb der Unterabteilung Kettensilikate Einfache unverzweigte Ketten W 1 mit Ketten P 3 zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Blick auf die Elementarzelle von Wollastonit entlang der b AchseIn der Natur tritt Wollastonit normalerweise als Wollastonit 1T auf Wollastonit 1T kristallisiert im triklinen Kristallsystem Klasse triklin pinakoidal 1 in der Raumgruppe P1 Raumgruppen Nr 2 Vorlage Raumgruppe 2 mit sechs Formeleinheiten in der Elementarzelle Z 6 Das einzige Symmetrieelement in der Kristallstruktur ist ein Inversionszentrum das die Atome durch Punktspiegelung vervielfaltigt Die Inversionszentren befinden sich in den Ecken auf den Flachenmittelpunkten sowie im Zentrum der Elementarzelle Die Kristallstruktur enthalt drei kristallographisch unterscheidbare Calcium und Siliziumatome sowie neun unterschiedliche Sauerstoffatome Kristallographisch unterscheidbar bedeutet dass diese Atome nicht durch die vorhandenen Symmetrieelemente in diesem Fall das Inversionszentrum ineinander uberfuhrbar sind Durch das Inversionszentrum werden die drei Calcium und Siliziumatome sowie die neun Sauerstoffatome verdoppelt so dass sich insgesamt die oben beschriebenen sechs Formeleinheiten 6 CaSiO3 Ca6Si6O18 in der Elementarzelle befinden Die kristallographischen Daten von Wollastonit 1T sind im Vergleich mit den beiden anderen Modifikationen in der Tabelle angegeben Kristallographische Daten fur WollastonitName Wollastonit 1A ex 1T Wollastonit Wollastonit 2MParawollastonit Wollastonit 4APseudowollastonitKristallsystem triklin monoklin monoklinKristallklasse triklin pinakoidal 1 monoklin prismatisch 2 m monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe P1 Nr 2 Vorlage Raumgruppe 2 P21 a Nr 14 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 14 3 C2 c Nr 15 Vorlage Raumgruppe 15Gitterkonstanten derElementarzelle a 794 pmb 732 pmc 707 pm a 90 03 b 95 37 g 103 43 a 1543 pmb 732 pmc 707 pm a 90 b 95 40 g 90 a 684 pmb 1187 pmc 1963 pm a 90 b 90 67 g 90 Zahl der Formeleinheitenin der Elementarzelle 6 12 8Koordinationsumgebung der Ca2 und Si4 Kationen Bearbeiten nbsp Koordinationsumgebung von Si und CaWie in fast allen Silicaten wird das Silicium von vier Sauerstoffatomen in Form eines Tetraeders umgeben Diese SiO4 Tetraeder liegen jedoch nicht isoliert in der Kristallstruktur vor sondern sind zu Ketten verknupft siehe nachster Abschnitt Die Sauerstoff Silizium Abstande liegen zwischen 157 und 166 pm was den ublichen Abstanden in Silicaten entspricht Die Calciumatome werden jeweils von sechs Sauerstoffatomen in Form von verzerrten Oktaedern umgeben die Calcium Sauerstoffabstande liegen zwischen 227 und 255 pm Verknupfungsmuster der Silicatketten Bearbeiten nbsp Verknupfungsmuster der Silicatketten in Wollastonit verglichen mit den Pyroxenen nbsp Verknupfungsmuster der Silicat und CaO6 Oktaeder Ketten in Richtung der a und c AchseObwohl Wollastonit zu den Einfach Kettensilicaten Inosilicate gehort unterscheidet sich das Verknupfungsmuster der SiO4 Tetraeder innerhalb der Silicatkette von dem der weitaus haufigeren Pyroxene Der Unterschied wird im Vergleich von Wollastonit mit dem Pyroxen Enstatit MgSiO3 deutlich Die Verknupfung der SiO4 Tetraeder erfolgt in allen Kettensilicaten uber gemeinsame Tetraederecken also uber gemeinsame Sauerstoffatome Damit eine Kette entsteht muss jedes Silizium zwei der Sauerstoffatome seines Tetraeders mit den benachbarten Siliziumatomen teilen diese Sauerstoffatome gehoren ihm also nur zur Halfte Damit ergibt sich in der Kette ein Silizium Sauerstoff Verhaltnis von 1 3 was sich auch in der chemischen Formel der Kettensilicate widerspiegelt Wollastonit CaSiO3 Enstatit MgSiO3 Diese Ketten sind praktisch unendlich sie werden nur von der Grosse des Kristalls begrenzt In der Kristallchemie werden sie daher folgendermassen beschrieben S i O 3 2 displaystyle mathrm SiO 3 2 infty nbsp oder ausfuhrlicher als Niggli Formel 1 S i O 2 2 O 2 1 2 displaystyle infty 1 mathrm lbrace SiO 2 2 O 2 1 2 rbrace nbsp Die Ketten konnen nun durch die Orientierung der SiO4 Tetraeder zueinander weiter unterschieden werden Wahrend sich im Enstatit und allen anderen Pyroxenen das gleiche Motiv nach zwei Tetraedern wiederholt wird das Kettenmuster im Wollastonit durch drei Tetraeder vorgegeben Vereinfacht ausgedruckt zeigen im Enstatit die Tetraeder mit einer Spitze abwechselnd nach oben und nach unten wahrend im Wollastonit ein Tetraeder mit der Spitze nach unten zeigt die nachsten beiden jedoch nach oben Im Fall der Pyroxene spricht man daher auch von einer Zweiereinfachkette Wollastonit besitzt eine Dreiereinfachkette Da das zugrunde liegende Motiv der Ketten in Wollastonit aus drei Tetraedern besteht wird die chemische Formel auch haufig verdreifacht Ca3 Si3O9 angegeben Die unendlichen SiO3 2 Ketten verlaufen in der Kristallstruktur von Wollastonit in Richtung 010 das heisst in Richtung der kristallographischen b Achse Das Kettenmotiv aus drei Tetraedern wiederholt sich nach 732 pm was exakt der Gitterkonstante der Elementarzelle in Richtung der b Achse entspricht Die kompliziertere Anordnung der Tetraeder in Wollastonit erfolgt aufgrund des erhohten Platzbedarfs der Ca2 Kationen Ca2 ist grosser als die haufig in Pyroxenen enthaltenen Mg2 und Fe2 Kationen in der Kristallstruktur Gesamtstruktur Bearbeiten Die CaO6 Oktaeder bilden ihrerseits uber gemeinsame Kanten ebenfalls Ketten in Richtung der b Achse Die Oktaederketten sind uber gemeinsame Sauerstoffatome mit den oben beschriebenen Silicatketten in Richtung der a und c Achse verknupft wodurch eine dreidimensionale Struktur entsteht Einfluss der Struktur auf die makroskopischen Eigenschaften Bearbeiten Anhand der Kristallstruktur lassen sich einige makroskopische Eigenschaften von Wollastonit erklaren Einkristalle von Wollastonit besitzen eine nadelige bis faserige Form Habitus da die Kristalle bevorzugt in Richtung der kristallographischen b Achse wachsen was der Orientierung der Silicatketten in der Kristallstruktur entspricht Bricht man eine Wollastonit Nadel in der Mitte durch das heisst man zerbricht die Silicatketten ergeben sich unebene Bruchflachen wahrend bei mechanischer Belastung parallel zur b Achse ebene Spaltflachen 100 vollkommene 001 und 102 gute Spaltbarkeit entstehen Dies lasst sich auch durch die chemischen Bindungsverhaltnisse im Kristall erklaren Wahrend Silizium und Sauerstoff uber kovalente Bindungen Atombindungen miteinander verbunden sind besteht zwischen Calcium und Sauerstoff eine Ionische Bindung die auf einer rein elektrostatischen Wechselwirkung beruht und somit die schwachere Bindung darstellt Modifikationen BearbeitenWollastonit existiert in mehreren Modifikationen mit der gleichen chemischen Formel aber unterschiedlichen Kristallstrukturen von denen in der Natur nur zwei auftreten Da alle Modifikationen chemisch identisch sind werden sie auch als Polymorphe bezeichnet Der Name Wollastonit ohne Zusatz beschreibt in der Regel die weitaus haufigste Form den triklin kristallisierenden Wollastonit 1T 1 steht hierbei fur die erste Form T fur triklin der gelegentlich auch als Wollastonit 1A oder a CaSiO3 bezeichnet wird In englischer Literatur findet sich zudem die Bezeichnung Wollastonite Tc Tc Triclinic Die zweite naturliche Form ist der monokline Wollastonit 2M 2 die zweite Form M monoklin der deutlich seltener als der trikline Wollastonit 1T auftritt Synonyme fur Wollastonit 2M sind Parawollastonit und eigentlich inkonsequenter Weise ebenfalls a CaSiO3 Die Bezeichnung a CaSiO3 wird fur Wollastonit 1T und Wollastonit 2M verwendet da beide als Tieftemperatur Modifikationen angesehen werden Wollastonit 2M tritt gewohnlich jedoch nicht zusammen mit Wollastonit 1T auf sondern ist in metamorphen Gesteinen enthalten die bei sehr niedrigem Druck wahrend der Metamorphose entstanden sind Die Hochtemperaturmodifikation wird als Pseudowollastonit manchmal auch Wollastonit 4A oder b CaSiO3 bezeichnet und ist nur bei Temperaturen oberhalb 1120 C stabil Pseudowollastonit kristallisiert ebenfalls monoklin besitzt aber aufgrund des sehr nahe bei 90 liegenden b Winkels seiner Elementarzelle eine pseudo orthorhombische Struktur Wahrend Wollastonit 1T und Wollastonit 2M zu den Einfach Kettensilikaten Inosilicate gehoren bilden die Silicate in Pseudowollastonit ringformige Strukturen Pseudowollastonit zahlt damit zur Gruppe der Ringsilikate Cyclosilicate Die Anordnung der SiO4 Tetraeder ist eher mit der Struktur von Benitoit BaTi Si3O9 vergleichbar Weitere Modifikationen wurden in Hochdruckexperimenten aus Wollastonit 1T gewonnen sie kristallisieren alle triklin wobei sich wiederum Anderungen in den Kristallstrukturen ergeben Zu den Hochdruckmodifikationen zahlen Wollastonit 3T Wollastonit 4T Wollastonit 5T und Wollastonit 7T Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Nadeliger Wollastonit weiss aus Libusin Zentralbohmen Tschechien Sichtfeld 8 mm Wollastonit tritt haufig in Metamorphiten auf die aus karbonathaltigem Gestein entstanden sind und ist ein gesteinsbildender Bestandteil des Skarn Er entsteht typischerweise bei der Kontaktmetamorphose durch den Kontakt von Kalkstein mit kieselsaurehaltigem Magma Bei Temperaturen von mehr als 600 C kommt es zur so genannten Wollastonitreaktion Calcit Quarz displaystyle rightleftarrows nbsp Wollastonit KohlenstoffdioxidC a C O 3 S i O 2 C a S i O 3 C O 2 displaystyle mathrm CaCO 3 SiO 2 rightleftarrows CaSiO 3 CO 2 uparrow nbsp Da bei der Reaktion CO2 als Gas entweicht verschiebt sich das Gleichgewicht dem Prinzip von Le Chatelier folgend auf die Seite der Produkte das heisst die Reaktion lauft vollstandig ab und ist in der Natur praktisch nicht reversibel Die Wollastonitreaktion ist daher ein klassisches Beispiel fur die Metasomatose Bei einer normalen Metamorphose andert sich fur gewohnlich zwar das Gefuge und meistens auch der Mineralinhalt des Gesteins die durch die Metamorphose entstandenen Minerale besitzen jedoch weitgehend die gleiche chemische Zusammensetzung wie die ursprunglich vorhandenen Minerale Bei der Metasomatose wie hier im Fall der Wollastonitreaktion andert sich auch der Chemismus des Gesteins Wollastonit kann Spuren bis hin zu grosseren Mengen von Eisen und Mangan in Form von zweiwertigen Kationen auf den Platzen der Ca2 Kationen im Kristallgitter besitzen Hohe Eisen und Mangananteile machen sich vor allem bei der Betrachtung des Minerals in Gesteinsdunnschliffen am Polarisationsmikroskop durch hohere Brechungsindizes bemerkbar Seltener befinden sich auch Magnesium Mg2 Aluminium Al3 oder Natrium Na und Kalium Kationen K auf den Calcium Positionen Bei Eisengehalten von mehr als 10 Ca0 9Fe0 1SiO3 beziehungsweise Mangangehalten von mehr als 25 Ca0 75Mn0 25SiO3 kristallisiert Wollastonit in der Struktur von Bustamit Mn Ca Fe SiO3 Zu den strukturell verwandten Mineralen von Wollastonit zahlen neben Bustamit auch Pektolith NaCa2 Si3O8 OH und Serandit Na Mg Ca 2 Si3O8 OH Begleitende Minerale Paragenesen von Wollastonit sind typischerweise Diopsid verschiedene Granate vor allem Grossular und Andradit Tremolit Vesuvian Idokras Mikroklin und Calcit Wollastonit tritt weltweit an zahlreichen Fundorten auf und wird auch zur industriellen Verwendung abgebaut Folgende Angaben zur Produktion im Jahr 2016 beziehen sich auf den World Mineral Report des British Geological Survey 2012 2016 4 China 950 000 t Indien 166 168 t Mexiko 63 683 t USA 60 000 t Spanien 13 553 t Finnland 10 000 t Kanada 6 000 t Australien 1 797 tFundorte ohne kommerziellen Abbau Sachsen Deutschland Banat Rumanien Vesuv und Monte Somma Italien Franklin New Jersey USA Die Wollastonite aus Franklin New Jersey zeichnen sich haufig durch eine blaue bis weisse Fluoreszenz unter Einwirkung von UV Licht aus Diese wird wie auch die Fluoreszenz im Mineral Fluorit durch sehr geringe Mengen von Europium Kationen Eu2 auf den Calcium Positionen im Kristallgitter verursacht Verwendung BearbeitenWollastonit bietet aufgrund seiner faserig bis nadeligen Kristalle und seines hohen Schmelzpunktes 1540 C vielfaltige technische Einsatzmoglichkeiten Seine Herstellung erfolgt dabei uber die Reaktion von Calciumoxid CaO Branntkalk mit Siliciumdioxid SiO2 Quarz beziehungsweise Kieselgel C a O S i O 2 C a S i O 3 displaystyle mathrm CaO SiO 2 longrightarrow CaSiO 3 nbsp Eines der Haupteinsatzgebiete von Wollastonit ist die Keramikindustrie wo er zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften weisser Keramikwaren verwendet wird Aufgrund seines hohen Schmelzpunktes dient Wollastonit als Ersatz fur Asbestfasern Typischerweise wird er in Schweisselektroden Dammstoffen siehe Calciumsilikat Platte und feuerfester Schutzkleidung eingesetzt Wahrend Asbestfasern zu den krebserzeugenden Arbeitsstoffen zahlen geht von Wollastonitfasern kein Gesundheitsrisiko aus da diese sich innerhalb weniger Tage bis einigen Wochen im Organismus auflosen Technische Bedeutung hat Wollastonit hauptsachlich als Fullstoff in Thermoplasten aber auch fur Anstrichstoffe und Baustoffe 5 Er dient unter anderem zur Verbesserung der Steifigkeit und Biegefestigkeit von Polyestern Polyamiden und Polypropylenen Ebenso setzt man es bei Reaktionsharzen wie Epoxidharzen ein um damit durch Schrumpf verursachte Spannungsrisse zu vermeiden Fur Wollastonit existieren zahlreiche Handelsnamen darunter Kemolit Hycon und Tremin Siehe auch BearbeitenSystematik der Minerale Liste der MineraleLiteratur BearbeitenN L Bowen J F Schairer E Posnjak The system CaO FeO SiO2 In American Journal of Science Series 5 Nr 26 1933 S 193 283 englisch M J Buerger C T Prewitt The crystal structures of wollastonite and pectolite In Proceedings of the National Academy of Sciences U S A Band 47 1961 S 1884 1888 englisch W A Deer R A Howie J Zussman An Introduction to the Rock Forming Minerals Prentice Hall Harlow 1992 ISBN 0 582 30094 0 englisch R I Harker O F Tuttle Experimental data on the P CO2 T curve for the reaction calcite quartz wollastonite carbon dioxide In American Journal of Science Band 254 1956 S 239 256 englisch U Muller Anorganische Strukturchemie Teubner Stuttgart 2004 ISBN 3 519 33512 3 Y Ohashi Polysynthetically twinned structures of enstatite and wollastonite In Physics and Chemistry of Minerals Band 10 1984 S 217 229 englisch Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandige uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 H X Yang C T Prewitt On the crystal structure of pseudowollastonite CaSiO3 In American Mineralogists Band 84 1999 S 929 932 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wollastonit Sammlung von Bildern und Audiodateien Umfangreiche Daten zu Wollastonit auf webmineral com englisch Mineralienatlas Wollastonit allg und Polytypen Mineralienatlas Wollastonit 1A Mineralienatlas Wollastonit 2M Mineralienatlas Wollastonit 3A Mineralienatlas Wollastonit 4A Mineralienatlas Wollastonit 5A Mineralienatlas Wollastonit 7A Daten und Kristalle Bilder von Wollastonit im Dunnschliff vom GeoMuseum der TU Clausthal Ubersicht der Kettensilicatstrukturen Universitat Freiburg Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Eintrag zu WOLLASTONITE in der CosIng Datenbank der EU Kommission abgerufen am 25 September 2021 World Mineral Production 2012 2016 PDF 1 9 MB BGS Februar 2018 S 74 abgerufen am 23 Mai 2018 englisch Erwin Riedel Christoph Janiak Anorganische Chemie Walter de Gruyter Berlin Boston 2015 ISBN 978 3 11 035526 0 S 564 nbsp Dieser Artikel wurde am 20 August 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wollastonit amp oldid 237842143