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Nontronit ist ein Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann insgesamt aber wenig verbreitet ist NontronitNontronit aus Iron Knob South Australia Sichtfeld 6 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1962 s p 1 IMA Symbol Non 2 Andere Namen ChloropalChemische Formel Na0 3Fe3 2 Si Al 4O10 OH 2 nH2O 3 Fe3 2 OH 2 Si Al 4O10 Na0 3 H2O 4 4 Ca0 5 Na 0 3Fe3 2 Si Al 4O10 OH 2 nH2O 5 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate Schichtsilikate Phyllosilikate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII H 19 VIII H 19 040 9 EC 40 71 03 01a 03Ahnliche Minerale Beidellit MontmorillonitKristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m 6 Raumgruppe C2 m Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 7 Gitterparameter a 5 28 A b 9 14 A c 9 78 Ab 101 0 7 Formeleinheiten Z 2 7 Haufige Kristallflachen 001 110 Physikalische EigenschaftenMohsharte 1 bis 2 5 Dichte g cm3 gemessen 2 2 bis 2 3 5 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 110 deutlichBruch Tenazitat scherbenhaft splittrig tonhaftFarbe gelb olivgrun bis grun orange braunStrichfarbe grunlichweissTransparenz durchscheinend bis fast undurchsichtigGlanz erdig harzig wachsartig stumpfKristalloptikBrechungsindizes na 1 530 bis 1 580 8 nb 1 555 bis 1 612 8 ng 1 560 bis 1 615 8 Doppelbrechung d 0 030 bis 0 035 8 Optischer Charakter zweiachsig negativ 8 Achsenwinkel 2V 25 bis 68 hier 2Vx 9 Pleochroismus X gelblich Y gelbgrun bis dunkelbraun Z olivgrun bis hellbraun X lt Y lt Z oder X lt Z lt YWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten in Natronlauge loslich Salzsaure lost Kationen und hinterlasst Silikatskelett adsorbiert AnilinfarbenDas Mineral kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na0 3 Fe3 2 Si Al 4O10 OH 2 nH2O 3 ist also ein komplex zusammengesetztes Schichtsilikat aus der zu den Tonmineralen gehorenden Gruppe der Smektite Nontronit ist meist kryptokristallin und entwickelt nur selten unter dem Mikroskop erkennbare Kristalle mit pseudohexagonalem blattrigem Habitus Meist findet er sich in Form wurmformiger radialstrahliger bis spharolithischer netzartiger oder filziger Mineral Aggregate Seine Farbe variiert je nach Fremdbeimengungen und Verunreinigungen zwischen Hellgelb und Olivgrun bis Grun Er kommt jedoch auch in oranger und brauner Farbe vor 5 Seine Strichfarbe ist dagegen immer grunlichweiss 10 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Mischreihen und Varietaten 5 Bildung und Fundorte 5 1 Vorkommen auf dem Mars 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDas Mineral Nontronit wurde nach Nontron benannt einer Kleinstadt im Norden des Departements Dordogne Die eigentliche Typlokalitat befindet sich aber bei Le Mandereau im Gemeindegebiet von Saint Pardoux la Riviere Hier wurde beim Abbau von Mangan Mangandioxid der Nontronit entdeckt Nontronit wird aufgrund seiner Farbe und seines Auftretens auch als Chloropal bezeichnet Ein weiteres Synonym ist der Hydoferripyrophyllit Das Mineral wurde zum ersten Mal 1827 von Pierre Berthier wissenschaftlich beschrieben Sein Typus Handstuck befindet sich im Mineralogiemuseum der Ecole Nationale Superieure des Mines in Paris Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Nontronit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Schichtsilikatminerale Phyllosilikate wo er zusammen mit Beidellit Brinrobertsit Montmorillonit Swinefordit Volkonskoit und Yakhontovit die unbenannte Gruppe VIII H 19 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Nontronit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Schichtsilikatminerale Phyllosilicate ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Schichtbildung so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Schichtsilikate Phyllosilikate mit Glimmertafeln zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen zu finden ist wo es zusammen mit Beidellit Kurumsakit Montmorillonit Volkonskoit Redefiniert anerkannt durch die CNMNC und Yakhontovit die Montmorillonitgruppe mit der System Nr 9 EC 40 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nontronit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Schichtsilikatminerale ein Hier ist er zusammen mit Beidellit Montmorillonit Volkonskoit und Swinefordit in der Smektitgruppe Dioktaedrische Smektite mit der System Nr 71 03 01a innerhalb der Unterabteilung der Schichtsilikate Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2 1 Tonmineralen zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Struktur von Nontronit Eingezeichnet ist die Einheitszelle mit Blick auf die 100 Ebene Zur Verdeutlichung der Schichtlagen wurde die Zelle nach links verdoppelt OH1 O2 Fe3 Na nur 50 der Platze sind besetzt Al3 13 4 und Si4 86 6 11 Nontronit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2 m Raumgruppen Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 mit den Gitterparametern a 5 28 A b 9 14 A c 9 78 A und b 101 0 sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle 7 12 Die grundlegenden Baueinheiten der Nontronitstruktur sind SiO4 4 Tetraeder und Fe III O6 9 Oktaeder Die Tetraeder sind uber gemeinsame Sauerstoffatome zu pseudohexagonalen Schichten verknupft Zwei dieser Tetraederschichten werden jeweils durch eine Schicht oktaedrisch koordinierter Fe3 Kationen zusammengehalten Die Verknupfung der einzelnen Oktaeder innerhalb der Oktaederschicht erfolgt dabei uber gemeinsame Kanten Beim Nontronit sind nur zwei von drei zentralen Oktaederpositionen von den Fe3 Kationen besetzt das Mineral ist daher dioktaedrisch Die Schichten sind in Richtung 001 entlang kristallographischen c Achse gestapelt und zwar in der Abfolge T O T Tetraeder Oktaeder Tetraeder Die Verknupfung zwischen den Tetraedern und Oktaedern erfolgt uber gemeinsame Ecken die Tetraeder sind also jeweils mit einer Spitze in Richtung der Oktaeder orientiert Der Nontronit zahlt durch die T O T Abfolge somit zu den 2 1 oder Dreischicht Tonmineralen Innerhalb der Tetraederschichten kann eine Substitution der Si4 Kationen durch Fe3 und oder Al3 Kationen bis zu einem Verhaltnis von 1 8 erfolgen In den Oktaedern kann Fe3 durch Al3 und Mg2 substituiert werden Durch die Substitutionen entsteht eine negative Schichtladung die zu mehr als 60 in der Tetraederschicht konzentriert ist Der Ladungsausgleich erfolgt durch den Einbau von Kationen wie Na Ca2 und gelegentlich Mg2 die sich zwischen den T O T Schichten befinden und diese auch untereinander verknupfen In diese Zwischenschichten lagern sich ferner Wassermolekule ein Nontronit ist somit ein Kationen Austauscher und durch den Wassereinbau quellfahig Mischreihen und Varietaten BearbeitenNontronit bildet mit Beidellit eine eingeschrankte Mischreihe Beidellit besitzt bis zu einem Atom Fe3 pro Formeleinheit Nontronit mehr als zwei Atome pro Formeleinheit 13 Montmorillonit und Nontronit konnen ebenfalls als Mischreihe betrachtet werden die durch die Substitution Al3 fur Fe3 zustande kommt Auch in diesem Fall ist die Mischreihe nicht vollstandig es besteht eine sehr grosse Mischlucke zwischen 25 und 75 Mol Fe3 Eine Varietat stellt der Chrom Nontronit dar Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Druse mit Nontronit und Calcit vom Wolf Creek Pass San Juan Gebirge USA Durchmesser 35 mm nbsp Nontronit aus den Kremnitzer Bergen in der SlowakeiNontronit ist ein Verwitterungsprodukt von Biotit sowie generell von Basalten Kimberliten und anderen ultramafischen Gesteinen zu finden als Kluftbestege und Uberzuge in diesen Gesteinen Auch kann er pseudomorph Hornblenden und Pyroxene verdrangen Gelegentlich wird er auch als Impragnation in porosen Kontaktgesteinen von Olivinbasalten beobachtet Nontronit tritt ferner in schlecht drainierten vulkanischen Aschenboden auf In manchen Minerallagerstatten entstand er hydrothermal durch an Silizium und Eisen angereicherte Losungen so beispielsweise in Graphit und Sulfidlagerstatten ferner bildet er sich hydrothermal an ozeanischen Rucken und anderen Austrittsstellen in der Tiefsee In kontaktmetamorph veranderten Kalken kann Nontronit ebenfalls vorkommen Authigen bildet er sich in rezenten Meeressedimenten Womoglich spielen auch Mikroorganismen bei seiner Entstehung eine wichtige Rolle 14 Begleitminerale von Nontronit sind unter anderem Apophyllit Calcit Chabasit Hollandit Pyrit Quarz mit den Varietaten Chalcedon und Opal Siderit und Strengit Nontronit kann den zuvor in vulkanischen Gasblasen gebildeten Laumontit verdrangen Fundorte in Frankreich neben der Typlokalitat in der Dordogne sind die Departements Charente Haute Vienne Rhone und Saone et Loire Vorkommen in Deutschland befinden sich in Bayern bei Hagendorf in Hessen am Vogelsberg in Niedersachsen bei Gottingen und bei Sankt Andreasberg sowie in Sachsen bei Geilsdorf und bei Wolkenstein Nontronit tritt ausserdem in folgenden Landern auf Australien New South Wales South Australia Brasilien Minas Gerais Indien Maharashtra Kasachstan Mexiko Chihuahua Madagaskar Namibia Tsumeb Norwegen bei Froland Polen bei Strzegom Portugal bei Satao Russland bei Perm Schweden bei Vittensten Slowakei Spanien bei Girona Ungarn Matra Gebirge Venezuela Vereinigte Staaten Arizona Colorado Hawaii Kalifornien North Carolina New Mexico Pennsylvania Utah Washington und West Virginia Vorkommen auf dem Mars Bearbeiten Es besteht Grund zu der Annahme dass Nontronit auch auf dem Planeten Mars zugegen ist Erste Hinweise lieferte bereits Mariner 9 im Jahr 1971 die dann 1975 von Viking 1 und Viking 2 erhartet wurden Die Rontgenspektrometer der beiden Sonden fanden bis zu 47 Nontronit Diese Vermutungen wurden erneut mit dem Infrarotspektrometer von Mars Express bestatigt 15 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenHans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 570 Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 828 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nontronite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Nontronit Wiki RRUFF Database of Raman spectroscopy NontroniteEinzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b IMA CNMNC List of Mineral Names Nontronite Memento vom 28 Oktober 2016 im Internet Archive PDF 1 6 MB S 205 Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 671 a b c d Nontronite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 86 kB abgerufen am 28 April 2018 Webmineral Nontronite a b c American Mineralogist Crystal Structure Database Nontronite 2006 englisch a b c d e Mindat Nontronit W E Troger Optische Bestimmung der gesteinsbildenden Minerale 4 neubearbeitete Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung 1971 ISBN 3 510 65011 5 S 109 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften 5 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2008 ISBN 978 3 921656 70 9 A Manceau D Chateigner W P Gates Physics and Chemistry of Minerals Band 25 1998 S 347 365 Polarized EXAFS distance valence least squares modelling DVLS and quantitative texture analysis approaches to the structural refinement of Garfield nontronite Amcsd Dataset 0008146 Diffraction Data In European Journal of Mineralogy 18 2006 englisch Caillere S et al Mineralogie des argiles Classification et nomenclature Masson 1982 Birgit Kohler Arieh Singer Peter Stoffers Biogenic Nontronite from Marine White Smoker Chimneys In Clays and Clay Minerals Band 42 1994 S 680 701 doi 10 1346 CCMN 1994 0420605 F Poulet et al Phyllosilicates on Mars and implication for early martian climate In Nature Band 438 2005 S 623 627 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nontronit amp oldid 236800014