www.wikidata.de-de.nina.az
Die 410 km Diskontinuitat ist eine markante geologisch seismische Struktur im inneren Aufbau der Erde Sie stellt die obere Begrenzung der Mantel Ubergangszone dar Seismische Geschwindigkeiten im Erdinneren nach IASP91Die Diskontinuitat ist gekennzeichnet durch eine relativ schnelle Zunahme der seismischen Geschwindigkeiten mit der Tiefe Ihre Existenz wurde dementsprechend aus seismologischen Untersuchungen abgeleitet Die Bezeichnung orientiert sich an der durchschnittlichen globalen Tiefe ihres Auftretens ca 410 km unterhalb der Erdoberflache nach dem Erdreferenzmodell IASP91 1 In dem etwas alteren Erdmodell PREM ist die durchschnittliche Tiefe mit 400 km angegeben 2 Wissenschaftlicher Hintergrund BearbeitenDie 410 km Diskontinuitat hat nach allgemein anerkannter wissenschaftlicher Meinung ihre Ursache in einem Phasenubergang des Olivin eines der Hauptbestandteile des Mantelgesteins Dabei wandelt sich die a Phase des Olivin in ihre b Phase eine Kristallstruktur vom Strukturtyp Spinell auch als Wadsleyit bezeichnet um Diese Mineralphasen sind in ihrer chemischen Zusammensetzung identisch unterscheiden sich jedoch in ihrer Kristallstruktur und somit in ihren elastischen Eigenschaften 3 4 Das Auftreten der Phasenumwandlung ist gekoppelt an ein bestimmtes Verhaltnis von Druck und Temperatur welches durch den Clapeyron Slope ausgedruckt wird Die durchschnittliche Tiefe von 410 km entspricht einem Druck von ca 14 GPa Gigapascal Der entsprechende Clapeyron Slope wird fur eine Temperatur von 1600 K mit 2 9 MPa K angegeben 3 Eine jungere Studie geht von einem wesentlich hoheren Wert von 4 0 MPa K aus 5 Aufgrund der komplexen chemischen Zusammensetzung des Mantelgesteins handelt es sich streng genommen nicht um eine Diskontinuitat im engsten Wortsinn sondern um einen graduellen Ubergang von einer Mineralphase in die andere der sich uber mehrere Kilometer bis wenige zehn Kilometer erstreckt Innerhalb dieses Ubergangsbereiches liegen beide Phasen nebeneinander vor Die Dicke dieses Mischbereiches wird auch durch chemische und mineralische Komponenten beeinflusst die nicht direkt zum Olivinsystem gehoren wie z B Wasser und andere fluide Phasen Der Ubergangsbereich ist nicht linear d h der Volumenanteil der b Phase nimmt nicht gleichmassig mit der Tiefe zu so dass die Diskontinuitat in seismologischen Untersuchungen scharfer erscheint als sie tatsachlich ist Auch dieser Zuwachs der Mineralumwandlung wird von der chemischen Komposition des Mantels bestimmt 6 7 8 Die Interpretation seismologischer Daten ist naturgemass mit Unsicherheiten verbunden da die Messungen zum einen mit einem Fehler behaftet sind und die Interpretation selbst auf Modellvorstellungen beruht Gesteinsphysikalische Labors sind heute in der Lage Temperatur und Druckbedingungen zu schaffen wie sie bis in den untersten Mantel angenommen werden Da direkte Analysen der Minerale in der Natur jedoch nicht moglich sind ist die genaue Zusammensetzung der Minerale und deren chemische Struktur in diesen unzuganglichen Tiefen unsicher Abweichungen von der durchschnittlichen globalen Tiefe sind daher moglich und mussen bei der Interpretation in Betracht gezogen werden Anomalien BearbeitenDie Tiefe der zugrunde liegenden Phasentransformation kann aufgrund physikalischer und chemischer Effekte regional jedoch um einige zehn km variieren Eine Erhohung der Temperatur im Erdmantel z B durch einen aufsteigenden Plume erfordert dem Clapeyron Slope entsprechend einen hoheren Druck fur die Phasentransformation Als Folge findet der Phasenubergang in einem solchen Fall in grosserer Tiefe statt Regionale Abweichungen der Tiefenlage der Diskontinuitat werden in der Seismologie daher gezielt untersucht um Informationen uber chemische oder Temperaturanomalien im Erdinneren zu gewinnen und daraus Ruckschlusse auf strukturelle Besonderheiten in dieser Region zu ziehen 9 10 Einzelnachweise Bearbeiten B L N Kennett amp E R Engdahl Traveltimes for global earthquake location and phase identification Geophysical Journal International 1991 Bd 105 S 429 465 A M Dziewonski amp D L Anderson Preliminary Reference Earth Model Physics of the Earth and Planetary Interiors 1981 Bd 25 S 297 356 a b C R Bina amp G Helffrich Phase transition Clapeyron slopes and transition zone seismic discontinuity topography A Chopelas Thermal properties of b Mg2SiO4 at mantle pressures derived from vibrational spectroscopy Implications for the mantle at 400 km depth Journal of Geophysical Research 1991 Bd 96 S 11817 11829 T Katsura et al Olivine wadsleyite transition in the system Mg Fe 2SiO4 Journal of Geophysical Research 2004 Bd 109 B02209 doi 10 1029 2003JB002438 L Stixrude Structure and sharpness of phases transitions and mantle discontinuities Journal of Geophysical Research 1997 Bd 102 S 14835 14852 T Melbourne amp D Helmberger Fine structure of the 410 km discontinuity Journal of Geophysical Research 1998 Bd 103 S 10091 10102 K Chambers A Deuss amp J H Woodhouse Reflectivity of the 410 km discontinuity from PP and SS percursors Journal of Geophysical Research 2005 Bd 110 B02301 doi 10 1029 2004JB003345 M Obayashi et al High temperature anomalies oceanward of subducting slabs at the 410 km discontinuity Earth and Planetary Science Letters 2006 Bd 243 S 149 158 X Li R Kind amp X Yuan Seismic study of upper mantle and transition zone beneath hotspots Physics of the Earth and Planetary Interiors 2003 Bd 136 S 79 92 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 410 km Diskontinuitat amp oldid 197769375