www.wikidata.de-de.nina.az
Das Fernrohr auch Linsenfernrohr oder Refraktor ist ein optisches Instrument bei dessen Nutzung entfernte Objekte um ein Vielfaches naher oder grosser erscheinen Dies wird durch eine Vergrosserung des Sehwinkels mit Hilfe von Linsen erreicht Prismen und Spiegel konnen dazu dienen das Bild aufzurichten oder die Baulange des Fernrohrs zu vermindern Fernrohr an der Orangerie KasselAstronomisches Fernrohr mit Tripel Objektiv Zenitprisma und SucherDie Entwicklung leistungsfahiger Fernrohre spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte der Astronomie Fernrohre bilden zusammen mit Spiegelteleskopen die Klasse der optischen Teleskope Inhaltsverzeichnis 1 Wortherkunft 2 Aufbau und Funktionsweise 2 1 Galilei Fernrohr 2 2 Kepler Fernrohr 2 3 Seitenvertauschung 3 Objektiv und Okular aus mehr als einer Linse 3 1 Faltrefraktoren 3 2 Coude Refraktor 4 Bauformen fur spezielle Anwendungen 5 Vergrosserung 5 1 Charakterisierung 6 Visuelle und fotografische Nutzung 7 Storgrossen 7 1 Beugung 7 2 Luftunruhe 7 3 Stabilitat der Fernrohraufstellung 7 4 Vorsichtsmassnahmen bei Beobachtung der Sonne 8 Gesichtsfeld im Fernrohr 9 Anschluss eines Fotoapparats an ein Fernrohr 10 Geschichte 10 1 Die Erfindung und Entwicklung des Fernrohrs am Anfang des 17 Jahrhunderts 10 1 1 Erfindung des Galilei Fernrohrs 10 1 2 Fernrohrbeobachtungen durch Galilei 10 1 3 Keplers Beitrag zur Verbesserung des Fernrohrs 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseWortherkunftDas Wort Fernrohr ist eine wortliche Eindeutschung des lateinischen Tubus telescopius Fern seh Rohre aus tubus Rohr Schlauch von altgriechisch tῆle tele fern und skopeῖn skopein schauen beobachten siehe auch skop Maximilian Hell wurdigte im Jahre 1789 Wilhelm Herschels Entdeckung des Uranus mit der Benennung zweier Sternbilder als Tubus Herschelii Maior und Tubus Herschelii Minor womit er Bezug auf die von Herschel gebauten Fernrohre nahm Johann Elert Bode fasste die beiden Sternbilder dann 1801 zu einem zusammen und pragte den Ausdruck Telescopium Herschelii dafur Das deutsche Wort gab es auch schon in dieser Zeit die anfangs synonymen Worter Fernrohr und Teleskop entwickelten sich jedoch auseinander Heute ist Teleskop der Oberbegriff Fernrohr steht fur ein aus Linsen aufgebautes optisches Teleskop Tubus bezeichnet den technischen Bauteil der Hulle in die die Linsen Spiegel und Prismenkonstruktion eingefasst ist Aufbau und FunktionsweiseFernrohre bestehen generell aus einer Kombination von Linsen die von einer mechanischen Konstruktion gehalten werden Je nach Strahlengang des Lichts durch die Linsen unterscheidet man dabei zwischen Galilei Fernrohr und Kepler Fernrohr Zusatzliche optische Elemente konnen das Bild beim Blick ins Fernrohr in gleicher Weise wie das Original ausrichten Der Strahlengang im Fernrohr kann durch Spiegel gefaltet werden um trotz der langen Brennweite eine kurze Bauform zu erhalten Galilei Fernrohr nbsp Strahlengang in einem Galilei FernrohrDas Galilei Fernrohr auch hollandisches Fernrohr genannt wurde vom deutsch niederlandischen Brillenmacher Hans Lipperhey aus Wesel um 1608 erfunden und etwa gleichzeitig von Jacob Metius und Zacharias Janssen und dessen Vater und in der Folgezeit von dem Physiker und Mathematiker Galileo Galilei weiterentwickelt Es hat als Objektiv eine konvexe Sammellinse und als Okular eine konkave Zerstreuungslinse kleinerer Brennweite Da das Okular eine negative Brennweite besitzt muss es innerhalb der Brennweite des Objektivs so liegen dass die Brennpunkte von Objektiv und Okular auf der Seite des Beobachters zusammenfallen Es entsteht ein virtuelles aufrechtes und seitenrichtiges Bild mit einem im Verhaltnis zum Kepler Fernrohr grossen Sichtfeld Das Galilei Fernrohr wird heute beim Opernglas und bei der Fernrohrbrille eingesetzt Das Prinzip findet auch bei Telekonvertern Verwendung Kepler Fernrohr nbsp Strahlengang beim Kepler Fernrohr Das Objektiv 1 erzeugt vom Objekt 4 ein umgekehrtes reelles Zwischenbild 5 das man mit dem Okular 2 betrachtet Das Auge 3 sieht ein vergrossertes virtuelles Bild 6 in scheinbar geringer Entfernung gestrichelte Linien Ein Kepler Fernrohr astronomisches Fernrohr ist ein Fernrohr das einer von Johannes Kepler 1611 beschriebenen Bauweise folgt Danach ist auch das Okular eine konvexe Sammellinse mit geringerer Brennweite Okular und Objektiv sind im Abstand ihrer addierten Brennweiten aufgestellt Das Gesichtsfeld ist ausgedehnter als beim Galilei Fernrohr Ob wirklich Johannes Kepler diesen Fernrohrtyp der ausser in der Astronomie z B auch in geodatischen Theodoliten verwendet wird erfunden hat ist ungewiss Das erste uberlieferte Kepler Fernrohr wurde vom Jesuiten Christoph Scheiner um 1613 gebaut Da sich der Strahlengang im Fernrohr kreuzt erzeugt das Objektiv ein auf dem Kopf stehendes und seitenverkehrtes also insgesamt um 180 Grad gedrehtes reelles Bild des betrachteten Gegenstands das man mittels des Okulars Prinzip der Lupe vergrossert betrachtet Seitenvertauschung Keplersche Fernrohre erzeugen fur den Beobachter ein um 180 gedrehtes Bild Es steht im Vergleich zum Original auf dem Kopf und ist seitenverkehrt Bei einem Schwenk des Fernrohrs bewegt sich das Bild im Bildfeld daher umgekehrt als wenn man durch eine leere Rohre blickt Entsprechendes gilt fur Schwenks nach oben und unten Dies kann mit weiteren Linsen oder mit Prismen behoben werden Um das Bild gleich dem Original auszurichten gibt es folgende Moglichkeiten einer Umkehroptik zwei in den Strahlengang gelegte geneigte Spiegel in der Regel um 45 zwei Prismen deren ruckseitige Flachen durch Totalreflexion wie Spiegel wirken eine dritte Sammellinse zur erneuten Umkehrung des Bildes sog terrestrische Umkehrsatze u a Bei Prismenfernglasern Feldstechern und Spektiven wird das umgedrehte Bild des Kepler Fernrohrs mittels verschiedener Prismensysteme um 180 gedreht Je nach Ausfuhrung ergibt sich auch eine kurzere Bauweise Die Bildumkehr kann auch durch eine Umkehrlinse erfolgen Das findet z B bei Aussichtsfernrohren und manchen Zielfernrohren Verwendung aber auch beim Ausziehfernrohr oder terrestrischen Fernrohr fur unterwegs oder auf See Es ist trotz Vergrosserungen von etwa 20 fach bis 60 fach klein zusammenschiebbar und preiswert Nachteilig sind die geringere Lichtstarke und der Zutritt von Aussenluft beim Auseinanderziehen wodurch Schmutz und Wasser eindringen konnen Neuere Bautypen und Spektive haben daher einen festen Tubus und verkurzen die Baulange durch ein geradsichtiges Porroprisma oder leicht geknicktes Umkehrprisma Auch mit einer negativen zerstreuenden Fokussierlinse ist das moglich etwa in neueren Theodoliten und elektronischen Tachymetern Das verkehrte Bild wird bei den grosseren Fernrohren der Astronomie in Kauf genommen da die Ausrichtung der Beobachtungsobjekte am Himmel in der Regel keine Rolle spielt Zur Verbesserung des Einblicks ins Okular werden haufig 90 oder 45 Umlenkprismen und spiegel eingesetzt deren Bild dann zumindest aufrecht oder seitenrichtig ist Zenitspiegel Eine vierte Moglichkeit besteht in der Verwendung einer Zerstreuungslinse als Okular wodurch das astronomische zu einem Galilei Fernrohr wird Es ist optisch ungunstiger aber wegen der extrem kurzen Bauweise z B fur Theaterglaser vulgo Operngucker sehr gebrauchlich Der Galilei Bautyp erlaubt aber kein Anbringen eines Fadenkreuzes oder Mikrometers Objektiv und Okular aus mehr als einer LinseJede optische Linse weist mehr oder weniger starke Farblangs und Farbquerfehler auf Unterschiedliche Wellenlangen werden unterschiedlich stark gebrochen Langwelliges rotes Licht wird weniger stark als kurzwelliges blaues Licht gebrochen Somit liegt fur jeden Wellenlangenbereich ein eigener Brennpunkt vor Bei der praktischen Beobachtung fuhrt dies zu storenden Farbsaumen In der Vergangenheit versuchte man den Farblangsfehler mitunter dadurch zu reduzieren indem man moglichst langbrennweitige Fernrohre konstruierte So benutzte der Danziger Gelehrte Johannes Hevelius meterlange Luftteleskope Eine weitere Moglichkeit der Minimierung besteht in der Kombination von Glaslinsen mit unterschiedlicher Abbe Zahl Eine in kurzem Abstand hintereinander gestellte Gruppe von zwei Linsen wird Achromat genannt Bei drei oder mehr Linsen spricht man von Apochromaten Pioniere dieser Technik waren Chester Moor Hall und Joseph von Fraunhofer Beim Okular haben mehrere Linsen zusatzlich die Aufgabe das Gesichtsfeld zu vergrossern Mit zunehmender Grosse des Fernrohrs und Anspruchen an die Qualitat des Bilds werden Entwurf und Bau solcher Linsensysteme sehr aufwandig Faltrefraktoren nbsp Schaer Refraktor Strahlengang nbsp Faltrefraktoren mit 230 mm Linsendurchmesser und 2058 mm BrennweiteDie Faltrefraktoren sind eine Sonderform des Fernrohrs Der Strahlengang wird meist uber einen oder zwei Planspiegel umgelenkt er wird also quasi gefaltet Die diversen Faltvarianten werden dabei oft nach ihren Konstrukteuren oder nach dem ausseren Erscheinungsbild des Fernrohrs benannt So erinnert der Fagott Refraktor einfache Faltung an die geknickte Bauweise des gleichnamigen Musikinstrumentes und der Newton Refraktor zweifache Faltung wegen seines Okulareinblicks an das Spiegelteleskop nach Newton Der Schaer Refraktor ist zweifach gefaltet und nach seinem Konstrukteur benannt Okularzenitprismen oder spiegel gehen bei der Klassifizierung dieser Bauweisen nicht mit ein Sie gelten als Zubehorteile fur alle Fernrohrtypen Linsenobjektive haben den Nachteil dass sie durch die Brechung des Lichtes im Bild Farbsaume bilden Diese so genannte chromatische Aberration war fruher bei einfachen zweilinsigen Objektiven Achromaten nur ab einem Offnungsverhaltnis von kleiner als ca 1 15 akzeptabel Dadurch wurden die Fernrohre bei grosseren Offnungen sehr lang und unhandlich Verschiedene zweifach gefaltete Refraktoren wurden u a von E Schaer Ainslie und G Nemec entworfen Es ist dabei oft schwierig den Ainslie vom Nemec Typen zu unterscheiden da sie bis auf kleinere Modifikationen in der Strahlenfuhrung sehr ahnlich sind So fuhrte Ainslie den Strahlengang seiner Newtonvariante nach der 2 Spiegelung an dem einfallenden Strahlengang seitlich vorbei Die Amateurastronomen Nemec Sorgenfrey Treutner und Unkel wurden in den 1960er bis Ende der 1970er Jahre durch hochwertige Astrofotos mit ihren Faltrefraktoren bekannt Diese Bekanntheit brachte auch diesen Refraktortypen eine gewisse Popularitat ein Faltrefraktoren werden heute im Wesentlichen als Selbstbaugerate von Amateurastronomen und einigen Volkssternwarten eingesetzt Die Firma Wachter bot in den 1970er und 1980er Jahren einen Schaer Refraktor aus industrieller Serienfertigung an Es handelte sich um einen FH 75 1200 mm des japanischen Herstellers Unitron Coude Refraktor nbsp Refraktor der Volkssternwarte AachenAuch beim Coude Refraktor wird der Strahlengang durch zwei Planspiegel oder Prismen gefaltet Diese lenken das Licht durch die Montierung zu einem ortsfesten Fokus Vorteil dieser Bauart ist die Beobachtung von einem festen Platz aus der ohne grossen Aufwand mit Sitzmoglichkeit Hilfsmitteln und Arbeitstisch ausgestattet werden kann wahrend sich das in der Regel relativ lange Fernrohr unabhangig davon bewegt Nachteil ist die beim Schwenken oder auch blossen Nachfuhren des Fernrohrs verursachte Bilddrehung so dass astronomische Fotografie nur mit kurzen Verschlusszeiten moglich ist oder aufwendige Drehnachfuhrungen eingebaut werden mussen Da der Strahlengang ublicherweise durch eine Achse der Montierung gefuhrt wird sind meistens nur relativ grosse Instrumente ab ca 8 Zoll Offnung aufwarts als Coude Refraktoren ausgefuhrt Das Coude System findet auch bei Spiegelteleskopen Anwendung Siehe auch Coude StrahlengangBauformen fur spezielle Anwendungen nbsp Altes MilitarfernrohrFur terrestrische Beobachtungen verwendet man Fernglaser Feldstecher kompakte Fernrohre kurzer Brennweite mit Prismen Systemen die ein aufrechtes und seitenrichtiges Bild liefern Die Fernglaser haben meist 6 bis 10 fache Vergrosserung und fur jedes Auge einen separaten Strahlengang Objektiv Prismensystem und Okular Einaugig heissen sie Monokular Operngucker sehr kurzes Doppelglas Typ Galilei mit nur 2 bis 3 facher Vergrosserung Spektive relativ kompakte und robuste Refraktoren zur einaugigen monokularen Beobachtung Objektivdurchmesser bis 100 mm Vergrosserung meist 20 bis 60 fach stationare Aussichtsfernrohre zur Natur und Landschaftsbeobachtung z B an markanten Aussichtspunkten Zielfernrohre mit geringer Vergrosserung bei hoher Lichtstarke binokulare Fernrohre mit deutlich vergrossertem Abstand der beiden Objektive voneinander zur besseren stereoskopischen Wahrnehmung entfernter Objekte sowie zur Entfernungsmessung siehe Telestereoskop und Scherenfernrohr Fur astronomische Beobachtungen Kometensucher kurzes lichtstarkes Fernrohr fur Kometen und Nebel Astrograf fur langbrennweitige Astrofotografie Zenitteleskop zur Breitenbestimmung und Messung von Sternortern Universal und Passageninstrumente fur die Astrogeodasie Heliometer fur feinste WinkelmessungenVergrosserungDie Vergrosserung wird durch das Verhaltnis der Brennweiten von Objektiv und Okular definiert Das bedeutet ein Fernrohr mit auswechselbaren Okularen wie es in der Astronomie ublich ist hat keine feste Vergrosserung je langer die Brennweite des verwendeten Okulars ist desto geringer ist die resultierende Vergrosserung Wegen verschiedener Faktoren siehe Storgrossen ist eine ubertrieben starke Vergrosserung sinnlos Charakterisierung Kleine Fernrohre und Fernglaser charakterisiert man durch zwei Zahlenangaben z B 6 20 mm Taschengerat oder 20 bis 40 50 Spektiv Die erste Angabe bezieht sich auf die Vergrosserung die zweite auf die Offnung Apertur des Objektivs in mm Variable Vergrosserungen z B 20 bis 40 werden durch Zoom Okulare ermoglicht Beim Binokular ist die Wahrnehmung wegen der Redundanz verbessert und das raumliche Sehen verbessert sich wenn die Entfernung der Objektive voneinander vergrossert wird Bei Fernrohren fur astronomische Beobachtungen wird das Verhaltnis von Apertur zur Brennweite das Offnungsverhaltnis als Kenngrosse fur das Leistungsvermogen des Instruments verwendet Die Vergrosserung ergibt sich je nach verwendetem Okular das meist gewechselt werden kann Ein Refraktor 100 1000 hat also eine Offnung von 100 mm und eine Brennweite von 1000 mm und somit ein Offnungsverhaltnis von 1 10 meist als F 10 geschrieben Die Vergrosserung eines Refraktors ergibt sich aus dem Verhaltnis der Brennweiten des Objektivs und des Okulars Ein Gerat mit 1000 mm Objektiv Brennweite und 5 mm Okular Brennweite besitzt somit eine 200 fache Vergrosserung Wegen des durch Beugung begrenzten Auflosungsvermogens ist eine solche Vergrosserung aber nur dann sinnvoll wenn die Offnung des Objektivs gross genug ist Als Richtwert hat die sogenannte nutzliche Vergrosserung den doppelten Zahlenwert des Offnungsdurchmessers des Objektivs in Millimetern Im genannten Beispiel sollte das Fernrohr folglich eine Offnung von mindestens 100 mm haben Die Grosse der Austrittspupille AP ist eine weitere interessante Kenngrosse Sie berechnet sich als Produkt aus Okularbrennweite und Offnungsverhaltnis 1 oder als Quotient aus Offnung und Vergrosserung 2 In den obigen Beispielen ware die Austrittspupille also 20 mm 6 3 3 mm bzw 5 mm 100 1000 0 5 mm Die Konstruktion des Okulars bestimmt die Lage der AP Sie sollte mit dem Auge erreichbar sein Die Pupille des Auges begrenzt die Lichtmenge die in das Auge fallt Wenn die AP kleiner ist als die des Auges ist das Bild dunkler als bei Betrachtung mit blossem Auge Ist sie grosser erscheint das Bild hochstens gleich hell Ein Nachtglas hat deshalb eine Austrittspupille von mehr als 5 mm Als Fernrohrleistung bezeichnet man ferner die Nutzleistung eines Fernrohres bei der Sichtung oder der Detailauflosung eines Objekts bezogen auf die Leistung des blossen Auges Visuelle und fotografische Nutzung nbsp Munzfernrohr auf der Nordseeinsel JuistBei der visuellen Nutzung des Fernrohrs dient das Auge als Empfanger Dazu muss das optische System afokal sein das heisst das Fernrohr muss parallele Lichtstrahlen erzeugen die vom entspannten Auge auf der Netzhaut empfangen werden konnen Dies wird mit Hilfe eines Okulars erreicht Fernrohre die nur ein Objektiv haben erzeugen kein stereoskopisches Bild Ausserdem sind die Beobachtungsobjekte meist so weit entfernt dass die Strahlengange des Lichts nahezu parallel verlaufen Es werden aber binokulare Ansatze fur das beidaugige Sehen verwendet Diese sollen ein entspannteres Sehen ermoglichen Dafur wird der Strahlengang aufgespalten was die Helligkeit des Bildes verringert Bei Beobachtung entfernter Objekte sind die einfallenden Strahlen fast parallel Das Fernrohr verwandelt in diesem Fall einfallende fast parallele Strahlen in austretende Parallelstrahlen verandert zuvor aber den Winkel und die Dichte dieser Strahlen Die Veranderung des Winkels bewirkt die Vergrosserung Die grossere Dichte der Strahlen vergrossert die Helligkeit des Bildes Bei flachenhaften Beobachtungsobjekten kann die Helligkeit des Bildes jedoch nicht grosser sein als die Helligkeit des Objektes Bei der fotografischen Nutzung hat das Fernrohr die Funktion eines sehr langbrennweitigen Objektivs Wegen ihrer grossen Brennweite und wegen ihres Gewichtes werden grosse Fernrohre von Montierungen gehalten und bewegt StorgrossenBeugung Wegen der Beugung des Lichtes ist das Auflosungsvermogen des Fernrohrs durch den Durchmesser des Objektivs begrenzt Die Vergrosserung die das Auflosungsvermogen des Fernrohrs der des menschlichen Auges optimal anpasst wird als nutzliche Vergrosserung bezeichnet Diese ist zahlenmassig etwa so gross wie die Apertur Offnung des Fernrohrobjektivs in Millimetern Bei einer starkeren Vergrosserung erscheinen Sterne nicht als Punkte sondern als Scheibchen die von konzentrischen Kreisen Beugungsringen umgeben sind Luftunruhe Vom Boden aufsteigende erwarmte Luft ungenugend temperierte Sternwarten Kuppeln oder die Beobachtung am geoffneten Fenster verursachen storende Schlieren Vor allem im Winter und bei bestimmten Wetterlagen ist deutlich ein Szintillation genanntes Funkeln der Sterne zu sehen Dieses wird durch in sich rotierende Konvektionszellen hervorgerufen die durch den Warmeubergang zwischen kalteren und warmeren Luftschichten entstehen Oft erscheinen die Sterne und Planeten in kleinen Fernrohren als wabernde Flecken bei fotografischen Aufnahmen werden sie unscharf Meist bessert sich die Lage mit fortschreitender Nacht Astronomen nennen diesen Faktor Seeing Die Position eines Sterns kann durch ein schlechtes Seeing um 1 bis 3 schwanken Ein gutes Fernrohr mit einem Auflosungsvermogen von 1 das dazu eine Apertur von etwa 150 mm haben muss wird also mit seiner Qualitat selten voll ausgenutzt Bei der Beobachtung flachenhafter Objekte wie Nebeln oder Kometen ist das Seeing weniger von Bedeutung Stabilitat der Fernrohraufstellung Die Montierung mit der das Fernrohr gehalten und bewegt wird entscheidet daruber welche Vergrosserungen mit einem Fernrohr sinnvoll genutzt werden konnen Jede zu starke Schwingung in der Montierung z B durch Wind macht sich als Zittern des Beobachtungsobjektes im Gesichtsfeld des Okulars bemerkbar Die Montierung sollte also moglichst steif schwingungsarm und mit dem Gewicht des verwendeten Fernrohrs nicht uberfordert sein Bei oft nur mit der Hand gehaltenen Feldstechern werden meist Okulare fest eingebaut die nur relativ geringe Vergrosserungen zulassen Bei diesen Instrumenten wird ein grosserer Wert auf die Lichtstarke gelegt Ein festes Stativ ist aber auch hier von Vorteil Vorsichtsmassnahmen bei Beobachtung der Sonne Bei der Sonnenbeobachtung durch ein Fernrohr muss ein geeigneter Sonnenfilter verwendet werden der vor dem Objektiv angebracht wird Filter die vor das Okular geschraubt werden erhalten bereits die verstarkte Intensitat und konnen infolge Hitzeentwicklung platzen und schlimmstenfalls zur Erblindung des Beobachters fuhren Lichtmindernde Alternativen sind Herschelkeil Pentaprisma und Bauernfeindprisma die beide mit grauen Dampfungsfiltern im Okular verwendet werden durfen und visuell auch mussen Ohne Lichtminderung einsetzbar ist die Sonnenprojektionsmethode welche sich fur simultane Beobachtung durch mehrere Personen eignet Gesichtsfeld im FernrohrDas Blickfeld wird bei Benutzung eines Fernrohrs einerseits merklich eingeschrankt andererseits deutlicher dargeboten Das Okular bestimmt wesentlich die Qualitat des Bildes und die Ergonomie der Beobachtung insbesondere die Grosse des scheinbaren Gesichtsfeldes Moderne Okulare zeigen ein Gesichtsfeld von etwa 45 bei Weitwinkelokularen je nach Preis 55 bis 75 Das wahre Gesichtsfeld der sichtbare Ausschnitt des Objektraumes ist etwa um den Vergrosserungsfaktor des Instruments kleiner als das scheinbare Gesichtsfeld Hat ein Okular z B ein scheinbares Gesichtsfeld von 50 dann hat ein Fernrohr mit 50 facher Vergrosserung ein wahres von 1 Typisch bei astronomischen Fernrohren sind 0 5 Mond Durchmesser ubliche Feldstecher haben etwa 7 5 bis 10 Aussichtsfernrohre einige Grad Die Bestimmung des Gesichtsfeldes erfolgt am genauesten mittels eines Sterndurchgangs Wir suchen einen aquatornahen Stern am besten im Suden in etwa 40 Hohe genauer 90 minus Breite und messen wie lange er benotigt um durch das Gesichtsfeld zu wandern Die dezimalen Zeit Minuten sind durch vier zu teilen Dauert der Durchgang 2 4 Minuten hat das Fernrohr ein Gesichtsfeld von f 0 60 Kennt man diesen Wert lassen sich Entfernungen schatzen Wenn z B eine stehende Person von 1 70 m die 0 60 gerade ausfullt ist sie 1 70 sin f 162 m von uns entfernt Jager Seeleute und Militars verwenden dafur auch Fernrohre oder Feldstecher mit Skalen doch gibt es nutzliche Faustregeln Wer daher das geschilderte Verfahren perfektionieren will konnte es zunachst an einem Feldstecher erproben Bessere Gerate geben die Grad bzw die Meter auf 1 Kilometer Distanz an So hat ein normales 7x50 Fernglas ein Gesichtsfeld von etwa 7 2 oder 125 m auf 1 km Anschluss eines Fotoapparats an ein Fernrohr nbsp LM Digital Adapter mit Canon EOS 5DFur den Anschluss einer Kamera ist eine mechanische und optische Anpassung notwendig Ein Adapter verbindet entweder das Kameragehause mit dem Okularauszug oder Kamera und Objektiv mit dem Okular Eine feste mechanische Verbindung ist besonders wichtig da kleinste Bewegungen Schwingungen der Kamera die Bildqualitat stark reduzieren Fur die Auslosung der Kamera sollte eine drahtlose Fernbedienung verwendet werden Des Weiteren ist eine optische Anpassung des Strahlengangs notwendig damit ein voll ausgeleuchtetes und scharfes Bild auf den Sensor der Kamera CCD CMOS oder den Film projiziert wird Wer eine sehr ruhige Hand hat kann auch ohne Adapter fotografieren Doch muss das Fotoobjektiv erstens die richtige Brennweite haben und zweitens genau zentrisch und im richtigen Abstand hinter dem Okular sein damit nicht Teile des Gesichtsfelds abgeschnitten werden Dies ist die grossere Gefahr als ein eventuelles Verwackeln Bei terrestrischen Aufnahmen ist zu beachten dass der Belichtungsmesser durchs Fernrohr nicht genau stimmen muss In der Astrofotografie ist wegen der Erdrotation eine Nachfuhrung notwendig die nur bei hellen Objekten Sonne Mond Venus bis Jupiter entfallen kann GeschichteVor der Erfindung des Fernrohrs mit Linsenoptik diente der Blick durch ein einfaches Rohr ein sogenanntes Sehrohr zur Ausblendung von Streulicht so dass einzelne Himmelsobjekte deutlicher wahrgenommen werden konnten Der Effekt ist seit dem Altertum bekannt wobei allerdings Behauptungen wie z B von Aristoteles und Plinius dass man die Sterne sogar am Tag vom Boden eines tiefen Brunnens aus sehen konne bisher nicht zweifelsfrei bestatigt sind 3 Erst mit dem Aufkommen von Brillenglasern seit dem 13 Jahrhundert war uberhaupt die Moglichkeit geschaffen worden ein Fernrohr zu bauen Mit den Brillenglasern war das Prinzip von Linsen bekannt Allerdings waren die verwendeten Glaser zu Beginn noch zu ungenau um mit ihnen ein einsatzfahiges Fernrohr zu bauen Man benotigte fur die Fernrohrobjektive sehr genau gearbeitete Linsen die so nicht zur Verfugung standen Forscher in aller Welt machten sich vor der Erfindung des Fernrohres Gedanken daruber wie man mit optischen Hilfsmitteln die Gestirne besser beobachten konne Im Codex Atlanticus von Leonardo da Vinci findet sich beispielsweise eine Notiz die dessen Absicht belegt ein optisch vergrosserndes Gerat auf den Mond zu richten Fa ochiali davedere la luna grande 4 deutsche Ubersetzung Mach Brillen um zu sehen den grossen Mond Heinz Herbert Mann kommentiert diesen Eintrag wie folgt Leonardo mag sich in seiner mit Analogien operierenden Denkweise gefragt haben Welche Linse vergrossert den Mond Damit uberlegt er welche Linse auf weite Entfernung hin vergrossern wurde Dies war nur eine Idee der noch kein durchfuhrbares technisches Konzept zugrunde lag 5 Interessant ist warum die Linsen im ausklingenden 15 Jahrhundert plotzlich brauchbar wurden Dies hatte sehr viel mit dem aufkommenden Buchdruck zu tun fur den Gutenberg den Anstoss gegeben hatte Mit der steigenden Anzahl an Buchern stieg im Burgertum auch die Anzahl der Leute die lesen konnten Zwangslaufig stieg sehr plotzlich die Nachfrage nach Sehhilfen zum Lesen rapide an was dazu fuhrte dass die bis dahin herrschende venezianische italienische Monopolstellung auf dem Gebiet des Anfertigens von Linsen und Brillen gebrochen wurde So siedelten sich Brillenmacher nun beispielsweise auch in Nurnberg an Die gestiegene Nachfrage sorgte nicht nur fur eine Expansion des Brillenschleifens sondern auch fur die Entwicklung neuer Techniken Die Linsenqualitat verbesserte sich und sorgte dafur dass Ende des 16 Jahrhunderts die Moglichkeit gegeben war mit dem nun vorhandenen Material Vorrichtungen zu bauen mit denen man sehr weit in die Ferne blicken konnte Die Erfindung und Entwicklung des Fernrohrs am Anfang des 17 Jahrhunderts Das erste Fernrohr wurde schliesslich 1608 vom Brillenschleifer Hans Lipperhey konstruiert Er stellte es im Rahmen der Konfrontation zwischen der angeschlagenen Grossmacht Spanien und den sich konstituierenden vereinigten Niederlanden vor Moritz von Nassau Generalstatthalter der Nordprovinzen liess die neuartige Entdeckung Lipperheys vor den Augen des spanischen Gesandten Spinola bei Den Haag vorfuhren wahrscheinlich am 29 September 1608 Es wurde bei diesem Treffen und der Vorfuhrung des Gerates deutlich dass dieses neue optische Hilfsmittel vor allem im militarischen Bereich weitreichende Vorteile erbringen konnte Es handelte sich bei dieser Vorfuhrung von Moritz von Nassau demnach nicht um eine schlichte Vorfuhrung einer Kuriositat in adeligem Umfeld sondern vielmehr um eine Demonstration eigener technischer Uberlegenheit gegenuber den Spaniern Neben dieser Intention Moritz von Nassaus wurde bei diesem Treffen und der Vorfuhrung ebenfalls darauf hingewiesen dass dieses Instrument dazu dienen konne genauere Himmelsbeobachtungen durchzufuhren da man nun kleine Himmelskorper die sonst kaum oder gar nicht zu sehen seien erkennen konne Man kann allerdings festhalten dass das Hauptaugenmerk bei dieser Vorfuhrung und in den kommenden Jahrhunderten auf der militarischen Verwendung des Fernrohrs lag 6 Lipperheys Leistung bei der Entwicklung des Gerates bestand darin dass er das nun bereits vorhandene Wissen nutzte mithilfe von zwei Linsen ein Fernrohr baute und dieser Konstruktion abschliessend eine Blende hinzufugte die dafur sorgte dass das Bild nicht mehr verschwommen war Er sprach zudem nicht nur beim Hof vor um einen Markt fur sein Fernrohr zu erschliessen sondern auch um ein Patent auf sein Gerat zu erhalten Dies wurde ihm jedoch verwehrt mit dem Verweis darauf dass auch andere bereits ahnliche Vorrichtungen entwickelt hatten und der Nachbau zu einfach war 7 Auch Jacob Metius wird mit der Erfindung des Teleskops in Verbindung gebracht er bewarb sich drei Wochen spater als Lippershey um das Patent Im Oktober 1608 erteilten die Generalstaaten Lippershey einen Auftrag uber Teleskope Metius erhielt eine Anerkennungspramie woruber er so verargert war dass er sich ganz aus dem Geschaft mit Teleskopen zuruckzog Zacharias Janssen als dritter Erfinder prasentierte die Erfindung dagegen gleich 1608 auf der Frankfurter Messe Erfindung des Galilei Fernrohrs Galileo Galilei erfuhr im April oder Mai 1609 von der Erfindung des Fernrohrs in den Niederlanden durch Lipperhey 8 Fur ihn als wissenschaftlichen Instrumentenbauer war die Nachricht ein Glucksfall und so baute er mit kauflichen Brillenlinsen ein kleines Rohr mit zwei bis dreifacher Vergrosserung indem er verschiedene Entfernungskombinationen mit konvexen Objektivlinsen und konkaven Okularlinsen ausprobierte 9 Kurz darauf war er in der Lage bessere Instrumente mit etwa achtfacher und dann sogar dreissigfacher Vergrosserung zu bauen Eines dieser leistungsstarken Fernrohre fuhrte er im August 1609 auf dem Turm von San Marco einigen Patriziern der Stadt Venedig vor 10 Der Wert des 60 cm langen Rohres dessen Objektiv aus einer konkaven Linse und Okular aus einer konvexen Linse bestand wurde sofort von den Zuschauern erkannt So konnte man mit dem Galilei Fernrohr die Schiffe auf hoher See bereits zwei Stunden vor der Ankunft im Hafen erkennen 11 Dies barg vor allem militarische und handelstechnische Vorteile Wissenschaftliche Erkenntnis war fur die venezianischen Staatsmanner zweitrangig Ein noch besseres Fernrohr schenkte er dem Dogen von Venedig Leonardo Donati ein anderes dem Grossherzog von Toskana 12 Galilei wurde dementsprechend mit einer Gehaltserhohung von 1000 Florentinern und einer Professur auf Lebenszeit gedankt 13 Bezeichnend fur Galilei als Physiker sind die Bemuhungen das Fernrohr zum Messen zu benutzen Dazu bestimmte er den Durchmesser des Gesichtsfelds im Winkelmass und schatzte die zu messende Strecke beispielsweise die Abstande der Jupitermonde in Bruchteilen des Gesichtsfelds 14 Am Bauprinzip des hollandischen Fernrohrs oder am physikalischen Verstandnis hat Galilei nichts geandert oder gar verbessert Dies geschieht erst mit der Erfindung des astronomischen Fernrohrs durch Kepler 15 nbsp Zwei Fernrohre GalileisFernrohrbeobachtungen durch Galilei Im gleichen Jahr 1609 begann er das Fernrohr ausgiebig fur astronomische Beobachtungen anzuwenden Die Entdeckungen die er bis Anfang Marz 1610 mit seinem Instrument am Himmel gemacht hat berichtete er in seiner kleinen Schrift Sidereus Nuncius dt Sternenbotschaft 16 Den Anfang der Beobachtungen bildet der Blick zum Mond Die besondere Rauheit des Mondes hat ihn fasziniert Ausserdem beschreibt er in seinem Werk dass die Oberflache gebrochen und gezackt wirkt 17 Berge tiefe Schluchten und flache Gebiete waren mit dem Fernrohr sichtbar geworden 18 Diese Beobachtungen entsprachen nicht dem klassischen Bild des Mondes das ihn als glatten Ball prasentierte 19 Im Januar 1610 dominierte Jupiter den Nachthimmel und Galilei richtete sein Fernrohr auf den Planeten Er bemerkt dabei unmittelbar bei Jupiter drei Sterne zwei ostlich vom Jupiter einer westlich 20 Da in den nachsten Tagen die Stellung und Anzahl der Sterne sich verandert verstand Galilei dass es immer die gleichen Sternchen sind die Jupiter umschwarmen 21 Dies war als Bestatigung des kopernikanischen Weltsystems aufzufassen nicht nur wegen der Tatsache dass hier mehrere kleine Himmelskorper um einen wesentlich grosseren kreisen Wenn der Jupiter bei seiner Bahn um die Sonne seine Monde mitfuhren kann so fiel auch der gewichtige Einwand gegen das heliozentrische Weltbild dass die Erde unmoglich den Erdmond auf ihrer Bahn um die Sonne mitfuhren konne 22 Im weiteren Verlauf der Zeit waren noch zwei weitere wichtige Entdeckungen mit dem Fernrohr hinzugekommen Saturn zeigte sich in den Beobachtungen Galileis so als wenn er aus drei einander beruhrenden Sternen besteht wobei der mittlere grosse durch zwei kleinere gestutzt wird und eine Linie geformt wird 23 In Bezug auf die Venus konnte er beobachten dass sie je nach Stellung zur Sonne und zur Erde Phasen wie der Erdmond zeigt 24 Ausserdem konnte er beweisen dass die Venus nicht nur eine Lichtquelle im Himmel ist sondern einen Korper mit scharf definierten Kanten darstellt der um die Sonne rotiert 25 Keplers Beitrag zur Verbesserung des Fernrohrs Die Nachricht von Galileis Fernrohrbeobachtungen breitete sich in kurzester Zeit aus und im Marz 1610 erfuhr Kepler in Prag dass Galilei mit einem Teleskop vier Monde des Jupiter entdeckt habe 26 Anfang April erhielt er Galileis Werk Sidereus Nuncius durch einen toskanischen Gesandten mit der Bitte um Stellungnahme Kepler war fasziniert und erkannte die Perspektiven die sich auf den Gebieten der Optik und Astronomie eroffnet hatten 27 Er bestatigte den Erhalt von Galileis Beobachtungen und schrieb Ihr habt in mir ein heftiges Verlangen Euer Instrument zu sehen geweckt damit ich endlich auch wie Ihr das Schauspiel am Himmel geniessen kann 28 Die Schrift loste bei Kepler selbst eine produktive Schaffensperiode auf dem Gebiet der Optik aus Im Gegensatz zu Galilei liefert Kepler zutreffende Erklarungen fur die optische Wirkungsweise des Instruments und schlagt auch sofort mogliche Verbesserungen vor da er sich als erfahrener Optiker auf seine bereits getatigten Werke und Uberlegungen zu diesem Gebiet stutzen konnte 29 Er verbesserte die Funktion des Galilei Fernrohrs indem er vorgeschlagen hatte dass die Okularlinse genauso wie die Objektivlinse konvex Sammellinse statt konkav sein muss was das Bild klarer und heller macht 30 Das Bild ist dann zwar auf den Kopf gestellt und fur Erdbeobachtungen unbrauchbar doch fur astronomische Beobachtungen macht dieser Umstand keinen Unterschied 31 Somit war das astronomische oder keplersche Fernrohr geboren Die bedeutendste Leistung Keplers auf dem Gebiet der Optik ist das Anfertigen seines Werkes Dioptrice in dem er das Zusammenwirken von Auge und Linse systematisch untersucht und darstellt 32 Einige weitere Gedankengange Keplers zur Erklarung der Fernrohre sind 33 Ein durch eine Sammellinse beobachtetes Bild ist stets vergrossert und die Bildgrosse wachst wenn man die Linse vom Auge entfernt Befindet sich das Auge im Schnittpunkt des Objekts wird dieses am unscharfsten gesehenEntfernt man die Linse so weit vom Auge dass es sich ausserhalb des Schnittpunktes von Strahlen entfernter Objekte befindet so wird ein umgekehrtes Bild gesehenDurch das Einsetzen einer dritten Linse sind die Bilder nicht nur scharf und vergrossert sondern auch aufrecht Damit ist die Grundform des terrestrischen oder Erdfernrohrs gegeben 34 Zusammenfassend kann man sagen dass Kepler das Galilei Fernrohr vor allem fur astronomische Zwecke weitgehend verbessert hat und ein theoretisches Fundament fur die Wirkungsweise erbauen konnte Kepler hat es dennoch nicht geschafft ein eigenes leistungsstarkes Fernrohr zu bauen da er in Prag keine hinreichend guten langbrennweitigen Konvexlinsen beschaffen konnte Erst im August 1610 stellte ihm der Erzbischof und Kurfurst Ernst von Koln ein Fernrohr fur kurze Zeit zur Verfugung 35 Kepler konnte damit in der Zeit vom 30 August bis zum 9 September 1610 selber die Jupitermonde beobachten 36 Da Galileis Jupiterbeobachtungen inzwischen angezweifelt worden waren hatte Keplers Bestatigung die in der kleinen Schrift Narratio de Observatis quatuor Jovis Satellitibus gab besonderes Gewicht 37 nbsp Titelblatt Keplers DioptriceLiteraturHans Georg Pellengahr Simon Marius die Erforschung der Welt des Jupiter mit dem Perspicillum 1609 1614 In Gudrun Wolfschmidt Hrsg Simon Marius der frankische Galilei und die Entwicklung des astronomischen Weltbildes Nuncius Hamburgensis Beitrage zur Geschichte der Naturwissenschaften Band 16 Hamburg 2012 Rudolf Brandt Das Fernrohr des Sternfreundes Kosmos Verlag Stuttgart 1958 Rolf Riekher Fernrohre und ihre Meister 2 stark bearbeitete Auflage Technik Berlin 1990 ISBN 3 341 00791 1 S 350 359 Erstausgabe 1957 Ulf Borgeest Europas neue Teleskope SuW Verlag Heidelberg 2003 Jurgen Hamel Inge Keil Hrsg Der Meister und die Fernrohre das Wechselspiel zwischen Astronomie und Optik in der Geschichte Festschrift zum 85 Geburtstag von Rolf Riekher Acta historica astronomiae Band 33 Harri Deutsch Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 8171 1804 5 Uwe Laux Astrooptik 2 aktualisierte und erweiterte Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 87973 928 5 Erstauflage im Verlag Sterne und Weltraum Munchen ISBN 3 8274 1305 2 J Bennett M Donahue u a Astronomie Die kosmische Perspektive Hrsg Harald Lesch Kapitel 6 Teleskope Tore der Entdeckung 5 aktualisierte Auflage Pearson Studium Verlag Munchen 2010 ISBN 978 3 8273 7360 1 Jingquan Cheng The Principles of Astronomical Telescope Design Springer Berlin 2009 ISBN 978 0 387 88790 6 Chapman Allan Stargazers Copernicus Galileo the Telescope and the Church 2014 Hehl Walter Galileo Galilei kontrovers Ein Wissenschaftler zwischen Renaissance Genie und Despot Wiesbaden 2017 Kepler Johannes Schriften zur Optik 1604 1611 Eingefuhrt und erg durch historische Beitr zur Optik und Fernrohrgeschichte von Rolf Riekher Frankfurt 2008 Osterhage Wolfgang Galileo Galilei At the Threshold of the Scientific Age 2018 Schmitz Emil Heinz Handbuch zur Geschichte der Optik Das Fernrohr Wiesbaden 1982 Van Helden Albert Dupre Sven van Gent Rob Zuidervaart Huib The origins of the telescope Amsterdam 2010Weblinks nbsp Commons Fernrohre Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Fernrohr Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Grundlegendes zum Teleskopkauf Artikel uber Faltrefraktoren PDF 753 kB Geschichtliches zum Refraktor Website uber Legendare Amateurteleskope Montierungen und Zubehor des 20 Jahrhunderts 1 2 Vorlage Toter Link www astronomie de Himmelsbeobachtungen mit dem Fernglas Astronomie de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Januar 2021 Suche in Webarchiven Einzelnachweise Arnold Hanslmeier Einfuhrung in Astronomie und Astrophysik Springer Verlag 2013 S 105 Gunter D Roth Handbuch fur Sternfreunde Wegweiser fur die praktische astronomische Arbeit Springer Verlag 2013 S 12 z B Kunden fragen Experten antworten Austrittspupille und Transmission zeiss de 26 Dezember 2016 The Observation Well englisch Il codice atlantico di Leonardo da Vinci Ed in facsimile dopo il restauro dell originale conservato nella Biblioteca Ambrosiana di Milano Vol 1 12 Florenz 1973 1975 hier Band 6 S 518 Heinz Herbert Mann Optische Instrumente In Hans Hollander Hrsg Erkenntnis Erfindung Konstruktion Studien zur Bildgeschichte von Naturwissenschaften und Technik vom 16 bis zum 19 Jahrhundert Gebr Mann Berlin 2000 S 357 407 hier S 362 Jurgen Hamel Kepler Galilei das Fernrohr und die Folgen In Karsten Gaulke Jurgen Hamel Hrsg Kepler Galilei das Fernrohr und die Folgen Acta Historica Astronomica Vol 40 Frankfurt am Main 2010 S 9 35 hier S 10f P Del Santo J Morris R Morris G Strano A Van Helden Galileos Telescope In Giorgio Strano Hrsg Galileo s Telescope The instrument that changend the world Florence 2008 S 35 38 Dieter B Herrmann Der Zyklop Die Kulturgeschichte des Fernrohrs Braunschweig 2009 ISBN 978 3 14 100860 9 S 56 62 S Dupre The Prehistory of the Invention of the Telescope In Giorgio Strano Hrsg Galileo s Telescope The instrument that changed the world Florence 2008 S 19 32 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 21 Hehl Walter Galileo Galilei kontrovers Ein Wissenschaftler zwischen Renaissance Genie und Despot Wiesbaden 2017 S 98 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 21 Chapman Allan Stargazers Copernicus Galileo the Telescope and the Church 2014 S 139 Schmitz Emil Heinz Handbuch zur Geschichte der Optik Das Fernrohr Wiesbaden 1982 S 44 Chapman Allan Stargazers Copernicus Galileo the Telescope and the Church 2014 S 139 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 24 Hehl Walter Galileo Galilei kontrovers Ein Wissenschaftler zwischen Renaissance Genie und Despot Wiesbaden 2017 S 99 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 21 Chapman Allan Stargazers Copernicus Galileo the Telescope and the Church 2014 S 140 Chapman Allan Stargazers Copernicus Galileo the Telescope and the Church 2014 S 140 Chapman Allan Stargazers Copernicus Galileo the Telescope and the Church 2014 S 140 Hehl Walter Galileo Galilei kontrovers Ein Wissenschaftler zwischen Renaissance Genie und Despot Wiesbaden 2017 S 118 Hehl Walter Galileo Galilei kontrovers Ein Wissenschaftler zwischen Renaissance Genie und Despot Wiesbaden 2017 S 119 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 22 Chapman Allan Stargazers Copernicus Galileo the Telescope and the Church 2014 S 144 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 22 Chapman Allan Stargazers Copernicus Galileo the Telescope and the Church 2014 S 144 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 27 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 27 Brief Kepler an Galilei 9 8 1610 KGW Bd 16 Brief 484 S 319 323 Kepler Briefe S 344 351 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 30 Chapman Allan Stargazers Copernicus Galileo the Telescope and the Church 2014 S 102 Chapman Allan Stargazers Copernicus Galilei the Telescope and the Church 2014 S 102 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 30 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 32 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 32 Kepler Johannes Schriften zur Optik 1604 1611 Eingefuhrt und erg durch historische Beitr zur Optik und Fernrohrgeschichte von Rolf Riekher Frankfurt 2008 S 407 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 30 Riekher Rolf Fernrohre und ihre Meister Berlin 1990 S 30Normdaten Sachbegriff GND 4139973 0 lobid OGND AKS LCCN sh85133444 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fernrohr amp oldid 234237118