www.wikidata.de-de.nina.az
Rudolf Brandt 1905 1975 war ein deutscher Diplom Optiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sternwarte Sonneberg in Thuringen Wahrend seiner langjahrigen Tatigkeit in Sonneberg bereicherte er die beobachtende Astronomie um mehrere messtechnische Innovationen und veroffentlichte mehrere Sachbucher Inhaltsverzeichnis 1 Als wissenschaftlich technischer Assistent an der Sternwarte Sonneberg 2 Instrumentelle Entwicklungen 3 Brandts Erfahrungsschatz fur seine Bucher 4 Grossteleskope und DDR Politik 5 Werke Auswahl 6 WeblinksAls wissenschaftlich technischer Assistent an der Sternwarte Sonneberg BearbeitenIm Jahre 1929 trat er als Assistent von Cuno Hoffmeister und als Nachfolger von Kurt Glass in den Dienst der Sternwarte Sonneberg die 1925 auf Initiative Hoffmeisters durch die Stadt Sonneberg auf dem Hochplateau des Erbisbuhls Ortsteil Neufang errichtet worden war Er zahlte bald zu den profiliertesten Mitarbeitern der Sternwarte Brandts Hauptarbeitsgebiet war zunachst die systematische fotografische Uberwachung des nordlichen Sternhimmels Sie setzte die 1926 begonnenen 41 Himmelsfelder je 8 8 entlang der Milchstrassenebene fort und intensivierte den Beobachtungsrhythmus Dieses Sonneberger Forschungsprojekt mit hochqualitativen Astro Fotoplatten war die Basis fur eine Statistik der Veranderlichen Sterne und fand in Kooperation mit der Universitatssternwarte Berlin Babelsberg unter Paul Guthnick statt Schon 1929 wurde das Plattenarchiv so organisiert dass eine rasche Kontrolle aller gewunschten Himmelsregionen moglich wurde Auf den Platten sollten zunachst mit dem Blinkkomparator moglichst viele Veranderliche gefunden und uberwacht werden woraus spater die Verteilung der verschiedenen Sternarten in der Galaxis erforscht wurde Um 1960 wurde die Zahl der regelmassig aufgenommenen Sternfelder auf 100 erhoht wodurch das Sonneberger Plattenarchiv fur die Astronomie weltweit zur einzigartigen Fundgrube fur Entdeckungen wurde Fur die Sonneberger Himmelsuberwachung diente zunachst ein Astrograf mit einem Ernemann Objektiv von 135 mm Offnung und 240 mm Brennweite den Brandt betreute Ab etwa 1928 29 waren in diese Himmelsuberwachung vier Weitwinkelkameras an drei deutschen Beobachtungsorten involviert Zwei Kameras in Babelsberg und je eine an den Sternwarten in Sonneberg und in Bamberg Wegen der idealen Beobachtungsbedingungen in Sonneberg wurden diese vier Kameras jedoch im Laufe der 1930er Jahre in der Sternwarte Sonneberg konzentriert Als 1930 ein Forschungsstipendium der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft fur Hoffmeister auslief und die Stadt Sonneberg im Zuge der Weltwirtschaftskrise zahlungsunfahig wurde geriet die Sternwarte in Existenznote Schliesslich wurde sie an den preussischen Staat verpachtet und ab 1931 als Abteilung der Universitatssternwarte Berlin Babelsberg gefuhrt Instrumentelle Entwicklungen BearbeitenCuno Hoffmeister verwendete auf seiner Schiffsreise durch die Karibik 1930 ein von Brandt entwickeltes und gebautes Flachenfotometer um mit ihm den genauen Helligkeitsverlauf der sudlichen Milchstrasse und des Zodiakallichts von Bord des Schiffes MS Magdalena aus zu vermessen Anschliessend uberarbeitete Brandt das Design des Messinstruments und konnte seine Genauigkeit nochmals steigern Dieses Instrument nutzte Hoffmeister auf seiner zweiten Forschungsfahrt auf der Sudhalbkugel die er 1933 an Bord der MS Phrygnia absolvierte Nach der Verstaatlichung konnten grossere optische Instrumente entwickelt und in Betrieb genommen werden vor allem ein Astrograf von 400 mm Offnung und 1600 mm Objektivbrennweite Damit erhohte sich ab 1938 die Reichweite der fotografischen Sternfelder bis zur Magnitude 17 5 Mit dem 1938 angestellten Paul Ahnert der dort 50 Jahre wirkte begann Brandt bald eine intensive Kooperation die u a in der langjahrigen Herausgabe des Himmelsjahres und spater des Ahnert Jahrbuches Kalender fur Sternfreunde sichtbar wurde 1940 wurde sein Chef Cuno Hoffmeister Professor fur Astronomie musste aber die Sternwarte dem Wetterdienst der deutschen Luftwaffe unterstellen Bald wurden er und vier Mitarbeiter zur Wehrmacht eingezogen was Brandt aber durch den Wetterdienst erspart blieb Die wahrend des Zweiten Weltkriegs angeordneten Verdunklungsmassnahmen ermoglichten den Sonneberger Astronomen wieder die besonders in den Zwanzigerjahren betriebene systematische Beobachtung von Meteoren und des Zodiakallichtes Einschrankungen im Beobachtungsbetrieb entstanden durch die Eingliederung der Sternwarte in das Dienstregime des militarisch organisierten und der Luftwaffe unterstellten Reichswetterdienstes Zu den astronomischen Arbeiten kamen meteorologische Im August 1945 musste die Sternwarte ihr Hauptinstrument den 400 1600 mm Astrografen zwei der Himmelsuberwachungskameras und weitere Messgerate als Reparationsleistung an sowjetische Sternwarten abgeben Der mit den Demontagearbeiten beauftragte und fur diese im Dienst der Sowjetarmee stehende Astronom Boris Kukarkin ermoglichte jedoch den Verbleib des Plattenarchivs an der Sternwarte was dort die Fortsetzung der Forschungsarbeiten mit moglich machte Brandts Erfahrungsschatz fur seine Bucher BearbeitenBrandt gewann einen grossen Erfahrungsschatz den er in seine Bucher und in viele Zeitschriftenartikel einfliessen liess 1957 konnte er beim Kosmos Verlag allerdings in der Bundesrepublik Deutschland Das Fernrohr des Sternfreundes publizieren Das Buch bildete uber Jahrzehnte trotz seiner nur 85 Seiten eine viel benutzte Grundlage fur visuelle und fotografische Astronomie Als astronomische Beobachtungshilfen fur den Astroamateur stammen aus Brandts Ideenkasten u a ein Sonnenprisma das neben der Lichtdampfung auch bewirkt dass es sich durch geschickte Anordnung der Optik kaum erhitzen kann und Anleitungen zu verschiedenen Adaptern Sein Stativ Adapter fur Feldstecher aus Rundmetall oder Rundholz wurde in der DDR wohl tausende Male nachgebaut doch auch in Landern wo keine Mangelwirtschaft herrschte Durch das Nachkriegschaos war die Verbindung nach Berlin und Babelsberg vollig unterbrochen wieder einmal drohte die Schliessung wegen Geldmangels Hoffmeister konnte Betrieb und Personal zunachst von Erspartem zahlen dann sprang die Carl Zeiss Stiftung von Jena ein Als im April 1946 aus den Resten der preussischen die ostdeutsche Akademie der Wissenschaften gegrundet wurde kam die Sternwarte Sonneberg zum Status ausseruniversitare Forschung der sowjetischen Besatzungszone Mit der Grundung der Bundesrepublik Deutschland 23 Mai 1949 und der DDR wurde allerdings die Kooperation zum Westen fast unmoglich Ein gewisser Ersatz dafur war das in Sonneberg verbliebene Plattenarchiv das Brandt mitbetreute und das seit 1945 mit einigen zehntausend Platten das zweitgrosste der Erde war Grossteleskope und DDR Politik BearbeitenDie Errichtung einer 6 m Kuppel 1946 und die Anstellung von vier jungen Astronomen war fur den gelernten Optiker Brandt eine neue Herausforderung In der Kuppel wurde ein Linsenfernrohr mit 2 Meter Brennweite untergebracht und 1950 ein zweiter Neubau errichtet Ein Laboratoriumshaus Projekt interplanetare Materie von N B Richter mit aufgesetzter 4 5 m Kuppel In ihr wurde 1951 ein Spiegelteleskop fur lichtelektrische Helligkeitsmessungen eingerichtet das uber zwei Jahrzehnte seinen Dienst tat In die grosste Installation zur Fullung der russischen Reparations Lucken war Brandt ebenfalls eingebunden die 1952 aufgestellte Schmidt Kamera 70 172 cm an der vor allem Wolfgang Wenzel arbeitete Schon vorher waren Instrumente der 1946 aufgelosten Privatsternwarte des Herzogs Ernst von Sachsen Altenburg zu adaptieren Gunstig war dabei die Kooperation mit Mechaniker Meister Reinhardt Lehmann von dem u a ein Laboratoriums Spektrograf stammt 1955 In den Jahren 1957 und 1958 wurde schliesslich ein neues Sternwarte Hauptgebaude mit 8 Meter Kuppel errichtet und die Aufstellung von grosser Schmidt Kamera Astrograph und 1958 des neuen 60 cm Cassegrain Spiegelteleskops organisiert Diese Erfahrungen versetzen Brandt der weiterhin auch als Hobbyastronom tatig blieb in die Lage als Buchautor auf die im Osten nun starker geforderte Popular Wissenschaft einzugehen In den Jahren bis 1962 wird die Sonneberger Beobachtungstechnik quantitativ wie qualitativ enorm erweitert Zwei neue 40 cm Astrografen 1960 vom VEB Zeiss Jena und 1961 aus Hoffmeisters Mitteln sowie die von Paul Ahnert und Hans Huth konzipierte und in der Werkstatt gebaute Kamera Anlage zur Himmelsuberwachung 1962 Nun kann der gesamte Nordhimmel und der halbe Sudhimmel bis zur Deklination von 35 innerhalb einer Nacht sogar in zwei Lichtbereichen gelb grun fotovisuell und blau fotografiert werden Dieses System ist das effektivste in der bisherigen Astronomiegeschichte Es brachte u a durch Gerold A Richter einen Durchbruch fur die Erforschung der Veranderlichen Typen und ihrer galaktischen Kosmogonie Gleichzeitig nahmen die Probleme mit der SED Staatsleitung zu Absetzung Hoffmeisters 1967 fur das Jahr 1969 geplante Schliessung der Sternwarte ihre Eingliederung ins neue Institut fur Sternphysik Der allgemeine Widerstand gegen die Ubersiedlung nach Potsdam fuhrte zu einem absurden zweijahrigen Beobachtungsverbot fur die grossen Sonneberger Instrumente was aber insgeheim ignoriert wurde Die inzwischen langste fotografische Beobachtungsreihe der Welt wurde auch durch Brandts Einsatz nicht unterbrochen 1968 wurden alle DDR Astronomen zum Austritt aus der Astronomischen Gesellschaft gezwungen und jeder Fachkontakt zur Bundesrepublik Deutschland stark eingeschrankt Brandt und seinen Kollegen gelang es trotzdem in der astrophysikalischen Messtechnik a jour zu bleiben Mit der politischen Wiedervereinigung Deutschlands am 3 Oktober 1990 endete die Akademie der Wissenschaften der DDR auch als Trager der Sternwarte die zunachst in Obhut des Landes Brandenburg kam 1991 92 empfahl die Evaluierungs Kommission die Schliessung sie wurde aber zur Aussenstelle der Thuringer Landessternwarte Tautenburg und erhielt 1995 eine private Firma als Trager Die letzten Entwicklungen erlebte Rudolf Brandt nicht mehr er starb 1975 sodass ihm die letztgenannten Enttauschungen fur seine Thuringer Sternwarte erspart blieben Werke Auswahl BearbeitenHimmelswunder im Feldstecher Verlag Johann Ambrosius Barth Leipzig 1938 3 Auflage 1952 6 Auflage ca 1970 Dazu der VdS Eines der schonsten Bucher erlebte 7 Auflagen Wer ein solches Exemplar im Antiquariat ergattern kann sollte unbedingt zugreifen dd Das Himmelsjahr Astronomisches Jahrbuch 3 Mitautoren Kosmos Verlag 1941 1948 Ahnerts Kalender fur Sternfreunde Astronomisches Jahrbuch 3 Mitautoren J A Barth Verlag Leipzig ab 1949 Das Fernrohr des Sternfreundes Franckh Kosmos Stuttgart 1957 58 weitere Auflagen 1962 etc Aus der Geschichte der Sternwarte Sonneberg Mitteilungen der Sternwarte zu Sonneberg Sonderband 57 ca 1965 Himmelsbeobachtung mit dem Feldstecher Verlag Johann Ambrosius Barth Leipzig 1972 6 fruhere Auflagen unter dem Titel Himmelswunder im Feldstecher Himmelsbeobachtungen mit dem Fernglas Eine Einfuhrung fur Sternenfreunde von Rudolf Brandt Bernd Muller und Eberhard Splittgerber Verlag Deutsch Harri 2006 und gebunden 2007 Weblinks BearbeitenFernglaser fur die Himmelsbeobachtung Astronomie de Veroffentlichungen von R Brandt im Astrophysics Data SystemNormdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 27 Juli 2022 PersonendatenNAME Brandt RudolfKURZBESCHREIBUNG deutscher Diplom Optiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sternwarte SonnebergGEBURTSDATUM 1905STERBEDATUM 1975 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Brandt Astronom amp oldid 237979949