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Dieser Artikel behandelt das optische Bauteil Zur Storung der Farbwahrnehmung siehe Achromatopsie Ein Objektiv wird als achromatisch von altgriechisch ἀxrwmatos achrōmatos ohne Farbe 1 oder als ein Achromat bezeichnet wenn die Anderung der Schnittweite mit der Wellenlange fur eine Wellenlange verschwindet Achromatischer Zweilinser zwei Farben hier rot und blau haben dieselbe Brennweite bei grunem Licht ist sie jedoch kleinerWegen der Dispersion der optischen Materialien zeigt eine Einzellinse die sogenannte chromatische Aberration Der Brechungsindex von Glas und anderen optischen Materialien nimmt kontinuierlich mit steigender Wellenlange Blau nach Rot ab wodurch die Brennweite der Linse und damit auch die Schnittweite Abstand des Brennpunkts von der Linse zunimmt Durch Kombination einer positiven und einer negativen Linse aus Glasern mit unterschiedlich steilem Brechzahlverlauf d h mit unterschiedlicher Abbe Zahl lasst sich die Schnittweite in erster Naherung konstant machen und der Farblangsfehler der chromatischen Aberration weitgehend korrigieren Die Schnittweite ist dann fur eine Wellenlange minimal und erhoht sich leicht bei zu wie auch bei abnehmender Wellenlange Wenn die beiden Linsen dunn sind und nur einen kleinen Abstand voneinander haben entsteht auch kein erheblicher Farbquerfehler Dieser hangt von der Bildhohe ab und verursacht insbesondere am Rand des Bildfeldes storende Farbsaume an den Kanten der beobachteten Objekte Inhaltsverzeichnis 1 Erfindung in der Mitte des 18 Jahrhunderts 2 Weiterentwicklungen 3 Weblinks 4 EinzelbelegeErfindung in der Mitte des 18 Jahrhunderts BearbeitenDie ersten achromatischen Doubletobjektive wurden etwa 1733 vom englischen Amateuroptiker Chester Moor Hall entworfen 2 3 4 Hall wollte seine Arbeit geheim halten und beauftragte zwei verschiedene Firmen mit der Herstellung der Kronglas und der Flintglaslinsen Edward Scarlett und James Mann 5 6 7 Diese gaben jedoch beide demselben Optiker einen Unterauftrag zur tatsachlichen Fertigung George Bass Dieser erkannte dass beide Linsen fur denselben Kunden waren Nachdem er die beiden Linsen aneinandergefugt hatte erkannte er deren achromatische Eigenschaften Hall selbst jedoch erkannte die Tragweite seiner Erfindung nicht und blieb weithin unbekannt In den spaten 1750er Jahren erwahnte Bass die Hallsche Erfindung dem franzosischstammigen Englander John Dollond gegenuber der deren Potential erkannte und ihr Herstellungsprinzip reproduzieren konnte 3 Dollond reichte ein Patent ein das ihm 1758 erteilt wurde Um 1760 baute er die ersten guten mit Achromatobjektiven ausgestatteten Fernrohre Die Linsen waren dabei an ihrer Kontaktflache miteinander durchsichtig verbunden verkittet wodurch storende Reflexe gering bleiben Dazu verwendete man Kanadabalsam Die Aperturen Linsendurchmesser waren zunachst auf 2 bis 3 Zoll beschrankt stellten aber gegenuber 1 linsigen Objektiven die man fur ein scharfes Bild stark abblenden musste einen gewaltigen Fortschritt dar Mit Hilfe der ihm ab 1832 Firma Plossl Wien zur Verfugung stehenden zusammengesetzten achromatischen Mikroskope leistete Jan Evangelista Purkyne seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der anatomischen Gewebelehre 8 9 Um 1875 erzielte man bereits Offnungen von 25 Zoll z B der grosse Refraktor der Universitatssternwarte Wien und bis zur Jahrhundertwende 40 Zoll Yerkes Sternwarte Doch stosst bei solchen Einmeterlinsen schon die Durchbiegung der Linsen an ihre Grenzen sodass man wieder zu kleineren Objektiven beziehungsweise auf Spiegelteleskope uberging Weiterentwicklungen BearbeitenDer Achromat korrigiert das primare Spektrum wie man den unkorrigierten Farbfehler zwischen den beiden Auslegungswellenlangen bezeichnet Ein Mass fur den verbleibenden Farbfehler nennt man sekundares Spektrum 10 Von der ursprunglichen Bauform des Hall Dollondachromaten wurden verschiedene Varianten abgeleitet So fugte Joseph von Fraunhofer die beiden Linsen nicht direkt zusammen sondern liess zwischen ihnen einen schmalen Luftspalt Fraunhoferdoublet oder Fraunhoferachromat Der Luftspalt kann in gewissem Umfang in der Breite verandert werden und erlaubt es v a den gegenuber liegenden Linsenoberflachen einen unterschiedlichen Radius zu geben Ein Achromat bei dem beide Linsen um eine kleine Strecke im Tubus voneinander getrennt sind wird auch Dialyt genannt 11 Mit den gewonnenen Freiheitsgraden kann man die Abhangigkeit der spharischen Aberration von der Wellenlange korrigieren Fur kleinere Fernrohre mit den fruher ublichen langsamen Offnungsverhaltnissen von ca f 15 treten bei der Beobachtung kaum storende Farbsaume auf Bei grossen achromatischen Refraktoren die bei niedriger Bildunscharfe durch Luftunruhe prinzipiell wesentlich hohere Auflosungen erreichen mussten tritt jedoch das sekundare Spektrum bei hoheren Vergrosserungen wieder stark storend hervor Der Grund liegt darin dass der absolute Farbrestfehler in Bogensekunden fur ein bestimmtes Offnungsverhaltnis abhangig von den Glasdaten konstant ist und im Gegensatz zum beugungsbegrenzten Auflosungsvermogen nicht mit zunehmenden Objektivdurchmesser abnimmt Eine weitere Variante des achromatischen Doublets wurde von C A Steinheil amp Sohne als Steinheilobjektiv vermarktet Die Anordnung der Linsen ist etwas anders als beim Standardachromaten Als erstes feldseitiges Element dient eine negative Flintglaslinse der eine positive Kronglaslinse folgt Wie beim Fraunhoferachromaten trennt ein enger Luftspalt die beiden Linsen Die Innenradien der Linsen sind starker gekrummt als beim Fraunhoferobjektiv Um Zonenfehler zu vermeiden wird eine Flache per Hand retuschiert Dies bedingt dass die Lage der Linsen zueinander nicht verandert werden darf 12 In der Fotografie wurden als Objektive von Anfang an Achromate eingesetzt offizielles Datum der Erfindung 1839 Fur die Portratfotografie wurde etwa gegen 1850 das optisch bessere Petzvalobjektiv entwickelt Ab etwa 1870 wurden zwei leicht meniskusformig gebogene Achromate zum Aplanat kombiniert Aplanate wurden fruher auch fur Projektoren und werden auch heute noch fur hochwertige Lupen eingesetzt Es folgte als nachste wichtige Erfindung das noch scharfere 3 linsige Cooke Triplet Heutige Fotoobjektive enthalten oft 5 bis 10 Linsen Fur weitergehende Anspruche vor allem in der Mikroskopie wurden sogenannte Apochromate entwickelt die aus mindestens drei Linsen aus drei verschiedenen Glassorten bestehen Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Achromat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Hannfried Zugge Achromat Apochromat Superachromat Worin unterscheiden sie sich PDF 41 kB Nicht mehr online verfugbar Carl Zeiss Oberkochen 2000 archiviert vom Original am 4 Marz 2016 abgerufen am 26 Oktober 2011 Einzelbelege Bearbeiten Wilhelm Pape Max Sengebusch Bearb Handworterbuch der griechischen Sprache 3 Auflage 6 Abdruck Vieweg amp Sohn Braunschweig 1914 1914 abgerufen am 30 November 2016 Maurice Daumas Scientific Instruments of the Seventeenth and Eighteenth Centuries and Their Makers Portman Books London 1989 ISBN 0 7134 0727 1 a b Fred Watson Stargazer The life and times of the telescope Allen amp Unwin 2007 ISBN 978 1 74175 383 7 S 140 155 google com Eugene Hecht Optik Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2009 5 Auflage Kapitel 6 3 2 S 438 ff Fred Hoyle Astronomy A history of man s investigation of the universe Rathbone Books London 1962 LC 62 14108 Sphaera Peter Dollond answers Jesse Ramsden Abgerufen am 31 Juli 2009 A review of the events of the invention of the achromatic doublet with emphasis on the roles of Hall Bass John Dollond and others Terje Dokland Mary Mah Lee Ng Techniques in microscopy for biomedical applications 2006 ISBN 981 256 434 9 S 23 google com abgerufen am 23 Februar 2012 Walter Kirsche Jan Evangelista Purkyne 1787 1868 Ein Beitrag zur 200 Wiederkehr seines Geburtstages Akademie Verlag Berlin 1989 Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Jahrgang 1988 Nr 5 N ISBN 3 05 500520 1 S 20 23 J E Purkinje Ueber ein fur die hiesige Universitat gebautes grosses Plossel sches Mikroskop In Uebersicht d Arbeiten und Veranderungen der schles Gesellsch f Vaterlandischee Kultur im Jahre 1832 Breslau 1833 S 39 42 Karl Schwarzschild Untersuchungen zur geometrischen Optik III Ueber die astrophotographischen Objective Investigations in Geometrical Optics III On Astrophotographic Objectives In Karl Schwarzschild Gesammelte Werke Collected Works Band 3 Edited by H H Voigt Springer Berlin u a 1992 ISBN 0 387 52457 6 S 156 207 hier S 169 Rudolf Kingslake Lens design fundamentals Academic Press New York NY u a ISBN 0 12 408650 0 S 87 Verein Kuffner Sternwarte Der Grosse Refraktor der Kuffner Sternwarte abgerufen am 5 Juni 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Achromat amp oldid 239044644