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Karl Siegmund Schwarzschild 9 Oktober 1873 in Frankfurt am Main 11 Mai 1916 in Potsdam war ein deutscher Astronom und Physiker Er gilt als einer der Wegbereiter der modernen Astrophysik Karl SchwarzschildKarl Schwarzschild Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Studium 1 2 Tatigkeit in Wien und Munchen 1 3 Tatigkeit in Gottingen und Potsdam 1 4 Kriegsdienst und Tod 2 Arbeiten 3 Uberlieferung 4 Ehrungen 5 Zitate 6 Schriften 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Studium Bearbeiten nbsp Foto des vormaligen Geschaftshauses Schwarzschild Ochs Frankfurt Rossmarkt 7Karl Schwarzschild wurde 1873 in Frankfurt 1 als altestes von sieben Kindern einer wohlhabenden judischen Familie geboren liess sich aber spater taufen Die Familie Schwarzschild Ochs war eine alteingesessene Handlerdynastie der Textilbranche Zweig einer alten niederrheinischen 1499 in Frankfurt eingewanderten judischen Familie mit einem Geschaft in herausragender Lage am Rossmarkt 13 vormals Rossmarkt 7 und in der Leipziger Strasse 2 Seine Eltern waren Henrietta Ottilie Sabel 1852 1922 und Moses Martin Schwarzschild 1837 1916 Seine funf jungeren Bruder hiessen Alfred 1874 1948 Paul Salomon 1876 1885 Otto Peretz 1878 1944 Hermann Eugen 1880 und Robert 1882 seine einzige Schwester Clara Auguste 1887 1946 Alfred Schwarzschild wurde Kunstmaler 3 Karl wuchs in einem kultivierten grossburgerlichen Umfeld auf in dem vielseitige Interessen unter anderem Musik und Kunst gepflegt wurden In Frankfurt besuchte er die judische Elementarschule und danach das Stadtische Gymnasium wo fruhzeitig sein Interesse an der Astronomie geweckt wurde Bereits als 16 jahriger Schuler veroffentlichte er in den Astronomischen Nachrichten zwei Arbeiten zur Bahnbestimmung von Planeten und von Doppelsternen Nach dem Abitur das er als Bester seines Jahrgangs bestand studierte er ab 1890 an der Universitat Strassburg Astronomie 1892 wechselte er an die Ludwig Maximilians Universitat Munchen wo er 1896 unter Hugo von Seeliger zum Thema Die Entstehung von Gleichgewichtsfiguren in rotierenden Flussigkeiten promovierte 4 Tatigkeit in Wien und Munchen Bearbeiten nbsp Die Plejaden extrafokale Aufnahme von Karl Schwarzschild angefertigt um 1900 an der Kuffner Sternwarte Ab 1896 5 arbeitete er zwei Jahre als Assistent an der Kuffner Sternwarte in Wien Dort beschaftigte er sich mit der Photometrie von Sternhaufen und legte die Grundlagen fur eine Formel die die Beziehung zwischen Intensitat des Sternenlichts Belichtungszeit und Schwarzung der Fotoplatte in der Astrofotografie beschreibt Ein wichtiges Glied dieser Formel ist der Schwarzschild Exponent 1899 kehrte er nach Munchen zuruck und habilitierte sich dort mit der Habilitationsschrift Beitrage zur Photographischen Photometrie der Gestirne in der er eine einfache Formel zur Festlegung von Farbindizes von Sternen vorstellte die in den 1950er Jahren im UBV System fur ultraviolett blau visuell standardisiert wurde Tatigkeit in Gottingen und Potsdam Bearbeiten Von 1901 5 bis 1909 war Schwarzschild Professor und Direktor der Sternwarte Gottingen Dort konnte er mit Personlichkeiten wie David Hilbert und Hermann Minkowski zusammenarbeiten 1905 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 6 1909 wurde er als Nachfolger von Hermann Carl Vogel Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums in Potsdam 5 Im Februar 1916 wurde er zum ordentlichen Honorarprofessor an der Berliner Universitat ernannt 7 Kriegsdienst und Tod Bearbeiten nbsp Stadtfriedhof Gottingen Grab von Karl Schwarzschild und seiner FamilieSchwarzschild meldete sich bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 freiwillig zur Armee Er diente in der Artillerietruppe an der Ost und Westfront und hatte dort unter anderem ballistische Berechnungen durchzufuhren Schwarzschild wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet 7 Wahrend des Krieges erkrankte er schwer an einer Autoimmunerkrankung der Haut Pemphigus vulgaris und kehrte im Marz 1916 als Invalide von der Front zuruck Er starb zwei Monate spater im Alter von nur 42 Jahren Sein Grab und das seiner Familie befinden sich auf dem Stadtfriedhof Gottingen Abteilung 35 Karl Schwarzschild heiratete 1909 Elisabeth Rosenbach eine Urenkelin Friedrich Wohlers Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor Agathe Thornton geb Schwarzschild 1910 2006 die 1933 nach Grossbritannien emigrierte und 1948 nach Neuseeland ging wo sie Professorin fur Alte Philologie an der Otago Universitat Dunedin wurde der Astrophysiker Martin Schwarzschild 1912 1997 und Alfred Schwarzschild 1914 1944 der wegen des Holocausts Suizid beging Arbeiten BearbeitenWahrend des Kriegsdienstes schrieb Schwarzschild 1915 in Russland eine Abhandlung uber die Relativitatstheorie und eine uber Quantenphysik Seine Arbeit zur Relativitat erbrachte die ersten genauen Losungen der Feldgleichungen der allgemeinen Relativitatstheorie eine fur ungeladene nicht rotierende kugelformige symmetrische Korper und eine fur statische isotrope leere Raume um feste Korper Schwarzschild leistete einige grundlegende Arbeiten uber klassische Schwarze Locher Einige Eigenschaften Schwarzer Locher erhielten deshalb seinen Namen namlich die Schwarzschild Metrik die Schwarzschild Tangherlini Metrik und der Schwarzschildradius Das Zentrum eines nicht rotierenden ungeladenen Schwarzen Loches wird Schwarzschild Singularitat genannt In der Astronomie arbeitete er unter anderem uber die fotografische Helligkeitsmessung von Sternen Im Zuge von Studien zum Strahlungstransport in der Sonnenatmosphare pragte Schwarzschild den Begriff des Strahlungsgleichgewichts Mit Methoden der Stellarstatistik untersuchte er die Verteilung der Sterne in der Milchstrasse Karl Schwarzschild entdeckte 1899 den Schwarzschild Effekt Er verbesserte des Weiteren die Theorie optischer Systeme Wahrend seiner Zeit am astrophysikalischen Observatorium in Potsdam beschaftigte er sich auch mit der Erklarung der Emissionsspektren von Atomen Dabei fuhrte er Methoden der Himmelsmechanik zur Berechnung von Emissionsspektren in das Bohr Sommerfeldsche Atommodell ein 8 So ist seine letzte Publikation ein Beitrag zur fruhen Quantenmechanik uber den Stark Effekt 9 Uberlieferung BearbeitenDer wissenschaftliche Nachlass von Schwarzschild wird in den Spezialsammlungen der Niedersachsischen Staats und Universitatsbibliothek Gottingen aufbewahrt Ehrungen Bearbeiten nbsp Gottingen Weende Karl Schwarzschild WegIm Jahr 1910 wurde Schwarzschild zum Mitglied der Leopoldina gewahlt 10 1912 wurde er Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften 7 Er war Ehrenmitglied des Physikalischen Vereins Im Jahre 1913 wurde Karl Schwarzschild zum Geheimen Regierungsrat ernannt 11 Die Karl Schwarzschild Medaille wird von der Astronomischen Gesellschaft jedes Jahr an Astronominnen oder Astronomen von hohem wissenschaftlichen Rang vergeben In Garching bei Munchen liegen an der dortigen Karl Schwarzschild Strasse sowohl die Europaische Sudsternwarte ESO als auch das Max Planck Institut fur Astrophysik In Gottingen gibt es einen Karl Schwarzschild Weg Eine Schwarzschildstrasse gibt es in Potsdam Oberkochen und Berlin Adlershof 12 Seit der Eroffnung am 19 Oktober 1960 tragt die heutige Thuringer Landessternwarte Tautenburg den Namen Karl Schwarzschild Observatorium Der Mondkrater Schwarzschild und der Asteroid 837 Schwarzschilda wurden nach Karl Schwarzschild benannt Zitate Bearbeiten Es ist immer angenehm uber strenge Losungen einfacher Form zu verfugen Karl Schwarzschild 1916Schriften Bearbeiten nbsp Wikisource Karl Schwarzschild Quellen und Volltexte Gesammelte Werke Hrsg Hans Heinrich Voigt Springer 3 Bande 1992 mit Biographie Kommentaren und Beitrag unter anderem von S Chandrasekhar zu optischen Systemen Untersuchungen zur geometrischen Optik I Einleitung in die Fehlertheorie optischer Instrumente auf Grund des Eikonalbegriffs 1906 Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften in Gottingen Band 4 Nummero 1 S 1 31 Untersuchungen zur geometrischen Optik II Theorie der Spiegelteleskope 1906 Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften in Gottingen Band 4 Nummero 2 S 1 28 Untersuchungen zur geometrischen Optik III Uber die astrophotographischen Objektive 1906 Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften in Gottingen Band 4 Nummero 3 S 1 54 Uber Differenzformeln zur Durchrechnung optischer Systeme 1907 Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen S 551 570zur Helligkeitsmessung Aktinometrie der Sterne der B D bis zur Grosse 7 5 in der Zone 0 bis 20 Deklination Teil A Unter Mitwirkung von Br Meyermann A Kohlschutter und O Birck 1910 Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften in Gottingen Band 6 Nummero 6 S 1 117zur Sonnenatmosphare Uber das Gleichgewicht der Sonnenatmosphare 1906 Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen S 41 53 im Web verfugbar in der European Digital Mathematics Library auf Deutsch Die Beugung und Polarisation des Lichts durch einen Spalt I 1902 Mathematische Annalen Band 55 S 177 247 Zur Elektrodynamik I Zwei Formen des Princips der Action in der Elektronentheorie 1903 Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen S 126 131 Zur Elektrodynamik II Die elementare elektrodynamische Kraft 1903 Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen S 132 141 Zur Elektrodynamik III Ueber die Bewegung des Elektrons 1903 Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen S 245 278 Ueber die Eigenbewegungen der Fixsterne 1907 Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen S 614 632 Ueber die Bestimmung von Vertex und Apex nach der Ellipsoidhypothese aus einer geringeren Anzahl beobachteter Eigenbewegungen 1908 Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen S 191 200 K Schwarzschild E Kron Ueber die Helligkeitsverteilung im Schweif des Halley schen Kometen 1911 Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen S 197 208 Die naturwissenschaftlichen Ergebnisse und Ziele der neueren Mechanik 1904 Jahresbericht der Deutschen Mathematiker Vereinigung Band 13 S 145 156 Uber die astronomische Ausbildung der Lehramtskandidaten 1907 Jahresbericht der Deutschen Mathematiker Vereinigung Band 16 S 519 522zu den einsteinschen Feldgleichungen Uber das Gravitationsfeld eines Massenpunktes nach der Einstein schen Theorie Reimer Berlin 1916 S 189 ff Sitzungsberichte der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften 1916 Uber das Gravitationsfeld einer Kugel aus inkompressibler Flussigkeit Reimer Berlin 1916 S 424 434 Sitzungsberichte der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften 1916 Siehe auch BearbeitenSchwarzschild EffektLiteratur BearbeitenHorst Kant Schwarzschild Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 33 f Digitalisat Christopher Henkel Schwarzschild Karl im Frankfurter Personenlexikon Stand des Artikels 20 Marz 1995 auch in Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 2 Zweiter Band M Z Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 7829 0459 1 S 362 363 Klaus Reinsch Axel D Wittmann Hrsg Karl Schwarzschild Ein Pionier und Wegbereiter der Astrophysik Gedenk Kolloquium Gottingen 2016 05 19 Gottinger Universitatsverlag Gottingen 2017 ISBN 978 3 86395 295 2 http resolver sub uni goettingen de purl univerlag isbn 978 3 86395 295 2Essay Benjamin Labatut Das blinde Licht Suhrkamp Verlag Hamburg 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl Schwarzschild Sammlung von Bildern Literatur von und uber Karl Schwarzschild im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen von K Schwarzschild im Astrophysics Data System Nachrufe auf K Schwarzschild im Astrophysics Data System Karl Schwarzschild Leben und Werk Karl Schwarzschild Observator an der Kuffner Sternwarte von 1897 1899 astronews com Wegbereiter der modernen Astrophysik 11 Mai 2016 Schwarzschild Karl Siegmund Hessische Biografie Stand 8 Mai 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Karl Siegmund Schwarzschild Family Search 1873 abgerufen am 17 April 2023 Deutschland Geburten und Taufen 1558 1898 digitalisiert am 25 Marz 2020 Siehe zur Familie den umfangreichen Artikel Martin Jung Schwarzschild In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 31 Digitalisat Biographie seines Bruders Alfred Schwarzschild 1874 1948 Karl Schwarzschild im Mathematics Genealogy Project englisch Vorlage MathGenealogyProject Wartung id verwendet a b c Astronom Professor Schwarzschild In Neue Freie Presse 16 Mai 1916 S 9 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nfp Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der 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2016 Personalien und Auszeichnungen In Photographische Correspondenz Jahrgang 1913 S 437 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung phc Trefferliste der Suche nach Schwarzschildstr In Google Maps Abgerufen am 10 Oktober 2023 Normdaten Person GND 119051524 lobid OGND AKS LCCN n87810561 VIAF 22226062 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwarzschild KarlALTERNATIVNAMEN Schwarzschild Karl SigmundKURZBESCHREIBUNG deutscher Astronom und PhysikerGEBURTSDATUM 9 Oktober 1873GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 11 Mai 1916STERBEORT Potsdam Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Schwarzschild amp oldid 238029484