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Dieser Artikel handelt vom Ereignishorizont um ein Schwarzes Loch Fur eine andere Bedeutung siehe Beobachtbares Universum Ein Ereignishorizont ist in der allgemeinen Relativitatstheorie eine Grenzflache in der Raumzeit fur die gilt dass Ereignisse jenseits dieser Grenzflache prinzipiell nicht sichtbar fur Beobachter sind die sich diesseits der Grenzflache befinden Mit Ereignissen sind Punkte in der Raumzeit gemeint die durch Ort und Zeit festgelegt sind Der Ereignishorizont bildet eine Grenze fur Informationen und kausale Zusammenhange die sich aus der Struktur der Raumzeit und den Gesetzen der Physik insbesondere in Bezug auf die Lichtgeschwindigkeit ergeben Bei statischen Schwarzen Lochern ist der Ereignishorizont eine Kugeloberflache deren Radius Schwarzschild Radius genannt wird Metriken fur Schwarze Locher statisch J 0 displaystyle J 0 rotierend J 0 displaystyle J neq 0 ungeladen Q 0 displaystyle Q 0 Schwarzschild Metrik Kerr Metrikgeladen Q 0 displaystyle Q neq 0 Reissner Nordstrom Metrik Kerr Newman MetrikQ displaystyle Q Elektrische Ladung J displaystyle J DrehimpulsFur jede Masse ab der Planckmasse 2 176 10 8 kg gibt es einen Schwarzschild Radius Wenn ein Objekt auf ein Kugelvolumen mit einem kleineren Radius als seinem Schwarzschild Radius komprimiert wird so wird es ein Schwarzes Loch Massearmere Objekte haben eine zu grosse Ortsunscharfe und konnen deshalb nicht ausreichend komprimiert werden Zum Beispiel liegt die Ortsunscharfe eines viel massearmeren Protons bei etwa 10 15 m wahrend der Ereignishorizont bei 10 54 m lage Form und Grosse des Ereignishorizontes hangen nur von der Masse dem Drehimpuls und der Ladung des Schwarzen Lochs in seinem Innern ab Im Allgemeinen hat der Ereignishorizont die Form eines Rotationsellipsoids Bei einem nicht rotierenden elektrisch ungeladenen Schwarzen Loch ist er kugelformig Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrung 2 Geschichte 3 Schwarzschild Radius 4 Ereignishorizont in der Schwarzschild Metrik 5 Bedeutung und Eigenschaften des Ereignishorizonts eines Schwarzen Lochs 5 1 Gravitative Rotverschiebung 5 2 Einfallzeit fur einen aussenstehenden Beobachter 5 3 Einfallzeit fur einen frei fallenden Beobachter 5 4 Geometrische Eigenschaften 6 Drehimpuls und elektrische Ladung 6 1 Rotierende Schwarze Locher 6 2 Elektrisch geladene Schwarze Locher 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEinfuhrung Bearbeiten nbsp Aussere Schwarzschildlosung Flammsches Paraboloid Das Gravitationsfeld eines Korpers besteht aus einer ausseren und einer inneren Losung der Feldgleichungen wobei die aussere Losung das Gravitationsfeld ausserhalb des Korpers und die innere Losung das Feld im Inneren des Korpers beschreibt Fur den Fall einer homogenen nicht geladenen und nicht rotierenden Kugel beschreibt die Schwarzschild Metrik das innere und aussere Gravitationsfeld Bei einem Objekt das selbst grosser als der Schwarzschild Radius ist gibt es keinen Ereignishorizont da der innere Teil nicht zur ausseren Schwarzschild Losung gehort die innere Losung enthalt keine Singularitaten Erst wenn ein Objekt kleiner als sein Schwarzschild Radius wird entsteht eine Singularitat und es tritt ein Ereignishorizont in der Raumzeit auf Im Falle von nicht rotierenden und elektrisch nicht geladenen Schwarzen Lochern ist der Ereignishorizont die Oberflache einer Kugel um die zentrale Singularitat Der Radius dieser Kugel ist der Schwarzschild Radius Die skalare Krummung der Raumzeit am Ereignishorizont der Schwarzschild Metrik ist null denn die Metrik ist eine Vakuumlosung der einsteinschen Feldgleichungen was impliziert dass weder die skalare Krummung noch der Ricci Tensor von null verschieden sein konnen Ein Krummungsmass das am Ereignishorizont nicht verschwindet ist der Kretschmann Skalar R a b g d R a b g d 12 r S 2 r 6 48 G 2 M 2 c 4 r 6 displaystyle R alpha beta gamma delta R alpha beta gamma delta frac 12 r mathrm S 2 r 6 frac 48G 2 M 2 c 4 r 6 nbsp der am Ereignishorizont den Wert 12 r S 4 displaystyle 12 r mathrm S 4 nbsp annimmt wobei c displaystyle c nbsp die Lichtgeschwindigkeit G displaystyle G nbsp die Gravitationskonstante M displaystyle M nbsp die Masse und r S displaystyle r mathrm S nbsp der Schwarzschild Radius des Schwarzen Loches sind Im Fernfeld gilt das klassische Gravitationsgesetz weiterhin als Naherung Diese Naherung fuhrt jedoch zu immer grosseren Abweichungen je mehr man sich dem Ereignishorizont annahert In unmittelbarer Nahe des Ereignishorizonts muss dann schliesslich die allgemeine Relativitatstheorie benutzt werden Geschichte BearbeitenJohn Michell war der Erste der sich mit der Frage auseinandersetzte wie gross die Anziehungskraft eines Himmelskorpers sein muss damit Licht nicht mehr von seiner Oberflache entweichen kann Unter Benutzung der Newtonschen Gravitationstheorie und der Korpuskeltheorie fand er 1783 eine Beziehung zwischen dem Radius und der Masse eines Himmelskorpers bei dem dieser Effekt auftritt 1 Diesen Radius hat Karl Schwarzschild 1916 in einer allgemeinrelativistischen Rechnung wiedergefunden 2 daher wurde er ihm zu Ehren als Schwarzschild Radius bezeichnet Schwarzschild Radius BearbeitenDer Schwarzschild Radius r S displaystyle r mathrm S nbsp eines Korpers der Masse M displaystyle M nbsp ist gegeben durch 3 r S 2 G M c 2 M 1 485 10 27 m k g displaystyle r mathrm S frac 2GM c 2 M cdot 1 485 cdot 10 27 frac mathrm m mathrm kg nbsp Haufig wird die Masse von Objekten in der Astronomie in Sonnenmassen angegeben mit M 1 988 10 30 k g 2 10 30 k g displaystyle mathrm M odot 1 988 cdot 10 30 mathrm kg approx 2 cdot 10 30 mathrm kg nbsp Fur den Schwarzschild Radius r S displaystyle r mathrm S odot nbsp der Sonne ergibt sich damit r S 2952 m 3 k m displaystyle r mathrm S odot 2952 mathrm m approx 3 mathrm km nbsp oder allgemein r S M M 2952 m displaystyle r mathrm S frac M mathrm M odot cdot 2952 mathrm m nbsp Fur die Masse der Erde betragt der Schwarzschild Radius 9 mm 3 und fur den Mount Everest 1 nm Das Schwarzschild Volumen betragt V S 4 3 p r S 3 4 3 p 8 G 3 M 3 c 6 displaystyle V mathrm S frac 4 3 pi r mathrm S 3 frac 4 3 pi frac 8G 3 M 3 c 6 nbsp womit sich eine kritische Dichte durch r c M V M 4 3 p 8 G 3 M 3 c 6 3 c 6 32 p G 3 M 2 displaystyle rho c frac M V frac M frac 4 3 pi frac 8G 3 M 3 c 6 frac 3c 6 32 pi G 3 M 2 nbsp definieren lasst Sobald ein Korper diese Dichte uberschreitet entsteht ein Schwarzes Loch Man beachte dass die kritische Dichte mit zunehmender Masse abnimmt Objekt Masse Schwarzschild radius Volumen DichteDeimos Masse Schwarzschildradius 1500 Protonenradien 1 8 1015 kg 2 6 pmMondmasse 1 81 Erdmasse 7 346 1022 kg 0 109 mm 0 005 43 mm3Erdmasse 5 969 1024 kg 8 86 mm 2 917 cm3 2 046 1030 kg m3Sonnenmasse 333000 Erdmassen 1 988 1030 kg 2952 m 107 8 km3 1 845 1019 kg m3Sagittarius A 4 3 Mill Sonnenmassen 8 5 1036 kg 12 7 Mill km0 085 AE 106 kg m351 fache Dichte von GoldMasse der Milchstrasse 2 Bill Sonnenmassen 4 1042 kg 6 4 Bill km 40 000 AE 4 5 mg m3Dichte von H2 bei 300 K 5 PaRadius des beobachtbarenUniversums 2 97 1053 kg 46 6 Mrd Lj Ereignishorizont in der Schwarzschild Metrik BearbeitenBei nichtrotierenden ungeladenen Schwarzen Lochern gilt die Schwarzschild Metrik und der Ereignishorizont ist mit dem Schwarzschild Radius identisch Zu beachten ist ferner dass der Radius des Ereignishorizonts in der allgemeinen Relativitatstheorie nicht den Abstand vom Mittelpunkt angibt sondern uber die Oberflache von Kugeln definiert ist Ein kugelformiger Ereignishorizont mit Radius r H displaystyle r mathrm H nbsp hat dieselbe Flache wie eine Sphare gleichen Radius im euklidischen Raum namlich A 4 p r H 2 displaystyle A 4 pi r mathrm H 2 nbsp Aufgrund der Raumzeitkrummung sind die radialen Abstande im Gravitationsfeld vergrossert das heisst der Abstand zweier Kugelschalen mit uber die Kugelflache definierten Radialkoordinaten r 1 displaystyle r 1 nbsp und r 2 displaystyle r 2 nbsp ist grosser als die Differenz dieser Radien Bedeutung und Eigenschaften des Ereignishorizonts eines Schwarzen Lochs BearbeitenGravitative Rotverschiebung Bearbeiten Die Frequenz eines Photons das aus einem Gravitationsfeld zu einem entfernten Beobachter gelangt wird zum roten energiearmen Teil des Lichtspektrums verschoben da dem Photon die entsprechende potentielle Energie verloren geht Die Rotverschiebung ist umso grosser je naher sich die Lichtquelle am Schwarzen Loch befindet Am Ereignishorizont wird die Rotverschiebung unendlich gross 4 Einfallzeit fur einen aussenstehenden Beobachter Bearbeiten Fur einen aussenstehenden Beobachter der aus sicherer Entfernung zusieht wie ein Teilchen auf ein Schwarzes Loch zufallt hat es den Anschein als wurde es sich asymptotisch dem Ereignishorizont annahern Das bedeutet ein aussenstehender Beobachter sieht niemals wie es den Ereignishorizont erreicht da aus seiner Sicht dazu unendlich viel Zeit benotigt wird 5 Das gilt nicht fur makroskopische Objekte die selbst die Raumzeit verformen Insbesondere lassen sich Supernovae beobachten Einfallzeit fur einen frei fallenden Beobachter Bearbeiten Fur einen Beobachter der sich im freien Fall auf das Schwarze Loch zubewegt ist dies freilich anders Dieser Beobachter erreicht den Ereignishorizont in endlicher Zeit Der scheinbare Widerspruch zu dem vorherigen Ergebnis ruhrt daher dass beide Betrachtungen in verschiedenen Bezugssystemen durchgefuhrt werden Ein Objekt das den Ereignishorizont erreicht hat fallt vom Objekt selbst aus betrachtet in endlicher Zeit in die zentrale Singularitat 5 Geometrische Eigenschaften Bearbeiten Der Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs stellt eine lichtartige Flache dar Geometrisch gesprochen handelt es sich um die Menge aller radial auslaufenden Lichtstrahlen die dem Schwarzen Loch gerade nicht entkommen konnen und die gerade nicht ins Schwarze Loch fallen d h die bei konstanter Radialkoordinate eingefroren zu sein scheinen Demzufolge ist es fur einen massebehafteten Korper unmoglich am Ereignishorizont zu verweilen Er muss den Ereignishorizont in Richtung einer kleiner werdenden Radialkoordinate verlassen Der Ereignishorizont ist keine gegenstandliche Grenze Ein frei fallender Beobachter konnte daher nicht direkt feststellen wann er den Ereignishorizont passiert Drehimpuls und elektrische Ladung BearbeitenRotierende Schwarze Locher Bearbeiten Fur rotierende Schwarze Locher ergibt sich aus der Kerr Metrik ein Ereignishorizont der jedoch im Gegensatz zum Ereignishorizont der Schwarzschild Metrik eher die geometrischen Eigenschaften eines Rotationsellipsoids besitzt Die Abmessungen dieses Rotationsellipsoids hangen dabei vom Drehimpuls und von der Masse des Schwarzen Loches ab Der Ereignishorizont r H displaystyle r mathrm H nbsp eines rotierenden Schwarzen Lochs ist in Boyer Lindquist Koordinaten durch r H G M c 2 G M c 2 2 a 2 displaystyle r mathrm H frac GM c 2 sqrt left frac GM c 2 right 2 a 2 nbsp gegeben 6 mit a J M c displaystyle a frac J Mc nbsp und dem Drehimpuls J displaystyle J nbsp Die Losung fur r H displaystyle r mathrm H nbsp hangt also fur ein Schwarzes Loch mit gegebener Masse nur von seiner Drehung a displaystyle a nbsp ab Dabei lassen sich zwei Spezialfalle erkennen Fur a 0 displaystyle a to 0 nbsp d h fur ein nicht rotierendes Schwarzes Loch ist r H 2 G M c 2 r S displaystyle r mathrm H 2 frac GM c 2 r mathrm S nbsp und r H displaystyle r mathrm H nbsp somit identisch mit dem Radius aus der Schwarzschild Metrik Fur a G M c 2 displaystyle a to GM c 2 nbsp d h fur ein maximal rotierendes Schwarzes Loch ist r H G M c 2 displaystyle r mathrm H frac GM c 2 nbsp und wird auch Gravitationsradius r G displaystyle r mathrm G nbsp genannt In kartesischen Hintergrundkoordinaten betragt der Radius bei maximaler Rotation hingegen r 2 r s displaystyle bar r sqrt 2 r mathrm s nbsp 7 wahrend der physikalische axiale Gyrationsradius R ϕ U ϕ 2 p g ϕ ϕ r s displaystyle bar R phi U phi 2 pi sqrt g phi phi r mathrm s nbsp betragt Der poloidiale Gyrationsradius R 8 g 8 8 a 2 cos 2 8 r 2 displaystyle bar R theta sqrt g theta theta sqrt a 2 cos 2 theta r 2 nbsp hingegen ist nicht nur von der Radialkoordinate r displaystyle r nbsp sondern auch vom Polwinkel abhangig 8 Die Oberflache des Ereignishorizonts bei maximaler Rotation ist damit 9 A H 0 p 2 p R ϕ R 8 d 8 4 p r 2 a 2 8 p G 2 M 2 c 4 displaystyle A mathrm H int 0 pi 2 pi bar R phi bar R theta mathrm d theta 4 pi r 2 a 2 8 pi G 2 M 2 c 4 nbsp und nicht wie man annehmen konnte 4 p r H 2 displaystyle 4 pi r text H 2 nbsp Der Gravitationsradius wird oft auch als Langeneinheit bei der Beschreibung der Umgebung eines Schwarzen Lochs benutzt 10 Um den Ereignishorizont des rotierenden Schwarzen Loches befindet sich zusatzlich die Ergosphare in der die Raumzeit selbst in zunehmendem Masse an der Rotation des Schwarzen Loches teilnimmt Materie Licht Magnetfelder etc mussen innerhalb der Ergosphare grundsatzlich mit dem Schwarzen Loch mitrotieren Da Ladungen in der Ergosphare ein starkes Magnetfeld induzieren konnen die beobachteten Jets und deren Synchrotronstrahlung bei aktiven Galaxienkernen damit erklart werden Elektrisch geladene Schwarze Locher Bearbeiten Elektrisch geladene nichtrotierende Schwarze Locher werden durch die Reissner Nordstrom Metrik beschrieben elektrisch geladene rotierende Schwarze Locher durch die Kerr Newman Metrik Literatur BearbeitenRay d Inverno Einfuhrung in die Relativitatstheorie 2 Auflage Wiley VCH Berlin 2009 ISBN 978 3 527 40912 9 Kapitel 6 7 23 13 und 23 14 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Ereignishorizont Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Alan Ellis Black Holes Part 1 History Memento vom 6 Oktober 2017 imInternet Archive In Journal of the Astronomical Society of Edinburgh 39 1999 Englisch Beschreibung von Michells Theorie der Dunklen Sterne Abgerufen am 15 Februar 2012 K Schwarzschild Uber das Gravitationsfeld eines Massenpunktes nach der Einsteinschen Theorie In Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Klasse fur Mathematik Physik und Technik 1916 S 189 a b Florian Scheck Theoretische Physik 3 Klassische Feldtheorie Springer Berlin 2005 ISBN 3 540 23145 5 S 354 Online Version bei Google Books Abgerufen am 21 Februar 2012 Ray d Inverno Einfuhrung in die Relativitatstheorie 2 Auflage Wiley VCH Berlin 2009 ISBN 978 3 527 40912 9 S 311 a b Ray d Inverno Einfuhrung in die Relativitatstheorie 2 Auflage Wiley VCH Berlin 2009 ISBN 978 3 527 40912 9 S 318 Predrag Jovanovic Luka C Popovic X ray Emission From Accretion Disks of AGN Signatures of Supermassive Black Holes Astronomical Observatory Volgina 7 11160 Belgrade Serbia PDF 1 5 MB S 15 Abgerufen am 24 Februar 2012 Scott A Hughes Nearly horizon skimming orbits of Kerr black holes S 5 ff Raine Thomas Black Holes A Student Text S 80 ff Matt Visser The Kerr spacetime A brief introduction Erstveroffentlichung arxiv 0706 0622 S 27 Gleichung 118 Andreas Muller Astro Lexikon G4 Eintrag Gravitationsradius Portal wissenschaft online der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH Abgerufen am 22 Februar 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ereignishorizont amp oldid 239394419