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Ein optisches Teleskop ist ein optisches Gerat mit dem man weit entfernte Gegenstande vergrossert betrachten beziehungsweise mit hoher Auflosung untersuchen kann Nach ihrem Aufbau unterscheidet man zwischen dem Fernrohr Linsenteleskop oder Refraktor und dem Spiegelteleskop Reflektor SpiegelteleskopFernrohrOptische Teleskope werden vor allem zum Beobachten im Gelande Feldstecher Aussichtsfernrohr und von astronomischen Objekten verwendet Bei Sonnenbeobachtungen muss hierbei ein geeigneter Sonnenfilter verwendet werden Es gibt aber auch andere Einsatzgebiete Beispiele hierfur sind die Erforschung der Erdatmosphare mit LIDAR Teleskopen Kontroll und Zielfernrohre Diopter Theodolite und die Satellitengeodasie Das Objektiv oder das Spiegelsystem eines optischen Teleskops erzeugt in seiner Bildebene ein reelles Bild Dieses Bild kann auf zwei Weisen sichtbar gemacht werden direkt in der Bildebene Objektiv Brennweite Im einfachsten Fall durch Einbringen einer Mattscheibe als Projektionsflache In der Astrofotografie bringt man einen Film eine Fotoplatte aus Glas oder einen Bildsensor in die Bildebene die genau wie in einer Kamera belichtet werden durch ein Okular Hier wird das Bild fur das menschliche Auge aufbereitet so dass eine direkte Beobachtung moglich wird Ausserdem lasst sich durch einen Wechsel der Brennweite des Okulars die Vergrosserung des anvisierten Objekts andern Wegen ihrer grossen Brennweite und ihres Gewichtes werden Teleskope ausgenommen kleinere Fernglaser von Montierungen gehalten und bewegt Deren Stabilitat und Steuerungsmoglichkeiten sind besonders bei Sternwarten fur die Leistung der Fernrohre wesentlich Optische Teleskope fur wissenschaftliche Zwecke sind heute fast ausschliesslich Spiegelteleskope Die gegenwartig grossten haben Hauptspiegel mit 10 m Durchmesser Keck Teleskope I und II auf Hawaii zusammengesetzte fragmentierte Spiegel bzw 8 2 m Durchmesser Very Large Telescope VLT in Chile betrieben durch die Europaische Sudsternwarte insgesamt vier Einzelteleskope die zusammengeschaltet werden konnen mit Hauptspiegeln aus je einem Glaskeramikblock Das Hubble Weltraumteleskop ist ein Beispiel fur ein grosses optisches Teleskop auf einer Erdumlaufbahn Da man aber inzwischen gelernt hat auch auf der Erdoberflache das Auflosungsvermogen sehr grosser Teleskope zu nutzen Interferometrie und adaptive Optik sollen bei zukunftigen Projekten fur Weltraumteleskope vor allem Spektralbereiche erforscht werden fur die die Erdatmosphare undurchlassig ist UV Infrarotstrahlung Rontgenstrahlung Diese gehoren dann streng genommen nicht mehr zu den optischen Teleskopen ahneln diesen aber bis auf Rontgenteleskope in vieler Hinsicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der optischen Teleskope 1 1 Vom Galilei und Kepler Fernrohr zum Achromaten 1 2 Erste Spiegelteleskope 1 3 Astrophysik und Grossteleskope 2 Grundsatzliche Wirkungsweise 2 1 Fotografische Verwendung 2 2 Visuelle Nutzung Vergrosserung des Bildes Verstarkung der Helligkeit 3 Teleskoparten 4 Nutzung des Primarbildes 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte der optischen Teleskope BearbeitenDie ersten Teleskope waren Fernrohre mit Linsen Als erstes Teleskop gilt das Galilei Fernrohr 1608 erfunden und ab 1610 von Galileo Galilei weiterentwickelt Die scharferen Kepler Fernrohre wurden einige Jahre spater konzipiert lichtstarkere und farbreine Objektive aber erst ab 1770 Als um 1900 die Linsenfernrohre mit den bis 20 Meter langen Riesenteleskopen an ihre Grenzen stiessen ging die Entwicklung auf die kompakteren Spiegelfernrohre uber die heute 8 bis 10 Meter Durchmesser erreichen Ihre Prototypen das Cassegrain und Newton Teleskop entstanden aber schon um 1670 Die modernen Weltraumteleskope beobachten auch im UV und Infrarot wahrend am Boden die Radioteleskope zu grossen und flachendeckenden Antennensystemen ausgebaut werden Vom Galilei und Kepler Fernrohr zum Achromaten Bearbeiten Siehe auch Technik in der Renaissance Als erstes Teleskop gilt das Galilei Fernrohr Es wird auch hollandisches Fernrohr genannt Es wurde vom hollandischen Brillenmacher Hans Lipperhey um 1608 erfunden und in der Folgezeit von Galileo Galilei weiterentwickelt Nach Pierre Borel sollen jedoch Zacharias Janssen und dessen Vater die wahren Erfinder sein 1610 und Hans Lipperhey erst ein Teleskop gebaut haben nachdem er von Janssens Erfindung gehort hatte 1 Ein scharferes Bild und grosseres Gesichtsfeld hatte das Kepler Fernrohr astronomisches Fernrohr das 1611 von Johannes Kepler konzipiert und 1613 vom Jesuiten Christoph Scheiner verwirklicht wurde Um die chromatische Aberration zu verringern verwendete man zunachst sehr langbrennweitige Objektive Kompaktere und lichtstarkere Teleskope erhielt man erst als um 1750 die Achromate erfunden wurden Dennoch dauerte es noch einige Jahrzehnte bis Josef Fraunhofer um 1825 Objektive mit Offnungen uber 30 cm herstellen konnte In der Zwischenzeit setzte man fur lichtschwache Himmelsobjekte wie Nebelflecke oder Galaxien die etwas lichtstarkeren Spiegelteleskope ein deren Metallspiegel jedoch sehr schwer waren und eine hohere Schliffgenauigkeit erforderten Erste Spiegelteleskope Bearbeiten Die ersten dieser Spiegelteleskope waren in den 1630er Jahren konzipiert worden hatten aber wegen des gekippten Hauptspiegels grosse Abbildungsfehler Wesentlich verbessert wurden sie erst 1663 durch James Gregory und 1672 durch Laurent Cassegrain und Isaac Newton Diese noch heute verwendeten Bauarten des Cassegrain und Newton Teleskops wurden zu Prototypen der um 1900 einsetzenden Weiterentwicklung nbsp Der Leviathan um 1860 Der Beobachter steht auf einer bis zu 18 m hohen Brucke Grossenmassig gipfelte sie bereits 1845 mit Lord Rosses 16 Meter langem Leviathan dessen 1 83 Meter grosser Metallspiegel allein 3 8 Tonnen wog Mit diesem freilich schwer zu handhabendem Instrument konnte der beguterte Hobbyastronom erstmals die Spiralstruktur einiger Galaxien erkennen was ihm damals aber kein Fachastronom glaubte Als Fraunhofers Nachfolgern bessere Glassorten und Gussmethoden zur Verfugung standen wurden in den 1870er Jahren immer grossere Linsenteleskope gebaut Den Anfang setzte die Sternwarte Nizza mit einem 26 Zoll Objektiv 65 cm mit dem erstmals Schiaparellis Marskanale von anderen Astronomen bestatigt wurden 1877 folgte die Universitatssternwarte Wien mit dem Grubb schen 68 cm Refraktor den St Petersburg wenig spater um 5 cm ubertraf Wahrend aber in den Folgejahren noch grossere Objektive die Trennscharfe weiter steigerten wurde zu Gunsten der Lichtstarke auch der Glasguss fur 1 Meter Spiegel entwickelt Astrophysik und Grossteleskope Bearbeiten Mit dem Aufkommen der Astrophysik konzipierte man sogenannte Doppelrefraktoren die visuell spektrografisches und fotografisches Beobachten kombinieren konnten In Paris und Potsdam wurden 1893 99 solche Refraktoren mit 80 60 cm Apertur errichtet und der Hohenflug der Spektroskopie begann Doch als in den USA die Lick und Yerkes Sternwarte sogar Teleskope mit Objektiven von 91 und 102 cm installierten war man an die optisch mechanischen Grenzen gestossen Die Linsendurchbiegung machte weitere Steigerungen von Lichtstarke und Auflosung zunichte und die Montierungen dieser dutzend Tonnen schweren Ungetume waren extrem aufwendig da Linsen im Gegensatz zu Spiegeln nur am Rand gefasst werden konnen Daher ging die Weiterentwicklung wieder auf die Spiegelteleskope uber fur die man seit etwa 1900 geeignete Verfahren fur den Glasguss entwickelt hatte Den grossten Fortschritt brachte das 2 5 Meter Hooker Teleskop auf dem Mount Wilson mit dem erstmals der Rand des Andromedanebels in einzelne Sterne aufgelost werden konnte und die Spektroskopie auch sehr ferner Objekte gelang Es erhielt eine stabile Rahmenmontierung ebenso wie 1947 das 5 Meter Teleskop von Mount Palomar Dieses blieb 30 Jahre das weltweit grosste Teleskop Der 1975 fur das russische Selentschuk gegossene 6 Meter Spiegel war der letzte seiner Art er zeigte bereits deutliche Durchbiegungen und so ging man bei den Grossteleskopen der 1980er Jahre auf segmentierte Spiegel uber Die meisten dieser modernen Instrumente sind nach dem um 1970 entwickelten Ritchey Chretien System konzipiert nbsp Segmentierter Hauptspiegel des Southern African Large TelescopeHeute Anfang 21 Jhdt gibt es bereits mehrere Spiegelteleskope der 8 bis 10 Meter Klasse deren aktive Optik die Spiegelform stabilisiert Dabei wird auch die Verformung wegen der veranderlichen Teleskopneigung korrigiert Zusatzlich verringert die neu entwickelte adaptive Optik den Einfluss der Luftunruhe Fur etwa 2025 plant die ESO das 39 Meter European Extremely Large Telescope E ELT das neunmal lichtstarker als die heutigen 10 Meter Spiegel sein wird Grundsatzliche Wirkungsweise BearbeitenEin Teleskop nimmt uber seine Offnung Strahlenbundel elektromagnetischer Wellen auf und formt sie mit Hilfe von Spiegeln und Linsen um Bei der fotografischen Verwendung fuhrt es von einem Punkt eines Objekts ausgehende Wellen in der Bildebene zusammen bei der visuellen Nutzung verlasst ein verandertes Strahlenbundel das Teleskop in einer Form dass es mit dem Auge wahrgenommen werden kann Fotografische Verwendung Bearbeiten Bei der Verwendung als Objektiv fur einen Bildsensor wird angestrebt das gesamte durch die Offnung einfallende Licht das von einem Punkt des Objekts ausgeht in einen Bildpunkt abzubilden Aufgrund von Beugungserscheinungen ist die Perfektion der Abbildung begrenzt das Licht das von einem Punkt des Objekts ausgeht wird in das Beugungsbild der Aperturblende abgebildet Bei kreisrunden Offnungen hat es die Gestalt eines Airy Scheibchens dessen Grosse d displaystyle d nbsp vom Offnungsverhaltnis des Teleskops das ist das Verhaltnis von seiner Brennweite f displaystyle f nbsp zum Offnungsdurchmesser D displaystyle D nbsp abhangt d 1 m m f D displaystyle d approx 1 mathrm mu m cdot tfrac f D nbsp Dabei gilt die Linsengleichung bei astronomischen Objekten die praktisch so gut wie unendlich weit entfernt sind werden alle Punkte des Objekts auf Punkte in der Brennebene des Teleskops abgebildet Die Grosse von Objekten in der Bildebene G displaystyle G nbsp hangt von ihrer Winkelausdehnung a displaystyle alpha nbsp und der Brennweite des Teleskops f displaystyle f nbsp ab G f tan a displaystyle G f tan alpha nbsp Aus dem Durchmesser des Beugungsscheibchens und der Linsengleichung ergibt sich das Winkelauflosungsvermogen a l i m displaystyle alpha mathrm l im nbsp in Winkelsekunden displaystyle nbsp des Teleskops in Abhangigkeit vom Offnungsdurchmesser D displaystyle D nbsp a l i m 100 m m D displaystyle alpha mathrm l im approx tfrac 100 mathrm mm D nbsp Die Flachenhelligkeit des Bilds in der Bildebene Bestrahlungsstarke E displaystyle E nbsp hangt von der Flachenhelligkeit des Objekts Strahlstarke I displaystyle I nbsp und der Blendenzahl n displaystyle n nbsp ab Fur eine Blendenzahl n 1 2 0 7 displaystyle n tfrac 1 sqrt 2 approx 0 7 nbsp ist das Bild so hell wie die strahlende Oberflache Eine Besonderheit kommt bei nahezu punktformigen Objekten der Winkelausdehnung a 0 displaystyle alpha approx 0 nbsp zum Tragen bei ihnen wird das gesamte eingefangene Licht auf denselben Bildpunkt abgebildet dadurch hangt die Helligkeit des zugehorigen Bildpunkts nicht von der Blendenzahl n displaystyle n nbsp ab sondern stattdessen vom Offnungsdurchmesser D displaystyle D nbsp Visuelle Nutzung Vergrosserung des Bildes Verstarkung der Helligkeit Bearbeiten Die Vergrosserung des Bildes die den betrachteten Gegenstand scheinbar naher heranholt wird durch die Vergrosserung des Sehwinkels bewirkt Der Vergrosserungsfaktor ist durch das Verhaltnis der Brennweiten von Objektiv und Okular des Fernrohrs gegeben Die Verstarkung der Helligkeit die bei punktformigen Objekten eintritt und viel lichtschwache Sterne erst sichtbar werden lasst beruht auf einer im Verhaltnis zur Pupille des Auges sehr viel grosseren Eintrittsflache des Objektivs Da bei optimaler Anpassung auf der Netzhaut im Bildpunkt alles Licht fokussiert wird das durch das Objektiv ins Fernrohr eintritt statt nur die Lichtmenge die durch die Pupille eintritt ist der Verstarkungsfaktor der Helligkeit bei punktformiger Quelle durch das Verhaltnis der Flachen von Objektiv und Pupille gegeben Auch optische Baugruppen die wie ein optisches Teleskop aufgebaut sind aber nicht der Beobachtung ferner Gegenstande dienen werden als Teleskop bezeichnet Ein solches Teleskop kann zum Beispiel zur Strahlaufweitung Vergrossern des Strahldurchmessers von Lasern verwendet werden um den Strahl uber grossere Entfernungen ubertragen zu konnen oder um seine Intensitat zu verringern Teleskoparten Bearbeiten nbsp Einfaches optisches Spiegelteleskop nach Newton Bauart mit Sucher fur den Hobby Gebrauch nbsp Linsenteleskop der Sternwarte Aachen nbsp Das LBT Large Binocular Telescope Nutzung des Primarbildes BearbeitenVisuelle Beobachtungen mit kleineren Teleskopen werden mittels eines Okulars durchgefuhrt das hinter dem Fokus angebracht wird Die Vergrosserung V displaystyle V nbsp der virtuellen Abbildung ergibt sich hierbei aus dem Verhaltnis von Brennweite des Teleskopobjektivs und der Brennweite des Okulars V f Objektiv f Okular displaystyle V frac f text Objektiv f text Okular nbsp Handelsubliche Kleinbild oder Mittelformatkameras oder auch elektronische Sensoren konnen anstelle des Okulars angesetzt werden um das reelle Bild des Teleskopobjektivs aufzufangen Bei grossen Teleskopen befinden sich an dieser Stelle verschiedene Zusatzgerate wie Spektrografen Fotometer oder Kameras Grossteleskope nutzen den Fokus des Hauptspiegels den Primarfokus fur direkte Beobachtungen Dafur befindet sich bei einigen Teleskopen dort eine Primarfokuskabine die den Fangspiegel ersetzt Vor Einfuhrung elektronischer Detektoren hielt sich dort wahrend des gesamten Beobachtungsprogramms ein Astronom auf heute wird nur das Instrument dort montiert und vom Kontrollraum aus gesteuert Andere Grossteleskope leiten das Primarbild von der Hauptoptik uber einen Coude Strahlengang oder uber optische Glasfasern in einen eigenen Auswertungsraum Dies ermoglicht den Einsatz von grossen Analysegeraten deren Gewicht sonst die Konstruktion der beweglichen Montage der Hauptoptik erschweren wurden Literatur BearbeitenGunter D Roth Astronomiegeschichte Astronomen Instrumente Entdeckungen Kosmos Franckh Stuttgart 1987 ISBN 3 440 05800 X Schilling Govert Christensen Lars Lindberg Unser Fenster zum Weltraum 400 Jahre Entdeckungen mit Teleskopen Wiley VCH Berlin 2008 ISBN 978 3 527 40867 2 Ulf Borgeest Europas neue Teleskope Verlag Sterne und Weltraum Heidelberg 2003 ISBN 3 936278 47 4 Jingquan Cheng The Principles of Astronomical Telescope Design Springer Berlin 2009 ISBN 978 0 387 88790 6 Patrick McCray Giant telescopes astronomical ambition and the promise of technology Harvard Univ Press Cambridge 2004 ISBN 0 674 01147 3 Joanna Mikolajewska et al Stellar Astrophysics with the World s Largest Telescopes American Inst of Physics Melville 2005 ISBN 0 7354 0237 X M Barlow Pepin Care of astronomical telescopes and accessories a manual for the astronomical observer and amateur telescope maker Springer London 2005 ISBN 1 85233 715 X Michael Gainer Real astronomy with small telescopes step by step activities for discovery Springer London 2007 ISBN 978 1 84628 478 6 Peter L Manly Unusual telescopes Cambridge Univ Press Cambridge 1991 ISBN 0 521 38200 9 Thomas H Court Moritz von Rohr A history of the development of the telescope from about 1675 to 1830 based on documents in the court collection 1929 Trans Opt Soc 30 207 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Optical telescopes Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Petro Borello De vero Telescopii Inventore cum brevi omnium conspiciliorum historia Hague 1655 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Optisches Teleskop amp oldid 237966472