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Die Spur Spurfunktion Spurabbildung ist ein Konzept in den mathematischen Teilgebieten der Linearen Algebra sowie der Funktionalanalysis und wird auch in der Theorie der Korper und Korpererweiterungen verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Die Spur in der linearen Algebra 1 1 Definition 1 2 Eigenschaften 1 3 Spur eines Endomorphismus 1 4 Koordinatenfreie Definition der Spur 2 Die Spur in der Funktionalanalysis 2 1 Spurklasseoperator 2 2 Anwendung in der Quantenmechanik 3 Die Spur in Korpererweiterungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDie Spur in der linearen Algebra BearbeitenDefinition Bearbeiten In der linearen Algebra bezeichnet man als die Spur einer quadratischen n n displaystyle n times n nbsp Matrix A displaystyle A nbsp uber einem Korper K displaystyle K nbsp die Summe der Hauptdiagonalelemente dieser Matrix Fur die Matrix A a 11 a 12 a 1 n a 21 a 22 a 2 n a n 1 a n 2 a n n displaystyle A begin pmatrix a 11 amp a 12 amp cdots amp a 1n a 21 amp a 22 amp cdots amp a 2n vdots amp vdots amp ddots amp vdots a n1 amp a n2 amp cdots amp a nn end pmatrix nbsp ist also Spur A j 1 n a j j a 11 a 22 a n n K displaystyle operatorname Spur A sum j 1 n a jj a 11 a 22 dotsb a nn in K nbsp Gilt Spur A 0 displaystyle operatorname Spur A 0 nbsp so bezeichnet man die Matrix A displaystyle A nbsp als spurfrei Statt Spur displaystyle operatorname Spur nbsp sind auch die Schreibweisen spur displaystyle operatorname spur nbsp spr displaystyle operatorname spr nbsp Sp displaystyle operatorname Sp nbsp oder sp displaystyle operatorname sp nbsp oder vom englischen Begriff trace abgeleitet auch Trace displaystyle operatorname Trace nbsp trace displaystyle operatorname trace nbsp Tr displaystyle operatorname Tr nbsp oder tr displaystyle operatorname tr nbsp gebrauchlich Eigenschaften Bearbeiten Die Spur einer Matrix ist die Summe ihrer Eigenwerte mit algebraischer Vielfachheit Fur diagonalisierbare Matrizen sind algebraische Vielfachheit und geometrische Vielfachheit identisch so dass die Vielfachheit eines Eigenwertes der Anzahl seiner zugehorigen linear unabhangigen Eigenvektoren entspricht Im charakteristischen Polynom einer Matrix tritt das Negative der Spur als zweithochster Koeffizient auf 1 Die Spur einer n n displaystyle n times n nbsp Matrix A displaystyle A nbsp ist gleich der Spur ihrer transponierten Matrix das heisst es giltSpur A Spur A T displaystyle operatorname Spur A operatorname Spur left A T right nbsp dd Die Spur ist eine lineare Abbildung das heisst fur n n displaystyle n times n nbsp Matrizen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp sowie r s K displaystyle r s in K nbsp giltSpur r A s B r Spur A s Spur B displaystyle operatorname Spur rA sB r cdot operatorname Spur A s cdot operatorname Spur B nbsp dd Unter der Spur durfen Matrizen A K n m displaystyle A in K n times m nbsp und B K m n displaystyle B in K m times n nbsp vertauscht werden das heisstSpur A B Spur B A displaystyle operatorname Spur A cdot B operatorname Spur B cdot A nbsp Beides ist i j a i j b j i displaystyle textstyle sum i j a ij b ji nbsp dd Daraus folgt sofort im Fall m n displaystyle m n nbsp dass die Spur des Kommutators verschwindet das heisst Spur A B B A 0 displaystyle operatorname Spur AB BA 0 nbsp Aus der letzten Eigenschaft folgt die Invarianz der Spur unter zyklischen Vertauschungen Beispielsweise ist fur drei n n displaystyle n times n nbsp Matrizen A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp und C displaystyle C nbsp Spur A B C Spur C A B Spur B C A displaystyle operatorname Spur A cdot B cdot C operatorname Spur C cdot A cdot B operatorname Spur B cdot C cdot A nbsp dd Weiter folgt hieraus dass zwei zueinander ahnliche Matrizen die gleiche Spur haben Fur eine n n displaystyle n times n nbsp Matrix A displaystyle A nbsp und eine invertierbare n n displaystyle n times n nbsp Matrix B displaystyle B nbsp giltSpur B 1 A B Spur A displaystyle operatorname Spur left B 1 cdot A cdot B right operatorname Spur A nbsp dd Die Spur ist somit invariant unter Basistransformationen Sind A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp n n displaystyle n times n nbsp Matrizen wobei A displaystyle A nbsp positiv definit und B displaystyle B nbsp nicht negativ ist so giltSpur A B 0 displaystyle operatorname Spur A cdot B geq 0 nbsp dd Ist A displaystyle A nbsp symmetrisch und B displaystyle B nbsp anti symmetrisch so giltSpur A B 0 displaystyle operatorname Spur A cdot B 0 nbsp dd Die Spur einer reellen oder komplexen idempotenten Matrix A displaystyle A nbsp ist gleich ihrem Rang das heisst es giltSpur A Rang A displaystyle operatorname Spur A operatorname Rang A nbsp dd Fur Matrizen mit Eintragen aus einem anderen Korper gilt diese Identitat nur modulo der Charakteristik des Korpers Fur alle reellen oder komplexen n n displaystyle n times n nbsp Matrizen A displaystyle A nbsp giltdet exp A exp Spur A displaystyle det left exp A right exp left operatorname Spur A right nbsp dd wobei exp A displaystyle exp A nbsp das Matrixexponential von A displaystyle A nbsp bezeichnet Umgekehrt gilt fur jede diagonalisierbare reelle Matrix A displaystyle A nbsp Spur ln A ln det A displaystyle operatorname Spur ln A ln det A nbsp dd Die Identitat beruht darauf dass man Funktionen diagonalisierbarer Matrizen hier den naturlichen Logarithmus uber die Eigenwerte definieren kann Mittels A B Spur A B displaystyle langle A B rangle operatorname Spur AB nbsp lasst sich das Frobenius Skalarprodukt auf den reellen oder komplexen n n displaystyle n times n nbsp Matrizen definieren so dass wegen der Cauchy Schwarzschen Ungleichung gilt Spur A B Spur A A 1 2 Spur B B 1 2 displaystyle vert operatorname Spur AB vert leq operatorname Spur AA frac 1 2 operatorname Spur BB frac 1 2 nbsp dd Spur eines Endomorphismus Bearbeiten Ist V displaystyle V nbsp ein endlichdimensionaler Vektorraum und f V V displaystyle f colon V to V nbsp eine lineare Abbildung also ein Endomorphismus von V displaystyle V nbsp so definiert man die Spur von f displaystyle f nbsp als die Spur einer Darstellungsmatrix von f displaystyle f nbsp bezuglich einer beliebigen Basis von V displaystyle V nbsp Nach den obengenannten Eigenschaften ist die Spur unabhangig von der Wahl dieser Basis Koordinatenfreie Definition der Spur Bearbeiten Ist V displaystyle V nbsp ein endlichdimensionaler K displaystyle K nbsp Vektorraum so kann man den Raum der Endomorphismen auf V displaystyle V nbsp mit V V displaystyle V otimes V nbsp identifizieren via v a w a w v displaystyle v otimes alpha w alpha w cdot v nbsp Weiter ist die naturliche Paarung eine kanonische bilineare Abbildung t V V K displaystyle t colon V times V rightarrow K nbsp die aufgrund der universellen Eigenschaft des Tensorprodukts eine lineare Abbildung t V V K displaystyle t colon V otimes V rightarrow K nbsp induziert Man sieht leicht ein dass diese unter der obigen Identifikation V V End V displaystyle V otimes V simeq operatorname End V nbsp gerade die Spur eines Endomorphismus ist Die Spur in der Funktionalanalysis BearbeitenSpurklasseoperator Bearbeiten Hauptartikel Spurklasseoperator Das Konzept der Spur in der linearen Algebra kann auch auf unendlichdimensionale Raume ausgedehnt werden Ist H displaystyle H nbsp ein Hilbertraum mit einer Orthonormalbasis e i i I displaystyle e i i in I nbsp dann definiert man fur einen Operator A H H displaystyle A colon H to H nbsp die Spur mittels Spur A i I A e i e i displaystyle operatorname Spur A sum i in I langle Ae i e i rangle nbsp falls die Summe existiert Die Endlichkeit dieser Summe ist abhangig von der Wahl der Orthonormalbasis Operatoren fur die dies immer der Fall ist diese sind immer kompakt also deren Spur uber alle Orthonormalbasen endlich ist werden Spurklasseoperatoren genannt Bei Spurklassenoperatoren ist die Summe unabhangig von der Wahl der Orthonormalbasis und somit ist die Spur fur diese wohldefiniert 2 3 Viele Eigenschaften der Spur aus der linearen Algebra ubertragen sich unmittelbar auf Spurklasseoperatoren Anwendung in der Quantenmechanik Bearbeiten In der Quantenmechanik beziehungsweise der Quantenstatistik verallgemeinert man den Begriff der Spur so dass auch Operatoren erfasst werden die keine Spurklasseoperatoren sind Und zwar brauchen diese Operatoren wie zum Beispiel der grundlegende Hamiltonoperator Energie Operator H displaystyle mathcal H nbsp des Systems nur selbstadjungiert zu sein Sie besitzen dann eine Spektraldarstellung A l Spec A l d E A displaystyle textstyle A int lambda in operatorname Spec A lambda mathrm d mathcal E A nbsp wobei S p e c A displaystyle operatorname Spec A nbsp das Spektrum von A displaystyle A nbsp ist wahrend l eine Zahl der reellen Achse ist und die Integrale D Spec A d E A displaystyle textstyle int Delta operatorname Spec A mathrm d mathcal E A nbsp Projektionsoperatoren auf die zu l gehorigen Eigenfunktionen Punktspektrum bzw Eigenpakete kontinuierliches Spektrum sind Es gilt dann wenn man es zum Beispiel mit einer Abbildung von Operatoren zu tun hat etwa mit der Exponentiation eines Operators A A e A T displaystyle A to A e frac A T nbsp Spur A l Spec A e l T d p A l displaystyle operatorname Spur A int lambda in operatorname Spec A e frac lambda T mathrm d p A lambda nbsp Dabei ist d p A l displaystyle mathrm d p A lambda nbsp ein zu den oben definierten Projektionsoperatoren passendes Mass z B im Falle des Punktspektrums das Diracmass d p A l d l a i d l displaystyle mathrm d p A lambda delta lambda a i mathrm d lambda nbsp wobei a i displaystyle a i nbsp der betrachtete Eigenwert ist und d l a i displaystyle delta lambda a i nbsp die bei a i displaystyle a i nbsp zentrierte Delta Distribution Der Parameter T displaystyle T nbsp hat in konkreten Fallen die Bedeutung der Kelvin Temperatur des Systems und es wurde die Regel benutzt dass alle Funktionen eines Operators A A f A displaystyle A to A f A nbsp dieselben Eigenvektoren besitzen wie schon der Operator A displaystyle A nbsp selbst wahrend die Eigenwerte sich andern a l f a l l S p e c A displaystyle a lambda to f a lambda forall lambda in operatorname Spec A nbsp Auch wenn das Integral fur T displaystyle T to infty nbsp divergieren wurde ist die Anwendung der Formel u U sinnvoll weil die Spurbildung in der Quantenstatistik fast immer in der Kombination Spur e H T A Spur e H T displaystyle operatorname Spur left e frac mathcal H T A operatorname Spur e frac mathcal H T right nbsp auftritt Diese Kombination ist der sogenannte Thermische Erwartungswert A T displaystyle langle A rangle T nbsp der Messgrosse bei dem sich eventuelle Divergenzen im Zahler und im Nenner gegenseitig kompensieren wurden Verwandte Integrale konnen also auch dann konvergieren wenn der Operator A displaystyle A nbsp nicht der Spurklasse angehort In diesem Fall ist der Ausdruck beliebig genau durch Summen von Spurklasse Operatoren sogar durch endliche Summen approximierbar ahnlich wie Integrale so angenahert werden konnen Jedenfalls empfiehlt es sich bei der Frage der Konvergenz der betrachteten Ausdrucke pragmatisch vorzugehen und z B im vorliegenden Fall zu beachten dass eventuelle Spektralanteile die betragsmassig sehr viel grosser sind als der Temperaturfaktor T displaystyle T nbsp exponentiell klein werden In der Quantenstatistik tritt die Partialspur auf welche als Verallgemeinerung der Spur aufgefasst werden kann Fur einen Operator Z displaystyle Z nbsp der auf dem Produktraum A B displaystyle A otimes B nbsp lebt ist die Spur gleich der Hintereinanderausfuhrung der Partialspuren uber A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp Spur Z Spur A Spur B Z Spur B Spur A Z displaystyle operatorname Spur Z operatorname Spur A operatorname Spur B Z operatorname Spur B operatorname Spur A Z nbsp Die Spur in Korpererweiterungen BearbeitenIst L K displaystyle L K nbsp eine endliche Korpererweiterung dann ist die Spur eine K displaystyle K nbsp lineare Abbildung von L displaystyle L nbsp nach K displaystyle K nbsp Fasst man L displaystyle L nbsp als K displaystyle K nbsp Vektorraum auf dann definiert man die Spur eines Elementes a L displaystyle alpha in L nbsp als die Spur der Darstellungsmatrix des K displaystyle K nbsp linearen Endomorphismus L x a x L displaystyle L ni x mapsto alpha cdot x in L nbsp Falls L K displaystyle L K nbsp galoissch ist lasst sich die Spur eines Elements a L displaystyle alpha in L nbsp als Summe seiner Konjugierten darstellen Tr L K a s Gal L K s a displaystyle operatorname Tr L K alpha sum sigma in operatorname Gal L K sigma alpha nbsp Siehe auch BearbeitenTensorverjungung Partielle SpurLiteratur BearbeitenGerd Fischer Lineare Algebra Eine Einfuhrung fur Studienanfanger Vieweg Verlag Wiesbaden 2002 ISBN 978 3 528 97217 2 S 229 Dirk Werner Funktionalanalysis Springer Verlag 7 Auflage Berlin 2011 ISBN 978 3 540 72533 6 S 286 297 Weblinks BearbeitenSpur Rechner Berechnet die Spur einer Matrix Einzelnachweise Bearbeiten Jorg Liesen Volker Mehrmann Lineare Algebra Lemma 8 3 Pavel Exner Hilbert Space Operators in Quantum Physics Springer 2008 Michael Reed Methods of Modern Mathematical Physics I Functional Analysis Academic Press 1980 S 212 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spur Mathematik amp oldid 236399484