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Ein Eigenvektor einer Abbildung ist in der linearen Algebra ein vom Nullvektor verschiedener Vektor dessen Richtung durch die Abbildung nicht verandert wird Ein Eigenvektor wird also nur skaliert und man bezeichnet den Skalierungsfaktor als Eigenwert der Abbildung In dieser Scherung der Mona Lisa wurde das Bild so verformt dass der rote Pfeil Vektor seine Richtung entlang der vertikalen Achse nicht geandert hat der blaue Pfeil jedoch schon Der rote Vektor ist ein Eigenvektor der Scherabbildung wahrend der blaue Vektor dies aufgrund seiner Richtungsanderung nicht ist Da der rote Vektor nicht skaliert wird ist sein zugehoriger Eigenwert 1 Eigenwerte charakterisieren wesentliche Eigenschaften linearer Abbildungen etwa ob ein entsprechendes lineares Gleichungssystem eindeutig losbar ist oder nicht In vielen Anwendungen beschreiben Eigenwerte auch physikalische Eigenschaften eines mathematischen Modells Die Verwendung des Prafixes Eigen fur charakteristische Grossen in diesem Sinne lasst sich auf eine Veroffentlichung von David Hilbert aus dem Jahre 1904 zuruckfuhren 1 und wird als Germanismus auch in einigen weiteren Sprachen darunter dem Englischen verwendet Die im Folgenden beschriebene mathematische Problemstellung heisst spezielles Eigenwertproblem und bezieht sich nur auf lineare Abbildungen eines endlichdimensionalen Vektorraums in sich selbst Endomorphismen wie sie durch quadratische Matrizen dargestellt werden Hierbei stellt sich die Frage unter welchen Bedingungen eine Matrix ahnlich zu einer Diagonalmatrix ist 2 Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Berechnung der Eigenwerte 2 1 Symbolische Berechnung 2 2 Eigenraum zum Eigenwert 2 3 Spektrum und Vielfachheiten 2 3 1 Beispiel 2 4 Numerische Berechnung 3 Berechnung der Eigenvektoren 3 1 Algorithmus 3 2 Beispiel 4 Eigenschaften 5 Eigenvektoren kommutierender Matrizen 6 Linkseigenvektoren und verallgemeinertes Eigenwertproblem 7 Spektraltheorie in der Funktionalanalysis 7 1 Eigenwerte und Eigenfunktionen 7 2 Beispiel 8 Praktische Beispiele 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenIst V displaystyle V nbsp ein Vektorraum uber einem Korper K displaystyle K nbsp in Anwendungen meist der Korper R displaystyle mathbb R nbsp der reellen Zahlen oder der Korper C displaystyle mathbb C nbsp der komplexen Zahlen und f V V displaystyle f colon V to V nbsp eine lineare Abbildung von V displaystyle V nbsp in sich selbst Endomorphismus so bezeichnet man als Eigenvektor einen Vektor v 0 displaystyle v neq 0 nbsp der durch f displaystyle f nbsp auf ein Vielfaches l v displaystyle lambda v nbsp von sich selbst mit l K displaystyle lambda in K nbsp abgebildet wird f v l v displaystyle f v lambda v nbsp Den Faktor l displaystyle lambda nbsp nennt man dann den zugehorigen Eigenwert Anders formuliert Hat fur ein l K displaystyle lambda in K nbsp die Gleichung f v l v displaystyle f v lambda v nbsp eine Losung v 0 displaystyle v neq 0 nbsp der Nullvektor ist naturlich immer eine Losung so heisst l displaystyle lambda nbsp Eigenwert von f displaystyle f nbsp Jede Losung v 0 displaystyle v neq 0 nbsp heisst Eigenvektor von f displaystyle f nbsp zum Eigenwert l displaystyle lambda nbsp Hat der Vektorraum eine endliche Dimension dim V n N displaystyle operatorname dim V n in mathbb N nbsp so kann jeder Endomorphismus f displaystyle f nbsp durch eine quadratische n n displaystyle left n times n right nbsp Matrix A displaystyle A nbsp beschrieben werden Die obige Gleichung lasst sich dann als Matrizengleichung A x l x displaystyle A cdot x lambda x nbsp schreiben wobei x displaystyle x nbsp hier einen Spaltenvektor bezeichnet Man nennt in diesem Fall eine Losung x 0 displaystyle x neq 0 nbsp Eigenvektor und l displaystyle lambda nbsp Eigenwert der Matrix A displaystyle A nbsp Diese Gleichung kann man auch in der Form A x l E x displaystyle A cdot x lambda E cdot x nbsp schreiben wobei E displaystyle E nbsp die Einheitsmatrix bezeichnet und aquivalent zu A l E x 0 displaystyle A lambda E cdot x 0 nbsp oder l E A x 0 displaystyle lambda E A cdot x 0 nbsp umformen Berechnung der Eigenwerte BearbeitenBei kleinen Matrizen konnen die Eigenwerte symbolisch exakt berechnet werden Bei grossen Matrizen ist dies oft nicht moglich sodass hier Verfahren der numerischen Mathematik zum Einsatz kommen Symbolische Berechnung Bearbeiten Die Gleichung A l E x 0 displaystyle A lambda E cdot x 0 nbsp definiert die Eigenwerte und stellt ein homogenes lineares Gleichungssystem dar Da x 0 displaystyle x neq 0 nbsp vorausgesetzt wird ist dieses genau dann losbar wenn det A l E 0 displaystyle det A lambda E 0 nbsp gilt Diese Determinante heisst charakteristisches Polynom Es handelt sich um ein normiertes Polynom n displaystyle n nbsp ten Grades in l displaystyle lambda nbsp Seine Nullstellen also die Losungen der Gleichung l n a n 1 l n 1 a 1 l a 0 0 displaystyle lambda n alpha n 1 cdot lambda n 1 dotsb alpha 1 cdot lambda alpha 0 0 nbsp uber K displaystyle K nbsp sind die Eigenwerte Da ein Polynom vom Grad n displaystyle n nbsp hochstens n displaystyle n nbsp Nullstellen hat gibt es auch hochstens n displaystyle n nbsp Eigenwerte Zerfallt das Polynom vollstandig in Linearfaktoren so gibt es genau n displaystyle n nbsp Nullstellen wobei mehrfache Nullstellen mit ihrer Vielfachheit gezahlt werden Ist der Grad n displaystyle n nbsp eine ungerade Zahl und gilt K R displaystyle K mathbb R nbsp dann ist mindestens einer der Eigenwerte reell Eigenraum zum Eigenwert Bearbeiten Ist l displaystyle lambda nbsp ein Eigenwert der linearen Abbildung f V V displaystyle f colon V to V nbsp dann nennt man die Menge aller Eigenvektoren zu diesem Eigenwert vereinigt mit dem Nullvektor den Eigenraum zum Eigenwert l displaystyle lambda nbsp Der Eigenraum ist durch Eig f l v V f v l v displaystyle operatorname Eig f lambda v in V mid f v lambda cdot v nbsp definiert Falls die Dimension des Eigenraums grosser als 1 ist wenn es also mehr als einen linear unabhangigen Eigenvektor zum Eigenwert l displaystyle lambda nbsp gibt so nennt man den zum Eigenraum zugehorigen Eigenwert entartet 3 Die Dimension des Eigenraums Eig f l displaystyle operatorname Eig left f lambda right nbsp wird als geometrische Vielfachheit von l displaystyle lambda nbsp bezeichnet Eine Verallgemeinerung des Eigenraums ist der Hauptraum Spektrum und Vielfachheiten Bearbeiten Fur den Rest dieses Abschnittes sei K C displaystyle K mathbb C nbsp Dann besitzt jede n n Matrix A displaystyle left n times n right text Matrix A nbsp genau n displaystyle n nbsp Eigenwerte wenn man diese mit ihren Vielfachheiten zahlt Mehrfaches Vorkommen eines bestimmten Eigenwertes fasst man zusammen und erhalt so nach Umbenennung die Aufzahlung l 1 l k displaystyle lambda 1 dotsc lambda k nbsp der verschiedenen Eigenwerte mit ihren Vielfachheiten m 1 m k displaystyle mu 1 dotsc mu k nbsp Dabei ist 1 k n displaystyle 1 leq k leq n nbsp und i 1 k m i n displaystyle textstyle sum i 1 k mu i n nbsp Die eben dargestellte Vielfachheit eines Eigenwertes als Nullstelle des charakteristischen Polynoms bezeichnet man als algebraische Vielfachheit Eigenwerte der algebraischen Vielfachheit 1 displaystyle 1 nbsp werden als einfacher Eigenwert bezeichnet Die Menge der Eigenwerte wird Spektrum genannt und s A displaystyle sigma left A right nbsp geschrieben sodass also s A l C x 0 A x l x displaystyle sigma A lambda in mathbb C exists x neq 0 colon Ax lambda x nbsp gilt Als Spektralradius bezeichnet man den grossten Betrag aller Eigenwerte Gilt fur einen Eigenwert dass seine algebraische Vielfachheit gleich seiner geometrischen Vielfachheit ist so spricht man von einem halbeinfachen Eigenwert aus dem englischen semisimple Dies entspricht genau der Diagonalisierbarkeit der Blockmatrix zum gegebenen Eigenwert Kennt man die Eigenwerte sowie ihre algebraischen und geometrischen Vielfachheiten siehe unten kann man die Jordansche Normalform der Matrix erstellen Beispiel Bearbeiten Es sei die quadratische Matrix A 0 2 1 2 1 1 2 1 3 displaystyle A begin pmatrix 0 amp 2 amp 1 2 amp 1 amp 1 2 amp 1 amp 3 end pmatrix nbsp gegeben Subtraktion der mit l displaystyle lambda nbsp multiplizierten Einheitsmatrix von A displaystyle A nbsp ergibt A l E 0 l 2 1 2 1 l 1 2 1 3 l displaystyle A lambda E begin pmatrix 0 lambda amp 2 amp 1 2 amp 1 lambda amp 1 2 amp 1 amp 3 lambda end pmatrix nbsp Ausrechnen der Determinante dieser Matrix mit Hilfe der Regel von Sarrus liefert det A l E 0 l 1 l 3 l 4 2 2 l 2 l 12 4 l l 3 2 l 2 4 l 8 l 2 l 2 l 2 displaystyle begin matrix det A lambda E amp amp 0 lambda 1 lambda 3 lambda 4 2 2 lambda 2 lambda 12 4 lambda amp amp lambda 3 2 lambda 2 4 lambda 8 amp amp lambda 2 lambda 2 lambda 2 end matrix nbsp Die Eigenwerte sind die Nullstellen dieses Polynoms man erhalt l 1 2 2 l 3 2 displaystyle lambda 1 2 2 lambda 3 2 nbsp Der Eigenwert 2 hat algebraische Vielfachheit 2 weil er doppelte Nullstelle des charakteristischen Polynoms ist Numerische Berechnung Bearbeiten Wahrend die exakte Berechnung der Nullstellen des charakteristischen Polynoms schon fur dreireihige Matrizen nicht so einfach ist wird sie fur grosse Matrizen meist unmoglich sodass man sich dann auf das Bestimmen von Naherungswerten beschrankt Hierzu werden Verfahren bevorzugt die sich durch numerische Stabilitat und geringen Rechenaufwand auszeichnen Dazu gehoren Methoden fur dichtbesetzte kleine bis mittlere Matrizen wie der QR Algorithmus der QZ Algorithmus der QS Algorithmus und die Deflationsowie spezielle Methoden fur symmetrische Matrizen als auch Methoden fur dunnbesetzte grosse Matrizen wie die Potenzmethode die inverse Iteration das Lanczos Verfahren die Unterraumiteration das Arnoldi Verfahren das Jacobi Verfahren und das Jacobi Davidson Verfahren Des Weiteren gibt es noch Methoden zur Abschatzung z B mithilfe der Matrixnorm und der Gerschgorin Kreise die immer eine grobe Abschatzung unter gewissen Bedingungen sogar genaue Bestimmung zulassen Die Folded Spectrum Method liefert mit jedem Durchlauf einen Eigenvektor der jedoch auch aus der Mitte des Spektrums stammen kann Berechnung der Eigenvektoren BearbeitenAlgorithmus Bearbeiten Fur einen Eigenwert l displaystyle lambda nbsp lassen sich die Eigenvektoren aus der Gleichung A l E x 0 displaystyle A lambda E cdot x 0 nbsp bestimmen Die Eigenvektoren spannen den Eigenraum auf dessen Dimension als geometrische Vielfachheit des Eigenwertes bezeichnet wird Fur einen Eigenwert l displaystyle lambda nbsp der geometrischen Vielfachheit m displaystyle mu nbsp lassen sich also m displaystyle mu nbsp linear unabhangige Eigenvektoren x 1 x m displaystyle x 1 dotsc x mu nbsp finden sodass die Menge aller Eigenvektoren zu l displaystyle lambda nbsp gleich der Menge der Linearkombinationen von x 1 x m displaystyle x 1 dotsc x mu nbsp ist Die Menge x 1 x m displaystyle left x 1 dotsc x mu right nbsp heisst dann eine Basis aus Eigenvektoren des zum Eigenwert l displaystyle lambda nbsp gehorenden Eigenraumes Die geometrische Vielfachheit eines Eigenwertes kann man also auch als die maximale Anzahl linear unabhangiger Eigenvektoren zu diesem Eigenwert definieren Die geometrische Vielfachheit ist hochstens gleich der algebraischen Vielfachheit Beispiel Bearbeiten Gegeben ist wie in obigem Beispiel die quadratische Matrix A 0 2 1 2 1 1 2 1 3 displaystyle A begin pmatrix 0 amp 2 amp 1 2 amp 1 amp 1 2 amp 1 amp 3 end pmatrix nbsp Die Eigenwerte l 1 2 2 l 3 2 displaystyle lambda 1 2 2 lambda 3 2 nbsp wurden oben schon berechnet Zunachst werden hier die Eigenvektoren und der durch die Eigenvektoren aufgespannte Eigenraum zum Eigenwert l 2 displaystyle lambda 2 nbsp berechnet A 2 E 2 2 1 2 3 1 2 1 1 displaystyle A 2 cdot E begin pmatrix 2 amp 2 amp 1 2 amp 3 amp 1 2 amp 1 amp 1 end pmatrix nbsp Man muss also das folgende lineare Gleichungssystem losen 2 2 1 2 3 1 2 1 1 x 0 0 0 displaystyle begin pmatrix 2 amp 2 amp 1 2 amp 3 amp 1 2 amp 1 amp 1 end pmatrix cdot x begin pmatrix 0 0 0 end pmatrix nbsp Bringt man die Matrix auf obere Dreiecksform so erhalt man 1 0 1 2 0 1 0 0 0 0 x 0 0 0 displaystyle begin pmatrix 1 amp 0 amp frac 1 2 0 amp 1 amp 0 0 amp 0 amp 0 end pmatrix cdot x begin pmatrix 0 0 0 end pmatrix nbsp Die gesuchten Eigenvektoren sind alle Vielfachen des Vektors x 1 2 0 1 displaystyle x begin pmatrix frac 1 2 amp 0 amp 1 end pmatrix top nbsp jedoch nicht das Nullfache des Vektors da der Nullvektor niemals ein Eigenvektor ist Obwohl der Eigenwert l 2 displaystyle lambda 2 nbsp eine algebraische Vielfachheit von 2 hat existiert nur ein linear unabhangiger Eigenvektor der Eigenraum zu dem Eigenwert ist eindimensional also hat dieser Eigenwert eine geometrische Vielfachheit von 1 Das hat eine wichtige Konsequenz Die Matrix ist nicht diagonalisierbar Man kann nun versuchen die Matrix stattdessen in die Jordansche Normalform uberzufuhren Dazu muss ein weiterer Eigenvektor zu diesem Eigenwert erzwungen werden Solche Eigenvektoren nennt man generalisierte Eigenvektoren oder Hauptvektoren Fur den Eigenwert l 2 displaystyle lambda 2 nbsp geht man genauso vor 2 2 1 2 1 1 2 1 5 x 0 0 0 displaystyle begin pmatrix 2 amp 2 amp 1 2 amp 1 amp 1 2 amp 1 amp 5 end pmatrix cdot x begin pmatrix 0 0 0 end pmatrix nbsp Wieder bringt man die Matrix auf Dreiecksform 1 0 3 2 0 1 2 0 0 0 x 0 0 0 displaystyle begin pmatrix 1 amp 0 amp frac 3 2 0 amp 1 amp 2 0 amp 0 amp 0 end pmatrix cdot x begin pmatrix 0 0 0 end pmatrix nbsp Hier ist die Losung der Vektor 3 2 2 1 displaystyle begin pmatrix frac 3 2 amp 2 amp 1 end pmatrix top nbsp wieder mit allen seinen vom Nullvektor verschiedenen Vielfachen Eigenschaften BearbeitenDie Eigenvektoren sind nur bis auf einen Faktor bestimmt Wenn x displaystyle x nbsp ein Eigenvektor ist dann ist auch q x displaystyle q cdot x nbsp mit beliebigem q displaystyle q nbsp Eigenvektor Ist l displaystyle lambda nbsp ein Eigenwert der invertierbaren Matrix A displaystyle A nbsp zum Eigenvektor x displaystyle x nbsp so ist 1 l displaystyle tfrac 1 lambda nbsp Eigenwert der inversen Matrix von A displaystyle A nbsp zum Eigenvektor x displaystyle x nbsp Sind l i displaystyle lambda i nbsp die Eigenwerte der Matrix A C n n displaystyle A in mathbb C n times n nbsp so gilt i 1 n l i Spur A und i 1 n l i det A displaystyle sum i 1 n lambda i operatorname Spur A quad text und quad prod i 1 n lambda i operatorname det A nbsp dd wobei bei mehrfachen Eigenwerten die Vielfachheit zu beachten ist Hier bezeichnet Spur A displaystyle operatorname Spur A nbsp die Spur der Matrix A displaystyle A nbsp Das Spektrum einer Matrix A displaystyle A nbsp ist gleich dem Spektrum der transponierten Matrix also s A s A displaystyle sigma A sigma left A top right nbsp dd Analog gilts A s A s A displaystyle sigma left A right sigma left overline A right overline sigma A nbsp dd Jede quadratische Matrix A displaystyle A nbsp uber dem Korper C displaystyle mathbb C nbsp der komplexen Zahlen ist ahnlich zu einer oberen Dreiecksmatrix B displaystyle B nbsp Die Eigenwerte von A displaystyle A nbsp sind genau die Diagonaleintrage der Matrix B displaystyle B nbsp Eigenvektoren zum Eigenwert 1 displaystyle 1 nbsp sind Fixpunkte in der Abbildungsgeometrie Nach dem Satz vom Fussball gibt es beispielsweise zwei Punkte auf einem Fussball die sich vor dem Anstoss zur ersten und zur zweiten Halbzeit am jeweils gleichen Punkt des Raumes befinden Speziell fur reelle symmetrische oder komplexe hermitesche Matrizen gilt Alle Eigenwerte sind stets reell Im Rahmen der Hauptachsentransformation werden die Eigenwerte auch Hauptwerte genannt 4 Ist die Matrix zudem positiv definit so sind auch ihre Eigenwerte echt positiv Es lasst sich immer eine Orthonormalbasis aus Eigenvektoren angeben 5 Dies ist eine direkte Folgerung aus dem Spektralsatz Insbesondere sind Eigenvektoren zu verschiedenen Eigenwerten zueinander orthogonal Die aus den Vorzeichen der Eigenwerte ermittelte Signatur der Matrix bleibt nach dem Tragheitssatz von Sylvester unter Kongruenztransformationen erhalten Uber den Rayleigh Quotient lasst sich zu jedem Eigenvektor der zugehorige Eigenwert ermitteln Mit dem Satz von Courant Fischer lasst sich jeder Eigenwert als minimaler beziehungsweise maximaler Rayleigh Quotient darstellen Fur das Betragsquadrat der Komponenten v i j displaystyle v ij nbsp der auf Betrag 1 normierten Eigenvektoren v i displaystyle v i nbsp der Matrix A C n n displaystyle A in mathbb C n times n nbsp gilt mit deren Eigenwerten l i displaystyle lambda i nbsp und den Eigenwerten m j k displaystyle mu jk nbsp der Hauptuntermatrizen M j displaystyle M j nbsp von A displaystyle A nbsp 6 v i j 2 k 1 k i n l i l k k 1 n 1 l i m j k displaystyle v ij 2 prod k 1 k neq i n big lambda i lambda k big prod k 1 n 1 big lambda i mu jk big nbsp dd Eigenvektoren kommutierender Matrizen BearbeitenFur kommutierende diagonalisierbare insbesondere symmetrische Matrizen ist es moglich ein System gemeinsamer Eigenvektoren zu finden Kommutieren zwei Matrizen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp gilt also A B B A displaystyle AB BA nbsp und ist l displaystyle lambda nbsp ein nichtentarteter Eigenwert d h der zugehorige Eigenraum ist eindimensional von A displaystyle A nbsp mit Eigenvektor v displaystyle v nbsp so gilt A B v B A v l B v displaystyle ABv BAv lambda Bv nbsp Auch B v displaystyle Bv nbsp ist also ein Eigenvektor von A displaystyle A nbsp zum Eigenwert l displaystyle lambda nbsp Da dieser Eigenwert nicht entartet ist muss B v displaystyle Bv nbsp ein Vielfaches von v displaystyle v nbsp sein Das bedeutet dass v displaystyle v nbsp auch ein Eigenvektor der Matrix B displaystyle B nbsp ist Aus diesem einfachen Beweis geht hervor dass die Eigenvektoren zu nichtentarteten Eigenwerten mehrerer paarweise kommutierender Matrizen Eigenvektoren aller dieser Matrizen sind Allgemein konnen auch fur kommutierende diagonalisierbare Matrizen mit entarteten Eigenwerten gemeinsame Eigenvektoren gefunden werden 7 Aus diesem Grund konnen mehrere paarweise kommutierende diagonalisierbare Matrizen auch simultan d h mit einer Basistransformation fur alle Matrizen diagonalisiert werden Linkseigenvektoren und verallgemeinertes Eigenwertproblem BearbeitenManchmal bezeichnet man einen so definierten Eigenvektor auch als Rechtseigenvektor und definiert dann entsprechend den Begriff des Linkseigenvektors durch die Gleichung x A l x displaystyle x cdot A lambda x nbsp Linkseigenvektoren finden sich z B in der Stochastik bei der Berechnung von stationaren Verteilungen von Markow Ketten mittels einer Ubergangsmatrix Wegen x A A x displaystyle x cdot A A cdot x nbsp sind die Linkseigenvektoren von A displaystyle A nbsp gerade die Rechtseigenvektoren der adjungierten Matrix A displaystyle A nbsp Bei normalen Matrizen fallen Links und Rechtseigenvektoren zusammen Allgemeiner kann man auch quadratische Matrizen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp und die Gleichung A x l B x displaystyle A cdot x lambda B cdot x nbsp untersuchen Dieses verallgemeinerte Eigenwertproblem wird hier jedoch nicht weiter betrachtet Spektraltheorie in der Funktionalanalysis Bearbeiten Hauptartikel Spektraltheorie Eigenwerte und Eigenfunktionen Bearbeiten In der Funktionalanalysis betrachtet man lineare Abbildungen zwischen linearen Funktionenraumen also lineare Abbildungen zwischen unendlichdimensionalen Vektorraumen Meistens spricht man von linearen Operatoren anstatt von linearen Abbildungen Sei V displaystyle V nbsp ein Vektorraum uber einem Korper K displaystyle K nbsp mit dim V displaystyle dim V infty nbsp und A displaystyle A nbsp ein linearer Operator In der Funktionalanalysis ordnet man A displaystyle A nbsp ein Spektrum zu Dieses besteht aus allen l K displaystyle lambda in K nbsp fur die der Operator A l Id displaystyle A lambda operatorname Id nbsp nicht invertierbar ist Dieses Spektrum muss jedoch nicht wie bei Abbildungen zwischen endlichdimensionalen Vektorraumen diskret sein Denn im Gegensatz zu den linearen Abbildungen zwischen endlichdimensionalen Vektorraumen die nur n N displaystyle n in mathbb N nbsp verschiedene Eigenwerte haben haben lineare Operatoren im Allgemeinen unendlich viele Elemente im Spektrum Daher ist es zum Beispiel moglich dass das Spektrum von linearen Operatoren Haufungspunkte besitzt Um die Untersuchung des Operators und des Spektrums zu vereinfachen unterteilt man das Spektrum in unterschiedliche Teilspektren Elemente die die Gleichung A x l Id x 0 displaystyle Ax lambda operatorname Id x 0 nbsp fur ein x 0 displaystyle x neq 0 nbsp losen nennt man wie in der linearen Algebra Eigenwerte Die Gesamtheit der Eigenwerte nennt man das Punktspektrum von A displaystyle A nbsp Wie in der linearen Algebra wird jedem Eigenwert ein Raum von Eigenvektoren zugeordnet Da die Eigenvektoren meist als Funktionen aufgefasst werden spricht man auch von Eigenfunktionen Beispiel Bearbeiten Sei W R displaystyle Omega subset mathbb R nbsp offen Dann besitzt der Ableitungsoperator d d x C W C C W C displaystyle tfrac mathrm d mathrm d x colon C infty Omega mathbb C to C infty Omega mathbb C nbsp ein nichtleeres Punktspektrum Betrachtet man namlich fur alle x W displaystyle x in Omega nbsp die Gleichung d f d x x l f x displaystyle frac mathrm d f mathrm d x x lambda f x nbsp und wahlt f x e l x displaystyle f x e lambda x nbsp dann sieht man dass die Gleichung d d x e l x l e l x displaystyle tfrac mathrm d mathrm d x e lambda x lambda e lambda x nbsp fur alle l C displaystyle lambda in mathbb C nbsp erfullt ist Also ist jedes l C displaystyle lambda in mathbb C nbsp ein Eigenwert mit zugehoriger Eigenfunktion e l x displaystyle e lambda x nbsp Praktische Beispiele BearbeitenDurch Losung eines Eigenwertproblems berechnet man Eigenfrequenzen Eigenformen und gegebenenfalls auch die Dampfungscharakteristik eines schwingungsfahigen Systems die Knicklast eines Knickstabs siehe Balkentheorie das Beulversagen eine Art des Materialversagens durch unzureichende Steifigkeit eines leeren Rohres unter Aussendruck die Hauptkomponenten einer Punktmenge z B zur Kompression von Bildern oder zur Bestimmung von Faktoren in der Psychologie Hauptkomponentenanalyse die Hauptspannungen in der Festigkeitslehre Umrechnung der Spannungen in ein Koordinatensystem in dem es keine Schubspannungen gibt die Hauptstreckungen in der Festigkeitslehre als Eigenwerte der Deformationstensoren die Haupttragheitsachsen eines asymmetrischen Querschnitts um einen Balken Trager oder Ahnliches in diesen beiden Richtungen unabhangig voneinander zu berechnen vielfaltige andere technische Problemstellungen die mit der jeweils spezifisch definierten Stabilitat eines Systems zu tun haben den PageRank einer Homepage als Eigenvektor der Google Matrix dort gewertet als ein Mass fur die relative Wichtigkeit einer Homepage im Internet die Grenzverteilungen von Markow Ketten mit diskretem Zustandsraum und diskreten Zeitschritten die durch eine stochastische Matrix beschrieben werden die Linkseigenvektoren zum Eigenwert 1 sind die stationaren Verteilungen die Rechtseigenvektoren zum Eigenwert 1 sind die Absorptionswahrscheinlichkeiten die Drehachse und damit die Fixpunkte von denen der Satz vom Fussball spricht die Eigengesichter in der automatisierten Gesichtserkennung das Spektrum eines Graphens Spektrale Graphentheorie Eigenwerte spielen in der Quantenmechanik eine besondere Rolle Physikalische Grossen wie z B der Drehimpuls werden hier durch Operatoren reprasentiert Messbar sind nur die Eigenwerte der Operatoren Hat z B der Hamiltonoperator der die Energie eines quantenmechanischen Systems reprasentiert ein diskretes Spektrum so kann die Energie nur diskrete Werte annehmen was z B fur die Energieniveaus in einem Atom typisch ist So stellen bei den Losungen der bekannten Schrodingergleichung im Jahr 1926 durch den Physiker Erwin Schrodinger aufgestellt die Eigenwerte die erlaubten Energiewerte der Elektronen und die Eigenfunktionen die zugehorigen Wellenfunktionen der Elektronen dar Auch die Unmoglichkeit der gleichzeitigen prazisen Messung gewisser Grossen z B von Ort und Impuls wie von der Heisenbergschen Unscharferelation ausgedruckt ist letztlich darauf zuruckzufuhren dass fur die jeweiligen Operatoren kein gemeinsames System von Eigenvektoren existiert Literatur BearbeitenGerd Fischer Lineare Algebra Vieweg Verlag ISBN 3 528 03217 0 Hans Joachim Kowalsky Gerhard O Michler Lineare Algebra Gruyter ISBN 3 11 017963 6 Dietlinde Lau Algebra und Diskrete Mathematik 1 Springer ISBN 3 540 72364 1 Gilbert Strang Introduction to Linear Algebra Cambridge University Press ISBN 0 9802327 1 6 Gunter Gramlich Lineare Algebra Fachbuchverlag Leipzig im Carl Hanser Verlag ISBN 3 446 22122 0 Weblinks BearbeitenKapitel Eigenwerte und Eigenvektoren PDF Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 19 November 2012 abgerufen am 30 Oktober 2014 Von Joachim Weickert Universitat des Saarlandes Mathematical Image Analysis Group PDF 66 kB MIT OpenCourseWare Eigenvectors and Eigenvalues Video der Vorlesung Lineare Algebra von Gilbert Strang MIT 2000 Z Bai J Demmel J Dongarra A Ruhe H van der Vorst Templates for the Solution of Algebraic Eigenvalue Problems a Practical Guide SIAM Philadelphia 2000 Sehr umfangreiches englisches Werk Interaktive Applets von der Uni Stuttgart Spiegelung Projektion Scherung Drehung Einzelnachweise Bearbeiten FAQL de abgerufen am 10 Juni 2013 zitiert David Hilberts Artikel Grundzuge einer allgemeinen Theorie der linearen Integralgleichungen veroffentlicht 1904 in den Nachrichten von der Koniglichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen mathematisch physikalische Klasse Hans Joachim Kowalsky Gerhard O Michler Lineare Algebra 12 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2003 ISBN 3 11 017963 6 S 121 Karl Heinz Goldhorn Hans Peter Heinz Margarita Kraus Moderne mathematische Methoden der Physik Springer 2010 ISBN 978 3 642 05184 5 S 87 google com abgerufen am 29 Februar 2012 Reiner Kreissig Ulrich Benedix Hohere technische Mechanik Lehr und Ubungsbuch Springer DE 2002 ISBN 978 3 7091 6135 7 S 12 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Symmetrische Abbildungen und Matrizen Archiviert vom Original am 18 Juli 2012 abgerufen am 2 Februar 2023 Theorem 10 75 P B Denton S J Parke T Tao X Zhang Eigenvectors from Eigenvalues PDF 10 August 2019 S 1 3 abgerufen am 29 November 2019 englisch A W Joshi Matrices and tensors in physics New Age International 1995 ISBN 978 81 224 0563 7 S 117 google com abgerufen am 29 Februar 2012 Normdaten Sachbegriff GND 4013802 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eigenwerte und Eigenvektoren amp oldid 236315128