www.wikidata.de-de.nina.az
Ein lineares Gleichungssystem kurz LGS ist in der linearen Algebra eine Menge linearer Gleichungen mit einer oder mehreren Unbekannten die alle gleichzeitig erfullt sein sollen Ein entsprechendes System fur drei Unbekannte x 1 x 2 x 3 displaystyle x 1 x 2 x 3 sieht beispielsweise wie folgt aus 3 x 1 2 x 2 x 3 1 2 x 1 2 x 2 4 x 3 2 x 1 1 2 x 2 x 3 0 displaystyle begin matrix 3x 1 amp amp 2x 2 amp amp x 3 amp amp 1 2x 1 amp amp 2x 2 amp amp 4x 3 amp amp 2 x 1 amp amp 1 over 2 x 2 amp amp x 3 amp amp 0 end matrix Fur x 1 1 x 2 2 x 3 2 displaystyle x 1 1 x 2 2 x 3 2 sind alle drei Gleichungen erfullt es handelt sich um eine Losung des Systems Diese besteht also im Unterschied zur Losungsmenge einer einzigen Gleichung in diesem Beispiel alle Punkte einer Ebene im dreidimensionalen Raum aus einem n Tupel in diesem Fall einem Zahlentripel Dieses wird auch als Losungsvektor bezeichnet Zur Anzahl der moglichen Losungen siehe den Abschnitt Losbarkeit Allgemein lasst sich ein lineares Gleichungssystem mit m displaystyle m Gleichungen und n displaystyle n Unbekannten immer in die folgende Form bringen a 1 1 x 1 a 1 2 x 2 a 1 n x n b 1 a 2 1 x 1 a 2 2 x 2 a 2 n x n b 2 a m 1 x 1 a m 2 x 2 a m n x n b m displaystyle begin matrix a 1 1 x 1 a 1 2 x 2 amp dotsb amp a 1n x n amp amp b 1 a 2 1 x 1 a 2 2 x 2 amp dotsb amp a 2n x n amp amp b 2 amp amp amp vdots amp a m1 x 1 a m2 x 2 amp dotsb amp a mn x n amp amp b m end matrix Lineare Gleichungssysteme werden wenn alle b i displaystyle b i gleich 0 sind homogen genannt andernfalls inhomogen Homogene Gleichungssysteme besitzen stets mindestens die sogenannte triviale Losung bei der alle Variablen gleich 0 sind Bei inhomogenen Gleichungssystemen kann dagegen der Fall eintreten dass uberhaupt keine Losung existiert Inhaltsverzeichnis 1 Spaltenweise und zeilenweise geometrische Interpretation 2 Beispiel 3 Matrixform 4 Losbarkeit 4 1 Losbarkeitskriterien 4 2 Losungsmenge 4 3 Bestimmung uber die erweiterte Koeffizientenmatrix 5 Formen von Gleichungssystemen 5 1 Quadratisch 5 2 Stufenform Treppenform 5 3 Dreiecksform 5 4 Reduzierte Stufenform 5 5 Weitere Formen 6 Losungsverfahren 7 Literatur 8 Weblinks 9 Einzelnachweise Spaltenweise und zeilenweise geometrische Interpretation BearbeitenGeht man von einer vorgegebenen Basis e 1 e m displaystyle vec e 1 dotsc vec e m nbsp eines m displaystyle m nbsp dimensionalen Vektorraumes aus so lassen sich die reellen Zahlen in der j displaystyle j nbsp ten Spalte des Gleichungssystems also die Zahlen a i j i 1 m displaystyle a ij i 1 dotsc m nbsp als Koeffizienten eines Vektors a j i a i j e i displaystyle vec a j sum i a ij vec e i nbsp auffassen Ebenso lassen sich b i i 1 m displaystyle b i i 1 dotsc m nbsp als Koeffizienten eines Losungsvektors b i b i e i displaystyle vec b sum i b i vec e i nbsp interpretieren Damit lasst sich die Losung eines linearen Gleichungssystems auf das Problem zuruckfuhren den Losungsvektor b displaystyle vec b nbsp durch eine Linearkombination der Vektoren a j displaystyle vec a j nbsp darzustellen Gesucht sind also Folgen reeller Zahlen x j j 1 n displaystyle x j j 1 ldots n nbsp sodass x 1 a 1 x 2 a 2 x n a n b displaystyle x 1 vec a 1 x 2 vec a 2 cdots x n vec a n vec b nbsp Alternativ lasst sich jede der m Zeilen eines linearen Gleichungssystems geometrisch als Gleichung einer Hyperebene in einem n dimensionalen Vektorraum deuten wobei n die Anzahl der Variablen bzw Unbekannten ist Spezialfalle von Hyperebenen sind Geraden in der Ebene und Ebenen im Raum Hierbei geht man von einer vorgegebenen Basis e 1 e n displaystyle vec e 1 dotsc vec e n nbsp eines n displaystyle n nbsp dimensionalen Vektorraumes sowie von der dualen Basis e 1 e n displaystyle vec e 1 dotsc vec e n nbsp des Vektorraumes der zugehorigen Linearformen aus Dann lassen sich die reellen Zahlen a i j displaystyle a ij nbsp der i displaystyle i nbsp ten Zeile als Koeffizienten einer Linearform f i j a i j e j displaystyle varphi i sum j a ij vec e j nbsp interpretieren Ebenso lassen sich die x j displaystyle x j nbsp als Koeffizienten eines Vektors x j x j e j displaystyle vec x sum j x j vec e j nbsp auffassen Die i displaystyle i nbsp te Gleichung des linearen Gleichungssystems i 1 m displaystyle i 1 dotsc m nbsp a i 1 x 1 a i 2 x 2 a i n x n b i displaystyle a i1 x 1 a i2 x 2 dotsb a in x n b i nbsp ist dann die Bestimmungsgleichung der affinen Hyperebene H i x f i x b i displaystyle mathfrak H i vec x mid varphi i vec x b i nbsp Damit lasst sich die Losung eines linearen Gleichungssystems auf ein Schnittproblem von Hyperebenen zuruckfuhren Gesucht ist die Menge H 1 H m displaystyle mathfrak H 1 cap ldots cap mathfrak H m nbsp der gemeinsamen Punkte aller Hyperebenen Keine dieser beiden Sichtweisen ist grundsatzlich der anderen vorzuziehen Wichtig fur ein umfassendes Verstandnis ist vielmehr die geschickte Kombination der verschiedenen Perspektiven Der im Abschnitt Losbarkeitskriterien zitierte Satz von Kronecker Capelli ergibt sich z B als unmittelbare Folge des spaltenweisen Ansatzes Die unten angegebenen Beispiele fur die Losung als Schnitt von zwei Geraden in der Ebene basieren hingegen auf der zeilenweisen Interpretation des Gleichungssystems Beispiel Bearbeiten nbsp Die Graphen der Fragestellung die sich im Punkt A 46 16 displaystyle A 46 mid 16 nbsp schneidenLineare Gleichungssysteme entstehen vielfach als Modelle von praktischen Aufgabenstellungen Ein typisches Beispiel aus der Schulmathematik lautet wie folgt Ein Vater und ein Sohn sind zusammen 62 Jahre alt Vor sechs Jahren war der Vater viermal so alt wie damals der Sohn Wie alt ist jeder Es lasst sich auch durch das folgende lineare Gleichungssystem beschreiben I v s 62 I I v 6 4 s 6 displaystyle begin matrix I amp v s amp amp 62 mathit II amp v 6 amp amp 4 cdot s 6 end matrix nbsp Die Variable v displaystyle v nbsp reprasentiert hier das Alter des Vaters und die Variable s displaystyle s nbsp das des Sohnes Das Gleichungssystem wird in einem ersten Schritt ublicherweise in eine Standardform gebracht bei der auf der linken Seite nur Terme mit Variablen und auf der rechten Seite die reinen Zahlen stehen Im vorliegenden Beispiel wird dazu die zweite Gleichung ausmultipliziert und umgestellt I v s 62 I I v 4 s 18 displaystyle begin matrix I amp v amp amp s amp amp 62 mathit II amp v amp amp 4s amp amp 18 end matrix nbsp Um dieses Gleichungssystem zu losen kann auf eine Vielzahl von Losungsverfahren siehe Losungsverfahren zuruckgegriffen werden Beispielhaft wird hier das Additionsverfahren verwendet Um zunachst die Variable v displaystyle v nbsp zu eliminieren wird die erste Gleichung von der zweiten subtrahiert v 4 s v s 18 62 5 s 80 displaystyle begin aligned v 4s v s amp 18 62 5s amp 80 end aligned nbsp Die entstandene Gleichung wird nach der Variablen s displaystyle s nbsp aufgelost indem beide Seiten durch 5 displaystyle 5 nbsp geteilt werden Das ergibt das Alter s displaystyle s nbsp des Sohnes der 16 Jahre alt ist Dieser Wert fur s displaystyle s nbsp wird wieder in die erste Gleichung eingesetzt v 16 62 displaystyle v 16 62 nbsp Durch die Auflosung der Gleichung nach der Variablen v displaystyle v nbsp lasst sich das Alter des Vaters berechnen der 46 Jahre alt ist Die Aufgabe lasst sich auch geometrisch losen indem die beiden Zeilen des linearen Gleichungssystems als Geradengleichungen interpretiert werden Dabei werden die Variable v displaystyle v nbsp als x displaystyle x nbsp und die Variable s displaystyle s nbsp als y displaystyle y nbsp bezeichnet und beide Gleichungen nach y displaystyle y nbsp aufgelost I y x 62 I I y 0 25 x 4 5 displaystyle begin matrix I amp y amp amp x amp amp 62 mathit II amp y amp amp 0 25x amp amp 4 5 end matrix nbsp Der Schnittpunkt der beiden Geraden ist der Punkt 46 16 displaystyle textstyle 46 mid 16 nbsp wobei die erste Koordinate dem Alter des Vaters und die zweite dem Alter des Sohnes entspricht siehe Grafik Matrixform BearbeitenFur die Behandlung von linearen Gleichungssystemen ist es nutzlich alle Koeffizienten a i j displaystyle a ij nbsp zu einer Matrix A displaystyle A nbsp der sogenannten Koeffizientenmatrix zusammenzufassen A a 1 1 a 1 2 a 1 n a 2 1 a 2 2 a 2 n a m 1 a m 2 a m n displaystyle A begin pmatrix a 1 1 amp a 1 2 amp cdots amp a 1n a 2 1 amp a 2 2 amp cdots amp a 2n vdots amp vdots amp ddots amp vdots a m1 amp a m2 amp cdots amp a mn end pmatrix nbsp Des Weiteren lassen sich auch alle Unbekannten und die rechte Seite des Gleichungssystems zu einspaltigen Matrizen das sind Spaltenvektoren zusammenfassen x x 1 x 2 x n b b 1 b 2 b m displaystyle x begin pmatrix x 1 x 2 vdots x n end pmatrix qquad b begin pmatrix b 1 b 2 vdots b m end pmatrix nbsp Damit schreibt sich ein lineares Gleichungssystem unter Benutzung der Matrix Vektor Multiplikation kurz A x b displaystyle A cdot x b nbsp Sowohl die Koeffizienten a i j displaystyle a ij nbsp die Unbekannten x j displaystyle x j nbsp als auch die b i displaystyle b i nbsp entstammen demselben Korper K displaystyle K nbsp Insbesondere gilt A K m n displaystyle A in K m times n nbsp b K m displaystyle b in K m nbsp und x K n displaystyle x in K n nbsp Zur Festlegung eines linearen Gleichungssystems ist die Angabe der Unbekannten nicht notig Es genugt die Angabe der erweiterten Koeffizientenmatrix die entsteht wenn an die Koeffizientenmatrix A displaystyle A nbsp eine Spalte mit der rechten Seite b displaystyle b nbsp des Gleichungssystems angefugt wird A b a 1 1 a 1 2 a 1 n b 1 a 2 1 a 2 2 a 2 n b 2 a m 1 a m 2 a m n b m displaystyle left begin array c c A amp b end array right left begin array cccc c a 1 1 amp a 1 2 amp cdots amp a 1n amp b 1 a 2 1 amp a 2 2 amp cdots amp a 2n amp b 2 vdots amp vdots amp ddots amp vdots amp a m1 amp a m2 amp cdots amp a mn amp b m end array right nbsp Losbarkeit BearbeitenEin Vektor x displaystyle x nbsp ist eine Losung des linearen Gleichungssystems wenn A x b displaystyle A cdot x b nbsp gilt Ob und wie viele Losungen ein Gleichungssystem besitzt ist unterschiedlich Bei linearen Gleichungssystemen uber einem unendlichen Korper K displaystyle K nbsp konnen drei Falle auftreten Das lineare Gleichungssystem hat keine Losung d h die Losungsmenge ist die leere Menge Das lineare Gleichungssystem hat genau eine Losung d h die Losungsmenge enthalt genau ein Element Das lineare Gleichungssystem hat unendlich viele Losungen Die Losungsmenge enthalt in diesem Falle unendlich viele n Tupel die alle Gleichungen des Systems erfullen Uber einem endlichen Korper ist die Anzahl der Losungen eine Potenz der Machtigkeit von K displaystyle K nbsp Beispiele fur Losbarkeit mit geometrischer Interpretation Schnitt von zwei Geraden in der Ebene wbr Die beiden Gleichungen des linearen Gleichungssystems werden jeweils als Normalenform einer Geradengleichung in der Ebene gedeutet Eindeutige Losung 2 x 1 x 2 4 x 1 3 x 2 5 displaystyle begin matrix 2x 1 amp x 2 amp amp 4 x 1 amp 3x 2 amp amp 5 end matrix nbsp Die beiden Geradengleichungen lauten 2 1 x 1 x 2 4 displaystyle begin pmatrix 2 1 end pmatrix cdot begin pmatrix x 1 x 2 end pmatrix 4 quad nbsp und 1 3 x 1 x 2 5 displaystyle quad begin pmatrix 1 3 end pmatrix cdot begin pmatrix x 1 x 2 end pmatrix 5 nbsp Die beiden Normalenvektoren sind nicht kollinear die beiden Geraden sind somit weder parallel noch identisch und schneiden sich deshalb in einem Punkt Der Schnittpunkt 1 2 displaystyle textstyle 1 mid 2 nbsp bedeutet dass die Losungen x 1 1 displaystyle x 1 1 nbsp und x 2 2 displaystyle x 2 2 nbsp sind Die Losungsmenge ist L 1 2 displaystyle textstyle L 1 2 nbsp Keine Losung 2 x 1 x 2 4 4 x 1 2 x 2 1 displaystyle begin matrix 2x 1 amp x 2 amp amp 4 4x 1 amp 2x 2 amp amp 1 end matrix nbsp Die entsprechenden Geradengleichungen sind 2 1 x 1 x 2 4 displaystyle begin pmatrix 2 1 end pmatrix cdot begin pmatrix x 1 x 2 end pmatrix 4 quad nbsp und 4 2 x 1 x 2 1 displaystyle quad begin pmatrix 4 2 end pmatrix cdot begin pmatrix x 1 x 2 end pmatrix 1 nbsp Die Normalenvektoren sind kollinear Da die beiden Geraden nicht identisch sind sind sie parallel Es gibt somit keine Schnittpunkte und damit auch keine Losung Die Losungsmenge ist leer L displaystyle textstyle L nbsp Unendlich viele Losungen 2 x 1 x 2 4 4 x 1 2 x 2 8 displaystyle begin matrix 2x 1 amp x 2 amp amp 4 4x 1 amp 2x 2 amp amp 8 end matrix nbsp Die beiden Geradengleichungen lauten 2 1 x 1 x 2 4 displaystyle begin pmatrix 2 1 end pmatrix cdot begin pmatrix x 1 x 2 end pmatrix 4 quad nbsp und 4 2 x 1 x 2 8 displaystyle quad begin pmatrix 4 2 end pmatrix cdot begin pmatrix x 1 x 2 end pmatrix 8 nbsp Die Normalenvektoren sind kollinear die beiden Geraden sind identisch Es gibt somit unendlich viele Schnittpunkte und damit auch unendlich viele Losungen Die Losungsmenge ist L x y 2 x 1 x 2 4 displaystyle textstyle L x mid y mid 2x 1 x 2 4 nbsp Entsprechende Uberlegungen konnen auch auf Ebenen im Raum bzw Hyperebenen im n dimensionalen Vektorraum ubertragen werden Losbarkeitskriterien Bearbeiten Ein lineares Gleichungssystem ist genau dann losbar wenn der Rang der Koeffizientenmatrix A displaystyle A nbsp gleich dem Rang der erweiterten Koeffizientenmatrix A b displaystyle A mid b nbsp ist Satz von Kronecker Capelli Ist der Rang der Koeffizientenmatrix gleich dem Rang der erweiterten Koeffizientenmatrix und auch gleich der Anzahl der Unbekannten so besitzt das Gleichungssystem genau eine Losung Bei einem quadratischen Gleichungssystem also im Fall m n displaystyle m n nbsp siehe unten gibt die Determinante Auskunft uber die Losbarkeit Das Gleichungssystem ist genau dann eindeutig losbar wenn der Wert der Determinante der Koeffizientenmatrix ungleich null ist Ist der Wert jedoch gleich null hangt die Losbarkeit von den Werten der Nebendeterminanten ab Bei diesen wird jeweils eine Spalte der Koeffizientenmatrix durch die Spalte der rechten Seite den Vektor b displaystyle b nbsp ersetzt Nur wenn alle Nebendeterminanten den Wert null haben kann das System unendlich viele Losungen haben ansonsten ist das Gleichungssystem unlosbar Insbesondere Gleichungssysteme mit mehr Gleichungen als Unbekannten sogenannte uberbestimmte Gleichungssysteme besitzen haufig keine Losung Beispielsweise besitzt das folgende Gleichungssystem keine Losung da x 1 displaystyle x 1 nbsp nicht beide Gleichungen erfullen kann 3 x 1 2 4 x 1 2 displaystyle begin matrix 3x 1 amp amp 2 4x 1 amp amp 2 end matrix nbsp Naherungslosungen von uberbestimmten Gleichungssystemen werden dann meist uber die Ausgleichungsrechnung definiert und bestimmt Dass ein lineares Gleichungssystem unendlich viele Losungen hat kann nur vorkommen wenn es weniger linear unabhangige Gleichungen als Unbekannte gibt und der zugrundeliegende Korper K displaystyle K nbsp unendlich viele Elemente enthalt Beispielsweise besitzt das folgende aus nur einer Gleichung bestehende Gleichungssystem unendlich viele Losungen namlich alle Vektoren mit x 2 1 x 1 displaystyle x 2 1 x 1 nbsp x 1 x 2 1 displaystyle x 1 x 2 1 nbsp Losungsmenge Bearbeiten Die Losungsmenge eines linearen Gleichungssystems besteht aus allen Vektoren x displaystyle x nbsp fur die A x b displaystyle Ax b nbsp erfullt ist L x A x b displaystyle L left x mid Ax b right nbsp Liegt ein homogenes lineares Gleichungssystem vor so bildet dessen Losungsmenge L displaystyle L nbsp einen Untervektorraum von K n displaystyle K n nbsp Damit gilt die Superpositionseigenschaft nach der fur eine oder mehrere Losungen x i K n displaystyle x i in K n nbsp auch deren Linearkombinationen a i x i displaystyle textstyle sum alpha i x i nbsp mit beliebigen a i K displaystyle alpha i in K nbsp Losungen des Gleichungssystems sind Die Losungsmenge heisst daher auch Losungsraum und ist identisch mit dem Kern der Matrix A displaystyle A nbsp Bezeichnet r displaystyle r nbsp den Rang der Matrix A displaystyle A nbsp dann ist nach dem Rangsatz die Dimension des Losungsraumes gleich dem Defekt d n r displaystyle d n r nbsp der Matrix A displaystyle A nbsp Ist die Losungsmenge eines inhomogenen linearen Gleichungssystem nicht leer dann ist sie ein affiner Unterraum von K n displaystyle K n nbsp Sie hat dann die Form v U displaystyle v U nbsp wobei U displaystyle U nbsp der Losungsraum des zugehorigen homogenen Gleichungssystems ist und v displaystyle v nbsp eine beliebige Losung des inhomogenen Gleichungssystems Ein inhomogenes Gleichungssystem ist folglich genau dann eindeutig losbar wenn der Nullvektor die einzige Losung triviale Losung des homogenen Gleichungssystems ist Insbesondere gilt entweder L displaystyle L emptyset nbsp oder dim L n r displaystyle operatorname dim L n r nbsp mit r Rang A displaystyle r operatorname Rang A nbsp Die Losungsmenge eines linearen Gleichungssystems verandert sich nicht wenn eine der drei elementaren Zeilenumformungen durchgefuhrt wird Vertauschen zweier Zeilen Multiplizieren einer Zeile mit einer von null verschiedenen Zahl Addieren einer Zeile oder des Vielfachen einer Zeile zu einer anderen ZeileDie Losungsmenge eines quadratischen linearen Gleichungssystems verandert sich sogar dann nicht wenn das Gleichungssystem mit einer regularen Matrix multipliziert wird Bestimmung uber die erweiterte Koeffizientenmatrix Bearbeiten Die Form der Losungsmenge lasst sich grundsatzlich mit Hilfe der erweiterten Koeffizientenmatrix bestimmen indem diese mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen siehe Gauss Verfahren in Stufenform gebracht wird a 1 1 a 1 2 a 1 k a 1 n b 1 0 a 2 2 a 2 k a 2 n b 2 0 0 a k k a k n b k 0 0 0 0 0 0 b m displaystyle left begin array cccccc c a 1 1 amp a 1 2 amp cdots amp a 1k amp cdots amp a 1n amp b 1 0 amp a 2 2 amp cdots amp a 2k amp cdots amp a 2n amp b 2 vdots amp ddots amp ddots amp vdots amp ddots amp vdots amp vdots 0 amp cdots amp 0 amp a kk amp cdots amp a kn amp b k vdots amp ddots amp vdots amp 0 amp cdots amp 0 amp vdots 0 amp cdots amp 0 amp 0 amp cdots amp 0 amp b m end array right nbsp Um immer genau diese Form zu erhalten muss man manchmal auch Spaltenvertauschungen durchfuhren Spaltenvertauschungen andern die Reihenfolge der Variablen was man am Schluss berucksichtigen muss Ausserdem wird hier auch angenommen dass die Koeffizienten a j j j 1 k displaystyle a jj j 1 dotsc k nbsp nicht null sind Die Anzahl der Losungen lasst sich dann an den b i displaystyle b i nbsp ablesen Ist mindestens eines der b k 1 b m displaystyle b k 1 dotsc b m nbsp ungleich null so gibt es keine Losung Sind alle b k 1 b m displaystyle b k 1 dotsc b m nbsp gleich null oder k m displaystyle k m nbsp so gilt Ist k n displaystyle k n nbsp so ist das Gleichungssystem eindeutig losbar Ist k lt n displaystyle k lt n nbsp gibt es unendlich viele Losungen Der Losungsraum hat die Dimension n k displaystyle n k nbsp Durch weitere elementare Zeilenumformungen siehe Gauss Jordan Verfahren kann die Matrix in folgende Form gebracht werden 1 0 0 a 1 k 1 a 1 n b 1 0 1 0 a 2 k 1 a 2 n b 2 0 0 1 a k k 1 a k n b k 0 0 0 0 0 0 b m displaystyle left begin array ccccccc c 1 amp 0 amp cdots amp 0 amp a 1 k 1 amp cdots amp a 1n amp b 1 0 amp 1 amp ddots amp 0 amp a 2 k 1 amp cdots amp a 2n amp b 2 vdots amp ddots amp ddots amp vdots amp vdots amp ddots amp vdots amp vdots 0 amp cdots amp 0 amp 1 amp a k k 1 amp cdots amp a kn amp b k vdots amp ddots amp vdots amp 0 amp cdots amp cdots amp 0 amp vdots 0 amp cdots amp 0 amp 0 amp cdots amp cdots amp 0 amp b m end array right nbsp Sofern es uberhaupt eine Losung gibt b k 1 b m 0 displaystyle b k 1 dotsc b m 0 nbsp gilt fur die Losungsmenge L displaystyle L nbsp L b 1 b k 0 0 a 1 k 1 a 1 k 2 a 1 n a k k 1 a k k 2 a k n 1 0 0 0 1 0 0 1 s k 1 s k 2 s n s k 1 s k 2 s n K n k displaystyle L left begin array c c left begin array c b 1 vdots b k 0 vdots 0 end array right left begin array cccc a 1 k 1 amp a 1 k 2 amp cdots amp a 1n vdots amp ddots amp ddots amp vdots a k k 1 amp a k k 2 amp cdots amp a kn 1 amp 0 amp cdots amp 0 0 amp 1 amp ddots amp vdots vdots amp ddots amp ddots amp 0 0 amp cdots amp cdots amp 1 end array right cdot begin pmatrix s k 1 s k 2 vdots s n end pmatrix amp begin pmatrix s k 1 s k 2 vdots s n end pmatrix in K n k end array right nbsp Hierbei ist s s k 1 s k 2 s n displaystyle s begin pmatrix s k 1 s k 2 vdots s n end pmatrix nbsp der Vektor der freien Variablen Formen von Gleichungssystemen BearbeitenLineare Gleichungssysteme konnen in Formen vorliegen in denen sie leicht gelost werden konnen Vielfach werden beliebige Gleichungssysteme mittels eines Algorithmus in eine entsprechende Gestalt gebracht um anschliessend eine Losung zu finden Quadratisch Bearbeiten Von einem quadratischen Gleichungssystem ist die Rede wenn die Zahl der Unbekannten gleich der Zahl der Gleichungen ist Ein Gleichungssystem dieser Form kann wenn die Zeilen oder Spalten linear unabhangig sind eindeutig gelost werden Losungsverfahren werden weiter unten besprochen Stufenform Treppenform Bearbeiten In der Stufenform auch Zeilenstufenform Zeilennormalform Stufengestalt Staffelgestalt Treppenform Treppenstufenform oder Treppennormalform verringert sich in jeder Zeile die Zahl der Unbekannten um mindestens eine die dann auch in den darauffolgenden Zeilen nicht mehr vorkommt Durch die Anwendung des gaussschen Eliminationsverfahrens kann ein beliebiges Gleichungssystem in diese Form gebracht werden Beispiel die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind 0 displaystyle 0 nbsp 6 x 1 3 x 2 4 x 3 1 5 x 3 10 displaystyle begin matrix 6x 1 amp amp 3x 2 amp amp 4x 3 amp amp 1 amp amp amp amp 5x 3 amp amp 10 end matrix nbsp Lineare Gleichungssysteme in Stufenform konnen durch Ruckwartseinsetzen Rucksubstitution gelost werden Beginnend mit der letzten Zeile wird damit die Unbekannte berechnet und das gewonnene Ergebnis jeweils in die daruberliegende Zeile eingesetzt um die nachste Unbekannte zu berechnen Losung des obigen Beispiels Auflosen der zweiten Zeile nach x 3 displaystyle x 3 nbsp x 3 10 5 2 displaystyle x 3 frac 10 5 2 nbsp Einsetzen von x 3 displaystyle x 3 nbsp in die erste Zeile 6 x 1 3 x 2 4 2 1 displaystyle 6x 1 3x 2 4 cdot 2 1 nbsp Auflosen der ersten Zeile nach x 2 displaystyle x 2 nbsp x 2 2 x 1 3 displaystyle x 2 2x 1 3 nbsp Mit x 1 t displaystyle x 1 t nbsp sind alle Vektoren der Form t 2 t 3 2 displaystyle begin pmatrix t 2t 3 2 end pmatrix nbsp Losungen des Gleichungssystems Dreiecksform Bearbeiten Die Dreiecksform ist ein Sonderfall der Stufenform bei der jede Zeile genau eine Unbekannte weniger als die vorhergehende hat Das bedeutet dass alle Koeffizienten a i i displaystyle a ii nbsp der Hauptdiagonale von 0 displaystyle 0 nbsp verschieden sind Die Dreiecksform entsteht bei Anwendung des gaussschen Eliminationsverfahrens wenn das Gleichungssystem genau eine Losung hat Beispiel die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind 0 displaystyle 0 nbsp 6 x 1 3 x 2 4 x 3 1 8 x 2 5 x 3 1 2 x 3 6 displaystyle begin matrix 6x 1 amp amp 3x 2 amp amp 4x 3 amp amp 1 amp amp 8x 2 amp amp 5x 3 amp amp 1 amp amp amp amp 2x 3 amp amp 6 end matrix nbsp Wie lineare Gleichungssysteme in Stufenform konnen auch solche in Dreiecksform durch Ruckwartseinsetzen gelost werden Reduzierte Stufenform Bearbeiten Auch die reduzierte Stufenform auch normierte Zeilenstufenform ist ein Sonderfall der Stufenform Bei ihr treten die jeweils ersten Unbekannten jeder Zeile nur ein einziges Mal auf und haben den Koeffizienten 1 displaystyle 1 nbsp Die reduzierte Stufenform eines linearen Gleichungssystems ist eindeutig Es gibt also fur jedes lineare Gleichungssystem genau eine reduzierte Stufenform Durch die Anwendung des Gauss Jordan Algorithmus kann ein beliebiges lineares Gleichungssystem in diese Form gebracht werden Beispiel die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind 0 displaystyle 0 nbsp x 1 4 x 4 1 x 2 5 x 4 9 x 3 7 x 4 10 displaystyle begin matrix x 1 amp amp amp amp amp amp 4x 4 amp amp 1 amp amp x 2 amp amp amp amp 5x 4 amp amp 9 amp amp amp amp x 3 amp amp 7x 4 amp amp 10 end matrix nbsp Die Losung des linearen Gleichungssystems kann nun direkt abgelesen werden Sofern x 4 t displaystyle x 4 t nbsp gesetzt und das Gleichungssystem rekursiv gelost wird ergeben sich alle Vektoren der Form 4 t 1 5 t 9 7 t 10 t T displaystyle 4t 1 5t 9 7t 10 t T nbsp als Losungen Weitere Formen Bearbeiten In der Praxis relevant sind die Sonderfalle dunnbesetzter Matrizen sehr grosse Matrizen mit relativ wenigen Elementen ungleich null und Bandmatrizen ebenfalls grosse Matrizen deren nicht verschwindende Elemente sich um die Hauptdiagonale konzentrieren die sich mit speziell angepassten Losungsverfahren s u behandeln lassen Losungsverfahren BearbeitenDie Methoden zur Losung von linearen Gleichungssystemen werden in iterative und direkte Verfahren unterteilt Beispiele fur direkte Verfahren sind das Einsetzungsverfahren das Gleichsetzungsverfahren und das Additionsverfahren fur einfache Gleichungssysteme sowie das auf dem Additionsverfahren basierende gausssche Eliminationsverfahren das ein Gleichungssystem auf Stufenform bringt Eine Variante des Gauss Verfahrens ist die Cholesky Zerlegung die nur fur symmetrische positiv definite Matrizen funktioniert Doppelt so viel Aufwand wie das Gauss Verfahren braucht die QR Zerlegung die dafur stabiler ist Die Cramersche Regel verwendet Determinanten um Formeln fur die Losung eines quadratischen linearen Gleichungssystems zu erzeugen wenn dieses eindeutig losbar ist Fur die numerische Berechnung ist sie auf Grund des hohen Rechenaufwands jedoch nicht geeignet Iterative Verfahren sind beispielsweise die zur Klasse der Splitting Verfahren gehorenden Gauss Seidel und Jacobi Verfahren Diese konvergieren nicht fur jede Matrix und sind fur viele praktische Probleme sehr langsam Modernere Verfahren sind etwa vorkonditionierte Krylow Unterraum Verfahren die insbesondere fur grosse dunnbesetzte Matrizen sehr schnell sind sowie Mehrgitterverfahren zur Losung von Systemen die aus der Diskretisierung bestimmter partieller Differentialgleichungen stammen Bei Anwendungen z B Geodasie werden oft Messungen unterschiedlichen Typs ausgefuhrt und es werden um die Auswirkung von Messfehlern zu verringern mehr Messungen ausgefuhrt als Unbekannte zu bestimmen sind Jede Messung liefert eine Gleichung zur Bestimmung der Unbekannten Wenn diese Gleichungen nicht alle linear sind wird das Gleichungssystem mit Verwendung von bekannten Naherungswerten der Unbekannten linearisiert Dann sind anstelle der eigentlichen Unbekannten deren kleine Abweichungen von den Naherungswerten zu bestimmen In der Regel widersprechen sich die Gleichungen wenn mehr Gleichungen als Unbekannte vorhanden sind sodass es keine strenge Losung gibt Als Ausweg wird dann ublicherweise durch eine Ausgleichung mittels der Methode der kleinsten Quadrate eine Losung bestimmt die typischerweise keine Gleichung exakt erfullt aber unter vernunftigen Annahmen uber die Messfehler eine optimale Naherung der wahren Messgrossen angibt Die derzeit beste bekannte asymptotische obere Schranke an arithmetischen Operationen um ein beliebiges lineares Gleichungssystem zu losen liefert ein praktisch nicht anwendbarer Algorithmus von Don Coppersmith und Shmuel Winograd aus dem Jahre 1990 der ein n n displaystyle n times n nbsp System in O n2 376 lost 1 Klar ist dass mindestens O n2 Operationen notwendig sind nicht jedoch ob diese untere Schranke auch erreicht werden kann Fast singulare lineare Gleichungssysteme konnen durch Singularwertzerlegung auf numerische Weise passabel gelost werden Literatur BearbeitenG Frobenius Zur Theorie der linearen Gleichungen In Journal fur die reine und angewandte Mathematik Crelle s Journal Bd 129 1905 ISSN 0075 4102 S 175 180 Digitalisat Andreas Meister Numerik linearer Gleichungssysteme Eine Einfuhrung in moderne Verfahren 2 uberarbeitete Auflage Vieweg Wiesbaden 2005 ISBN 3 528 13135 7 Falko Lorenz Lineare Algebra Band 1 4 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg u a 2003 ISBN 3 8274 1406 7 Gerd Fischer Lineare Algebra 15 verbesserte Auflage Vieweg Wiesbaden 2005 ISBN 3 8348 0031 7 Weblinks BearbeitenPDF Sammlung auf gecco info Ausfuhrliche Beschreibung verschiedener Losungsmoglichkeiten von linearen Gleichungssystemen einfach ohne Matrizen Arndt Brunner Scripts Online Rechner zum Losen linearer Gleichungssysteme Online Loser fur lineare Gleichungssysteme englisch aber unterstutzt Parameter Einfuhrung zu den drei Losungsverfahren Video fur Schuler und Studenten Einzelnachweise Bearbeiten Gene H Golub Charles F Van Loan Matrix Computations 3rd edition reprint Johns Hopkins University Press Baltimore MD u a 1996 ISBN 0 8018 5414 8 Normdaten Sachbegriff GND 4035826 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lineares Gleichungssystem amp oldid 234714177