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Als Faktorisierung von Polynomen in der Algebra versteht man analog zur Primfaktorzerlegung von ganzen Zahlen das Zerlegen von Polynomen in ein Produkt aus irreduziblen Polynomen Inhaltsverzeichnis 1 Mathematische Beschreibung 2 Erklarung und Beispiele 2 1 Reelle Polynome 2 2 Rationale und ganzzahlige Polynome 3 Algorithmen 4 WeblinksMathematische Beschreibung BearbeitenZiel der Faktorisierung ist es fur ein gegebenes Polynom p x displaystyle p x nbsp aus einem Polynomring R x displaystyle R x nbsp eine endliche Menge irreduzibler Polynome p i R x displaystyle p i in R x nbsp i 1 n displaystyle i 1 dotsc n nbsp zu finden mit p x p 1 x p 2 x p n x displaystyle p x p 1 x cdot p 2 x dotsm p n x nbsp Die Faktoren p i x displaystyle p i x nbsp mussen dabei nicht alle verschieden sein das heisst die Faktoren konnen mit einer Vielfachheit grosser als 1 in dieser Zerlegung auftauchen Ist der Koeffizientenring R displaystyle R nbsp ein faktorieller Ring dann ist nach einem Satz von Gauss auch R x displaystyle R x nbsp faktoriell In diesem Fall existiert ein System von Primelementen sodass diese Darstellung bis auf die Reihenfolge und Assoziiertheit eindeutig ist und jedes p i x displaystyle p i x nbsp ein Element des Primsystems ist In Ringen die nicht faktoriell sind ist es im Allgemeinen nicht moglich eine eindeutige Faktorisierung zu finden Uber dem Korper der komplexen Zahlen C displaystyle mathbb C nbsp lasst sich jedes Polynom n displaystyle n nbsp ten Grades als Produkt von genau n displaystyle n nbsp Linearfaktoren x b i displaystyle x b i nbsp p x k 0 n a k x k a n i 1 n x b i displaystyle p x sum k 0 n a k x k a n prod i 1 n x b i nbsp schreiben Dies ist eine der Aussagen des Fundamentalsatzes der Algebra Man sagt das Polynom zerfallt in seine Linearfaktoren Die b i displaystyle b i nbsp sind genau die Nullstellen der zugehorigen Polynomfunktion Erklarung und Beispiele BearbeitenManche Polynome lassen sich als Produkt einfacherer Polynome kleineren Grades schreiben Beispielsweise ergibt sich durch Ausklammern und Anwendung einer binomischen Formel die Zerlegung x 4 4 x 2 x 2 x 2 4 x 2 x 2 x 2 displaystyle x 4 4x 2 x 2 left x 2 4 right x 2 x 2 x 2 nbsp Die Faktoren x displaystyle x nbsp tritt zweifach auf x 2 displaystyle x 2 nbsp und x 2 displaystyle x 2 nbsp lassen sich nicht weiter zerlegen Sie sind irreduzibel Das Polynom x 2 4 displaystyle x 2 4 nbsp ist zwar ein Teiler des gegebenen Polynoms aber es lasst sich selbst noch weiter zerlegen Ob ein Polynom irreduzibel ist oder sich noch weiter faktorisieren lasst hangt vom betrachteten Definitionsbereich seiner Koeffizienten ab So lasst sich x 2 2 displaystyle x 2 2 nbsp in den rationalen Zahlen nicht weiter zerlegen in den reellen Zahlen hat es die Faktorisierung x 2 2 x 2 x 2 displaystyle x 2 2 left x sqrt 2 right left x sqrt 2 right nbsp Ein weiteres Beispiel ist das Polynom x 2 1 displaystyle x 2 1 nbsp In den reellen Zahlen ist es irreduzibel in den komplexen Zahlen gilt hingegen x 2 1 x i x i displaystyle x 2 1 x mathrm i x mathrm i nbsp mit der imaginaren Einheit i displaystyle mathrm i nbsp Allgemein gilt Hat ein Polynom p x displaystyle p x nbsp eine Nullstelle a displaystyle a nbsp so ist es ohne Rest durch x a displaystyle x a nbsp teilbar das heisst es gilt p x q x x a displaystyle p x q x x a nbsp mit einem Polynom q x displaystyle q x nbsp dessen Grad um eins kleiner ist und das z B durch Polynomdivision oder mit dem Horner Schema berechnet werden kann Hat nun q x displaystyle q x nbsp wieder eine Nullstelle dann lasst sich diese wiederum als Linearfaktor abspalten Da in den komplexen Zahlen nach dem Fundamentalsatz der Algebra ein nichtkonstantes Polynom stets eine Nullstelle besitzt fuhrt bei komplexer Rechnung dieses Vorgehen schliesslich zu einer Faktorisierung durch Zerlegung in Linearfaktoren Reelle Polynome Bearbeiten Ein reelles Polynom hat dagegen nicht immer eine reelle Nullstelle Es lasst sich jedoch als komplexes Polynom mit reellen Koeffizienten auffassen Als solches zerfallt es in Linearfaktoren und besitzt zusatzlich die Eigenschaft dass mit jeder Nullstelle a C displaystyle a in mathbb C nbsp auch die konjugiert komplexe Zahl a displaystyle overline a nbsp eine Nullstelle ist Die beiden zugehorigen Linearfaktoren x a x a displaystyle x a x overline a nbsp lassen sich zu dem reellen quadratischen Polynom x 2 a a x a a x 2 2 Re a x a 2 displaystyle x 2 a overline a x a overline a x 2 2 operatorname Re a x a 2 nbsp zusammenfassen Damit ist gezeigt dass sich in den reellen Zahlen jedes Polynom in ein Produkt aus linearen und quadratischen Faktoren zerlegen lasst Zum Beispiel hat das Polynom x 3 3 x 2 7 x 5 displaystyle x 3 3x 2 7x 5 nbsp die reelle Nullstelle a 1 1 displaystyle a 1 1 nbsp und die konjugiert komplexen Nullstellen a 2 3 1 2 i displaystyle a 2 3 1 pm 2 mathrm i nbsp In den reellen Zahlen lautet seine Faktorisierung x 1 x 2 2 x 5 displaystyle x 1 left x 2 2x 5 right nbsp Rationale und ganzzahlige Polynome Bearbeiten Fur Polynome mit ganzzahligen Koeffizienten existieren verschiedene Irreduzibilitatskriterien wie zum Beispiel das Eisensteinkriterium um festzustellen ob sie in Q x displaystyle mathbb Q x nbsp irreduzibel sind Die Bestimmung der rationalen Nullstellen eines Polynoms a n x n a n 1 x n 1 a 1 x a 0 Z x displaystyle a n x n a n 1 x n 1 dotsb a 1 x a 0 in mathbb Z x nbsp lasst sich algorithmisch in endlich vielen Schritten losen denn fur jede Nullstelle a b Q displaystyle tfrac a b in mathbb Q nbsp gilt dass a displaystyle a nbsp ein Teiler von a 0 displaystyle a 0 nbsp und b displaystyle b nbsp ein Teiler von a n displaystyle a n nbsp ist siehe Satz uber rationale Nullstellen Beispielsweise findet man bei dem Polynom 3 x 5 5 x 4 6 x 10 displaystyle 3x 5 5x 4 6x 10 nbsp durch Ausprobieren aller Moglichkeiten die rationale Nullstelle 5 3 displaystyle tfrac 5 3 nbsp Polynomdivision ergibt 3 x 5 5 x 4 6 x 10 x 5 3 3 x 4 2 displaystyle left 3x 5 5x 4 6x 10 right left x tfrac 5 3 right 3 left x 4 2 right nbsp und das Polynom x 4 2 displaystyle x 4 2 nbsp ist nach dem Eisensteinkriterium mit der Primzahl 2 irreduzibel so dass sich schliesslich die ganzzahlige Faktorisierung 3 x 5 5 x 4 6 x 10 x 4 2 3 x 5 displaystyle 3x 5 5x 4 6x 10 left x 4 2 right 3x 5 nbsp ergibt Algorithmen BearbeitenB A Hausmann beschrieb 1937 eine Anwendung des Algorithmus von Kronecker Elwyn Berlekamp veroffentlichte 1967 den Berlekamp Algorithmus mit dem Polynome uber dem Restklassenkorper F p displaystyle mathbb F p nbsp faktorisiert werden konnen 1992 entdeckte Harald Niederreiter eine weitere Moglichkeit Polynome uber endlichen Korpern zu faktorisieren auf ihn geht der Niederreiter Algorithmus zuruck Weblinks BearbeitenOnline Tool zum Faktorisieren Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Faktorisierung von Polynomen amp oldid 208510124