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In der Algebra einem Teilgebiet der Mathematik ist ein irreduzibles Polynom ein Polynom das sich nicht als Produkt zweier nicht invertierbarer Polynome schreiben lasst und somit nicht in einfachere Polynome zerfallt Ihre Bedeutung fur die Polynomringe ist in den meisten Fallen Polynome uber faktoriellen Ringen mit der Bedeutung von Primzahlen fur naturliche Zahlen gleich Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Definition allgemein fur Integritatsringe 1 2 Definition speziell fur Korper 2 Primpolynome und irreduzible Polynome im Vergleich 3 Irreduzibilitatskriterien 3 1 Das Irreduzibilitatskriterium von Eisenstein 3 2 Reduktionskriterium 4 Beispiele 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDie Definition lasst sich bereits fur Integritatsringe formulieren Es ist bekannt dass der Polynomring uber einem Integritatsring selbst nullteilerfrei ist Dies ist der Grund dass die Definitionen von irreduziblen Elementen ubernommen werden kann Da in vielen Fallen nur Korper behandelt werden und die Definition dort einfacher ist wird auch die Definition fur diesen Spezialfall aufgefuhrt In der allgemeinen Definition kann man sich trivialerweise auf eine Variable beschranken Definition allgemein fur Integritatsringe Bearbeiten Es sei R R ein Integritatsring Dann heisst ein Polynom f R X f in R X irreduzibel wenn f 0 f neq 0 nicht invertierbar in R X R X ist und fur g h R X g h in R X und f g h f gh entweder g g oder h h invertierbar ist Definition speziell fur Korper Bearbeiten Es sei K K ein Korper Dann heisst ein Polynom P K X 1 X n P in K X 1 ldots X n aus dem Polynomring in n n Unbestimmten irreduzibel wenn P P nicht konstant ist und es keine nichtkonstanten Polynome Q R K X 1 X n Q R in K X 1 ldots X n gibt so dass P Q R P Q cdot R gilt Falls solche Polynome existieren so heisst P P auch reduzibel oder zerlegbar Eine aquivalente Beschreibung lautet Irreduzible Polynome sind genau die irreduziblen Elemente im Ring K X 1 X n K X 1 ldots X n Primpolynome und irreduzible Polynome im Vergleich BearbeitenEin Polynom f R X f in R X heisst prim oder Primpolynom wenn fur alle g h R X g h in R X mit der Eigenschaft f g h displaystyle f mid gh folgt f g displaystyle f mid g oder f h displaystyle f mid h Ist der Ring sogar faktoriell so ist auch R X R X faktoriell Satz von Gauss Insbesondere sind alle Korper faktoriell und damit auch die zugehorigen Polynomringe Fur Polynome uber faktoriellen Ringen also auch fur Polynome uber einem Korper sind Primelemente auch irreduzible Elemente und umgekehrt Es gilt zudem eine bis auf Assoziiertheit eindeutige Zerlegung von Polynomen in Primpolynome Es lassen sich in diesen faktoriellen Ringen die Irreduzibilitat von Polynomen auch auf die Irreduzibilitat von Polynomen uber dem Quotientenkorper zuruckfuhren Dieses Problem ist aber nicht zwangslaufig einfacher zu losen Man beachte dazu dass ein Polynom aus einem faktoriellen Ring R R genau dann prim ist wenn das Polynom entweder konstant einem Primelement ist oder irreduzibel und primitiv d h grosster gemeinsamer Teiler aller Koeffizienten ist 1 1 in dem Quotientenkorper uber R R Irreduzibilitatskriterien BearbeitenIn sehr vielen Bereichen kommen Polynome in einer Variablen vor deren Irreduzibilitat weitere Folgerungen moglich macht z B grundlegend in der Galoistheorie und exemplarisch als Anwendung das chromatische Polynom in der Graphentheorie Siehe auch Minimalpolynom Wichtig ist es deshalb einfache Entscheidungskriterien fur die Irreduzibilitat zur Hand zu haben Das Irreduzibilitatskriterium von Eisenstein Bearbeiten Das Eisensteinkriterium ist ein hinreichendes aber nicht notwendiges Kriterium fur die Irreduzibilitat eines Polynoms in einer erweiterten Koeffizientenmenge Sei dazu A A ein Integritatsring P a n X n a n 1 X n 1 a 1 X a 0 A X mit a n 0 und n gt 0 P a n X n a n 1 X n 1 cdots a 1 X a 0 in A X text mit a n neq 0 text und n gt 0 ein Polynom mit Koeffizienten aus A A und K K der Quotientenkorper von A A Findet man ein Primelement p A p in A so dass gilt p a n p nmid a n p a i p mid a i fur i 0 1 2 n 1 i 0 1 2 ldots n 1 sowie p 2 a 0 p 2 nmid a 0 dann ist P P irreduzibel uber K X K X Es wird haufig angewendet fur A Z A mathbb Z und K Q K mathbb Q Man kann die Bedingung der Teilbarkeit durch das Primelement p p auch uberall durch Enthaltensein in einem Primideal von A A ersetzen Ist A A faktoriell und das Polynom P P primitiv d h der grosste gemeinsame Teiler aller Koeffizienten ist 1 1 dann ist P P auch in A X A X irreduzibel Reduktionskriterium Bearbeiten Auch das Reduktionskriterium ist nur ein hinreichendes Kriterium fur die Irreduzibilitat eines Polynoms Es sei wieder A A ein Integritatsring mit Quotientenkorper K K und p A p in A ein Primelement Sei f k 0 n a k X k A X f sum k 0 n a k X k in A X ein Polynom mit p a n p nmid a n Wenn f f mit den modulo p p reduzierten Koeffizienten in A p A X A pA X irreduzibel ist dann ist f f auch irreduzibel in K X K X Beispiele BearbeitenUber Korpern gilt Jedes Polynom vom Grad 1 ist irreduzibel Besitzt ein irreduzibles Polynom eine Nullstelle so hat es Grad 1 Insbesondere hat jedes irreduzible Polynom uber einem algebraisch abgeschlossenen Korper wie C mathbb C Grad 1 Jedes Polynom uber K K vom Grad 2 oder vom Grad 3 ist genau dann irreduzibel wenn es keine Nullstelle in K K hat 1 Jedes irreduzible Polynom uber den reellen Zahlen hat Grad 1 oder 2 folglich entweder die Form a X b aX b mit a 0 a neq 0 oder a X 2 b X c aX 2 bX c mit b 2 4 a c lt 0 b 2 4ac lt 0 Das hangt damit zusammen dass der algebraische Abschluss C mathbb C Grad 2 uber R mathbb R hat f X Z X f X in mathbb Z X irreduzibel uber Z mathbb Z Leftrightarrow f X p f X pm p fur eine Primzahl aus Z mathbb Z oder f X f X ist primitiv und irreduzibel uber Q X mathbb Q X X p X 1 F p X X p X 1 in mathbb F p X ist irreduzibel Um dies einzusehen zeigt man dass alle irreduziblen Faktoren r 1 X r 2 X r k X displaystyle r 1 X cdot r 2 X cdots r k X des Polynoms den gleichen Grad haben Da p p prim ist muss das Polynom dann entweder irreduzibel sein oder in Linearfaktoren zerfallen Letzteres kann aber nicht sein da das Polynom in F p mathbb F p keine Nullstelle besitzt Um nun zu zeigen dass alle r i X displaystyle r i X den gleichen Grad haben kann man eine Nullstelle a alpha im Zerfallungskorper des Polynoms betrachten Da das Polynom invariant unter der von X X 1 X mapsto X 1 induzierten Abbildung ist sind auch a 1 a p 1 displaystyle alpha 1 ldots alpha p 1 Nullstellen Im Zerfallungskorper hat das Polynom also die Gestalt X a X a 1 X a p 1 displaystyle X alpha X alpha 1 cdots X alpha p 1 Fur jeden irreduziblen Faktor r i X displaystyle r i X gibt es somit ein s F p displaystyle s in mathbb F p so dass a alpha Nullstelle des verschobenen Polynoms r i X r i X s displaystyle r i X r i X s ist Mit r i X displaystyle r i X ist auch r i X displaystyle r i X irreduzibel d h alle irreduziblen Faktoren r j X displaystyle r j X haben den gleichen Grad wie das Minimalpolynom von a alpha Das Polynom 8 X 7 7 X 4 21 X 2 15 X 22 Z X 8X 7 7X 4 21X 2 15X 22 in mathbb Z X ist irreduzibel denn es ist primitiv und ein irreduzibles Polynom in den rationalen Zahlen Man wende dazu das Reduktionskriterium an Das Polynom mit den reduzierten Koeffizienten modulo 7 7 ist dabei X 7 X 1 F 7 X X 7 X 1 in mathbb F 7 X und dies ist irreduzibel 2 X 5 30 X 3 60 X 2 90 Q X 2X 5 30X 3 60X 2 90 in mathbb Q X ist irreduzibel Dies folgt aus dem Eisensteinkriterium nur mit dem Primelement p 5 p 5 Fur eine Primzahl p p ist das Polynom X n p X n p fur n N n in mathbb N n 1 n geq 1 irreduzibel uber Q mathbb Q Das Minimalpolynom von p n sqrt n p uber Q mathbb Q ist also X n p X n p Als Folgerung ergibt sich beispielsweise dass die Quadratwurzel aus 2 2 eine irrationale Zahl ist oder eine n n te Wurzel aus einer Primzahl mit n gt 0 n gt 0 X p Y F p X Y X p Y in mathbb F p X Y oder als Element aus F p Y X left mathbb F p Y right X man beachte dass es primitiv ist ist irreduzibel Eisensteinsches Kriterium Das Primelement ist dabei Y F p Y Y in mathbb F p Y Dieses Polynom ist allerdings nicht separabel d h es hat im algebraischen Abschluss von F p Y mathbb F p Y eine mehrfache Nullstelle Dieses Phanomen tritt nicht in Q mathbb Q auf Literatur BearbeitenChristian Karpfinger Kurt Meyberg Algebra Gruppen Ringe Korper 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2010 ISBN 978 3 8274 2600 0 Kapitel 18 Einzelnachweise Bearbeiten Ed Dubinsky Uri Leron Learning abstract algebra with ISETL 2019 ISBN 978 3 662 25454 7 S 232 Satz 6 17 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Irreduzibles Polynom amp oldid 226290108