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Die Signatur auch Tragheitsindex oder Index ist ein Objekt aus der Mathematik das vor allem in der linearen Algebra aber auch in unterschiedlichen Bereichen der Differentialgeometrie betrachtet wird Genau handelt es sich um ein Zahlentripel das eine Invariante einer symmetrischen Bilinearform ist Dieses Zahlentripel ist also insbesondere unabhangig von der Basiswahl bezuglich der die Bilinearform dargestellt wird Grundlegend fur die Definition der Signatur ist der Tragheitssatz von Sylvester benannt nach dem Mathematiker James Joseph Sylvester Daher wird die Signatur manchmal auch Sylvester Signatur genannt Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Signatur der Minkowski Metrik 3 Algorithmus zur Bestimmung der Signatur 3 1 Beispiel 4 Spezialfall 5 Die Signatur in der Differentialgeometrie 5 1 Signatur einer Pseudo Riemannschen Mannigfaltigkeit 5 2 Signatur einer Mannigfaltigkeit 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenSei V displaystyle V nbsp ein endlichdimensionaler reeller Vektorraum und s V V R displaystyle s colon V times V rightarrow mathbb R nbsp eine symmetrische Bilinearform mit der Darstellungsmatrix A 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 displaystyle A begin pmatrix 1 amp 0 amp 0 amp 0 amp ldots amp 0 amp 0 amp ldots amp 0 0 amp ddots amp 0 amp amp amp amp amp amp vdots 0 amp 0 amp 1 amp 0 amp amp amp amp amp 0 0 amp amp 0 amp 1 amp 0 amp amp amp amp 0 vdots amp amp amp 0 amp ddots amp 0 amp amp amp vdots 0 amp amp amp amp 0 amp 1 amp 0 amp amp 0 0 amp amp amp amp amp 0 amp 0 amp 0 amp 0 vdots amp amp amp amp amp amp 0 amp ddots amp 0 0 amp ldots amp 0 amp 0 amp ldots amp 0 amp 0 amp 0 amp 0 end pmatrix nbsp Diese Matrix hat auf der Hauptdiagonalen die Eintrage 1 displaystyle 1 nbsp 1 displaystyle 1 nbsp und 0 displaystyle 0 nbsp alle anderen Koeffizienten sind 0 displaystyle 0 nbsp Mit r s displaystyle r s nbsp wird nun die Anzahl der 1 displaystyle 1 nbsp Eintrage mit r s displaystyle r s nbsp die Anzahl der 1 displaystyle 1 nbsp Eintrage und mit r 0 s displaystyle r 0 s nbsp die Anzahl der 0 Eintrage bezeichnet Dann heisst das Tripel s s r s r s r 0 s displaystyle sigma s r s r s r 0 s nbsp Tragheitsindex oder Sylvester Signatur von s displaystyle s nbsp Da nach dem Tragheitssatz von Sylvester jede symmetrische Bilinearform eine Diagonalmatrix wie A displaystyle A nbsp als Darstellungsmatrix besitzt ist die Signatur fur alle symmetrischen Bilinearformen wohldefiniert Stehen auf der Hauptdiagonalen der Darstellungsmatrix A displaystyle A nbsp keine Null Eintrage ist also die symmetrische Bilinearform nicht ausgeartet dann wird der Koeffizient r 0 s displaystyle r 0 s nbsp auch manchmal weggelassen und man nennt das Tupel s s r s r s displaystyle sigma s r s r s nbsp die Signatur von s displaystyle s nbsp Gelegentlich wird auch sign s r s r s displaystyle operatorname sign s r s r s nbsp als Signatur bezeichnet insbesondere wenn keine Ausartung vorliegt Mitunter wird r s displaystyle r s nbsp auch Index genannt 1 Der Begriff der Signatur wird auch fur symmetrische Matrizen A R n n displaystyle A in mathbb R n times n nbsp verwendet Er bezeichnet dann die Signatur der durch s x y x T A y displaystyle s x y x T Ay nbsp fur x y R n displaystyle x y in mathbb R n nbsp definierten symmetrischen Bilinearform Signatur der Minkowski Metrik BearbeitenEin wichtiges Beispiel aus der Physik ist die Minkowski Metrik der speziellen Relativitatstheorie Dies ist eine symmetrische Bilinearform mit der Darstellungsmatrix h 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 displaystyle eta pm begin pmatrix 1 amp 0 amp 0 amp 0 0 amp 1 amp 0 amp 0 0 amp 0 amp 1 amp 0 0 amp 0 amp 0 amp 1 end pmatrix nbsp Dabei steht der Eintrag h 00 displaystyle eta 00 nbsp links oben in der Matrix fur die Zeitkoordinate welche das entgegengesetzte Vorzeichen zu den ubrigen drei raumlichen Koordinaten besitzt Die Signatur 1 3 displaystyle 1 3 nbsp in der die Zeit ein positives Vorzeichen hat wird auch als displaystyle nbsp geschrieben und in englischsprachiger Literatur West Coast convention genannt Die umgekehrte Signatur 3 1 displaystyle 3 1 nbsp als displaystyle nbsp geschrieben und East Coast convention genannt 2 Mithilfe der Signatur der Metrik lasst sich ein Vektor u displaystyle u nbsp anhand seines Skalarprodukts h u u displaystyle eta u u nbsp als zeitartig lichtartig oder raumartig klassifizieren So gilt fur die East Coast convention displaystyle nbsp h u u gt 0 displaystyle eta u u gt 0 nbsp raumartig h u u 0 displaystyle eta u u 0 nbsp lichtartig h u u lt 0 displaystyle eta u u lt 0 nbsp zeitartigund fur die West Coast convention displaystyle nbsp h u u gt 0 displaystyle eta u u gt 0 nbsp zeitartig h u u 0 displaystyle eta u u 0 nbsp lichtartig h u u lt 0 displaystyle eta u u lt 0 nbsp raumartigAlgorithmus zur Bestimmung der Signatur BearbeitenUm die Signatur einer symmetrischen Bilinearform s V V R displaystyle s colon V times V rightarrow mathbb R nbsp zu berechnen muss nicht notwendigerweise der Basiswechsel der Darstellungsmatrix von s displaystyle s nbsp ermittelt werden Nachdem eine beliebige Darstellungsmatrix B displaystyle B nbsp nicht notwendigerweise in Diagonalform der symmetrischen Bilinearform s displaystyle s nbsp bestimmt wurde kann diese auch als eine Darstellungsmatrix eines Endomorphismus aufgefasst werden Von dieser Matrix kann man dann die Eigenwerte bestimmen Bezeichnet man dann mit r s displaystyle r s nbsp die Anzahl der positiven Eigenwerte mit r s displaystyle r s nbsp die Anzahl der negativen Eigenwerte und mit r 0 s displaystyle r 0 s nbsp die Vielfachheit des Eigenwerts 0 displaystyle 0 nbsp dann entspricht s s r s r s r 0 s displaystyle sigma s r s r s r 0 s nbsp der Signatur von s displaystyle s nbsp Beispiel Bearbeiten Sei s x y 1 2 x 1 y 2 1 2 y 1 x 2 displaystyle s x y tfrac 1 2 x 1 y 2 tfrac 1 2 y 1 x 2 nbsp eine symmetrische Bilinearform So hat die darstellende Matrix der kanonischen Basis die Form M K s 0 1 2 1 2 0 displaystyle M mathcal K s begin pmatrix 0 amp frac 1 2 frac 1 2 amp 0 end pmatrix nbsp Fasst man diese Matrix zwischenzeitlich als selbstadjungierten Endomorphismus von R 2 displaystyle mathbb R 2 nbsp auf so weiss man auf Grund des Spektralsatzes dass es eine Orthonormalbasis aus Eigenvektoren gibt sodass S t M K s S displaystyle S t M mathcal K s S nbsp Diagonalgestalt hat Multipliziert man jeden Eigenvektor noch mit l i 1 2 displaystyle lambda i frac 1 2 nbsp wobei l i displaystyle lambda i nbsp der entsprechende Eigenwert ist und fuhrt dann die Basistransformation durch so erhalt man eine Diagonalmatrix mit Eintragen 1 und 1 auf der Diagonalen Hier kann man direkt die Signatur ablesen In unserem konkreten Beispiel lauten die Eigenwerte 1 2 displaystyle tfrac 1 2 nbsp und 1 2 displaystyle tfrac 1 2 nbsp und die orthonormalen Eigenvektoren 1 2 1 1 displaystyle textstyle tfrac 1 sqrt 2 left begin smallmatrix 1 1 end smallmatrix right nbsp und 1 2 1 1 displaystyle tfrac 1 sqrt 2 left begin smallmatrix 1 1 end smallmatrix right nbsp Multipliziert man diese Basis noch wie oben beschrieben mit l i 1 2 displaystyle lambda i frac 1 2 nbsp so erhalt man als Transformationsmatrix T 1 1 1 1 displaystyle T begin pmatrix 1 amp 1 1 amp 1 end pmatrix nbsp und die Basistransformation sieht folgendermassen aus T t M K s T 1 1 1 1 0 1 2 1 2 0 1 1 1 1 1 0 0 1 displaystyle T t M mathcal K s T begin pmatrix 1 amp 1 1 amp 1 end pmatrix begin pmatrix 0 amp frac 1 2 frac 1 2 amp 0 end pmatrix begin pmatrix 1 amp 1 1 amp 1 end pmatrix begin pmatrix 1 amp 0 0 amp 1 end pmatrix nbsp Also hat die der Matrix zugeordnete Bilinearform die Signatur 1 1 0 displaystyle 1 1 0 nbsp Bei diesem Beispiel muss man allerdings beachten dass Bilinearformen keine Eigenwerte besitzen und dass der Weg uber die Eigenwerte nur ein Trick zum Rechnen ist Die obige Diagonalform liesse sich auch mit dem Gauss Algorithmus berechnen indem Umformungen immer gleichermassen auf Zeilen und Spalten angewendet werden Spezialfall BearbeitenGegeben ist eine symmetrische nicht singulare Matrix Dann ist die Signatur gegeben durch s i g n A s g n A 1 v g v a displaystyle mathrm sign A mathrm sgn A 1 v g v a nbsp Hierbei bezeichnet A 1 displaystyle A 1 nbsp den ersten Hauptminor von A displaystyle A nbsp Die beiden anderen Grossen ergeben sich bei Berechnung der Determinanten der weiteren Minoren wobei nur das Vorzeichen wichtig ist v g displaystyle v g nbsp ist die Anzahl an gleichbleibenden Vorzeichen von det A k displaystyle det A k nbsp nach det A k 1 displaystyle det A k 1 nbsp und v a displaystyle v a nbsp die Anzahl an Vorzeichenwechsel von det A k displaystyle det A k nbsp nach det A k 1 displaystyle det A k 1 nbsp Die Signatur in der Differentialgeometrie BearbeitenSignatur einer Pseudo Riemannschen Mannigfaltigkeit Bearbeiten Hauptartikel Pseudo riemannsche Mannigfaltigkeit In der Differentialgeometrie verallgemeinert man symmetrische Bilinearformen auf differenzierbare Mannigfaltigkeiten in Form symmetrischer kovarianter glatter Tensorfelder zweiter Stufe Ein solches Tensorfeld wirkt dann in jedem Punkt auf dem jeweiligen Tangentialraum als Bilinearform Ist die Signatur der jeweiligen Bilinearform in jedem Punkt der Mannigfaltigkeit dieselbe und sind diese nicht ausgeartet so spricht man von einer Pseudo Riemannschen Metrik und nennt eine Mannigfaltigkeit die mit einer solchen Metrik versehen ist Pseudo Riemannsche Mannigfaltigkeit Solche Mannigfaltigkeiten sind Untersuchungsgegenstand der Pseudo Riemannschen Geometrie und spielen eine wichtige Rolle in der Physik Signatur einer Mannigfaltigkeit Bearbeiten In der globalen Analysis einem Teilbereich der Differentialgeometrie betrachtet man die Signatur einer Mannigfaltigkeit Um die Signatur eines solchen gekrummten Raums zu definieren wird eine spezielle Bilinearform gewahlt und festgelegt dass ihre Signatur die Signatur der Mannigfaltigkeit ist Der Signatursatz von Hirzebruch ist eine zentrale Aussage in diesem Kontext Er setzt die Signatur die eine Invariante der Bilinearform ist mit einer Invarianten der Mannigfaltigkeit in Verbindung Sei M displaystyle M nbsp eine kompakte orientierbare glatte Mannigfaltigkeit deren Dimension n displaystyle n nbsp durch 4 displaystyle 4 nbsp teilbar ist Ausserdem wird mit H M displaystyle H M nbsp die De Rham Kohomologie von M displaystyle M nbsp bezeichnet Betrachte die Bilinearform s H n 2 M H n 2 M R displaystyle s colon H frac n 2 M times H frac n 2 M to mathbb R nbsp die durch a b M a b displaystyle alpha beta mapsto int M alpha wedge beta nbsp definiert ist Diese ist symmetrisch und aufgrund der Poincare Dualitat nichtausgeartet das heisst r 0 s 0 displaystyle r 0 s 0 nbsp Dann ist die Signatur sign M displaystyle operatorname sign M nbsp der Mannigfaltigkeit M displaystyle M nbsp definiert als die Signatur sign s displaystyle operatorname sign s nbsp der Bilinearform s displaystyle s nbsp das heisst 3 sign M sign s r s r s displaystyle operatorname sign M operatorname sign s r s r s nbsp Literatur BearbeitenGerd Fischer Lineare Algebra Vieweg Verlag Wiesbaden 2003 ISBN 3 528 03217 0 R Abraham J E Marsden T Ratiu Manifolds Tensor Analysis and Applications Springer Berlin 2003 ISBN 3 540 96790 7 Einzelnachweise Bearbeiten Abraham Marsden Ratiu S 398 Craig Callender What Makes Time Special Oxford University Press 2017 ISBN 978 0 19 879730 2 S 123 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Nicole Berlin Ezra Getzler Michele Vergne Heat Kernels and Dirac Operators Springer Verlag Berlin u a 2004 ISBN 3 540 20062 2 S 128 129 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Signatur Lineare Algebra amp oldid 215423180