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Harald Fritzsch 10 Februar 1943 in Zwickau 16 August 2022 in Munchen war ein deutscher theoretischer Physiker der vor allem wichtige Beitrage zur Theorie der Quarks zur Entwicklung der Quantenchromodynamik und zur grossen Vereinheitlichung des Standardmodells der Elementarteilchen leistete Harald Fritzsch 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken als Publizist 3 Auszeichnungen 4 Werke Auswahl 4 1 Artikel 4 2 Fachbucher 4 3 Sachbucher 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHarald Fritzsch war der Sohn des Reinsdorfer Bauunternehmers Erich Fritzsch Von 1957 bis 1961 besuchte er die Erweiterte Oberschule Gerhart Hauptmann in Zwickau die er mit dem Abitur abschloss Danach war er ab dem Sommer 1961 Soldat der Nationalen Volksarmee der DDR in Kamenz wo er bei den Luftstreitkraften zum Funker ausgebildet wurde Er studierte von 1963 bis 1968 in Leipzig Physik Zusammen mit einem Freund initiierte er 1968 eine riskante ausserst offentlichkeitswirksame Protestaktion 1 gegen die Sprengung der 700 Jahre alten Paulinerkirche 2 Fritzsch gelang zusammen mit seinem Freund Stefan Welzk im Juli 1968 eine gewagte Flucht per Faltboot uber das Schwarze Meer aus dem damaligen Ostblock in die Turkei Mit Hilfe eines Aussenbordmotors fuhren sie von Goldstrand nordlich von Warna nach Igneada sudlich der Grenze zwischen Bulgarien und der Turkei Er setzte sein Studium in Munchen fort wo er mit Werner Heisenberg zusammenarbeitete und 1971 unter Anleitung von Heinrich Mitter mit einer Arbeit Uber die algebraische Struktur von Observablen in der starken Wechselwirkung promovierte Ein Jahr vorher war er als Doktorand sechs Monate am Stanford Linear Accelerator Center der Stanford Universitat Hier begann er mit Murray Gell Mann zu arbeiten Nach der Promotion ging er ein Jahr an das Europaische Forschungszentrum CERN bei Genf wo er erneut mit Gell Mann zusammenarbeitete Anschliessend wechselte er mit Gell Mann zum California Institute of Technology Caltech in Pasadena Fritzsch und Gell Mann fuhrten 1971 die Farbquantenzahl ein wobei die Farbsymmetrie als eine exakte Symmetrie angenommen wurde Mit Hilfe der Farbquantenzahl konnten Gell Mann und Fritzsch gemeinsam mit William Bardeen die Zerfallsrate des neutralen Pions erklaren Ein Jahr spater schlugen Fritzsch und Gell Mann fur die starke Wechselwirkung eine Eichtheorie vor 3 die heute als Quantenchromodynamik bezeichnet und als die richtige Theorie der starken Wechselwirkung angesehen wird Im Jahr 1975 schrieb Fritzsch eine Arbeit mit Peter Minkowski in der die Gruppe SO 10 als Symmetrie der Grossen Vereinheitlichung zum ersten Mal diskutiert wurde Diese Theorie gilt heute als die Standardtheorie der Grossen Vereinheitlichung In der SO 10 Theorie haben die Neutrinos eine Masse Die Entdeckung der Neutrinooszillationen im Jahre 1998 weist auf eine Neutrinomasse hin in Ubereinstimmung mit der SO 10 Theorie Fritzsch arbeitete auch uber composite models fur Leptonen und Quarks uber Massenmatrizen der Quarks und Leptonen uber schwache Zerfalle schwerer Quarks uber Kosmologie und uber Fundamentalkonstanten in der Physik Fritzsch entwickelte 1979 eine Theorie der Massenmatrizen der Quarks und Leptonen in denen gewisse Elemente verschwinden texture zero Er konnte die Mischungswinkel als Funktionen der Masseneigenwerte berechnen Die Resultate konnen die Experimente sehr gut beschreiben Nach der Inbetriebnahme des Teilchenbeschleunigers Large Hadron Collider LHC am CERN arbeitete Fritzsch erneut uber composite models der Quarks Leptonen und schwachen Bosonen Eine Substruktur der Quarks sollte am LHC bald entdeckt werden falls die Theorie von Fritzsch richtig ist Von 1977 bis 1978 war er Professor an der Universitat Wuppertal Der Physiker und Nobelpreistrager Richard Feynman besuchte Fritzsch 1978 in Wuppertal und gab ein Kolloquium zu dem Horer aus der ganzen Bundesrepublik anreisten 1979 wechselte Fritzsch an die Universitat Bern Ab 1980 war Fritzsch Ordinarius an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Fritzsch war Ordentliches Mitglied der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Er arbeitete oft am CERN und am DESY in Hamburg Nach seiner Emeritierung im Juni 2008 war er vornehmlich im Ausland tatig USA Australien China Japan Sudafrika und Singapur 4 Fritzsch war Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte GDNA In den Jahren 2003 und 2004 war er Prasident dieser Gesellschaft und leitete die grosse GDNA Tagung in Passau Fritzsch war Ehrenmitglied des Paulinervereins in Leipzig der sich fur den Wiederaufbau der Paulinerkirche einsetzt Ab 1998 organisierte er zusammen mit Willibald Plessas die Tagung uber Quantenchromodynamik und das Standardmodell der Elementarteilchenphysik die seither bereits siebenmal 5 in Oberwolz in der Steiermark stattfand Im Februar 2010 leitete Fritzsch eine grosse internationale Tagung an der Nanyang Technological University in Singapur aus Anlass des 80 Geburtstags von Murray Gell Mann Fritzsch organisierte die Internationale Konferenz uber massive Neutrinos die im Februar 2015 in Singapur stattfand die Internationale Konferenz uber Neue Physik am Large Hadron Collider Singapur Marz 2016 eine Konferenz uber Kosmologie und Gravitationswellen in Singapur Februar 2017 und eine Konferenz uber Teilchenphysik und Kosmologie in Singapur Marz 2018 Zu seinen Doktoranden zahlten Dieter Lust Ulrich Baur und Marcus Hutter Fritzsch starb unerwartet am 16 August 2022 in Munchen 6 7 Wirken als Publizist BearbeitenHarald Fritzsch machte sich auch als Autor popularwissenschaftlicher Bucher einen Namen 8 Sein Buch Quarks das 1981 in Munchen erschien wurde in mehr als 20 Sprachen ubersetzt Erfolgreich war auch sein Buch uber Kosmologie mit dem Titel Vom Urknall zum Zerfall Mitte der 1980er Jahre produzierte Fritzsch beim WDR in Koln die sechsteilige Fernsehserie Mikrokosmos die viele Male in den Dritten Programmen der deutschen Fernsehanstalten gezeigt wurde 1990 erschien die erste Auflage seines autobiografischen Buches Flucht aus Leipzig in dem er seinen Widerstand gegen das SED Regime und die anschliessende Flucht in den Westen im Jahr 1968 beschreibt Das Buch erschien 2008 bei World Scientific auf Englisch unter dem Titel Escape from Leipzig In seinen ab 1992 erschienenen Buchern wahlte Fritzsch eine seltene Form der Wissensdarstellung Isaac Newton Albert Einstein und der fiktive zeitgenossische Physiker Adrian Haller diskutieren uber schwierige physikalische Themen In seinem Buch Eine Formel verandert die Welt diskutieren die drei uber Einsteins Spezielle Relativitatstheorie In Die verbogene Raum Zeit wird uber die Allgemeine Relativitatstheorie Einsteins diskutiert Das Buch Das absolut Unveranderliche ist den fundamentalen Naturkonstanten gewidmet Im Buch Sie irren Einstein sind Diskussionen zwischen den drei sowie Richard Feynman und Werner Heisenberg uber die Quantenphysik beschrieben Das Buch Mikrokosmos beschreibt Diskussionen zwischen den drei sowie Murray Gell Mann uber die moderne Teilchenphysik bis hin zur Kosmologie 2015 publizierte Fritzsch das Lehrbuch Quantenfeldtheorie im Springer Verlag In seinem Sachbuch Elementarteilchen beschreibt Fritzsch das heutige Standardmodell der Teilchenphysik Auszeichnungen BearbeitenFur seine erfolgreiche Buchserie wurde Fritzsch 1994 mit der Medaille fur naturwissenschaftliche Publizistik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgezeichnet Die Dirac Medal der University of New South Wales in Australien erhielt Fritzsch im Jahr 2008 Die Universitat Leipzig verlieh ihm am 16 Mai 2013 die Ehrendoktorwurde Werke Auswahl BearbeitenArtikel Bearbeiten Harald Fritzsch The history of QCD In CERN Courier 27 September 2012 englisch cerncourier com Harald Fritzsch Die Sprache der Eichfeldtheorie verstandlich gemacht Physik Nobelpreis 1999 In Physik Journal Band 55 Nr 12 Dezember 1999 S 20 21 doi 10 1002 phbl 19990551206 Fachbucher Bearbeiten Harald Fritzsch Quantenfeldtheorie Wie man beschreibt was die Welt im Innersten zusammenhalt Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 2015 ISBN 978 3 662 45245 5 doi 10 1007 978 3 662 45246 2 Harald Fritzsch Hrsg Murray Gell Mann Selected Papers World Scientific Series in 20th Century Physics Band 40 World Scientific 2010 ISBN 978 981 283 684 7 doi 10 1142 7101 englisch Sachbucher Bearbeiten Quarks Urstoff unserer Welt Piper 1981 Vom Urknall zum Zerfall Die Welt zwischen Anfang und Ende Piper 1983 Eine Formel verandert die Welt Newton Einstein und die Relativitatstheorie Piper 1988 Flucht aus Leipzig Eine Protestaktion und ihre Folgen Piper 1990 Die verbogene Raum Zeit Newton Einstein und die Gravitation Piper 1996 Elementarteilchen Bausteine der Materie Beck 2004 als Herausgeber und Ko Autor Materie in Raum und Zeit Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte 123 Versammlung 18 Bis 21 September 2004 Leipzig Hirzel 2005 Das absolut Unveranderliche Die letzten Ratsel der Physik Piper 2005 Sie irren Einstein Newton Einstein Heisenberg und Feynman diskutieren die Quantenphysik Piper 2008 Mikrokosmos Die Welt der kleinsten Teilchen Piper 2012Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Harald Fritzsch Zitate Literatur von und uber Harald Fritzsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Homepage von Prof Harald Fritzsch Harald Fritzsch The Problem of Mass for Quarks and Leptons Vortrag englisch vom 22 Marz 2000 am Kavli Institute for Theoretical Physics Vortragsunterlagen Audioaufzeichnung Einzelnachweise Bearbeiten Das Transparent hangt der Wecker tickt Spiegel Online 1 Marz 1990 Dietrich Koch Leipzig braucht die Universitatskirche Memento vom 1 Februar 2001 im Internet Archive H Fritzsch Murray Gell Mann H Leutwyler Advantages of the Color Octet Gluon Picture In Phys Lett B Band 47 Nr 4 1973 S 365 368 doi 10 1016 0370 2693 73 90625 4 Murray Gell Mann Physics adventures with Harald Fritzsch Festkolloquium Emeritierung Prof Dr Harald Fritzsch 1998 2003 2006 2008 2010 2012 2014 und 2018 BBAW Nachruf Harald Fritzsch 28 August 2022 Physik Journal 2023 3 S 65 Nachruf Harald Fritzsch von Dieter Lust Kompass Das Stadtmagazin fur Zwickau und Umgebung Vogtland und Erzgebirge Ausgabe 07 08 2009 S 25Normdaten Person GND 118938940 lobid OGND AKS LCCN n81066075 VIAF 34604486 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fritzsch HaraldKURZBESCHREIBUNG deutscher theoretischer PhysikerGEBURTSDATUM 10 Februar 1943GEBURTSORT ZwickauSTERBEDATUM 16 August 2022STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harald Fritzsch amp oldid 232223361