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Als Magische Zahlen bezeichnet man in der Kernphysik bestimmte Neutronen und Protonenzahlen in Atomkernen bei denen im Grundzustand des Kerns eine hohere Stabilitat als bei benachbarten Nukliden beobachtet wird Solche Kerne selbst werden auch als magische Kerne bezeichnet Die magischen Zahlen lassen sich durch das Schalenmodell der Kernphysik erklaren Auf dieser Basis werden auch Inseln der Stabilitat bei Ordnungszahlen oberhalb der naturlich vorkommenden Elemente vorhergesagt Inhaltsverzeichnis 1 Stabilitatseigenschaften 2 Doppelt magische Kerne 3 Erklarung durch das Schalenmodell 3 1 Naturliche Elemente 3 2 Kunstlich erzeugte Elemente 4 Erklarung mittels Gruppentheorie 5 Atomkerne mit sehr grossem Neutronenuberschuss 6 Literatur 7 EinzelnachweiseStabilitatseigenschaften BearbeitenMit hoherer Stabilitat sind unter anderem folgende beobachteten Eigenschaften gemeint 1 Elemente mit magischen Protonenzahlen sind mengenmassig im Universum relativ stark vertreten Helium Sauerstoff Calcium Nickel Die Bindungsenergie pro Nukleon ist besonders hoch Dies zeigt sich beispielsweise in den hohen Energien von Alpha und Beta Zerfallen die zu magischen Kernen fuhren Die Anregungsenergie des ersten angeregten Zustands eines magischen Kerns ist besonders hoch Bei magischer Protonenzahl existieren besonders viele stabile Isotope Zinn hat mit 10 die meisten stabilen Isotope bei magischer Neutronenzahl besonders viele stabile Isotone Der Wirkungsquerschnitt des Kerns fur Neutroneneinfang und die beim Neutroneneinfang freigesetzte Energie sind besonders klein Das Quadrupolmoment des Kerns im Grundzustand hat bei magischen Zahlen ein Minimum was auf eine relativ kugelsymmetrische Verteilung der elektrischen Ladung hinweist Die in dieser Weise beobachtbaren magischen Zahlen sind 2 8 20 28 50 82 126 und 184 Die 126 sowie die 184 sind allerdings bisher nur fur Neutronen beobachtbar da Nuklide mit so hoher Ordnungszahl Protonenzahl nicht in der Natur vorkommen und kunstlich noch nicht hergestellt werden konnten siehe Unbihexium Als Beispiel zeigt das nebenstehende Bild eine Nuklidkarte mit farblicher Kennzeichnung des Wirkungsquerschnitts fur Neutroneneinfang Die magischen Protonen und Neutronenzahlen sind durch Doppellinien hervorgehoben Man erkennt dass dieser Wirkungsquerschnitt bei magischen Atomkernen meist klein fernab von magischen Zahlen dagegen gross ist Doppelt magische Kerne BearbeitenDoppelt magisch heisst ein Nuklid wenn seine Protonen und seine Neutronenzahl magisch sind Die oben genannten Stabilitatseigenschaften sind dann besonders ausgepragt Vier doppelt magische Nuklide sind auch im absoluten Sinn stabil d h nicht radioaktiv Helium 4 Sauerstoff 16 Calcium 40 und Blei 208 Weitere doppelt magische Nuklide sind Calcium 48 mit der Halbwertszeit von etwa 6 1018 Jahren fast absolut stabil Nickel 56 Nickel 78 Zinn 100 und Zinn 132 sie sind zwar wegen ihres zu grossen oder zu kleinen Neutronenuberschusses radioaktiv zeigen aber relativ erhohte Stabilitat verglichen mit ihren Nachbarnukliden erkennbar z B an ihren Halbwertszeiten Erklarung durch das Schalenmodell BearbeitenNaturliche Elemente Bearbeiten Das Schalenmodell des Atomkerns erklart die magischen Zahlen damit dass dort vereinfacht gesagt jeweils die ausserste Schale vollstandig besetzt also abgeschlossen ist ahnlich wie die chemisch stabilen Edelgase durch abgeschlossene Aussenschalen ihrer Elektronenhulle gekennzeichnet sind Solche Abschlusse also eine endliche Hochstzahl gleichartiger Teilchen die ein bestimmtes Energieniveau in einem Potentialfeld besetzen konnen treten in der Quantenmechanik fur Fermionen als Folge des Pauli Prinzips allgemein auf Kunstlich erzeugte Elemente Bearbeiten nbsp Nuklidkarte in dreidimensionaler Darstellung mit erwarteter Insel der Stabilitat bei 114 ProtonenOberhalb der naturlich vorkommenden Protonen und Neutronenzahlen sagt die Theorie weitere Schalenabschlusse also magische Zahlen voraus Fur Protonen ergeben sich durch Unterschalenabschlusse die Zahlen 114 und 120 Tatsachlich zeigen die bisher entdeckten Isotope des Elements Flerovium das 114 Protonen enthalt auffallig lange Halbwertszeiten mehrere Sekunden Das doppelt magische Isotop Fl 298 mit 184 Neutronen fur das eine besonders lange Halbwertszeit zu erwarten ist konnte noch nicht beobachtet werden Eine ganze Insel der Stabilitat ein von Glenn Seaborg gepragter Begriff mit diesem doppelt magischen Nuklid als Zentrum wird vermutet siehe Abbildung Dabei ist der Begriff Stabilitat nur relativ zu den umgebenden Nukliden zu verstehen absolut stabile Nuklide ohne jeden spontanen Zerfall also mit der Halbwertszeit unendlich sind jenseits von Blei kaum zu erwarten Ahnliche Inseln werden auch in der Nahe der magischen Ordnungszahlen 120 und 126 erwartet Sie wurden sich gruppieren um die noch nicht entdeckten doppelt magischen Nuklide Unbinilium 304 120 304 U b n displaystyle 120 304 mathrm Ubn nbsp bzw Unbihexium 310 126 310 U b h displaystyle 126 310 mathrm Ubh nbsp Experimentell hergestellt werden derartige Nuklide durch Verschmelzung schwerer Kerne mittels Schwerionenbeschleunigern Die Hauptschwierigkeit Nuklide wie etwa das Unbinilium zu erreichen liegt darin dass als Target und als Projektil Nuklide mit genugend hohem Neutronenuberschuss verwendet werden mussen diese sind selbst im Allgemeinen instabil und nicht in grosser Menge verfugbar Erklarung mittels Gruppentheorie BearbeitenIn einer 2010 veroffentlichten Arbeit 2 wird berichtet dass die magischen Protonen und Neutronenzahlen sich auch aus gruppentheoretischen Uberlegungen ohne Annahme einer bestimmten Potentialform ergeben Atomkerne mit sehr grossem Neutronenuberschuss BearbeitenNeuere experimentelle Befunde weisen darauf hin dass in Kernen mit besonders grossem Neutronenuberschuss ausser den oben genannten magischen Zahlen noch weitere auftreten erwartet wird die 34 3 4 Damit deutet sich an dass das Schalenmodell fur solche exotischen Kerne verfeinert werden muss Bei leichten sehr neutronenreichen Kernen zeigen sich die fur doppelt magische Nuklide typischen Eigenschaften in einigen Fallen eher an Isotopen mit nicht magischen Neutronenzahlen sie sind beispielsweise beim doppelt magischen Sauerstoffisotop O 28 Protonenzahl Z 8 Neutronenzahl N 20 weniger ausgepragt als bei O 24 Z 8 N 16 5 6 Das mittelschwere doppelt magische Nuklid Ni 78 Z 28 N 50 zeigt hingegen mit 2 6 MeV die typische erwartete hohe Anregungsenergie des ersten angeregten Zustands 7 Literatur BearbeitenB Povh K Rith C Scholz F Zetsche W Rodejohann Teilchen und Kerne Eine Einfuhrung in die physikalischen Konzepte 9 Auflage Springer 2014 ISBN 978 3 642 37821 8Einzelnachweise Bearbeiten E B Paul Nuclear and Particle Physics Amsterdam North Holland 1969 S 422 423 Richard Herrmann Higher dimensional mixed fractional rotation groups as a basis for dynamic symmetries generating the spectrum of the deformed Nilsson oscillator In Physica A 389 Jahrgang 2010 S 693 doi 10 1016 j physa 2009 11 016 Jan Oliver Lofken Wann sind Atomkerne magisch Pro Physik 2005 abgerufen am 21 September 2015 Holger Dambeck Kernphysik Forscher entdecken neue magische Zahl In Spiegel Online 9 Oktober 2013 abgerufen am 21 September 2015 C R Hoffman et al Physics Letters B672 2009 S 17 R Kanungo et al Physical Review Letters 102 2009 S 152501 R Taniuchi et al Nature 569 2019 S 53 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magische Zahl Physik amp oldid 232672054