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Als Tragheitsfusion werden Verfahren der Kernfusion bezeichnet die fur sehr kurze Zeit geeignete Bedingungen fur thermonukleare Reaktionen herstellen meist die Fusion von Deuterium und Tritium Das Prinzip kommt bei der Wasserstoffbombe zur Anwendung wird aber als Alternative zur Fusion mittels magnetischen Einschlusses auch als mogliche zivile Energiequelle untersucht Die dabei erzielten Erfolge blieben trotz eines sehr hohen experimentellen Forschungsaufwands bisher 2020 hinter den Erwartungen zuruck Stationen des Zundens einer Tragheitsfusionsreaktion 1 Laser oder Rontgenstrahlung heizt das nur mm grosse Fusionstarget auf der Oberflache als Plasma auf 2 Der Fusionsbrennstoff wird durch den nach innen gerichteten Implosionsdruck der ausseren Schicht komprimiert 3 Der Brennstoff erreicht die zum Zunden notige hohe Dichte und Temperatur 4 Kernfusionsprozesse finden statt und die dabei entstehenden Neutronen und Heliumatomkerne setzen ein Vielfaches der eingesetzten Energie frei Anm Blaue Pfeile stehen fur nach innen gerichtete Strahlungsprozesse orange fur nach aussen gerichtete violette stellen die zur Kompression dienende thermische Energie Schockwelle dar Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 2 Historische Entwicklung 2 1 Militarische Anwendungen 2 2 Zivile Forschung 3 Verfahren 3 1 Indirect Drive 3 2 Direct Drive 3 3 Fast Ignition 4 Forschungsuberblick 4 1 Lasergetriebene Versuchsanlagen 4 1 1 National Ignition Facility USA 4 1 2 LMJ Frankreich 4 1 3 HiPER EU 4 1 4 Aktuelle Untersuchungen 4 2 Ionenstrahltreiber 4 2 1 Schwerionenstrahlen 4 2 2 Leichtionenstrahlen 4 3 Lasergetriebene Proton Bor Fusion 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePrinzip BearbeitenAnders als beim magnetischen Einschluss des Fusionsplasmas siehe Kernfusionsreaktor wird bei dem ursprunglich uberwiegend fur militarische Anwendungen entwickelten Tragheitseinschluss das Lawson Kriterium dadurch erfullt dass der Brennstoff in einem Millimeter grossen kugelformigen Fusionstarget durch sehr schnelle oberflachliche Energiezufuhr extrem verdichtet und auf die erforderliche Temperatur von etwa 100 Millionen Grad aufgeheizt wird Eine mehrtausendfache Dichtekompression ist Voraussetzung dafur dass die bei der Fusion erzeugten energiereichen Heliumatomkerne ihre Energie durch Stosse wieder im Brennstoff abgeben Nur dadurch ist es moglich dass ein Grossteil des Brennstoffs durch Kernfusion abbrennt Die dafur notige Einschlussdauer betragt dann nur Nanosekunden Wahrend dieser kurzen Zeit genugt die Massentragheit des Plasmas selbst um es zusammenzuhalten daher die Bezeichnung Tragheitsfusion Die Tragheitsfusion wird daher auch als Miniaturisierung der Wasserstoffbombe bezeichnet Historische Entwicklung BearbeitenMilitarische Anwendungen Bearbeiten Historisch entstand das Interesse an der Tragheitsfusion als Ersatz fur das Verbot oberirdischer Kernwaffentests zur Weiterentwicklung von Nuklearwaffen im Atomteststoppvertrag aus dem Jahr 1963 Ein Vorteil der Tragheitsfusion als Miniaturisierung der Wasserstoffbombe wurde auch darin gesehen mit den sehr kleinen Milligramm Brennstoffmengen in einer gut zuganglichen Reaktionskammer Untersuchungen durchfuhren zu konnen Die Arbeiten zur Tragheitsfusion gewannen erheblich an Bedeutung nachdem seit den fruhen 1970er Jahren auch leistungsfahige Neodym Glas Laser zur Verfugung standen 1 Erstmals offentlich dargelegt wurden 1972 die Uberlegungen zur Tragheitsfusion mit Lasern und einer damit moglichen Energieerzeugung in einem Nature Artikel von John Nuckolls und Kollegen 2 Zur weltweit fuhrenden Einrichtung auf diesem Gebiet entwickelte sich in den spaten 1970er Jahren das Lawrence Livermore National Laboratory in den USA mit dem Shiva Laser und in den 1980er Jahren dem deutlich leistungsfahigeren NOVA Laser Massgeblich fur diese Entwicklung war auch das umfangreiche LASNEX Computerprogramm das die physikalischen Prozesse weitgehend modellieren konnte und bereits als Basis fur die Konzipierung und Auswertung von Nova Experimenten diente Nova konnte zwar das Ziel der Zundung eines Fusionstargets nicht erreichen lieferte aber eine breite wissenschaftliche Grundlage fur die Genehmigung des Baus der weit grosseren Anlage NIF National Ignition Facility am Lawrence Livermore National Laboratory ab 1997 3 Die anfanglich auf 1 2 Mrd US geschatzte Finanzierung von NIF im Rahmen des sog Stockpile Stewartship Programms zum Erhalt der Kernwaffenkapazitat ohne Nukleartests belief sich am Ende auf 3 5 Mrd US Mit NIF vergleichbar ist die ebenfalls militarischen Zielen gewidmete franzosische Versuchsanlage LMJ Laser Megajoule deren Bau 2004 in der Nahe von Bordeaux begann und die 2025 die volle Leistung erreichen soll Zivile Forschung Bearbeiten Bestrebungen die Tragheitsfusion fur die zivile Energiegewinnung zu erforschen waren in der Anfangszeit erheblich dadurch eingeschrankt dass ihre militarische Nutzung in den USA und in weiteren Landern mit Kernwaffenprogrammen u a Grossbritannien Frankreich einer offenen zivilen Forschung und Anwendung im Wege stand Die schrittweise Aufhebung eines Grossteils der militarischen Geheimhaltung in den USA mit Beginn der 1990er Jahre trug in der Folge nicht unerheblich zur wissenschaftlichen Erforschung dieses Konzepts bei 4 NIF blieb zwar primar auf militarische Anwendungen ausgerichtet verfolgte aber auch das Ziel zur Entwicklung astrophysikalischer Forschung und den Grundlagen fur eine nachhaltige Energiequelle beizutragen 5 Als Nebenmotiv fur die hohen Investitionen in diese Anlagen wurde teils auch die Soziologie der Waffenlabore angefuhrt da diese nach dem Zuruckfahren der atomaren Aufrustung neue Projekte brauchten um junge Wissenschaftler anzuziehen 6 Grossere Anlagen die ausschliesslich der zivilen Grundlagenforschung und Energiegewinnung mittels Tragheitsfusion dienen gingen seit den 1990er Jahren mit den OMEGA Laseranlagen 7 an der University of Rochester USA sowie der GEKKO Anlage 8 in Osaka Japan in Betrieb GEKKO ist weltweit auch die grosste Anlage der Tragheitsfusion in einem Land ohne eigene militarische Kernenergieforschung Daneben entstanden weltweit viele mittlere und kleine Anlagen in denen mit modernen Hochleistungslasern die Physik dichter Plasmen 9 auch im Hinblick auf die Tragheitsfusion untersucht wurde und zum Teil heute 2021 noch untersucht wird so beispielsweise in Deutschland mit dem PHELIX Laser an der GSI Verfahren BearbeitenDurch energiereiche genugend fein fokussierbare Licht oder Teilchenstrahlen kann eine kleine Menge Fusionsbrennstoff innerhalb eines Reaktorgefasses sehr schnell aufgeheizt werden Dabei wird zwischen zwei Verfahren unterschieden dem indirect drive und dem direct drive 10 Eine Weiterentwicklung ist die fast ignition Methode sowie die lasergetriebene Strahlfusion Indirect Drive Bearbeiten Beim indirect drive gelangt die Laserenergie mindestens zwei Strahlen aus entgegengesetzten Richtungen in den meisten Konzepten aber eher zwei Bundel von vielen Strahlen durch kleine Offnungen in das Target einen Hohlkorper von einigen Millimetern Grosse In dessen Innerem befindet sich das eigentliche Fusionstarget eine kleine Kugel aus einigen Milligramm Fusionsbrennstoff in fester Form etwa gefrorenes Deuterium Tritium Gemisch Die Strahlen treffen auf die Innenwand des Targets und heizen sie so auf dass das entstehende Plasma im Rontgenbereich thermisch strahlt Durch Strahlungstransport werden alle Oberflachen einschliesslich der des Fusionstargets gleichmassig erhitzt siehe Hohlraumstrahlung Das von der Oberflache wegfliegende Plasma fuhrt uber den dabei auftretenden Ruckstosseffekt dazu dass der restliche Brennstoff konzentrisch zusammengedruckt wird Im Zentrum der dabei auftretenden kugelformigen Schockwelle reicht die Temperatur aus fur die Fusionsreaktion Direct Drive Bearbeiten Alternativ dazu wird beim direct drive die mit dunnem Glas oder Metall umhullte Brennstoffkugel direkt mittels der als Treiber dienenden Strahlen komprimiert Diese Methode erfordert erhohte Prazision da die Rayleigh Taylor Instabilitat jede Abweichung von der exakten Kugelsymmetrie verstarkt und damit die erforderliche Kompression verhindern wurde 11 Sie hat aber den Vorteil dass die Energieubertragung auf das Laser Fusionstarget deutlich effizienter ist als beim indirect drive Verfahren Fast Ignition Bearbeiten Ein weiteres in den spaten 1990er Jahren am Lawrence Livermore National Laboratory entwickeltes Verfahren ist die fast ignition Methode bei der Kompression und Zundung getrennt herbeigefuhrt werden Dabei wird ein zusatzlicher hochintensiver und extrem kurzer Laserpuls auf das zuvor komprimierte Fusionstarget gerichtet der es moglichst zentral bis zur Fusionszundung aufheizen soll 12 Dieses zunachst mit hohen Erwartungen verknupfte Verfahren stellte sich aufgrund der komplizierten Physik des Eindringens des Laserpulses in den hochkomprimierten Brennstoff als schwierig heraus Es wird aber immer noch auch experimentell weiterverfolgt 13 Forschungsuberblick BearbeitenEin wichtiger Unterschied zwischen Experimenten mit jeweils einzelnen Schussen bei NIF typisch 1 2 pro Tag und einem dauerhaft Nutzenergie liefernden Reaktor liegt darin dass im Reaktor die Targets in schneller Folge mehrere pro Sekunde positioniert und gezundet werden mussen Ausserdem setzt ein Netto Energiegewinn einen ausreichend hohen Wirkungsgrad der sog Treiber voraus die die Energie fur die Zundung der Fusionstargets liefern sollen Der Schwerpunkt der Forschung lag aber bisher auf dem experimentellen Nachweis der einmaligen Zundung eines Fusionstargets mit ausreichendem Energiegewinn Theoretische Studien uber geeignete Treiber fur Nutzenergie beinhalteten bis in die 1990er Jahre auch Ionenstrahlen statt Laserstrahlen aufgrund eines gunstigeren Wirkungsgrads und hoherer Schussfolgeraten Die Entwicklung extremer Hochleistungslaser hatte auch ein neues Interesse an der neutronenfreien Proton Bor Reaktion zur Folge Lasergetriebene Versuchsanlagen Bearbeiten nbsp Der altere Hochleistungslaser NOVA am Lawrence Livermore National Laboratory nbsp Blick ins Innere eines A315 Verstarkers zweitgrosster Verstarker freier Strahldurchmesser 315 mm des NOVA Systems USA und des PHEBUS Frankreich Der Verstarker wird seit 2003 in Deutschland fur das Hochenergie Lasersystem PHELIX als Hauptverstarker eingesetztNational Ignition Facility USA Bearbeiten Das NIF National Ignition Facility befindet sich am Lawrence Livermore National Laboratory im kalifornischen Livermore Auf einer Flache von 20 000 m wurden 192 Hochleistungslaser installiert deren Strahlen in einer kugelformigen Reaktionskammer von 10 Metern Durchmesser zusammenlaufen In der Mitte der Kammer wird der wenige Millimeter grosse Hohlkorper angebracht Die Anlage hat 2009 den vollen Betrieb aufgenommen Im Oktober 2010 wurde erstmals ein vollwertiger Schuss in ein tritiumhaltiges Target eingekoppelt 14 Im Juli 2012 wurde eine Spitzenleistung des Laserpulses von 500 Terawatt mit 1 85 Megajoule Energie erzielt ein Weltrekord fur Hochleistungslaser 15 Im Oktober 2013 verkundete das Lawrence Livermore National Laboratory durch eine Presseerklarung einen Scientific breakeven als wissenschaftlichen Durchbruch Das Labor definierte dabei als Kriterium dass durch Kernfusion mehr Energie namlich 14 Kilojoule erzeugt wurde gegenuber den 10 Kilojoule die durch den Laser in den heissesten Teil des Brennstoffs transferiert wurden der die Fusionsreaktionen lieferte 16 Dieser Definition wurde von Kritikern widersprochen die das bislang ubliche Kriterium des Vergleichs mit der deutlich grosseren Laserenergie 1 8 Megajoule zitierten wonach das Ergebnis um mehr als einen Faktor 100 von einem Scientific breakeven entfernt war 17 Im August 2021 berichtete das LLNL von der Erzeugung von immerhin 1 35 MJ Fusionsenergie nach dem Einsatz von 1 9 MJ Laserenergie und befindet sich somit nun tatsachlich nahe an dem Ziel des Scientific breakeven 18 Das dem Ziel der Energieerzeugung gewidmete und 2008 begonnene Programm LIFE Laser Fusion Energy Program 19 am Lawrence Livermore National Laboratory wurde uber 2013 hinaus nicht verlangert Das wurde auch auf die umstrittene Informationspolitik des Labors zuruckgefuhrt das bereits 2011 fur Mitte der 2020er Jahre einen 400 Megawatt Demonstrationsreaktor in Aussicht gestellt hatte 20 Das DOE beschrieb 2016 Plane der Weiterentwicklung in Richtung Zundung trotz bestehender Zweifel an NIF 21 So wurde 2018 durch Weiterentwicklung der Symmetrie bei der Kompression des Fusionstargets der Fusionsgewinn auf 54 Kilojoule erhoht 22 Im Dezember 2022 wurde berichtet Kernfusionen des Instituts hatte ca 150 der Energie ergeben der diesen direkt uber Laser zugefuhrt wurde 3 15 MJ Output 2 05 MJ Input 23 Wird jedoch die indirekte Energieverwendung durch die genutzten Laser berucksichtigt handelt es sich um rund ein Prozent 3 15 MJ Output 322 MJ Input Das Vorgehen im Experiment eignet sich dementsprechend nicht zur Stromerzeugung 24 LMJ Frankreich Bearbeiten Das franzosische LMJ wurde seit 1994 in der Nahe von Bordeaux entwickelt und seit 2004 aufgebaut Das Ziel war mit 1 8 Megajoule Laserenergie in 176 Einzelstrahlen und einer ahnlichen Technologie wie NIF indirect drive Experimente militarischer Art aber auch zu grundlegenden Fragestellungen durchzufuhren Bis 2014 wurde mit einer ersten Strahlfuhrung dem LIL ligne d integration laser die eingesetzte Technik erprobt und fur Experimente angeboten Der eigentliche Betrieb setzte ab 2014 mit einer schrittweisen Vervollstandigung der Strahlfuhrungen ein Dabei wurde auch mit dem Projekt PETAL PETawatt Aquitaine Laser ein Zeichen der Offnung fur nichtmilitarische akademische astrophysikalische Forschung gesetzt bei der ein Petawatt Laser zum Einsatz kommen sollte 25 Projekttrager ist das CEA Commissariat a l energie atomique et aux energies alternatives die franzosische Atomenergiebehorde die auch fur militarische Forschung zustandig ist Im Unterschied zu NIF sind uber eventuelle Fortschritte in Richtung Tragheitsfusion keine Informationen zuganglich Stand 2021 HiPER EU Bearbeiten Die Laserfusionsanlage HiPER 26 High Power laser Energy Research facility sollte als europaische Fusionsanlage die fast ignition Technik anwenden und die Machbarkeit der Laserfusion als Energiequelle demonstrieren Die Vorbereitungsphase 2008 2013 27 am britischen Rutherford Appelton Laboratory ist nicht in die geplante anschliessende Entwicklungs und Bauphase ubergefuhrt worden was auch aus der Inaktivitat der HiPER Webseite seit 2014 geschlossen werden kann Aktuelle Untersuchungen Bearbeiten Sowohl experimentelle als auch theoretische Untersuchungen zu fast ignition finden noch an der OMEGA Anlage in Rochester und im FIREX Projekt an der Osaka University aber auch an NIF statt 28 Ionenstrahltreiber Bearbeiten Fur Kraftwerkszwecke also eine Netto Energiegewinnung galten die mit Blitzlampen gepumpten Festkorperlaser die noch bei NIF und LMJ eingesetzt wurden bis in die 1990er Jahre wegen eines zu geringen Wirkungsgrads und nur niedriger Schuss Folgefrequenz als ungeeignet so dass sich das Interesse auch den Ionenstrahl Treibern als Alternative zuwandte Dem trat die in den 1990er Jahren durch Massenproduktion einsetzende technische Weiterentwicklung und zugleich preisliche Verbilligung von diodengepumpten Lasern entgegen Schwerionenstrahlen Bearbeiten Diese zeichnen sich dadurch aus dass sie selbst bei hoherer Energie eine ausreichend kurze Reichweite in dichter Materie aufweisen um ihre Energie an das Fusionstarget abzugeben Zudem steht fur Schwerionenstrahlen eine ausgereifte Technik von Beschleunigern der Kern und Hochenergiephysik zur Verfugung die einen hohen Wirkungsgrad und auch eine gunstige Schuss Folgefrequenz ermoglicht Bis Ende der 1990er Jahre wurde das Verfahren in verschiedenen theoretischen Studien in den USA und in Europa untersucht 29 Darunter fiel auch die HIDIF Studie einer europaischen Studiengruppe unter der Leitung von CERN und GSI von 1995 bis 1998 30 Die Studie zeigte auf dass die Energieerzeugung mit Schwerionenstrahlen auf der Basis des eigentlich fur die Zundung mit Lasern optimierten indirect drive einen hohen beschleunigertechnischen Aufwand erfordern wurde der zumindest auf dieser Basis einen wirtschaftlichen Betrieb unwahrscheinlich erscheinen liess Leichtionenstrahlen Bearbeiten Leichtionenstrahlen konnen gleichfalls extrem kurz gepulst werden beispielsweise Lithiumionen und haben physikalisch und beschleunigertechnisch verschiedene Argumente fur sich Sie wurden vor allem in den 1970er und 1980er Jahren naher untersucht darunter die internationale LIBRA Studie 31 Der noch immer ausstehende Nachweis der Zundung eines Fusionstargets fuhrte in der Folge auch zu keinen weiteren Studien auf der Treiberseite fur Ionenstrahlen Lasergetriebene Proton Bor Fusion Bearbeiten Die Entwicklung von kurz gepulsten Hochleistungslasern fuhrte seit den Experimenten von Belyaev et al im Jahr 2005 zu einem neuen Interesse an der lange bekannten p11B Reaktion siehe Kernfusion die drei 4He Kerne mit einem Energiegewinn von 8 7 MeV und damit saubere Kernenergie ohne Neutronenproduktion und frei von Tritium ergibt 32 Das Verfahren unterscheidet sich deutlich von der klassischen Tragheitsfusion mit spharischer Dichtekompression Letztere wird auch als thermonukleare Fusion bezeichnet bei der die erforderliche Relativenergie der Fusionspartner durch eine hohe Temperatur des Fusionsplasmas gewahrleistet wird Die Energieeffizienz bei dieser thermonuklearen Methode hangt entscheidend davon ab dass es gelingt die Energie der bei der Fusion erzeugten Heliumkerne fur den erforderlichen Temperaturerhalt des Fusionsplasmas einzusetzen so dass der Brennstoff in einer sich ausbreitenden Brennwelle moglichst vollstandig abbrennen kann Das wiederum setzt eine entsprechend hohe Dichtekompression voraus die eine Abbremsung der elektrisch geladenen Heliumkerne im Brennstoffvolumen bewirkt Fur die p11B Reaktion unter dieser thermonuklearen Methode waren die erforderlichen Temperaturen weit hoher als bei der Deuterium Tritium Reaktion und mit heutigen Mitteln praktisch nicht realisierbar Dieses Problem umgeht das hier beschriebene alternative Verfahren das zur Unterscheidung von der thermonuklearen Tragheitsfusion auch als Strahlfusion bezeichnet wird Ein hochintensiver Laserpuls von Pikosekundendauer oder noch kurzer trifft auf ein Target das Wasserstoff und Bor enthalt Das Laserfeld beschleunigt einen kurzzeitigen Protonenstrahl so dass er gegenuber den Boratomen die fur diese Fusionsreaktion optimale Relativenergie von etwa 0 6 MeV erreicht was zu den beobachteten Fusionsreaktionen fuhrt Diese Experimente sind derzeit 2021 noch mit einem wissenschaftlichen Proof of Concept befasst Den Rekord halten Untersuchungen am PALS Laser Prague Asterix Laser System 33 in denen pro Laserschuss 130 Milliarden 4He Teilchen nachgewiesen wurden so dass etwa 0 01 Prozent der 600 Joule Energie im Laserpuls in kinetische Energie der 4He umgewandelt wurden 34 Die Annahme dass sich die bislang beobachtete ausserst geringe Umwandlungseffizienz von Laserenergie in Fusionsenergie signifikant erhohen lasst ist die Grundlage verschiedener Projekte Der Physiker Heinrich Hora hat 2017 auf privater Basis ein Vorhaben HB11 ENERGY 35 vorgeschlagen das in einem Jahrzehnt Energie liefern soll 36 Hora baut darauf dass die Umwandlungseffizienz theoretisch durch eine Art Lawineneffekt dramatisch erhoht werden kann bei der die energiereichen 4He Kerne uber multiple Stosse weitere der zunachst ruhenden Wasserstoffkerne auf die fur die Fusionsreaktion angestrebte Energie von etwa 0 6 MeV bringen Durch fortgesetzte Wiederholung dieses Prozesses soll eine Fusionslawine ausgelost werden die zu einem echten Energiegewinn fuhren soll 37 Einen energietechnischen Vorteil der Verwendung der Protonen Bor Reaktion gegenuber der mit Deuterium Tritium sieht Hora auch darin dass die erzeugte Energie ganzlich in den elektrisch geladenen 4He Kernen steckt was zumindest theoretisch die Moglichkeit zulasst diese auf direktem Weg in elektrischen Strom umzuwandeln In den USA sehen verschiedene Startup Unternehmen auch auf p11B Basis ihre Chance fur schnellen Erfolg in unbegrenzter sauberer Kernenergieerzeugung 38 Auch in Deutschland stellt sich Marvel Fusion 39 medial wirksam als weltweit erstes Startup Unternehmen vor das auf dieser Grundlage in den 2030er Jahren Fusionskraftwerke realisieren will 40 Dafur arbeitet das Unternehmen mit Siemens Energy TRUMPF und Thales zusammen 41 Seit Juli 2022 kooperiert Marvel Fusion auch mit der Ludwig Maximilians Universitat Munchen um an deren Lasersystem Centre for Advanced Laser Applications CALA gemeinsam die laserbasierte Tragheitsfusion zu erforschen 42 Der Freistaat Bayern unterstutzt die Kooperation indem er 2 5 Millionen Euro in das Lasersystem investiert 42 Uber Computersimulationen hinaus ist der Ansatz bisher noch nicht gekommen Stand Februar 2023 Die Kosten fur einen Demonstrationsreaktor setzt Marvel Fusion mit ca 1 Mrd Euro an 43 Literatur BearbeitenJ J Duderstadt G Moses Inertial Confinement Fusion Wiley 1982 G Velarde Y Ronen J M Martinez Val Hrsg Nuclear Fusion by Inertial Confinement CRC Press 1993 ISBN 0 8493 6926 6 A A Harms K F Schoepf G H Miley D R Kingdon Principles of Fusion Energy World Scientific Singapur 2000 ISBN 981 02 4335 9 S Pfalzner An Introduction to Inertial Confinement Fusion CRC Press 2006 ISBN 0 7503 0701 3 Weblinks BearbeitenTragheitseinschlussfusion Glossar Atomwaffen A Z Inertial Confinement Fusion Memento vom 16 Juni 2008 im Internet Archive in Englisch Einzelnachweise Bearbeiten Neodym Laser In Spektrum Abgerufen am 31 Mai 2021 J Nuckolls L Wood A Thiessen G Zimmerman Laser compression of matter to superhigh densities thermonuclear applications In Nature Band 239 1972 S 139 142 John Lindl et al Progress Towards Ignition and Burn Propagation in Inertial Confinement Fusion In Physics Today September 1992 S 32ff Barbara Goss Levi Veil of Secrecy is 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