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Die Proton Proton Reaktion p p Reaktion Proton Proton Kette ist eine von zwei Fusionsreaktionen des sogenannten Wasserstoffbrennens durch welche in Sternen Wasserstoff in Helium umgewandelt wird Schematischer Ablauf der Proton Proton I KetteBei Sternen mit Massen bis etwa 1 5 Sonnenmassen M spielt die Proton Proton Reaktion eine wichtigere Rolle bei der Energieumwandlung als der CNO Zyklus 1 Etwa werden durch sie mehr als 98 der Leuchtkraft der Sonne erzeugt 2 Der stark exotherme Charakter der Fusion ruhrt daher dass das Endprodukt Helium eine um etwa 0 71185 geringere Masse aufweist als die in die Reaktion eingegangenen Wasserstoffteilchen Massendefekt 3 Die Differenz wird dabei aufgrund der Aquivalenz von Masse und Energie E m c 2 displaystyle E mc 2 als Energie freigesetzt Die Proton Proton Reaktion hat die niedrigsten Temperaturvoraussetzungen aller in Sternen auftretenden Fusionsreaktionen In Braunen Zwergen laufen zwar auch unterhalb dieser Grenze Fusionsreaktionen ab sie zahlen aber nicht zu den Sternen Sie kann in Sternen mit einer Kerntemperatur von mehr als 3 Millionen Kelvin ablaufen Bei diesen Temperaturen sind alle beteiligten Atomkerne vollstandig ionisiert d h ohne Elektronenhulle Die Fusionsrate ist bei der Proton Proton Reaktion proportional zur 4 Potenz der Temperatur 4 Mithin bewirkt eine Erhohung der Temperatur um 5 eine Steigerung der Energiefreisetzung von 22 Inhaltsverzeichnis 1 Startreaktionen 2 Hauptfolgereaktionen 2 1 Proton Proton I Kette 2 2 Proton Proton II Kette 2 3 Proton Proton III Kette 3 Weitere Reaktionen 3 1 Proton Elektron Proton Reaktion 3 2 Helium Proton Reaktion 4 Asche 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseStartreaktionen Bearbeiten nbsp Der erste Schritt der Proton Proton Reaktion Zwei Protonen verschmelzen zu einem Deuteriumkern Gleichzeitig werden ein Positron und ein Elektron Neutrino emittiert nbsp Der zweite Schritt der Proton Proton Reaktion Ein Proton und ein Deuteriumkern verschmelzen zu einem Heliumkern 3He unter gleichzeitiger Abgabe eines Gammaquants nbsp Der dritte Schritt der Proton Proton I Kette Zwei 3He Kerne fusionieren zu 4He und setzen dabei zwei Protonen frei Zunachst fusionieren zwei Wasserstoffkerne 1H Protonen zu einem Deuteriumkern 2H wobei durch die Umwandlung eines Protons in ein Neutron ein Positron e und ein Elektron Neutrino ne frei werden 1 H 1 H 2 H e n e 0 42 M e V displaystyle mathrm 1 H 1 H to 2 H e nu e 0 42 MeV nbsp Die Kernreaktionsrate ist sehr klein und damit fur die Gesamtreaktion geschwindigkeitsbestimmend Grund ist dass die elektrostatische Abstossung die positiv geladenen Protonen meist auf Abstand halt fur das Diproton kein gebundener Zustand existiert und die Entstehung des Neutrons als Prozess der schwachen Wechselwirkung nur bei sehr kleinen Abstanden moglich ist Selbst nach der Maxwell Boltzmann Verteilung sehr seltene besonders energiereiche Stosse reichen nach der klassischen Theorie nicht aus Nur durch den quantenmechanischen Tunneleffekt kommen sich die Protonen doch nahe genug allerdings mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit In der Sonne dauert es im Schnitt 1 4 1010 Jahre bis ein bestimmtes Proton mit einem anderen reagiert weshalb die Sonne eine grosse Lebensdauer hat Von der relativ geringen Energiefreisetzung der Reaktion tragt das Neutrino durchschnittlich 0 267 MeV davon 5 Da diese leichten Teilchen die Sternmaterie nahezu ungehindert verlassen konnen geht dieser Energieanteil dem Stern verloren Das entstandene Positron annihiliert sofort mit einem Elektron e d h sie reagieren miteinander und werden vollstandig in Energie umgewandelt Die Masse beider Partner wird in Form von zwei Gammaquanten g als Energie frei e e 2 g 1 022 M e V displaystyle mathrm e e to 2 gamma 1 022 MeV nbsp Das entstandene Deuterium kann anschliessend mit einem weiteren Proton reagieren wobei das leichte Helium Isotop 3He entsteht 2 H 1 H 3 H e g 5 493 M e V displaystyle mathrm 2 H 1 H to 3 He gamma 5 493 MeV nbsp Dieser Prozess hangt nicht von der schwachen Wechselwirkung ab und die Bindungsenergie ist gross Daher ist die Reaktionsrate viel grosser In der Sonne lebt das durch die Startreaktion entstandene Deuterium nur etwa 1 4 Sekunden Das bei der Sternentstehung vorhandene Deuterium kann schon in viel kleineren Himmelskorpern reagieren ab einer Grosse von etwa 12 Jupitermassen bzw 0 012 Sonnenmassen bei einer Temperatur von nur 1 Million Kelvin Deuteriumbrennen Dies markiert die Untergrenze fur einen Braunen Zwerg Hauptfolgereaktionen BearbeitenEs gibt nun im Wesentlichen drei verschiedene Reaktionsketten bei denen schliesslich das in der Natur uberwiegende Helium Isotop 4He erzeugt wird Sie setzen bei verschiedenen Temperaturen ein In der Sonne treten die nachfolgend beschriebenen Reaktionen unterschiedlich haufig auf 6 Proton Proton I Kette 83 30 Proton Proton II Kette 16 68 Proton Proton III Kette 0 02 Proton Proton I Kette Bearbeiten Nach durchschnittlich 106 Jahren fusionieren zwei Heliumkerne 3He zu 4He a Teilchen wobei zwei Protonen freiwerden Sie stehen fur weitere Reaktionsschritte zur Verfugung 3 H e 3 H e 4 H e 2 1 H 12 86 M e V displaystyle mathrm 3 He 3 He to 4 He 2 1 H 12 86 MeV nbsp Die vollstandige Reaktionskette bis hier bei der die unter Startreaktion aufgefuhrten Reaktionen je zweimal durchlaufen werden um die notwendigen 3He Teilchen fur die letzte Fusion zu schaffen setzt eine Nettoenergie also abzuglich der Neutrinoenergie von 2 0 42 M e V 1 022 M e V 5 493 M e V 0 267 M e V 12 86 M e V 26 196 M e V displaystyle mathrm 2 cdot 0 42 MeV 1 022 MeV 5 493 MeV 0 267 MeV 12 86 MeV mathbf 26 196 MeV nbsp frei 4 20 10 12 J Die Proton Proton I Kette herrscht bei Temperaturen von 10 14 Millionen Kelvin vor Unterhalb dieser Temperatur wird nur sehr wenig 4He produziert Proton Proton II Kette Bearbeiten nbsp Proton Proton II KetteBei der Proton Proton II Kette dient ein vorhandener Heliumkern 4He als Katalysator um mit einem 3He Kern und einem Proton zwei 4He Kerne herzustellen 3 H e 4 H e 7 B e g 1 59 M e V 7 B e e 7 L i n e 0 862 M e V 7 L i 1 H 2 4 H e 17 35 M e V displaystyle begin aligned rm 3 He 4 He amp to rm 7 Be gamma 1 59 MeV rm 7 Be e amp to rm 7 Li nu e 0 862 MeV rm 7 Li 1 H amp to rm 2 4 He 17 35 MeV end aligned nbsp Die Proton Proton II Kette lauft vorrangig bei Temperaturen von 14 23 Millionen Kelvin ab 89 7 der Neutrinos die in der Sonne durch die zweite Reaktion erzeugt werden besitzen eine Energie von etwa 0 863 MeV wahrend es bei den ubrigen 10 3 etwa 0 386 MeV sind 5 abhangig davon ob sich das entstandene Lithium 7Li im Grundzustand oder im angeregten Zustand befindet Der dritte Reaktionsschritt kann auch ohne die beiden ersten Reaktionen mit Lithium das der Stern bei seiner Entstehung mitbekam bei nur 2 5 Millionen Kelvin effektiv und mit hoher Energieausbeute ablaufen Lithiumbrennen Dadurch nimmt die Lithiumkonzentration in Sternen bereits vor dem Beginn des Wasserstoffbrennens ab Proton Proton III Kette Bearbeiten nbsp Proton Proton III KetteAuch hier fungiert ein Heliumkern 4He als Katalysator 3 H e 4 H e 7 B e g 1 59 M e V 7 B e 1 H 8 B g 0 14 M e V 8 B 8 B e e n e 18 M e V 8 B e 2 4 H e displaystyle begin aligned rm 3 He 4 He amp to rm 7 Be gamma 1 59 MeV rm 7 Be 1 H amp to rm 8 B gamma 0 14 MeV rm 8 B amp to rm 8 Be e nu e 18 MeV rm 8 Be amp leftrightarrow rm 2 4 He end aligned nbsp Die Proton Proton III Kette ist erst vorherrschend bei Temperaturen uber 23 Millionen Kelvin und spielt bei heutigen Sternen mit ausreichend Vorkommen von C N und O keine Rolle mehr weil bereits bei Temperaturen ab 18 MK der CNO Zyklus die vorherrschende Fusionskette darstellt Fur die ersten Sterne im Universum als es noch keinen Kohlenstoff gab war das aber der einzige Weg Energie aus Wasserstoff freizusetzen Die Proton Proton III Kette ist zwar nicht die Hauptenergiequelle der Sonne deren Temperatur nicht hoch genug dafur ist sie spielt aber bei der Erklarung des solaren Neutrinoproblems eine wichtige Rolle da sie Neutrinos mit relativ hohen Energien von bis zu 14 06 MeV erzeugt durchschnittlich etwa 6 735 MeV 5 die sogenannten 8B Neutrinos Solche Neutrinos lassen sich in irdischen Neutrinodetektoren leichter nachweisen als die niederenergetischen Die sehr hohe Neutrinoenergie fuhrt auch dazu dass die fur den Stern nutzbare Energie die fur die Leuchtkraft und das hydrostatische Gleichgewicht verantwortlich ist erheblich geringer ist als bei dem CNO Zyklus der p p I und p p II Kette weil die Neutrinos den Stern ohne Wechselwirkung verlassen konnen nur 18 206 MeV vs 26 MeV Weitere Reaktionen BearbeitenNeben den drei vorgenannten Reaktionen gibt es noch zwei seltener ablaufende Proton Elektron Proton Reaktion Bearbeiten Bei der Proton Elektron Proton Reaktion kurz pep Reaktion fusionieren zwei Protonen und ein Elektron zu einem Deuteriumkern 1 H e 1 H 2 H n e displaystyle mathrm 1 H e 1 H to 2 H nu e nbsp Die Reaktion tritt deswegen so selten auf in der Sonne findet die konkurrierende Reaktion 1H 1H 2H e ne etwa 400 mal so haufig statt 6 da hier drei Teilchen nahezu simultan zusammentreffen mussen Die Energie der erzeugten Neutrinos ist allerdings mit etwa 1 445 MeV deutlich hoher 5 Helium Proton Reaktion Bearbeiten Noch seltener tritt die Helium Proton Reaktion kurz Hep Reaktion ein die direkte Fusion von Helium 3He mit einem Proton zu 4He 3 H e 1 H 4 H e n e e 18 77 M e V displaystyle mathrm 3 He 1 H to 4 He nu e e 18 77 MeV nbsp Die bei dieser Reaktion emittierten Neutrinos konnen eine Energie von bis zu 18 778 MeV aufweisen durchschnittlich besitzen sie eine Energie von 9 628 MeV 5 Asche BearbeitenDie Asche des Wasserstoffbrennens ist Helium 4He das als Ausgangsstoff beim unter Umstanden spater einsetzenden Heliumbrennen dienen kann Siehe auch BearbeitenNukleosyntheseWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Proton Proton Reaktion Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien tim thompson com Solar Fusion amp NeutrinosEinzelnachweise Bearbeiten G Bellini et al First Evidence of pep Solar Neutrinos by Direct Detection in Borexino In Physical Review Letters Band 108 Nr 5 2012 S 051302 2 doi 10 1103 PhysRevLett 108 051302 John N Bahcall M H Pinsonneault Sarbani Basu Solar Models Current Epoch and Time Dependences Neutrinos and Helioseismological Properties In Astrophysical Journal Band 555 Nr 2 2001 S 990 1012 hier 995 doi 10 1086 321493 Alfred Weigert Heinrich Johannes Wendker Lutz Wisotzki Astronomie und Astrophysik ein Grundkurs 5 aktualisierte und erw Auflage Wiley VCH Weinheim 2009 ISBN 978 3 527 40793 4 S 215 Eric G Adelberger et al Solar fusion cross sections II The pp chain and CNO cycles In Reviews of Modern Physics Band 83 Nr 1 2011 S 195 245 hier 226 doi 10 1103 RevModPhys 83 195 a b c d e John N Bahcall Gallium solar neutrino experiments Absorption cross sections neutrino spectra and predicted event rates In Physical Review C Band 56 Nr 6 1997 S 3391 3409 doi 10 1103 PhysRevC 56 3391 a b Eric G Adelberger et al Solar fusion cross sections II The pp chain and CNO cycles In Reviews of Modern Physics Band 83 Nr 1 2011 S 195 245 hier 201 doi 10 1103 RevModPhys 83 195 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Proton Proton Reaktion amp oldid 231300707