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Als Dynamisches Gleichgewicht wird in der Technischen Mechanik das Gleichgewicht zwischen ausserer Kraft und Tragheitskraft bezeichnet 1 Fur einen Korper mit der Masse m displaystyle m lautet das zweite Newtonsche Gesetz F m a displaystyle vec F m vec a Dabei ist F displaystyle vec F die aussere Kraft und a displaystyle vec a die Beschleunigung des Schwerpunkts im Inertialsystem Nachdem die Grundgleichung der Mechanik auf die Form F m a 0 displaystyle vec F m vec a vec 0 gebracht wurde 2 fasst man das negative Produkt aus Masse und Beschleunigung formal als Kraft auf die als Tragheitskraft oder genauer als D Alembertsche Tragheitskraft F T displaystyle vec F T bezeichnet wird 2 Man erhalt F F T 0 displaystyle vec F vec F T vec 0 Damit ist das dynamische Problem auf ein statisches Problem des Kraftegleichgewichts zuruckgefuhrt Die Summe von ausserer Kraft und Tragheitskraft ist somit stets Null Die d Alembertsche Tragheitskraft greift im Schwerpunkt an denn sie ist die Folge der Beschleunigung und nicht deren Ursache 3 Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt darin dass die Beschreibung einheitlich in einem Inertialsystem erfolgt und nicht weitere Bezugssysteme eingefuhrt werden mussen Fur viele Anwendungen in der Technischen Mechanik ist bereits ein erdfestes Bezugssystem mit ausreichender Genauigkeit ein Inertialsystem in der Fahrzeugdynamik nach DIN ISO 8855 so festgelegt In alterer Literatur wird das dynamische Gleichgewicht ofter auch als D Alembertsches Prinzip bezeichnet 4 Dies verkennt jedoch den fundamentalen Unterschied denn beim D Alembertschen Prinzip handelt es sich um einen eigenstandigen Satz nach dem die virtuelle Arbeit der Zwangskrafte verschwindet Das dynamische Gleichgewicht ist dagegen eine triviale Gleichungsumstellung des Newtonschen Bewegungsgesetzes Inhaltsverzeichnis 1 Anwendungen 1 1 Schraglage eines Motorrads bei Kurvenfahrt 1 2 Wellrad 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseAnwendungen BearbeitenSchraglage eines Motorrads bei Kurvenfahrt Bearbeiten nbsp Motorrad bei stationarer KurvenfahrtIn der Praxis kann man den Umstand ausnutzen dass Tragheitskraft und aussere Kraft haufig an verschiedenen Punkten angreifen Beispiel ist die Berechnung der Schraglage eines Motorrads bei stationarer Kurvenfahrt Als aussere Krafte wirken die Gewichtskraft im Schwerpunkt und die Reifenkrafte im Radaufstandspunkt auf das Motorrad Die Reifenkrafte sind die Seitenkraft radial zum Kurvenmittelpunkt sowie die Radlast vertikal beide nicht eingezeichnet Der Betrag von Zentripetalkraft bzw Zentrifugalkraft F Zf displaystyle vec F text Zf nbsp berechnet sich aus der Bahngeschwindigkeit v displaystyle v nbsp und dem Krummungsradius der Bahn R displaystyle R nbsp F Zf F Zf m v 2 R displaystyle F text Zf left vec F text Zf right m frac v 2 R nbsp Wahlt man als Bezugspunkt fur das Momentengleichgewicht den Radaufstandspunkt muss die resultierende Kraft F R displaystyle vec F R nbsp aus Fliehkraft F Zf displaystyle vec F text Zf nbsp und Gewichtskraft F G displaystyle vec F G nbsp durch den Radaufstandspunkt gehen wenn das Motorrad nicht umkippen soll Die Reifenkrafte die die Zentripetalkraft ausuben brauchen beim Momentengleichgewicht nicht berucksichtigt zu werden da sie bezuglich des Bezugspunkts Radaufstandspunkt keinen Hebelarm besitzen und dadurch kein Moment erzeugen Fur die Schraglage a displaystyle alpha nbsp ergibt sich tan a F Zf F G v 2 R g a y g displaystyle tan alpha frac F text Zf F G frac v 2 R g frac a y g nbsp mit der Erdbeschleunigung g displaystyle g nbsp und der Radialbeschleunigung a y displaystyle a y nbsp Wellrad Bearbeiten nbsp Wellrad mit zwei MassenBei einem Wellrad sind zwei an Seilen aufgehangte Schwerpunktmassen m 1 displaystyle m 1 nbsp und m 2 displaystyle m 2 nbsp uber eine Rolle mit unterschiedlichen Radien r 1 displaystyle r 1 nbsp und r 2 displaystyle r 2 nbsp miteinander verbunden Vereinfachend wird angenommen dass die Rolle kein Tragheitsmoment besitzt Durch Freischneiden am Seil mit den Seilkraften F 1 F 2 displaystyle F 1 F 2 nbsp ergeben sich die Bewegungsgleichungen der beiden Massen Die y Richtung ist nach unten positiv definiert m 1 y 1 m 1 g F 1 displaystyle m 1 cdot ddot y 1 m 1 cdot g F 1 nbsp m 2 y 2 m 2 g F 2 displaystyle m 2 cdot ddot y 2 m 2 cdot g F 2 nbsp Fur die Seilkrafte ergibt sich somit F 1 m 1 g m 1 y 1 displaystyle F 1 m 1 cdot g m 1 cdot ddot y 1 nbsp F 2 m 2 g m 2 y 2 displaystyle F 2 m 2 cdot g m 2 cdot ddot y 2 nbsp Die Beschleunigungen konnen durch die Winkelbeschleunigung f displaystyle ddot varphi nbsp ausgedruckt werden y 1 r 1 f displaystyle ddot y 1 r 1 cdot ddot varphi nbsp y 2 r 2 f displaystyle ddot y 2 r 2 cdot ddot varphi nbsp Das Momentengleichgewicht an der Welle bei dem die Tragheitskrafte der Massen eingehen lautet F 2 r 2 F 1 r 1 0 displaystyle F 2 cdot r 2 F 1 cdot r 1 0 nbsp Falls nur die Seilkrafte von Interesse sind konnen diese bei vorgegebener Winkelbeschleunigung berechnet werden Bei unbekannter Winkelbeschleunigung werden die Seilkrafte in die Beziehung fur das Momentengleichgewicht eingesetzt m 2 g m 2 r 2 f F 2 r 2 m 1 g m 1 r 1 f F 1 r 1 0 displaystyle underbrace m 2 cdot g m 2 cdot r 2 cdot ddot varphi F 2 cdot r 2 underbrace m 1 cdot g m 1 cdot r 1 cdot ddot varphi F 1 cdot r 1 0 nbsp umgestellt m 1 r 1 2 m 2 r 2 2 f m 2 r 2 m 1 r 1 g displaystyle m 1 cdot r 1 2 m 2 cdot r 2 2 cdot ddot varphi m 2 cdot r 2 m 1 cdot r 1 cdot g nbsp Damit lautet die Bewegungsgleichung des Wellrades f m 2 r 2 m 1 r 1 m 1 r 1 2 m 2 r 2 2 g displaystyle ddot varphi frac m 2 cdot r 2 m 1 cdot r 1 m 1 cdot r 1 2 m 2 cdot r 2 2 cdot g nbsp Die Tragheitswirkung der beiden Massen kann auch dem Wellrad zugeschlagen werden Das statische Moment der beiden Massen wird durch ein ausseres Moment ersetzt Es ergibt sich der Drallsatz in der bekannten Form 8 f M displaystyle Theta cdot ddot varphi M nbsp mit 8 m 1 r 1 2 m 2 r 2 2 displaystyle Theta m 1 cdot r 1 2 m 2 cdot r 2 2 nbsp Der Drallsatz kann weiter verallgemeinert werden Er ist also auch auf eine Konfiguration anwendbar bei der eine der beiden Massen Null ist Beispielsweise konnte die Masse m 2 displaystyle m 2 nbsp durch eine Person ersetzt werden die am Seil zieht Weiter konnte dem Wellrad ein eigenes Tragheitsmoment I displaystyle I nbsp zugeordnet werden 8 I m 1 r 1 2 m 2 r 2 2 displaystyle Theta I m 1 cdot r 1 2 m 2 cdot r 2 2 nbsp Bei der Atwoodschen Fallmaschine sind beide Radien r 1 r 2 r displaystyle r 1 r 2 r nbsp gleich und die beiden Massen m 1 M m m 2 M displaystyle m 1 M m m 2 M nbsp Gesucht ist die translatorische Beschleunigung der Masse m 1 displaystyle m 1 nbsp y 1 f r m 2 M m g displaystyle ddot y 1 ddot varphi r frac m 2M m g nbsp Weblinks BearbeitenStatische Betrachtung des Wellrads in LEIFIphysikEinzelnachweise Bearbeiten Werner Hauger Walter Schell Dietmar Gross Technische Mechanik Band 3 Kinetik Springer 1993 S 168 171 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Dietmar Gross Werner Hauger Jarg Schrader Wolfgang A Wall Technische Mechanik 10 Auflage Band 3 Kinetik Gabler Wissenschaftsverlage 2008 S 191 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Wir schreiben nun F m a 0 displaystyle F ma 0 nbsp und fassen das negative Produkt aus der Masse m displaystyle m nbsp und der Beschleunigung a displaystyle a nbsp formal als eine Kraft auf die wir D Alembertsche Tragheitskraft F T displaystyle F T nbsp nennen F T m a displaystyle F T ma nbsp Diese Kraft ist keine Kraft im Newtonschen Sinne da zu ihr keine Gegenkraft existiert sie verletzt das Axiom actio reactio wir bezeichnen sie daher als Scheinkraft Cornelius Lanczos The Variational Principles of Mechanics Courier Dover Publications New York 1986 ISBN 0 486 65067 7 S 88 110 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche We now define a vector I by the equation I m A This vector I can be considered as a force created by the motion We call it the force of inertia With this concept the eqation of Newton can be formulated as follows F I 0 Georg Hamel Elementare Mechanik Leipzig Berlin 1912 Kap VII 37 S 302 f Hamel verwendet das dynamische Gleichgewicht Textarchiv Internet Archive Diese Gleichung die eigentlich keine andere als die Newtonsche Grundgleichung ist heisse in dieser Form der D Alembertsche Ansatz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dynamisches Gleichgewicht Technische Mechanik amp oldid 237227672