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Dieser Artikel beschreibt Tragheitskraft in der Newtonschen Mechanik Zu Tragheitskraften im Alltag beispielsweise in Fahrzeugen siehe auch g Kraft In der klassischen Mechanik ist die Tragheit eine Erfahrungstatsache Physikalische Korper ohne aussere Krafteinwirkung verharren in ihrem Bewegungszustand Die bei der Anderung des Bewegungszustandes auftretende Tragheitskraft wird verstanden als Widerstand den jeder Korper einer tatsachlichen Beschleunigung seiner Bewegung entgegensetzt Diesen Tragheitswiderstand entwickelt der beschleunigte Korper von innen heraus einfach weil er Masse hat Er lasst sich durch eine Kraft ausdrucken namlich durch die d Alembertsche Tragheitskraft Die d Alembertsche Tragheitskraft hat immer eine wohldefinierte Grosse denn sie ist entgegengesetzt gleich zur Summe aller von aussen wirkenden Krafte Kraft auf einen Korper die zusatzlich zu spurbaren ausseren Kraften angenommen wird um seine Dynamik zu deuten wenn seine Bewegung im Rahmen eines beschleunigten Bezugssystems beschrieben wird etwa relativ zum bremsenden Auto zur rotierenden Drehscheibe auf dem Spielplatz oder zur Erdoberflache Die so definierte Tragheitskraft tritt auch bei Abwesenheit von ausseren Kraften in jedem beschleunigten Bezugssystem auf Ihre Starke und Richtung an einem bestimmten Ort sind keine feststehenden Grossen sondern hangen von der Wahl des beschleunigten Bezugssystems ab In einem Inertialsystem tritt diese Tragheitskraft gar nicht auf Deshalb wird sie haufig als Scheinkraft bezeichnet 1 Nach Betrag und Richtung ist die d Alembertsche Tragheitskraft gleich der Scheinkraft nach der Definition im zweiten Punkt wenn fur die Beschreibung der Bewegung dasjenige beschleunigte Bezugssystem gewahlt wurde das sich mit dem beschleunigten Korper mitbewegt Obwohl die Tragheitskraft als rein formale Grosse definiert wird ist sie haufig fur das Verstandnis von Alltagserfahrungen von Nutzen Einfache Beispiele sind wenn man sich im Auto bei starken Bremsen nach vorne in die Gurte gedruckt fuhlt oder bei engen Kurven gegen die Seitenwand In allen solchen Fallen geht die Wirkung die scheinbar von der Tragheitskraft verursacht wird auf das Wirken echter ausserer Krafte zuruck In den beiden Beispielen etwa uben die Gurte auf den Korper eine nach hinten gerichtete Zugkraft aus die ihn so verlangsamt dass er nicht vom ebenfalls langsamer werdenden Sitz nach vorne rutscht und ebenso wirkt die Seitenwand seitlich auf den Korper ein so dass seine Bewegungsrichtung gegenuber der Erde standig der Kurvenfahrt angepasst wird Die Tragheitskraft genugt nicht dem Prinzip von Actio und Reactio denn es gibt keinen zweiten Korper von dem sie ausgeht Sowohl die Tragheitskraft im beschleunigten Bezugssystem als auch d Alembertsche Tragheitskraft sind proportional zur Masse des Korpers Deshalb werden die Tragheitskrafte auch Massenkrafte genannt Zu den bekannten Erscheinungsformen zahlen die Tragheitskraft beim Anfahren und Abbremsen die Zentrifugalkraft und die Corioliskraft Die Gravitation zahlt in der klassischen Mechanik zu den spurbaren ausseren Kraften Da aber nach dem Aquivalenzprinzip auch die Gravitation eine Massenkraft ist und sich eine konstante geradlinige Beschleunigung nicht vom Wirken eines homogenen Gravitationsfeldes unterscheiden lasst ist es moglich auch die Gravitation als vom Bezugssystem abhangige Tragheitskraft aufzufassen Dies ist der Ausgangspunkt der Allgemeinen Relativitatstheorie Tragheitskrafte sind in der theoretischen und in der technischen Mechanik hilfreiche Grossen fur das Aufstellen und Losen von Bewegungsgleichungen mechanischer Systeme Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 1 Kurzfassung aus der Technischen Mechanik 1 2 Uberblick 2 D Alembertsche Tragheitskraft 2 1 Definition 2 2 Beziehung zur Tragheitskraft in beschleunigten Bezugssystemen 3 Tragheitskrafte im beschleunigten Bezugssystem 3 1 Begriffsbildung 3 2 Tragheitskraft beim Beschleunigen oder Abbremsen 3 3 Zentrifugalkraft 3 4 Corioliskraft 3 5 Eulerkraft 3 6 Formeln 3 6 1 Notation 3 6 2 Translatorisch bewegtes Bezugssystem 3 6 3 Allgemein beschleunigtes Bezugssystem 3 6 3 1 Kraftefreie Bewegung 3 6 3 2 Vorgegebene Bewegung 4 Tragheitskraft und Machsches Prinzip 5 Gravitationskraft als Tragheitskraft 5 1 Begriffsbildung 5 2 Beispiel 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 Einzelnachweise 10 LiteraturEinleitung BearbeitenKurzfassung aus der Technischen Mechanik Bearbeiten Das zweite newtonsche Gesetz Kraft gleich Masse mal Beschleunigung hat Jean Baptiste le Rond d Alembert erstmals als Gleichgewicht zwischen der einwirkenden Kraft und einer Tragheitskraft interpretiert die der Impulsanderung Masse mal Beschleunigung entgegengesetzt ist siehe Dynamisches Gleichgewicht Technische Mechanik 2 195Mit Scheinkraften interpretiert ein beschleunigt bewegter Beobachter die von ihm als beschleunigt wahrgenommene Bewegung eines Korpers der an sich in einem Inertialsystem kraftefrei ist ruht oder sich gleichformig bewegt In der Sprache der Technischen Mechanik ist das zweite newtonsche Gesetz eine Vektor gleichung F m a displaystyle vec F m vec a mit Kraft F displaystyle vec F Masse m displaystyle m und Beschleunigung a displaystyle vec a Die im Inertialsystem K auftretende Absolutbeschleunigung a displaystyle vec a besteht im beschleunigten Bezugssystem K des Beobachters aus mehreren Termen a a t r a n s w r w w r 2 w v a F m a m a t r a n s w r w w r 2 w v a displaystyle begin aligned vec a amp vec a mathrm trans dot vec omega times vec r vec omega times vec omega times vec r 2 vec omega times vec v vec a vec F amp m vec a m big vec a mathrm trans dot vec omega times vec r vec omega times vec omega times vec r 2 vec omega times vec v vec a big end aligned mit denen das zweite newtonsche Gesetz in K 2 282 m a F F f F c F f m a t r a n s m w r m w w r F c 2 m w v displaystyle begin aligned m vec a amp vec F vec F f vec F c vec F f amp m vec a mathrm trans m dot vec omega times vec r m vec omega times vec omega times vec r vec F c amp 2m vec omega times vec v end aligned lautet worin die Fuhrungskraft F f displaystyle vec F f und Corioliskraft F c displaystyle vec F c die Scheinkrafte darstellen Weiters sind a t r a n s displaystyle vec a mathrm trans die translatorische Beschleunigung von K in K w w displaystyle vec omega dot vec omega die Winkelgeschwindigkeit bzw Winkelbeschleunigung des Bezugssystems K in K und die relativen Grossen r v a displaystyle vec r vec v vec a Ort Geschwindigkeit bzw Beschleunigung werden in K beobachtet siehe Beschleunigtes Bezugssystem Uberblick Bearbeiten Eine Grundlage der Erklarung der Tragheitskrafte ist das Tragheitsprinzip das fur Bewegungen gilt die relativ zu einem Inertialsystem beschrieben werden Demnach erfolgt die Bewegung eines Korpers geradlinig gleichformig wenn keine aussere Kraft auf ihn einwirkt Dies schliesst ein dass ein ruhender Korper ohne das Einwirken einer ausseren Kraft auch in Ruhe bleibt denn Ruhe ist als Bewegung mit der Geschwindigkeit Null anzusehen Wenn aber eine aussere Kraft wirkt dann bewegt sich der Korper nicht mehr geradlinig gleichformig eine solche Veranderung des Bewegungszustandes wird als Beschleunigung bezeichnet Eine beschleunigte Bewegung ist nicht nur das Abbremsen oder Beschleunigen einer geradlinigen Bewegung Abweichung von der Gleichformigkeit sondern auch jede Bewegung auf einer gekrummten Bahn Abweichung von der Geradlinigkeit also z B auch wenn der Gegenstand sich mit konstantem Tempo d h konstantem Geschwindigkeitsbetrag auf einer Kreisbahn bewegt Wenn nun ein Korper durch eine aussere Kraft beschleunigt wird dann setzt er dieser Kraft einen Tragheitswiderstand entgegen Das negative Produkt aus Masse und Beschleunigung des Korpers wird d Alembertsche Tragheitskraft nach Jean Baptiste le Rond d Alembert genannt in der Technischen Mechanik auch einfach Tragheitskraft ohne Zusatz Sie ist demnach gemass dem zweiten Newtonschen Gesetz oder der Grundgleichung der Mechanik genau das Negative der ausseren Kraft sodass die Summe aus beiden Null ist Zusammen mit den von aussen wirkenden Kraften bildet diese d Alembertsche Tragheitskraft daher ein dynamisches Gleichgewicht Die d Alembertsche Tragheitskraft wird auch als Tragheitswiderstand bezeichnet oder weil sie von der Masse des Korpers verursacht wird und lokal proportional zur Dichte ist als Massenkraft Ein anderer Zugang zur Tragheitskraft ergibt sich wenn man die Bewegung eines kraftefreien Korpers nicht relativ zu einem Inertialsystem beschreibt sondern aus der Sicht eines beschleunigten Bezugssystems Gerade weil dieser kraftefreie Korper in einem Inertialsystem ruht oder sich geradlinig gleichformig bewegt erscheint er im beschleunigten Bezugssystem in einer beschleunigten Bewegung Schliesst man daraus ohne die Beschleunigung des Bezugssystems zu beachten auf das Wirken einer Kraft so ergibt sich die Tragheitskraft im beschleunigten Bezugssystem Mit ihrer Mitwirkung kann man also die im beschleunigten Bezugssystem beobachtete Beschleunigung nach dem zweiten Newtonschen Gesetz erklaren ohne die beschleunigte Bewegung des Bezugssystems selbst zu beachten Die Tragheitskraft im beschleunigten Bezugssystem existiert sozusagen nicht real wie die ausseren Krafte die nach Starke und Richtung unabhangig von der Bewegung des Bezugssystems sind ausser in der Relativitatstheorie wo auch die realen Krafte in verschiedenen Bezugssystemen verschieden sind sondern nur zum Zweck der Beschreibung der Bewegung mithilfe des zweiten Newtonschen Gesetzes im Rahmen des beschleunigten Bezugssystems Sie wird daher auch als Scheinkraft Pseudokraft oder fiktive Kraft bezeichnet In Berechnungen von Bewegungen relativ zu einem beschleunigten Bezugssystem wird sie wie eine weitere aussere Kraft behandelt und ihre Wirkungen in diesem Bezugssystem sind auch genauso real wie die der realen ausseren Krafte Man bemerkt die Tragheitskraft haufig wenn man gegenuber dem festen Erdboden beschleunigt wird Dabei bildet die feste Erdoberflache ein Inertialsystem zwar nicht exakt aber doch jedenfalls naherungsweise Intuitiv wahlt man aber haufig den eigenen Korper und eventuell seine nahere Umgebung als Bezugssystem seiner Beobachtung von Ruhe Bewegung und Beschleunigung und interpretiert die Bewegung damit von einem beschleunigten Bezugssystem aus Beispiele sind die gefuhlte Tragheit des eigenen Korpers beim Anfahren oder Bremsen der Strassenbahn oder des Fahrstuhls die Zentrifugalkraft bei Kurvenfahrten z B im Auto Riesenrad oder Kettenkarussell Weniger intuitiv verstandlich ist die Corioliskraft die z B grossraumige Luftstromungen aufgrund der Rotation der Erdoberflache zu Hoch und Tiefdruckwirbeln formt Betrachtet man aber die betreffende Bewegung des Korpers von einem Inertialsystem aus so erweisen sich die der Tragheitskraft zugeschriebenen Wirkungen ausnahmslos als Folge des Tragheitsprinzips in Verbindung mit ausseren Kraften die von anderen Korpern ausgehen D Alembertsche Tragheitskraft BearbeitenDefinition Bearbeiten Beim Begriff der d Alembertschen Tragheitskraft legt man ein Inertialsystem zugrunde Die sich darin zeigende absolute Beschleunigung a displaystyle vec a ist in der klassischen Mechanik durch das zweite Newtonsche Gesetz mit der Gesamtheit der ausseren Krafte F displaystyle vec F verknupft F m a displaystyle vec F m vec a oder F m a 0 displaystyle vec F m vec a vec 0 Wird darin m a displaystyle m vec a formal als Kraft F T displaystyle F text T aufgefasst so erhalt man mit F F T 0 displaystyle vec F vec F T vec 0 eine Gleichung die in der Statik das Gleichgewicht der Krafte beschreibt und als dynamisches Gleichgewicht bekannt ist Der Unterschied ist dass F T displaystyle F text T nicht auf eine Wechselwirkung mit einem anderen Korper zuruckzufuhren sondern eine Scheinkraft ist F T displaystyle F text T heisst d Alembertsche Tragheitskraft 3 in der Technischen Mechanik selbst meist bloss Tragheitskraft Die d Alembertsche Tragheitskraft ist die mathematische Prazisierung der vis inertiae die von Newton eingefuhrt wurde und solange existiert wie die Geschwindigkeit eines Korpers durch eine aussere Kraft in Richtung und oder Betrag geandert wird Damit uberwand Newton die altere Bedeutung der vis inertiae die seit dem Altertum darin bestanden hatte aller Materie um sie vom Geist zu unterscheiden die Eigenschaft der Tragheit zuzuschreiben Diese sollte sich dadurch aussern dass ein Korper sich durch seine Tragheitskraft jeder Bewegung uberhaupt und auch jeder Anderung einer bestehenden Bewegung widersetzt Daneben definierte Newton in seinen Axiomen die bewegende Kraft vis motrix als Ursache jeder Anderung des Bewegungszustandes und dies wurde nach der Ausformulierung der Newtonschen Mechanik durch Euler allmahlich zur genauen Bedeutung von Kraft in der Mechanik D Alembert gab der Newtonschen vis inertiae die quantitative Definition in Form der nach ihm benannten Tragheitskraft 4 Beziehung zur Tragheitskraft in beschleunigten Bezugssystemen Bearbeiten Die im Inertialsystem ermittelte d Alembertsche Tragheitskraft ist genau so gross wie die Tragheitskraft im beschleunigten Bezugssystem die man fur den Fall ermittelt wo man als beschleunigtes Bezugssystem gerade das Ruhesystem des betreffenden Korpers zugrunde legt Uberhaupt fuhrt die konkrete Behandlung einer mechanischen Frage immer zu ubereinstimmenden Ergebnissen unabhangig davon ob die Rechnung mit oder ohne Benutzung der d Alembertschen Tragheitskraft durchgefuhrt wird Unter Einbeziehung der d Alembertschen Tragheitskraft ergibt die Kraftebilanz eines Korpers immer Null wie im Fall eines statischen Gleichgewichts oder der kraftefreien Bewegung Daher muss betont werden dass die d Alembertsche Tragheitskraft keine Kraft im Sinne der Newtonschen Axiome ist in denen die Kraft ganz allgemein als die Ursache von Beschleunigung definiert wird Tragheitskrafte im beschleunigten Bezugssystem BearbeitenBegriffsbildung Bearbeiten Die Tragheitskraft im beschleunigten Bezugssystem in der Physik oft nur kurz als Tragheitskraft bezeichnet wird benotigt um die Dynamik von Korpern in einem beschleunigten Bezugsystem zu beschreiben Sie lasst sich analytisch in vier Anteile zerlegen Grundlage der Definition nach Leonhard Euler 5 Anm 1 ist das Tragheitsprinzip oder Erstes Newtonsches Gesetz Demzufolge gibt es unter den verschiedenen Bezugssystemen solche in denen jeder sich selbst uberlassene Korper sich mit seiner momentanen Geschwindigkeit geradlinig gleichformig weiterbewegt einschliesslich des Sonderfalls Geschwindigkeit Null Jede Abweichung von dieser kraftefreien geradlinig gleichformigen Bewegung wird als Beschleunigung bezeichnet und gilt als Beweis dass eine aussere Kraft auf den Korper einwirkt Diese Bezugssysteme werden seit 1886 als Inertialsysteme bezeichnet Als beschleunigtes Bezugssystem wird ein Bezugssystem bezeichnet das gegenuber einem Inertialsystem in beschleunigter Bewegung ist Relativ zu einem solchen beschleunigten Bezugssystem erscheint die im Inertialsystem geradlinig gleichformige Bewegung des Korpers nicht geradlinig gleichformig also beschleunigt Nach Euler werden auch diese in gewissem Sinn scheinbaren Beschleunigungen als Folge einer scheinbar einwirkenden Kraft angesehen Diese Kraft wird Tragheitskraft genannt denn sie entsteht nicht wie die ausseren Krafte aus der Einwirkung anderer Korper sondern verdankt ihre Existenz einzig der Tragheit des Korpers in Verbindung mit der Wahl eines beschleunigten Bezugssystems Grosse und Richtung der so erschlossenen Tragheitskraft werden aus dem Produkt von Masse des Korpers und seiner Beschleunigung soweit sie nicht von der ausseren Kraft hervorgerufen ist ermittelt In einfachen Fallen ergibt sich die Tragheitskraft bei jeweils geeigneter Wahl des beschleunigten Bezugssystems in einer der im Folgenden beschriebenen vier Formen Tragheitskraft beim Beschleunigen oder Abbremsen Zentrifugalkraft Corioliskraft Eulerkraft In den meisten Fallen aber ist die gesamte Tragheitskraft eine Summe aller vier Arten von Tragheitskraften Die Abhangigkeit der Tragheitskrafte von der Wahl des Bezugssystems zeigt sich auch darin dass sie in einem Inertialsystem gar nicht auftreten und dass ein und derselbe Vorgang je nach Wahl des Bezugssystems durch verschiedene Kombinationen der genannten Formen der Tragheitskrafte erklart wird Es gibt keinen wirklichen d h von der Wahl eines Bezugssystems unabhangigen Wert fur die Tragheitskraft und auch nicht fur die vier einzelnen oben erwahnten Erscheinungsformen Wahlt man fur einen bestimmten Vorgang ein Bezugssystem in dem der Korper ruht so stimmen die Tragheitskraft im beschleunigten Bezugssystem und die d Alembertsche Tragheitskraft nach Betrag und Richtung uberein Trotzdem durfen beide Begriffe nicht gleichgesetzt werden denn ihr Gebrauch ist an entgegengesetzte Voraussetzungen geknupft Die d Alembertsche Tragheitskraft setzt ein Inertialsystem voraus die Tragheitskraft im beschleunigten Bezugssystem ein Nicht Inertialsystem Sind im gewohnlichen Fall auch andere Krafte zu berucksichtigen was daran zu erkennen ist dass auch vom Inertialsystem aus gesehen die Bewegung des Korpers nicht geradlinig gleichformig verlauft werden diese zu der Tragheitskraft vektoriell addiert um die Gesamtkraft zu erhalten Mit dieser Gesamtkraft gilt dann das 2 Newtonsche Gesetz auch fur die Bewegungen wie sie relativ zu diesem beschleunigten Bezugssystem beobachtet werden Die formelmassige Bestimmung der einzelnen Tragheitskrafte erhalt man indem man die gegebene Bewegung vom Inertialsystem aus betrachtet und die Koordinaten aus der Bewegung des beschleunigten Bezugssystems gegenuber dem Inertialsystem und der Bewegung des Korpers relativ zum beschleunigten Bezugssystem zusammensetzt zusammengesetzte Bewegung Die Gleichung fur die Absolutbeschleunigung im Inertialsystem wird umgestellt um die Relativbeschleunigung zu erhalten Durch Multiplikation mit der Masse erhalt man die Ausdrucke fur die Tragheitskrafte Tragheitskraft beim Beschleunigen oder Abbremsen Bearbeiten In der Tragheitskraft im beschleunigten Bezugssystem unterscheidet man vier Beitrage die in den folgenden Absatzen am Beispiel eines Mitfahrers in einem Fahrzeug anschaulich einzeln dargestellt werden Das bewegte Bezugssystem ist jeweils fest mit dem Fahrzeug verbunden und der Mitfahrer der hier auch der Beobachter ist bleibt relativ zu diesem Bezugssystem praktisch in Ruhe Von anderen Bezugssystemen aus wurde sich aus der Betrachtung derselben Bewegung jeweils eine andere Tragheitskraft ergeben wobei die einzelnen Arten sich auch vermischen konnen Das Inertialsystem ist mit dem Erdboden verbunden Ein Fahrzeug werde parallel zu seiner Geschwindigkeit v B displaystyle v B mit der Beschleunigung a B displaystyle a B beschleunigt a B gt 0 displaystyle a B gt 0 oder abgebremst a B lt 0 displaystyle a B lt 0 Beobachtung im mitbewegten Bezugssystem Auf einen Korper der Masse m displaystyle m z B einen Fahrgast wirkt die Tragheitskraft F T m a B displaystyle F T m a B Die Tragheitskraft F T displaystyle F T ist der Beschleunigung des Bezugssystems entgegengerichtet Beim Gas geben druckt sie den Fahrgast nach hinten gegen die Ruckenlehne beim Bremsen nach vorne gegen die Gurte Beobachtung im Inertialsystem Damit der Fahrgast synchron mitbeschleunigt wird muss auf ihn die Kraft F m a B displaystyle F m a B wirken Beim Gasgeben ubt seine Ruckenlehne diese Kraft aus Schub Beim Abbremsen wird er durch die Kraft verlangsamt die der Gurt auf ihn ausubt negativer Schub Weitere Beispiele Aufprall beim Fall auf den Boden oder beim Auffahrunfall leichter schwerer werden beim Anfahren Abbremsen des Fahrstuhls Umkippen aufrecht stehender Gegenstande bei seitlicher Beschleunigung der Unterlage auch bei Erdbeben Schutteln und Rutteln Zentrifugalkraft Bearbeiten Hauptartikel Zentrifugalkraft Ein Fahrzeug fahrt mit der konstanten Geschwindigkeit v B displaystyle v B durch eine Kurve mit Radius R displaystyle R Beobachtung im rotierenden Bezugssystem Auf einen mitbewegten Korper der Masse m displaystyle m wirkt die Tragheitskraft F T m v B 2 R displaystyle F T frac m v B 2 R Diese Tragheitskraft ist vom Kurvenmittelpunkt radial nach aussen gerichtet und heisst Zentrifugalkraft Sie druckt den Fahrgast gegen die in der Kurve aussen liegende Seitenlehne Beobachtung im Inertialsystem Damit der Fahrgast relativ zu seinem Sitz in Ruhe bleibt muss er dieselbe Kreisbahn durchlaufen wie das Fahrzeug Dazu muss auf ihn die Kraft F m v B 2 R displaystyle F frac m v B 2 R in Richtung zum Kurvenmittelpunkt wirken Zentripetalkraft Anderenfalls wurde er sich geradeaus weiter bewegen Diese Kraft wird von der aussen liegenden Seitenlehne auf ihn ausgeubt Weitere Beispiele Wascheschleuder nach aussen gedrangte Sitze im Kettenkarussell das Ausbrechen aus der Kurve beim Auto oder Fahrradfahren das Gefuhl der abnehmenden Schwere im Riesenrad oben Corioliskraft Bearbeiten Hauptartikel Corioliskraft Ein Kind sitzt in einem Karussell und will eine Kugel in einen Korb werfen der im Mittelpunkt des Karussells steht Es zielt genau zur Mitte doch wenn das Karussell sich dreht fliegt die Kugel trotzdem neben dem Korb vorbei Kind und Korb befinden sich auf gleicher Hohe die Schwerkraft sei bei der Betrachtung ausser Acht gelassen Beobachtung im mitbewegten Bezugssystem Die Kugel wird mit Geschwindigkeit v displaystyle v radial nach innen losgeworfen und fliegt mit konstanter Geschwindigkeit vollfuhrt aber keine geradlinige Bewegung Stattdessen beschreibt sie eine zur Seite gekrummte Kurve Denn quer zu ihrer Geschwindigkeitsrichtung wirkt in horizontaler Richtung die Tragheitskraft F T 2 m v w displaystyle F T 2m v omega Darin ist w 2 p D a u e r e i n e r U m d r e h u n g displaystyle omega frac 2 pi mathrm Dauer einer Umdrehung die Winkelgeschwindigkeit des Karussells Beobachtung im Inertialsystem Die fliegende Kugel ist kraftefrei und macht eine geradlinig gleichformige Bewegung mit der Geschwindigkeit die ihr zu Anfang erteilt wurde Nach Betrag und Richtung setzt diese sich zusammen aus der Geschwindigkeit v displaystyle v die das Kind der Kugel in der Richtung mitgibt die im Moment des Abwurfs radial nach innen zeigt und der Geschwindigkeit v B displaystyle v B mit der das Kind bzw der Beobachter selber sich zu diesem Zeitpunkt in tangentialer Richtung mit dem Karussell mitbewegt Diese beiden Geschwindigkeiten stehen im rechten Winkel zueinander Die Richtung der daraus zusammengesetzten Gesamtgeschwindigkeit zeigt am Korb vorbei dd Die Corioliskraft tritt in einem rotierenden Bezugssystem immer auf wenn ein Korper darin nicht ruht sondern sich relativ zu diesem und zwar nicht parallel zur Drehachse bewegt Man kann sie wie jede Tragheitskraft am eigenen Korper dann spuren wenn man dagegenhalten muss um sie zu kompensieren z B wenn man auf der Drehscheibe des Kinderspielplatzes auf gerader Linie nach innen gehen will ohne seitlich abgelenkt zu werden Die einfachsten Beispiele fur die Corioliskraft betreffen solche radiale Bewegungen Im allgemeinen Fall hat die Relativgeschwindigkeit v displaystyle vec v ausser einer radialen auch eine tangentiale und eine achsenparallele Komponente Die achsenparallele Komponente bleibt immer folgenlos Die radiale Geschwindigkeitskomponente wie in den obigen Beispielen ruft eine tangentiale Corioliskraft hervor Die tangentiale Geschwindigkeitskomponente die entsteht wenn der Korper sich anders um die Achse herum bewegt als es einfach der Rotation des Bezugssystems entsprechen wurde bewirkt eine radial gerichtete Corioliskraft Diese ist also parallel oder antiparallel zu der Zentrifugalkraft die allein aufgrund der Rotation des Bezugssystems unverandert weiter besteht Diese beiden radialen Krafte zusammen ergeben eine radiale Kraft die der zu einer erhohten oder verringerten Umlaufgeschwindigkeit gehorenden Zentrifugalkraft entspricht Im ruhenden Bezugssystem betrachtet bewegt sich der Korper aufgrund seiner tangentialen Relativgeschwindigkeit tatsachlich mit dieser veranderten Umlaufgeschwindigkeit Steht man z B auf einer Drehscheibe still spurt man nur die Zentrifugalkraft und muss sie durch eine gleich grosse Zentripetalkraft ausgleichen Lauft man aber in konstantem Abstand von der Achse entgegen der Drehbewegung dann scheint sich die Zentrifugalkraft zu verringern obwohl die Scheibe unverandert rotiert Der Grund ist die zusatzlich wirkende Corioliskraft radial nach innen Lauft man nun gerade mit der Umlaufgeschwindigkeit der Scheibe entgegen ihrem Drehsinn dann bleibt der Laufer fur den ruhenden Beobachter ausserhalb der Drehscheibe ja wegen des Laufens immer an derselben Stelle d h er ruht im Inertialsystem und ist dort kraftefrei Im rotierenden Bezugssystem ist dann die Corioliskraft genau doppelt so gross wie die Zentrifugalkraft In der Summe entsteht so die nach innen gerichtete Scheinkraft die als Zentripetalkraft fur die vom rotierenden Bezugssystem aus beobachtete Kreisbahn auf der Scheibe notig ist Im allgemeinen Fall ergeben tangentiale und radiale Komponente der Corioliskraft zusammen dass die Corioliskraft stets senkrecht auf der Geschwindigkeitsrichtung im rotierenden Bezugssystem und auf der Drehachse steht und daher die Bahn eines sonst kraftefreien Korpers zu einem Kreis umlenkt Das ist z B an den Wolkenbildern um Hoch und Tiefdruckgebiete zu sehen Weitere Beispiele Drehung der Pendelebene beim Foucaultschen Pendel subtropischer Passatwind und stratospharischer Jetstream Ostablenkung frei fallender Korper sowie sich horizontal vom Aquator weg bewegender Korper auf der Erde Eulerkraft Bearbeiten Hauptartikel Eulerkraft Wenn die Winkelgeschwindigkeit eines rotierenden Bezugssystems nach Betrag und oder Richtung variiert tritt die Eulerkraft auf wobei dieser Name sich nicht fest eingeburgert hat Ein einfaches Beispiel mit Anderung des Betrags bei feststehender Richtung der Drehachse ist das Anfahren eines Karussells Wenn man die Bewegung des Fahrgasts in dem Bezugssystem beschreibt das sich mit dem Karussell zu drehen beginnt ist seine Winkelbeschleunigung w d w d t displaystyle dot omega frac d omega dt und im Abstand r displaystyle r von der Achse die Tragheitskraft F T m w r displaystyle F T m dot omega r Sie ist der tangentialen Beschleunigung a w r displaystyle a dot omega r die man im Inertialsystem hier beobachtet entgegengerichtet und unterscheidet sich in nichts von der Tragheitskraft beim Beschleunigen oder Abbremsen Wenn die Drehachse auch ihre Richtung verandern kann ist die Eulerkraft gegeben durch die allgemeine Formel F T m w r displaystyle vec F T m dot vec omega times vec r Darin ist der Vektor w d w d t displaystyle dot vec omega frac d vec omega dt die Winkelbeschleunigung also nach Richtung und Betrag die Anderungsgeschwindigkeit der vektoriellen Winkelgeschwindigkeit w displaystyle vec omega Zur Erlauterung sei diese Tragheitskraft am Beispiel eines Massenpunktes betrachtet der Teil eines horizontalen schnelldrehenden rotationssymmetrischen Kreisels ist wahrend dieser eine langsame Prazession um eine vertikale Achse ausfuhrt siehe 6 Beobachtung im Inertialsystem Wenn der Kreisel nicht prazediert verlauft die Bahn des Massenpunkts kreisformig in einer festen senkrechten Ebene Diese Kreisbewegung wird durch eine entsprechende Zentripetalkraft hervorgerufen die hier nicht weiter betrachtet werden muss Bei Prazession dreht sich die Bahnebene um eine senkrechte Achse Die Bahn des Massenpunkts hat dadurch eine zusatzliche Krummung die am oberen und unteren Punkt entgegengesetzt und besonders gross ist weil der Massenpunkt dann die Drehachse der Bahnebene passiert Diese Krummung kann nur durch eine zusatzliche aussere Kraft hervorgerufen sein die parallel bzw antiparallel zur Kreiselachse steht Diese fur die Prazession erforderliche aussere Zusatzkraft auf den Massenpunkt variiert also bei jeder Umdrehung des Kreisels Da der Kreisel rotationssymmetrisch ist ergibt sich in der Summe uber alle Massenpunkte dass die zusatzlichen Krafte zusammen einem Drehmoment entsprechen In einem Bezugssystem in dem die Kreiselachse feststeht das aber die schnelle Rotation des Kreisels nicht mitmacht ist dies Drehmoment zeitlich konstant Damit die Prazessionsbewegung des Kreisels so ablauft wie beobachtet muss dies Drehmoment von aussen konstant auf die Kreiselachse einwirken Der Vektor des Drehmoments steht senkrecht auf der horizontalen Kreiselachse und auf der vertikalen Achse der Prazession Bei ruhendem Kreisel wurde die Achse dann einfach nach oben oder unten kippen In Demonstrationsversuchen mit einem kraftefreien Kreisel wie in 6 wird das zur Prazession erforderliche aussere Drehmoment durch ein angehangtes Gewicht realisiert beim schrag stehenden Spielzeugkreisel durch die am Schwerpunkt angreifende Schwerkraft Beobachtung im bewegten Bezugssystem Legt man als bewegtes Bezugssystem das Ruhesystem des Massenpunkts zugrunde dann ruht er relativ hierzu obwohl die eben beschriebene aussere Zusatzkraft auf ihn wirkt Der Grund ist dass sie durch eine entgegengesetzt gleich grosse Tragheitskraft kompensiert ist die gerade aus der besonderen Art der beschleunigten Bewegung dieses Bezugssystems entsteht Diese Kraft ist die Eulerkraft Das Bezugssystem ist hier so gewahlt dass seine Rotationsachse sich andert und damit die Eulerkraft hervorbringt Das Bezugssystem fuhrt sowohl die schnelle Rotation um die horizontal liegende Kreiselachse als auch die langsame Prazession der Kreiselachse um die vertikale Achse durch den Aufhangepunkt aus Um die Prazession zu erklaren wird haufig ein leichter vorstellbares Bezugssystem gewahlt in welchem die Kreiselachse ruht der Kreisel sich aber dreht Dies Bezugssystem zeigt nur die Prazession mit ihrer konstanten Winkelgeschwindigkeit ruft also keine Eulerkraft hervor Relativ zu diesem Bezugssystem bewegt sich aber der Massenpunkt und erfahrt daher eine Corioliskraft Diese stimmt an jedem Punkt seines Umlaufs mit der vorher im Ruhesystem des Massenpunkts ermittelten Eulerkraft uberein Z B ist die Corioliskraft am grossten wenn die Relativgeschwindigkeit des Massenpunkts senkrecht zur Rotationsachse des Bezugssystems also der Prazessionsachse steht Das geschieht am oberen und unteren Punkt der Kreisbahn mit entgegengesetzten Vorzeichen der Corioliskraft Weitere Beispiele Kollermuhle Dort erhoht das Umlaufen der Muhlsteine den Druck auf die Unterlage was wie im Fall der Prazession je nach Wahl des beschleunigten Bezugssystems durch eine Eulerkraft oder eine Corioliskraft zu erklaren ist Formeln Bearbeiten Notation Bearbeiten Um zwischen den Grossen eines Objektes Ort Geschwindigkeit Beschleunigung in zwei Bezugssystemen zu unterscheiden wird fur die Beobachtungen im Inertialsystem die normale Notation im verwendet und fur das beschleunigte Bezugssystem jeweils der gleiche Buchstabe mit einem Apostroph engl prime Letzteres wird dann auch als gestrichenes Bezugssystem bezeichnet und alle darauf bezogenen Grossen erhalten zur sprachlichen Unterscheidung den Zusatz Relativ Der Subindex B displaystyle B steht fur den Ursprung des gestrichenen Bezugssystems Bedeutungm displaystyle m Masse des betrachteten Korpers r displaystyle vec r Position des Objektes in S Inertialsystem r displaystyle vec r Relativposition des Objektes in S Nicht Inertialsystem v r displaystyle vec v dot vec r Geschwindigkeit des Objektes in Sv displaystyle vec v Relativgeschwindigkeit des Objektes in S a v displaystyle vec a dot vec v Beschleunigung des Objektes in Sa displaystyle vec a Relativbeschleunigung des Objektes in S r B displaystyle vec r B Position des Ursprungs von S in Sv B r B displaystyle vec v B dot vec r B Geschwindigkeit des Ursprungs von S in Sa B v B displaystyle vec a B dot vec v B Beschleunigung des Ursprungs von S in Sw displaystyle vec omega Winkelgeschwindigkeit des Systems S in Sa w displaystyle vec alpha dot vec omega Winkelbeschleunigung des Systems S in STranslatorisch bewegtes Bezugssystem Bearbeiten Bewegt sich S im Inertialsystem S rein translatorisch also ohne jede Drehung dann bewegen sich alle Punkte die in S ruhen parallel zueinander mit derselben Geschwindigkeit v B displaystyle vec v B wie der Ursprung Eine Relativbewegung im Bezugssystem kommt additiv hinzu Folglich gilt kinematische Grossen in SPosition r r B r displaystyle vec r vec r B vec r Geschwindigkeit v d r d t v B v displaystyle vec v frac d vec r dt vec v B vec v Beschleunigung a d v d t a B a displaystyle vec a frac d vec v dt vec a B vec a Bei als bekannt vorausgesetzter ausserer Kraft F displaystyle vec F gilt im Inertialsystem S die Newtonsche Bewegungsgleichung m a F displaystyle m vec a vec F Wird die Beschleunigung a displaystyle vec a in die Newtonsche Bewegungsgleichung eingesetzt ergibt sich m a B a F displaystyle m left vec a B vec a right vec F Fur die im beschleunigten Bezugssystem unbekannte Beschleunigung a displaystyle vec a ergibt sich dann m a F m a B F F T displaystyle m vec a vec F m vec a B vec F vec F T Wird die Tragheitskraft F T displaystyle vec F T in dieser Form mit berucksichtigt kann man die ganze Newtonsche Mechanik auch im beschleunigten Bezugssystem anwenden Allgemein beschleunigtes Bezugssystem Bearbeiten Bei der Ableitung eines Vektors der in einem rotierenden Bezugssystem gegeben ist muss die Winkelgeschwindigkeit w displaystyle vec omega und die Winkelbeschleunigung w displaystyle dot vec omega des Bezugssystems berucksichtigt werden Die kinematischen Beziehungen lauten kinematische Grossen in SPosition r r B r displaystyle vec r vec r B vec r Geschwindigkeit v d r d t v B w r v displaystyle vec v frac d vec r dt vec v B vec omega times vec r vec v Beschleunigung a d v d t a B w w r w r 2 w v a displaystyle vec a frac d vec v dt vec a B vec omega times vec omega times vec r dot vec omega times vec r 2 vec omega times vec v vec a Setzt man die Absolutbeschleunigung a displaystyle vec a in die Newtonsche Bewegungsgleichung ein ergibt sich m a B m w w r m w r 2 m w v m a F displaystyle m vec a B m vec omega times vec omega times vec r m dot vec omega times vec r 2m vec omega times vec v m vec a vec F Aufgelost nach dem Term mit der Relativbeschleunigung folgt m a F m a B m w w r F z e n t r i f u g a l m w r F E u l e r 2 m w v F C o r i o l i s F F T displaystyle m vec a vec F quad m vec a B quad underbrace m vec omega times vec omega times vec r vec F mathrm zentrifugal quad underbrace m dot vec omega times vec r vec F mathrm Euler quad underbrace 2m vec omega times vec v vec F mathrm Coriolis vec F vec F T Der Term F T m a B F z e n t r i f u g a l F E u l e r F C o r i o l i s displaystyle vec F mathrm T m vec a B vec F mathrm zentrifugal vec F mathrm Euler vec F mathrm Coriolis ist die Tragheitskraft die zusatzlich zur Kraft F displaystyle vec F im beschleunigten Bezugssystem berucksichtigt werden muss Der Ausdruck m a B displaystyle m vec a B ruhrt von der Beschleunigung des Bezugssystems her und hat keinen besonderen Namen 7 Weiter ist F z e n t r i f u g a l m w w r displaystyle vec F mathrm zentrifugal m vec omega times vec omega times vec r die Zentrifugalkraft Die Zentrifugalkraft ist auf einer Achse die durch den Ursprung des Bezugssystems geht und in Richtung der Winkelgeschwindigkeit zeigt Null Der Term F E u l e r m w r displaystyle vec F mathrm Euler m dot vec omega times vec r wird hier nach 8 103 als Eulerkraft bezeichnet in 9 als lineare Beschleunigungskraft Der Term F C o r i o l i s 2 m w v displaystyle vec F mathrm Coriolis 2m vec omega times vec v ist die Corioliskraft Kraftefreie Bewegung Bearbeiten Entfallt die aussere Kraft F displaystyle vec F so berechnet sich die unbekannte Relativbewegung im beschleunigten Bezugssystem ausschliesslich durch die Tragheitskraft F T displaystyle vec F T Um die Tragheitskraft zu berechnen ist die Kenntnis eines Inertialsystems hier erforderlich m a F T displaystyle m vec a vec F T Anwendungsfall Wie bewegen sich die Funken wenn sie sich von der Schleifscheibe ablosen Vorgegebene Bewegung Bearbeiten Ist die Relativbewegung bekannt z B durch die Beobachtung von Planetenbahnen in einem erdfesten System kann daraus auf die Gesamtkraft geschlossen werden F F T m a displaystyle vec F vec F T m vec a Kann eine aussere Kraft ausgeschlossen oder vernachlassigt werden z B bei den Funken die sich von der Schleifscheibe losen kann die Tragheitskraft berechnet werden die fur die vorgegebene Bewegung erforderlich ist Dabei muss die Bewegung des Bezugssystems selbst nicht berucksichtigt werden F T m a displaystyle vec F T m vec a Tragheitskraft und Machsches Prinzip Bearbeiten Hauptartikel Machsches Prinzip Im Rahmen der Newtonschen Mechanik ist es moglich theoretisch schon einem einzigen Korper im ansonsten leeren Universum Eigenschaften wie Ort Geschwindigkeit Beschleunigung Tragheit und damit auch Tragheitskraft zuzuschreiben Die begriffliche Grundlage hierfur sind die Annahmen eines absoluten Raums und einer absoluten Zeit die durch die Spezielle Relativitatstheorie und die Allgemeine Relativitatstheorie aber als unhaltbar erkannt wurden Schon vorher hatte Ernst Mach in einem nach ihm benannten Prinzip gefordert die Gesetze der Mechanik so abzufassen dass nur die Relativbewegungen der im Weltall verteilten Massen eine Rolle spielen Dann mussen aber auch Tragheit und Tragheitskraft eines Korpers auf einer Wechselwirkung mit anderen Korpern beruhen Gravitationskraft als Tragheitskraft BearbeitenBegriffsbildung Bearbeiten Die erste der oben beschriebenen Tragheitskrafte F T m a B displaystyle vec F T m vec a B hat alle Eigenschaften eines homogenen Schwerefelds F S m g displaystyle vec F S m vec g Sie ist proportional zur Masse des Korpers und hangt ansonsten von keinen anderen seiner Eigenschaften ab Sie lasst sich an ihren Wirkungen daher nicht von einer effektiven Schwerkraft gemass g a B displaystyle vec g vec a B unterscheiden Nur wenn die Schwerebeschleunigung g displaystyle vec g eine im betrachteten Bezugssystem von vornherein feststehende Grosse ist wie sie etwa durch das Newtonsche Gravitationsgesetz oder durch die im Alltag und in der Technik ubliche Festsetzung der Erdbeschleunigung g displaystyle g bestimmt ist ist auch eine Tragheitskraft der Form F T m a B displaystyle vec F T m vec a B eindeutig zu identifizieren Anderenfalls konnte man von einem mit a B displaystyle vec a B beschleunigten Bezugssystem sagen es handle sich um ein Inertialsystem in dem eine Schwerebeschleunigung g displaystyle vec g herrscht In diesem Sinn gilt daher auch ein geradlinig beschleunigtes Bezugssystem als Inertialsystem Zu einem gegebenen Gravitationsfeld g displaystyle vec g lasst sich stets ein beschleunigtes Bezugssystem definieren in dem die effektive Schwerebeschleunigung g displaystyle vec g die Gravitationskrafte gerade kompensiert und zwar unabhangig von der Bewegung und der Art des Korpers Dazu muss dieses Bezugssystem nur mit a B g displaystyle vec a B vec g beschleunigt sein d h es muss gegenuber dem ruhenden System einen freien Fall ausfuhren Innerhalb des fallenden Bezugssystems wurden weder Gravitations noch Tragheitskrafte zu beobachten sein da sie sich ja exakt aufheben Allerdings gilt dies wegen der Inhomogenitat eines jeden realen Gravitationsfelds immer nur lokal d h genahert in einem hinreichend kleinen Raumgebiet Diese Beobachtung lasst sich umdeuten indem man das frei fallende Bezugssystem als das hier allein gultige Inertialsystem definiert Dann ist das vorherige Bezugssystem in dem Gravitation herrscht kein Inertialsystem mehr denn von dem neuen Inertialsystem aus gesehen bewegt es sich entgegengesetzt zum freien Fall also beschleunigt In diesem System treten dann Tragheitskrafte auf die exakt mit den vorher dort festgestellten Gravitationskraften ubereinstimmen und sie daher vollstandig erklaren konnen Unter einem Inertialsystem versteht man dann nur ein solches in dem keine Gravitation herrscht Gravitationskraft als ein eigenstandiges Phanomen existiert in dieser Beschreibung nicht Sie wird zu einer Tragheitskraft die nur in Bezugssystemen auftritt die keine solchen Inertialsysteme sind Diese Feststellung ist gleichbedeutend mit dem Aquivalenzprinzip der Grundlage der allgemeinen Relativitatstheorie Im Rahmen der allgemeinen Relativitatstheorie muss allerdings das Prinzip fallen gelassen werden dass ein fur das ganze Universum gultiges Inertialsystem mit euklidischer Geometrie definiert werden kann Fur hinreichend kleine Bereiche von Raum und Zeit lassen sich jedoch weiterhin Inertialsysteme definieren Die gesamte Raumzeit wird durch eine vierdimensionale gekrummte Mannigfaltigkeit beschrieben Die allgemeine Relativitatstheorie geht uber das Newtonsche Gravitationsgesetz hinaus und ist die heute anerkannte Theorie der Gravitation Beispiel Bearbeiten Als Beispiel sei erklart warum ein Fahrgast in einem bremsenden Zug auf horizontaler Strecke das gleiche Erlebnis hat wie bei gleichformiger Fahrt auf abschussiger Strecke In dem bremsenden Wagen ergibt die Summe der nach unten gerichteten Gravitationskraft und der nach vorne gerichteten Tragheitskraft eine Gesamtkraft die schrag nach vorne gerichtet ist Um ruhig stehen zu konnen muss die Gesamtkraft aber langs der Korperachse vom Kopf zu den Fussen gerichtet sein weshalb man sich entweder nach hinten neigen oder durch Festhalten eine dritte Kraft ins Spiel bringen muss mit der die Gesamtkraft wieder senkrecht zum Wagenboden ist Das Gleiche zeigt sich wenn der Wagen steht oder mit konstanter Geschwindigkeit fahrt aber die Strecke abschussig ist Dann wirkt keine der Tragheitskrafte aus der Newtonschen Mechanik aber die Gravitationskraft zieht nicht mehr im rechten Winkel zum Boden sondern schrag nach vorne Fasst man die Gravitationskraft auch als Tragheitskraft auf ist die Erklarung in beiden Fallen die gleiche Siehe auch BearbeitenKreiselwirkung oder Gyroskopischer Effekt die d Alembertsche Tragheitskraft bei einer Drehbewegung g Kraft Tragheitskraft im AlltagWeblinks BearbeitenTragheitssatz im beschleunigten System Schulerniveau bei LEIFI Isaac Newton Ubersetzung V Schuller Die mathematischen Prinzipien der Physik Philosophiae Naturalis Principia Mathematica Gruyter 1999 ISBN 3 11 016105 2 Definition III in der Google Buchsuche Anmerkungen Bearbeiten Euler ging von der Frage aus ob das aus den Planetenbeobachtungen erschlossene Kraftgesetz der Gravitation dadurch verfalscht sein konnte dass der Beobachter sich mit der Erde selber beschleunigt bewegt hat Einzelnachweise Bearbeiten Dieter Meschede Gerthsen Physik 21 Auflage Springer 2001 ISBN 3 540 42024 X S 55 25 Auflage S 41 Kontaktkrafte und Fernkrafte in der Google Buchsuche a b D Gross W Hauger J Schroder W A Wall Technische Mechanik 3 Kinetik 11 Auflage Springer Vieweg Verlag Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 11263 8 doi 10 1007 978 3 642 11264 5 Bewegung eines Massenpunktes Dietmar Gross Werner Hauger Jarg Schrader Wolfgang A Wall Technische Mechanik Band 3 Kinetik 10 Auflage Gabler Wissenschaftsverlage 2008 S 191 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche S 191 Wir schreiben nun F ma 0 und fassen das negative Produkt aus der Masse m und der Beschleunigung a formal als eine Kraft auf die wir D Alembertsche Tragheitskraft FT nennen FT ma Diese Kraft ist keine Kraft im Newtonschen Sinne da zu ihr keine Gegenkraft existiert sie verletzt das Axiom actio reactio wir bezeichnen sie daher als Scheinkraft Max Jammer Der Begriff der Masse in der Physik Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1964 Giulio Maltese On the Relativity of Motion in Leonhard Euler s Science In Archives for History of Exact Sciences Springer Verlag Band 54 2000 S 319 348 a b Siehe Video Uni Wurzburg Vereinzelt wird die Bezeichnung Einsteinkraft verwendet die in anderem Kontext aber ganzlich anders gebraucht wird Verwendung des Begriffs Einsteinkraft S 5 PDF 130 kB Cornelius Lanczos The Variational Principles of Mechanics Courier Dover Publications New York 1986 ISBN 0 486 65067 7 S 88 110 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Accordingly the force of inertia I has to be defined as the negative rate of change of momentum I d dt mv The definition of the force of inertia requires an absolute reference system in which the acceleration is measured This is an inherent difficulty of Newtonian mechanics keenly felt by Newton and his contemporaries The solution of this difficulty came in recent times through Einstein s great achievement the Theory of General Relativity Eckhard Rebhan Theoretische Physik I Spektrum Heidelberg Berlin 1999 ISBN 3 8274 0246 8 S 66 Literatur BearbeitenJ W Warren Understanding Force John Murray 1979 ISBN 0 7195 3564 6 Deutsche Ubersetzung Verstandnisprobleme beim Kraftbegriff PDF 395 kB S 15 ff Istvan Szabo Einfuhrung in die Technische Mechanik 8 Auflage Springer Berlin 1975 ISBN 3 540 03679 2 Richard Feynman Robert Leighton Matthew Sands The Feynman Lectures on Physics Band I Teil 1 deu eng Oldenbourg Munchen 1974 ISBN 3 486 33691 6 Jurgen Dankert Helga Dankert Technische Mechanik 6 Auflage Vieweg Teubner 2011 ISBN 978 3 8348 1375 6 Martin Mayr Technische Mechanik Statik Kinematik Kinetik Schwingungen Festigkeitslehre 6 uberarbeitete Auflage Hanser 2008 ISBN 978 3 446 41690 1 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Nach D Alembert fassen wir den Ausdruck m a displaystyle m vec a in Bewegungsgesetz 8 1 als Hilfskraft auf und nennen sie Tragheitskraft Dieter Meschede Gerthsen Physik Hrsg Christian Gerthsen Dieter Meschede 24 Auflage Gabler Wissenschaftsverlage 2010 ISBN 978 3 642 12893 6 S 41 42 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Krafte die dadurch entstehen dass man den Vorgang in einem bestimmten Bezugssystem beschreibt und die in einem anderen Bezugssystem nicht vorhanden waren Tragheitskrafte Diese gebrauchliche aber etwas irrefuhrende Einstufung der Kraft als Scheinkraft andert allerdings nichts an ihren realen oft katastrophalen Folgen Istvan Szabo Geschichte der mechanischen Prinzipien 3 Auflage Birkhauser Basel 1987 ISBN 3 7643 1735 3 Istvan Szabo Hohere Technische Mechanik 6 Auflage Springer Berlin 2001 ISBN 3 540 67653 8 S Brandt H D Dahmen Mechanik 4 Auflage Springer Berlin 2005 ISBN 3 540 21666 9 Peter Reinecker Michael Schulz Beatrix M Schulz Theoretische Physik I Wiley VCH Weinheim 2006 ISBN 3 527 40635 2 Wolfgang Nolting Grundkurs Theoretische Physik 1 Klassische Mechanik 7 Auflage Springer Berlin 2004 ISBN 3 540 21474 7 Friedhelm Kuypers Klassische Mechanik 8 Auflage Wiley VCH Weinheim 2008 ISBN 978 3 527 40721 7 Agoston Budo Theoretische Mechanik 2 Auflage VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1963 ISBN 3 540 67653 8 Lev D Landau E M Lifschitz Paul Ziesche Mechanik Harri Deutsch 1997 ISBN 3 8171 1326 9 online Hans J Paus Physik in Experimenten und Beispielen 3 aktualisierte Auflage Hanser Verlag 2007 ISBN 978 3 446 41142 5 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tragheitskraft amp oldid 234829679