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Unter einer Bewegungsgleichung versteht man eine mathematische Gleichung mit der man die raumliche und zeitliche Entwicklung eines physikalischen Systems ermitteln kann wenn man seinen Anfangszustand und gegebenenfalls die auf das System wirkenden ausseren Einflusse kennt In der Regel handelt es sich um eine Differentialgleichung zweiter Ordnung Diese Differentialgleichungen sind fur viele Systeme nicht analytisch losbar sodass man bei der Losung geeignete Naherungsverfahren anwenden muss Inhaltsverzeichnis 1 Prinzipien 2 Losung 3 Beispiele 3 1 Bewegungsgleichung eines kraftefreien Masseteilchens 3 2 Bewegungsgleichung eines Teilchens unter Einfluss einer konstanten Kraft 3 3 Bewegungsgleichung der Speziellen Relativitatstheorie 3 4 Bewegungsgleichung der Allgemeinen Relativitatstheorie 3 5 Bewegungsgleichung in der Strukturdynamik 3 6 Quantenmechanik 4 EinzelnachweisePrinzipien BearbeitenZum Aufstellen von Bewegungsgleichungen in der klassischen Physik wird das 2 Newtonsche Gesetz der Lagrange Formalismus oder der Hamilton Formalismusverwendet Darauf basierend ergibt sich die Bewegungsgleichung der Quantenmechanik die Schrodingergleichung In der Technischen Mechanik werden das 2 Newtonsche Gesetz das Prinzip der virtuellen Arbeit D Alembertsches Prinzip das Prinzip der virtuellen Leistung Prinzip von Jourdain das Prinzip des kleinsten Zwangesverwendet Losung BearbeitenDie Losung der Bewegungsgleichung ist die Trajektorie auf der sich das System bewegt Sie ist abgesehen von einigen einfachen Fallen siehe Beispiele unten meist nicht in analytisch geschlossener Form darstellbar und muss uber numerische Methoden gewonnen werden Dies ist z B zur Ermittlung der Trajektorien dreier Himmelskorper die sich gegenseitig gravitativ anziehen erforderlich siehe Dreikorperproblem Zur Losung eines N Teilchensystems lasst sich die discrete element method anwenden In einfachen Fallen wird die geschlossene Losung als Bahngleichung bezeichnet Beispiele BearbeitenEine allgemeine Form der Bewegungsgleichung in der klassischen Physik lautet beispielsweise d p d t i F i displaystyle frac mathrm d vec p mathrm d t sum i vec F i nbsp Oder bekannter d p d t m a i F i displaystyle frac mathrm d vec p mathrm d t m cdot vec a sum i vec F i nbsp Auf der linken Seite steht der Tragheitsterm fur das Teilchen der Masse m displaystyle m nbsp auf der rechten Seite werden alle auf das Teilchen wirkenden Krafte F i displaystyle vec F i nbsp aufsummiert Bewegungsgleichung eines kraftefreien Masseteilchens Bearbeiten Die Bewegungsgleichung lautet in diesem Fall m d 2 r t d t 2 F 0 displaystyle m cdot frac mathrm d 2 vec r t mathrm d t 2 vec F vec 0 nbsp mit F displaystyle vec F nbsp Kraft auf Teilchen 0 m displaystyle m nbsp Masse des Teilchens und r t displaystyle vec r t nbsp zeitabhangiger Ort des TeilchensDie Bahn erhalt man durch zweimaliges Integrieren der Differentialgleichung r t v 0 t r 0 displaystyle vec r t vec v 0 cdot t vec r 0 nbsp mit den Anfangswerten v 0 displaystyle vec v 0 nbsp Geschwindigkeit des Teilchens zu t 0 displaystyle t 0 nbsp r 0 displaystyle vec r 0 nbsp Ort des Teilchens zu t 0 displaystyle t 0 nbsp Das Teilchen bewegt sich also geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit Die Masse m displaystyle m nbsp spielt keine Rolle Bewegungsgleichung eines Teilchens unter Einfluss einer konstanten Kraft Bearbeiten Ein Korper der Masse m displaystyle m nbsp sei der Schwerkraft m g displaystyle m vec g nbsp ausgesetzt m d 2 r t d t 2 m g displaystyle m cdot frac mathrm d 2 vec r t mathrm d t 2 m cdot vec g nbsp Die Bahngleichung lautet r t 1 2 g t 2 v 0 t r 0 displaystyle vec r t frac 1 2 cdot vec g cdot t 2 vec v 0 cdot t vec r 0 nbsp und stellt den ballistischen Parabelwurf dar Fur v 0 0 displaystyle vec v 0 vec 0 nbsp erhalt man den freien Fall Im Fall der Schwerkraft spielt die Masse m displaystyle m nbsp des Korpers also keine Rolle Bewegungsgleichung der Speziellen Relativitatstheorie Bearbeiten In der speziellen Relativitatstheorie wird die Viererkraft definiert als die Ableitung des relativistischen Impulses p nach der Eigenzeit t displaystyle tau nbsp mit F m d p m d t g d p m d t displaystyle F mu frac mathrm d p mu mathrm d tau gamma frac mathrm d p mu mathrm d t nbsp wobei zwischen Eigenzeit und der Zeit t der Zusammenhang d t 1 g d t displaystyle mathrm d tau frac 1 gamma mathrm d t nbsp gilt und g displaystyle gamma nbsp den Lorentzfaktor bezeichnet Aus dieser Bewegungsgleichung folgt dass zwischen den klassischen Grossen der raumlichen Kraft F displaystyle mathbf F nbsp und Beschleunigung a displaystyle mathbf a nbsp zwar ein linearer Zusammenhang besteht aber keine einfache Proportionalitat mehr Fur Anteile von F displaystyle mathbf F nbsp parallel zur Bewegungsrichtung gilt F g 3 m a displaystyle mathbf F gamma 3 m mathbf a nbsp fur senkrechte Anteile hingegen F g m a displaystyle mathbf F perp gamma m mathbf a nbsp 1 Bewegungsgleichung der Allgemeinen Relativitatstheorie Bearbeiten Die Bewegung eines Korpers wird durch die Geodatengleichung der gekrummten Raumzeit beschrieben sofern nur gravitative Krafte auf ihn einwirken Dann bewegt sich der Korper entlang einer Geodaten der Raumzeit Die Geodatengleichung lautet x m G l n m x l x n x m g m r 2 l g n r n g l r r g l n x l x n 0 displaystyle ddot x mu Gamma lambda nu mu dot x lambda dot x nu ddot x mu frac g mu rho 2 left partial lambda g nu rho partial nu g lambda rho partial rho g lambda nu right dot x lambda dot x nu 0 nbsp wobei G l n m displaystyle Gamma lambda nu mu nbsp ein Christoffelsymbol 2 Art ist welches die Abhangigkeit des metrischen Tensors vom Raumzeitpunkt Ereignis d h der Krummung der Raumzeit charakterisiert Bewegungsgleichung in der Strukturdynamik Bearbeiten In der Strukturdynamik ist die Bewegungsgleichung eines dynamisch belasteten Tragwerks die Grundlage der Berechnung M x t D x t K x t f t displaystyle M cdot ddot x t D cdot dot x t K cdot x t f t nbsp Hierbei ist f t displaystyle f t nbsp der Lastvektor des Systems M D displaystyle M D nbsp und K displaystyle K nbsp sind die Masse Dampfungs und Steifigkeitsmatrizen des Tragwerks Der Vektor x t displaystyle x t nbsp enthalt die Verschiebungsgrossen Die matrizielle Aufbereitung entsprechend den Freiheitsgraden einer Struktur eignet sich sehr gut fur eine Computerberechnung zum Beispiel nach der Finite Elemente Methode Quantenmechanik Bearbeiten In der Quantenmechanik gibt es keine Massepunkte denen wie in der klassischen Mechanik zu jeder Zeit ein definierter Ort zugewiesen werden kann Insofern kann es auch keine Bewegungsgleichungen geben deren Losung die Bahnkurve eines Teilchens ist Nichtsdestoweniger bestimmen auch in der Quantenmechanik die Krafte hier ausgedruckt durch Potenziale V x t displaystyle V mathbf x t nbsp das Verhalten der Quantenobjekte An die Stelle der Bewegungsgleichung tritt dann im nicht relativistischen Fall die Schrodingergleichung deren Losungen aber die Wellenfunktionen ps x t displaystyle psi mathbf x t nbsp sind die nur noch statistische Aussagen uber die moglichen Aufenthaltsorte eines Teilchens erlauben Die Schrodingergleichung lautet ℏ 2 2 m D ps V x t ps i ℏ t ps displaystyle frac hbar 2 2m Delta psi V mathbf x t psi i hbar frac partial partial t psi nbsp In der relativistischen Quantenmechanik wird stattdessen die Dirac Gleichung verwendet Einzelnachweise Bearbeiten Albert Einstein Zur Elektrodynamik bewegter Korper In Annalen der Physik 322 10 1905 S 919 Online 1 Online 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bewegungsgleichung amp oldid 236891900